„Sterben ist schön!“ – Der ewige Mythos von der Todessehnsucht der Gothic-Szene

29

Die Überschrift des Spiegel-Artikels „Sterben ist schön!“ funktioniert ausgezeichnet, der sonst schweifende Blick über die Schlagzeilen der Zeitschrift ist wie erstarrt. Wieso sollte Sterben etwas Schönes sein? Der Mensch hängt doch an seinem Leben und versucht mit allen Mitteln, das Altern und Sterben möglichst lange hinauszuzögern. Wir lesen weiter: „Eine Serie von Selbstmorden und Selbstmordversuchen unter Jugendlichen beunruhigt die Bürger im nördlichen Sachsen-Anhalt. Okkultismus, Kontakte in die Gothic-Szene und das Chatten in den dunklen Foren des Internets fördern die Todessehnsucht.“ Ist die Gothic-Szene schuld an Suiziden? Dieser Artikel im Spiegel wird in diesem Jahr 20 Jahre alt. Der Boulevard bringt uns diesen vermeintlichen Zusammenhang immer noch auf Tisch. Frank und Martin, von denen im Artikel die Rede ist, setzten ihrem Leben am 8. Juli 2000 ein Ende.

Gothics, die offensichtlich Todessehnsüchtigen

Der Traum vom ewigen Leben ist so alt wie die Menschheit selbst. Nicht ganz alt ist der Mythos von einer vermeintlichen Todessehnsucht innerhalb der Gothic-Szene. Eine Szene, die sich als Treffpunkt für Selbstmordgefährdete Jugendliche und Erwachsene gerade zu aufdrängt. Schwarze Klamotten, religiöse und okkulte Symbole und dazu eine Musik, die nicht nur traurig klingt, sondern sich auch in ihren Texten mit dem Tod beschäftigt. Die jugendlichen Gothics sind von all dem fasziniert und probieren neugierig alles aus, was ihnen im Zusammenhang mit der Szene verboten oder tabuisiert erscheint. Nachts auf Friedhöfen Partys feiern, mit Gläserrücken die Toten anrufen oder auch Pendeln, um die Zukunft vorherzusagen. Im gegenseitigen Wettbewerb werden die Outfits der Gothics immer aufwendiger und extremer, okkulte und religiöse Symbolik wird nicht nur in Form von Schmuck getragen, sondern schmückt auch Kinderzimmer und Wohnungen. In den 90ern mischen sich reißerische Berichterstattung, zunehmende Verbreitung und wachsende Bestrebungen andere Gothics in Sachen Extremität zu übertrumpfen, zu einer brodelnden Suppe.

1996 titelt der Stern zwar „Selbstmord ist out. Das Leben ist cool!“, doch der Stempel als Szene, in der sich hauptsächlich selbstmordgefährdete, todessehnsüchtige und satanische Gothics herumtreiben, war längst im Einsatz. Eine Sendung des Formats „Report aus München“ (wir berichteten darüber 2013) schneidet sich Okkultismus und Gothic so zusammen:

Der Spiegel stellt fest: „Die blaue Rose, ein Kultsymbol der Szene“

2000 erfasst eine rätselhafte Selbstmordwelle das Land Sachsen-Anhalt. In der Nähe von Klietz, dem Heimatort von Frank und Martin, nimmt sich im Oktober ein weiterer Jugendlicher das Leben. „Hinter den Selbstmorden stecke Okkultismus und eine Sekte namens „Blaue Rose“, wird im Ort gemunkelt.“ Für die Eltern von Frank ist klar: „Wir sind uns gewiss, das andere Frank in den Tod getrieben haben„, einen Selbstmord schließen sie aus. Der örtliche Pfarrer spricht von okkulten Jugendgruppen, in einem verlassenen Jugendclub findet man Teufelsfratzen und umgedrehte Kreuze. „Bluttrinker“ treffen sich angeblich im nahen Havelberg und letztendlich landen wir nach einer Reihe von hanebüchenen Assoziationsketten bei Okkultismus und dann bei Gothic. Mir ist schleierhaft, woher der Spiegel – den man durchaus als renommiertes Blatt werten dürfte – diese Informationen hatte.

  • Ein Wolfsheim-Songtext findet sich als letzter Gruß an der Todes-Gedenkstelle für den Anfang November gestorbenen 18jährigen Christian aus dem Klietzer Nachbarort Schollene und dessen Freund: „Viele Tränen habe ich zu geben, aber in dieser rasenden Welt ist kein Platz für mich.“ Auf Christians Grab […] legten Freunde ein großes Gesteck mit blauen Rosen, ein Kultsymbol der Gothic-Szene.
  • Frank bekam von einem Arbeitskollegen aus Sandau schon seit Jahresbeginn die in der dortigen Jugendszene weit verbreiteten düsteren Musik-CDs mit Texten von Tod und Sterben. Bevorzugte Stilrichtung: Death-Metal. Sie führen Leichtgläubige direkt zu Gothic und Okkultismus.
  • „Dazu verschlang der Berufsschüler den „EMP“-Katalog, ein unter Jugendlichen weitverbreitetes Spezialitätenheft. Das emsländische EMP-Versandhaus versorgt die Szene in der Provinz mit satanischen Fanartikeln […] Frank entschied sich für eine „Alchemy Gothic Flagge, 14,99 Mark“. Darauf prangte ein Totenschädel, zwischen den Knochen eine blaue Rose.

Martin und Frank setzten den weißen Mazda in Höchstgeschwindigkeit vor einen Baum und ihrem Leben ein Ende. Die Eltern träfe keine Schuld, erklären sie in ihren Abschiedsbriefen, ihre Berufsschulklasse hätte allerdings Glück gehabt und sei einem Massaker entgangen. In einer SMS schreiben sie: „Wenn sich die Welt nicht ändern, wechseln wir die Welt.

Spiegel Artikel 51-2000 Auszug

Der hartnäckige Mythos von der Todessehnsucht

Es ist tragisch, einen Freund oder Familienmitglied zu verlieren. Unfassbar schmerzhaft ist es, wenn derjenige den Freitod wählt. Verzweiflung, Hilflosigkeit, Wut und Trauer legen sich wie ein trüber Film über die Wahrnehmung der Hinterbliebenen. Es wird nach Gründen gesucht, weil man offenbar niemanden für diese Entscheidung verantwortlichen machen kann. „Depressionen? Psychische Probleme? Nein, mein Kind war doch eine so lebenslustiger Mensch!“ Da erscheint die Gothic-Szene mit all ihren Bildern, Musik und Klischees wie eine wohlige warme Badewanne der Erklärungen, in denen man sich wärmen kann, um die Trauer zu bekämpfen.

Dieser Mechanismus funktioniert auch heute noch, wenn man sich beispielsweise die Armbrust-Morde ins Gedächtnis ruft, bei denen die Beteiligten nach vagen Informationen in der Mittelalter-Szene unterwegs gewesen sind. Was folgt, sind die üblichen Rechtfertigungen und Erklärungen.

Es ist allerdings richtig, dass die Gothic-Szene auf Menschen mit Suizid-Gedanken wie ein Magnet wirkt, denn durch die Beschäftigung der Szene mit dem Tod in Kunst, Kultur und Musik erhoffen sich Betroffene eine Antwort auf ihre Fragen und hoffen Menschen zu treffen, mit denen sie sich in Augenhöhe austauschen können. Aktuelle Studien der Universität in Oxford bestätigen, das: „Goth teens could be more vulnerable to depression and self-harm.“ 

Medien verstärken den Eindruck, als Selbstmörder in der Szene bestens aufgehoben zu sein. Nicht etwa, um etwas dagegen zu tun, sondern um den Todeswunsch in die Tat umzusetzen. Möglicherweise kommt es deswegen immer wieder zu Fällen, in denen Irrlichter, die in der Szene ein Refugium suchen und einen Katalysator finden, ihr Licht auslöschten.

Bewusster Leben statt den eigenen Tod zu fürchten

Dabei ist das Gegenteil der Fall. Für uns Gothics ist der Selbstmord keine reelle Möglichkeit die eigenen existenziellen Probleme zu lösen, sondern vielmehr ist Selbstmord das Scheitern, die eigenen Gefühle und Probleme, die häufig durch Tod, Trauer und Verlust ausgelöst werden, selbst zu bewältigen. Gothic ist keine Subkultur des Todes, wie es seit 40 Jahren von Medien und Politik behauptet wird, sondern ein Versuch, sich mit der eigenen Einsamkeit und der menschlichen Nähe zum Tod kritisch und im Kreis Gleichgesinnter auseinanderzusetzen.

Möglicherweise sind wir uns darüber im Klaren, dass wir nur im hier und jetzt leben und unsere Probleme bewältigen müssen, anstatt darauf zu hoffen, sie mit dem Tod zu lösen. Vielleicht haben wir auch eine andere Beziehung zum eigenen Tod, denn die große Angst davor, die große Teile der Gesellschaft lähmt, haben wir überwunden. Gothic ist vielmehr eine bewusstere Art zu leben, wenn man so möchte.

Trotz einer verbreiteten Faszination für okkulte und religiöse Symbol haben die meisten Gothics keinen traditionellen Glauben, wir verehren weder Gott noch den Satan und haben in Sekten, die religiöse Oberhäupter oder vermeintliche Anführer anbeten, ebenfalls keine Heimat. Wir glauben an den Tod. Er ist die übergeordnete Macht, der sich kein Mensch entziehen kann. Unsere Erscheinung, Interessen und Leidenschaften sind vielleicht so eine Art „Todesreligion“, die uns den Tod vor Augen führt, aber weder eine tröstenden noch entlastende Wirkung hat.

Man darf aber nicht außer Acht lassen, dass die Szene bei Menschen, die mit sich mit Suizidgedanken beschäftigen, wie ein Katalysator wirken kann, sich noch mehr mit morbiden Dingen zu beschäftigen. Das Spiel mit dem Feuer der Thematik fordert unter den Leichtgläubigen und Verzweifelten auch seine Opfer. Fälle, bei denen der Mechanismus der Befreiung, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, nicht funktioniert. Möglicherweise gehörten Frank und Martin, die sich mit ihrem Mazda an einem Baum das Leben nahmen, dazu.

