Ich unterstelle, wir sind uns alle einig. Die Musik der Sisters of Mercy prägten den düsteren Sound unserer Subkultur wie kaum eine andere Band. Wenn die Hymnen der Nebelschwestern in dunklen Bächen aus den Lautsprechern strömen, ertrinken wir in wohlig warmer Melancholie. Aber machen wir uns nichts vor, auf der Jagd nach unserer verlorenen Jugend pilgern wir immer noch zu einer der schlechtesten Live-Bands, die seit über 30 Jahren mit den immer gleichen Songs auf der Bühne stehen.
Meistens jedenfalls. Manchmal sieht man sie vor lauter Bühnen-Nebel nicht oder findet Andrew Eldritch nur schemenhaft in der hintersten Ecke. Manchmal kommt er auch gar nicht auf die Bühne, wie jüngst in Köln oder Eldritch verlässt die selbige vorzeitig, wie kurz davor in Berlin. In vielen Fällen hinterlassen die Sisters of Mercy statt eines melancholischen 80er-Jahre Gefühls bittere Ernüchterung und enttäuschte Erwartungen. Von der „Demontage einer Kultband“ ist die Rede. Vielleicht ist es aber nur die Demontage unserer eigenen Idealvorstellung.
Der Gott meiner Melancholie
Was ich kann und was ich könnte
Weiß ich gar nicht mehr
Gib mir wieder etwas Schönes
Zieh mich auch dem Meer
Andrew Eldritch war in der 80er-Jahren mein Gott der Melancholie. Das gehauchte und lang gezogene „Marian“ zaubert auch heute noch eine gefühlvolle Gänsehaut auf meine Epidermis. Zusammen mit Patricia Morrison am Bass bei „This Corrosion“ prägte er einer Art Stereotyp des 80er-Jahre Goths. Der Sisters-Sound begeisterte nicht nur meinen inneren Grufti, sondern auch den Nerd, der sich vor allem mit dem Sound von „Dr. Avalanche“, dem Drumcomputer der Band, identifizieren konnte. Die drei Studioalben waren die musikalische Grufti-Bibel, Kassettenkopien der frühen Single „Adrenochrome“ wurden heiß gehandelt und an Brieffreunde in ganz Deutschland geschickt.
Singen konnte Andrew Eldritch allerdings nie so wirklich. Er bestach stets durch seine tiefe Stimme, die den Songs genau die Atmosphäre einhauchte, die man als Baby-Goth erwartete. Für mich damals die tollste Stimme der Welt. Live-Auftritte der Band waren damals unerschwinglich und als sie für mich erschwinglich wurden, lebten die Sister of Mercy bereits von ihrem musikalischen Erbe. Das war allerdings nicht schlimm, denn wir Fans bekamen, was wir Fans verlangten. Erinnerungen an eine unbeschwerte, aufregende und emotionale Jugend.
Solange man nicht auf die Bühne guckte, passte das auch. Auf dem Amphi 2012 erschien Eldritch in gewohnter Gleichgültigkeit und als visuelle Kopie von „Walter White“ aus Breaking Bad mit der üblichen Setlist. Einzig das Live gespielte Akustik-Cover von Lisa Cuthbert des Stückes „This Corrosion“ war eine willkommene Abwechslung.
Sowieso sollte man Eldritch stets als Kunstfigur romantisieren, rein menschlich soll er ein eher schwieriger Mensch sein. Wer beispielsweise die Biografie von Mark Andrews studiert, dem wird schnell klar, dass er weder etwas mit „Gothic“ etwas zu tun haben wollte und nicht viel Wert darauf legte, sich längerfristig mit anderen Musikern auf die Bühne oder ins Studio zu stellen. Arrogant, tyrannisch, selbstzerstörerisch. Vielleicht war es ja genau das, was ihn als Kunstfigur ausmachte. Der Song „I was wrong“ ist vielleicht ein Resultat aus diesen Zutaten.
Allerdings prallt diese Realität dann auf die Erwartungen vor der Bühne, wo sich Best-Ager mit und ohne Szenezugehörigkeitsmerkmale versammeln, um einen Blick auf ihre „Legende“ zu erhaschen. Doch die erwarten offensichtlich More, viel More – wenn man die Kommentare und Artikel der letzten Jahre überfliegt. Möglicherweise ist es aber auch die Idealvorstellung einer Kunstfigur, die mit dem Menschen Andrew Eldritch kollidiert. Ein älterer Herr, Mitte 60, der in einem offensichtlich bedenklichen Gesundheitszustand durch Europa tourt und mit nachlassender stimmlicher Atmosphäre höchstens noch schimmert, um möglicherweise für seinen Lebensunterhalt zu sorgen.
