Aktuelle Reportage zum Clubsterben – Hoffnung durch Anerkennung zum Kulturort?

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Deutschlandweit schließen immer mehr Clubs ihre Pforten und das nicht nur wegen der aktuellen Coronakrise. Eine aktuelle Reportage des YouTube Kanals „reporter„, einem Format von Funk, dem jungen Onlineangebot von ARD und ZDF, versucht zu beleuchten, warum so viele Clubs geschlossen wurden und werden. Im Fokus der Berichterstattung ist die sogenannte Vergnügungsstättenverordnung, die Clubs und Diskotheken auf die gleiche Stufe stellt, wie etwa Bordelle, Spielhallen oder Wettbüros. Das wollen einige Initiativen jetzt ändern.

Gezeigt werden Interviews mit Clubbetreibern und auch Politikern, die ihre Forderung, Clubs in Deutschland zu Kulturorten zu erklären und damit aus der Verordnung herauszulösen, im Bundestag durchsetzen wollen. Die Hoffnung der Clubs ist, als Kulturorte von erleichterten baulichen Bedingungen zu profitieren und auch Fördergelder zu nutzen, um beispielsweise den Schallschutz zu verbessern.

Wie wir bereits in einem älteren Artikel diskutiert haben, gibt es leider auch viele nicht zu beeinflussende Gründe für das Clubsterben. Die demografische Entwicklung sorgt zum einen dafür, dass es immer weniger junge Leute gibt, die Clubs besuchen könnten und zum anderen eine alternde Gesellschaft, die naturgemäß weniger ausgeht. Darüber hinaus sorgen auch soziale Netzwerke wie Facebook und Instagram für eine Art von Gegenöffentlichkeit, in denen Menschen sich begegnen oder austauschen, sich präsentieren und miteinander interagieren.

Allerdings kann es nur hilfreich sein, wenn Diskotheken zu Kulturorten „ernannt“ werden und so von höherer Anerkennung profitieren, obwohl ich mir unschlüssig bin, ob wirklich alle Diskotheken diesen Titel überhaupt verdient haben. Es würde auf jeden Fall die Hürden, etwas auf die Beine zu stellen und einen Club zu betreiben ein kleines Stückchen leichter machen. Ob das jedoch im Zuge der existenzbedrohenden Pandemie zu spüren sein wird, wage ich zu bezweifeln.

„Tanz oder gar nicht“: Das Unter Null Kollektiv bringt die Subkultur als Livestream ins Internet

Durch die momentane Situation und die damit verbundenen Ausgangbeschränkungen ist das gesamte (sub)kulturelle Leben zum Erliegen gekommen. Zumindest das in der realen Welt. Online finden sich immer mehr Livestreamingangebote, um gemeinsam Musik zu genießen. Sehr aktiv ist in diesem Zusammenhang das Unter Null Kollektiv, welches zur Zeit jeden Freitagabend ein Live-DJ-Set auf die Beine stellt. Doch bereits vor den durch die pandemisch bedingten Einschränkungen war das Kollektiv in der schwarzen Subkultur sehr aktiv. Höchste Zeit, die Gemeinschaft hier vorzustellen. Wir haben daher stellvertretend mit Marcel vom Unter Null Kollektiv gesprochen.

Als Unter Null Kollektiv seid ihr momentan mit euren DJ-Sets im Facebook Livestream sehr präsent, aber das Kollektiv auf diese zu reduzieren ist deutlich zu kurz gegriffen. Ihr seid sehr aktiv in der schwarzen Subkultur und stellt eine große Bandbreite an Aktionen auf die Beine. Um welche Veranstaltungen handelt es sich hierbei?

Marcel: Da ist natürlich zum einen die Unter Null Partyreihe, bei der wir auch regelmäßig Konzerte veranstalten. Und dann eben die schon angesprochene Unter Null Liveshow, die seit mehr als zwei Jahren monatlich stattfindet. Seit der Corona bedingten Kontaktsperre senden wir wöchentlich. Durch eine durchaus brauchbare Vernetzung in der Szene sind recht bald andere Veranstalter auf uns aufmerksam geworden. Das Projekt nahm zusehends Fahrt auf und wurde zu dem, was es jetzt gerade ist. Zum einen durch die Gründung von Neon Transmissions, einer internationalen Video Livestream Plattform mit vielen musikalisch hochklassigen Shows. Zum anderen durch Buchungen vom Waveteef Festival in Antwerpen und dem Gothic Pogo Festival. Bei Letzterem haben wir nun auch, nach Gastauftritten in den letzten Jahren, mit dem Abschluss des GPF am Montag einen eigenen Veranstaltungstag übertragen bekommen.

Unter Null Kollektiv
Die DJs des Unter Null Kollektivs | (c) Unter Null Kollektiv

Welche Idee hat euch zusammengebracht?

Marcel: Angefangen hat alles 2017. Uli, Dejan und ich hatten in Bielefeld jeweils eigene Partyreihen im Bereich Synth Pop, Underground NDW, Minimal, Synthpunk und Italo Disco. Ich kam recht schnell auf den Trichter, dass es beinahe fahrlässig wäre, kein gemeinsames Projekt zu starten. Zu unserem Glück bedurfte es nicht wirklicher Überzeugungsarbeit. Fest stand sofort, dass Unter Null nicht einfach eine weitere New Wave Veranstaltung sein darf. Wir hatten das Idealbild einer Veranstaltung aus den Anfängen der 80er Jahre vor Augen, die zwar so wahrscheinlich nie stattgefunden hätte, aber dann trotzdem noch getoppt werden müsste. Die wichtigsten Faktoren für die Umsetzung sollten, natürlich neben der Musik, der DIY Gedanke, das Ausleben unserer Kreativität und, ganz klar, der Spaß sein. Unter Null war außerdem von Anfang an auch immer politisch und bezieht Stellung zu gesellschaftlichen Themen. Wir wollen bei unseren Partys einen Raum schaffen, in dem sich jeder wohl fühlen kann.

Was inspiriert euren Veranstaltungen und Performance?

Marcel: Wir sind Teil einer kleinen Szene innerhalb der Schwarzen Szene, die hauptsächlich aus deren eigenen Akteuren besteht. Es ist überhaupt nicht außergewöhnlich, wenn du beispielsweise mit Edwin und Maria von Bragolin, Gertrud Stein oder Larissa Iceglass feierst. Und dort, wo viele kreative, energiegeladene Freigeister zusammen feiern, und sich in dem Moment selbst nicht wirklich zu ernst oder zu wichtig nehmen, entstehen zwangsläufig inspirierende Momente. Die Tatsache, dass die Farbe Schwarz auf diesen Partys getragen wird, heißt nicht, dass sie sich dort in den Köpfen beschränkend äußert. Es ist bemerkenswert zu sehen, wieviel Buntes in den Leuten steckt und wie fröhlich und ausgelassen auf einer Schwarzen Party gefeiert werden kann.

Ticket
Ticket einer Unter Null-Party im Style einer 5 1/4″ Diskette aus den 80er Jahren | (c) Unter Null Kollektiv

Ihr betreibt euer Kollektiv mit großem Einsatz, was motiviert euch? Was bedeutet euch das Kollektiv?

Marcel: Motivation ist natürlich, Gäste am Ende einer durchfeierten Unter Null Nacht ungläubig sagen zu hören: „Was war das jetzt, bitte?“. Aber ernsthaft. Unser Motto „Tanz oder gar nicht!“ kommt nicht von ungefähr. Wir alle sind, ich möchte mal sagen… Profis im Feiern. Wir wollen unseren Freunden, Gästen und uns selbst, die perfekte Partynacht bieten. In der Beschreibung unserer Veranstaltung steht, die Unter Null sei „anarchisch, neonschwarz, absolut tanzbar und giert nach „Lust for life“. Wir finden, das trifft es ganz gut. Außerdem spielen und buchen wir ausschließlich Bands, die wir selbst gut finden. Wir müssen uns nicht verbiegen, oder jemandem gefallen. Was auf den Teller kommt, wird getanzt! Die Tatsache, dass Leute wegen der Unter Null Partys aus Tel Aviv, Paris, Amsterdam, Antwerpen, München, Berlin und Leipzig nach Bielefeld kommen, motiviert natürlich auch.