Selbstmord ist Out

Richtige Hilfe, in Form von Menschen, die Dir zuhören und Dir vielleicht einen anderen Weg aufzeigen können findest Du unter anderem bei:

  • Der Telefonseelsorge – Die ist 2020 nicht nur telefonisch unter 0800 – 111 0 111, sondern auch mittlerweile via Mail oder im Chat kostenfrei erreichbar.
  • Nummer gegen Kummer – Das Kinder- und Jugendtelefon ist unter 116 111 erreichbar, selbstverständlich auch online.
  • Freunde fürs Leben – Der Verein klärt seit 2001 Jugendlichen und junge Erwachsene über Suizid und seelische Gesundheit auf.  Auf der Homepage findest du umfangreiches Material und zahlreiche Hilfsangebote.

Die Sucht nach der Flucht aus dem Alltag – Party trotz Abstandsregeln?

8

Pfingsten ohne Wave-Gotik-Treffen? Am vergangenen langen Wochenende war das mein gelebter Alptraum. Menschen aus aller Welt treffen, Konzerte von gruftigen Bands genießen und subkulturelle Partys bis in die frühen Morgenstunden. Ausgefallen. Einige Gruftis konnten sich jedoch trotzdem nicht zügeln. Sie sind nach Leipzig gefahren und haben sich mit ihren Freunden beim Viktorianischen Picknick getroffen, sind im Heidnischen Dorf gewesen oder haben sogar in einigen Kneipen das Tanzbein geschwungen. Die sozialen Medien sind voll von Bildern und Videos, wie toll es angeblich in Leipzig war. Corona, so mein Eindruck, war etwas, über das man nicht geredet hat. So etwas wie ein Fluch, der einen nur ereilt, wenn man ihn dreimal hintereinander ausspricht. Das war allerdings noch vergleichsweise harmlos gegenüber dem, was Pfingstsonntag in Berlin passiert ist. Ist das Bedürfnis, den Alltag hinter sich zu lassen und ausgiebig zu feiern, wirklich so stark geworden?

Rave-Demonstration zum Erhalt der Clubkultur in Berlin

In Berlin feierten rund 3000 Raver auf einem See eine Demonstration für den Erhalt der Rave-Kultur. Bei der Schlusskundgebung war das ganze Ausmaß der Veranstaltung zu sehen, direkt am Fuße des Urban-Krankenhauses. Ein bizarres Bild. Während man sich im Krankenhaus unter strengen Hygienevorschriften um Kranke kümmert und Besuche der Patienten stark eingeschränkt sind, feiert man direkt vor den Fenstern der Klinik ausgelassen zu wummernder Musik. Die Veranstalter, die Rebellion der Träumer, entschuldigte sich im Nachgang und räumte ein, viel falsch gemacht zu haben. Es ist fraglich, ob diese Aktion dem Erhalt der Clubkultur nicht mehr geschadet hat als dass sie Nutzen brachte.

Eine Dokumentation des Y-Kollektivs gibt Einblicke in die Beweggründe der Besucher und Veranstalter illegaler Rave-Parties in Leipzig, die trotz Pandemie feiern wollen. Schlauer sind wir danach nicht, auch will sich bei mir kein Verständnis breit machen, in diesen Zeiten ausgelassen feiern zu gehen, noch nicht einmal im Ansatz.

Die Sucht, dem Alltag zu entfliehen

Im vierten Monat der Pandemie werden die Entzugserscheinungen immer stärker. Soziale Kontakte, bei lauter Musik dem Alltag zu entfliehen, zu tanzen, zu feiern und die Seele baumeln zu lassen, alles das fehlt. Jetzt, wo die schlimmen Bilder von Militär-LKWs, die Leichen in Italien zu den Krematorien fuhren, im Gedächtnis verblassen, hat man offenbar den Respekt vor der Pandemie verloren. Die Nachrichten berichten seit Wochen über Lockerungen und zählen auf, was geht und was nicht geht. Es werden Demonstrationen von Kritikern gezeigt, die die Verhaltensregeln infrage stellen und sich nicht selten in hanebüchenen Verschwörungstheorien verlieren. Die Stimmen anerkannter Virologen scheinen unterzugehen.

So schlimm ist es ja gar nicht!“ Partygänger rechtfertigen ihr Verhalten mit einer Sammlung von passenden Fakten zu ihrer Einstellung. Niedrige Ansteckungszahlen, die Grenzen öffnen wieder ihre Schlagbäume, Krankenhäuser mit freien Kapazitäten und seit Wochen fühlt man sich kerngesund. Was soll da schon passieren?

Ich muss zugeben, dass auch ich diese Gedanken verfolge. Obwohl ich als Misanthrop, Nerd und Couchkartoffel gerne die eigenen vier Wände um mich habe, fühle ich mich trotzdem von den Leuten, die Pfingsten in Leipzig waren, getriggert. Hat man was verpasst? Endlich mal wieder Leipzig sehen! Und die ganzen coolen Leute treffen, die in Leipzig wohnen! Letztendlich gewinnt aber das Verantwortungsbewusstsein für mich, meine Liebsten und Freunde und ja, selbst für meine „verhassten“ Mitmenschen. Mir macht die Pandemie Angst, ich finde es egoistisch und naiv, zu glauben, man hätte alles unter Kontrolle, wenn man mit seiner Maske und dem Handhygiene-Gel nach Leipzig fährt, um dort am „Nicht-WGT“ zu partizipieren.

Allerdings bin ich mir auch unsicher, wie lange dieses Gefühl noch anhält. Selbst bei mir. Und ich weiß, dass es viele Menschen gibt, die mehr davon leben, sich mit anderen zu treffen und die es deutlich nötiger haben, vor dem Alltag zu fliehen. Wann ist eine Pandemie zu Ende? Wenn man einen Impfstoff findet? Wenn die Regierung beschließt, dass es vorbei ist? Oder, wenn man der einzige ist, der noch zu Hause geblieben ist?

Video: Wave-Gotik-Treffen 2020 in Oberhausen – LARP im Ruhrpott

9

Am vergangenen Wochenende habe auch wir versucht, ein bisschen WGT-Stimmung zu erzeugen. Im Grunde genommen begann alles so, wie man es vom Wave-Gotik-Treffen her kennt. Am Pfingstsamstag machten wir uns am frühen Nachmittag daran, unsere menschlichen Hüllen halbwegs präsentabel zu machen. Während das Orphi wie immer sehr gut gelang, war bei mir wieder ein wenig Nachhilfe nötig. Der Corona-Goth ist eben ein bisschen verlotterter als das sonst der Fall wäre. Die verbliebenen Haare waren bereits im Modus „wild und lang“, der Kajal wollte auch nicht so recht halten und auf dem gebräunten Gesicht wären Unmengen an Foundation notwendig gewesen. Dann gehe ich eben als Casual-Goth. Auf dem Weg zu Nathalie und Hagen haben wir uns dann schon mal tiefschürfend über alle möglichen Themen unterhalten.

In Oberhausen angekommen war der Plan, mit den beiden ein wenig zu plauschen, um dann im Laufe des Abends einen Blick in die zahlreichen WGT-Streams zu wagen. Vielleicht würde uns das ja dabei helfen, über die Schwere in unseren Herzen hinwegzuhelfen. Hat dann natürlich nicht geklappt, weil wir uns – WGT-Typisch – verquatscht hatten. Allerdings entstand am Rande dieser Unterhaltung der verwegene Plan, das WGT im Rahmen unserer Möglichkeiten nachzustellen. Das Ergebnis kann seit einigen Tagen im Kanal von Orphi Eulenforst auf YouTube bewundert werden.

https://youtu.be/aHCPr4Bq5bg

Gerne dürft ihr Euch in den Kommentaren darüber auslassen, wie ihr Euer „Nicht-WGT“ verbracht habt, es ist auch noch Zeit, um bei der Fotoaktion für das Magazin mitzuwirken.

Wir hoffen inständig, so schön es bei Nathalie und Hagen auch war, das wir so etwas nie wieder nachstellen müssen, sondern uns 2021 in Leipzig die Originale an den authentischen Schauplätzen anschauen können. Allerdings muss ich bis dahin noch hart an meiner Figur arbeiten. :-)

Gruft-Orakel Juni 2020: Der Vampir verschiebt es lieber auf Morgen

0

Als der Vampir nach einer blutrünstigen Tour nach Hause kommt, schlägt ihm die Kinnlade herunter. „Wie sieht es denn hier aus?“ Aus dem Augenwinkel sieht er noch die Fledermaus in eine dunkle Ecke huschen, der Werwolf kriecht unter den Küchentisch und die Grableuchte löscht hastig ihr Licht. Die gruselige Behausung ist fast schon eklig sauber, keine Spinnweben zieren die Wände, die blutigen Spritzer sind fein säuberlich entfernt und die Fenster sind nach 220 Jahren wieder einmal durchsichtig. „Wer war das?“ schimpft der Vampir außer sich. „Alana Abendroth war da und fand es fies bei uns…“, flüstert der Werwolf unter dem Tisch, „…da haben wir hald saubergemacht.“ Der Vampir legt sich erst mal eine Runde hin, den Saustall bringt er erst wieder im Juli in Ordnung.

Gruft-Orakel Juni 2020 - Alana Abendroth
Gruft-Orakel Juni 2020 – Alana Abendroth

Musikalischer Briefkasten #10 – Das Non Plus Ultra ist noch lange nicht tot

Es pfingstet. Für manch einen Zeitgenossen bricht die Welt zusammen, da sein heiß geliebtes Wave-Gotik-Treffen nicht stattfindet und das Ego daher nicht genug Aufmerksamkeit erhält. Meine Wenigkeit ist zuhause. Einfach froh, etwas Urlaub- und Zeit für sich zu haben. Zeit, einfach mal wieder in Ruhe Musik zu hören. Wäre ja ganz sinnvoll, denn das Angebot an Livestreams und Mixtapes ist im Augenblick überwältigend, sodass man gar nicht weiß, was man zuerst gucken soll. Gefühlt alles und jeder will meine Aufmerksamkeit, wogegen mein Innerstes rasch rebelliert: Das klingt nach Arbeit in der Freizeit! Und Arbeit ist bekanntlich Scheiße.

