Ein lanweiliger Juli 1983 in einer englischen Küstenstadt. Für den 12jährigen Shaun beginnen die großen Ferien. Sie werden für den Jungen zu einer prägenden inneren Reise die sowohl kulturell als auch persönlich einige Überraschung bereithält.
Sein Vater ist im Jahr zuvor im Falklandkrieg gegen Argentinien gefallen. Werden Shaun noch seine Mutter haben diese Familiäre Katastrophe ganz bewältigen können. Bei seinen gleichaltrigen Mitschülern und Nachbarskindern ist Shaun wegen seines agressiven Verhaltens Aussenseiter. Eine zufällige Begegnung mit Woody und seiner Skinhead-Gang, die den jungen in ihre Gemeinschaft aufnehmen soll jedoch weitreichende Konsequenzen haben.
Dort erhält der Junge das seit dem Tod des Vaters vermisste Gemeinschaftsgefühl wieder, erlebt Abendteuer und den ersten Kuß eines Mädchens. Doch aus der anfangs eher harmlosen Gruppierung wird eine andere, als der frisch aus dem Gefängnis entlassene Combo auftaucht. Mit seiner rechtsradikalen Gesinnung manipuliert und spaltet er die Gruppe in zwei Lager. Shaun lässt sich auf seine Seite ziehen und gerät in einen Strudel aus Rassismus, Verzweiflung und Gewalt.
Dem Regisseur Shane Meadows ist ein Eindrucksvoller Film gelungen, der die selbst in England wenig diskutierte Subkultur Skinhead aufgreift und in intensiven Bildern mit Vorurteilen aufräumt und eine differenziertere Sichtweise auf die in den späten 60ern entstandene Jugendkultur erlaubt.
„Als ich zum ersten mal von der Nationalen Front hörte, hatte ich ein Gemälde vor meinen Augen, in dem asiatische Familien in Booten auf die weißen Kliffs von Dover zu rudern, während Skinheads an den Stränden sich bereit zum Kampf machen, um sie zu stoppen. Als zwölfjähriger Junge war das ein ziemlich romantisches Bild. Es war ja fast das, was mein Großvater unter Churchill tat.“ (Shane Meadows in Journal der Jugendkulturen Nr.12)
Der Film zeigt die Widersprüche innerhalb der Skinhead-Szene und macht deutlich, wie schnell Frustration von Verlierern der Gesellschaft zur Annahme von radikalen und rassistischen Ideologien führt. Das Darstellen der Jugendkultur als Teil der Zeitgeschehens macht deutlich, das es sich nicht bei jedem Skinhead zwangsläufig um einen rechtsradikalen handeln muss sondern nur die Reaktion auf persönliche Probleme jedes Einzelnen. Die Darsteller im Film vermögen es ausgezeichnet die zahlreichen Facetten der Subkultur auf die Leinwand zu bringen, ohne jedoch mit Klischees zu hausieren.
Bei den British Independent Film Awards wurde das Werk zum besten Film und der erst 13-jährigen Hauptdarsteller Thomas Turgoose als bester Newcomer ausgezeichnet. Dieser Film zeigt erneut, wie wichtig ein guter Soundtrack für einen Film über Subkulturen ist, This is England muss sich auch hier nicht verstecken und brilliert mit ausgesuchten Reggea, Skinhead, New Wave und Oi! Punk Stücken.
Film: This is England
Regie:Shane Meadows
Drehbuch: Shane Meadows
Darsteller: Thomas Turgoose (Shaun), Stephen Graham (Combo), Joe Gilgun (Woody)
Land: Großbritannien, 2006
Laufzeit: 100 Min
japp, der film ist klasse gemacht. habs mir auf englisch angesehen, teilweise aufgrund von slang/dialekt etwas schwer zu verstehen, aber klasse gemacht! ein paar aspekte der skinheadbewegung hätte ich gerne genauer betrachtet gesehen, aber der film ist auf alle fälle fair mit dieser subkultur umgegangen.
Der Film ist nicht nur geil weil die story schön (wenn auch berechenbar) ist, sondern auch einfach so…
Außerdem habe ich durch den film Clayhill (ehem. Sunhouse) wiederentdeckt und damit eine band mit dem mann mit der traurigsten stimme die es giiibt… (übertreibung veranschaulicht…^^)
Daumen Hoch!
@tobi: Ich habe mir den Film jetzt schon ein paar mal angesehen und bin immer noch begeistert. Der Soundtrack, den ich mir besorgt habe, ist bis auf die klassischen Einlagen auch extrem hörenswert.
@ZeitUngeist: Manchmal muss man eine Geschichte einfach nur geniessen, auch wenn sie berechenbar erscheint. Mir gefallen auch die unverbrauchten und authentischen Schauspieler, die ich an englischen Film so mag (siehe auch Billy Elliot). Clayhill werde ich mir wohl mal auf der Zunge zergehen lassen müssen.
Ja.
Wie gesagt ich habe den Film insgesamt super. Auch wohl einfach deshalb weil die Menschen dort nicht besonders schön sind. Oder über-styled. Aber das sagtest du ja schon. Authentisch eben.
Clayhill ist super. obwohl ich (Aus persönlichen gründen wohl einfach) sunhouse besser finde.