Wer verbirgt sich eigentlich hinter dem Unter Null Kollektiv?

Marcel: Tolle Menschen. Die DJs sind natürlich häufig das Gesicht einer Veranstaltung. Das Konzept würde allerdings nicht funktionieren, wenn es nicht weitere Leute im Kollektiv gäbe. Das sind beim Unter Null Kollektiv eine Gruppe von etwa zehn Personen, die die Idee der Unter Null verstehen, von ihr überzeugt sind und sie leben. Jede unserer Veranstaltungen braucht eine aufwendige Vor- und Nachbereitung. Und während der Partynacht kümmern wir uns herzlich um unsere Besucher und die gebuchten Bands. Dadurch entsteht ein familiäres Klima, das man sofort spürt. Das Kollektiv bastelt zeitraubend Eintrittskarten aus alten Disketten oder auch aufwendige Dekorationen für die Partys und ist einfach immer da, wenn man es braucht. Momentan versucht sich die Merchgruppe im Siebdruck; schon bald sollten die ersten T-Shirts und Taschen fertig sein.

Roboter Buttons
Die Buttons, die auf der Roboter-Synht-Perfomance angeboten werden | (c) Unter Null Kollektiv

Die Synth Robot Dance Performance gehört in Leipzig zu den Pfingstagen zu einem der Geheimtipps und erfreut sich wachsender Beliebtheit. Was ist der Hintergrund dieser Performance?

Marcel: Abseits der Unter Null habe ich auch noch bei anderen Projekten meine Finger im Spiel. Neben der „ZickZack im Neonlicht“ Partyreihe in Münster bin ich auch Teil dieser einzigartigen Veranstaltung und dort für die Organisation, Ablauf und die Technik „zuständig“, und selbstverständlich auch als Roboter aktiv. Daniel Hallhuber von Young & Cold Records war 2009 der Initiator dieser Performances. Zunächst alleine, als Roboter verkleidet und mit einem Synthesizer bewaffnet auf dem Agra Gelände. Ein Jahr später dann auf der Plattform am dortigen Eingang. Und da dann auch schon mit DJ Linearnetrik und später auch mit Ben Bloodygrave, Oliver Wieländer und Charles von “Corps Noir”, die seither regelmäßig als Robotertänzer und Musiker zu sehen sind. Als ich die ersten kurzen Videoschnipsel dieser Performances sah, war mir klar, dass ich daran teilhaben musste. Da war wieder diese Energie, von der ich ja schon berichtet habe. Als wir dann am Eingang des Agra Geländes keinen Platz mehr fanden, haben wir die Performance einfach direkt vor das Werk2 auf das Connewitzer Kreuz verlegt. Praktisch direkt vor die Haustür des Gothic Pogo Festivals, wo wir nun von Leuten gesehen wurden, die sofort verstanden, was wir da taten und ebenfalls Spaß daran fanden. Inzwischen tanzen und performen jährlich sechs bis acht Roboter und mehrere Musiker vor mehr als 200 Gästen. Unter ihnen auch wieder viele bekannte Musiker, DJs und Künstler. Und immer noch mitten dabei – Daniel Hallhuber.

Wie kam es zu der Idee der Unter Null Liveshow?

Marcel: Auf der Suche nach relevanten Partys stießen wir durch ein Gastspiel von DJ Linearnetrik in Amsterdam auf die „Manifest“ Partys von Annemarie Esser. Musikalisch war Annemarie schon damals sehr innovativ und scharrte einige sehr interessante niederländische DJs und Musiker um sich. Sie veranstaltete aber eben nicht nur diese Partyreihe, sondern hatte auch eine Livestream-Sendung im „Red Light Radio“ in Amsterdam – „Neon Decay“. Bis dahin kannten wir nur die üblichen Internet-Radioshows, die ja immer eher was mit dem Durchklicken von Youtube Videos gemein haben. „Neon Decay“ war da einfach aufregender. Jetzt konnten wir nach einem durchfeierten Wochenende auch in der Woche geniale Musik hören, unsere Freunde wiedersehen und ihnen im Kommentarbereich schreiben. Gefühlt kam das einer realen Party am nächsten. Mittlerweile durfte übrigens auch ich schon im Red Light Radio auflegen, und Annemarie plant gerade ihren Gastbesuch bei uns in der Unter Null Liveshow.

Liveshow
Die Unter Null Liveshow aus dem Wohnzimmer. Immer mit dabei: Die Nebelmaschine | (c) Unter Null Kollektiv

Warum hab ihr beschlossen einen Livestream zu nutzen?

Marcel: Ich wollte dieses Konzept natürlich sofort selbst ausprobieren, scheiterte aber an meinem Respekt vor den technischen Anforderungen. Erst drei Jahre später, mittlerweile hatten wir als Fans das „Red Light Radio“ besucht und entdeckt, dass das alles kein Hexenwerk ist, starteten wir einen ersten Versuch. Von da an war klar, dass das Projekt jetzt realisiert werden musste. Und wieder musste ich Teabeeé und Dejan nicht lange überreden. Unsere Idee war, den Leuten einen guten Start ins Partywochenende zu bereiten. Eine Show, die man zusammen mit seinen Freunden guckt, bevor man gemeinsam in die Nacht zieht. Um die ja nun schon angesprochene Unter Null Stimmung zu transportieren, haben wir von Anfang an auch immer lustige Aktionen in den Shows gestartet. Der legendäre „Griff ins Klo – Partys, auf die wir selbst nie im Leben gehen würden“ wurde ein Klassiker. Und auch der Roboterpogo darf nie fehlen! Die Unter Null Liveshow ist also seit Beginn nicht nur eine Musikstreaming-Sendung, sondern Unterhaltung und Interaktion. Seit einiger Zeit haben wir zudem regelmäßig Bandauftritte und Gäste, die sich die Shows direkt live bei uns im Wohnzimmer anschauen.

Was hat es mit den „Griff ins Klo“ – Partys auf sich?

Marcel: Beim „Griff ins Klo“ werden im Laufe der Liveshow nacheinander Flyer für Veranstaltungen aus einer Fake-Toilettenschüssel gezogen. Die gezogenen Partys werden dann von uns vorgestellt und liebevoll-ironisch niedergemacht. Da wir momentan keine aktuellen Partys vorstellen können, muss die Toilette derzeit als Behältnis für Lose und Shots herhalten. Das ist auch nicht verkehrt!

Wie aufwendig ist eigentlich so eine Liveproduktion für das Internet?

Die Liveshow ist mittlerweile sehr aufwendig. Gestartet haben wir mit einer simplen Handykamera und einem 8 € Audiokabel. Mittlerweile benutzen wir ein Streamingprogramm, drei Kameras, Audio-Mischpulte, Lichteffekte, Mikrofone, Kontrollmonitore, LED-Ausleuchtung und selbstverständlich unsere Nebelmaschine. Mit dem Start von Konzerten während der Shows erhöhte sich der technische Aufwand dann noch einmal deutlich. Für die Kontrolle der Technik und den Ablauf der Shows muss mittlerweile sogar jemand aus dem Team die Regie übernehmen.

Unter Null Kollektiv
Das gesamte Team des Kollektivs | (c) Unter Null Kollektiv

WGT 2020: Stellungnahme des Veranstalters mit deutlicher Kritik an der Stadt Leipzig

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Gestern Abend hat der Veranstalter des Wave-Gotik-Treffens eine Stellungnahme auf seiner Internetseite veröffentlicht. Darin äußert man sich zur aktuellen Lage und versucht, brennende Fragen zu beantworten. Ob das WGT 2020 zu Pfingsten stattfinden kann, wird jedoch wieder nicht beantwortet: „Diese Frage ist momentan nicht seriös zu beantworten, da sich die Sachlage noch zu nebulös darstellt.“ Eine Planungssicherheit, die sich viele Besucher, Bands oder Gastronomen wünschen, kann wieder nicht gegeben werden. Allerdings lässt sich der Veranstalter zu einer Kritik an der Stadt Leipzig hinreißen. Zu Recht?

