Gothic Friday Mai: Schwarz ist bunt genug (Marion)

Auch Marion, die sich beim Gothic Friday bereits als Teil des Organisations-Teams einen Namen gemacht hat, nutzte die Gunst des verlängerten Abgabe-Termins des aktuellen Gothic-Fridays und erzählt von ihrem Styling. Sie liebt den Stil-Mix aus elegant und abgefuckt und obwohl sie keine Pikes mag, wird sie nicht, wie sie fürchtet, aus dem Team ausgeschlossen. Im Gegenteil. Als Erinnerung daran, dass es eben doch nicht nur Pikes gibt, tut Sie gut daran, sich dem Spontis-Trend zu widersetzen. 

Vorurteile besagen, Gruftis würden alle gleich aussehen, bloß weil sie alle dieselbe Farbe bevorzugen und sich beinahe ausschließlich in eben dieser Farbe kleiden. Sehen sie deswegen wirklich alle gleich aus?
Mitnichten. Ich habe mal wieder einen großen Teil des Wave-Gotik-Treffens mit „Leute schauen“ zugebracht. Das geht sowohl als Hauptbeschäftigung als auch nebenher. Leute schauen, Leute bewundern und sich selbst wundern: Wie lange hat sie an dem Kleid genäht, wie schafft er es seine Haare so zu toupieren und wieso zum Teufel kann sich diese Person x Schnörksel in bunten Farben ins Gesicht malen und dabei gut aussehen und ich scheitere schon an grauem Lidschatten? Doch hier soll es nicht um eine Wertung gehen, nicht um Gejammer und auch nicht um das WGT. Es soll um das optische Zelebrieren des Gruftiseins gehen, um die Zur-Schaustellung der Szenezugehörigkeit oder einfach darum, wie man sich wohl fühlt.

Wie hat sich mein Stil über die Jahre verändert?

Marion 2007-2015
Marions Stilentwicklung von 2007 bis 2015

Diese Frage kann ich, je nach Tagesverfassung und Erinnerungsvermögen entweder mit „gar nicht“ oder „sehr“ beantworten. Im Prinzip beginnt das Problem bei der Frage was Stil im Allgemeinen und mein Stil im Speziellen eigentlich sind. Bei anderen Personen fällt es mir meist leichter Adjektive zu finden, während ich selbst einfach nur schwarze Kleidung trage. Mal zerfetzt mit viel Haut, mal düsterromantisch angehaucht, mal schlicht. Am besten gefällt mir eine Mischung aus abgefuckt und elegant. Spitze zu zerfetzten Strümpfen, Samt zu wild-voluminösem Haare, filigranes Make-up zu derben Boots. An dieser Stelle mich ich ein Geständnis ablegen, auch auf die Gefahr hin, dass ich jetzt von Spontis verbannt werde: Ich mag keine Pikes. Ich mag generell keine spitzen, flachen Schuhe.

Ich muss gestehen, dass ich mich bis dato kaum zu großartigen Experimenten habe hinreißen lassen, obwohl es mich immer fasziniert hat. Hierbei spreche ich vor allem von haartechnischen Experimenten wie zum Beispiel Sidecuts, auftoupiertes Haar, Dreads oder ausgefallene Farben.

Leider denke ich immer zu viel nach und entscheide mich dann doch wieder gegen zu viel Neues, weil ich entweder befürchte, dass es blöd aussehen wird oder weil meine Haare (beziehungsweise Hände, die wissen nicht was sie beim Toupieren tun sollen) nicht mitmachen. Meine Naturhaarfarbe ist ein sehr dunkles Braun, was färben kompliziert macht. Rot hat funktioniert, allerdings bleichen meine Haare dann in der Sonne rasch aus und nehmen einen Orangeton an, der mir nicht wirklich gefällt. Allerdings habe ich vor kurzem beschlossen die Warnungen sämtlicher Friseure zu ignorieren und begonnen einen Teil meiner Haare zu bleichen, wir werden, sehen wohin das führt.

Eine Inspirationsquelle kann für mich so gut wie alles sein, ein Lied oder ein Buch, das Bilder in den Kopf zaubert, Fotos aus fernen Ländern und schöne, bekannte oder unbekannte Menschen auf der Straße. Am meisten fasziniert mich dabei eindeutig künstliches Aussehen. Kunstvolles Make-up, viel Schmuck, Piercings, gefärbtes, ausrasiertes oder toupiertes Haar. Dabei dürfen gerne diverse Stilepochen oder religiöse Symbole wild gemixt werden.
Make-up technisch bin ich immer am Lernen. Künstliche Wimpern kleben kann ich mittlerweile. Mit künstlichem Blut hab ich hingegen nur einmal gespielt (ja, für eine Halloweenparty) und es ist wortwörtlich ins Auge gegangen (was nicht zu empfehlen ist, das brennt ziemlich).

Wenn ich die Zeit dafür hätte, würde ich mir öfters die Haare kreppen. Ich liebe es, wenn sie anschließend so fluffig sind, aber es dauert jedes Mal so unendlich lange, zumindest gefühlt. Und wenn sie mir nicht im Weg wären, würde ich täglich Ringe tragen, an jedem Finger, aber früher oder später empfinde ich sie stets als unbequem bzw. störend.

Ist das überhaupt wichtig?

Wichtig ist natürlich relativ und selbstverständlich gibt es wichtigeres, sowohl für mich persönlich, als auch auf die Szene bezogen. Auf der anderen Seite fühle ich mich wohl, wenn Inneres und Äußeres im Einklang sind, ergo ich nicht das Gefühl habe verkleidet zu sein und das ist in schwarz nun mal der Fall. Auf diese Weise kann ich meine kleine schwarze Welt, mit meinen Lieblingsliedern, mit meinen favorisierten Büchern und mit der einzigartigen WGT Atmosphäre ein Stück weit mitnehmen, wenn ich raus in die „bunte“ Welt gehe. Ganz abgesehen davon macht mir das Herrichten, beispielsweise vorm Weggehen einfach Spaß.

2010 Amphi
2010 besuchte Marion auch das Amphi in Köln.
2016 Alltag und Ausgehen
2016 hat sie bereits ihre Balance zwischen Alltag und Ausgehen gefunden.

Gothic Friday 2016: Zu Pfingsten in Leipzig – Festival(v)erlebnisse.

Ich liebe Festivals. Also die Zeit vorher, die Planungen, die Aufregung, die Vorfreude. Welche Bands spielen? Kenne ich welche nicht? Sind die vielleicht total interessant? Was nehmen wir mit? Wer kommt alles mit? Zelt, Hotel oder Auto? Was zur Hölle ziehe ich an? Wie wird das Wetter? Die Fahrt dorthin. Das Kribbeln, wenn die Rastplätze immer schwärzer werden. Das Erspähen anderer schwarzer Autos. Die Dichte der Kennzeichen mit 666. Ankommen am Ort der Veranstaltung. Hotel oder Parkplatz suchen. Schlange stehen. Bändchen tauschen. Zimmer beziehen oder Zeltplatz suchen. Neue Leute treffen. Freunde endlich wieder in die Arme schließen. Spaß haben!

Warum fährst Du zum WGT? Oder warum fährst Du nicht?

Weil es inzwischen wirklich ein Familientreffen für mich geworden ist. Ich mag die ganze Stimmung in Leipzig, das Bummeln im Heidnischen Dorf, wie man immer wieder Bekannten über den Weg läuft. Die Konzerte machen es dann noch zu etwas Besonderem. Viele Menschen treffe ich leider nur 1x im Jahr – aber dann ist die Zeit umso schöner. Dadurch, dass es nicht ein großes Festivalgelände gibt, ist es mit dem Wolf auch sehr gut machbar. Eine ruhige Stelle findet sich immer und das Hotel war auch schnell erreicht. WGT ist also Familienfreundlich.

Wie war Dein letztes WGT?

Super schön. Die Herzmenschen dabei, andere getroffen, neue kennengelernt – Wetter war auch einigermaßen, mit dem Wolf hats gut geklappt. Ein paar Konzerte gesehen, gebummelt…

Wie Dein erstes?

Ganz anders als irgendwie vorgestellt. Ich war mit meinem Exfreund dort und er hatte einen ziemlich straffen Plan, welche Band er wann und wo sehen wollte. Ich bin deswegen viel alleine unterwegs gewesen und habe den Welle:Erdball-Film im Kino gesehen, war auf spontanen Twittertreffen und habe mich durch Leipzig treiben lassen. Da habe ich dann die ersten Menschen getroffen, die ich heute noch sehr sehr mag. Ich bin dankbar, dass mein Ex mich mitgenommen hat – sonst wäre ich wohl bis heute nicht dem WGT-Zauber erlegen. (Haha. Natürlich. Es hätte wahrscheinlich nur ein, zwei Jahre länger gedauert.)

Was ist Dein schönstes Festivalerlebnis?

Freunde treffen ist eigentlich immer so mit das schönste Erlebnis. Ewig lang draußen sitzen und zusammen Geschichten erzählen – dabei Wein trinken, das ist so ein bisschen meine liebste Mera-Erinnerung. Oder wie wir in Köln im Beachclub lagen, hinter uns spielte And One und die Sonne ging gerade unter… Schön war es auch beim Plage Noire abends auf der Party im Speisesaal – das war irgendwie bizarr durch die helle Aufmachung der ganzen Anlage und die schwarzen Menschen, die dort waren.

Was war Dein eindrücklichstes Konzert?

Deine Lakaien auf dem Plage Noire 2009. Akustik Set und einer der Auftritte, die mich vollkommen in den Bann gezogen haben.

Covenant auf dem Amphi 2011. Leider habe ich sie bis jetzt noch nicht wieder live sehen können.

HIM auf dem Mera Luna 2013. Gänsehaut noch immer.

Und: welche Festivals sind noch Teil Deines schwarzen Planeten?

