Spontis-Magazin 2023 – Fazit, Transparenz und Feedback

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Das Jahr ist schon wieder im vollen Einsatz. Die meisten von Euch werden (hoffentlich) bereits ein Magazin erhalten haben. Jetzt, wo ich nur noch sporadisch Magazine einpacken, adressieren, bekleben und zur Post bringen muss, ist es Zeit, zurückzublicken und Transparenz zu schaffen. Außerdem interessiert es die Autoren und uns vom Magazin-Team natürlich auch, wie ihr das Magazin inhaltlich findet und welches Thema vielleicht noch mal hier diskutiert werden könnte. Viel wichtiger ist auch: Es gibt noch Magazine, Buttons und Taschen! Schnell noch ein Magazin kostenlos bestellen! Das Formular bleibt noch bis Ende Januar geöffnet.

Wichtiger Hinweis!

Bevor es nun losgeht noch ein wichtiger Hinweis in organisatorischer Sache. Einige Unterstützer haben die Möglichkeit genutzt, sich auch ohne Ausfüllen des Formulars zu beteiligen. Wir wissen leider nicht, ob das immer so gewollt ist, daher beobachtet Euren Briefkasten bis Ende Januar und meldet Euch, wenn ihr KEIN Magazin bekommen habt, obwohl ihr eins erwartet habt.

Fehlerteufel

Einen kleinen Fehler haben wir gemacht. Wir haben den falschen Artikel von Jan Noll abgedruckt. Jan hatte uns ein paar Tage nach seinem ursprünglichen Artikel eine neuere Version geschickt, weil er mit der ursprünglichen Fassung nicht zufrieden gewesen ist. Die haben wir auch bekommen, aber versehentlich nicht ins Magazin übernommen. Wir bitten vielmals um Entschuldigung! Wir haben mit Jan ausgemacht, seinen Artikel auch online zu veröffentlichen, dann in der überarbeiteten Fassung.

Transparenzbericht

Was wurde eingenommen, was wurde ausgegeben? Bislang haben 185 Leser das Magazin unterstützt, ein Großteil davon (78%) haben uns bei der Umsetzung finanziell unterstützt. Das ist wirklich großartig! Das Magazin und alle Nebenausgaben konnten in vollem Umfang gedeckt werden. Von den insgesamt unterstützten 2.710,72 Euro sind folgende Posten bezahlt worden:

250 Magazine: 920,63€
150 Stofftaschen: 698,70€
150 Stofftaschen: 345,40€
250 Buttons: 147,40€
Porto bislang: 398,50€
Umschläge: 92,30€

Gesamt: 2.602,93€

  • Die Position Stoffbeutel ist doppelt, weil es sich um den Fehldruck der Taschen handelt. Ich habe die Exemplare zum halben Preis übernommen und verteile sie kostenlos unten allen Bestellern und auf dem WGT 2024.
  • Die Portokosten waren in diesem Jahr deutlich höher, was der Tatsache geschuldet war, dass ich auch zusätzlich alte Magazine versendet habe, wodurch ich in die nächst höhere Portokategorie (2,75€) gerutscht bin. Das Angebot habe viele Leute in Anspruch genommen, was mich sehr freut.

Wie gefällt es Euch?

Stichwort Begeisterung. Wir vom Spontis-Magazin-Team hoffen sehr, dass Euch die diesjährige Ausgabe gefällt. Da so ein Magazin keinen Rückkanal hat und Leserbriefe aus der Mode gekommen sind, würden wir uns freuen, wenn ihr den Kommentarbereich dieses Artikels dazu nutzt, ein Feedback zu hinterlassen. Vor allem die zahlreichen Gast-Autoren würden sich bestimmt für Eure Meinung interessieren. Natürlich ist hier auch Platz für Kritik.