Wird das WGT im Jahr 2020 zu Pfingsten stattfinden?

Diese Frage ist momentan nicht seriös zu beantworten, da sich die Sachlage noch zu nebulös darstellt. Fakt ist, daß wir weiterhin an unterschiedlichen Möglichkeiten einer Umsetzung arbeiten und das WGT zu Pfingsten durchführen wollen, in welcher Form auch immer.

Es erscheint ein wenig befremdlich, wenn der Veranstalter davon spricht, das WGT durchführen zu wollen. Die Planungssicherheit, die sich viele Beteiligte wünschen, kann wieder nicht hergestellt werden. So bleibt das Gefühl zurück, etwas zu verpassen, wenn man als Besucher die Initiative ergreift und damit beginnt, seine Planungen eigenverantwortlich zu ändern. Wie fatal wäre es auch für Bands, anzukündigen, nicht auf dem WGT zu spielen, wenn es dann doch stattfindet? Gerade jetzt, wo den Künstler jegliche Möglichkeit zu fehlen scheint, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, wäre das eine möglicherweise falsche Entscheidung.

Handelt es sich beim WGT um eine Großveranstaltung im definierten Sinne?

Das WGT kann nur bedingt als Großveranstaltung betrachtet werden, insbesondere aber nicht in dem bereits von einigen Bundesländern definierten Sinne. Beim WGT handelt es sich bekanntermaßen um eine dezentrale Veranstaltung. Die zahlreichen Spielstätten, faktisch alle mit einer Dauerkonzession versehen, sind über die gesamte Stadt verteilt und bieten unterschiedliche Kapazitäten. Nimmt man dies als Basis, eröffnen sich vielfältige Optionen, das WGT in einer alternativen Form, den Widrigkeiten zum Trotz, umzusetzen.

Tatsächlich ist es so, dass genau diese Tatsache das WGT einzigartig macht und möglicherweise ist das auch die Hauptschwierigkeit, eine abschließende Entscheidung zu treffen. Allerdings dürfte das AGRA-Gelände mit seinen beiden großen Hallen, der Flaniermeile und dem Zeltplatz durchaus als Großveranstaltung gelten. Ohne die AGRA würde dem WGT ein wichtiger und eben doch zentraler Ort fehlen, die Veranstaltung zu realisieren. Händler und Camper lassen sich schwerlich über die Stadt verteilen. Auch würde es schwierig werden, wenn einige Kapazität-starke Veranstaltungsorte komplett fehlen. Das würde möglicherweise dazu führen, dass man versuchen müsste, das WGT an noch mehr kleineren Orten zu veranstalten. Auch dürften dann weitere wichtige Orte, wie beispielsweise das Heidnische Dorf oder das Täubchenthal in dieser Planung fehlen.

Abgesehen davon ist der Aufwand, eine solche „dezentrale“ Veranstaltung hinsichtlich Abstandsregeln, Hygienevorschriften und Schutzmaßnahmen durchzuführen, immens hoch. Eine Reifrockpflicht auf dem Viktorianischen Picknick zum Einhalten des Abstandes? Das WGT 2020 nur mit schwarzem Mundschutz? Eingezeichnete Kreise vor den Bühnen, um den Abstand einzuhalten?

Gab es irgendein Signal vonseiten der Führung der Stadt Leipzig?

Es gab bis zum heutigen Tag keinerlei Gesprächsangebot zu einer möglichen alternativen Umsetzung des WGTs und ebenso keinen Schriftverkehr – ein etwas befremdlicher Umgang mit einem Unternehmen, welches sich von Anbeginn an rein privatwirtschaftlich finanzierte, keinerlei finanzielle Förderung von der Stadt bekam und jedes Jahr nach Hochrechnungen differenter Marktforschungsinstitute 12 bis 16 Millionen in die Stadt „spülte“. Es gab aber auch bis heute keine schriftliche Untersagung!

Die Veranstalter des WGT üben deutliche Kritik am Verhalten der Stadt Leipzig, denn trotz einiger Aussagen des OBM Jung, war von den Verantwortlichen nicht viel zu hören. Dass man sich offenbar vonseiten der Stadt Leipzig nicht einmal mit dem Veranstalter des WGT „zusammengesetzt“ hat, ist ein Armutszeugnis. Unabhängig davon, ob es ein offizielles Verbot gegeben hätte, oder eben nicht. Die Stadt Leipzig, die sich so gerne mit dem internationalen Flair des WGT schmückt, scheint in einer Schockstarre nur auf das zu reagieren, was auf Regierungsebene beschlossen wird.

Die sächsische Regierung kündigte laut LVZ zwar an, dass es Ende Mai erste Lockerungen geben wird, ließ aber offen, wie genau die aussehen würden. Ministerin Klepsch: „Voraussichtlich Ende Mai soll es erste Lockerungen der strengen Auflagen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie in der sächsischen Gastronomie geben.

Für alle Planungen ist das Kommunikationsverhalten natürlich eine Katastrophe, fraglich ist allerdings, ob man das irgendwem nachhaltig vorwerfen kann. Die Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen sind tatsächlich „Neuland“ für uns alle.

So steht das WGT in der Kette der Entscheidungsträger sehr weit hinten und ist ebenso hilflos wie beispielsweise Leipziger Gastronomen, die genauso wenig planen können, ob sie kämpfen sollen, bis die Maßnahmen gelockert werden, oder Insolvenz anmelden müssen.

Haben die Inhaber erworbener Eintrittskarten für das WGT Rechtssicherheit?

Selbstverständlich garantieren wir für den Fall einer rechtskräftigen Untersagung des WGTs zu Pfingsten den Werterhalt erworbener Karten für eine Folgeveranstaltung. Sollten Inhaber von Eintrittsberechtigungen aus von ihnen nachweislich unverschuldeten Gründen an einer Teilnahme zu Pfingsten gehindert sein, bleibt der Wert der Karten ebenso für eine Folgeveranstaltung erhalten. Dies gilt insbesondere für Einreiseverbote aus dem Ausland sowie in Fällen sogenannter Quarantäne.

In diesen Ausführungen findet man viele Hinweise. Die sogenannte „rechtskräftige Untersagung“ ist genau das, was es vermutlich braucht, um einige Sicherheitsmechanismen zu aktivieren, wenn es um vertragliche Vereinbarung, Schadenersatz oder Versicherungsleistungen geht. Es reicht also offenbar nicht, Großveranstaltungen zu untersagen, sondern das WGT muss explizit verboten werden. Gerade weil es schwierig ist, das Treffen in Leipzig einzuordnen. Für das Rammstein-Konzert, das zu Pfingsten in der Red Bull Arena stattfinden sollte, war die Absage einfacher zu begründen.

Mit dem „Werterhalt“ der Karten scheint sich der Veranstalter alle Möglichkeiten offenzuhalten. Welche Möglichkeiten das sein können, findet ihr beispielsweise in einem Artikel der Verbraucherzentrale.

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Formel Goth: Videos vom Clan of Xymox, Lebanon Hanover, Solo Ansamblis und She Past Away

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Als erste irische Band haben „The Cranberries“ mit ihrem Klassiker „Zombie“ am 18. April die Schallmauer von 1.000.000.000 (1 Milliarde) Aufrufe bei Youtube erreicht. 5 Klicks später ist in China wieder ein Sack Reis umgefallen. Bei Formel Goth könnt ihr jetzt unbekanntere Künstler und Stücke supporten, in dem ihr ihre Video anschaut. Jedes Reiskorn zählt.