Lange Jahre war es das Mera Luna. Von 2008-2013. Die letzten beiden Jahre waren wir nicht dort – hochschwanger wollte ich nicht, mit 9 Monatswolf konnte ich nicht. Dieses Jahr wird es auch nichts, wir kommen an dem Wochenende gerade aus dem Urlaub zurück. Mir fehlt das Mera. Das Campen. Die Musik. Naja, nächstes Jahr vielleicht.
(Eventuell fahre ich dieses Jahr. Das wäre wirklich schön.)

Ansonsten war ich schon 2x beim Amphi, dorthin zieht es mich aber eher weniger. Mit Hostel war es okay, mit Zelten schrecklich. Das Blackfield war klasse, da wäre ich gerne noch mal hin. Gibt es ja leider genau wie das Plage Noire nicht mehr. Beim Deichbrand war ich 1x – Katastrophe. Ob es jetzt am Festival, am Wetter oder am komplett anderen Publikum lag – ich weiß es nicht. Zum Hörnerfest war ich ebenfalls 2x – das war sehr niedlich und echt schön. Allerdings sehr Metal-lastig, was nicht so ganz meins ist.

Ein bisschen Kribbeln ist da noch, wenn ich an das Hurricane denke. Vielleicht möchte ich irgendwann dort auch noch mal hin. Allerdings sind die Gruftie-Festivals mit 25.000 Menschen eigentlich schon wühlig genug. Es müssen nicht noch mehr sein.

Gothic Friday Mai: Only black People are beautiful People (Mecky)

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Nicht wundern, sondern freuen! Der Abgabetermin für den Gothic Friday im Mai ist ein wenig nach hinten gerückt worden, um Euch mehr Zeit zu verschaffen. WGT Depressionen rauben so manchem Teilnehmer die Motivation. Mecky profitiert davon. Als er am letzten Abend nach seinem Senf zum aktuellen Thema gefragt wurde, winkte er ab. Glücklicherweise nahm er sich die Zeit und bringt uns in den Genuss seiner Styling-Entwicklung. Macht es ihm nach und reicht auch Eure Bilder und Geschichten noch ein.

Lieber spät als nie. Am letzten Abend der Gothic Pogo Party sagte ich noch zu Sabrina „ich würde ja auch mal gerne meinen Senf abgeben, aber die Zeit, die fehlt…„. Ich sah in die Augen, die mir gegenüber saßen und konnte genau ablesen, dass sie diese Antwort wohl schon öfters gehört hat. Egal, lets go, hier mein erster Beitrag:
Mit 16 Jahren stand ich noch fest unter den Fittichen meiner Eltern, besonders meines Vaters (streng konservativ und Holländer). Da hieß es immer: zieh dich ordentlich an und was sollen denn die Nachbarn denken. Wie man sich das konservativen Leben auf dem Dorf halt vorstellt. Mit 17 war dann Schluss mit dem Gehorsam und es war mir ziemlich egal, was andere dachten oder äußerten. Ich fing an, mir den Pony wachsen zu lassen, so dass ich meine Nase, wegen der ich sehr oft gehänselt wurde, etwas verstecken konnte und die Klamotten waren nun von da an immer schwarz.

Einflüsse für das Styling kamen von den Bands Skinny Puppy (jeder kennt das Bild, wo die drei Götter in schwarz weiß posieren), Alien Sex Fiend, Propaganda, Bauhaus und natürlich Freunde und Bekannte, die hier und da gute Frisur- und Schminktipps gaben. Mit 18 wagte ich dann die ersten Ausritten in die schwarze Disco-Welt und war ich wie geflasht von all diesen schönen und interessant schönen Menschen.

Das erste Mal in der Discothek Zwischenfall in Bochum werde ich nie vergessen, auch wegen einem Spruch direkt beim Reingehen, den ich bis heute nie vergessen habe. Er kam von zwei schlecht toupierten Mädels: „sach ma, haste keen Kreppeisen, mit den Locken siehste voll doof aus„. Und ich war so stolz auf meine Naturlocken -Pracht in hochtoupierter und in – das muss ich an dieser Stelle energisch unterstreichen – gutaussehender und gelungener Turmausgabe.
Ich versuchte es dann trotzdem mal, mit einem Kreppeisen eine bessere Variante hin zu bekommen, doch leider verlor ich gegen meine Naturkrause, die leider stärker war. Trotz Haarlack und thermischer Direkteinwirkung eines Kreppeisens.

Klamottenmäßig hat sich mein Stil bis heute nicht geändert. Schlicht und schwarz. Ohne viel Tamm Tamm und Gebömmel. Zerrissenes wurde mit Sicherheitsnadeln geflickt und aufgehübscht, ausgefallene Kleidungsstücke gab es meistens Second Hand zu kaufen. Der Rest wurde durch Handarbeit verändert. Wichtiger war – und ist – mir da schon eher mein Schmuck. Meine Ohrringe, Ketten und natürlich Ringe, wichtige Details zum Wohlfühlen. Natürlich müssen die Haare gut aussehen. MIT Locken! Das ist mitunter das Wichtigste und beeinflusst auch meine Stimmung für den Tag.

Irgendwie habe ich mein Styling so über die Jahre hinweg beibehalten und bekomme auch das Feedback, dass es zu mir passt. Zwischendurch hatte ich mal die Haare wachsen lassen, aber nach knapp 2 Jahren war ich es satt und der Rasierer wurde wieder angesetzt. Alles weiter erzählen die Fotos, die nun folgen. Fazit für mich: Only black people are beautiful people.

Rückblick: Spontis Family Treffen auf dem WGT 2016

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Den ganzen Morgen war ich schon schlecht gelaunt. Nicht etwa weil mich der Weltschmerz plagte, sondern weil der Ausblick aus dem Fenster unserer kleinen WG unheilvolles Wetter ankündigte. Eilig geschmiedete Pläne und Gedanken wurden ebenso schnell wieder verworfen, denn es war bereits viel zu spät. Die dunklen Wolken am Himmel trübten die Stimmung eines Gruftis nur, weil er sich darauf freute, den Tag draußen zu verbringen und im Park hinter der Moritzbastei das Spontis-Treffen 2016 zu veranstalten. Zu Pfingsten ist eigentlich jedes nicht-sonnige Wetter doof. Ansonsten sind dunkle Wolken, Sturm, Gewitter und sämtlich Naturgewalten natürlich prima. Jedenfalls wenn das Grablicht auf der warmen Fensterbank flackert und der Regen gegen die Scheibe prassselt. Wenigstens war ich dieses mal vorbereitet, denn das Magazin war bereits gedruckt und lag in Kartons verpackt in der Spontis-Kutsche, während die Buttons rasselnd in meiner Handtasche den vielen Menschen entgegenfieberten, die sie bald verzieren sollten.

Die Kutsche wurde geparkt und schwer beladen machten wir uns auf dem Weg zur Wiese nahe des großen Kastanienbaums (?) unter dem wir schon von weitem bereits die ersten Besucher vermuteten. Und tatsächlich waren wir um 13:45 nicht die ersten auf der erstaunlich trockenen und leeren Wiese. Mein Blick galt dem Himmel: sollte es sich halten? Und bevor das Wetter-Thema jetzt den Artikel füllt: es sollte sich halten. Die Sonne brach sogar hervor und sollte uns auch bis kurz vor Ende des Treffens gegen 18:00 nicht wieder verlassen. Egal wer dafür verantwortlich ist: sag mir Deine Adresse und ich schicke Dir einen Button, ein Magazin, meinen Kussmund auf einem Tempo, einen Hauch Patchouli-Duft und eine Packung Kekse!

Schnell füllte sich die Wiese und aus allen Himmelsrichtungen strömten Leser, Autoren, Kommentatoren und Freunde von Spontis herbei. Mein Herz klopfte immer schneller und lauter, die Brust wurde ihm zu eng und im Bauch fühlte es sich so an, als sei ich verliebt. Goth war ich aufgeregt!  Auch wenn man mir das vielleicht nicht anmerkt, ich bin im Grunde eher schüchtern und Kontaktscheu, muss immer erst mit meinem Gegenüber „warm“ werden, bevor die Dämme brechen. So viele bekannte und unbekannte Gesichter! Würden mir ihre Namen noch einfallen, würde ich sie identifizieren können, würde ich mich an ihre Geschichten und Hintergründe erinnern, würde ich genügend Zeit für jeden Einzelnen aufbringen können? Irgendwie absurd, aber diese Gedanken mache ich mir jedesmal, habe mir zur Sicherheit auch die alten Rückblicke gerade nochmal durchgelesen.

Die Gesichter hinter den Geschichten des Gothic Friday 

Es war schön auch einigen der Teilnehmer des Gothic-Friday kennenzulernen, so macht man aus den Geschichten gleich auch Gesichter. Ob es Marion war, die als Mit-Organisatorin schon ein Monatsthema völlig selbstständig gestemmt hat, oder Stefan, GM, DennisAndreas und Theresia, der ich übrigens immer noch einen Wein schulde. Auch Bibi Blue, die einige von ihrem bewegenden Artikel zu ihrem Szene-Einstieg her kennen, war da und versprach mir, mehr von ihren Erinnerungen niederzuschreiben. Auch Magister Tinte und seine Freundin konnte ich kennenlernen, ebenso die Gothmum und ihre „Gefolgschaft“, von der ich den Herrn der Gothikatur aber schon öfter in den Arm nehmen durfte. Traumberuflerin Regin Leif war da, auch Familie Fledermama war wieder aus Shanghai angereist und auch Ronny Rabe beglückte uns mit seiner Anwesenheit. Mit Aristides Steele, der ebenfalls Autor eines kommenden Gothic-Friday Monats sein wird, habe ich eben dieses Thema erörtert und mich höllisch gefreut, ihn überhaupt zu sehen, gehört er doch bereits zum „alten“ Eisen der Spontis-Family. Genauso wie die Prinzessin von Traumverliebt oder auch der Gruftfrosch, dem ich in seiner Heimat Dresden immer noch einen Besuch abstatten möchte. Mone und Ralf vom Rabenhorst, mit denen wir wieder unsere WG bestritten, küssten sich filmreif, während mir Kathi Traumtänzerin von ihrem Marokko-Aufenthalt erzählte. Und natürlich nicht zu vergessen Ines Flederflausch, die nach einem Besuch in Belantis (zu dem sie gezwungen wurde), ihrem Geburtstag (den wir mit dem Kuchen ihrer Freundin beim GPF feierten) mit ihren Gesichtslähmungen beglückte (sagt Sie selber über Bilder von ihr).