Wochenschau: Von Bands die waren und gewesen sein werden

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Die Teilnahme am täglichen Leben ist mittlerweile wie ein Spaziergang durch ein Unwetter mit kirschkerngroßen Hagelkörner. Es ist ja auch grundsätzlich bescheuert, bei schlechtem Wetter vor die Tür der Realitätsflucht zu gehen, aber manchmal führt leider kein Weg an dummen Ideen vorbei. Man muss ja mal nachgucken, was draußen los ist. Vielleicht auch Geld verdienen und Einkäufe erledigen. „Die Strafe folgt auch dem Fuße„: Schlechte Nachrichten prasseln herab, Skandalblitze zucken durch den Nachthimmel und die Menschen donnern ihren Unmut zu wirklich jedem Thema grollend hinterher. In diesen Augenblicken genieße ich die Früchte des Alters. Mit jedem Jahrzehnt, das auf dem Kilometerzähler meines Lebens die erste Zahl ändert, werde ich entspannter. Dieses Jahr ist es wieder soweit. Wenn mich bis dahin einer sucht, ich bin im Club „Realitätsflucht“ auf der Tanzfläche zu finden.

In der Wochenschau gibt es heute übrigens Reste aus den letzten Monaten. Liegengebliebene Links, die es nicht zu einer Meldung geschafft haben. Aber schließlich ist die „Pizza“ ist mit ihrem Prinzip der Resteverwertung auch legendär geworden. Guten Appetit!

Doku über die Band Schleimkeim – Otze und die DDR von Unten

Filmemacher Jan Heck kennt „Schleimkeim“ seit er 14 Jahre alt war. Und das, obwohl er 1991 in Balingen geboren wurde. Doch die DDR-Punkband ist so legendär, dass sie auch nach der Wende in Punkerkreisen gehört und geliebt wird. Als erste Band hatte sie es immerhin geschafft, eine Platte im Westen zu veröffentlichen. Und das, obwohl Punk in der DDR natürlich nicht nur nicht gewollt war, sondern auch polizeilich verfolgt wurde.“ (Quelle: SWR Kultur)

Die Ramones werden 50 Jahre alt. Sind sie Punks der ersten Stunde?

In diesem Monat werden die Ramones 50 Jahre alt, die Gründungsmitglieder sind zwar schon alle gestorben, doch die Musik scheint weiterzuleben. Meint zu mindestens die FAZ: „Am 6. August 1996 spielten die Ramones ihr letztes Konzert in Los Angeles. Am 30. Januar desselben Jahres sah ich die Band live im Capitol in Hannover bei ihrem abschließenden Auftritt in Deutschland, die Vorgruppe war damals Rammstein. Auch dort spielten die Ramones „Pet Sematary“, einen Song aus dem Jahre 1989, geschrieben für den Soundtrack des Films „Friedhof der Kuscheltiere“, dessen Handlung auf einem Buch von Stephen King beruht. Der amerikanische Schriftsteller war Fan der Ramones und hatte sie deshalb schon 1982 zu einem Konzert in seiner Heimatstadt Bangor im Bundesstaat Maine eingeladen.“ (Quelle: 50 Jahre Ramones: Eine Erinnerung mit Pet Sematary)

Post-Punk: Warum der Sound der 80er so aktuell ist

Henryk Gericke, der bereits einen Artikel für das Spontis-Magazin beigesteuert hat, gibt sich im Radio die Ehre: „Mit seiner Vinyl-Reihe „Tapetopia“ macht Henryk Gericke den Post-Punk aus dem Kassetten-Underground der DDR wieder zugänglich. Und trifft damit einen Nerv: Dieser Sound der Achtziger passt perfekt zur Gegenwart. Ein Gespräch über die Gründe dafür. (Quelle: Deutschlandfunk – Am Ende der Utopien spielt die Zukunftsmusik)

Netflix plant „Onkel Fester“ als Ableger seiner Erfolgsserie „Wednesday“

Es war ja nur eine Frage der Zeit, bis man weitere Ableger von erfolgreichen Serien und Filmen produziert. Ich bleibe skeptisch. „Wie Bloomberg berichtet, werden im Hintergrund bereits Gespräche geführt, um ein Spin-off über Onkel Fester auf den Weg zu bringen. Das klingt auf den ersten Blick vielleicht reichlich schräg, weil die Figur sehr weit weg von der morbiden Teenie-Welt der Originalserie ist. Aber die Verkörperung von Fester durch Fred Armisen begeisterte viele Fans. Sie dürften also auch einem Spin-off eine Chance geben.“ (Quelle: Filmstarts.de)

