Wochenschau: Gruftige Links und nachhaltige Beerdigungen im Angesichts des Klimawandels

Es wird wieder Zeit, ein paar Links zusammenzufassen, die es (noch) nicht in einen eigenen Beitrag geschafft haben. Bitte lasst nicht nach, mich auf weitere interessante Artikel, Neuerscheinungen, Videos oder Rezensionen hinzuweisen. Im Augenblick haben wir neben den üblichen Sommeraktivitäten (wie einige gelesen haben, waren wir auch auf dem Amphi-Festvial) auch die Vorbereitung für das kommende Spontis-Magazin vor der Brust. Gruftwurm kümmert sich liebevoll und aufopfernd um das Spontis-Radio und hat jetzt zusammen mit Durante auch ein Auge auf den musikalischen Posteingang, nachdem Svartur Nott mir jüngst mitteilen musste, sich jetzt auf andere Dinge zu konzentrieren zu müssen. Aktuell liegt noch das „Pfingstgeflüster“ auf meinem Tisch, für das ich auch einen Artikel geschrieben habe, als auch die Vorstellung einer Ausstellung in Düsseldorf, bei der ich ein wenig mitgewirkt habe. Jetzt aber ohne weitere Umschweife zu den Links:

Erlebnis für Kinder: Übernachten auf dem Friedhof | WeddingWeiser

Ich kann mir nicht helfen, in meiner Kindheit wäre sowas noch undenkbar gewesen. „Übernachten auf dem Friedhof“, um etwas über Vögel und deren Gesang zu lernen. Lest Euch den fast schon liebevollen Beitrag durch, irgendwie eine schöne Idee. Oder was meint ihr? „Angeordnet in einem Stuhlkreis sitzt eine kleine Gruppe, der Kursleiter räuspert sich und stellt die Frage, die begleitet wird von besorgten Blicken der anderen Teilnehmer. Ob denn die zehnjährige Maxi (Name geändert) Bedenken habe? Die Angesprochene wirkt verwundert, versteht nicht, worauf die Erwachsenen nun schon wieder hinaus wollen. Dann antwortet sie, sie sei hier, weil der Papa sie gefragt habe, ob sie einmal auf einem Friedhof übernachten wolle. “Erst habe ich gedacht, Papa macht einen Witz.” Aber es ist kein Witz, es ist ein Abenteuer und nebenbei ein Vogel-Workshop.“ (Danke Caro)

Wird der Festival-Besuch zum Luxusgut? | RBB

Auch der RBB berichtet über die explodierenden Preise für Festivals und Konzerte, die immer häufiger abgesagt werden müssen, weil die Nachfrage nicht hoch genug ist. Ohne öffentliche Unterstützung, so der Tenor des Beitrags, werden Festivals zum Luxusgut. „Wir brauchen im Land Brandenburg eine stärkere öffentliche Förderung. Sonst wird ein Festival-Besuch zum Luxusgut.“ Es gebe bereits Gespräche mit der Politik, sagt Jacobsen weiter, er sei hoffnungsvoll. „Musik-Festivals sind mehr als Fun. Es gibt häufig Workshops und Gespräche, ganz unterschiedliche Menschen begegnen einander, ohne Diskriminierung, da geht es auch um Werte. Und in manchen Gegenden sind Festivals die einzige Möglichkeit der soziokulturellen Teilhabe.“

Oomph! Mit neuem Sänger zurück auf der Bildfläche | Sonic-Seducer

Nachdem man sich Ende 2021 vom ehemaligen Sänger „Dero“ getrennt hatte, ist die Band nun wieder mit neuem Sänger und neuem Album zurück. Dero hatte sich seinerzeit als „bekennender Christ“ dargestellt und könne sich nicht mehr vorstellen, bestimmte Lieder – die er als „okkult“ wahrnimmt – aus dem Repertoire der Band, Live zu singen. Mit Daniel Schulz (vormals Unzucht) hat man jetzt neues Material am Start. Gleich wieder mit gesellschaftskritischem Inhalt: „Der Titeltrack „Richter und Henker“ handelt davon, wie vor allem in sozialen Medien kommuniziert und miteinander umgegangen wird und wie Andersdenkende diffamiert werden. Unter dem Motto ‚Bist du nicht für mich, so bist du gegen mich – dann bist du dumm und ich hasse und beleidige dich und höre dir nicht mehr zu‘ geht die in der Demokratie so wichtige sachliche Diskussionskultur verloren.“

Das andere Achtziger-Berlin: Die letzte Generation von Goths | TAZ

Die englische Autorin Cathi Unsworth hat mit „Season of the Witch“ ein Buch über das Phänomen „Goth“ veröffentlicht. Die TAZ hat es schon gelesen und erzählt – zu unserem Erstaunen – das Unsworth Berlin zum Zentrum der 80er-Szene erklärt. „Interessant ist es schon, dass in dem Buch das sagenumwobene Mauerstadtberlin einmal nicht als Ort des New Wave oder Postpunks beschrieben wird, sondern des Goths. Natürlich lässt sich einwenden, dass Letzterer auch nur eine bestimmte Form des Postpunks war. Aber Unsworth gelingt es durchaus, dieses Phänomen als eigene Bewegung einzufangen.“ Spontis hat hier noch einen Stapel Bücher zu liegen, die gelesen werden wollen. Mich macht diese Einschätzung aber auf jeden Fall neugierig. Ich leg’ das Buch dann mal auf den Stapel.