Familientreffen im wahrsten Sinne des Wortes

Toll, wie sich die Menschen so um das Treffen entwickeln. Kamen Frau und Herr Fledermaus zu Beginn noch allein zum Spontis-Treffen, waren sie jetzt als Familie angereist und auch Sita und Tobi hatten Oscar und Anton im Schlepptau um als Familie das WGT zu besuchen. Auch die Prinzessin brachte ihren kleinen Wolf mit auf die Wiese und Familie Heilmann besuchte uns auch wieder. Familie Fledermama brachten 2014 noch Freunde mit, setzten 2015 aus und kamen dieses Jahr dann gleich mit ihrem Nachwuchs mit zum Treffen. Gothmum Ursula kam mit Tochter Magdalena und ihrem Freund Jan, der angeblich ganz gut Zeichnen können soll, auf mich aber ein wenig verwirrt wirkte :)

Erstaunlich wie schnell die meisten frisch gebackenen Eltern wieder am Szene-Leben teilnehmen wollen, gemeinsam zum WGT reisen und Leipzig auch ganz ohne Festival-Bändchen besuchen. Grufti ist eben doch keine reine Phase der Selbstfindung, sondern einfach ein Teil des Lebens, den man nicht einfach abstreift um sich nun den „wichtigen“ Aufgaben des Lebens zu widmen.

Mittlerweile haben wir uns zum fünften mal auf der Wiese hinter der Moritzbastei getroffen und immer mehr fühle ich die Geschichte vom Bahnhof, die die Leser der Spontis-Magazin im Magazin lesen konnten, immer deutlicher. Hier nochmal ein Auszug daraus:

Manchmal fühlt das hier alles an wie ein Bahnhof, an dem ich in meiner Kanzel sitze um die Durchsagen zu machen, Leute ausrufen, die Verspätungen und Gleiswechsel ankündige und auch vom neuesten Angebot im Bahnhofskiosk erzähle. Auf der Leuchttafel im Warteraum flackern gelegentlich Videos und in den Schaukästen auf dem Weg zu den Gleisen hänge alte Zeitschriftenartikel, die von anderen Zeiten erzählen und der kleine Laden neben dem Ticketschalter verkauft Pikes. Ich fühle mich ein bisschen wohl mit diesem Bild und finde es auch mitnichten pessimistisch. Die meisten Reisenden halten diesen Bahnhof in guter Erinnerungen und kommen gerne wieder, sofern ihr Zug weiterhin durch die schwarze Szene fährt. Für einige endet die Fahrt auch an ihrem Bestimmungsort, an dem sie sich wohlfühlen und ihre kleine schwarze Welt pflegen, zu der sie gefahren sind.

Ich hoffe ja, dass das so bleibt und freue mich über jeden der immer wieder kommt, egal ob allein, mit seinem neuen Partner, in seinem richtigen Geschlecht oder gleich mit der ganzen Familie. Ich bin auch nie enttäuscht über jemanden der nicht kommt, denn ich erwarte nichts als Gegenleistung für das Betreiben dieses Blogs, stelle keine Ansprüche und stehe überhaupt nicht auf Pflichtbesuche, die man zuweilen bei der „buckligen Verwandschaft“ zu absolvieren pflegt. So kann mir niemand enttäuschen und ich habe die Freude über jeden der trotzdem kommt, auf meiner Seite.

Der Sitzkreis der Sitzkreise oder auch „Die Leistungsshow der Pikes-Fetischisten“

Die einen fiebern diesem fotografischen Ereignis förmlich entgegen, während die Kritiker die Schuhe und seine Träger verspotten. Die Besucher wissen bereits im Vorfeld um die Bedeutung dieses Ereignisses und gegen entsprechend vorbereitet in die Sache und haben die „richtigen“ Schuhe an. Es sei an dieser Stelle angemerkt, dass es sauschwer ist einen Sitzkreis aus so vielen Individualisten zu Formen, der dann auch nur halbwegs einem Kreis entspricht. Und ich bin nun wirklich nicht der Oberchecker, der so eine große Gruppe von Menschen sinnvoll koordinieren könnte. Sollte es dazu gekommen sein, dass jemand nicht mitsitzen konnte, weil man keinen Platz gemacht hat oder er/sie schlichtweg übersehen wurde, sei mir verziehen. Ich habe tatsächlich für das nächste Jahr einen Plan im Hinterkopf, mit dem die Sache funktionieren könnte. Aber wahrscheinlich versaue ich es am Ende doch.

Es scheinen aber wieder deutlich mehr Pikes geworden zu sein als beim letzten mal, was sich auch in der Anzahl der verbliebenen Buttons widerspiegelt. Demnach haben sie 110 (!!!) Menschen beim Spontis-Treffen 2016 befunden. Unglaublich, unfassbar – ich war sprachlos als ich in meiner Tasche nach Buttons forschte, die übrig geblieben sein mussten. Waren sie aber nicht. Dank meiner Ehefrau, die mir eine sehr große Hilfe gewesen ist, haben die meisten Paare auch nur ein Magazin mitgenommen, so dass die knappe Auflage von 100 Stück für alle ausgereicht hat. Es ist geplant, die nächste Auflage durch Crowdfunding vorfinanzieren zu lassen, um beim nächsten mal die richtige Höhe der Auflage abzuschätzen.

Gleich kommen die Fotos. Durchhalten!

Ich möchte an dieser Stellen nochmal Danke sagen an alle, die vorbei geschaut haben : Danke an Heike und Lothar aus Mönchengladbach, Hanne und Marcus aus Erkelenz, Danke an Waldemar, Christoph, Marcus und Edith, Lan und Tom, Babsi und Daniel mit dem Miniwaveman, an Roland und seinen Bruder, Christine aus Stuttgart, Danke an Scarlet und Konrad (tolle Bilder!), an die beiden Bogenschützen von denen Sie Daniela heißt, an Karlsson und seine super-nette Freundin (herrje, Lost her Name), danke an meinen Lieblings-Leipziger Ronny Rabe, Sandra vom heidnischen Dorf, Gesichtslähmung Ines und André mit der Spiegelbrille, danke an Jonas und Toya aus Frankfurt, danke an die Pumpenhauser Tobi, Sita, Oscar und Anton, Familie Vledermaus und die „Fußballer“-Familie Heilmann, dank an Svenja, Sabrina (die das Button 2016 gemacht hat) und ihre Begleitung (herrje, Lost another Name), Stephie und Teddy, Ursula, Magdalena und Jan, Molte grazie a Francesco, Eliza e il nome dimenticato, an Boy George Phillow, Ulli und Sunny (alles gute für Euch im Vorraus), Familie Fledermama aus Shanghai (Мне казалось, чтобы увидеть радость вам снова!), Anita und Joachim (Mann mit Stock), Katharina und Parm und John aus London, Jacky und ihre Freundin (herrje, Lost it again) aus Osnabrück, Adrian die treue Seele, Stefan und Maria aus Dresden, Vigdis und ihre rothaarige Tanzpartnerin, das Duo Infernale auf 4 Rädern, Danke an Marion und Stefan, an Reinhard und Jenny und Frank (wirst mir doch noch sympathisch), an meinen Klugscheisser-Freund aus dem WGT-Forum, an Kathi Traumtänzerin, Danke an den Mann mit Hut und Stock, an Catherine, meinen Lieblings-Dennis, Bibi Blue, Mone und Ralf, Aufkleber Steffen und seine Partnerin Danny, Franziska und noch ein Stephan, Pirat Jan und seine Piratenbraut Bea, an die Freundinnen von Adrian (Hester Brabrabra war glaub ich dabei), Jaci Sie aus Leipzig, Magister Tinte und Téyla Midnightsun, den ewig treuen und Lebenslustigen Foxxi,  Isabel und vor allen Dinge an meine liebevolle und fleißige Ehefrau Sabrina, die nicht nur bessere Hälfte ist, sondern auch Muse und Stütze <3. Und natürlich an alle, die ich vergessen habe. Bitte meldet Euch, hinterlasst eine Nachricht und fühlt Euch eingeladen auch nächstes Mal dabei zu sein.

Alle Bilder vom Spontis-Treffen 2016? Besucht unser Fotoalbum!

Gothic Friday Mai: Mein Spagat der Selbstverwirklichung (Tanzfledermaus)

Tanzfledermaus hat zum aktuellen Gothic Friday wieder tief in der Foto- und Erinnerungskiste gekramt und hat das alles wieder in einem sehr interessanten Artikel zusammengefasst. Für sie hat das Ausprobieren und Herausstechen keine Hauptpriorität, weil sie sich in und mit der Szene weiterentwickelt hat. 25 Jahre in Schwarz sorgen offensichtlich für eine gesunde Mischung aus Gelassenheit und Individualismus.

