This is England – Die authentische 80er Serie jetzt komplett bei ARTE

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Die britische Film- und Miniserienreihe „This is England“ ist eine umwerfende Darstellung des Großbritanniens der 80er-Jahre und zeigt an einer Gruppe von Jugendlichen die sozialen und politischen Änderungen dieser Zeit. Bei ARTE gibt es jetzt die komplette Reihe, die von Shane Meadows geschrieben wurde, als Zeitreise in das England der Thatcher-Ära, die auch durch eine tolle Musikauswahl untermalt wird.

Neben dem Pilotfilm gibt es drei weitere Staffeln, die jeweils eine andere Zeitspanne aufgreifen. Sie zeigen die sozialen und politischen Herausforderungen in Großbritannien, die von Rassismus, Klassenschranken, persönliche Identität und die Suche nach Zugehörigkeit geprägt sind. Die Charaktere reflektieren den damaligen Zeitgeist und greifen jeweils unterschiedliche Aspekte auf. Die Serie bietet auch einen Einblick in die Veränderungen in der britischen Gesellschaft und Jugendkultur während dieser turbulenten Zeit. Da alle Filme mit relativ großem Abstand gedreht wurden (zwischen 2006 und 2015) durchlaufen auch die Schauspieler eine entsprechende Entwicklung, was die Charaktere in vielen Bereichen besonders glaubwürdig macht.

ARTE zeigt die Filme und die Serie allerdings im englischen Originalton mit deutschen Untertiteln, in deutscher Synchronisation findet man die Serie zurzeit nur als DVD/Blu-ray oder vereinzelt auch bei Streaming-Anbietern. Darüber hinaus gibt es noch eine Einschränkung: Ohne Anmeldung und Altersnachweis kann man die Serie erst nach 22 Uhr anschauen, da ARTE den Inhalt für „empfindsame“ Zuschauer nicht geeignet hält.

This is England (Pilotfilm 2006)


Der Pilotfilm zieht uns in das Großbritannien 1983. Der 12-jährige Shaun lebt zusammen mit seiner Mutter, nachdem sein Vater beim Falklandkrieg 1982 ums Leben gekommen ist. Der Außenseiter, der in der Schule oft wegen seiner ärmlichen Kleidung oft gehänselt wird, freundet sich mit einer Gruppe Skinheads an, die den Jungen in ihre Gruppe integrieren. Im späteren Verlauf des Films spaltet sich die Gruppe durch die Vereinnahmung durch nationalistische Einflüsse. Der Film thematisiert den zunehmenden Rechtsruck in der englischen Gesellschaft, weil man Ausländern die Schuld an der zunehmenden Arbeitslosigkeit und der sich ausbreitenden Armut gibt. Über den Film habe ich übrigens an dieser Stelle schon mal berichtet.

This is England ’86 (1. Staffel – 2009)

this is england 86 screenshot

 

Shaun ist mittlerweile 15 Jahre alt und steht kurz davor, die Schule zu beenden. Welchen Platz er auf dieser Welt finden wird, ist völlig ungewiss. In Mexiko läuft währenddessen die Fußball-Weltmeisterschaft, Chris de Burgh ist in den Charts auf dem ersten Platz und im von Margaret Thatcher regierten Großbritannien gibt es zu dieser Zeit 3,4 Millionen Arbeitslose. Shauns Freunde, Woody, Lol, Smell, Gadget und Meggie suchen derweil nach Liebe, Unterhaltung und vor allem Arbeit. Combo kommt möglicherweise wieder zurück, das Schicksal von Milky soll sich aufklären und die bevorstehende Hochzeit zwischen Woody und Lol wird abgesagt.

### Hier geht es direkt zu Folge 1 der ersten Staffel in der ARTE-Mediathek ###

This is England ’88 (2. Staffel – 2011)

Screenshot aus der Serie This is England 88Weihnachten 1988. In der festlichen Atmosphäre stehen die Bedeutung von Familie, Zusammenhalt und der Wunsch nach einem Neuanfang im Vordergrund. Für die Charaktere ist dieser Abschnitt geprägt von tiefgreifenden Entwicklungen. Die Serie nimmt sich sensibel und authentisch Themen wie Drogenabhängigkeit, familiäre Konflikte, Liebe und Verlust an. Die Charaktere werden in ihrer menschlichen Komplexität und Verletzlichkeit dargestellt, und wir erleben mit ihnen ihre Höhen und Tiefen. Woody startet voller Tatendrang eines neues Leben, das allerdings so gar nicht zu ihm passt, Lol kämpft mit ihren Dämonen und Shaun manövriert seine Beziehung mit Smell an den Abgrund.

### Hier geht es direkt zu Folge 1 der zweiten Staffel in der ARTE-Mediathek ###

This is England ’90 (3. Staffel – 2015)

Screenshot aus der Serie this is england 90Shaun ist mittlerweile 19. Smell hat sich von ihm getrennt und er scheint immer noch verloren nach seinem Platz in der Welt zu suchen. Nach den dramatischen Ereignissen von „This is England ’88“ versuchen Lol und Woody eine stabile Beziehung aufzubauen. Die Beziehungen zwischen den anderen Hauptfiguren werden vertieft, und die Dynamik der Gruppe wird auf die Probe gestellt. Die Serie fängt die Stimmung der 1990er Jahre ein, insbesondere die aufkommende Rave-Kultur, und thematisiert die sozialen und politischen Veränderungen dieser Ära. Ohne zu viel vorwegzunehmen, endet „This is England ’90“ mit einer bewegenden Mischung aus emotionalen Höhepunkten und Herausforderungen für die Charaktere. Aufgeteilt in 4 Jahreszeiten führt die Serie Jugendkultur, Jugendliche und ein ganzes Land aus den 80er-Jahren in ein neues Jahrzehnt.

### Hier geht es direkt zu Folge 1 der dritten Staffel in der ARTE-Mediathek ###

This is England – Fazit

Honestly? Falsches Land, meine Zeit. Ich finde so viele Anknüpfungspunkte an meine eigene Jugend, dass sich alles irgendwie vertraut und doch irgendwie fremd anfühlt. Ich habe bei Weitem nicht so viel erlebt und auch mit Sicherheit nicht so viel Mist gebaut wie die Charaktere, kann aber den Zeitgeist, die Stimmung und natürlich auch den Style total nachvollziehen. Allerdings in einem anderen Land.

Für mich die authentischste Serie über diese Zeit. Passendere Schauspieler hätte man nicht finden können und das Drehbuch von Shane Meadows sprüht vor Erfahrungen. Auch musikalisch eine Entdeckungsreise fernab von dem, was man sonst so gehört hat. Natürlich sind Charaktere und Erlebnisse überspitzt und komprimiert, aber so bleibt es wenigstens spannend.

Für Fans der Serie: Ja, ich habe alle Folgen zum 5. mal geguckt. Und ich bin so traurig, dass Smell und Shaun es nicht geschafft haben, dass ich die Wände hochgehen könnte! Das der sich mit dem Mädchen aus dem Schauspielkurs eingelassen hat. Disgusting!