Es sei ihm gegönnt. Ich hoffe sehr, dass alle anderen Besucher der noch ausstehenden Konzerte auf ihre Kosten kommen und bin auf eure Gedanken gespannt.
Ich bleibe bei meinen Erinnerungen an die Zeit, in der ich die Musik von den Sisters als große Offenbarung empfand, schwer verknallt in Patricia Morrison war und auf den gehauchten Texten von Andrew Eldritch in die eigene Gefühlswelt eindringen konnte. Ich werde auch der Zeit hinterhertrauern, die Sisters Ende der 80er nie Live gesehen zu haben und verabschiede mich von der Utopie, das Gefühl von damals bei einem aktuellen Konzert der Band zu restaurieren.
Oh weh, das ist ja Vollplayback bei dem Video… :-( . Ich hab mir die Sisters live nie angesehen, weil ich mir ebenfalls anfangs keine Konzerte leisten konnte (oder schlicht als noch nicht volljährige Schülerin nicht hin durfte) und später erfuhr, dass sie live nicht so der Bringer sein sollen… Da wollte ich mir besser keine Dosis Desillusionierung geben ;-)
Die „Sisters“ haben für mich klasse Musik gemacht, die ich auch heute noch gerne höre (z.B. 1959 u.v.a.).Jedoch habe ich sie noch nie live gesehen/gelauscht.
Über Liveauftritte kann ich nichts schreiben….vielleicht auch gut so :-)!
Die Klassiker von Sister of Mercy höre ich natürlich auch gern, aber ich gehöre nicht zu den großen Bewunderer der Band.
Ich habe mir soeben einige Videos von ihren diesjährigen Liveauftritten in Deutschland angeschaut, das ist wirklich katastrophal. Traurig alles, aber vielleicht sollte man langsam das Mikro an den Nagel hängen. Da ist überhaupt keine Leidenschaft mehr zu sehen…. Aber Kultband bleibt sie trotzdem!
Vermutlich wäre ich auch eine der Personen, die trotz aller Vorwarnungen, sich einen der Auftritte ansehen würde, wenn es sich ergeben tät. Keine Ahnung warum, vermutlich tatsächlich aus Nostalgie und weil man seine Lieblingsmusik irgendwann auch mal live erleben möchte. Ich möchte nicht darüber spekulieren, warum die Auftritte immer wieder so katastrophal ablaufen, schade finde ich es dennoch. Tatsächlich hatte ich die letzten Wochen immer mal die aktuelle Tour auf dem Schirm, was an diesem Lied liegt https://youtu.be/aWckCSpDIS8?si=bCNgR6dV2ukA4nSP
Ganz zufällig schob mir YouTube diesen Clip auf mein Display und ich war vom ersten hören an darin verliebt. Es lief die erste Zeit auch in Dauerschleife. Die Stimme Eldritchs hält sich im Hintergrund, was ich nicht schlecht finde, da ich die Stimme des Gitarristen mag. Und dennoch habe ich das Gefühl, ein typisches Sisters Lied zu hören. Selbst den Auftritt finde ich noch nicht mal schrecklich.
Einer meiner ersten Gedanken war auch, dass ich es Schade finde, dass es keine neuen Veröffentlichungen mehr gab und gibt, und man höchstens bei einem Konzert in den Genuss neuer Lieder kommt. Ob es wiederum ein Genuss ist, ist anhand alter und aktueller Resonanzen natürlich fraglich.
Vll. ist Eldritch wie die unzähligen deutschen Schlagersänger, die schon x Mal ihr Abschiedskonzert gaben und es dennoch nicht schaffen das Mikrofon aus der Hand zu legen und der Bühne für immer den Rücken zu kehren. In den meisten Fällen hängen Künstler ja auch an ihrem Beruf, egal was für Ekelpakete es auch sein mögen 🤷🏼♀️.