Auch wenn es einfach gewesen wäre, diesen Monat vor allem Fotos für sich sprechen zu lassen, tat ich mich diesmal etwas schwer mit meinem Beitrag. Das liegt daran, dass ich ja schon einiges zu meinem schwarzen Werdegang geschrieben und mit zahlreichen Fotos aus all den Jahren untermalt habe. Da blieb jetzt nicht mehr so viel übrig, was ich ergänzen könnte, ohne dass es sich allzu sehr mit älteren Beiträgen überschneidet. Dennoch finde ich das Thema des persönlichen und sich mehr oder weniger wandelnden Stils sehr interessant und bin schon gespannt auf die anderen Berichte und Bilder. Schade, dass es bisher noch nicht so viele gibt, vielleicht weil das WGT so viel Raum im Mai einnahm. Ich bin nicht dort gewesen, schon sehr lange nicht mehr als zahlender Besucher, daher gibt es auch keine neueren WGT-Fotos von mir. Die meisten Fotos, die ich von mir habe und hier zeige, sind vor irgendwelchen Veranstaltungen entstanden, wo ich den Eindruck hatte, mit meinem Styling recht zufrieden zu sein. Alltagsfotos von mir gibt es gar nicht viele, vor allem aus den letzten Jahren nicht. Aber das letzte ist recht aktuell und repräsentant, auch wenn ich darauf meine Brille abgenommen habe ;-)

Mit Äußerlichkeiten ist es ja immer so eine Sache: man will ja eher nicht darauf reduziert werden, aber andererseits gehört für die meisten doch ein Mindestmaß an Styling dazu, um sich auszudrücken, seinen Sinn für Ästhetik auszuleben und auch von Gleichgesinnten wahrgenommen zu werden. Das, was frühe „typische“ Gruftis optisch ausmachte, sieht man heutzutage ja kaum noch: Vogelnestfrisuren, spitze Schnallenschuhe oder Pikes, Araberhosen, Rüschenhemden und schwere Kreuzanhänger. Die Stile haben sich, wie auch die Musik, massiv aufgesplittet, es wird gemixt oder auch neu erfunden. Woran erkennt man Gruftis/Gothics heute noch? Gute Frage. Nicht alle tragen vorrangig oder ausschließlich schwarz und stylen sich auffällig. Und dennoch fallen einem unterwegs immer wieder Menschen auf, die man in der Szene verorten würde, selbst wenn sie nicht eindeutig schwarz aussehen. Das haben ja schon einige beim Berufe-Thema geschrieben, dass sich manchmal im Kollegenkreis jemand fand, der optisch zwar nicht oder nur leicht aus der Reihe fiel und sich dann auf Nachfrage als Szeneanhänger entpuppte. Scheinbar erkennt man Gruftis auch, wenn sie sich optisch anpassen (müssen). Aber was das sein könnte, was uns verrät, das vermag ich nicht zu sagen.

Wie hat sich euer Stil über die Jahre verändert?

Als ich 1989 begann schwarz zu tragen, hatte ich durch meinen etwas abgelegenen Wohnort (Sylt) kaum einen Bezug zur Schwarzen Szene, also auch kaum Vorbilder. Ich kannte nur ein paar BRAVO-Berichte über The Cure, mochte aber außer den Frisuren deren Klamottenstil nicht so richtig – lediglich Simon Gallup fand ich als „Gesamtpaket“ cool. Damals habe mich schlicht schwarz gekleidet, zum Teil mit Band-Shirts oder Aufnähern oder aufgemalten Bandlogos auf Jacken, oder schwarzweiß gemusterte Klamotten.

Was ich schon immer mochte, waren sehr enge Hosen, also trug ich damals schwarze Stretchjeans und Leggings. Und ich strickte mir selbst einen schwarzen, weiten „Robert Smith-„Pullover. Hinzu kamen Kreuzanhänger, dunkler Kajalstrich und ich ließ meine ursprünglich etwas über schulterlangen dunkelblonden Haare strubbelig kurz schneiden und färbte sie später dunkel. Eigentlich kommt mein damaliger Look meinen heutigen Alltags-Outfit recht nahe. Also ein kleiner „schwarzer Faden“ über das mittlerweile gute Vierteljahrhundert…

1990-91
Das war ziemlich am Anfang, 1990-1991, mit 16/17 Jahren

1990/1991 lernte ich erste Gruftis auf dem Festland kennen und über das „Zillo“-Magazin erweiterte sich auch mein stilistischer Horizont, nur dank dürftigem Taschengeld war ich auf Flohmärkte und Selbstbastelaktionen angewiesen, was meinen Kleiderschrank und mein Schmuckkästchen nur langsam füllte. Ein Jahr später zog ich zurück nach Berlin, lernte dort einige Altgruftis kennen, die mich sowohl stilistisch inspirierten als auch mit etlichen abgelegten Klamotten versorgten. Ich kam an mein erstes Paar Pikes, nachdem ich lange sehnsüchtig um ein  leider unerschwingliches Paar mit Fledermausschnallen herumgeschlichen war. Diese kosteten damals etwa 160 DM und mein Taschengeld betrug gerade mal 15 DM.

Als ich 1992 wieder bei meinem Vater wohnte, bekam ich deutlich mehr Taschengeld und profitierte außerdem von der Schließung und dem Ausverkauf des dunklen Shops am Ku’Damm („In-/Outsider“). Anfang der 90er kann man meinen Stil als zwischen Edelgrufti und Punk-80er-Wave-Stil pendelnd beschreiben. Ich trug vieles mit Samt und Spitze, verzierte auch ältere Klamotten selbst damit und trug damals sogar Rüschenklamotten und Kleider, was ich schon lange nicht mehr tue. Andererseits durfte es auch mal zerrissen, wild gemustert und punkig sein. Dann trug ich zum Beispiel schwarze Stretchjeans, Doc Martens, Halstücher (oft Palituch), zerrissene Pullis und eine schwarze Schiebermütze. So eine Mütze besitze und trage ich sogar heute noch.

stilfindungsphase
Hier befand ich mich noch in der Stilfindungsphase (1991-93).

Als ich noch Lust auf Mittelaltermärkte hatte, zog ich auch mal etwas historisch angelehnte Sachen an. Eine zweifarbige Hose, tunikaartige Oberteile mit Ledergürtel, Schnabelschuhe. Ich hatte damals richtig mittelalterlich anmutende Schnabelschuhe in Rot-Schwarz von einem Schuster, der auf den Märkten einen Stand hatte. Die Schuhe habe ich aber wieder verkauft, als ich die Lust am Mittelalterspektakeln verlor. Das war irgendwann immer dasselbe und außerdem viel zu überlaufen. Ein paar Stiefel mit aufgerollter Spitze besitze ich noch, meine ausgefallensten Schuhe.

kringelschuhe

Die Haare wurden mal länger, dann wieder kürzer – ich hätte sie gerne länger getragen und dann eine wilde Mähne zu einer Seite hinüber toupiert oder schöne flippige Hochsteckfrisuren gemacht. Aber mangels Fülle und Standkraft musste ich einsehen, dass ich lange Haare schlecht tragen kann. Also blieb ich die meiste Zeit bei kurzen oder halblangen Haaren. Ab und zu habe ich sie gekreppt oder Stirnbänder und Tücher im Haar getragen. Rasiert hatte ich die Seiten nur mal kurz, weil auch dafür der Rest zu spärlich war, als dass es gut aussah. Gerne hätte ich meine Haare dunkelblau gehabt, so richtig schön tintenblau, aber leider wusch sich das „Midnight Blue“ von Directions immer viel zu schnell heraus, oft war die Farbe schon nach einem Tag allein durchs Haarspray-Ausbürsten wieder sehr viel heller. Schließlich landete ich bei der Farbkombi Schwarz-Rot, die ich mit kurzen Unterbrechungen bis heute trage. Nur die Verteilung der roten Partien auf meinem Schopf wandelte ich immer wieder ab. Erst war nur der Pony rot, dann genau eine Hälfte der Frisur, dann jeweils entgegengesetzt Pony, Mitte und Hinterkopf wechselnd rot und schwarz und inzwischen wieder nur Pony und Schläfen in Rot. Zum Weggehen toupiere ich die Haare, in der Woche strubbel ich sie nur durch – wenn sie gerade mal wieder kurz genug dafür sind. Nach diversen Versuche, wieder mehr Länge heran zu „züchten“, ich hätte ja doch gerne eine eher weibliche Frisur, landete ich doch letztlich immer wieder bei kurz und fransig mit langem Pony. Okay, ich bin auch nicht so der weibliche Typ, mir sagen immer viele Leute, dass mir kurze Haare besser stehen, also bleibe ich wohl dabei. Das ganz linke Foto zeigt mich allerdings mit einem üppigen Haarteil, das mir eine Freundin eingearbeitet hat.

langhaarig
Im Lauf der Jahre habe ich einige Frisuren, Haarlängen ausprobiert (1992-2000).

Nachdem ich fast meine ganzen Kleider und Samt-Spitze-Klamotten wieder verkauft hatte, weil ich mich mit meiner eher androgynen Figur und den kurzen Haaren zu unweiblich dafür fühlte, blieb ich bei einem recht 80er-Jahre-angehauchten Look. Ich mag nach wie vor Leggings und enge Hosen, trage aber auch mal kurze Röcke oder Minis. Shirts dürfen gerne entweder einen besonderen Schnitt, Netzeinsätze, Löcher, Verzierungen oder Aufdrucke haben. Nieten-, Schnallen- und Kettengürtel sowie Schmuck mag ich zwar sehr, aber Schmuck lege ich nur noch selten an. Auf der Arbeit darf ich eh keinen Schnuck tragen. Ringe habe ich nur wenige und auch fast nie angelegt, die stören mich eher, ebenso Armreifen. Ohrlöcher habe ich nur eines, das Stechen war im Gegensatz zu meinem Nasenpiercing so unangenehm, dass ich kein weiteres machen ließ. Meinen Nasenstecker habe ich schon sehr lange, seit 1993. Den nehme ich selbst kaum noch wahr. Früher trug ich auch mal Ketten dran oder auffälligeren Schmuck. Kettenanhänger habe ich massenhaft, vor allem Kreuze (nicht umgedreht), Ankhs, Drachen, Ornamente… Hinzu kommen Ketten, die ich selbst aus Perlen, Schmuck und diversen Kleinteilen zusammengebastelt habe. Colliers finde ich sehr schön und habe auch einige, aber sie passen nicht mehr so recht zu meinem weniger femininen Look und daher dienen sie inzwischen eher als Dekoelement meiner Wohnung.