 

Linie 1 – Musical, Film und Sozialstudie der 80er-Jahre

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Eins vorweg: Musicals sind nicht meins. So überhaupt nicht, denn das Gesinge und Gehopse zwischen den Theaterpassagen darin nervt mich ungemein. Da Ausnahmen aber die Regel bestimmen, gibt es tatsächlich ein Musical, das ich richtig gut finde, sowohl auf der Bühne als auch in der Verfilmung, um die es hier geht. „Linie 1“ ist zum einen 80er-Jahre-Nostalgie pur und liefert zum anderen auf humorvolle Art etliche Sozialstudien. Und es kommen einige coole bis szenige Looks darin vor!

Die U-Bahn-Linie 1, die mittlerweile eine zum Teil veränderte Streckenführung hat, durchfuhr etliche Westberliner Kieze mit völlig unterschiedlichem Sozialstrukturen. Vom mondänen Wilmersdorf über den stark frequentierten und kriminalitätsbelasteten Bahnhof Zoo – bekannt auch durch Christiane F. – bis zum schmuddelig-anarchischen Kreuzberg mit hohem Migrantenanteil.

Linie 1 – Die Geschichte

Sunny, eine naive Teenagerin aus der Provinz, ist von zu Hause abgehauen und auf der Suche nach dem Rockstar Johnny. Der hat sie bei einem Auftritt rumgekriegt und ihr die große Liebe geschworen. Nun ist sie von ihm schwanger und folgt seiner Aufforderung, zu ihm nach Berlin zu kommen, wenn sie es zu Hause nicht mehr aushält.

Am Bahnhof Zoo (der einzige Fernbahnhof des damaligen Westberlins) angekommen, fragt sich durch, um zu Johnnys Adresse nach Kreuzberg zu kommen. Wie es für Berlin typisch ist, sind die meisten Passagiere in Hektik oder zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um zu helfen. Die wenigen Leute, die sie beachten, sind zumeist fragwürdige Gestalten.

Sunny begibt sich mit der legendären U-Bahn-Linie 1 Richtung Kreuzberg, wo sie an der Endhaltestelle auf Bambi trifft, der auch nicht ganz „sauber“ zu sein scheint, ihr aber zu helfen verspricht. Solange Bambi sich auf die Suche nach Johnny macht – die angegebene Adresse existiert laut seiner Aussage nicht – reist Sunny auf sein Geheiß zurück zum Bahnhof Zoo, um dort auf ihn zu warten.

Während der Rückfahrt und dem Aufenthalt am Bahnhof begegnet sie weiteren schrägen, zwielichtigen und traurigen Gestalten, muss vor einem Zuhälter und einem mysteriösen Verfolger flüchten und landet erneut in der U-Bahn Linie 1. Hier macht sie weitere Bekanntschaften und Beobachtungen, quer durch alle Gesellschaftsschichten und soziale Gefüge. Wer öfter in öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, wird hier einige wohlvertraute Szenen finden, die zuweilen mit den Augen rollen oder schmunzeln lassen – oder betroffen und nachdenklich machen.

Ob Sunny ihren Schwarm Johnny wiederfindet und wie die Geschichte ausgeht, werde ich natürlich nicht verraten.

Linie 1 – Vom Theater auf die Leinwand

Ich habe kurz nach der Jahrtausendwende einmal das Theaterstück Linie 1 gesehen, was ich auch sehr gelungen fand (den Film habe ich erst viel später kennengelernt). Es ist seit 1986 eine feste Größe im Berliner Grips-Theater Programm, immer wieder leicht abgewandelt und mit aktuellen politischen und sozialen Themen, die verarbeitet werden.

Der Film, 1988 gedreht, ist trotz deutlicher 80er-Jahre-Couleur absolut zeitlos. Es gibt Gruftis, Punks, Rocker, Zuhälter, Obdachlose, Alkies, Familien, Schüler und mehr oder weniger normale Normalos. Sie passen gut zur Rahmenhandlung und die Rollen sind sehr gut besetzt. Übrigens spielen einige Schauspieler gleich mehrere Rollen, bei manchen erkennt man es, bei anderen hingegen kaum. Die Handlung spielt komplett in Bahnhöfen und U-Bahn-Zügen. Die vielen, wenn auch zum Teil überzeichneten Charaktere, machen den Charme aus. Die Gesangseinlagen sind meist witzig-bissig, aber zum Teil auch gesellschaftskritisch oder sogar traurig.

Als Kind, in den 80ern und zu Mauerzeiten, bin ich nicht selbst mit dieser Linie gefahren, weil ich ganz am nördlichen Stadtrand wohnte und wir, wenn wir mal in die City fuhren, das Auto nahmen. Aber seit Anfang der 90er, wo ich wieder in Berlin lebte und mit Freunden das Nachtleben unsicher machte, war ich hier gelegentlich unterwegs. Eine ehemalige Freundin lebte in Spandau und wir fuhren von dort oft nach Ruhleben und dann die komplette Strecke bis zum Bahnhof Schlesischen Tor (und weiter nach Treptow zu Veranstaltungen auf der Insel der Jugend). Und wenn ich zu Veranstaltungen im ehemaligen „Kato“ direkt im Bahnhof Schlesisches Tor fuhr, war natürlich auch die U1 unumgänglich. Aber darüber hinaus war und bin ich nicht häufig auf dieser Linie unterwegs. Kreuzberg ist immer noch multikulti, aber auch massig gentrifiziert und hip geworden, der Kurfürstendamm wie die gesamte City West eher auf dem absteigenden Ast, daher dürften sich die Fahrgäste auf den einzelnen Abschnitten nicht mehr so deutlich unterscheiden wie damals.

Arbeitsgruppe Lobotomie: Nachjustierung meines Blickwinkels und eine legendäre Liveshow

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Über die Münchener Band „Arbeitsgruppe Lobotomie“ habe ich bereits im Jahr 2021
einen Artikel verfasst, und die mir damals gänzlich unbekannte Truppe sehr eindeutig nach meinen persönlichen Maßstäben als aktives Mitglied der schwarzen Szene bewertet. Sehr eindeutig deshalb, da meine Ansichten niemals neutral und objektiv waren und sind, ganz im Gegenteil. Ich vertrete eine Haltung, die im Jahr 2023 innerhalb unserer Subkultur nicht allzu weitverbreitet zu sein scheint, nämlich die kompromisslose Abgrenzung nach Rechtsaußen.

Für mich ist der Mythos des „unpolitischen Gruftis“ spätestens seit den Corona-Jahren hinfällig, unzählige Statements verschiedener namhafter Künstler (wie zum Beispiel von Dero Goi (ehemals Oomph!), Steve Naghavi (And One) und vieler anderer Schwurbelköpfe) kann man nur noch durch aktives Wegschauen oder hirnlosen Konsum ignorieren.

Was hat mich überhaupt zu einer weiteren Betrachtung der Arbeitsgruppe Lobotomie geführt?

Schon vor Längerem habe ich eher zufällig den Frontmann der Band, Bakunin Eisner, persönlich kennengelernt, und ich würde lügen, würde ich behaupten, dass die Sympathie hier nicht instant da war. Zudem war ihm bei den Ersten unserer Begegnungen nicht sofort klar, dass ich der Verfasser eines Artikels auf Spontis über seine Band war, was mich in die komfortable Lage versetzte, ihm ganz grundsätzlich mal etwas auf den Zahn zu fühlen bezüglich seiner Band, den weiteren Plänen, seiner eigenen Einstellung gegenüber verschiedenster Entwicklungen sowohl innerhalb der Szene als auch generell in der Gesellschaft.