Ich bin durch Sisters in die Szene gekommen wie so viele. Ich höre immer noch gerne sämtliche CDs und Platten aber live nein nicht mehr. Immerhin das eine Mal wo ich Sisters live sah ware es ein wirklich gutes Konzert. Aber ich habe mir einfach gesagt das es irgendwie nicht fair ist, die Fans müssen das Ticket bezahlen um überhaupt die neues Stücke zu hören. Während Mister Eldritch bzw. eigentlich heißt er ja Andy Taylor nix mehr für die Fans macht. Keine Alben nicht mal ein best of mit dem ein oder anderen neuen Stück. Ja er will eben nicht und mag auch seine Gründe haben.Und doch habe ich mir das Buch Black Planet gekauft und fand es sehr spannend. Und ja wenn man das glauben darf was dort geschrieben steht ist Eldritch kein Mensch den man kennen möchte. Aber vielleicht ist es ja doch nur die Rolle für die Öffentlichkeit und Mister Taylor ist ein netter, intelligenter und witziger Typ. Vielleicht hat er sich seine Stimme einfach mal komplett zerstört durch extremes rauchen und allerlei anderem.Das ein Musiker auch im hohen Alter noch richtig gut auf der Bühne sein kann beweist Alice Cooper immer wieder.Irgendwo auf youtube ist ein Interview mit den „Sisters“ Natürlich ohne den Sänger der es ja verweigert warum auch immer. Und die Band sagt sie hätten das Material und den Willen ein Album zu machen. Vielleicht gibt es ja von der Band auch irgendwann eins aber ohne Eldritch und mit anderem Namen warten wir es ab.
Beim besagten Amphi-Auftritt 2012 auch gesehen und als Hardrock-Coverband der 80er-Sisters in Erinnerung behalten. Das noch bei Tageslicht und mit Eldritch in Neon-Shirt. Völlige Entzauberung. Nie wieder. Gibt doch wahrlich genug andere Bands, die sich nicht derart im Kreis der Gewohnheit drehen und ihre glorreiche Vergangenheit melken müssen. Neben der Verwunderung darüber, wie man seit Dekaden die gleichen Lieder spielen kann, ohne vor Langeweile zu sterben: Man kann/sollte Dinge auch mal in Frieden ruhen lassen.
Die Sisters haben mich 1985 in diese Musik und den Lebensstil „initiiert“. Live gesehen habe ich sie 2000, 2002 und 2005, aber (leider) immer im Rahmen von Festivals. Keines dieser Konzerte hat mich begeistert, aber das lag vielleicht auch daran, daß Herr E. wenig mit seinen Fans redet und die Musik im dichten Kunstnebel „abspult“. Somit auch bei mir ein Mißverhältnis zwischen dem, das die Band mit bedeutet (hat), und dem, wie ich sie live erleben durfte.
Themensprung: ich versorge meinen 89jährigen Vater. Der sitzt auf der Couch und wiederholt ungläubig: „Was ist aus mir geworden?!“ Er kann nicht mehr gut gehen, die intellektuelle Leistungsfähigkeit nimmt ab. Selbsterkenntnis fehlt, auch wenn es um Hilfe annehmen geht.
So ein bißchen erinnert mich das an die aktuellen Konzerte: Vielleicht wissen die Sisters nicht, wann es Zeit ist zu gehen…
Ich war letzten Samstag mit meiner Freundin auf dem Konzert in Würzburg. Meine Freundin meinte, dass das das schlechteste Konzert war, dass sie jemals gesehen hatte. Ich sage, ich hab schon schlechtere gesehen – aber trotzdem fanden wir es beide cool. Wenn man zu den Sisters geht, muss man wissen, worauf man sich einlässt ;)
Das Publikum hat ordentlich Party gemacht und die Nörgler und Buh-Rufer waren nach den ersten drei Liedern weg. Eldritch hat sich für die Abschiedstournee ein paar sympathische und fähige Musiker mit auf die Bühne geholt. Der Instrumentalsound war fett und Eldritch hat sich so leise abmischen lassen, dass er nicht stört :)
…und er weiß offenbar schon, wann ist Zeit ist zu gehen. Die aktuelle Tour ist eine Welttournee, die im Mai in den USA begann und im November in Glasgow endet. 64 Konzerte – genau so viele, wie er alt ist. Das kann man schon als Abschied deuten. Und obwohl er angeschlagen ist und nach wie vor nicht der Kommunikativste mit dem Publikum, hatte er Bock. Er lächelte oft (hab den Mann noch NIE lächeln sehen) und bedankte sich nach der Zugabe ausgiebig („Danke, danke und nochmals: Danke!“ haha). Die 44 Euro für das Ticket haben mir auf jeden Fall nicht so weh getan, wie vorher befürchtet!