Schon will sich wieder bleierne Lethargie auf mein Gemüt legen, da schielt der Blick ins *etwas* vernachlässigte musikalische Postfach. Eine Menge Einsendungen in der letzten Zeit… Mhm. Nun kann ich nicht mehr zurück. Die Ohren gespitzt, fangen meine Hände an zu zucken, erstarrte Gehirnwindungen beginnen sich wieder zu regen und Wörter bahnen sich nach langer Einzelhaft wieder ihren Weg in die Freiheit…

Kapitel I – Frisches aus dem Postkästchen…

Dieses Mal habe ich den Beitrag – hoffentlich zugunsten der Übersichtlichkeit – etwas gegliedert. Den Anfang machen neue Veröffentlichungen, welche direkt im Postkasten lagen, ergänzt werden diese durch zwei Hinweise von meiner Seite. Abgeschlossen wird alles mit einer Auflistung der nicht besprochenen Briefe und Kärtchen.

VA – Tot sind sie noch lange nicht​! ​- Ein EA80 Tribut

Auf geht’s! Die Toxic Hearts Compilation-Reihe wendet sich mit ihrer zweiten Veröffentlichung V​.​A. Tot sind sie noch lange nicht​!​- Ein EA80 Tribut einer der bekannteren deutschsprachigen Dunkelpunkbands zu. 15 Lieder erwarten euch, bei denen EA80 von ihren Rezipienten auf ihre eigene Art und Weise interpretiert wurden: Wie bei Tribut-Compilations üblich mal dichter am Original, mal freier umgemodelt. Nach mehrmaligem Durchhören (inkl. Vergleich mit den jeweiligen Originalen) möchte ich euch u.a. das Cover von EKGVon leeren Herzen, Angstalt200 m und danach, Dan ScarySchweigen und Raptus –  Fort und krank ans Herz/Ohr legen. Der Hagen (der mit der Brille) mischt dort übrigens mit seiner Boygroup VVL (Verhängnisvoller Leichtsinn) auch mit und vermag es mit seinen Jungs bei Der Mord fällt aus die Stimmung des Originals trefflich einzufangen.

Wer nicht zuletzt auf Dunkelpunk steht und Liebhaber der EA80 ist, dürfte diese Veröffentlichung vermutlich gefallen. Man darf gespannt sein, wohin die nächste Reise der Toxic Hearts Compilations geht!

Morosinthe – The December Recordings

Bleiben wir doch noch etwas bei Gitarren. Von einem Leser wurde ich vor einiger Zeit auf das slowakische Projekt Morosinthe hingewiesen. Lord Vothmor erbaut dort in Eigenregie sein kleines, klassisch gruftiges Reich und umfängt den Hörer in deutscher Sprache mit effektverzierten Goth-Gitarre(n), brummelndem Bass und – natürlich – einem Drumcomputer.

Auf der im Februar veröffentlichten, digitalen LP The December Recordings finden sich neun Tracks, welche eben jenen Sound umsetzen. Nicht so durchproduziert wie „größere“ Acts werde ich – Proberaum-Luft in Erinnerung habend – wohltuend an die verblasste Leichenliebe erinnert und freue mich irgendwie, mal was anderes auf die Ohren zu bekommen.

Anspieltips: Ein Film In Schwarz, Known (Original Version), Snowing (Original Version) und dieses kleine Video:

https://www.youtube.com/watch?v=CbNbBaYu5Do

Lefki Symphonia (ΛΕΥΚΗ ΣYΜΦΩΝΙΑ) – Like The Sun

Von einem weiteren Leser wurde uns die 1984 in Athen gegründete Gruppe Lefki Symphonia mit ihrem aktuellen Album Like The Sun nahegelegt. Gleich das erste Stück des Albums, Until Death (siehe Video), weist die Richtung: Hier gibt es Gitarren, im Gegensatz zu den früheren, wave-beeinflussten Veröffentlichungen etwas härter, aber auch deutlich nuancierter: Frisch, abwechslungsreich (tolle Gitarrenarbeit mit einem lebendigen Schlagzeug!) und mit einem prägnanten Bassspiel gesegnet, hört sich das gesamte Album durchgängig lauschenswert an. Macht euch am besten selbst ein Bild. Empfehlungen meinerseits wären dafür dream within a dream, like the sun und tear.

Übrigens, wer Die Seele noch nicht kennt: In deren Kompilationen sind immer einige aktuelle Interpreten der griechischen Schwarzen Szene enthalten. Wer also mal in den Südosten hören/schauen möchte, es lohnt sich…

A Cloud Of Ravens – In The Wicked Hours

A Cloud Of Ravens ist ein Duo aus New York, welches sich Ende 2018 gründete und bereits am Anfang dieses Jahres in den letzten Briefkasten gelangen wollte – es dann aber aus irgendwelchen Gründen nicht mehr geschafft hatte.

Die Eigenbeschreibung A Cloud Ravens is simple and pure classic goth at its crux“ ist – wie häufig – etwas übertrieben (oder spiegelt die amerikanische Sichtweise wider): Soundschrauberin Beth & Sänger Matthew präsentieren dem geneigten Hörer tatsächlich eher elektronisch-wavige Klänge, welche mich an in den 90ern aktive Vertreter dieser musikalischen Spielart erinnern. So weit, so nett.

Aber irgendwie will der Funke bei ihrem ersten Longplayer In The Wicked Hours nicht überspringen. Ja, der Einstieg ins Album klingt bei The Reaping Wheel schon ganz passabel, aber dann setzt der Gesang ein und tilgt schlagartig jegliche Motivation, weiterzulauschen. Natürlich höre ich dann doch den Rest des Albums durch, Genuss will sich dabei jedoch nicht einstellen. Womit ich hier dann wieder weiß, warum ich ACOR seinerzeit nicht für euch, werte Leser, hineingenommen hatte.

Naja, womöglich findet ihr für euch noch das ein- oder andere hörbare Stück. Vielleicht deren aktuellste Veröffentlichung anlässlich des kürzlichen World-Goth-Days?:

Ben Bloodygrave – No Sleep Till Proxima (feat. Paradox Sequenz)

Wieder zurück auf unsere Seite des großen Teiches: Ben Bloodygrave hat sich mit Paradox Sequenz zusammengetan, um uns ein sehr eingängiges Stück Minimal zu bescheren. Einmal durchgehört und für gut befunden, spare ich mir glatt jedes weitere Wort und lasse die Musik für sich sprechen:

Mängelexemplar – Non Plus Ultra

Ihr wollt noch mehr Elektronik? Dann bleibt noch kurz (oder länger) am Text kleben und schaut euch bei Interesse das neue Album von Mängelexemplar an. Die beiden Düsseldorfer, Lilly B. und Joa H., sind seit 2011 zusammen aktiv und haben vor Kurzem über Hertz-Schrittmacher (einem Sublabel von Kernkrach) ihr neues Album Non Plus Ultra veröffentlicht. Bisher sind mir Mängelexemplar nur auf einen Y&C-Sampler begegnet, jedoch nicht in dauerhafter Erinnerung geblieben. Wie sicherlich viele andere Künstler auch, die den Mangel meiner Aufmerksamkeit nicht verdient haben.

Sei es drum, kommen wir zur Sache: Gleich mit dem Opener Zu den Sternen und zurück werde ich sofort an diverse Interpreten der elektronischen NDW erinnert: Minimal, mal fröhlich klingend (& zugleich kritisch) bei Hej Hej Hej, mal ernster mit Dunkel, oder etwas melancholischer bei Mein Herz. Mit der gebotenen Abwechslung auf ihrem Werk laden Mängelexemplar mit ihrem Album zum erneuten Lauschen und ja – vielleicht auch mal zum Tanzen ein (wenn mal was von denen gespielt wird, wo ich rumschlurfe…).

Als Premiere gibt es heute von Mängelexemplar heute das Stück „Non Plus Ultra“

Police Des Moeurs – PÉRIL

Mannequin Records denkt mal wieder an Spontis und weist auf frankophone Elektronik in Tradition des Cold Wave aus Kanada hin: Die Police Des Moeurs bestehen aus Francis Dugas, Frederic Lavoie & Manuelle Gauthier und wurden 2010 in Montreal gegründet. Bis dato haben sie vier Langspielplatten und einige weitere Veröffentlichungen vorzuweisen, waren mir bisher allerdings unbekannt.

Ich habe mir mal die aktuelle LP Peril von den dreien angehört und bin durchaus überzeugt vom gesamten Werk. Sound- und Stimmungstechnisch wird sich erfreulicherweise ausgetobt (u.a. gibt es mehrere Instrumentalstücke bzw. Übergänge), was man von einigen frischen Veröffentlichungen anderer Interpreten der letzten Jahre nicht unbedingt behaupten kann. Zumindest was meine Ohren da heraushören. Einziges, kleines Manko bei diesem Album: Mit dem Hall bei der Sängerin hätte man meiner Meinung nach etwas sparen können. Mimimimi….

Anspieltips: Ether, Eternel Retour, Choses Fragiles oder zum Abschluss das energetischere Noir. Nebenbei: Ein ganz eigenes Sisters-Cover haben die drei auch noch zu bieten. Hört euch einfach mal ein wenig rein.