Was für mich früher lange Jahre völlig undenkbar war, praktiziere ich inzwischen fast täglich: ungeschminkt rausgehen. Zumindest Kajalstrich war früher ein Muss, Lidschatten und Lippenstift habe ich nur zum Ausgehen benutzt. Ich habe mir immer wieder neue Augen-Makeup-Varianten ausgedacht. Die Muster, die mir einfielen, habe ich damals sogar in ein kleines Büchlein gemalt. Was ich dann beibehielt, waren Katzenaugen mit variablem Lidstrich. Weiße Schminke habe ich nur ganz kurz benutzt, als ich mal ein Töpfchen überlassen bekam und mich da ausprobierte. Aber letztlich gefiel mir ganz heller Puder besser. Seit ich dauerhaft eine Brille tragen muss (Kontaktlinsen vertrage ich nicht gut), was seit ungefähr 2005 der Fall ist, schminke ich mich meist nur noch zum Ausgehen, weil die Brille leider zu sehr dominiert und zum anderen habe ich häufig gereizte Augen. Da verzichte ich dann meist auf’s Schminken und nutze höchstens Wimperntusche. Dabei würde ich mich gerne auch im Alltag mehr zurechtmachen. Oft bin ich gefrustet, weil ich mich ohne Augen-Makeup und mit „braver“ Frisur viel zu langweilig finde. Aber es würde doch einiges an Aufwand bedeuten, täglich etwas aus mir zu machen, mit dem ich zufrieden bin und was auch den ganzen Tag so hält. Wenn die Haare immer wieder schlapp machen und die Augen tränen, die Schminke hinein- und zerläuft, ist das ziemlich doof.

Wenn ich heute ausgehe, dann liebe ich es, mich mal wieder zurecht zu machen und fühle mich auch gleich ganz anders, zufriedener als im Alltag. Letzteres ist meist schlichtes Schwarz, das ich auf der Arbeit auch tragen darf. Ein paar wenige farbige Klamotten habe ich auch, meist in Rot oder rot-schwarz oder schwarzweiß gemustert. Doch wenn ich was komplett Farbiges anhätte, würde ich mich seltsam fühlen, verkleidet.

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Ein paar Beispiele meines heutigen Stils (rechts: Alltags-Look 2015).

Oder wie würdet ihr euch gerne herrichten, gäbe es keine Hindernisse welcher Art auch immer

Ein ganz großer Knackpunkt auf meiner Zufriedenheitsliste sind meine Haare, die dünn sind und auch mehrere Wirbel haben. Mein Traum wären dichte, volle Haare, die ich entweder lang wachsen lassen würde, um verschiedene Frisuren daraus machen zu können (je nach Laune voluminöse Mähne oder verspielt-flippig hochgesteckt) oder eine freche Kurzhaarfrisur im Stil des 80er New Wave. Dann würde ich auf Kontaktlinsen umsteigen und meine Augen wieder täglich schminken. Schmuck und auffällige Gürtel würde ich häufiger tragen und auch meine Pikes.
Cool fände ich es, wenn es Pikes mit zusätzlichem Reißverschluss gäbe, denn oft lasse ich sie deshalb im Schrank, weil mich das langwierige Schnallen-Gefriemel nervt.

Eigentlich würde es schon fast reichen, mit meinen Haaren zufrieden zu sein. Alles andere lässt sich ja umsetzen, aber gegen seine genetisch bedingt mangelnde Haarpracht ist man ziemlich machtlos, wenn man nicht zu künstlichen Veränderungen wie Extensions oder gar Perücken greifen möchte. Ich hätte schon gerne mehr Ohrlöcher.

Manchmal sehe ich tolle Kleider, die entweder an anderen Frauen oder Schaufensterfiguren ganz klasse aussehen. Sobald ich sowas anprobiere, kommt der große Frust, weil ich in solchen Klamotten einfach seltsam wirke. Da würde ich gerne etwas Passendes finden, das auch mir an mir gefällt. Sicher würde ich trotzdem zwischen Alltag und Ausgeh-Outfits unterscheiden, denn es gehört für mich dazu, sich zu einer Veranstaltung zurecht zu machen. Jeden Tag im schicken, flippigen Fummel oder voll aufgebrezelt rumlaufen, dann gäbe es nichts Besonderes für besondere Anlässe mehr. Aber es wäre schon toll, auch im Alltag nicht darüber nachdenken zu müssen, ob man mit einem bestimmten Look nun anecken könnte oder nicht. Einfach das tragen zu könne, wonach einem gerade ist. Ich merke, dass ich in Klamotten, in denen ich mich wohlfühle, ganz anders unterwegs bin, selbstbewusster und zufriedener.

Habt ihr Styling-Vorbilder oder Inspirationen?

Nicht direkt. Frei von Inspiration ist vermutlich niemand und man entwickelt sich ja auch mit der Zeit weiter. Was ich schick finde, sind manche Punk-Looks, New Romantic, generell viel aus den subkulturellen 80ern. Siouxsie fand ich früher vom Makeup und ihrer Frisur her klasse, allerdings würde ich diesen extremen Look heute nicht mehr tragen.

Welche Accessoires sind unumgänglich?

Eigentlich keine, Ketten trage ich inzwischen auch in der Freizeit selten. Wenn sich die Frage darauf bezieht, was zum „Ideal-Look“ gehört, dann würde ich sie aber auf jeden Fall nennen. Gürtel auch, und entweder sehr spitzes oder eher grobes Schuhwerk. Auf Ringe und Armreifen kann ich verzichten, auch wenn ich sie schön finde. Auf Tattoos stehe ich gar nicht und Piercings brauche ich keine weiteren. Recht nett finde ich Ärmelstulpen.

Ist das alles überhaupt wichtig? Empfindet ihr das alles als Teil der Szene?

Teil der Szene ist der persönliche Look natürlich irgendwie schon, zumindest wenn man sich selbst dadurch ausdrücken und auch von anderen Gleichgesinnten wahrgenommen werden möchte. Wichtig ist es mir vor allem, das tragen zu können, was ich schön/ästhetisch finde und in dem ich mich wohl fühle. Ich möchte nicht provozieren oder auffallen, aber schon zeigen, wohin ich mich zugehörig fühle. Ich interessiere mich überhaupt nicht für Modeströmungen, egal ob innerhalb oder außerhalb der Szene, sondern picke mir aus allem das heraus, was mich anspricht. Wenn das zufällig gerade „in“ ist, nun ja. Was mich z.B. genervt hat war, dass vor einigen Jahren plötzlich so viele „Stinos“ mit bunten Haaren herumliefen, vor allem in Rot-Schwarz. Da war ich am Hadern, ob ich wieder auf ganz schwarze Haare umsteige, weil ich für keine Trend-Tussi gehalten werden wollte. Als es plötzlich wieder viel sehr spitze Schuhe gab, habe ich mich jedoch darüber gefreut und „zugeschlagen“. Ansonsten empfinde ich schon ab und zu das Gefühl, als Trend-Verweigerer irgendwie jemand zu sein, der aus der Masse durch Individualität heraussticht – auch wenn es innerhalb der Szene nun nicht besonders individuell ist, wie ich herumlaufe. Dazu müsste man sich schon ganz schön was einfallen lassen, um tatsächlich herauszustechen. Aber das muss ich auch nicht unbedingt. Auch wenn ich mich bekannter Stile bediene und daraus meine eigene Stil-Collage bastele, die deutlich zuzuordnen ist, so bin ich doch trotzdem ein Individuum. Dazu muss ich nicht auf Krampf originell sein. Ich trage und mache in meiner Freizeit das, was mir gefällt, Punkt. Und wenn ich keine Lust zum Aufbrezeln habe, lasse ich es. Ich muss niemandem etwas beweisen. Meine Szenezugehörigkeit empfinde ich nicht nur über Kleidung, sondern auch über Musik und die Beschäftigung mit bestimmten Themen und Interessen. Daher würde ich sagen, die Kleidung ist ein Teil, aber lange nicht alles. Zumindest, wenn man sich nicht nur phasenweise, sondern längere Zeit in der Szene bewegt.

Gothic Friday Mai: Ich predige Selbstwertgefühl und mag keine Fotos von mir

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In den späten 80ern habe ich Fotos gehasst. Ich bin jedem Bild aus dem Weg gegangen, habe mich weggedreht oder gar nicht erst teilgenommen. Vielleicht ist mein Vater so ein bisschen schuld daran, denn der liebte das Fotografieren und so mussten ich, bis zu meinem 15. Lebensjahr etwa, bei jeder Gelegenheit die Nase in die Kamera halten. Robert auf dem Berg, Robert im Wald, Robert und die Kuh, Robert mit seinem Wanderstock, Robert schlecht gelaunt, Robert im Freibad. Mit Beginn der persönlichen Freiheit, selbst in Urlaub zu fahren, habe ich dann Kameralinsen konsequent gemieden und das mit dem Bilder knipsen als Jugendlicher einfach mal für uncool erklärt.

Heute ärgere ich mich darüber, denn aus meiner Zeit als junger Erwachsener, mit den unzähligen Haaren, makelloser Haut und einem atemberaubenden Körperbau fehlt so gut wie jede Dokumentation. So bleiben nur Beteuerungen, wie schön ich damals gewesen bin.

Zu allem Überfluss habe ich dann auch noch die schwarzen Gefilde für rund 15 Jahre verlassen und in bunten Klamotten, mit furchtbarem Haarschnitt und völlig lächerlichen Schuhen will ich mich noch nicht einmal selber sehen, von einer Präsentation in der Öffentlichkeit ganz zu schweigen.