Es stellte sich dabei als positiv heraus, dass sowohl Bakunin als auch die anderen Bandmitglieder weiter vom politisch rechten Spektrum entfernt sind als Nachtmahr von guter Musik, und dass die Arbeitsgruppe Lobotomie innerhalb kürzester Zeit eine aus meiner Sicht bemerkenswerte Weiterentwicklung durchlaufen hat.

Ganz generell kann ich feststellen, dass die optische Aufmachung ihrer digitalen Präsenz immer noch voll umfassend in einem Sepia-Farbton gehalten ist, das muss man nicht mögen, aber so präsentiert die Band sich in einem einheitlichen Image, das mittlerweile auch nicht mehr von Uniformen geprägt ist. Des Weiteren wurden auf ihrem Youtubekanal knapp 30 Videos veröffentlicht, 6 davon sind Videoauskoppelungen aus ihrem aktuellen Album „Unerhört“, und hier steige ich etwas tiefer ein.

Ich wurde in den letzten Jahren (und werde es vermutlich auch nie) kein Freund der „neuen deutschen Härte“ und den sämtlichen daraus abgeleiteten Spielarten dieses Genres, aber eines kann ich ganz klipp und klar beim bloßen Anhören der Songs aus den 6 neueren Videos feststellen:

Die musikalische Qualität hat hier mehrere Sprünge nach vorn gemacht und bewegt sich mittlerweile auf einem wirklich gut produzierten Niveau, von „mittelmäßig“ gibt es hier kein Fünkchen mehr zu hören. Die Instrumentalisierung klingt wie aus einem Guss, die Gitarren klar und knackig, der Gesang sowohl von Bakunin Eisner als auch von Luna Tick fügen sich perfekt in das musikalische Gesamtbild ein. Und auch textlich bemerke ich eine Entwicklung weg von allzu zweideutigen Versen, hin zu intelligenter, klar verständlicher und berechtigter Gesellschaftskritik.

Den größten Pluspunkt kann die Arbeitsgruppe Lobotomie bei der visuellen Umsetzung ihrer neueren Werke verbuchen. Die Videos sind durchgängig
hochwertig, abgedreht und gut anzusehen, stecken teilweise voller absurder (aber nie peinlicher) Ideen und werden auch nicht langweilig, die Band hat in jedem Clip sehr viel Liebe ins Detail gesteckt. Mein persönliches Highlight ist eine Sequenz aus „lebendiges Ersatzteillager“, in der der Frontmann gewaltsam zu einer Art Schlachtbank geführt wird und währenddessen ein Madonna-Shirt trägt, wie geil ist das bitte?!

Abseits der offiziellen Veröffentlichungen war ich als fleißiger Konzertbesucher natürlich sehr auf eine Liveshow der Band gespannt und dazu wurde ich auch eingeladen. Im Vorfeld war mir klar, dass die Band hier die größte Hürde nehmen muss und ich es auch ehrlich hier berichten würde, sollte das Konzert ein Reinfall werden. Da bisher keine Liveaufnahmen existieren, wusste ich null, was mich erwartet, dementsprechend groß war die Neugierde. Und was soll ich sagen: Der Liveauftritt der Arbeitsgruppe Lobotomie in München war, mit einem Wort beschrieben – OUTSTANDING.

Vielleicht fragt sich hier ein Leser, der auch meinen ersten Artikel kennt, ob ich wohl bezahlt wurde, oder an meiner eigenen Lobhudelei ersticke, aber beides ist nicht der Fall. Ohne jede Übertreibung und nach bestem Wissen und Gewissen kann ich sagen, ich habe selten so eine dermaßen geniale Liveshow gesehen und erlebt. Was hier geboten wurde, lässt sich eigentlich kaum wiedergeben. Die Band trat live zu viert auf, mit einem Gitarristen, einem Sänger und einer Sängerin, und einer Tänzerin, die das gesamte Set quasi begleitet. Wenn ich mich richtig erinnere, hat Bakunin Eisner als Frontmann vor jedem Song in sekundenschnelle das Outfit gewechselt, es gab choreografierte Tanzeinlagen, schwarze Luftballons mit einer Message, und einen „Nazi-Offizier“ in Männer-Reizunterwäsche. Die Jungs und Mädels könnten das eigentlich nur noch toppen, indem sie direkt den Saal in die Luft sprengen, das war wirklich ganz großes Kino, professionell vorgetragen und absolut mitreißend.

In diesem Sinne schaut euch das selber an und lasst euch überraschen!

Nachjustierung des eigenen Blickwinkels

Manchmal wird man eben überrascht, wenn man nicht blind und taub, im Tunnelblick, auf der ewig gleichen Schiene fährt. Dinge ändern sich, Menschen ändern sich, Zeiten ändern sich, alles ist im Wandel. Gerade im Internet werden teils jahrzehntealte Vorwürfe gegen namhafte schwarze Bands reproduziert, die 20 Jahre später einfach lächerlich wirken. Ein Künstler, der in den 90ern in einem Interview für ein XY-Untergrund-Fanzine mal etwas politisch unkorrektes gesagt hat, vielleicht mal eine grenzüberschreitende Bühnenshow, oder Lyrics, Artworks, etc. ablieferte, möglicherweise „aus jugendlichem Leichtsinn“ oder plumper Provokation, darf heute nicht mehr darauf reduziert werden.

Andersherum dagegen verhält es sich ganz ähnlich, wir alle sollten Künstler und Bands, die HEUTE, JETZT, gezielt und in vollem Bewusstsein Lügen und Fakes verbreiten, die hetzen (wogegen auch immer), die irgendeinen pseudospirituellen Müll von sich geben, ganz genau dafür kritisieren. Ein „Starstatus“ darf in der schwarzen Szene kein Freibrief für Fischen im braunen Gewässer sein, auch wenn es mit einem schwarzen Mäntelchen getarnt ist.

Ich halte meinen ersten Artikel zur Arbeitsgruppe Lobotomie genauso für richtig wie meinen jetzigen, die Dinge liegen heute eben anders, und es ist keine Schande seine eigene Meinung zu reflektieren und zu revidieren, und das passende Schlusswort klaue ich hier mal bei einer ehemals sehr populären und kontroversen Gruppe:

Use your brain and think about it

Geheimnis Kölner Melaten – Die Stadt der Toten und sein gruftigster Bewohner

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Der Kölner Melatenfriedhof zählt zu den bekanntesten Friedhöfen in Deutschland, auf dem bereits seit 1810 die Kölner Prominenz begraben liegt. Auch Grufti-Legende Michael Kämpfer, der im letzten Jahr überraschend verstorben ist, hat auf Melaten seine letzte Ruhestätte gefunden. Sein Grab wurde jüngst vom Kölner Stadtanzeiger anlässlich von Allerheiligen präsentiert. Der WDR widmete kurz vor dem Feiertag dem Friedhof, seinen Prominenten und seinen Geschichten eine interessante Dokumentation.

Erstes Grufti-Grab auf Kölner Melaten-Friedhof

Ich hätte nichts anderes erwartet, das Grab von Michael Kämpfer, Grufti-Legende und Betreiber des „Art Of Dark“, hier zu finden. Hier gehört es einfach hin. Hier geht ER einfach hin. Ich war vor knapp einem Jahr erschüttert, von seinem Tod zu lesen.

Der im Dezember 2022 überraschend an einem Hirnaneurysma gestorbene Kämpfer, der mit seiner Frau Jana im Kwartier Latäng wohnte, konnte im Grunde nur hier begraben werden.