Art Of Empathy – End Of I

Genug Minimale Elektronik für heute, schwenken wir daher nun in eine etwas andere Richtung: Neofolk/Folk Noir verirrt sich zugegebenermaßen eher selten nach Spontis. Mit dem Ein-Mann-Projekt Art Of Empathy gesellt sich nun durch Aenos Records ein belgischer Vertreter in den heutigen Beitrag. Mit akustischer Gitarre, vielseitiger Perkussion, Streichern, Zieharmonika, Samples, dezenten elektronischen Effekten und sanftem Gesang seitens Masterminds Jef Janssens (und einer Gastsängerin) erwartet euch hier mit End Of I ein stimmiges Album für dunkelromantische Abendstunden. Wenn ihr also gerade in der Stimmung nach etwas Ruhigem und Besinnlichen seid, dann öffnet ein Lieblingsgetränk eurer Wahl, macht es euch gemütlich, schließt die Augen und genießt…

Anspieltips, neben dem folgenden Video: End Of I, Ninety-Six Percent, Revelation Of Ignorance

Kapitel II – Totgesagte leben länger

Aktuell tummeln sich ja wieder manche Projekte, wo man dachte, dass sie schon vor Jahren (oder Jahrzehnten) abgetreten wären. Neben eher überflüssigen Comebacks gibt es auch die ein- oder andere vorzeigbare Entwicklung, von denen mir kürzlich zwei Stück ins Auge gefallen sind…

Ghosting – The Flanders EP

Vornehmlich betagtere Leser unter uns dürften die ehemalige Koblenzer Formation Ghosting noch kennen (wenn nicht, könnt ihr hier ein wenig nachlesen). Als Dark Wave-Gruppe mit Faszination für Synthesizer gegründet, erweiterte der kreative Kopf hinter dem Projekt, Sascha Tayefeh, Anfang der 90er in seinen Veröffentlichungen das Klangspektrum rasch um klassische Instrumentalisierungs- und Kompositionstechniken. Nach einem Hiatus Mitte der 90er wurden vermehrt technoide Klänge in die Werke eingebaut, welche nicht zuletzt dadurch Ghosting aus meiner Sicht eine ganz eigene Stellung im Musikkosmos verschafften (und sicherlich Geschmackssache sind).

Aus diversen Gründen beendete Sascha Tayefeh Anfang der 2000er das Projekt wieder und zog sich aus der Musikwelt zurück. Nachdem jedoch das Interesse nie abebbte und immer wieder Anfragen nach neuen Stücken kamen, beschloss Herr Tayefeh, seine in den letzten Jahren erarbeiteten Werke inklusive aufbereiteter Demo-Stücke der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Als Kulminationspunkt dieser Entwicklung kann man die pünktlich zu WGT-Beginn veröffentlichte Flanders EP sehen, auf welcher sich je zwei neue und bereits früher veröffentlichte Stücke befinden. Nach einem energischen Anfang mit dem titelspendenden Stück Flanders wechselt die Szenerie mit There Are No Dreams in ruhigeres Ambiente, welches den bedrückenden Hintergrund (man achte auf die Texte) durchschimmern lässt, fortgeführt im dritten Stück, Heartbeat. Den inhaltlichen Abschluss bildet das letzte Stück, Teaching Wild, welches ich als das „Glanzstück“ der EP bezeichnen würde, müsste ich mich festlegen.

Aber hört doch einfach mal selbst hinein. Und wenn euch hier nichts zusagt oder ihr noch mehr kennen lernen wollt, dann sind vielleicht doch Stücke vergangener Alben etwas für euch. Auf Bandcamp finden sich sowohl die ersten beiden Veröffentlichungen aus eigener Hand, als auch alle folgenden (teilweise mit erwähnten, bisher unveröffentlichten Tracks) über das Label Alice In…, inklusive des etwas bekannteren Stücks Lion King.

Les Berrtas – Sierrapolis Kapitel 1

Während ich mich über mehrere Abende verteilt durch Künstler und ihre Stücke werkelte, bin ich irgendwann (die Wege der Links sind manchmal unergründlich) bei einem Interpreten hängengeblieben, von dem ich dachte, dass er – wie vieles andere aus den schwarzen 90s – längst tot sei. Die Rede ist von Les Berrtas. Jene, welche sich selbst augenzwinkernd als „Splatterpop“-Duo sehen und mit Der Knochenschäler vor längerer Zeit meine Aufmerksamkeit auf sich zogen…

2019 nun haben Kai LF & Micha Chainsaw und unter abschließender Arbeit von einem gewissen Bob Humid (alias R. E. Feuchtl, u.a. involviert in Der Liederkranz) wieder neues Material auf die Menschheit losgelassen: Mit Serrapolis – Kapitel 1 machen die älter gewordenen Jungens da weiter, wo sie vor vielen Jahren aufgehört haben: Mit deutschsprachigem Elektro, gerolltem „R“ (die haben noch vor Rammstein damit angefangen), aber im Vergleich zu früher mit mehr Wumms. Hören sich die ersten drei Titel soweit ganz nett an, muss ich bei Wir Kriegen Dich ein wenig lächeln. Ein passender Text für einen „Tanzflächenkiller“. Und wo ich darüber nachdenke, wie es dann wohl weitergehen könnte, folgt mit Undici Minuti ein ebenso langes, ruhig und recht atmosphärisch gehaltenes Stück. Hätte ich nicht erwartet, finde ich gut. Was die Remixe betrifft: Die sind, wie häufig, Geschmackssache. Mit dem Object-Remix von Nebel In Der Kathedrale Der Vernumft konnte ich hier noch am Meisten anfangen.

Summa Summarum: Wer Lust auf eine etwas andere Elektro-Formation hat, oder Les Berrtas von früher™ noch kennt, sollte mal einen Blick riskieren…

Kapitel III – Was noch so rumlag

Hier sei abschließend aufgelistet, was ansonsten noch im Briefkasten herumlag. Die ersten vier Künstler wurden bei Spontis bereits irgendwann mal vorgestellt, andere wiederum passen nicht zum musikalischen Geschmack oder weisen eine deutliche Zielgruppenverirrung auf. Wenn euch doch was interessieren sollte, dürft ihr euch da jederzeit selbst durchackern :)

WGT 2020: Pfingstgezwitscher – Der Liveticker rund um das ausgefallene Treffen

10

+++ 01. Juni 13:18 +++ Auch die tollen Menschen des Gothic Pogo Streams schleichen nach Hause. Spontis bedankt sich für einen ausgesprochen unterhaltsamen Livestream und hofft, dass wir so etwas zu Pfingsten nie wieder sehen müssen :) Danke an alle Beteiligten für ihren technischen und musikalischen Einsatz, ihr habt Euch ein Platz in Nicht-WGT Chroniken verdient. Danke!

https://www.facebook.com/gothicpogo/videos/287403879056484/

+++ 01. Juni 13:07 +++ Das Dark Stream Festival ist vorüber: „Das war’s… Die Schotten sind dicht, die Segel sind gerafft. Alle Mann (und Frau) sind ausgeheuert. Unsere irrwitzige, fantastische, virtuelle Weltreise ist zu Ende. Was bleibt sind die Erinnerungen und der Blick nach vorn. Zu neuen Horizonten, mit neuen Abenteuern und Abenteurern*innen. Behaltet eure Abos bei. Denn wir haben noch einige Leckerbissen in petto… Und dann ist da ja noch das Versprechen von M.Kruppe aus der Abmoderation…

+++ 01. Juni 11:16 +++ Leichenwagentreff Südfriedhof. Ein paar Leichenwagen haben sich am Südfriedhof eingefunden, um sich ihr automobiles Stell-Dich-Ein zu zelebrieren.

+++ 01. Juni 10:28 +++ In der WGT-Gruppen posten viele Besucher der Stadt Leipzig Gruppenbilder, bei denen man offensichtlich nicht daran denkt, sich an die geltenden Regeln zu halten. Das stößt vielfach auf berechtigte Kritik.

Torhaus Doelitz

+++ 01. Juni 10:21 +++ Am Rande sei erwähnt, dass die Tour der Sisters of Mercy ein weiteres Mal verschoben wurde. Diesmal auf den März 2021.

+++ 01. Juni 10:01 +++ Normalerweise wäre ich um diese Zeit auf, um völlig aufgeregt dem Spontis-Treffen entgegenzufiebern. Findet aber nicht statt. Ich bin traurig. Als Entschädigung für uns alle erscheint dieses Jahr trotzdem ein Spontis-Magazin. Vergesst nicht, Euch ein Exemplar vorzubestellen und an unserer Fotoaktion teilzunehmen, um Euch auch in gedruckter Form wiederzufinden.

Montag, 01. Juni 2020

+++ 31. Mai 21:48 +++ Es gibt noch ein paar Eindrücke vom viktorianischen Picknick, die ich Euch nicht vorenthalten kann. Ihr dürft Euch gerne selbst ein Bild davon machen, was sich dort versammelt und ablichten lässt. Meine Meinung behalte ich für mich :)

+++ 31. Mai 18:54 +++ Gleich geht die Gothic-Pogo Party wieder auf Sendung, diesmal mit vorzüglichen Musikern und vorzüglicher Musik. 20:18 : Alles wieder da!

+++ 31. Mai 18:21 +++ Leipzig ohne WGT: eine Stadt auf Entzug. „Wer schon lange hier lebt, weiß aus Erfahrung: Zuerst kann man das WGT riechen, und zwar am Patschuli, einem ätherischen Öl, das viele der Szeneanhänger als Parfüm tragen und dessen vornehm-morbider Duft sich jedes Jahr zu Pfingsten über die Innenstadt legt. Diesmal muss man aber schon lange schnuppern, um einen Hauch davon zu erhaschen. Kaum öfter als sonst im Jahr huscht ein Goth durch die Fußgängerzone. Das Festival hinterlässt ein Vakuum.

+++ 31. Mai 18:00 +++ Die längste Shopping-Meile der Welt hat rund um die Uhr geöffnet! Unterstützt Eure Szene-Händler mit einem Online-Einkauf! Der Darkstore in Berlin bietet für einen 25€ Einkauf einen Gutschein über 5€. Bei young-BAT gibt es was zu gewinnen, wenn ihr Euch in einem Ihrer Stücke zeigt. Solltet ihr selbst eine Aktion haben, schreibt in die Kommentare!

+++ 31. Mai 17:54 +++ Leipziger Moritzbastei in Nöten: „Im Oktober wird es existenzbedrohend“ – Seit März gibt es kaum noch Einnahmen in der Leipziger Institution. Im Oktober wird es jedoch eng, dann ist der Kredit der sächsischen Aufbaubank aufgebraucht. 47 Mitarbeiter sind in Kurzarbeit und die bis zu 50 Menschen, die bei Events oder Großveranstaltungen aushelfen, bekommen keinen einzigen Cent.

+++ 31. Mai 17:39 +++ Die BILD aus Leipzig wiederholt einfach ihren alten Beitrag vom Freitag und stellt die Fotos ein bisschen anders zusammen. Kann man machen.

+++ 31. Mai 17:36 +++ Wer sich nochmal im richtigen Fernsehen sehen möchte: Heute Abend sendet der MDR um 22:30 alle drei Dokumentationen über den Themenbereich Gothics. Ansonsten finden sich auch alle Beiträge in der Mediathek.