Ganz abgesehen davon habe ich mich gefragt, warum die Resonanz zum aktuellen Thema bis jetzt so dürftig ausfällt. Ist die Selbstdarstellung nicht irgendwie ein Teil unseres Daseins? Machen wir uns nichts vor, Gothics haben sich immer schon herausgeputzt, ob in den frühen 80ern oder heute. Das Schaulaufen auf der AGRA anlässlich des Wave-Gotik-Treffens gehört irgendwie dazu. Sei es als Laufender oder als Beobachter. Und auch für die, die jetzt energisch den Kopf schütteln und abwinken, seid ehrlich: alle putzen sich für besonders gruftige Anlässe heraus.

Roberts dunkle Vergangenheit
Schwarz ist man von Innen heraus! Ein Bild von mir (rechts), irgendwann in den 00ern während meiner „bunten“ Phase. Ganz exklusiv für Euch.

Und wer jetzt immer noch mit dem Kopf schüttelt gehört dann möglicherweise zu den Resignierten, die aufgrund irgendeines merkwürdigen Körpergefühls meinen, dass sich das alles sowieso für sie nicht mehr lohnt. Sind ja sowieso alle viel schlanker, schöner, jünger, faltenfreier, größer, kleiner, androgyner oder begabter. Vielleicht gehört ihr auch zu den Mittelfeldspielern, die sich zwar herausputzen und stylen, aber sich einfach nicht trauen der gruftigen „Elite“ das visuelle Wasser zu reichen. Das Leben ist einfach so: es gibt immer einen, der Dir toller vorkommt als du. Es ist aber auch frustrierend, wenn du einem 20 jährigen begegnest, der nicht nur ein Händchen für seine Haare hat, sondern auch noch sein Baby-Popo-Gleiches Gesicht kreativ mit Schminkkünsten verziert. Zu allem Überfluss sind die dann auch noch mit androgynen Körpern und einem tollen Klamottengeschmack gesegnet!

Ihr merkt schon: Ich predige Selbstwertgefühl und komme mir selbst ziemlich dämlich dabei vor, weil Fotos von mir nicht mag und durch ständige Grimassen versuche, von meinen Defiziten abzulenken.

Abgesehen davon sind das natürlich alles Oberflächlichkeiten. Ernsthaft! Grufti (oder Gothic) zu sein passiert nicht Außen, sondern Innen. Deshalb ist es mir auf völlig egal, wie gruftig jemand aussieht oder sich kleidet, was zählt sind Wellenlänge, Wertvorstellung, Weltanschauung und Interessen. Für mich ist das so. Deshalb ist auch jemand, der in olivgrünen Cargo-Hosen zum Spontis-Treffen kommt, genauso gruftig wie jemand, der sich von Kopf bis Fuß in Latex hüllt. Gut, mein Geschmack ist das nicht, aber da unser Leben von Oberflächlichkeiten bestimmt wird, ist der erste Eindruck immer ein wenig anstrengend. Das ist manchmal wie mit unappetitlichem Essen. Sieht komisch aus, hat eine merkwürdige Konsistenz und riecht auch noch ein bisschen eklig, entpuppt sich dann aber als Gaumenschmaus. Und dann ist der erste Eindruck auf einmal nicht mehr so wichtig.

Geht auch andersrum. Da kann der Teller noch so kunstvoll verziert, die Zutaten noch so raffiniert drapiert und der Geruch noch atemberaubend sein, wenn es scheiße schmeckt, hilft das gut Aussehen auch nicht weiter. Moment, jetzt muss ich doch nochmal das Ursprungsthema lesen um mich daran zu erinnern worum es geht.

Welche Accessoires sind unumgänglich? Pikes. 2014 habe ich es mal mit Stiefeln probiert, steht mir nicht so.
Styling-Vorbilder und Inspirationen? Die 80er. Aus wenig etwas machen. Die damalige Mode zweckentfremden und zum Styling machen.
Wie hat sich mein Stil über die Jahre verändert? Gute Frage. Ich bin wohl etwas sicherer im Umgang mit mir selbst geworden und dank einer liebevollen Ehefrau auch immer Selbstbewusster. Unten gibt es dann Bilder, da könnt ihr selbst urteilen.
Wie würde ich mich gerne herrichten, gäbe es keine Hindernisse? Ich denke, ich hätte mehr Piercings im Gesicht und würde noch figurbetontere Sachen anziehen.

Zur letzten Frage habe ich ja irgendwie ausreichend Stellung bezogen. Glaub ich. Vielleicht sollte ich noch hinzufügen was ich damit zum Ausdruck bringen wollte. Macht mit! Zeit Euren Style, so langweilig und unaufregend, unpassend und hässlich ihr euch auch vorkommt. Das ist nämlich völliger Quatsch. Auch rein äußerlich. Außer Uniformen. Die find ich doof und sind hässlich ;-) Erklärt, was Styling für Euch bedeutet oder zeigt uns, welche Talente und Fertigkeit ihr euch hinsichtlich Eures Äußeren angeeignet habt. Ich wäre ja neugierig, wie der ein oder andere von Euch so völlig „casual“ aussieht und wie er sich dann verwandelt. Oder wie Ihr Euch so in den letzten Jahren auf dem WGT gezeigt habt. Also immer her mit den Bildern!

 

 

Gothic Friday Mai: Von schlichtem Schwarz und zauseligen lila Zebras (Flederflausch)

Wie sehr habe ich mich auf diesen Monat gefreut – nach dem WGT, auf dem es reichlich zu bestaunen gab, nun auch bei Spontis Abbilder der oft aufwendigen Ästhetik zu bestaunen, doch das WGT scheint vielen Schreiberlingen den Garaus gemacht zu haben.
Viele Bilder, vor allem aus vergangenen Jahren gibt es von mir nicht, nichtsdestotrotz blieb die Suche in meiner Bilddatenbank nicht gänzlich erfolglos. Diesen Monat also nicht mehr brandneue, aber bisher unveröffentlichte Bilder!

Stiltechnisch habe ich ziemlich vieles durch und gerade was die Jugendjahre betrifft kann ich nur sagen: Goth sei Dank war ich verdammt fotoscheu. Schlechtes Augenmake-up gehört da wohl eher noch zu den üblichen und weniger peinlichen Stylingsünden und von schlichtem Schwarz in neutralem Schnitt über Metal verziertes über Spitzentamtam bin zu schmeichelnderen schwarzen Schnitten, zerrissenen Klamotten und toupierten Haaren habe, war vieles schon mal Teil meines Kleiderschranks und ich würde behaupten, ich habe eine Weile gebraucht, bis ich das gefunden hatte, was zu mir passt.

Eingeschränkt hat mich immer nur der schmale Geldbeutel und früher der nicht endende Kampf mit meiner Mutter – was mir wahrscheinlich viele Peinlichkeiten ersparte und heute wähle ich meinen Styling mit mehr Bedacht. Konstanten gibt es nichtsdestotrotz: silberner Schmuck war und ist unumgänglich und ohne Piercings und Ohrringe fühle ich mich nackt. Hoch im Kurs bei mir: Zebra- und Leomuster, Fledermäuse, Totenköpfe und Buttons.
Aufgruften beim Weggehen? Gerne, vor allem in Gesellschaft-Nervfaktor Nummer eins hier: meine glatten, weichen, flauschigen Haare die immer, immer wieder zusammenfallen. Dezenter Weggehen? Klar, brauch das nicht immer und Kälteschutz geht vor gut aussehen. Im Alltag ähnlich zu recht machen? Ich schlafe lieber ne Stunde länger.

Aber genug geredet, einen kleinen Ausschnitt seht ihr hier

Pressespiegel zum 25. Wave-Gotik-Treffen (Update)

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Am Montag ist das 25. Wave-Gotik-Treffen zu Ende gegangen. Die heiseren Stimmen normalisieren sich wieder, die Augenringe verschwinden langsam vom blassen Teint und die meisten Frisuren gehorchen nun auch wieder der Schwerkraft. Ich habe mich nach dem wichtigsten Event der schwarzen Szene wieder hingesetzt, um die Pressestimmen zum Jubiläum einzufangen. Ernst zunehmende Berichterstattung gab es nur in wenigen Medien. Der öffentlich-rechtliche MDR und die Leipziger Volkszeitung (LVZ) tragen die Krone der Berichterstattung, unabhängig vom Gehalt der Beiträge, auch die BILD-Zeitung war mit von der Partie, während sich bei überregionalen Presseorganen immer wieder der gleiche (oder leicht abgewandelte) dpa-Artikel eingeschlichen hat.

WGT Pressespiegel 2016 - Schreie im VergnuegungsparkDie LVZ vermeldet am Dienstag den 17. Mai mit 23.000 Besucher einen neuen Besucherrekord und die Erinnerungen an die langen Schlangen vor manchen Veranstaltungsorten erhärten diesen Eindruck. Auch das stadtgeschichtliche Museum und die Ausstellung „Leipzig in Schwarz“ profitiert vom Besucherandrang. Allein am Samstag sollen 2000 Besucher sich die Ausstellung angesehen haben, auch bei der Podiumsdiskussion im Museum, die wir am Freitag besuchten, gab es kaum noch Platz. Das phänomenal gute Buch zur Ausstellung scheint ebenfalls vergriffen zu sein.

Besucherrekord!?

23.000 Besucher sollen dagewesen sein, ein neuer Besucherrekord? Gegenüber dem MDR äußert sich WGT-Sprecher Cornelius Brach: „Das Jubiläum hat wohl dazu geführt, dass so viele Leute zu uns gekommen sind. An manchen Orten wurden die Kapazitätsgrenzen erreicht: Weil zu viel Andrang war, wurden Einlassstopps verhängt. Das zeigt uns natürlich – viel größer darf das Festival gar nicht werden.