Ich habe die Sisters immer gern gehört und habe sie ’98 und Anfang der 2000er live in Hamburg gesehen. Da waren die Konzerte echt ganz gut (so weit ich mich erinnere). Mein Erlebnis spezieller Art war ein M‘ era Luna – Besuch… Scheint die gleiche Phase oder auch das selbe Jahr wie der schon beschriebene Amphi-Auftritt gewesen zu sein. Was für ein Schock :Glatze, Neonshirt, grottiger Sound und so viel Nebel, damit bloß keiner richtig was sieht…. Da hab ich gedacht, dass ich mir die Sisters wohl nicht mehr angucken möchte. Bis ich die Ankündigung für die jetzigen Konzerte sah und ich dachte, da könnte ich doch mit meinen Töchtern hingehen, die ja auch mit der Musik aufgewachsen sind. Die Tickets waren nicht besonders teuer und das Konzert um die Ecke…Meine Mädels hatte ich schon vorgewarnt, dass die Konzerte meist etwas speziell sind. Die Mädels wollten trotzdem… Und als ich Tickets kaufen wollte, war es ausverkauft 😳Das hätte ich im Leben nicht erwartet. Gleich mehrere Konzerte der Tour…. Es hätte echt ein Knaller werden können, in ausverkauften Hallen mit lauter Bekloppten, die in Nostalgie schwelgen. Es ist wirklich schade, dass das Ganze anders gekommen ist.
Ich habe das Buch „Schattenwelt“ gelesen, darin kam Eldritch nicht besonders gut weg. Der Disput mit Hussey war wohl damals ziemlich heftig. Aber was da bei Eldritch auf menschlicher Ebene los ist, wissen letztlich nur die Personen, die direkt involviert sind 🤔
Auch für mich waren die „Sisters“ eine der „Einstiegsdrogen“. Ich habe sie über die Jahrzehnte drei Mal live gesehen. Das erste Mal auf einem Go Bang-Festival auf der Loreley, das zweite Mal als Vorband für die „Sex Pistols“ in Hanau und das dritte Mal als Headliner auf einem Taubertal-Festival in Rothenburg. In Rothenburg waren die Haare schon kurz, hellblond gefärbt und das Outfit war betont „bunt“, wenn ich das noch richtig in Erinnerung habe.
Allerdings hatte ich augenscheinlich das Glück, jedes Mal ein „gutes“ Konzert erwischt zu haben, Eldritch war gut drauf und sichtlich in Spiellaune. Es kam dabei nie das Gefühl auf, zu kurz gekommen zu sein.
Aber irgendwann war dann die Luft raus. Musikalisch kam einfach nichts mehr Nennenswertes. Mir fehlte jeder Anreiz, Konzerte einer Band zu besuchen, die gefühlt nur noch eine Karikatur ihrer selbst war.
Was mich aber seltsamerweise nicht daran hindert, nach wie vor sofort mit dem Fuss zu wippen, wenn irgendwo ein Song von den „Sisters“ läuft. Die Prägung sitzt offenbar doch ziemlich tief. 😄
Ich habe das Privileg, daß meine Tochter und ich große musikalische Überschneidungen haben. Von mir wurde sie bestärkt, die „Sisters“ wenigstens einmal live gesehen zu haben. Nach dem Fiasko in Berlin und der Absage in Wiesbaden habe ich ihr die Daumen gedrückt, daß das Konzert in der Posthalle in Würzburg stattfindet.
Dem war zum Glück so, allerdings meinte meine Tochter, daß seine Band den Abend gerettet hat. Auch stimmlich hatte das nur noch wenig mit den „besseren“ Zeiten zu tun.
Es ist Eldritch zu gönnen, dass er die richtigen Schlüsse aus diesen Auftritten zieht. Er sollte die Größe besitzen, sich einzugestehen, daß diese Tour der Schwanengesang für die „Sisters“ sein sollte.
Ich gönne es Eldritch auch, mit der Nostalgie-Welle Geld zu verdienen. Die „richtigen“ Schlüsse liegen auf der Hand, je nach Betrachtungsweise. Warum sollte er seine Karriere „an den Nagel hängen“, wenn er mit den immer gleichen Liedern Geld in die eigene Tasche spielt? Irgendwann geht es eben nicht mehr, da muss man den ein- oder anderen Euro auf der hohen Kante haben. Ich kann es ihm einfach nicht vorwerfen.