Michael Kämpfers Witwe Jana und seine Mutter Gabriele Brohl erzählen, dass die Grabgestaltung ein „echtes Gemeinschaftswerk“ der Grufti-Szene ist: „Die Grabplatte wurde von der Firma Grabmalkunst Fuchs in Dellbrück angefertigt. Ein Unikat. Die Idee dazu kam aus dem engsten Freundes- und Familienkreis. Das Porträt hat ein guter Freund und gnadenlos talentierter Tätowierer und Künstler – Tommy Lee Wendtner aus Siegburg – angefertigt. Die Fledermäuse auf dem Stein sind von Michael zu Lebzeiten gezeichnet worden. Sein Markenzeichen.“

„Knochlutscher“ Kämpfer besuchte den Friedhof bereits 1998 für einen Werbeclip seines Ladens „Art Of Dark“, der inzwischen auch schon legendär sein dürfte, genau wie die kurze Dokumentation des Privatsenders RTL, die 1996 ausgestrahlt wurde. Genau über diesen Beitrag habe ich mit Kämpfer 2016 auch ein Interview geführt, das ihr hier nachlesen könnt.

WDR: Geheimnis Kölner Melaten – Stadt der Toten

Wer noch weitere Gründe sucht, den Kölner Melatenfriedhof zu besuchen, findet in einer aktuellen Sendung des WDR genug spannende Geschichten. In der Serie „Heimatflimmern“ widmet man sich prominenten Gräbern, arbeitet die Geschichte des Friedhofs auf und erzählt, was es hier sonst noch alles zu entdecken gibt. In der Programmbeschreibung ist zu lesen:

Was der berühmte Père Lachaise für Paris ist, ist der Melaten-Friedhof für Köln. Unter alten Linden wacht der Sensenmann über die Gräber einiger der berühmtesten Bürger der Stadt. Hier ruhen zum Beispiel Prominente wie Dirk Bach, Alfred Biolek oder Willy Millowitsch. An der sogenannten „Millionenallee“ finden sich die imposanten Grabstätten der Familien Dumont bis Stollwerk. Der Film zeigt die Schönheit und Einzigartigkeit eines Friedhofs, der nicht nur historische Bedeutung hat, sondern längst auch eine Touristenattraktion ist.

Da ich das Video hier nicht einbinden kann, landet ihr mit einem Klick auf das folgende Bild direkt in der WDR-Mediathek.

Screenshot aus der WDR-Dokumentation über den Kölner Melatenfriedhof
Screenshot aus der WDR-Dokumentation über den Kölner Melatenfriedhof

Bevor ich es vergesse: Ihr könnt natürlich auch in unserer Galerie die zahlreichen Bilder unserer Leser bewundern

Sie sind unter uns! Wie sich die Londoner Gothic-Kultur aus dem Grab erhebt

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Im Londoner „Timeout“ Magazin wird in der aktuellen Ausgabe gerade darüber berichtet, wie sich Gothics der Hauptstadt aus den Gräbern erheben. Autorin Alice Saville hat sich allerdings eingehender mit dem Thema beschäftigt, als ich zunächst gedacht hatte und er ist einfach zu gut, um ihn in einer Wochenschau zwischen anderen Links zu verstecken. „Gothic ist immer ein Symptom für schwierige Zeiten. Zunehmender Nationalismus, die Lebenshaltungskostenkrise, die Pandemie… die Jugendkultur ist wieder im Kommen, weil es Rebellion ist, Freude und Schönheit in der Dunkelheit zu finden.“ Zeit für einen Reaktions-Artikel.

London galt in den frühen 80er-Jahren als Brutstätte der „Goth Culture“, weil sich nahezu alle stilprägenden Bands hier herumtrieben oder gründeten und das Batcave, einen legendären Nachtclub im Stadtteil Soho, als ihr Wohnzimmer betrachteten. Von hier schwappte die Subkultur letztendlich auf das europäische Festland und zog auch hier Jugendliche in ihren Bann. Lange Zeit war es still um Londons Gothics, jetzt widmet man ihnen einen Artikel.

Die Autorin stellt zunächst fest, dass dieses Jahr eine ganze Reihe von Büchern veröffentlicht wurden, die der „Goth-Kultur“ ein Denkmal setzen. John Robbs „The Art of Darkness“ oder Lol Tolhursts Werk „Goth“ buhlen um die Gunst der Leserschaft, während Wednesday Addams in Netflix Remake einen viralen „Goth-Tanz“ zeigt, der bei jungen TikTokern eine ganze Welle von Nachahmungen auslöste. „Tausende von TikTokern ahmten ihren Todesblick und ihre wild fuchtelnden Gliedmaßen nach, in einem ironischen, aber herzlichen Akt der Meuterei gegen eine zunehmend sterile Kulturlandschaft.“ Ich bin mir fast sicher, dass weder Jenna Ortega noch Lol Tolhurst oder John Robb etwas mit Rebellion gegen eine sterile Kulturlandschaft meutern, aber zumindest haben sie das Thema „Goth“ wieder in die Medien gebracht haben. Allerdings hat die gruselige und verstaubte Vergangenheit für die Londoner Goths der Neuzeit, wie Parma Ham und Dahc Dermut VIII einer weniger wichtige Bedeutung:

Kann Gothic im Jahr 2023 wirklich wiedergeboren werden, schaurig wie eh und je? Londons Gruftis glauben das auf jeden Fall, denn sie finden neue Wege, um eine 50 Jahre alte Subkultur aus dem Grab auferstehen zu lassen.

Das Lebensgefühl

Sie wollen nicht die Politik verändern, sondern sehnen sich offenbar nach Wertschätzung für das Ausleben der eigenen Kreativität. Das fühlt sich für die beiden nach einer Rebellion gegen eine Gesellschaft an, die versucht, jeden Funken von Kreativität in vorherbestimmt Bahnen zu leiten. Diese Weisheiten unterscheiden sich allerdings nicht von der vermeintlich verstaubten Vergangenheit, sondern sind die im Grunde die Fortführung ebendieses Lebensgefühls, wie ich finde.

Jedenfalls sind sie sich sicher, dass es in ihrer gemeinsamen Wohnung im Stadtteil Soho, in dem auch einst das Batcave zu finden war, spukt. Hier arbeiten sie an verstörenden Skulpturen, die sie aus Haushaltsgegenständen fertigen und machen sich für gemeinsame Ausflüge in das Londoner Nachtleben zurecht.

Einst strömten die Goths nach Camden wie die Aasgeier zu einer Leiche: Heute ist die Szene zersplittert, aufgeteilt in einmalige Nächte im angesagten East Londoner Club FOLD, in der Colour Factory oder im Electrowerkz, das seit 1987 dunkle Nächte veranstaltet. Dermur scherzt: „Wir kommen immer und überall zu spät, weil es offensichtlich sehr, sehr lange dauert, bis wir uns fertig gemacht haben – am Ende teilen wir uns immer Make-up und Kleidung. Ihre aufwendigen Kostüme aus monochromer Gesichtsbemalung, Lederriemen, Netzstrümpfen, Nieten und hochgesteckten Haaren (Ham muss sich oft auf den Boden eines Taxis legen, um ihre Hochsteckfrisur zu schützen) haben etwas nackt-theatralisches an sich. Aber Dermur besteht darauf, dass Gothic nicht nur ein Kostüm ist, sondern eine Lebenseinstellung.