After-dark photographs of goth ground zero | I-D (Englisch)

Jonny „Slut“ Melton, ehemaliger Keyboarder der Batcave-Haus-Band „Specimen“ hat ein Buch über selbigen Club herausgebracht. „Young Limbs Rise Again“ heißt es und hat das I-D Magazine veranlasst, ein Interview mit ihm zu führen und es mit alten Bildern zu untermalen. Über das Batcave erzählt er unter anderem: „Es gab jede Menge Dekoration und ein kleines Kino an der Seite, in dem sie schlechte Horrorfilme zeigten. Es gab einen als Zombie verkleideten Mann, der einen Sarg wie eine Trommel schlug. An den Wänden hingen Pterodactyl-ähnliche Kreaturen. Aber es war sehr freundlich und überhaupt nicht abweisend. Es war nicht so, wie ich mir einen Ort wie The Blitz vorstellte – ein bisschen exklusiv, mit Leuten, die wahrscheinlich Angst haben zu lächeln. Stattdessen haben wir uns einfach angefreundet und mit den Leuten geplaudert. Auch die Musik war fantastisch. Der DJ Hamish McDonald [von der Band Sexbeat] spielte die beste Musik, die ich je in einem Club gehört hatte, und so verbrachte ich die meiste Zeit auf der Tanzfläche. Das war der Grund, warum ich dort war. Es war eine wirklich schöne, farbenfrohe, sexy, großartige, aufregende Umgebung.

Hitze-, Umwelt- und Klima-Update Mai 2023 | Mark Benecke

Ich kann mir nicht helfen, aber Mark Benecke hat bei diesem Thema einfach mal recht. Da muss ich trotz aller Antipathie für ihn einfach mal ehrlich sein. So präsentiert – und verteidigt – man Fakten vom bevorstehenden Klimawandel.

6 Alternativen für eine nachhaltige Bestattung | Benu

Wo wir gerade im Thema Klimawandel stecken, sollten wir auf alle Aspekte des Lebens achten. Wie nachhaltig ist eigentlich so eine Bestattung? „Allein in Nordamerika werden pro Jahr 30 Millionen Pfund an Hartholz für den Bau von Särgen und Gräbern verbraucht. Die Menge des Holzes, das für die Särge benötigt wird, gleicht 4 Millionen Acres Wald (16187,42569 Quadratkilometer, eine Fläche so groß wie New Jersey) – das sind genug Bäume, um 65 Millionen Tonnen Kohlendioxid zu binden.“ (Danke, Caro!)

Die Sisters of Mercy schon wieder auf Tour | Depechemode.de

Die musikalischen Wiedergänger sind wieder auf Tournee. Der Pressetext zur Tour liest sich genauso bitter, wie es in Wirklichkeit ist: „Seit über 40 Jahren sind The Sisters of Mercy aktiv, seit mehr als 30 Jahren haben sie keine Musik mehr veröffentlicht. Bis heute ist die Band um Mastermind Andrew Eldritch die Messlatte, wenn es um Gothic Rock geht – auch wenn dem Briten selbst diese Einordnung nicht so recht behagt.“ Fraglich bleibt allerdings, wie man nach 30 Jahren ohne neue Platte noch eine Messlatte sein kann und ob Andrew Eldritch sein Mastermind möglicherweise irgendwo verloren hat.

Bios Bahnhof 1981 – DAF Als wärs das letzte mal

Damals noch blutjung, präsentieren sich DAF beim WDR einem eher konservativen Publikum. Es ist aber mehr als ein bloßer Auftritt (vermutlich Playback) sondern wird mit einer spannenden Einleitung und einem kurzen Interview garniert. Schöne Sendung damals, bei der auch Klaus Nomi zu Gast gewesen ist.