Clan Of Xymox – She

Ronny Moorings und seine Band haben sich jüngst mit einer neuen Single zurückgemeldet, die den Fan sofort an das 1986er Album „Medusa“ erinnern, das in Kritiker-Kreisen als Meilenstein der niederländischen Band angesehen wird. Jetzt hat sich der Clan of Xymox mit „She“ in seine eigenen Fußstapfen begeben, denn der Song klingt nicht nur wie früher, sondern geht auch gleichzeitig einen großen Schritt in den aktuellen Zeitgeist. Und soll ich Euch was sagen? Ich liebe diesen Schritt. Auf der dazugehörigen Single haben auch She Past Away, Ash Code, Bragolin und Antipole einen Beitrag geleistet und beweisen, dass sich „Alt“ und „Neu“ auf Augenhöhe begegnen können.

Lebanon Hanover – The Last Thing

Das soll mir noch einer sagen, deutsche Industriegebiete würden keine anständige Kulisse bieten. Gut, das hat mir noch keiner gesagt, aber irgendwie fasst dieser Satz sehr gut das Groteske im neuen Video von Lebanon Hanover zusammen. Larissa holt William bei der Imbiss-Bude ab. Dann fahren die beiden im Benz Cabrio in irgendein Industriegebiet und bauen ihr Zeug auf. Larissa lässt beim Singen ihre Sonnenbrille in den Container fallen und William tanzt einen Mülleimer um. Zum Schluss rollt ein Kürbis durchs Bild. Kannste Dir nicht ausdenken sowas.

Solo Ansamblis – Baloje

Ich versuche erst gar nicht, die litauische Band „Solo Ansamblis“ einzuordnen oder ihren minimalistische Sound zu beschreiben. Die Kategorisierung als „Performance Act“ kommt der Sache ein bisschen näher, denn das Video zu „Baloje“ kann ich Euch nicht vorenthalten. Zu ihrem Stück sagten sie mal irgendwo: „Normalerweise sind Änderungen nach einem Zusammenbruch der inneren Ordnung möglich. Verbesserungen kommen, nachdem man aus Fehlern gelernt hat. In unserem Song „Baloje“ sprechen wir davon, den Boden zu erreichen, denn das ist das einzige solide Fundament, auf das wir uns stützen können, um ein neues „Ich“ aufbauen.

She Past Away – Ritüel (The Soft Moon Remix)

Soll man ja nicht meinen, aber die türkische Band She Past Away gibt es nun auch wieder seit 10 Jahren. Goth verdammt, wie die Zeit vergeht! Zu ihrem Jubiläum haben sie ihr neues Album „X“ veröffentlicht, auf dem 22 Remixe ihrer Songs zu finden sind. Hand angelegt haben beispielsweise Clan of Xymox, Lebanon Hanover, Boy Harsher, Selofan, Martial Canterel, Ash Code und The Soft Moon:

Neulich im Mainstream: The Weeknd – Blinding Lights

Überrascht hat mich vor einer Weile ein Ausrutscher in das Musikprogramm des Mainstreams, das gelegentlich im Autoradio vor sich hin dudelt, wenn ich auf die Nachrichten warte. Es dauerte nur ein paar Sekunden, da beamten mich die eingehenden Synthie-Klänge sowas von zurück in die 80er, das mir wohlig warm wurde. Ich spürte förmlich die weißen Tennissocken an meinen Füßen und wie der Kragen des von Mutti gestrickten Pullunders an meinem Hals kratzte. Früher war das ein Grund Depeche Mode zu hören, heute klingt das dann doch irgendwie wohlig warm. Komisch.

WGT 2020: Großveranstaltungen bis zum 31. August untersagt – WGT-Veranstalter ernten Shitstorm

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Wie verschiedene Medien unter Berufung auf die Presseagentur dpa berichten, haben sich die Ministerpräsidenten der Länder und die Bundeskanzlerin Angela Merkel darauf verständigt, Großveranstaltungen wegen der Corona-Pandemie bis zum 31. August 2020 zu untersagen. Zwar bleiben die konkreten Regelungen, etwa zur Größe der Veranstaltung, Ländersache, aber das Wave-Gotik-Treffen dürfte definitiv darunter fallen.

Wenn dieser Beschluss auch in Leipzig umgesetzt wird, dürfte das Treffen offiziell nicht mehr stattfinden. Die Veranstalter haben zwar noch keine Stellungnahme dazu veröffentlicht, die dürfte aber nur noch Formsache sein. Stattdessen weist man darauf hin, das zum Wave-Gotik-Treffen 2021 eine weitere Großveranstaltung in Leipzig geplant sei:

Liebe WGT-Besucher, da es im kommenden Jahr parallel zum WGT in Leipzig erneut eine
weitere Großveranstaltung geben könnte, möchten wir denjenigen
unter Euch, die das WGT 2021 (21.05.-24.05.2021) besuchen möchten,
dringend nahelegen, sich bereits in den kommenden Tagen um die Buchung
einer entsprechenden Unterkunft zu kümmern.

Kommentar zum Shitstorm in sozialen Netzwerken

Ein möglicherweise ungünstiger Zeitpunkt für eine derartige Meldung, keine Frage, letztendlich scheinen tausende Besucher des WGT allerdings darauf zu warten, dass ihnen die Veranstalter vorkauen, wie sie sich zu verhalten haben. Die Gruftis, die sich gelegentlich als Gegenströmung zum Mainstream begreifen, fallen offenbar in einer Krise zurück in eine Empörungskultur, gerade in den sozialen Netzwerken. So wird der Veranstalter unter obiger Meldung kräftig mit virtuellem Kot beschmissen:

Noch nicht mal von selber abgesagt, das ist euch ja nun abgenommen wurden und schon für das kommende die Werbetrommel rühren? Ich glaube fest das ihr euch einige Bands und Besucher durch diese Aktion vergrault habt.

Eigentlich sollte man eine Konkurrenz Veranstalten aufziehen.

So viel Inkompetenz und Unverfrorenheit möchte ich eigentlich nicht weiter unterstützen.

Ob ihr noch ganz knusper seid hab ich gefragt?! Wie wäre es mal erst mit einer Ansage wie und wann ihr gedenkt das Geld für dieses Jahr zurück zu erstatten.

Vergessen sind die letzten 19 Jahre, in denen die neue Organisation des WGT das Treffen kontinuierlich versucht hat zu verbessern, die Abläufe im Hintergrund professionalisiert hat und es geschafft hat, immer wieder Unmengen an interessanten Bands und Szene-Veranstaltungen nach Leipzig zu locken. Vergessen sind die immer noch verhältnismäßig günstigen Ticket-Preise, die sogar das Fahren mit der Tram ermöglichen, die Miete von unzähligen Veranstaltungsorten deckt und genügend Personal finanziert, die für einen reibungslosen Ablauf sorgen.

Und für ein Treffen, das wegen der globalen Lage nicht stattfinden kann und sollte, ertrinkt der Veranstalter in der Unsicherheit der Besucher, die sich in Empörungen manifestiert.

Keine Frage, die Kommunikation der Veranstalter ist schon seit Jahren verbesserungswürdig. Und der Hinweis, den man veröffentlicht hat, gießt unnötiges Öl ins Feuer der Netzwerke. Jetzt seine Enttäuschung auf die Veranstalter zu entladen finde ich allerdings persönlich sehr traurig. Vielleicht solltet ihr Euch dann mit den Anhängern von „Rock am Ring“ solidarisieren, denn die beschweren sich ebenso über das „noch nicht abgesagte Festival„, das auch zu Pfingsten stattfinden sollte.

Viele, die jetzt gedroht haben, auch im nächsten Jahr zu Hause zu bleiben und ihrem „Familientreffen“ den Rücken zu kehren frage ich: Behandelt ihr so Eure Familie? Sei es drum, bleibt zu Hause. Nächstes Jahr und danach auch. Vielleicht kann so die „Andersartigkeit“ der schwarzen Szene überleben. Ihr beschmutzt mit diesem Shitstorm nur eure eigenen Gewänder. Aber das ist nur (m)eine Meinung.