+++ 31. Mai 17:13 +++ Merke: Wenn keiner das böse „C“ Wort sagt, ist alles ganz normal… Liebe Besucher in Leipzig, ich gönne Euch von Herzen Euren Stunden mit Freunden in der Sonne, trotzdem wäre es ärgerlich, wenn Leipzig 2 Wochen nach dem WGT wieder erste Neuinfektionen zu melden hätte, oder?

WGT 2020 - Ohne das böse C Wort

+++ 31. Mai 15:00 +++ Die digitale Form des Protestes gegen das Sterben der Arten ist beim Dark Stream Festival vollem Gange. Was dort dargestellt wird, ist erschreckend. Ich hoffe sehr, dass dieser Beitrag auch später verfügbar sein wird, denn es braucht eine Weile, die ganzen Informationen und Fakten, die dort zusammengetragen wurden, zu verarbeiten. Hier hat Mark Benecke wieder ein paar Karma-Punkte wett gemacht. Muss ich ihm lassen.

Trauermarsch WGT

+++ 31. Mai 12:40 +++ Roman Müller schickt uns ein Video und recht einsame Grüße vom AGRA-Gelände aus Leipzig und La Dutchessa hat Darkstream Festival Bändchen gemacht, die sie für einen guten Zweck versteigert.

+++ 31. Mai 12:35 +++ Freimaurer Ivan, der sich sonst mit irgendwelchen Logen beschäftigt, hat eine Runde über das heidnische Dorf gedreht. Natürlich traf er auf Herrn Benecke, wen auch sonst. Merke auf: Freimaurer mauern nicht und es gibt Logen, die nicht im Kino zu finden sind.

+++ 31. Mai 12:30 +++ Leipzig erlebt im Corona-Jahr ein Wave-Gotik light. In ganz Leipzig versammeln sich immer mehr Gruftis und Schaulustige. Die Aufnahmen des Sachsenspiegels zeigen jedenfalls eins: Mit Abstandsregeln und Hygieneregeln nehmen es die Besucher nicht so genau.

+++ 31. Mai 11:58 +++ Auch der World Goth Day, der kurz vor dem WGT stattfinden sollte, stand unter den Einfluss der weltweiten Pandemie. Der Blogging Goth hat trotzdem eine sehr gute Zusammenfassung veröffentlicht, die man sich mal durchaus geben kann.

Treffen MET
Dieses atemberaubende Getränk könnt ihr im Rahmen des Biergarten des heidnischen Dorfs, erwerben. | Bildquelle: Reinhard Fülle

+++ 31. Mai 11:50 +++ Im Biergarten des heidnischen Dorfs gibt es Treffen-Met in der Pest-Edition 2020. Aber Vorsicht, weder der Verzehr noch eine Injektion dieser Flüssigkeit schützt vor Ansteckung!

+++ 31. Mai 11:45 +++ Heute um 14:45 findet eine digitale Fortsetzung der letztjährigen Protestaktion gegen das Aussterben statt: „Zahlreiche Teilnehmer:innen wünschten sich seitdem eine Wiederholung des Marsches. Da dies auf Grund der Corona-Pandemie derzeit nicht möglich ist, soll nun am Pfingstsonntag im Rahmen des Dark Streaming Festivals eine „Digitale Aktion gegen das Aussterben“ stattfinden. WGT-Guide und Extinction Rebellion haben im Vorfeld Menschen aus der schwarzen Szene dazu aufgerufen, sich mit Videobeiträgen an der Aktion zu beteiligen und viele sind dem Aufruf gefolgt. Darunter auch einige bekannte Gesichter wie Dr. Mark Benecke, Feline Lang (von Feline & Strange) und Luci van Org.“ Die gemeinsame Aktion vom WGT-Guide und den Extinction Rebellen findet im Rahmen des Darkstream-Festival statt.

+++ 31. Mai 11:25 +++ Da sind sie ja doch! Ein echter WGT-Fan, so der Artikel in der Leipziger Volkszeitung, lässt sich von der Virus-Pandemie nicht ins Bockshorn jagen. Der Fotograf der Zeitung traf Menschen, die es sich nehmen lassen wollten, „ihre Kostüme zu präsentieren.“

Sonntag, 31. Mai 2020

+++ 30. Mai 19:15 +++ Heute fällt die Berichterstattung etwas kürzer aus, wir waren auf einem geheimen Videodreh. Die Ergebnisse dazu gibt es morgen.

+++ 30. Mai 15:15 +++ Der Sonic Seducer hat auch gemerkt, dass es mehr als ein alternatives WGT-Programm in Form von Streams gibt. Mittelalter- und Rock-Freunde fühlen sich vielleicht auch beim Online Musik Festival wohl.

+++ 30. Mai 13:55 +++ Wenn das WGT ausfällt, dachten sich @kseniakornelie und @martisha_magnet, dann machen wir doch einfach unser eigenes Wave-Gotik-Treffen. Dabei haben sie darauf geachtet, keines der Highlights thematisch auszulassen.

+++ 30. Mai 13:01 +++ Gleich 9 Demonstrationen finden über Pfingsten in Leipzig statt. Ob gegen Verschwörungstheorien und Fake News, gegen die Verlängererung der Corona-Maßnahmen, gegen rechte Hetze oder ganz einfach nur für Freiheit oder die Jugend. Es ist für jeden Geschmack etwas dabei.

+++ 30. Mai 11:33 +++Hase, ich liebe Dich. Ich muss mal kurz auflegen, das ist gerade peinlich„. Nein, lieber blutverschmierter Zombie-Goth. Das ist nicht peinlich sondern Zuckersüß :) Das Internet liebt Dich dafür.

+++ 30. Mai 11:02 +++ Nachdem der Veranstalter das WGT auf das nächste Jahr verschob, wurden Stimmen laut, die ihr bereits bezahltes Eintrittsgeld zurück haben wollten. Das Schweigen des Veranstalters sorgte erneut für wilde Gerüchte über Pleiten, Unterschlagung und Betrug. Allerdings berichten viele Besucher, dass sie ihr Eintrittsgeld anstandslos zurückerhalten hätten.

+++ 30. Mai 10:38 +++ Guten Morgen, liebe Leser. Heute geht es nahtlos weiter mit vollem WGT-Ersatzprogramm. Der Gothic Pogo Stream beginnt heute um 19:00. Mit dabei sind Werner Karloff, Tilly Electronics, Potochkine, Der lustige Kerl, Roomance Disaster und viele mehr. Das Dark Stream Festival beginnt um 13:00. Mit dabei am Samstag sind Lydia Benecke, Klaus Märkert und Myk Jung, Umbra et Image, Stimmgewalt, Oberer Totpunkt und viele mehr.

Samstag, 30. Mai 2020

+++ 29. Mai 23:57 +++ Zum Abschluss der heutigen Berichterstattung gibt es ein Bild von Lars, das er auf dem leeren Gelände der AGRA geschossen hat. An Pfingsten hoffentlich ein einmaliges Bild. Spontis entlässt Euch mit vielen laufenden Streams in eine hoffentlich musikalische Nacht.

AGRA 2020
Das leere Gelände der AGRA an der Stelle, wo sonst der Laufsteg der Eitelkeiten beginnt.

+++ 29. Mai 23:46 +++ Trotz WGT-Absage: Schwarze Szene trifft sich in Leipzig. Letztlich berichtet auch die mitteldeutsche Zeitung darüber, wie sich Menschen im Clara-Zetkin-Park treffen und wieder wird Benecke als Leitwolf der „Wir gehen trotzdem hin“ Bewegung dargestellt. „„Das WGT ist ein Treffen, das geht auch ohne Bands“, sagte der 49-Jährige. „Wir treffen halt die Menschen aus aller Welt, die kommen.

+++ 29. Mai 21:44 +++ Sachsen-Fernsehen war beim viktorianische Picknick im Clara-Zetkin-Park und befragte die Anwesenden. „Weil es schon immer zu Leipzig gehört.“ – „Das VicPic ist ja kein Teil des WGT und daher auch nicht von der Absage betroffen.“ – Mittendrin: Mark Benecke beim Autogramme-Schreiben. Glücklicherweise habe ich in dem Video keine Gruftis entdecken können. Ich bin erleichtert.

+++ 29. Mai 20:29 +++ Wie die Welt berichtet, verhielt sich die Polizei gegenüber der schwarzen Szene gelassen, sie stünde überhaupt nicht im Fokus. Allerdings bleibt fraglich, ob es bei weiteren Ansammlungen nicht doch zu Sanktionen durch die Polizei kommt, denn es gelten nach wie vor Kontaktbeschränkungen und das Verbot von Ansammlungen. Ob Beneckes Aussage „Das WGT ist ein Treffen, das geht auch ohne Bands.„, die in der Welt wieder zitiert wird dabei hilfreich ist, die Szene aus dem Fokus zu halten, ist fraglich.

+++ 29. Mai 19:05 +++ Der Gothic-Pogo Livestream geht Online! Entweder bei Facebook, Twitch oder bei Youtube. Nach einem furiosen Auftakt mit dem tollen Intro ist die Pogo-Gemeinde mehr als gespannt, auf das was kommt. Spontis wünscht allen Beteiligten, Künstlern und Musiker ein gutes Gelingen für den allerersten Live-Stream.

+++ 29. Mai 18:41 +++ Auch die Moritzbastei möchte den Gruftis aus Leipzig jedenfalls einen kleinen Hafen zum Verweilen anbieten. Auf der Terasse bietet man Snacks und Getränke, während in den Gewölben das Dark-Stream Festival abgehalten wird.

+++ 29. Mai 18:30 +++ Der Biergarten am heidnischen Dorf ist eröffnet und wartet auf Besucher, die zumindest einen Hauch von WGT-Feeling erleben wollen. Man hat sich bemüht, alle Sicherheitsmaßnahmen und Vorschriften einzuhalten. Live-Musik und Bühnenprogramm gibt es allerdings nicht. Für Leipziger mit Drang, etwas an der frischen Luft zu unternehmen, vielleicht eine Möglichkeit.