Er kleidet sich rund um die Uhr als „Goth“ – isst, atmet und lebt diesen Lebensstil, bis die Authentizität aus allen Poren dringt. Für den 57-jährigen Grufti, der ursprünglich aus Illinois stammt, ist es eine Abrechnung mit der eigenen Vergangenheit, wie er betont. Ihm geht es darum, seine eigene Stimme zu finden und seine eigene Wahrheit zu leben.

London bleibt meiner Ansicht nach ein Fluchtort. Niemand nimmt explodierende Miet- und Lebenskosten in der britischen Hauptstadt in Kauf, weil London ein besonders lebenswerter Ort ist. Im Gegenteil. London ist ein kultureller Schmelztiegel, der viel Inspiration und möglicherweise auch Selbsterkenntnis bietet, während er dir mit seinen Lebensumständen jede Energie aus den Gliedern saugt. Du gehst nach London, weil du was erreichen willst oder etwas suchst und bleibst dort hängen, wenn du es nicht schaffst oder nicht fündig wirst. Böse gesprochen.

Verwesende Klänge

Früher konnte man den Soundtrack eines Gothic-Clubs vorhersagen, lange bevor man seine Türen öffnete: Bauhaus, Siouxsie, Killing Joke, die unglücklich benannten Sex Gang Children… und vielleicht eine Prise Marilyn Manson Flamboyanz in den 00er Jahren. Aber die aktuelle Generation der Goths erweitert ihren klanglichen Horizont.“

Tatsächlich wird der Gothic-Sound stets erweitert. Ebenso wie, es die Cosmic Caz im Artikel beschreibt, wird der Sound technoider und experimenteller. „Dark Techno“ der den eher gruseligen Teil der 90er-Hardcore und Trance-Szene wiederbelebt, ist ebenso eine Spielart wie „Nu-Goth„, der vor allem über TikTok und Instagram Verbreitung fand. Allerdings bleibt das nicht ohne Reibungspunkte.

Die Leute schützen die Musik, mit der sie aufgewachsen sind, und wollen Gothic oft als einen bestimmten Sound definieren“, sagt Ham, „aber Gothic ist nicht rebellisch, wenn man dieselbe Musik hört, die schon die Eltern hörten. Wir müssen uns weiterentwickeln und neue Sounds kreieren, und das sollte bedeuten, dass man die Älteren verärgert.

Dark Roots

Die Goth-Kultur kämpft derzeit mit einem schwerwiegenden Paradoxon. Das Internet erleichtert es heute mehr denn je, auf die dunkle Seite zu wechseln und über Nacht zu Experten für deren Klänge und Ästhetik zu werden. Gleichzeitig gibt es aber immer weniger Orte, an denen man sich in die einladende Düsternis des Gothic einhüllen kann.

Die Szene ist raus aus der Pubertät, ist nicht nur erwachsen geworden, sondern mittlerweile überaltert. Außerdem kämpft das, was John Robb in seinem Nostalgie-Schinken „The Art of Darkness“ beschreibt, gegen den Zeitgeist an. Es wird nie mehr so werden wie früher. Keine geheimen Grufti-Treffpunkte, kein Verlangen mehr sich wöchentlich in dunkle Höhlen zu begegnen. Auch die Musik ist nur einen Klick entfernt und das Internet bestimmt, was unter dem Label „Goth“ zu finden ist. „Entdeckungen“ sind den Algorithmen der Streaming-Dienste unterworfen.

Freya Beer, die in auf „Islington Radio“ eine ganz eigene Interpretation einer „Gothic-Disco“ zusammenmixt, schert sich nicht um Konvention und mischt sich eine ganz eigene Version von „Gothic“ zusammen. Leider führt das, was dort zu hören ist, weit weg von einer Stimmung, die Musik aus und für die Szene einfach haben sollte. Oder ist das jetzt schon wieder ein zu „alte“ Sichtweise?

Stichwort alte Sichtweise, es gibt weitere – wenn auch wenige – Passagen des Textes, denen ich überhaupt nicht beipflichten kann:

In den 1980er Jahren gab es in London unzählige Subkulturen in feuchten besetzten Häusern, in denen junge Leute von der Sozialhilfe leben und ihr ganzes Leben einer Szene widmen konnten: Heute bedeutet eine veränderte wirtschaftliche Landschaft, dass Subkulturen an den Rand gedrängt werden. Dennoch findet Robb Hoffnung in der globalen Renaissance des Gothic, denn „in Großbritannien neigen wir dazu, all diese brillanten Kulturen zu schaffen und sie dann zu vergessen, während der Rest der Welt sie sich zu eigen macht“.

Tatsache ist doch, dass junge Londoner immer in feuchten (wenn auch nicht besetzten) Wohnungen leben, weil sich die Mieten der Hauptstadt nicht leisten können und sich darüber hinaus mit verschiedenen Jobs über Wasser halten müssen, weil ihnen kaum noch Sozialhilfe zusteht und der Brexit für ein wirtschaftliches Vakuum sorgt. Dahin gehend hat sich also nicht viel geändert. Oder irre ich mich? Ja, da hat John Robb vielleicht recht. Die Briten haben ein Talent dafür, Dinge, die sie mit den Händen aufgebaut haben, mit dem Hintern wieder einzureißen.

Die Gegenwehr des Mainstreams

Dennoch gibt es einige Hindernisse, die dem Gothic-Stil im Weg stehen, während er die Welt mit einer Flutwelle aus schwarzer Spitze und verschwitztem Kunstleder überschwemmt. Der weltweit zunehmende soziale Konservatismus, der die Gothic-Bewegung so attraktiv macht, bedeutet auch, dass die Machthaber ihr Bestes tun, um Inhalte, die sie als grenzüberschreitend betrachten, zu unterbinden. Jenna Ortegas „Mittwochstanz“ mag auf TikTok zum viralen Hit geworden sein […] Aber die Moderatoren der Plattform entfernen in der Regel Videos, in denen Wörter wie „Tod“ oder „töten“ vorkommen […] Auf Instagram werden Beiträge, die Nacktheit, Blut oder beängstigende Bilder enthalten, mit großer Wahrscheinlichkeit gebannt und die Axt fällt nicht gleichmäßig. Wenn du queer bist, oder POC, oder anderweitig an den Rand gedrängt wirst, ist es wahrscheinlicher, dass der Algorithmus dich versteckt,“ sagt Caz. Man verschwindet einfach.

Wow. Dieses Thema ist spannend und könnte wohl stundenlang diskutiert werden. Ich versuche es in aller Kürze.

Der Kampf gegen die Regulierungen, die im Internet für den besagten Konservatismus sorgen, ist meiner Ansicht nach der Kampf gegen die sprichwörtlichen Geister, die man gerufen hat. Das Internet macht die Dinge, die sonst in Nachtclubs und Ausstellungen stattfanden, einer großen Öffentlichkeit zugänglich. Während eine künstlerische Fetisch-Show in den 80er-Jahren in einem von Türstehern bewachten Club stattfand und höchstens von Fotografen festgehalten wurden, die später in der Dunkelkammer ihre Bilder entwickeln mussten, finden Dinge, die man heutzutage bei Instagram inszeniert, auf dem – überspitzt gesagt – Kinderspielplatz statt. Jeder kann sie sehen. Es ist klar, dass das zu Regulierungen führt. Die schießen allerdings meist über das Ziel hinaus und folgen den gesellschaftlichen Moralvorstellungen, gegen die die Subkultur natürlich rebellieren will.