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Tanzfledermaus
Tanzfledermaus(@caroele74)
Vor 8 Monate

Beim TAZ-Artikel zu den 80er Goths fand ich noch eine weiteren interessanten Link zu 40 Jahren Gothic:
https://taz.de/40-Jahre-Gothic-Bewegung/!5868798/

Gruftwurm
Gruftwurm(@christian)
Editor
Antwort an  Tanzfledermaus
Vor 8 Monate

Vielen Dank für den Link. ;)

Durante
Durante(@durante)
Antwort an  Tanzfledermaus
Vor 8 Monate

Der Artikel ist – im Gegensatz dazu was die reguläre Presse sonst so über die Szene schreibt – tatsächlich ziemlich gelungen gewesen damals, hat mich gefreut.
(Aber die taz gehört imho i.d.R. ja sowieso zu den Lichtblicken in der Presselandschaft.)

Gruftwurm
Gruftwurm(@christian)
Editor
Vor 8 Monate

Übernachten auf dem Friedhof:
Also nächtliche Besuche auf dem Friedhof hatte ich schon öfters gemacht.
Sogar mal eine Friedhofsführung bei Nacht mit Fackeln.
Aber mit Schlafsack vor der Friedhofskapelle pennen, fehlt mir noch und wäre eine Erfahrung wert. Überhaupt interessant, dass diese Möglichkeit besonders in Deutschland angeboten wird. Natürlich mit dem Hintergrund, Vogelgesang zu lauschen. Jedenfalls ein lohnenswerter Bericht und mein Wissen wurde damit erweitert, vielen Dank. :)

Die letzte Generation Goth
Bei dem Bericht musste ich an den Film B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin 1979 – 1989 denken. Dabei geht es um Mark Reeder, wie er in den 70er Jahren nach Berlin geht und Menschen wie Nick Cave, Blixa Bargeld, Jörg Buttgereit oder die Band Malaria begegnet. Der Film zeigt die popkulturelle Entwicklung von New Wave und anderen Stilen der 80er Jahre bis zum Techno.
Das Buch macht mich neugierig und ich sollte meine Sammlung vielleicht damit erweitern.

Klima-Update Mark Benecke

Ich kann mir nicht helfen, aber Mark Benecke hat bei diesem Thema einfach mal recht. Da muss ich trotz aller Antipathie für ihn einfach mal ehrlich sein. So präsentiert – und verteidigt – man Fakten vom bevorstehenden Klimawandel.

Da stehe ich voll hinter Dir. Ich verfolge seine Klima-Updates schon etwas länger und man wird zu dem Thema wissenschaftlich fundiert aufgeklärt und bleibt immer auf dem neuesten Stand. Es ist teilweise schon erschreckend, wie es mit der Welt da draußen ausschaut. Mir haben seine Berichte noch mal die Augen geöffnet und zum nachdenken angeregt. Man nimmt das im alltäglichen Leben nicht so wahr, und gerade deshalb sind seine Updates sehr wichtig für uns alle. – Meine Meinung!

Alternativen zur Bestattung
Für mich ist der Sarg eines der schönsten Möbelstücke und vielseitig einsetzbar (wenn es einem gefällt). Ich persönlich bin in Sachen Bestattung mehr für die Oldschool Variante offen, sprich Kiste und ab in die Erde. In dem Bericht zu nachhaltigen Bestattung hat mich das Verfahren der Kompostierung angesprochen. Mal schauen wo der Weg hinführt. :)

Durante
Durante(@durante)
Antwort an  Gruftwurm
Vor 8 Monate

Also nächtliche Besuche auf dem Friedhof hatte ich schon öfters gemacht.Sogar mal eine Friedhofsführung bei Nacht mit Fackeln. Aber mit Schlafsack vor der Friedhofskapelle pennen, fehlt mir noch und wäre eine Erfahrung wert.

Nächtliche Besuche in der Tat (wobei das schon viiiieeel zu lange her is merke ich gerade!), aber Führung oder gar Übernachtung leider nicht… mich würde beides reizen. ;)

Was Mark Benecke betrifft: Ich persönlich bezweifle zwar dass die Menschheit irgendwie noch die Kurve kriegt, rechne ihm (und anderen) entsprechendes Engagement aber dennoch hoch an.

Aber speziell bei Bestattungen von Menschen tue ich mich ehrlich gesagt schwer mit (sonst für mich durchaus wichtigen) Begriffen wie „Nachhaltigkeit“ (oder auch „Sinn“ oder „Effizienz“ oder „Platzbedarf“)… Zum Vergleich – Man könnte auch Friedhöfe in Städten theoretisch z.B. als „Platzverschwendung“ o.ä. sehen… aber ich will trotzdem nicht in einer Welt ohne Friedhöfe leben! :-|
(Schon der Trend zu Feuerbestattungen und die dadurch „schrumpfenden“ Friedhöfe machen mich als Grufti und Friedhofsgänger ein wenig traurig, auch wenn ich ihn heutzutage natürlich verstehen kann – Auch das Sterben ist leider einfach unverschämt teuer geworden.)

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