Ich bin mir sicher, es werden weitere Touren folgen. Solange es sich lohnt.
Wenn er für das Geld seinem Publikum auch entsprechend was bieten würde, wäre es ja okay, weiter damit Kohle zu machen.
Aber eindeutig immer wieder die „kein Bock-Mentalität“ rauszuhängen, wenn nicht gerade wenig Geld dafür bezahlt wurde und die Fans sich auf einen schönen Abend gefreut haben, geht gar nicht.
Es ist seit Jahren bekannt, dass er für seine Fans nichts übrig hat, das sollte man vor dem Kauf einer Karte mittlerweile wissen. Wer trotzdem hingeht, muss sich damit zufrieden geben und sollte hinterher nicht klagen…
Traurig ist es trotzdem, dass sich immer noch viele Fans finden, die das miese Spiel mitmachen und Andrew so nichtmal durch Einbruch der Ticketverkäufe die Quittung präsentiert wird.
Es gibt viele Bands, die ihr Publikum noch wertschätzen, eine tolle Show bieten und das Geld auch oder sogar eher gebrauchen können. Gerade in letzter Zeit spielen viele tolle Bands in fast leeren Locations…
Die Sisters waren u.a. auch mein Einstieg in die Szene. Damals… ;)
Ich hatte vor ein paar Jahren auch mal mit dem Gedanken gespielt, mir die Sisters (noch mal) „live“ anzutun. Da wurde mir aber von abgeraten, wegen absolut mieser Performance. Gesehen hatte ich „sie“ mal auf einem Festival, ich glaube, 1998 in Glauchau. Das fand ich zu dieser Zeit schon seltsam und wenig interessant, weil Eldritch fast die ganze Zeit nur in Kunstnebel eingehüllt seine „Soloshow“ ablieferte. Das alles vom Band kam und er Vollplayback unterwegs war, war eigentlich nur die absolute Konsequenz von seinen gelangweilten Auftritten. Ich denke, dass er diese Konzerte nur noch aus dem Gedanken heraus, damit Geld zu verdienen, veranstaltet und ihm das Publikum eigentlich scheißegal ist.
Das er seit dem letzten offiziellen Album nichts Neues auf Tonträger veröffentlich hat, lag wohl an dem Clinch, den er mit seinem damaligen Plattenlabel Warner hatte. Aber da scheint er schon eine Weile raus zu sein und er könnte auch was Neues produzieren… als Menschen würde ich ihn als Exzentriker und schwierig bezeichnen… mit dem Hintergedanken, dass sich mit Tonträger kaum noch Geld verdienen lässt… dann schon eher mit Konzerten. ;) Einige Bandmitglieder hat er auch erfolgreich vergrault, so dass man eigentlich kaum noch von einer Band sprechen kann.
Nunja. Er scheint auf jeden Fall noch eine treue Anhängerschaft zu haben, die nach wie vor mittelgroße Hallen füllt… warum sollte er dann aufhören? ;)
https://www.musikexpress.de/7-fakten-ueber-the-sisters-of-mercy-461531/
Sisters Of Mercy funktionierten eigentlich nur als Soundtrack für Clubszenerien, wenn hagere Gestalten mit geometrischen Frisuren im Stroboskopblitzen aus dem wabernden Nebel eines billig hergerichteten modernen Amphitheaters auftauchten und wieder verschwanden. Zuhause wirkte die Musik schnell oberflächlich und man (bzw. ich) legte sie nicht immer wieder von neuem auf.
Ich habe so meine Mühe mit alternde Idole. Irgend wann sollte Schluss sein. Ich guck mir diese alternden Idole nicht mehr live an, weil sie alle das alte Ideal zerstören. Es gibt aber durchaus Legenden, die ihren Stil mit dem Alter verändern und immer noch großartig sind. Eldritch gehört nicht dazu. Man muss Legenden einmal in seinem Leben gesehen haben, aber man darf sich nie zu viel versprechen, wenn sie ihren Zenit überschritten haben. Ich tu es mir nicht mehr an. Ich behalte sie in Erinnerung wie ich sie in den 80ern in London gesehen habe.