Die Online-Welt wird immer mehr zensiert“, sagt Ham, der sich auf Instagram eine große Fangemeinde aufgebaut hat, obwohl seine Beiträge regelmäßig gesperrt werden. Wir beschränken so viel von der menschlichen Erfahrung auf das, was für einen 12-Jährigen geeignet ist, obwohl wir alle erwachsen sind. Als Subkultur ist die Gothic-Szene in dieser Hinsicht ziemlich am Arsch.

Im Internet kollidieren Moralvorstellung und Kunst. Möglicherweise ist Instagram eben keine Ausstellungsfläche, die einen Schutzraum für den Auszustellenden bietet.

Darüber hinaus sind in den letzten 30 Jahren auch die künstlerischen Grenzen der ästhetischen Rebellion stets nach oben verschoben worden. Logisch, schließlich wächst auch gleichzeitig die gesellschaftliche Akzeptanz. Ein Superhelden-Film der 2023 für Kinder aber 12 Jahren ist, wäre damals gnadenlos zensiert worden.

Endlose Evolution

Ich schließe mich dem versöhnlichen Ende dieses großartigen Artikels an. Es ist schön zu sehen, welche Probleme, Entwicklung und Geschichte man herausarbeiten kann, wenn sich nicht im ewig gleichen Sing-Sang über den vermeintlichen „Untergang“ der Szene echauffiert. Wenn man das eigene subkulturelle Endlichkeitsgefühl darauf schiebt, die Szene sei tot.

Anstatt den Gothic als aus dem Grab auferstanden zu sehen, sollten wir ihn vielleicht als eine weitere der regelmäßigen Entwicklungen betrachten, die den Kern seiner fünf Jahrzehnte währenden Geschichte ausmachen. Goth überlebt, weil er sich immer wieder wandelt“, sagt Dermur. Ich finde es toll zu sehen, wie die Kids die Szene aufmischen und ihr eine neue Richtung geben, und wie Teenager neben 50-, 60- und sogar 70-Jährigen feiern. Ham stimmt dem zu. Gothic ist so tief in der Vergangenheit verwurzelt, aber genau das treibt mich an, ihn neu zu erfinden, ihn wieder interessant zu machen.

Gruft-Orakel November 2023: Der Knoblauchzopf sucht die große Liebe

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Der Knoblauchzopf sollte eigentlich in Glückseligkeit schwimmen. Selten war er so ordentlich geflochten, noch nie hat er so frisch gerochen und seine äußere Schale war noch nie so weiß. Aber er weiß genau, irgendetwas stimmt nicht. Es muss irgendwas nicht stimmen. Das hat Opa schon damals gesagt. Also will der Knoblauchzopf unbedingt das Haar in der Suppe suchen. Allerdings hat Alana Abendroth sich dazu entschlossen, ihn mit einer überdimensionalen Lupe nach einem Pferdefuß suchen zu lassen. Wohlweislich, dass man damit nur Gegenstände in der direkten Umgebung sehen kann. So kann sich der Knoblauchzopf die Suche nach der großen Liebe, die ihn möglicherweise auf den rechten Pfad der Selbstakzeptanz geführt hätte, abschminken. Ein Teufelskreis. Aber so ist das Gruft-Orakel eben.

Wochenschau: Ein Halloween-Spezial mit allen Klischees!

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Halloween ist auf dem Vormarsch! Der Marktanteil dieses gesellschaftlichen Ereignisses ist in den letzten Jahren stetig gewachsen, das in den USA besondere Ausmaße annimmt. Die haben zwar Halloween nicht erfunden, es dafür aber zu jährlichen Großevent vermarktet. 73% der Amerikaner, so die Nation Retail Federation, nehmen in irgendeiner Form daran teil und versprechen, nach groben Schätzungen, rund 12 Milliarden Dollar dafür auszugeben. In Deutschland bekennen sich rund 13 Prozent der Bürger zum Reimport des ehemals keltischen Vorbilds und geben rund 480 Millionen Euro aus. Die statistisch beliebtesten Kostümen sind Spiderman für Kinder, Hexen für Erwachsene und Haustiere schmückt man am liebsten als Kürbis. Klingt komisch, ist aber so.

Apropos nachlesen. Bei Spontis haben wir uns in der Vergangenheit schon oft mit Halloween beschäftigt, ihr könnt ja gerne noch mal reinschauen und euch dazu mit unserer frischen Halloween-Playlist im Spontis-Radio berieseln lassen!

Halloween-Deko auf Maximalstufe | BoingBoing

Wie wir bereits gelesen haben, übertreiben die Amerikaner gerne, auch mit ihren Dekorationen zu Halloween: „Letztes Wochenende schien ein Haus in Glens Falls, New York, in Flammen zu stehen. Die Feuerwehr reagierte auf den „bestätigten Gebäudebrand“, der sich als eine Halloween-Vorführung herausstellte. Nach Angaben der Feuerwehrleute – die offenbar von der Vorführung beeindruckt und nicht von dem Fehlalarm frustriert waren – wurden die simulierten Flammen durch „zwei LED-Lichter, einen Kastenventilator, ein silbernes Tuch“ und eine Nebelmaschine erzeugt.

Aber auch wenn keine Feuerwehr ausrückt, um die Authentizität der Halloween-Dekoration zu verifizieren, ist die nächste Dekoration dann doch irgendwie übertrieben. Allerdings ist der Effekt, böse Geister abzuschrecken, hier möglicherweise besonders hoch.

Süß ist allerdings dann diese Idee, die Kinder zu erschrecken, die eigentlich nur Süßigkeiten „erpressen“ wollen.

Horror-Kino voller Gemetzel – Ein gutes Geschäft | Tagesspiegel

Geringe Ausgaben, hoher Gewinn. Grusel rechnet sich für die Filmstudios: „Gedreht wird an möglichst wenigen Orten oder Sets, weswegen viele Horrorfilme einen großen Teil ihrer Laufzeit in ein und demselben Spukhaus spielen. Teure Stars werden nicht verpflichtet, das überlässt man einem Konzern wie Disney, der Johnny Depp für „Fluch der Karibik 4“ auf dem Karrierehöhepunkt 55 Millionen US-Dollar gezahlt haben soll. Das sind ungefähr die Produktionskosten der kompletten neuen „Halloween“-Trilogie aus „Halloween“ (2018), „Halloween Kills“ und „Halloween Ends“.“ Aber auch die Kunst profitiert, weil im Horror-Genre den Filmemachern mehr Freiheiten zugestanden werden, da der Profitdruck nicht so groß ist.

Die gruseligsten Filme aller Zeiten | Kino.de

Ja, das ist wissenschaftlich belegt. Die Probanden haben sich, ausgerüstet mit einem elektronischen Pulsmesser, ausgesuchte Filme angeschaut. Je größer die Reaktion war, desto höher der „Scarescore“. Könnt ihr hier nachlesen. Die Plätze 1 bis 19 habe ich euch hier abfotografiert:

Auf der Grundlage dieser Liste hat man bei Kino.de man 11 gruselige Filme im Schnelldurchlauf zusammengestellt.