Gruft-Orakel April 2020: Der Werwolf hat dicke Kissen unter dem Hintern

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Hat dir wieder jemand den Hintern versohlt?„, fragt die Fledermaus. „Nein“, grummelt der sichtlich schlecht gelaunte Werwolf, der mit zwei dicken Kissen unter dem behaarten Hintern am Esstisch sitzt, „ich will über den Tellerrand gucken.“ Nach einem kurzen „Aha“ der Fledermaus herrscht kurzes Schweigen. „Du hast das Gruft-Orakel von Alana Abendroth gelesen, stimmts?“ – Der Werwolf brabbelt irgendetwas Unverständliches in seinen Bart. „Scheiß Gruftis!„, zischt die Fledermaus von ihrer Stange, der Werwolf nickt zustimmend. Die beiden sind sich einig. Die Grableuchte, die noch hämisch grinsend und pfeifend auf dem Fenstersims steht, ist nächsten Monat dran.

Gruft-Orakel April 2020
Das Gruft Orakel im April 2020

 

Wochenschau: Schlechte Laune während der sozialen Isolation? Nicht mit uns Gruftis!

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Ostern gegen Corona. Ein Kampf der Giganten. Der Virus hat die standesgemäße Eröffnung der ausgelassenen Feier-Saison gründlich durcheinandergewirbelt. Die sozialen Kontakte werden von Amtswegen auf ein Minimum reduziert. Mittlerweile steigt vielen Mitmenschen die häusliche Gefangenschaft zu Kopf. Nachdem wir alle jetzt Solidarität geübt haben und erstaunliches zustande gebracht haben, scheint es jetzt (zuviel) Zeit für Gegenbewegungen zu geben. Die Bundesregierung warnt in ihrem Strategiepapier vor eine Verrohung der Gesellschaft, „Aggressivität, Denunziantentum, Suizide“ würden zunehmen, wenn die soziale Isolation so fortgeführt werden würde. Am subkulturellen Misanthropen, dem schwarz gekleideten Sozialphobiker unserer Gesellschaft, dem Grufti, prallen diese Einschränkungen derweil ab. Wir fühlen uns sogar pudelwohl, denn endlich ist unsere gewählte Isolation von der lauten und bunten Gesellschaft das aktuelle Normativ des verängstigten Bürgers. Kein schlechtes Gewissen mehr, nicht an sozialen Interaktionen teilzunehmen! Legt die Pikes hoch, erfreut euch am Grufti-Sein und genießt die neue Wochenschau.

Einmal Grufti, immer Grufti! – Nur politischer | Herzbrille

Paula war mal in der Szene. Mit allem, was dazugehört. Dann führte die „Rechtsoffenheit in einigen Kreisen„, wie sie es selber nennt, zu einem selbst auferlegten Austritt. Jetzt hat sie den Weg zurück in die Szene gefunden, jedoch weniger über die deutschen Entwicklungen, sondern über die US-Amerikanische Community. Denn für Paula schien „diese Community […] viel offener für politische Themen zu sein. Meine Vermutung ist: Das liegt daran, dass es in den USA viel normalisierter und üblicher ist über Rassismus zu sprechen. Das bedeutet nicht, dass die Kacke da weniger am dampfen ist, sondern lediglich, dass historisch-bedingt eine andere Diskurskultur herrscht.“ Paula möchte innerhalb der deutschen Szene wieder für Denkanstöße sorgen. Ich darf sie einladen, bei den vielen Diskursen über Politik oder Rassismus bei Spontis einzubringen, denn offensichtlich hat sie sich in anderen Kreisen herumgetrieben, als meine Wenigkeit. Ich freue mich trotzdem sehr über Menschen mit Engagement und ein neues Lesezeichen in meinem Feed, auch wenn es eine Herzbrille ist ;)

Kontakt zu den Toten via Virtual Reality | Bored Pand

Nach Gläserrücken und Séancen gibt es nun endlich eine zeitgemäße Art, Kontakt zu den Toten aufzunehmen. In Südkorea gibt es dazu sogar eine Show mit dem Titel „Meeting You“, die – wie in dem Beispiel – einer Mutter ermöglicht, ihre verstorbene Tochter noch einmal zu treffen. Digital versteht sich. Ist das eine legitime Art, Abschied zu nehmen? Oder ist das wieder nur eine pervertierte Form, der Mutter ein zweites mal ihr Herz herauszureißen?

Goth Professorin: Der einzige Weg unseren Planeten zu retten, ist, keine Kinder mehr zu bekommen | IGV

Die Philosophieprofessorin Patricia MacCormack von der Anglia Ruskin University in Cambridge ist der Meinung, dass der einzige Weg unseren Planeten zu retten darin besteht, keine Kinder mehr zu bekommen. Ihrer Ansicht nach ließe sich der CO2-Fußabdruck nur effektiv verkleinern, indem man die Überbevölkerung wirksam reduziert. Für ihre Ansicht wird die aus Australien stammende Professorin, die sich offensichtlich in der Gothic-Szene herumtreibt, von vielen Seiten angefeindet. Ihr Buch „The Ahuman Manifesto“ hat mit seinen kontroversen Meinungen in vielen Kreisen unbeliebt gemacht. Offenbar erhält sie deswegen sogar Morddrohungen. „…simply propose people not reproduce, and it automatically translated into acts of violence. “So, somehow, I want to kill children, which is ridiculous. Somehow, I’m proposing eugenics or some kind of ethnic population control … and I think that what that shows is there is an anthropocentric – or a human – impulse to read acts of grace as, automatically, acts of violence.

40 Jahre Einstürzende Neubauten – Antithese zur netten, bunten Hippiewelt | Deutschlandfunk Kultur

Die Neubauten sind auch nach 40 Jahren immer noch Querdenker und Vorreiter für viele musikalische Entwicklungen. So etablierten sie „Krach“ als musikalisches Element, bei dem sich selbst Depeche Mode bedienten. Deutschlandfunk Kultur hat ein Feature herausgebracht, das sehr hörenswert ist, auch wenn hauptsächlich um „Krach“ geht. „Das Motto: „Wer sich am kommerziellen Musikgeschmack orientiert, dient der Reaktion“. Auf dem 1981 veröffentlichten Debütalbum „Kollaps“ wird mit Sägen, Hämmern und Bohrern musiziert. „Wir hatten ja nicht einmal einen Toningenieur. Uns wurde nur gezeigt, wo man auf Aufnahme drückt und wo man die Mikrophone reinsteckt und so weiter“, erinnert sich Bargeld.

Auf der Spur von The Cure – Das steckt hinter dem Bandnamen | Rollingstone

Das Magazin „Rolling Stone“ hat sich dem Bandnamen von „The Cure“ angenommen und klärt auf, woher er mutmaßlich stammt. „Es ist das Jahr 1973, als sich fünf Schulfreunde aus Crawley in West Sussex zur Band „The Obelisk“ zusammentun. Die Gruppe besteht aus: Robert Smith – damals noch am Klavier, Marc Ceccagno (Gitarre), Michael Dempsey (Gitarre), Alan Hill (Bass) und Laurence „Lol“ Tolhurst (Schlagzeug). Laut der „The Cure“-Biografie „Ten Imaginary Years“ spielten sie allerdings nur einen Gig bei einer Schulveranstaltung.“ Den Rest der Geschichte findet ihr bei Rollingstone ;)

Mundmasken Test: Wie wir mit unseren neuen Coronavirus Masken an uns selbst gescheitert sind | Eulenforst

Drüben bei meiner Frau gibts ein neues Video, wie wir unsere neuen Corona-Masken von Grevina-Patrizia an uns selbst ausprobiert habe. Die Masken sind toll, aber wir sind irgendwie nicht in der Lage, richtig damit umzugehen. Offensichtlich ist uns dann trotz subkultureller Rebellion doch noch was peinlich.

Nerdspecial

In der menschenfreien Zeit verbringt man viel zu viel Zeit vor dem Bildschirm. Das könnte jetzt ein Pamphlet für mehr Spaziergänge in der einsamen Natur werden, wird es aber nicht. Der Nerd genießt das Abhängen vor dem Computer ohne das nagende Gewissen, doch endlich mal wieder vor die Tür zu gehen.  Für Nerds – und solche die es werden wollen – hier noch ein paar besondere Fundstücke.