Andrew Eldritch hatte das Glück oder das Talent, immer wirklich begnadete Musiker zu finden, die mit ihm zusammengearbeitet haben – bis heute! Ich war 1991 bei meinem ersten und einzigen Sisters-Konzert, wo mit ihm Andreas Bruhn, Tim Bricheno und Tony James auf der Bühne standen. Er kann sich glücklich schätzen, dass er Bruhn gefunden hat, nachdem er Patricia Morrison rausgeekelt hatte.
Was er jetzt (oder seit Jahren) macht, ist Fanabzocke – und die Fans sind selbst dran schuld, wenn sie ihm immer wieder eine Chance geben und sich immer wieder einreden, dass es diesmal anders sein würde. Wer sonst investiert dermaßen wenig in seinen Sound, um das Maximum an Geld aus den Touren herauszuholen? So wenig, dass noch nicht mal mehr ein Bassist mit auf der Bühne steht?
Ich nehme an, das wirklich hervorragende Buch von Mark Andrews ist nicht ganz unschuldig daran, dass die diesjährige Tour der Sisters in Deutschland wieder vielerorts ausverkauft war.
Ich hatte die Band erstmals zufällig auf einem Festival gesehen. Damals waren meine Begleitung und ich sprachlos, dass das DIE Gothic-Band schlechthin sein sollte. So schlecht waren sie. Viel Nebel und sonst eigentlich nichts. Also quasi viel Rauch um nichts. ;) Kurz darauf sah ich sie dann zufällig noch mal in einem Klub und das war überraschend gut. Und weil alle guten Dinge drei sind, gab ich sie mir einige Jahre später zum vermutlich letzten Mal. Es war nicht schlecht, aber auch nicht gut. Viel Nebel, Neon-Polo-Shirt, exzentrisches Auftreten… Und dann die ganzen Goths im Publikum: Schön aufgestylt und oft mit dem Logo der Band tätowiert. Es war irgendwie ein trauriger Anblick: Das Publikum erfüllte quasi „seinen Teil“, der Frontmann der Band aber nicht. Und damals waren 40 Euro für ein Konzertticket noch viel. Ich fragte mich einfach: „Warum? Warum machen die Leute das mit?“ Danach, wenn jemand, den ich kannte, zum Konzert von ihnen gehen wollte, fragte ich mich weiterhin still, warum das jemand noch tun würde. Vielleicht wollten sie die Band einmal live gesehen haben, um es dann von ihrer Bucket-List abhaken zu können? Ich weiß es nicht. Was mir aber bei einer späteren Tour aufgefallen ist, ist dass Konzerte von The Sisters Of Mercy nach wie vor ein „Must Go“ unter Musikern zu sein scheint, gerade auch im Gothic-Genre. Und so lange die Hallen nicht nur voll, sondern mittlerweile sogar ausverkauft bleiben… Kann man da wirklich dem Herrn Eldritch etwas vorwerfen? Angebot und Nachfrage…
Der Chartseintritt 1987 von „This Corrosion“ brachte mich zur „schwarzen“ Musik, die SISTERS waren mein Einstieg in die Subkultur der Waver und Gruftis.
Ich war totaler Eldritch-Fan, fand’s total cool, daß er der BRAVO eine Übersetzung der Lyrics abzudrucken und fand Patricia sexy. Ich sparte für und sammelte Bootlegs, bis ich sie 1990 und 1991 zweimal in Berlin live sah. Hatte mir schon das Hardrockalbum „Vision Thing“ nicht mehr ganz so gut gefallen, waren die Konzerte maximal okay, jedenfalls blieb nichts hängen, entfaltete sich keine Magie.
2009 sah ich sie ein drittes Mal, aber nur weil sie ILIKETRAINS im Vorprogramm hatten. Ich empfand sie megapeinlich, langweilig, jedes Stück klang gleich, man spielte Liederraten. Noch vor dem Ende der Veranstaltung war ich auf dem Heimweg.
Heuer lese ich, daß Andrew – höchstwahrscheinlich weil er Einkommen generieren muss – noch immer uninformierte Menschen in ausverkaufte Hallen lockt. Nun ja, der Eintritt war schon teurer und das ist ein Indiz dafür, daß der Krug lang genug zum Brunnen ging und am brechen ist.
Warum zum Teufel ist er 1987 nicht Ian Curtis gefolgt?