Baphomart – Der satanische Flohmarkt | Jason Atomic

Im Sommer 2015 hatte der Künstler Jason Atomic die Idee, das Festival of Dark Arts – Come to the Sabbath ins Leben zu rufen. Nach dem einwöchigen Festival fand der erste satanische Flohmarkt statt, dessen Ziel es war, Requisiten aus den Installationen zu verkaufen und auch ein paar Freunde einzuladen, ihren „seltsamen“ Trödel zu verkaufen. Jetzt findet der Flohmarkt 4-mal im Jahr statt. Zuletzt zu Samhain am 1. Oktober und das nächsten mal zu „AntiXmas“ am 10. Dezember 2023. Wenn ihr also zufällig in London seid…

Vampy Halloween Transformation | Toxic Tears

Fast hätte ich noch ein Klischee vergessen! Das obligatorische Schmink-Video zu Halloween. Diesmal von Toxic Tears:

Halloween-Goth-Nights

Beschwert euch nicht bei mir. Kaum ein Tempel der schwarzen Tanzfreuden, der nicht Halloween im Programm hat. Kultiges Halloween gibt es im Kulttempel Oberhausen, Gothic Halloween 2023 in der Sputnikhalle in Münster, Samhain mit Isla Ola und Die Tödin in Gelsenkirchen, Hell Nights Party on Halloween in Köln, Halloween. Düster. im Zentrum Altenberg in Oberhausen, The Insane Halloween Circus in Mülheim 

Erweitert die Liste gerne in den Kommentaren. Vielleicht trefft ihr Euch ja.

ARTE-Doku: Horror! Warum gruseln wir uns?

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Im Düsseldorfer Kunstpalast findet noch bis zum 21. Januar 2024 die Ausstellung „Tod und Teufel“ statt, die sich mit dem Thema Horror in künstlerischer Form auseinandersetzt. Sie zeigt, wie sich das Thema in der Gesellschaft manifestiert und versucht, dem „Grusel“ auf den Grund zu gehen. Wie einige Leser bereits wissen, haben wir die Ausstellung bereits zu Eröffnung besucht, wie man in Orphis Artikel ausführlich nachlesen kann. Bei ARTE kann man sich auch eine 30-minütigen Dokumentation anschauen, in der auch die Kuratorin der Ausstellung, Westrey Page, zu Wort kommt.

Eine abschließende Antwort auf die Frage „Warum gruseln wir uns?“ geben uns die Dokumentation und die interviewten Menschen allerdings nicht, jedenfalls keine eindeutige. Allerdings kommt Westrey Page zu einer interessanten Schlussfolgerung, nach dem sie sich nun intensiv mit allen Facetten des Horrors auseinandergesetzt hat.

Ich finde es besonders wichtig, dass wir uns Horror anschauen oder uns damit beschäftigen, in Zeiten wo echter Horror passiert. Eskapismus und schöne Kunstwerke helfen uns nicht weiter, wenn wir einfach weggucken. So ist der [künstlerische] Horror ein Mittel und zu trainieren, damit wir beim echten Horror genauer hinschauen können.

Die Augen vor der grausigen Realität, in der uns brutale Kriege in nie dagewesener Form multimedial präsentiert werden, zu verschließen, drängt uns in ein Schneckenhaus, in der wir uns von der Realität verstecken.

Ich bin ebenfalls der Ansicht, dass der „Konsum von Horror“ uns nicht abstumpfen lässt, sondern die Wahrnehmung schärft und uns hilft, scharfe Grenzen zu ziehen. Möglicherweise braucht unser ethisches und moralisches Empfinden entsprechende Einflüsse, um sich auszuformen und zu festigen. Ich bin aber auch der Ansicht, dass es bei einigen Menschen tatsächlich zur einer „Abstumpfung“ führen kann, in der beispielsweise Gewalt zum adäquaten Mittel wird, seine Meinung zu vertreten.

Wie seht ihr das? Führt der Konsum von Horror, die Beschäftigung mit dem Tod und die Auseinandersetzung mit den düsteren Randbereichen des Lebens zu einer Abstumpfung? Oder ist ein natürlich Umgang damit ein Training, die Realität einzuordnen?

The Sisters Of Mercy auf Tour: Demontage einer Legende?

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Ich unterstelle, wir sind uns alle einig. Die Musik der Sisters of Mercy prägten den düsteren Sound unserer Subkultur wie kaum eine andere Band. Wenn die Hymnen der Nebelschwestern in dunklen Bächen aus den Lautsprechern strömen, ertrinken wir in wohlig warmer Melancholie. Aber machen wir uns nichts vor, auf der Jagd nach unserer verlorenen Jugend pilgern wir immer noch zu einer der schlechtesten Live-Bands, die seit über 30 Jahren mit den immer gleichen Songs auf der Bühne stehen.

Meistens jedenfalls. Manchmal sieht man sie vor lauter Bühnen-Nebel nicht oder findet Andrew Eldritch nur schemenhaft in der hintersten Ecke. Manchmal kommt er auch gar nicht auf die Bühne, wie jüngst in Köln oder Eldritch verlässt die selbige vorzeitig, wie kurz davor in Berlin. In vielen Fällen hinterlassen die Sisters of Mercy statt eines melancholischen 80er-Jahre Gefühls bittere Ernüchterung und enttäuschte Erwartungen. Von der „Demontage einer Kultband“ ist die Rede. Vielleicht ist es aber nur die Demontage unserer eigenen Idealvorstellung.

Der Gott meiner Melancholie

Was ich kann und was ich könnte
Weiß ich gar nicht mehr
Gib mir wieder etwas Schönes
Zieh mich auch dem Meer

Andrew Eldritch war in der 80er-Jahren mein Gott der Melancholie. Das gehauchte und lang gezogene „Marian“ zaubert auch heute noch eine gefühlvolle Gänsehaut auf meine Epidermis. Zusammen mit Patricia Morrison am Bass bei „This Corrosion“ prägte er einer Art Stereotyp des 80er-Jahre Goths. Der Sisters-Sound begeisterte nicht nur meinen inneren Grufti, sondern auch den Nerd, der sich vor allem mit dem Sound von „Dr. Avalanche“, dem Drumcomputer der Band, identifizieren konnte. Die drei Studioalben waren die musikalische Grufti-Bibel, Kassettenkopien der frühen Single „Adrenochrome“ wurden heiß gehandelt und an Brieffreunde in ganz Deutschland geschickt.

Singen konnte Andrew Eldritch allerdings nie so wirklich. Er bestach stets durch seine tiefe Stimme, die den Songs genau die Atmosphäre einhauchte, die man als Baby-Goth erwartete. Für mich damals die tollste Stimme der Welt. Live-Auftritte der Band waren damals unerschwinglich und als sie für mich erschwinglich wurden, lebten die Sister of Mercy bereits von ihrem musikalischen Erbe. Das war allerdings nicht schlimm, denn wir Fans bekamen, was wir Fans verlangten. Erinnerungen an eine unbeschwerte, aufregende und emotionale Jugend.

Solange man nicht auf die Bühne guckte, passte das auch. Auf dem Amphi 2012 erschien Eldritch in gewohnter Gleichgültigkeit und als visuelle Kopie von „Walter White“ aus Breaking Bad mit der üblichen Setlist. Einzig das Live gespielte Akustik-Cover von Lisa Cuthbert des Stückes „This Corrosion“ war eine willkommene Abwechslung.