The Birthday Party – Dokumentation über Nick Caves erste Bands

Nick Cave ist auch so eine schwarze Legende. Seine erste Band bekommt offenbar nun das dokumentarische Denkmal, das ihr zusteht. „Im September feiert mit „Mutiny In Heaven“ die erste vollständig autorisierte Erzählung zu The Birthday Party in Nordamerika Premiere. Die Dokumentation widmet sich der  Bandgeschichte der Post-Punk-Band um Nick Cave, Rowland S. Howard, Mick Harvey, Tracy Pew und Phill Calvert, die 1980 mit  „The Birthday Party/Boys Next Door” ihr Debüt veröffentlicht hat. Dabei werden auch ihre nicht weniger turbulenten Anfänge als The Boys Next Door im australischen Melbourne beleuchtet.“ (Quelle: Visions)

Skinny Puppy – Es wird kein Comeback geben

Die Industrial Band Skinny Puppy beenden bald ihre Abschiedstournee. Nivek Ogre und cEvin Key kündigen an, dass es kein Comeback geben wird. „Man kennt das, Bands gehen auf große Abschiedstourneen, nur um ein paar Jahre später wieder aus der Versenkung zurückzukehren. Nicht so Skinny Puppy, wenn man dem Duo Glauben schenken darf – die Abschiedstour soll endgültig bleiben. Das letzte Wort hinsichtlich der Frage, ob die Abschiedstour sie auch nochmal nach Europa führt, ist noch nicht gesprochen.“ (Quelle: Sonic Seducer)

Neues Buch von Sascha Lange und Dennis Burmeister: Depeche Mode Live

Am 10. Oktober erscheint das neue Buch von Sascha Lange und Dennis Burmeister, die bereits mit „Depeche Mode: Monument“ ihrer Lieblingsband ein Denkmal in Buchform gesetzt haben. „Seit Jahrzehnten begeistern Depeche Mode Fans auf der ganzen Welt. Von den ersten Gigs in verrauchten Pubs vor einem Dutzend Zuschauern zu ausverkauften Welttourneen mit spektakulären Shows vor Millionen von Fans – die Geschichte und der Erfolg der Band lebt von den unvergleichbaren Liveauftritten. Doch wie wurde aus kleinen Clubkonzerten ein beispiellos erfolgreicher Live-Act, der Generationen von Fans begeistert?“ (Quelle: Aufbau Verlag, Sascha Lange)

Ich darf an dieser Stelle übrigens anmerken, dass mein Ehegrufti mich an Weihnachten mit diesem eindrucksvollen Wälzer überrascht hat <3. Ein bildgewaltiges Buch, das allerdings auch von fein gestreuten Texten und Informationen getragen wird. Ob es sich lohnt, müsst ihr selbst entscheiden. Ich hätte es mir für den Preis wohl nicht geholt. Heimlich habe es aber dennoch verschlungen.

Project Pitchfork gehen mit neuem Album auf Tour

Das bekannte Musikprojekt Project Pitchfork wird im Jahr 2024 mit einem neuen Album auf Tour gehen. Trotz mehr als 30 Jahren im Geschäft sind sie immer noch aktiv und haben 2018 den ersten Teil einer neuen Album-Trilogie namens „Akkretion“ veröffentlicht. Wenige Monate später folgte der zweite Teil mit dem Titel „Fragment“. Seitdem warten die Fans geduldig auf den dritten Teil. Endlich ist es soweit: Im Frühjahr 2024 wird der letzte Teil der Trilogie unter dem Namen „Elysium“ erscheinen.“ (Quelle: Dark Music World)

Anja Huwe bringt Neuauflage der Xmal Deutschland Singles und das Solo-Album „Codes“ heraus