Zurück in die 90er Jahre | windows93.net

Ihr fandet die späten 80er schon bunt, laut und grell? Dann begebt Euch doch mit windows93.net auf eine virtuelle Desktop-Reise in die frühen 90er-Jahre. Da hat jemand ganz viel Zeit in die Hand genommen und unzählige Pixel-Schocker zum Leben erweckt. Und ja, damals fanden wir das alles Revolutionär.

Klimakrise selbst in der Hand | Climate Interactive

Wer selbst einmal ausprobieren möchte, was sich ändern müsste um die zukünftige Klimaerwärmung einzudämmen, wird in diesem Online-Simulator fündig. Hier lässt sich mit Schiebereglern beeinflussen, wie wir uns ökologische entwickeln und direkt ablesen, welche Konsequenzen das für die Klimaerwärmung hätte.

Teste Deine musikalische Intelligenz | The Music Lab

Nein, hier geht es nicht darum Lieder zu erraten und mit seinem musikalischen Wissen zu prahlen, sondern um die Fähigkeiten Töne, Rhythmen und Melodien wahrzunehmen und zu unterscheiden. Das englischsprachige Experiment ist leicht verständlich und dauert etwa 20 Minuten. Tatsächlich ist das sogar ein richtiger wissenschaftlicher Test der Harvard University um herauszufinden, wie der Mensch Musik wahrnimmt. Na, der hellste bin ich nicht. 109 habe ich erreicht.

Corona-Virus Dashboard | Johns Hoppkins University

In Zeiten der Pandemie sind wir gerne informiert. Die Johns Hoppkins University hat dazu ein praktisches Dashboard zusammengestellt, das auf einen Blick die erschreckenden Entwicklungen der Pandemie darstellt.

The Deep Sea – Jetzt mal richtig in den Underground | neal.fun

Die Webseite „The Deep Sea“ ermöglicht es dem Besucher, die tiefste Stelle im Meer nur mit der Maus zu erreichen. Auf dem Weg in das rund 10900m entfernte „Challengertief“ erwartet den Besucher eine ganze Menge Leben. Manchmal erstaunlich, manchmal bizarr und nicht selten gruselig. Bereits in etwa 1000m Tiefe ist es stockfinster und man trifft immer häufiger auf Lebewesen, die sich ihr eigenes Licht machen. Der Mensch hat es übrigens nur bis in 332m Tiefe geschafft, tiefer geht es für ihn nur in U-Booten. Findet selbst heraus, wie tief es ein solches Boot geschafft hat.

Einfach mal Danke sagen

Noch was liegt mir am Herzen. Vielen Dank an alle, die Spontis in den letzten Tagen so zahlreich unterstützt haben, nachdem ich mit dem Gedanken spielen musste, diesen Blog einzustampfen. Während Eure Spendenbereitschaft großartig ist, sind auch Eure zahlreichen Nachrichten, Kommentare und E-Mails wie ein frischer Hauch Patschuli, der sich vor den Monitoren in die Nase schleicht. Danke. Ich kann eben nicht anders, als weiterzumachen. Nicht nur, weil ich süchtig danach bin, meinen Senf in die Menschheit zu tragen, sondern auch, weil ich offensichtlich etwas mache, was Euch wichtig ist.

Wave-Gotik-Treffen 2020: Oberbürgermeister Burkhard Jung sagt: „Es kann nicht stattfinden“

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Der Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, Burkhard Jung, hat heute Mittag dem Sender „Leipzig Fernsehen“ ein Interview gegeben, in dem er sich mit den Fragen der Zuschauer beschäftigt. Darunter auch die brennendste Frage, die viele Gruftis an den Rand der Verzweiflung bringt: Kann das 29. Wave-Gotik-Treffen 2020 stattfinden? (Minute 10:17)

Ehrliche Antwort? Es kann nicht stattfinden.

Offiziell abgesagt ist das Treffen damit noch nicht. Der Bürgermeister verweist jedoch unter anderem auf Reisebeschränkungen und kündigt an: „Bitte gehen Sie davon aus, es gibt keine Großveranstaltungen bis in den Herbst. Und Großveranstaltung heißt: alles über 1000 Menschen…“ Eine Absage seitens der Veranstalter liegt noch nicht vor, aber Jung vertritt hier eine realistische Einschätzung der Behörden. Das Bach-Fest ist bereits abgesagt und wir gehen davon aus, dass das Wave-Gotik-Treffen bald folgt. Auch das Rammstein-Konzert wird natürlich nicht stattfinden können.

https://www.facebook.com/leipzigfernsehen/videos/505559663469799/

Damit spricht Jung das aus, was sich längst als Meinung durchgesetzt hat. Eine Verschiebung ins Jahr 2021, wodurch es erstmals in der WGT-Geschichte ein Jahr ohne Festival gibt, ist unausweichlich. Sollte es eine Stellungnahme der Veranstalter geben, werden wir uns wieder melden.

Fraglich bleibt allerdings, warum sich Veranstalter und Behörden um keine klare Aussage drücken. Ein Verbot aller Veranstaltung mit über 1000 Teilnehmern liegt doch in der Entscheidungsgewalt der Stadt, wenn ich mich nicht irre. Damit hätten nicht nur die Veranstalter Klarheit, sondern auch die Besucher.

Allerdings dürfte es hier wohl um vertragliche Verpflichtungen drehen, um offizielle Verbote und finanzielle Auswirkungen. Alle tanzen um das Feuer herum, keiner will sich verbrennen. Mir ist jedenfalls klar: 2020 findet kein Wave-Gotik-Treffen statt.

Interview mit den Veranstaltern: Gothic Pogo Festival 2020 um ein Jahr verschoben

Es scheint sich immer deutlicher abzuzeichnen, dass alle kommenden Veranstaltungen bis weit über den bisher genannten Zeitraum abgesagt werden müssen. Dass die Veranstalter einiger großer Pfingst-Festivals, wie beispielsweise Rock am Ring oder auch das Wave-Gotik-Treffen an ihren Terminen festhalten, dürfte wohl nicht daran liegen, dass man immer noch hofft, der Spuk ist bald vorbei, sondern vielmehr an komplexen vertraglichen Verpflichtungen. Das Gothic-Pogo-Festival, das dieses Jahr bereits zum 15. mal stattfinden sollte, wurde nun abgesagt und um ein ganzes Jahr verschoben. Wir haben Daniel Alex vom GPF-Team ein paar Fragen zukommen lassen, um einen Blick hinter die Entscheidung zu werfen und zu erfahren, ob sie ein Ersatzprogramm zu Pfingsten machen wollen.

Eure Entscheidung, das Festival abzusagen ist nachvollziehbar, ein Jahr ohne GPF ist allerdings hart. Sicher habt ihr Euch die Entscheidung nicht leicht gemacht, was war der ausschlaggebende Faktor, das Festival abzusagen?

GPF: Natürlich ist es keine leichte Entscheidung gewesen und wir haben auch lange über verschiedene Möglichkeiten gesprochen. Da sich aber nahezu täglich alles ändern kann, haben wir versucht auf die Wissenschaftler*innen zu hören und die sprachen von mindestens 2-3 Monaten.

Der ausschlaggebende Faktor war am Ende, dass wir es für uns nicht vertreten können, zu einem Zeitpunkt, an dem wir uns kurz vor oder in der Hochphase der Pandemie befinden, so viele Menschen an einem Ort zu versammeln.

Auch hätten wir hier von einer Kompromisslösung gesprochen, weil natürlich davon auszugehen ist, dass einige oder viele geplante Acts nicht einreisen dürfen, von den Gästen ganz zu schweigen. Es fühlte sich schlicht nicht wie ein „richtiges“ GPF an, wenn es nur „irgendwie“ funktionieren kann.

Wäre es keine Option gewesen, das Festival einfach für ein paar Monate zu verschieben?