Sowieso sollte man Eldritch stets als Kunstfigur romantisieren, rein menschlich soll er ein eher schwieriger Mensch sein. Wer beispielsweise die Biografie von Mark Andrews studiert, dem wird schnell klar, dass er weder etwas mit „Gothic“ etwas zu tun haben wollte und nicht viel Wert darauf legte, sich längerfristig mit anderen Musikern auf die Bühne oder ins Studio zu stellen. Arrogant, tyrannisch, selbstzerstörerisch. Vielleicht war es ja genau das, was ihn als Kunstfigur ausmachte. Der Song „I was wrong“ ist vielleicht ein Resultat aus diesen Zutaten.

Allerdings prallt diese Realität dann auf die Erwartungen vor der Bühne, wo sich Best-Ager mit und ohne Szenezugehörigkeitsmerkmale versammeln, um einen Blick auf ihre „Legende“ zu erhaschen. Doch die erwarten offensichtlich More, viel More – wenn man die Kommentare und Artikel der letzten Jahre überfliegt. Möglicherweise ist es aber auch die Idealvorstellung einer Kunstfigur, die mit dem Menschen Andrew Eldritch kollidiert. Ein älterer Herr, Mitte 60, der in einem offensichtlich bedenklichen Gesundheitszustand durch Europa tourt und mit nachlassender stimmlicher Atmosphäre höchstens noch schimmert, um möglicherweise für seinen Lebensunterhalt zu sorgen.

Es sei ihm gegönnt. Ich hoffe sehr, dass alle anderen Besucher der noch ausstehenden Konzerte auf ihre Kosten kommen und bin auf eure Gedanken gespannt.

Ich bleibe bei meinen Erinnerungen an die Zeit, in der ich die Musik von den Sisters als große Offenbarung empfand, schwer verknallt in Patricia Morrison war und auf den gehauchten Texten von Andrew Eldritch in die eigene Gefühlswelt eindringen konnte. Ich werde auch der Zeit hinterhertrauern, die Sisters Ende der 80er nie Live gesehen zu haben und verabschiede mich von der Utopie, das Gefühl von damals bei einem aktuellen Konzert der Band zu restaurieren.

 

Grufti, wo kaufst du ein? Neue Herbstkollektion „Dunkle Romantik“ bei H&M

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Für diesen Herbst gibt es beim schwedischen Textilriesen H&M wieder eine neue Modelinie, die sich von unserer liebsten Subkultur inspiriert zeigt. Unter dem Trend „Dunkle Romantik“ findet man Damenkleidung, um so ähnlich wie die Models auf dem Foto des Beitrags auszusehen. Und nein, dies ist keine Werbebeitrag für diese Marke, sondern der Artikel soll vielmehr in einer Frage münden: „Grufti, wo kaufst du ein?“

Wahrheiten des schwarzen Alltags

Gruftis tragen hauptsächlich schwarz, soviel ist klar. Klar ist auch, dass Klamotten von „Szene-Marken“, die dann unsere Vorstellungen von „Fashion“ eher entsprechen, das Mode-Budget schnell ausreizen. Selbermachen, aufwerten oder umarbeiten ist natürlich eine Alternative, kommt allerdings für die meisten textil-talentfreien Gruftis wie mich nicht in Frage. Die Schneiderin um die Ecke wäre eine Möglichkeit, allerdings arbeitet natürlich auch nicht umsonst. Und überhaupt, was ist denn die „Basics“ für den DIY-Trend? Es näht sich doch keiner ein T-Shirt, um es dann an den richtigen Stellen zu zerschneiden.

Letztendlich wirft das dann natürlich auch die Frage auf, was man im schwarzen Alltag trägt, wenn man weder im sündhaft teuren Rüschenrock, noch in den kunstvoll zerrissenen Strumpfhosen oder den gezielt durchlöcherten Pullis Getränke holen will oder die Kinder zur Oma bringt.

Also Hand aufs schwarze Herz, wir alle kaufen bei H&M, C&A oder Primark die Basis unseres schwarz-gekleideten Daseins.

Männer sind nicht romantisch

Umso dankbarer ist man dann natürlich, wenn die großen Modelabels dann auch noch auf die speziellen Bedürfnisse unseres Kleidungsstils eingehen und es so ermöglichen, für „kleines“ Geld ansprechende Outfits zu ermöglichen, die nicht erst noch aufwendig „aufgewertet“ werden müssen, sondern unserem Stil ähneln. So kannst du dir – gewürzt mit ein Paar Pikes – auch ein Samstag-Abend-Dress zusammenstellen.

H&M wirbt gerade mit dem „Gothic-Herbst“ und bringt unter dem Label „Dunkle Romantik“ zahlreiche Kleidungsstücke heraus, die „Barock und Neo-Noir, mit romantischen, opulenten Silhouetten, die sich mit Kunstleder-Looks und Denim mischen – inspiriert von den späten 1990ern.

Ernüchternd ist allerdings die Tatsache, dass H&M Männer für nicht romantisch zu halten scheint, denn dieser „Trend“ findet sich lediglich in der Damenkollektion. Die gehen diesen Herbst leer aus. Kluge Männer vergreifen sich natürlich schamlos an der Auswahl für Frauen, wenn denn der biologisch geprägte Körperbau entsprechendes „Cross-Dressing“ dann auch ermöglicht. Meine breiteren Schultern beenden die Kompatibilität leider am Hosenbund.

Es ist nicht alles schwarz, was glänzt!

Trotz steter Kritik an der zusammenhanglosen Verwendung von Bandlogos oder der Aneignung subkultureller Kleidungsstile wird niemand an beispielsweise dieser Jacke mit Joy Division Druck vorbeigelaufen sein.

Ein Blick in die schwarze Bekleidungsvergangenheit zeigt ja auch deutlich, dass Gruftis sich stets im Regal der etablierten Modemarken bedient haben, um einen schwarzen Style zu kreieren. Da wurde noch ein bisschen in Omas Kleiderschrank gewildert, um schwere Samtfummel zu finden, übertriebene Rüschenhemden oder Oberteile mit Spitze dazu kombiniert und fertig war die Subkultur. Erst zum Ende der 80er Jahre etablierten sich Szenemarken wie „Bogeys„, die dann verstärkt Kleidung auf den Markt brachte, die in Gothic-Kreise besonders gut ankam.

Vergessen wir für einen Augenblick exklusive Szene-Klamotten, eigene Nähkreationen oder dekorativ veränderte Basics. Für den untalentierten Grufti mit schmalem Geldbeutel bleibt das Forschen in Online-Katalogen der großen, mittelständischen und auch kleinen Kleidungshersteller ein Abenteuer. Da freut man sich immer ein bisschen, wenn man mit Mainstream-Kollektionen wie dieser, sein Repertoire aufbessern kann.

Mir ist bewusst, dass alles in einer solchen Werbeanzeige nach Verurteilung schreit. Aber darum soll es dieses Mal nicht gehen. Vielleicht schaffen wir es ja.

Mit welchen Basics bestreitet ihr den schwarzen Styling-Alltag? Bei welchen großen Marken und Versandhäusern findet ihr „Dunkelromatische“ Schätze? Mit welcher Strategie meistert ihr den Spagat zwischen Szene-Kleidung und schwarzes von der Stange? Bei welchen Kleidungsstücken stöberst Du auch schon mal beim anderen Geschlecht?