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Beim Bandnamen „Xmal Deutschland“ beginnen weiß geschminkte Gesichter eingefleischter Gruftis rot zu glühen. Leider trennte sich die legendäre Hamburg Band, die den deutschen Gothic-Sound wie keine andere prägte, Anfang der 90er-Jahre. Seitdem wurde es still um die Band und die Sängerin Anja Huwe, die zwar als Künstlerin präsent war, aber stets alle Anfragen nach einer Neuauflage der alten Alben abgelehnt hat. Am 8. März 2024 hat das Warten ein Ende. Mit dem Album „Xmal Deutschhland – Early Singles“ und ihrem ersten Solo-Album „Codes“ meldet sich Anja Huwe überraschend zurück.

Xmal Deutschland – Ein Dekade Dunkelheit

Die Band prägte Anfang der 80er Jahre nicht nur den deutschen Gothic-Sound, sondern die Bandmitglieder waren auch Stilikonen ihrer Zeit. Toupierte und gefärbte Haare zu dunkel geschminkten Augen, ein Look, der ihre fast schon unterkühlte Musik unterstrich. Sie grenzten sich deutlich von der aufkommenden „Neuen Deutschen Welle“ ab, klangen weder fröhlich noch unbeschwert und schon gar nicht – trotz ihrer Haare – bunt.

Geboren aus dem Punk formten Caro May, Rita Simon, Manuela Rickers, Fiona Sangster und Anja Huwe Anfang der 1980er-Jahre die Band Xmal Deutschland. Ohne musikalische Vorerfahrung, aber mit viel Kreativität und Rebellion. Ihre erste Single „Schwarze Welt“ ist letztendlich auch für die Besetzung der Band verantwortlich, denn eigentlich sollte Rita Simon die Rolle der Leadsängerin übernehmen. Als die aber am Tag der Aufnahme nicht erschien, das Studio aber bereits gebucht war, sprang Anja Huwe – die eigentlich Bass spielen wollte – in die Bresche.

Sie nahm an, wenn auch unter Vorbehalt, wie sie gegenüber post-punk.com einräumt: „Die einzige Bedingung meinerseits war, dass ich nie auf der Bühne stehen werde“, überlegt sie. „Zwei Monate später haben sie mich dazu gebracht, ohne es mir vorher zu sagen. Ich hatte keine Wahl.

Als Vorband der Cocteau Twins wurden sie 1982 in England zur angesagten Band. Das englische Publikum störte sich nicht an den deutschen Texten – im Gegenteil, der Durst nach unkonventionellem Sound hatten DAF bereits den Weg nach Großbritannien geebnet. Nach insgesamt 4 Alben, von denen einige auch beim englischen Label 4AD erschienen, und 10 Jahren in wechselnder Besetzung war Schluss.

Steter Tropfen höhlt den Stein

Die Schatten der Vergangenheit wurde Anja Huwe jedoch nie wirklich los. „Seit der Trennung Anfang der 1990er-Jahre verfolgen mich die ‚Legend of Xmal Deutschland‘ und nicht enden wollende Anfragen aus aller Welt, die ich immer abgelehnt habe“ (post-punk.com) umso überraschender war dann jüngst die fast schon euphorische Ankündigung des Labels „Sacred Bones Records“, eine Neuauflage von Xmal Deutschland „Early Singles“ mit 2 Bonustracks und Anja Huwes erstes Solo-Album „Codes“ herauszubringen. Beide Alben erscheinen am 8. März 2024.