Biergarten WGT 2020
Der Biergarten am heidnischen Dorf ist eröffnet. | Bildquelle: Yggdrasil Agentur auf Facebook

+++ 29. Mai 17:55 +++ Dutzende trotz WGT-Absage bei viktorianischem Picknick. 150 bis 200 Menschen sind auf eigene Faust zum viktorianischen Picknick gegangen, ohne zu wissen, ob überhaupt etwas stattfindet. So saß man in vollem Ornat herum und ließ sich fotografieren. Möglicherweise nahm man an, im viktorianischen Zeitalter gab es noch keine Corona-Viren. Hoffentlich hat man sich wenigstens an die Regeln gehalten.

+++ 29. Mai 17:33 +++ Eine Bombe, die keine ist. Kurzzeitig standen alle verbliebenen Aktivitäten in Leipzig auf der Kippe, denn ein myteriöser Fund nahe des Hauptbahnhofs wurde zunächst für eine Fliegerbombe gehalten. Man bereitete sich auf großräumige Evakuierungen der Leipziger Innenstadt vor, wie die Stadt und die Feuerwehr berichteten. Glücklicherweise entpuppte sich der Fund heute als Teile einer alten Brunnenanlage. Goth sei Dank!

+++ 29. Mai 17:09 +++ Auch in diesem Jahr ist der WGT-Guide der ideale Begleiter durch den Dschungel der Online-Veranstaltungen. Wer nichts verpassen möchte, installiert den schlanken Helfer auf seinem mobilen Endgerät.

+++ 29. Mai 17:00 +++ Wer Lust auf eine Facebook-Gruppe hat und nebenberuflich gerne in Sarkasmus schwelgt ist bei „Einer Gruppe, in der alle so tun, als ob wir am WGT wären…“ genau richtig. Meldungen über einen Auftritt von Joy Division in der AGRA sind jedoch mit Vorsicht zu genießen.

+++ 29. Mai 16:36 +++ „Dr. Made“ trotz WGT-Absage angereist (BILD) Kriminalbiologe und Berufs-Extrovertierte Mark Benecke ist in Leipzig und ruft über die Bild-Zeitung auf, dass andere Gruftis seinem Beispiel folgen. Bildreich ließ er sich vom Boulevard-Blatt ablichten und in Szene setzen. Der Sicherheitsabstand zu Dr. Made sollte mindestens 1,5m betragen. Ein größerer Abstand kann sicherlich nicht schaden.

+++ 29. Mai 16:23 +++ Geomazing bringt ein WGT-Special an den Start, bei dem mit dem Smartphone den Südfriedhof erkunden kann. „Vergessene Gräber, knifflige Rätsel und grausige Lyrik. Eine Smartphone-Jagd über den Leipziger Südfriedhof.“ Für 12€ sicher kein Schnäppchen, aber mein Goth, bevor irgendwelche Gruftis durch die Stadt irren, dann lieber doch hierher. Allerdings kann ich nichts über die Qualität der 30-minütigen Tour sagen, Test-o-Gothics mögen sich in den Kommentaren melden.

+++ 29. Mai 16:06 +++ Der MDR Sachsenspiegel berichtet über den Wegfall des WGT 2020 als Einnahmequelle für Leipziger Unternehmer. Das Treffen ist unter den Top 3 der wichtigsten Veranstaltungen in Leipzig.

+++ 29. Mai 15:36 +++ Die anfänglichen Streaming-Probleme beim Dark-Stream Festival konnten inzwischen behoben werden. Falsche Codecs waren die Ursache.

+++ 29.Mai 12:36 +++ Wie der Veranstalter des Dark-Stream Festivals mitteilt, kam es gestern zu einem ungeplanten Abbruch des Streams. Die Zuschauer sahen eine Meldung, dass der Stream offenbar gegen „Copyright Policys“ verstoßen hatte. Allerdings konnte bislang nicht geklärt werden, was genau vorgefallen war.

+++ 28. Mai 20:20 +++ Wie der Veranstalter des WGT, die Treffen & Festspielgesellschaft, bei Facebook sagt, bedauert man den ersten Ausfall des Treffens in seiner 29-jährigen Geschichte sehr. Allerdings versichert man, das man 2021 gebührend nachfeiern will, was alle Gerüchte um ein angebliches Ende des WGT im Wind zerstreut.

+++ 28. Mai 13:07 +++ WGT-Absage verursacht Verluste in Millionenhöhe – MDR Kultur berichtet, das WGT sei für Leipziger Unternehmen wie ein Weihnachtsgeschäft. Fast 16 Millionen Euro entgeht den Unternehmern, die sonst so gut am schwarzen Trubel in der Stadt verdienen.

Hallo liebe Leser. Normalerweise würden jetzt schon in Selfies ertrinken, die uns aus jeder Ecke von Leipzig schöne Menschen zeigen. Wir würden uns in Haarspray-Wolken verlieren oder in der Tram den vielen Sprachen und Dialekten der Besucher lauschen. Anstatt dessen müssen wir uns anderen Dinge widmen, die vielleicht schön sind, den ausgefallenen Besuch in Leipzig allerdings nur schlecht kompensieren. In diesem Beitrag wollen wir aktuelle Meldungen aus Leipzig, von den Streams und aus den sozialen Netzwerken festhalten. Viele Leser sind daran interessiert, was gerade in Leipzig abgeht. Wir versuchen, Euch in diesem Artikel auf dem Laufenden zu halten.

Dein Bild im Spontis-Magazin: Macht ein Foto davon, wie ihr Pfingsten 2020 ohne WGT verbringt

7

Das ist viel heftiger, als ich gedacht habe. Das Gefühl, an Pfingsten nicht in Leipzig sein zu können, keine Gemüse-Ravioli kaufen zu müssen, nicht für das Bändchen anzustehen oder nicht am Donnerstag-Abend einen Warm-Up Grillabend in Leipzig zu verbringen. Es klingt paradox, das ausgefallene WGT bringt mir die gruftige Melancholie zurück, die vor dem WGT meist der Vorfreude weicht. Deshalb stürzen wir uns voller Tatendrang in die Vorbereitungen für das Spontis-Magazin, um Euch wahrscheinlich im Juli eine kleine Entschädigung zu bieten. Eine frische Idee von Designerin Sabrina: Lass uns doch eine Doppelseite aus Bildern machen, in denen die Leute zeigen, wie sie Pfingsten ohne das WGT verbringen!

Diese Idee fanden wir alle großartig. Deshalb kommt hier der Aufruf:

Macht ein Bild davon, wie ihr Pfingsten 2020 ohne das Wave-Gotik-Treffen verbringt. Egal ob ihr zu Hause vor dem Bildschirm hängt, mit Freunden im kleinen Kreise den Grill anheizt, ob ihr Baggerloch die Füße ohne Pikes im Wasser baumeln lasst oder zu Hause in vollem Ornat vor dem Lautsprecher tanzt.

Schickt uns die Bilder per E-Mail an: wgt2020@spontis.de

Wir werden die Doppelseite (vielleicht werden auch mehrere Seiten draus) dann in die Magazin-Vorbereitungen einpflegen und Euch einen Platz in Eurem Magazin einrichten. So eine Art von gedrucktem Spontis-Treffen, wenn man so möchte.

In der folgenden Galerie, die ausnahmslos mit Bildern aus der Vergangenheit bestückt ist, findet ihr ein paar Anregungen.

Dokumentation im MDR: Darkness Forever – Wie Goth unsterblich wurde

Das Wave Gotik Treffen findet nicht statt. Das Gothic Pogo Festival wurde verschoben. Wichtige Säulen des Szenelebens, wie das Zusammentreffen mit Gleichgesinnten und dem gemeinschaftlichen Lauschen seiner Lieblingsmusik, sind ausgesetzt. Vertagt in eine Zukunft, in der gemeinsames Feiern und real geteilte Stimmung nicht mehr ansteckend sind. Haben sich viele mit der Tatsache, dass das WGT auf das kommende Jahr verschoben wurde bereits abgefunden, schwingt in den Gesprächen doch immer auch ein bisschen Melancholie mit. Es ist hart, wenn die Vernunft über das Herz siegt.

Um dem berühmten Blues, der zwangsläufig einsetzt, etwas Abhilfe zu verschaffen, haben verschiedenen Veranstalter bereits ein virtuelles Programm auf die Beine gestellt. Auch der MDR – der immer wieder zu Pfingsten über die „schwarze Szene“ und das Wave Gotik Treffen berichtete, hat zum Wochenende die Mediathek mit einigen Dokumentationen und Porträts einzelner Künstler aufgefüllt.

Mit „Darkness forever – Wie Goth unsterblich wurde“ schließt der Sender seine Doku-Reihe über die „Goth-Szene“, die er bereits 2018 begann. Der erste Teil „Roots of Darkness – Der Anfang von Wave und Gothic“, der zum WGT 2018 erschien, befasst sich mit der Entstehung der „schwarzen Szene“ und deren Wurzeln. Die ein Jahr später veröffentlichte Dokumentation „The golden Age of Darkness – Wie Goth die Welt eroberte“ behandelt die Szene in den 90er-Jahren.

Corvus Corax
Die ersten Gruftis, die Corvus Corax von der Bühne erblickten, verneigten sich nach dem Konzert bei ihnen. Die Band war zunächst verstört über das Verhalten. Die Band ist ein klassisches Beispiel für die Vereinnahmung der Szene

Um den Wandel der Szene ab den 2000er einzufangen, werden verschiedene aktuellere Strömungen der „schwarzen Szene“ in den Blickwinkel genommen. Davon zeugen und berichten unter anderem: Corvus Corax, Bruno Kramm (Das Ich), Hocico, Ciwana Black. Musikjournalist und Szene-DJ Thomas Thyssen berichtet von seinen Beobachtungen von den Plattentellern aus.

Die Dokumentation schlägt einen Bogen über mittelalterlich inspirierte Musik, zu Mainstream Goth Rock, über den Industrial Dance zum Steampunk und fängt damit vier zentrale Strömungen der vergangenen 20 Jahre ein. Die Szene hat damit, so die einhellige Meinung, einen Belebungsstoß erhalten, sich aber auch dem Mainstream, der Kommerzialisierung und letztendlich dem Konsum geöffnet.