Neuer Besucherrekord
In der Ausgabe vom 14.06.2011 meldet die LVZ 26.000 Besucher des Wave-Gotik-Treffens

Merkwürdig, am 14. Juni 2011 – nach dem Ende des 20. Wave-Gotik-Treffens – meldet die LVZ 26.000 Besucher auf dem Festival, doch damals gab es keine Einlassstops an den Veranstaltungsorten. Was könnte also der Grund gewesen sein? Fakt ist, das sich die Landschaft der Veranstaltungsorte verändert hat. Werk II und Parkbühne sind beispielsweise nicht mehr Teil der WGT-Landschaft, was zu einer deutlichen Konzentration der Locations im Leipziger Norden geführt hat. Fakt ist außerdem, dass das schlechte Wetter viele Besucher in Konzerthallen und Veranstaltungsorte getrieben hat und das Parkanlagen, wie vor dem Parkbühne, wenig genutzt wurde. Warum das in den Artikel nicht erwähnt wird und wieso man trotz anderer Zahlen von einem Besucherrekord spricht, ist mir schleierhaft.

Nichts desto trotz möchte ich die Ansicht von Herrn Brach teilen: An manchen Orten wurden die Kapazitätsgrenzen überschritten und das Festival darf – mit der aktuellen Location-Landschaft – nicht größer werden. Dass ein Jubiläum zu mehr Besuchern führt, ist dagegen ein alter Hut. Ein alter Hut ist auch, das die Gruftis einen wichtigen Wirtschaftsfaktor zu Pfingsten ausmachen. Im Schnitt, so die Industrie- und Handelskammer gegenüber dem MDR, geben die Besucher 130 bis 150 Euro pro Tag aus. Die Ausgaben der WGT-Besucher liegen irgendwo zwischen 4,2 Millionen und 15 Millionen Euro. Mit schwarzem Eis, schwarzem Pizzateig und schwarzen Schaufensterauslagen versuchen die Händler den Extra-Euro zu verdienen, den sie sich von den Besuchern des WGT versprechen.

Das Kuriositätenkabinett

Über Facebook hatte ich Besucher der WGT und Leser von Spontis aufgefordert, ihre Schnappschüsse der Kuriositäten zu senden. Einige kamen der Aufforderung nach, die ich passend zum Thema „Ausgaben der WGT-Besucher“ beisteuern möchte. Vielen Dank an die Schnappschießer!

Ein Fest der Verwandlung

Es geht um Umstyling, Metamorphosen, Verwandlungen und Kostüme, wenn man den Artikeln der Presse Glauben schenkt. Das Wave-Gotik-Treffen ist für viele Autoren ein Fest der Selbstinszenierung. Die Mopo24 unterscheidet das Treffen in 7 Stilrichtungen: Victorian Goth, Steampunk, Fetisch, Cybergoth, Gothic Rock, Festival-Fasching und Neofolk. „Hoppla! Diese WGT-Besucherin peitschte ein menschliches Pferd durch den Park. Fetisch- und bizarre Sex-Mode trifft man in der Schwarzen Szene häufig.“ So, oder so ähnlich, machen es auch viele andere Medien. So auch die Stuttgarter Zeitung oder auch die FAZ. Die meisten anderen Blätter beschränken sich auf ein paar Bilder. Das Goethe-Institut nimmt die Sache nicht so auf die leichte Schulter und begleitet für ihren Artikel „Manchmal würde ich gerne meinem Ich begegnen“ Niha-Céta, Cellistin der Band „Other Day“, über ihr WGT. „Die Outfits gehören zum Image der Band und des Musikgenres. Unabhängig davon kleidet und schminkt sich die Cellistin vor allem deshalb so aufwendig, weil es ihr einfach Spaß macht. Sie liebt die spezielle Ästhetik der Gruftis, die Möglichkeit, ihr eigenes Ding zu machen, viel selbst zu gestalten und sich selbst zu reflektieren.

Schreie im Vergnügungspark

Am Donnerstag wurde das Wave-Gotik-Treffen bekanntlich im Belantis-Freizeitpark eröffnet, dieses „Wagnis“, wie Cornelius Brach diese Eröffnungsfeier nennt, scheint geglückt zu sein, denn rund 10.000 Menschen haben sich vom Parkmaskottchen begrüßen lassen. Nicht nur Parkbetreiber und Besucher zeigten sich euphorisch, sondern auch eine Autorin der LVZ, die ihre Eindrücke schildert: „Mit Einsetzen der Dämmerung verschwinden die Wege in der Dunkelheit – viel zu helle Strahler blenden den Blick – aus Büschen und hinter Zäunen tauchen düstere Gestalten auf, reihen sich ein, werden mitgerissen, schwärmen aus, um sich zu vergnügen. Um 22.50 Uhr folgt das große Highlight des Abends. Ein Feuerwerk, das unspektakulär beginnt, um sich nach kurzem Anlauf in ein fulminantes Fest fürs Auge zu verwandeln. Die Fahrgeschäfte stehen in diesen zehn Minuten still, die schwarze Masse erstarrt wie erkaltete Lava. Alle Blicke richten sich gen Himmel. Es knallt so laut, dass der Boden zu vibrieren scheint. Minutenlang ergießt sich Goldregen in allen Formen über die Jubiläumsgäste. Immer wieder ertönt kollektives „Oooooh“ und „Aaaah“. Applaus erschallt, als das Ende des Feuerwerk gekommen zu sein scheint.

Auch die Live-Blogger vom MDR, die immer wieder berichteten, zeigten sich erstaunt über die Resonanz, gab es doch im Vorfeld viele kritische Stimmen. „Die Entscheidung der Veranstalter, die Eröffnung des 25. Festivals im Vergnügungspark Belantis zu feiern, stieß bei einigen in der Szene auf Hohn und Spott. Von Kindergeburtstag, Karneval und Kommerz war die Rede. Doch muss man zugeben, dass das Ganze tatsächlich ein wenig morbiden Charme in der Abenddämmerung versprüht. Von der Schiffsschaukel schallen auf jeden Fall begeisterte Angstschreie übers Gelände.

Aufwand und Nutzen

Obwohl die Berichterstattung in der Menge weniger geworden ist, hat die Qualität meiner Ansicht nach deutlich zugenommen. Die LVZ hat in der Printausgabe einen gewohnt hohen Output gezeigt, braucht sich aber auch Online nicht zu verstecken. Auf der Sonderseite „Schwarzes Leipzig“ hat man keine Mühen gescheut, das WGT und seine Besucher darzustellen. Auf einer äußerst hübsch anzusehenden Internetseite präsentiert man 5 Leipziger und gibt Einblick in ihre „schwarze Seele“. Mira Sommer: „Die Leipzigerin mag es düster, spaziert gern über Friedhöfe, um nachzudenken und ruhig zu werden. „Wenn ich mich mit dunklen Themen in einer kreativen und ästhetischen Weise auseinandersetze, macht mich das glücklich“, sagt sie. Goethes Faust lobt sie als „absolutes Fantasy-Werk“, das sie sogar auswendig gelernt hat. Auch für Tolkiens „Herr der Ringe“ begeistert sie sich und verkleidet sich oft – als Elbin. Dieses WGT will sie etwas Neues ausprobieren: einen Cross-over aus Mad Max und Goth. Ansonsten ist Sommer relativ offen, was die Genres angeht: Von Steampunk, Jugendstil, Viktorianisch, bis hin zum Goth der 1980er in seiner Reinform. In ihrem Kleiderschrank entdeckt man vielfältige Stile. „In der schwarzen Szene kann jeder machen, was er will“, so Sommer.

Der MDR hat bereits im Vorfeld des WGT fleißig gearbeitet und eine Dokumentarfilmerin beauftragt. Die Premiere am 12.05. (Donnerstag) habe wir mit einigen Freunden bei einem der Protagonisten geschaut. Eine wirklich gelungenen Doku, über die ich im Juni gesondert berichten werden, da dann eine verlängerte Fassung ausgestrahlt wird. Auch auf den Internetseiten des Senders gibt es eine ziemlich großartige Sonderseite zum Thema WGT, die so ziemlich das multimedial Informativste ist, was ich zum WGT gesehen habe. Wirklich gute Arbeit! Auch die Fernsehberichte sind zahlreich (bisher habe ich 6 zusammengetragen) auch wenn die Qualität eher durchwachsen ist, wenn man endlich diese „Ich-verwandel-einen-Redakteur-in-einen-Goth“ Geschichten bleiben lassen würde, wären sie sogar noch besser.

httpv://www.youtube.com/playlist?list=PL-hKqAXhe22R3INz0mv3Nfs4mL9-gp5In

Düstere Lichtblicke

Freie Presse ChemnitzEinen Artikel habe ich euch vorenthalten. Er war so außergewöhnlich nachdenklich, dass ich ihn zunächst gar nicht mit „Presse“ in Verbindung gebracht habe, mein Fehler. Autor Tim Hofmann von der Freien Presse aus Chemnitz denkt in seinem Artikel „Freiheit im Dunkel“ einmal laut über die Szene nach und enthüllt schamlos die Unenthüllbarkeit der Gothic Szene. Vielleicht ist das der beste Satz zur Akzeptanz-Diskussion den ich seit langem gelesen habe:  „Natürlich hat auch die Gothic-Szene stets Akzeptanz eingefordert – nie aber für ihre Werte, sondern nur für die Existenz dieses Raumes. In der (sicher auch unbewussten Einsicht), dass Toleranz nicht miteinander funktioniert, sondern nur nebeneinander. Deshalb berühren sich in Leipzig nur Oberflächen.“ Genau so ist es und nur so kann auch begreifen, wie diese Szene funktioniert und auch nur so kann man ein Teil von ihr werden. Hofmann ist der Szene schon fast beängstigend nahe, dass man sich merkwürdig nackt neben seinen Worten vorkommt. Und irgendwie schwebt dann doch ein wenig Hoffnung mit, die Szene am Leben zu erhalten. Besser gesagt, sie wieder auferstehen zu lassen, denn die Szene ist bereits mehrfach gestorben, weil das Sterben ja nunmal ein Teil von ihr ist.