Xmal Deutschland – Early Singles (1981-1982)

In dieser Zusammenstellung liegt die Magie, die Xmal Deutschland aus meiner Wahrnehmung umgibt. „Schwarze Welt“ erscheint als Single auf Alfred Hilsbergs Label ZickZack und ist gleich einer der spannendsten Auftakte überhaupt. Der Song, der mit vielen Konventionen bricht, sprüht wie eine Wunderkerze und lässt trotz – oder wegen – seiner musikalischen Rohheit den Atem gefrieren. Es ist dem gifitigen Gesang von Anja Huwe zu verdanken, dass der kurze und irgendwie pathetische Text nicht lächerlich klingt. Im Gegenteil – er formt daraus erst das, was sich in die schwarzen Knochen gräbt. Das zieht sich durch das Album, das mit zwei Bonustracks angereichert wurde:

„Kälbermarsch“, das ursprünglich auf der Kompilation „Lieber Zuviel als Zuwenig“ erschien und eine seltene Live-Version des Stückes „Allein“, das auf der 1982er Kompilation „Nosferatu Festival“ erschienen ist und mit einem tollen Video, das viele ungezeigte Aufnahmen der Band enthält, online zu sehen ist.

Ich will mich nicht in Lobgesängen verfangen, aber ich darf aber mit Fug und Recht behaupten, dass jeder Grufti diese Band auf dem Schirm haben sollte. Die Neuveröffentlichung bietet Gelegenheit, dem geneigten Jung-Grufti die oft notwendige Ehrfurcht einzuhauchen :) Allein das Cover des Albums treibt mir eine Gänsehaut auf den Leib.

Anja Huwe – Codes

Anja Huwe - CodesNatürlich kommt Anja Huwe nicht mit leeren Händen ihres aktuellen Schaffens zurück auf die Bildfläche, sondern nutzt die Vergangenheit geschickt, um ihr erstes Solo-Album zu präsentieren. Das Solo-Album Codes ist in Zusammenarbeit mit Mona Mur entstanden, die sicherlich nicht unschuldig daran ist, dass sich Huwe überhaupt wieder vor das Mikrofon begeben hat. 18 Monate haben die Beiden, die sich bereits seit den frühen 80ern kennen, im Berliner Studio zusammengearbeitet, um Anja Huwe und ihre Stimme in die Neuzeit zu bringen. Zum unverwechselbaren Sound einiger Songs hat auch Manuela Rickers beigetragen, die dem Album ihren berühmten Gitarrensound verlieh.

Das Stück „Rabenschwarz“ gibt einen Vorgeschmack und vertrieb meine Vorbehalte. Denn tatsächlich bin ich stets skeptisch, wenn sich Legenden der 80er nochmal daran versuchen, den Zaubernebel der Vergangenheit aufzufrischen. Auch wenn das rote Glühen der Wangen noch fehlt – was allerdings auch an meinem fortgeschrittenen Alter liegen könnte – so finde ich durchaus gelungen, was da zu hören ist. Anjas Gesang dominiert immer noch den Sound des Stückes, obwohl man hier eine gewisse Reife spüren kann. Die Musik ist angenehm aggressiv, wenn man das so sagen kann, denn obwohl sie zunächst an „The Prodigy“ erinnert, bekommt sie schnell ihren ganz eigenen Dreh. Sehr gelungen!

Das Album „Early Singles (1981-1982)“ könnt ihr hier vorbestellen. Anja Huwes Album „Codes“ ist hier in den Warenkorb zu legen.

Gruft-Orakel Januar 2024: Dem Sukkubus ist es zu schön um wahr zu sein

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Seit der Sukkubus vor Weihnachten einen neuen Partner kennengelernt hat, ist ihr nicht wohl in der Dämonen-Magen-Gegend. Jetzt, wo das verliebte Gefühl verfolgen und auch die weihnachtliche Völlerei vorbei ist, geht sie davon aus, dass es etwas Ernstes ist. Alana Abendroth hat es ja orakelt – Romantik, Innigkeit und Verbundenheit sind nichts für die ausgewachsene Buhlteufelin. Benutze sie Männer in der Vergangenheit nur dazu, um dämonischen Nachwuchs zu gebären, ist jetzt anscheinend Liebe im Spiel. Anders sind die gefühlten Fledermäuse im Bauch wohl nicht zu erklären. Oder liegt es doch noch am Blutkäse-Fondue zum Jahreswechsel?