Man ging Richtung Millenium zu, keiner wusste was passiert im nächsten Jahrhundert. Schwermut als Begriff, war plötzlich eine Form von Hipness die auch in der normalen Mainstreamkultur stattgefunden hat

Gothic wurde gesellschaftsfähig, wurde bunt und die neuen Impulse eröffneten einer neuen Generation einen Einstieg in die Szene. HIM und Rammstein sind, so Kramm, eben der musikalische Einstieg, mit dem sich viele junge Leute einen Weg in die Szene gebahnt hätten.

Bruno Kramm
Bruno Kramm ist nicht nur Mitglied der Band „Das Ich“, sondern entpuppt sich in der Dokumentation auch als ausgewachsener Szene-Philosoph mit dem Blick für das große Ganze. Er vermisst die Toleranz der Szene gegenüber neuen Strömungen und Idealen.

Dem MDR ist es in der Doku wieder einmal gelungen, die Entwicklung und Veränderung der Szene prägnant einzufangen und einzelne Aspekte undramatisch aber informativ herauszustellen, ohne sich im Detail zu verlieren. Sehenswert sind auch einige Aufnahmen vergangener Wave-Gotik-Treffen, die noch mal für einen nostalgischen Schub sorgen und den Eingangs erwähnten Blues noch ein wenig lauter drehen. Wie habt ihr Sie erlebt, die Szene der vergangenen 20 Jahre?

Es dürfen Schätzungen abgegeben werden, aus welchem Jahr diese Aufnahmen stammen.

Wer immer noch nicht genug hat, findet auf der Homepage des MDR auch eine wieder sehr ordentliche Informations- und Nostalgiesammlung.

Männerwelten von Joko&Klaas: Das Mainstream-Video und die Gothic-Szene

10

Dies ist ein Gastbeitrag von Autorin Wichtlhexe, die den Blog Tamponkollektiv betreibt, indem sie sich nicht nur mit Feminismus, sondern auch mit Gesundheit, Politik und Kultur beschäftigt. Nachdem ich ein paar ihrer tollen Artikel gelesen hatte, musste ich sie einfach bitten, über ein Thema zu schreiben, über das sie sich bereits in ihrem Blog ausgelassen hatte. Vielleicht gibt es in Zukunft weitere Artikel aus ihrer Feder. Ich würde mich freuen.

Neulich gab es eine „Sensation“ im deutschen Mainstream-Fernsehen, über das noch immer debattiert wird. Bei der Sendung „Joko&Klaas gegen ProSieben“ gewannen die beiden 15 Minuten Sendezeit zur Prime Time. Diese Sendezeit durften sie gestalten, wie sie wollten. Die beiden waren nicht zu sehen, sie überließen die Bühne diesmal anderen. Die Trigger Warnung verhieß nichts Gutes und stellte den ersten von mehreren Patzern da. In der eingeblendeten Warnung hieß es, dass es für empfindsame Menschen nicht ohne wäre. Abgesehen vom verstörenden Inhalt, gibt es auch Menschen, die betroffen sind. Diese Menschen als empfindsam zu bezeichnen ist, gelinge ausgedrückt, ziemlich daneben. Soviel dazu.

Die Autorin und Journalistin Sophie Passmann führte durch die fingierte Ausstellung „Männerwelten“ und präsentierte dort, zusammen mit anderen Frauen aus der Öffentlichkeit, den alltäglichen Sexismus. Angefangen von sogenannten „Dick-Pics“, die ungefragt auf Social Media versendet werden, über beleidigende Nachrichten/Kommentare und Catcalling , sexuelle Übergriffe und versuchter Vergewaltigung war alles geboten. Im letzten Ausstellungsraum wurden Kleidungsstücke gezeigt, die Frauen anhatten als sie vergewaltigt wurden. Unterstützt wurde das Ganze von der bekannten Frauenrechts-Organisation Terre des Femmes.

Die Reaktion war gigantisch. Viele Menschen, in erster Linie Frauen, feierten diese Aktion. Sophie Passmann erhielt, laut eigener Aussage, noch nie so viele positive Kommentare und Rückmeldungen, wie zu dieser Sendung. Ein Meilenstein des Feminismus zur besten Sendezeit und zu dem auf einem Sender mit einer enormen Reichweite. Der alltägliche sexistische Wahnsinn der Gesellschaft wurde auf einem Silber Tablet schonungslos präsentiert.

So weit so gut. Frau Passmann hat einen wunderbaren Job gemacht, ohne dabei zu klingen wie „in einem feministischen Proseminar“. Es war toll, das genau auf einem Sender wie ProSieben zu zeigen. Dennoch regte sich bald berechtigte Kritik in den sozialen Medien. Die Kritik fängt bei ProSieben selbst an, wo Sendungen, wie Germanys Next Topmodel produziert und ausstrahlt werden. Viele kritisierten auch, dass ausgerechnet zwei Männer Dank und Aufmerksamkeit bekommen, für etwas wofür andere sich seit Jahren den Mund fusselig reden. Joko und Klaas sind selbst Teil des Problems Sexismus. In ihrer Sendung „NeoParadise“ begrabschten sie zweimal vor laufender Kamera Frauen und machten sich darüber noch lustig. Die „Entschuldigung“ kam erst nach dem Shitstorm und die ganze Sache wurde zusätzlich von heruntergespielt vom Sender ZDF. Transmenschen und People of Colour sind im Beitrag massiv unterrepräsentiert. Die Zusammenarbeit mit Terre des Femmes stößt auch sauer auf, denn diese ist mehr als fragwürdig. Terre des Femmes ist für ein Kopftuchverbot von Minderjährigen, spricht sich gegen gendersensible Sprache aus und schließen generell Sexarbeiter*innen und Transmenschen aus.

Soweit erstmal zur offiziellen Kritik. Was hat das nun alles mit Spontis zu tun bzw. mit der Gothic Szene? Was geht uns ein Mainstreamsender wie ProSieben an? Mehr als uns vielleicht lieb ist. Wenn wir von der Annahme ausgehen, dass jede zweite Frau in Deutschland in ihrem Leben sexuelle Belästigung erlebt hab, warum sollte das nicht auch auf die Szenemenschen (egal welchen Geschlechtes) zutreffen.

Bereits im Oktober 2017 schrieb Flederflausch einen Artikel über die #metoo-Debatte auf Spontis:

„Schwarzkittel tun gerne so offen, tolerant, aufgeklärt und diskussionsbereit. Da frage ich mich, wie können sexuelle Übergriffe und Belästigungen nie (zumindest bin ich nicht drauf gestoßen) thematisiert worden sein? Auch, oder gerade weil, sich scheinbar ja auch immer wieder Menschen in der “Szene” finden die derartiges erlebt haben und das mitunter kommunizieren, dass sie bereits Opfer solcher Angriffe wurden. Warum sprechen wir nicht ernsthaft darüber, dass Otto-Normalverbraucher häufig lüstern starren oder Sprüche loslassen und man Dinge zu hören bekommt, wie “Ich habe mal mit einer freaky Goth-Braut geschlafen, voll abgespacet“? Wieso wird immer nur augenrollend am Rande erwähnt, dass viele Party- und Festivalfotografien gezielt auf “Arsch und Titten” draufhalten? Die “Szene” gibt sich oft so offen und frei und unkonventionell, aber hier hört das alles meiner Meinung nach ganz schnell auf. Wer sich auftakelt, ist ein Poser und Frauen in knappen Outfit sind Schlampen, oft genug gehört. Auch hier werden Stereotype reproduziert und Frauen die Selbstbestimmung abgesprochen (Männern auch). Auch hier wird geschwiegen. Und auch hier wird sich danebenbenommen?!“

Die Antwort liegt eben in jener Gesellschaft, die wir ablehnen. Wir sind nach wie vor Teil von ihr. Wir wurden in sie reingeboren, wir leben trotzdem in ihr, haben mit diesen Menschen nach wie vor zu tun. Es ist eine harte Erkenntnis, aber wir leben leider nicht abgekapselt auf Gothic-Island. Unsere Sozialisation unterscheidet sich wenig, von deren anderer, auch wenn wir sie vielleicht eher hinterfragen und ablehnen.

Manche gesellschaftliche Strukturen sind nicht so offensichtlich, und fördern oder erhalten dennoch den alltäglichen Sexismus, Rassismus und Faschismus. Diese Strukturen existieren in uns selbst, weil wir mit ihnen aufgewachsen sind, so erzogen worden sind, etc. Selbst wenn sexualisierte Gewalt in der Gothic Szene weniger oft passiert, geschieht sie dennoch. Es gibt keinen Unterschied zur Stino-Gesellschaft, wenn Sprüche nach einem Übergriff fallen, wie zum Beispiel „Nimms als Kompliment.“ Inwiefern Unterscheidet sich der innere Monolog eines „Stino“-Opfers („War ich schuld?“ „Naja, ist halt ein Idiot.“ „War das jetzt wirklich eine sexuelle Belästigung?“) von dem eines Opfers aus der schwarzen Szene? Auch das gern ausgesprochene Alibi „Der gehört nicht zur Szene/ist ein Außenstehender“, finde ich schwierig.

Da macht man das Fass „Wer gehört zur Szene“ auf, und das Problem Sexismus wird schweigend weitergeschoben. Viele Reaktionen von Männern waren nach dem Video auch, dass sie sowas noch nie miterlebt haben oder sowas selbst noch nie gemacht haben. Aha. Inwiefern unterscheidet sich das von Aussagen aus der schwarzen Szene? Richtig! Gar nicht! Der Wunsch nach der familiären Harmonie innerhalb der Szene ist vielleicht mitunter ein Grund, warum darüber kaum geredet wird. Der Glaube, man selbst ist so wunderbar, tolerant und offener ist ein Hindernis für Selbstreflexion. Es reicht nicht von sich selbst überzeugt zu sein, tolerante Gedanken zu äußern, wenn man nicht danach lebt.

Möchte man also diese familiäre Harmonie der schwarzen Szene haben, kommt man nicht umhin sich selbst regelmäßig zu reflektieren, um die eigenen inneren sexistisch, rassistisch oder faschistischen Strukturen abzubauen. Wenn wir kein weiteres Leid von Opfern sexualisierter Gewalt wollen, keinen weiteren #metoo oder #aufschrei, dann müssen nicht nur hinsehen, sondern auch entsprechend handeln. Und das nicht nur innerhalb unserer Szene.