Gelassenheit darf nicht mit Resignation verwechselt werden, denn um einen Phönix aus der Asche zu hieven, braucht es Hände die helfen wollen. Und so schließe ich diese Presseschau mit dem schönsten Zitat aus einem der wenigen düsteren Lichtblicke:

Die individuellen Gründe, warum ein Mensch durch viel Fantasie und mitunter einiger Willenskraft sein Vergnügen auf einer Lebensseite suchen will und muss, die andere im Wesen als wenig vergnüglich empfinden, sind nicht selten schmerzhaft, sodass die Szene einer Selbsthilfegruppe nicht unähnlich ist: Man öffnet sich innen, um es nach außen nicht zu müssen. Deswegen besteht das WGT auch aus so viel Metaphorik und Mystik, was nichts daran ändert, dass das Verborgene ja auch vollkommen profan sein kann. Aber es ist eben auch dann im Zweifel persönlich schmerzhaft.“

WGT 2016 im MDR-Fernsehen: Volles Programm über Pfingsten

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Es ist bedauerlich, aber leider bleiben einige imaginäre Plätze auf dem Wave-Gotik-Treffen neben mir leer. Denn nicht alle Menschen der schwarzen Subkultur, die ich gerne treffen würde, kommen nach Leipzig. Private oder berufliche Verpflichtungen, schlechte Finanzlage, angegriffene Gesundheit oder schlichtweg keine Lust auf den schwarzen Rummel. Die Gründe sind vielfältig und können jeden irgendwann erwischen. Die Meisten kommen sowieso irgendwann zurück. Bin eben Optimist.

Glücklicherweise hat der MDR ein Herz für die Daheimgebliebenen und Verweigerer, denn über das gesamte Pfingstwochenende ist das Programm mit Sendungen gespickt, die sich irgendwie mit dem WGT und der schwarzen Subkultur beschäftigen. In der Wochenschau hatte ich ja schon auf das Web-Special des Senders hingewiesen, auf dem es nach wie vor interessante Artikel zu lesen gibt. Die wichtigsten Sendungen während der Pfingsttage habe ich hier zusammengetragen, in den abendlichen und lokalen Nachrichtenmagazinen des MDR wird es daneben auch sicher was zu gucken geben.

Daheimgebliebene, Verweigerer und Leser sind aufgefordert, schon direkt nach dem anschauen die Sendungen hier zu zerreißen, zu loben oder zu kommentieren. Ich erbitte mir ein wenig Zeit mit einem ausführlichen Review, denn ich bleibe nicht zu Hause ;)

Donnerstag, 12. Mai 2016 um 22:05 MDR – artour – 25 Jahre in der schwarzen Szene

Im Kulturmagazin „artour“ fällt der Startschuss zur MDR-Berichterstattung. Die Sendung stellt die Band Goethes Erben vor, dessen Sänger Oswald Henke sich in seiner Laufbahn zunächst als Krankenpfleger versuchte, bevor er 1989 die Band gründete, die zu den WGT-Pionieren gehört. Die Geschichte des WGT soll ebenfalls beleuchtet werden: „Die Leipziger tolerieren die schwarze Szene nicht nur, sie heißen sie willkommen. Geschäfte werden entsprechend dekoriert, die Spielstätten passen ihre Programme an, die Schaulustigen schießen Fotos und die Teilnehmer werfen sich in Pose. Wir blicken zurück auf 25 Jahre WGT!

Donnerstag, 12. Mai 2016 um 22:35  MDR – Mein Leben in Schwarz

Mein Leben in Schwarz - Screenshot MDR
Screenshot der MDR Homepage – Freyja „Black Friday“ McLeod und Matthias

Als mich eine gewisse Anna Schmidt zu Beginn des Jahres anschrieb, ob ich bei der Suche nach Protagonisten für eine Dokumentation helfen könnte und ob ich nicht sogar selbst Lust hätte vor der Kamera zu stehen, entschied ich mich dafür, meine Hilfe bei der Suche anzubieten und das Rampenlicht zu meiden. Letztendlich bin ich dann doch irgendwie in die ganze Sache reingerasselt. Bei der Hochzeit meiner Freunde Matthias und Freyja, die ich überredet hatte bei der Dokumentation mitzumachen, sind wir uns dann über den Weg gelaufen. Ich und die Kamera. Glücklicherweise nur am Rande und ganz bestimmt bin ich auch nicht zu sehen, aber was soll’s. Mitgefangen, mitgehangen.

Nun ist soweit. Am Donnerstag läuft die Doku „Mein Leben in Schwarz“ über meinen Freund Ronny und das frisch gebackene Ehepaar Freyja und Matthias  im Fernsehen. „„Schwarzsein“ bedeutet für Ronny, Freyja und Matthias Leben. Anders wollen und können sie nicht. Die Reportage taucht ein in eine Welt voller Extravaganz und Mystik. Ein Leben zwischen Konventionen und der Sehnsucht nach vergangenen Welten und Zeiten.“ Ihr könnt Euch ein bisschen vorstellen, dass ich aufgeregt bin. Wir werden sehen! Am 05. Juni wird die Sendung übrigens wiederholt, dann sogar in einer vermutlich längeren Fassung. Ihr verpasst also nichts und außerdem stehen Euch die Mediatheken rund um die Uhr zur Verfügung. Und wenn alles vorbei ist, dann werde ich ebenfalls berichten.

Samstag, 14. Mai 2016 um 18:45 – Glaubwürdig: Mareike Greb

Für mich ist das nichts, die Sache mit der Religion. Mareike Greb fühlt sich jedoch zur Szene und zu Gott (dem christlichen) hingezogen. Auf dem WGT gibt es mittlerweile so eine Gothic-Christ Veranstaltung, inklusive Messe. Find ich jetzt nicht so dolle und hat meiner Meinung nach auch nichts mit Gothic und Szene zu tun, aber Mareike sieht das anders, denn für sie gehört beides sehr wohl zusammen: „Das Denken derjenigen, die in den Gottesdienst kommen, ist weit mystischer, als das selbst im katholischen Gottesdienst der Fall wäre. Das heißt, sie brauchen eigentlich eine andere Bildsprache, eine typische Gothic-Ästhetik. (…) Und sie brauchen ein ganz persönliches Erleben. Sie brauchen keine Bibelauslegung, keine theologische Abhandlung, was dieser oder jener Satz sagen soll.“ Ob sich die 5 Minuten Sendung lohnt, entscheidt ihr.

Sonntag, 15. Mai 2016 um 17:35 – Ein schwarzes Fest für alle

Meine Erwartungshaltung ist ausgewogen. Die Ankündigung der halbstündigen Sendung ist dürftig und spricht von ihrer Wortwahl nicht unbedingt mein dunkles Gemüt an. „Extravagant“, „Unterhaltend“, „Bildgewaltig“ – So könnten auch die Überschriften der Boulevard-Presse garniert sein. Immerhin. Die Begriffe „Lebensstil, Kunst, Kultur, Karneval und Tourismus-Clou“ reißen es dann wieder etwas raus. „Alle Jahre wieder legt sich sanft eine Patschuli-Wolke über die Stadt und  eine schwarz-schaurig-schöne Invasion zieht die Leipziger in ihren Bann. Ob man will oder nicht, man muss hin schauen. Und wir gucken nicht weg: Die MDR-Reporter sind unterwegs beim 25. Wave-Gotik-Treffen. Auf der AGRA, dem Südfriedhof, im Clara-Zetkin-Park und im Stadtmuseum treffen sie Goths, Einheimische, Veranstalter, Mitwirkende und Wissenschaftler. Sie probieren „schwarz“ im Selbstversuch und erzählen, wie die einstige Jugendkultur „erwachsen“ geworden ist, warum das WGT einem Familientreffen gleicht und wie die Leipziger das extravagante Treiben erleben.

Ein Tipp zum Schluss: Das MDR Radio hat bereits einige Beiträge zum besten gegeben. Mit dabei: Todessehnsucht, Peter Murphy und Umfragen. Wer hören will, klickt hier.

WGT Kurztipp: Gothic Pogo Festival XI – Hinter dem Mainstream abbiegen

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Das WGT ist Dir zu kommerziell? Die Bands sind allesamt ungruftig und entsprechen so gar nicht Deinem Geschmack? Die offiziellen Partys sind viel zu Touristen-Verseucht? Das Gothic Pogo Festival im Werk 2 (Kochstraße 132, 04277 Leipzig-Connewitz) bietet Euch eine Alternative. Bereits zum 11. mal diese „DIY-Atmosphäre“ längst vergangener Zeiten, Bands aus dem schwarzen Untergrund und Partys mit Musik, die kaum einer kennt ;)

Bands?Lizard Pool, Dividing Lines, Blue Void, Then Comes Silence, 13th Chime, Zwarte Poezie, Parade Ground, Sixth June
Partys?The Future was now, Young & Cold German Wave, Pretty in a Casket, Shock Wave, Klubb DÖD, Dis/Tanz

Der Vorteil: Für alle Parties und Konzerte braucht ihr kein Festival-Bändchen. Der Nachteil: Das Festival-Bändchen des WGT nützt euch hier nichts. Dafür könnt ihr aber individuell entscheiden für was ihr Geld ausgeben möchtet. Das 5-Tage-Ticket (nur noch bis morgen im VVK) kostet etwa 38€, jeder einzelne Tag kostet 15€ mit allen Konzerten oder 6€, wenn man nur die Partys besuchen möchte.

Richtet Euch musikalisch auf Minimal, New Wave, Synthiepop, Postpunk, Goth/Death Rock, BatCave, Underground NDW und Cold Wave ein, während an einige Verkaufsständen DIY-Klamotten und Accessoires angeboten werden. Auf Facebook gibt es weitere Informationen. Definitiver Spontis-Treffpunkt!