 

Dr. Martens in der Krise – Die Rebellion ist ausverkauft

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Seit einigen Jahren gehört Dr. Martens, der einstige Arbeiterschuh und identifikationsstiftenden Stiefel vieler Subkulturen, zum Fashionliebling der Laufstege. Ein bisschen Rebellion für die Füße der Reichen und Schönen, ein bisschen „Edgy-Look“ zum Prada-Outfit? „In Zeiten, in denen weltweite Proteste zunehmen, wundert es nicht, dass Schuhe wie die von Dr. Martens zum Trend werden.schreibt das Modemagazin Vogue. Doch die stilprägenden gelben Nähte scheinen aus Wachs zu sein, denn auf dem Weg zum leuchtenden Stern der Modewelt scheint der Ikarus-Schuh ins Taumeln zu geraten.

Dr. Martens – Aus Rebellion wird Kult

Von der Geschichte der Dr. Martens habe ich schon öfter berichtet, hier gibt es einen Hintergrundbericht und auch eine englische Dokumentation. Kurzform: Die ehemaligen Arbeiterschuhe wurden durch Punks, Mods und Skinheads zum Stilmerkmal der Subkulturen erhoben. Ganze Generationen von Szene-Anhängern trugen die Schnürstiefel mit der luftgepolsterten Sohle, den gelben Nähten und dem „AirWair“ Etikett. Seit dem wabert um den Stiefel ein Nebel aus Rebellion und Protest.

In den frühen 2000er-Jahren kämpfte die Marke mit Qualitätsproblemen, 2007 entschied man sich für einen Relaunch der Marke, holte Teile der Fertigung wieder nach England und verbesserte die Qualität in den Billig-Lohn-Ländern.

Seit 2014 gehört Dr. Martens dem Finanzinvestor Permira. Der kaufte die Firma für umgerechnet 380 Millionen Euro, und kündigte globale Expansion an. Das Versprechen schien zunächst aufzugehen. Die Marke wurde cool, die modische Vielfalt breit, der ehemalige Arbeiterschuh erobert die Laufstege. Grobe Schnürstiefel passten auf einmal auch zum Abendkleid. Der Nebel von Rebellion auf den roten Teppichen der High-Society. Ein Hype entstand.

Wo drückt der Schuh? Probleme mit Dr. Martens

Dr. Martens sieht sich allerdings mit Herausforderungen konfrontiert. Vor ein paar Wochen wurde eine Warnung hinsichtlich des Umsatzes herausgegeben, was zu einem Kurseinbruch von etwas mehr als einem Viertel (knapp 26 Prozent) auf etwa 85 Pence (0,77 Euro) an der Londoner Börse führte. Es wurde erklärt, dass der Jahresumsatz im Vergleich zum Vorjahr um einen „hohen einstelligen Prozentsatz“ sinken werde.

Vorstandschef Kenny Wilson berichtete von einer „durchwachsenen“ Handelsperformance in der zweiten Jahreshälfte, da weltweit die Verkäufe zu Beginn des Herbstes durch das wärmere Wetter beeinträchtigt wurden. Wilson wurde von der BBC zitiert und erklärte, dass in den USA, wo das Verbraucherumfeld zunehmend schwieriger wird, die Ergebnisse moderat waren, insbesondere aufgrund der Schwäche im Großhandel. Tatsächlich lagen die US-Gewinne in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres (bis 30. September) um 31 Prozent unter denen des gleichen Zeitraums 2022. Um den wichtigen US-Markt anzukurbeln, plant Dr. Martens nun verstärkte Werbemaßnahmen und eine Verbesserung des Onlineangebots.

Anfang dieses Jahres hatte das Unternehmen mit Problemen in seinem Vertriebszentrum in Los Angeles zu kämpfen. Wieder einmal wurden die Hoffnungen auf eine Erholung der Umsätze zunichtegemacht und das langfristige Wachstum der Marke scheint höchst ungewiss.