Man kann über die Person Andrew Eldritch ja durchaus geteilter Meinung sein. Aber den Tod würde ich ihm in keinem Fall wünschen.
Das finde ich persönlich etwas daneben.
Sollte ich dich falsch verstanden haben, dann bitte ich um Nachsicht…
Mir hat es sehr gut gefallen, obgleich ich mit etwas Bedenken zum Konzert fuhr, weil ich mir beim Zurechtmachen Konzertmitschnitte auf Youtube reinzog. Dann traf ich auch noch einen Bekannten, der mir erzählte, dass tags zuvor das Konzert in Berlin abgebrochen wurde.
Das Haus Auensee in Leipzig ist wohl eine besondere Lokation, ich war noch nie dort. Verbunden mit dem tollen leipziger Publikum, war das Konzert für mich ein Erlebnis.
Die Songs der Sisters (vor Vision Thing ;) ) liebe ich… was Konzerte angeht: Ich hab sie einmal live gesehen, 2019 in München. Ich hatte oft genug gelesen dass sie live nicht (mehr) gut sind und ging ohne jede Erwartung hin (wollte sie halt 1x selbst live gesehen haben, bucket list quasi)… und wurde positiv überrascht. Zwar fingen sie maximal verspätet an und es fiel auch damals auf dass Eldritch sich seine Stimme ruiniert hat (vermutlich durch die Qualmerei), aber bei manchen Songs störte das nicht weiter (bei manchen natürlich schon), die Songs sind unverwüstlich, die Stimmung in der Halle war super, Nebel war lustigerweise quasi nicht vorhanden (hat mich auch überrascht). Ein wenig(!) Interaktion mit dem Publikum („Jetzt liegt es an euch…“) gab es auch. Es war alles andere als perfekt, ABER zumindest dieses eine Konzert war auch nicht so schlecht (die geringe Erwartungshaltung mag da zugegebenermaßen mit rein gespielt haben) und sowohl ich als auch meine damalige Begleitung gingen mit echt guter Stimmung raus, froh die Sisters jetzt auch mal live gesehen zu haben.
(Wenn ich mir die neuen Berichte ansehe, mit Konzertabbrüchen usw. …das klingt natürlich übel. Da bin ich froh dass ich damals ein zumindest solides Konzert erleben durfte. :( )
Du hast es richtig auf den Punkt gebracht. Das Problem der schlechten Kritiken ist weniger die Performance als vielmehr die mangelnde Band-Kenntniss vieler Konzertbesucher. Wer anspruchsvollen Gesang erleben möchte, ist bei Jonas Kaufmann eben besser aufgehoben.
Ich habe einen Schrank voller Sisters-Bootlegs aus den 80er & 90er Jahren. Der Gesang war schon damals kein Stärke der Band.
Eldritch verstand die Sisters immer als Rock´n Roll-Band im klassischen Sinne. Motörhead fühlt er sich vermutlich näher wie der Goth-Szene. Tune in, turn on, burn out – das ewige Tourmotto. Dank Ben Christo klappt das eigentlich wieder ganz gut.
Ich hab die Sisters bei dieser Tour in Stuttgart gesehen, nach den Absagen und Abbrüchen das erste Konzert, welches wieder komplett gespielt wurde. Die Setlist war ausgewogen, die Performance Solide. Eldritch hatte noch gesundheitlich angeschlagen gewirkt.
Ich hab die Sisters unzählige male gesehen. Mal waren die Konzerte Mega gut, manchmal eher schlecht. Das konnte von Tag zu Tag wechseln. In den 90ern war ich Freitags im Fürth – super Konzert. Am nächsten Tag in Stuttgart war die Show eher schlecht.
Die Legende lebt und performt für mich seit meinem ersten Sisters-Konzert auf der Loreley (1992) mal besser und mal schlechter. Bleibt zu hoffen, dass die Legende gesundheitlich noch eine Weile durchhält.
Mystifizierung durch frühzeitiges Ableben wird überschätzt.
Ich finde ein paar Lieder, im Kontext des Ikonischen, gut aber Mr Eldritch mehr als peinlich.
Das hat damals schon angefangen als er versucht hat sich von der schwarzen Szene zu distanzieren, nur noch weiß getragen hat.
Das peinlichte allerdings ist das egal auf welchem Festival er auftritt, Videoaufnahmen/Streaming verboten ist und das schon seit Jahren.
„Was glauben Mr. Eldritch“?