GPF: Ein Festival zu einem anderen Zeitpunkt ist schwierig. Es ist einfacher ein einzelnes Konzert oder eine Party zu verschieben, als ein 5-Tages-Festival. Logistisch wäre das für uns zurzeit kaum zu bewältigen. Die Frage ist dann auch, ob zu einem späteren Zeitpunkt, genug Leute die Möglichkeit hätten, das Festival wahrzunehmen. Viele haben sich auf Pfingsten eingestellt und Urlaube entsprechend geplant. Für uns wäre das ein enormes finanzielles Risiko, das schwerer zu stemmen ist, als das Festival auf das kommende Jahr zu verlegen.

Zum anderen sind wir alle Vollzeit berufstätig und auch an anderen Punkten sehr eingespannt. Daher ist es nicht zu einfach, ein Festival „wann anders“ zu machen. Auch, um nicht mit den vielen anderen genialen Festivals zu kollidieren.

Habt ihr euch mit allen Partnern einigen können oder habt ihr finanzielle Verluste durch die Absage erlitten?

GPF: Wir hatten ein riesiges Glück, dass wir nur auf ganz wenigen Kosten sitzen geblieben sind. Wenn wir das Festival auf kommendes Jahr verlegen, halten sich unsere Unkosten in Grenzen.

Wir haben von vielen Menschen auch das Angebot bekommen, uns finanziell zu unterstützen. Das ist so lieb und einfach nur genial, dass Leute dazu bereit sind. Diesen Leuten möchten wir nahelegen, in ihr lokales Netzwerk zu investieren. Kleine Läden, bedürftige Menschengruppen, Kultureinrichtungen. Unterstützt Künstler*innen, indem ihr Alben kauft, engagiert euch in der Nachbar*innenschaft. Wir müssen jetzt zusammenstehen und zeigen, was ein gutes (subkulturelles) Netzwerk gemeinsam stemmen kann

Ihr habt in Eurer offiziellen Absage auf Eurer Homepage angekündigt, das Festival „zu uns“ zu bringen, was ist geplant?

GPF: Derzeit sprechen wir mit dem Werk2 über verschiedene Alternativmöglichkeiten. Ein Stream mit allen Crews, die die einzelnen Floors bespielt hätten, wäre mein persönlicher Favorit. Das Ganze muss jetzt natürlich noch logistisch ausgeklügelt, geplant und umgesetzt werden. Geil wäre auch, wenn wir vielleicht sogar irgendwie eine Band dazuschalten können.

Ihr könnt also gespannt sein und bleiben, wir halten Euch auf dem Laufenden! Ich hoffe, wir konnten die Fragen gut beantworten. Bleibt gesund!

Laute Gedanken: Ist mein kleines Szene-Museum Spontis am Ende? (Update 09.05.2020)

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Ich bin mir gerade nicht sicher, ob dies das Ende von Spontis ist. Ich habe schon wieder eine Forderung von rund 1.400 € bekommen für ein 40 Jahre altes Bild, das ich bei meiner Aufräumaktion übersehen hatte. Ihr erinnert Euch vielleicht an die letzte Abmahnung, bei der ich 717 € wegen einer falsch benutzten Lizenz zahlen musste. Danach habe ich bei Spontis alle der etwa 1.400 Artikel und 12.000 Bilder durchgesehen und ausgetauscht, was meiner Ansicht nach nicht – oder falsch – lizenziert war. Offensichtlich hatte ich dieses Bild übersehen. Das kann immer wieder passieren. Findige Anwälte und Agenturen suchen nicht nur nach fehlenden Bildlizenzen, sondern auch nach sonstigen Fehlern, die richtig teuer werden können. Ein befreundeter Blogger musste neulich 1250 Euro für einen Witz in einem Nebensatz zu einem Video bezahlen. Die Gefahr, von heute auf morgen viel Geld bezahlen zu müssen, schwebt wie ein Damokles-Schwert über diesem Blog und sorgt für eine unterschwellige Angst bei jedem Gang zum Briefkasten.

Jetzt sitze ich vor dem Rechner und befülle den Papierkorb mit immer mehr Artikeln und Bildern. 12 Jahre Arbeit, Leidenschaft und Herzblut verschwinden mit einem Klick aus der Öffentlichkeit. Immer wieder muss ich mit den Tränen kämpfen. Hätte ich nicht eine so aktive und hilfreiche Gemeinschaft wie Euch, liebe Leser, würde die besagte Flinte längst im Korn liegen. Um diesen Blog aufrechtzuerhalten, muss ich nun auch ALLE alten Bilder, an denen ich keine eindeutigen Rechte habe, löschen. Bisher liegen rund 200 Artikel im Papierkorb und ich habe keine Ahnung, wo ich mit dem Löschen aufhören muss.

Der Traum vom virtuellen Szene-Museum

Eigentlich wollte ich einmal ein kleines Szene-Museum aufbauen, den Menschen Bilder, Videoclips und Geschichten aus den 80ern zugänglich machen und einfach nur schreiben, was mich beschäftigt. Doch das wird mir immer schwerer gemacht. Aus der Leidenschaft ist Arbeit geworden. Urheberrechte, Lizenzierungen, Datenschutz, Impressumspflicht und Meinungsäußerungen. Was darf ich, was darf ich nicht? Ein rechtssicherer Blog besteht vermutlich aus Text. Nur aus Text. Keine Bilder, keine Videos. Und schon gar keine Kommentare. Es könnte ja einer was sagen, was jemand anderes als Beleidigung empfindet. Eigene Schnappschüsse vom WGT? Nicht, dass du ein Persönlichkeitsrecht bei der Veröffentlichung verletzt, oder dich jemand verklagt, weil er nicht zu sehen sein möchte.

Ich bekomme für meine Arbeit kein Geld, ich will auch für meine Arbeit kein Geld, denn das ist meine Leidenschaft. Dieser Blog wirft nicht einen Cent Gewinn ab, im Gegenteil, jeden Monat kostet die Infrastruktur Geld. Ich bin Idealist, was das Bloggen angeht. Unkommerzieller, werbefreier und kostenloser Inhalt für Gruftis und Menschen, die das interessiert.

Ich habe mich mit meinem Idealismus immer so ein bisschen in Sicherheit gewiegt. „Die werden ja sehen, dass ich hier kein Geld verdiene und drücken ein Auge zu.“ Ich habe mich geirrt. Ich komme mir fast schon ein bisschen lächerlich vor, wenn ich hier sitze und an das Gute im Menschen glaube. Einigen Menschen da draußen ist es schlichtweg egal, wie selbstlos und mit wie viel Herzblut man einen Blog betreibt.

Von Nachlizensierern und Abmahnanwälten

Und es interessiert sie offensichtlich auch nicht, ob andere Menschen in der Corona-Pandemie um ihre finanzielle Existenz kämpfen und nicht noch mehr Sorgen brauchen können. Hier denke ich nicht nur an mich und meine Frau, die als Freiberuflerin arbeitet und aktuell meine Hilfe braucht, sondern auch an viele Einzelhändler, die gerade mit Onlineshops experimentieren und wahrscheinlich bald Post von den professionellen Abmahnern erhalten werden.

In einer Zeit, in der allüberall staatliche Soforthilfen beantragt werden und Menschen ihre Jobs verlieren, eine Forderung in Höhe von 1400 € an einen Privatmann mit einem nicht-kommerziellen Blog zu schicken, für einen 40 Jahre alten Schnappschuss in einer unprofessionellen Größe von 500 Pixeln, der bereits 12 Jahre einen Artikel ziert, muss man erst einmal bringen! Während die einen selbstlos versuchen, zu helfen und Leben zu retten, haben andere nur im Sinn, sich zu bereichern. Ohne Rücksicht auf Verluste und jenseits jeder Verhältnismäßigkeit. Wie viele Menschen wohl gerade ihre staatlichen Zuschüsse direkt an Nachlizensierer und Abmahnanwälte weiterreichen müssen, weil sie versuchen, ihre Läden mit Online-Angeboten zu retten?