Wochenschau: Brot und Spiele für das Volk? Dann lieber auf ein paar Links klicken!

2

Der Mensch braucht Unterhaltung und soziale Interaktion, in welcher Form auch immer. Neulich sah ich den Film „Gladiator“ noch einmal. Tausende Menschen feiern und jubeln da im Kolosseum, wenn sich Gladiatoren das Leben nehmen. Brot und Spiele für das Volk nannte man das seinerzeit. Was damals funktioniert, ist heute noch genauso wichtig, nur ohne Mord- und Totschlag. Mir war nicht klar, wie unruhig und ungeduldig die Menschen darauf brennen, sich wieder mit ihresgleichen auszutauschen. Am jüngsten „Vatertag“ gab es KEINE Spur von Corona-Maßnahmen, vor allem die, die wir zu schützen versuchen – die älteren Menschen – frönten ungehemmt dem sozialen Kontakt. Und in Leipzig, in dem am kommenden Wochenende das WGT nicht stattfindet, wollen kleine Veranstaltungen am „Heidnischen Dorf“ und in der Innenstadt die Menschen versammeln. Und ALLE Gruftis wollen irgendwie hin. Als anständiger Misanthrop hat es man in Corona-Zeiten wirklich viel leichter! Oder nicht? Grund genug wieder ein paar Kontaktlose Links zu verbreiten. Grufti-Nerds wie ich kommen mit einem Minimum an sozialem Kontakt aus :)

Archäologische Ausstellung in Herne: Pest! | Schemenkabinett

Ich kenne kaum ein Paar, das in seiner Freizeit so leidenschaftlich eine Pest-Ausstellung besucht, wie Parm und Katharina. Muss man einfach mal vorbeilesen: „Die Angst vor der unerklärlichen Seuche ließ die Menschen nach Schuldigen suchen. Insbesondere Personen, die außerhalb der Mehrheitsgesellschaft standen, wurden zum Ziel von Verdächtigungen. Neben vermeintlichen Hexen und Zauberern, galten vor allem Juden als Verursacher der Pest. So sollten sie angeblich Brunnen vergiftet haben, um den Christen die tödliche Krankheit zu bringen. Unter Folter erzwungene Geständnisse bestärkten solche Verschwörungstheorien.

Ganz schön schwarz, aber gar nicht mal so tot | Sächsische Zeitung (Paywall)

Würde man in diesem Moment ein Streichholz zünden, das Damenklo ginge in Flammen auf. Viel Haarspray füllt die Luft, dann zischt die Dose noch einmal, tränkt den Raum in einen süßlich-chemischen Geruch. Vier Menschen beäugen ihre geschminkten Gesichter in einem Spiegel. Es könnte das Bilderbuch-Klischee vom Damenklo sein, wären nicht drei der vier geschminkte Männer.“ Mehr gibt es leider nur hinter der Paywall. Nur soviel, in Sachsen scheint man sich einig zu sein, dass die Szene schrumpft, doch dort empfindet man das eher als wohltuend als Anlass zur Vermutung, die Szene würde sterben.

Classic Interview: Happy Birthday to The Cure’s Robert Smith! | Hot Press

Wer hat eigentlich mal beschlossen, dass leicht graue Schrift auf leicht grauem Hintergrund eine gute Kombination ist? Egal, hier noch ein Interview mit dem God of Goth für die richtigen Fans ohne Augenprobleme: „“I’d say The Cure as a whole because what I wanted, much like anyone in a band wants, is for people to hear what you do,” he maintains. “I still enjoy what I do immensely and want it to be really, really good. I don’t take any of it for granted. Along the way there have been a lot of highlights — particular songs and albums.

Konzert- und Festival-Veranstalter: Große Unsicherheit und Hoffnung auf 2021 | Backstage Pro

Bei aller Lockerungs-Euphorie, Großveranstaltungen dürften nach wie vor Krisenherde einer Corona-Ausbreitung sein. Was das alles bedeutet, fasst dieser Beitrag gut zusammen: „Was passiert, wenn es auch 2021 keine Konzerte und Festivals gibt? „Dann sind wir alle am Arsch“ erklärt ein Veranstalter auf Nachfrage. Schließlich muss die Live-Branche irgendwann wieder Einnahmen erzielen, um weiterbestehen zu können. Ansonsten hilft wirklich nur ein staatlicher Rettungsschirm, um die Substanz der Konzert- und Festivalveranstalter zu retten.

Der Mensch und die Maschine – Florian Schneider gestorben | FAZ

Man möge mir verzeihen, aber einen Nachruf von mir gibt es leider nicht. Sicher, Kraftwerks Einfluss auf die elektronische Musik war einzigartig und keine andere deutsche Band gilt als so einflussreich wie die Düsseldorfer. Ich kann sie aber als Band nicht leiden, weil sie sich wie Wutbürger aus dem Kleingartenverein durch alle Instanzen klagen, um die Verwendung eines 2-sekündigen Samples ihrer Musik strafrechtlich zu verfolgen. Sicher, es ist tragisch, dass mit Florian Schneider ein großartiger Künstler gestorben ist. Für einen persönlichen emotionalen Nachruf reicht es leider nicht, deswegen nehme ich den hier: „Dass man nicht mehr darüber weiß, warum er ging, hat Florian Schneider wohl selbst so gewollt. Der Rückzug, die Einsilbigkeit, das Maschinelle waren Teil einer ästhetischen Entscheidung, die Mitte der siebziger Jahre gefallen war – und die seitdem konsequent befolgt wurde. Umso deutlicher muss man jetzt, da die Öffentlichkeit von seinem Tod erfährt, betonen, in aller Lautstärke: dass hier ein großer Künstler gestorben ist.“

Zeitsprung: Am 19.5.1980 gibt’s Kloppe bei The Clash in der Hamburger Markthalle | Discover

Was damals so ein richtiges Punkkonzert war, endet stammesgemäß in eine zünftigen Keilerei. „In einer Abhandlung über den 40. Geburtstag der Markthalle schreibt der NDR über die Situation: „Das Konzert steht kurz vor dem Abbruch, wird aber auf Anordnung der Polizei zu Ende gebracht, um weitere Ausschreitungen zu verhindern.“ The Clash spielen deshalb noch elf Songs, aber die Stimmung dürfte nicht beste gewesen sein. Mehr noch: Joe Strummer wird unmittelbar nach dem Auftritt verhaftet, aber ziemlich schnell wieder freigelassen. Was ein schöner Abend…

I haven’t worn colour since I was 14: meet Britain’s longest-standing goths | The Guardian

Da soll noch irgendjemand behaupten, Goth sei nur eine Phase der Selbstverwirklichung: „I dress goth every day. I haven’t worn colour since I was 14. Normally, I wear pale foundation, black eyeliner and blue, black or dark red lipstick. I can’t see myself ever wearing colour. I briefly worked as a theatre steward in Cambridge when I was younger. The uniform was yellow – it wasn’t like it was burning my skin or anything, but now that I don’t have to wear a uniform, I only ever wear black. I think if I ever went into work wearing coloured clothes, my colleagues would have a heart attack! We joke that I should wear a floral dress on Halloween.

Thema: 40. Todestag von Ian Curtis

Am 18. Mai 1980 nahm sich Ian Curtis, der Sänger und Songschreiber von Joy Division, das Leben. Der Tag, an dem die Dämonen in seinem Geist die Kontrolle übernehmen. Den Schmerz und die Gedanken, die ihn plagen, lassen sich nicht weiter in Valium, Drogen und Alkohol ersticken. Er erhängt sich in seinem Haus in Macclesfield. Zu seinem Todestag gibt es zahlreiche Meldungen:

40. Todestag von Ian Curtis: Zeitzeugen erinnern sich | Kurier

Zwar war Punk für die Werdung von Joy Division maßgeblich verantwortlich gewesen, aber dieser wurde kreativ überwunden und weitergedacht. Das „Fuck you“ des Punk wurde zu einem „I am fucked“.“ Jon Savage, Wegbegleiter der Band, hat nun ein Buch herausgebracht. „Sengendes Licht, die Sonne und alles Andere„, das die Geschichte von Joy Division aufgreift und vor allem versucht, die Person Ian Curtis greifbar zu machen. „Besonders intensiv und informativ sind im Buch die Passagen, in denen die Person Ian Curtis versucht wird, zu fassen. Was war das für eine Persönlichkeit? Was hat ihn angetrieben? Was zerstört? Darüber sind sich Weggefährten und Freunde nicht einig.“

Ian Curtis: Die Liebe wird uns auseinanderreißen | NZZ

«Closer» ist der atmosphärische Nullpunkt, ein Monolith, ein Meilenstein. Das Kondensat eines Zeitalters. Und zugleich ein Monument für die Ewigkeit. Nie klang Pop-Musik düsterer, illusionsloser – aber auch wahrhaftiger. Das Album erschien knapp neun Wochen nach Curtis’ tragischem Tod. Er wurde 23 Jahre alt. Auf seinen Grabstein liess seine Frau Deborah die Titelzeile seines grössten Hits eingravieren: «Love will tear us apart» – die Liebe wird uns auseinanderreissen.

Der King der Traurigkeit: Joy-DivisionSänger Ian Curtis | Rolling Stone

Er war der James Dean der „blank generation“, der Trostlosen aus den frühen Achtzigern, die keine Lust hatten auf den derben Bierbüchsen-Krawall der Punks: Ian Kevin Curtis aus der Region Greater Manchester; jener damals noch komplett maroden mittelenglischen Industriezone zwischen Mersey und Midlands, die sich seit dem Niedergang so ziemlich aller dortigen Industrien (von der Kohle bis zur Tuchweberei) im Zustand der Daueragonie befand.

Skeletal Family – Promised Land (Cover) | Youtube

Da soll noch einer behaupten, dem Gothic würde der Nachwuchs ausgehen. Brachial authentisches Cover zukünftiger Dark-Rocker?

Wie Clubbing in Zeiten von Corona aussehen könnte | Youtube

Na ob das eine Alternative ist?