Auch die kreative Arbeit, mit deren Schutz sich die Nachlizensierer in ihrem Anschreiben brüsten, ist denen meiner Ansicht nach egal. Mich würde interessieren, wie viel von den 1.400 € bei demjenigen ankommt, der den Schnappschuss vor 40 Jahren gemacht hat. Die letzten 12 Jahre hat der Künstler sich nicht bei mir gemeldet. So lange existiert der Artikel schon. Hätte er sich gemeldet, hätte ich selbstverständlich sofort reagiert.

Spontis ohne den Blick in die Vergangenheit?

Zurück zum Blog: Ich riskiere die finanzielle Stabilität meiner kleinen Familie, indem ich mich durch meine Leidenschaft zum Ziel von Menschen mache, die im Internet Geld verdienen wollen. Egal um welchen Preis. Das kann ich mir nicht mehr leisten. Es tut mir sehr leid, aber im Augenblick sehe ich keinen anderen Weg, als alle Artikel, die sich mit alten Bildern beschäftigen, vom Netz zu nehmen.

Dabei waren genau das die Artikel, die diesen Blog ausgemacht haben. Vielleicht kann ich mit einer Analogie beschreiben, wie ich mich fühle. Nachdem man die Spontis-Orange ausgepresst hat, muss ich ihr auch noch das Fruchtfleisch herausschneiden.

Ich weiß nicht, was ich tun soll. Einen wichtigen Teil von mir aufgeben? Mein kleines publizistisches Lebenswerk in die Tonne hauen und einfach nur konsumieren?

Zeitungen verschanzen sich hinter Paywalls und komplizierten Abo-Systemen, auf YouTube ertragen wir brav unzählige Werbeeinblendungen, während wir dabei zusehen, wie eine Influencerin die Augenpflegeprodukte in die Kamera hält, mit der sie sich eincremt. Auf Facebook ertrinken wir in einem Wust aus unreflektierten Meinungen und Gedanken, während uns Anzeigen zielgerichtet auf Dinge aufmerksam machen, die wir nicht brauchen. Das Internet war mal ein Platz, sich selbst zu verwirklichen – heute ist es ein Kaufhaus der Eitelkeiten.

Seit 12 Jahren warte ich darauf, dass man sich auch von der Gesetzgebung für das Internet ausspricht, doch die finden einfach keinen grünen Zweig, mit dem vermeintlichen Neuland umzugehen. Seit 12 Jahren beobachte ich, wie mit jedem neuen Gesetz unzählige Internetseiten schließen, wie jedes Verbot von findigen Anwälten dazu benutzt wird, leichtes Geld zu verdienen. Ich glaube, ich kann mich glücklich schätzen, eine Community wie Euch zu haben, die in den letzten 12 Jahren durch Ihre Beteiligung, Kommentare und Präsenz auf dem Spontis-Treffen mir immer neue Motivation geschenkt haben. Spontis ist für mich mehr, als die Suche nach Anerkennung meiner geistigen Ergüsse. Ich habe durch Euch gelernt, Euch kennengelernt, ihr habt mich beeinflusst und ich Euch. Auch wenn es jetzt furchtbar theatralisch klingt, ohne Spontis und ohne Euch, liebe Leser, würde für mich eine Welt zusammenbrechen.

Ich weiß noch nicht, ob ich die volle Summe von 1.400 € bezahlen muss. Keine Ahnung, ob meine sachlich-emotionale Antwort nicht noch mehr kaputt gemacht hat, als sie nützen sollte. Ob ich den Anwalt, mit dem ich gestern telefoniert habe, brauche, wird sich zeigen.

Update vom 06.05.2020

Den Anwalt habe ich nicht gebraucht, soviel vorweg. Allerdings habe ich mit einem kompetenten telefoniert und mir eine kostenlose Ersteinschätzung gegönnt. Die Crux ist schnell erzählt. Die Lizenzgebühren sind hoch, ob sie zu hoch sind, müsste man dann intensiv herausfinden. Natürlich nur unter kostenpflichtigem Einsatz des Rechtsanwalt und der Gefahr im Nacken, das sich letztendlich am Betrag nichts ändert und darüber hinaus noch anwaltliche Gebühren bezahlt werden müssen. Höchstwahrscheinlich hätte dann auch die Firma einen Anwalt eingeschaltet. Was für ein Zufall, dass der Geschäftsführer der Nachlizenzsierers auch gleich Teilhaber einer Anwaltskanzlei ist, oder? Und ist es noch mehr ein Zufall, dass dieser Name noch im Zusammenhang mit Abmahnwelle aus der Vergangenheit anzutreffen ist? Das der dann hauptsächlich private Blogger ins Visier genommen hatte, ist dann nur noch eine Randnotiz.

Zwischenzeitlich hatte mir die Firma ein neues Angebot gemacht, schließlich sei man sich bewusst, so die Nachricht, wie schwer die aktuelle Lage sei. Blieben 1.183 € übrig, die bezahlt werden musste. Mir wird immer noch schlecht, wenn ich daran denke, wie man mit einem 40 Jahre alten Bild, das in London vor ein Discothek gemacht wurde und das ich in einer Auflösung von knapp 500px Breite verwendet habe, Geld gescheffelt wird. Unfassbar. Und dann noch diese fadenscheinige Gelaber von „die Kunst erhalten“ – das ist die heuchlerische Krone. Herzlichen Glückwunsch!

Spontis bleibt erhalten

Nach meinem Aufruf stand die Community wieder einmal stützend zur Seite und hat nicht nur finanziell, sondern auch moralisch geholfen. Das hätte ich nicht erwartet. Aus welchen Richtungen Resonanz gekommen ist, hat mit schlichtweg umgehauen. Dank Euch konnte ich die Rechnung bezahlen!

Ich habe dieses Internetseite wieder einmal auf den Kopf gestellt und zahlreiche Artikel, die sich hauptsächlich um alte Bilder drehen, vom Netz genommen. 90 Artikel sind zur Zeit Offline und bleiben bis auf weiteres auch im Giftschrank. 413 Artikel konnte ich nach dem Entfernen von Bilder oder deren Austausch wieder Online nehmen. Leider ist es deshalb an vielen Stellen zu vielen Textwüsten gekommen, ich bitte das zu entschuldigen. In Zukunft will ich aber weiterhin am Ball bleiben und kann möglicherweise einige Artikel aus dem Giftschrank retten.

Es ist sogar noch Geld übrig geblieben, so dass ich dieses Jahr wieder ein Spontis-Magazin auf den Weg bringen kann, das ALLE Interessierten kostenlos erhalten. Ich hoffe, ich kann durch die Fortführung meiner Arbeit und das Spontis-Magazin meinen Dank zum Ausdruck bringen, ihr seid toll!

Der Spontis-Fond – der virtuelle Notgroschen

Um für die Zukunft gerüstet zu sein, habe ich mich entschlossen, monatlich einen gewissen Betrag auf die hohe Kante zu legen. Regelmäßig und aus eigener Tasche. Es kann ja nicht angehen, das die Leser für meine Fehler, Versäumnisse und Unachtsamkeiten gerade stehen müssen. Jeder Cent, den ihr mir zukommen lasst – und der nicht gebraucht wird – landet in diesem Fond. Ich muss einfach sicherstellen, dass mich solche Ereignisse nicht in eine Notlage bringen, denn soviel Macht sollte ein Leidenschaft nicht haben.

Leider bin ich mir sicher, dass findige Geschäftemacher immer neue Methoden aushecken, Blogger zur Kasse zu bitten. Wenn du im Netz publizistisch unterwegs bist, läuft das Risiko stets neben dir her. Ich werde natürlich alles mir mögliche tun, um trotzdem weiterzumachen und Euch spannenden und ansprechenden Inhalt zu präsentieren.

Oft kam der Vorschlag, mir eine Rechtsschutzversicherung zuzulegen, die das abdeckt. Allerdings ist das enorm schwierig. Denn oftmals sind Urheberrechtsverletzungen, die man auf die ein oder andere Weise verursacht hat, „grob Fahrlässig“ und daher aus dem Umfang der Versicherung ausgenommen. Ich bin aber weiterhin auf der Suche nach einem Dienstleister, der bei solchen Fällen einspringen kann.