Dabei war Dr. Martens erst 2021 mit großem Feuerwerk an die Börse gegangen, doch „seit dem […] drückt bei Dr. Martens der Schuh„, kommentiert Susannah Streeter von der britischen Investmentgesellschaft Hargreaves Lansdown gegenüber der BBC. „Anfang dieses Jahres hatte das Unternehmen mit Betriebsproblemen in seinem Vertriebszentrum in Los Angeles zu kämpfen. Wieder einmal wurden die Hoffnungen auf eine Erholung der Umsätze zunichtegemacht und das langfristige Wachstum der Marke scheint höchst ungewiss.“

In den ersten Tagen nach dem Börsengang sprang die Aktie hoch, der britische Schuhhersteller wurde 2021 zwischenzeitlich mit vier Milliarden Pfund (4,6 Milliarden Euro) bewertet. Seit dem geht es allerdings abwärts. Das Unternehmen, das sich von einem bequemen Arbeiterstiefel zur globalen Marke entwickelte, steht gewaltig unter Druck.

Das Image von Rebellion und Subkultur ist ausverkauft

Wo drückt der Schuh? Einst stand Dr. Martens für Rebellion gegen die Mehrheitskultur, als Proteststiefel gegen modische Normen. Heute verkauft das Unternehmen Sandalen, Rucksäcke in Herzform und Stiefel mit Plateausohlen. Sie sind keine schwer zu bekommenden Szene-Schuhe, die in speziellen Geschäften verkauft werden, sondern überall da, wo andere Edelmarken angeboten werden.

Sie werden nicht mehr auf einschlägigen Märkten angeboten oder bei Mail-Order-Versendern aus England, sondern in durchgestylten, eigenen Geschäften in den Top-Adressen internationaler Metropolen und im Internet, wo sie an den Füßen von durchgestylter Models eine gute Figur machen sollen.

Etwas Wichtiges hat sich auch verändert: der Preis. „Auf einmal wurden aus 45 Pfund (52 Euro), erst 60, dann 100 Pfund (120 Euro). Da haben wir schon gestaunt.„, berichtete Liz Meek der BBC, die ein Schuhgeschäft in Wales führt. Der klassische 1460er, das erste Model in stilechtem Kirschrot, kostet mittlerweile 200 Euro. Aus dem Schuh der Rebellion ist ein Status-Symbol geworden, der einstige Hype um den Schuh der „Working Class“ scheint abgeebbt zu sein, obwohl die Marke weiterhin jährlich mehr als elf Millionen Paar Schuhe mit den charakteristischen gelben Nähten verkauft. Diese sind in über 60 Ländern erhältlich, wobei der Onlinehandel einen Fünftel des Gesamtumsatzes ausmacht.

Obwohl viele Modelle auch noch vor Weihnachten lieferbar sind, scheint eins ausverkauft: das Image.

Wie das RND berichtet, dürfte Birkenstock, die Kultsandale einer ganz anderen Bewegung der frühen 80er, die Entwicklungen genau beobachten: „Auch bei dem Traditionsunternehmen mit operativem Sitz in Linz am Rhein verkauften die Erben die Mehrheit der Anteile an eine Beteiligungsfirma. Im September ging der Sandalenhersteller an die Börse, das Kaufinteresse war gering. Die Börsennotierung brachte die Verpflichtung mit sich, mehr Gewinn zu erwirtschaften – was offensichtlich traditionelle, treue Käufer verprellt.“ Der Börsenstart floppte und auch der Flair von Flower-Power und Umweltschutz-Bewegung scheint verflogen.

Spontis-Magazin 2023: Ein Unglück kommt selten allein – Auslieferung verzögert sich

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Liebe Unterstützer, liebe Leser. Unglücklicherweise wird sich die Auslieferung der Magazine verzögern. Ich kann leider nicht mehr garantieren, dass Euch die Lieferung von Spontis-Magazin, dem Button und des Stoffbeutels noch vor Weihnachten erreicht. Was vorgefallen ist, will ich in diesem Beitrag erklären. Ich möchte mich an dieser Stelle schon mal für die unvorhergesehene Wartezeit entschuldigen.

Magazine wurden falsch zusammengebaut

Als am vergangenen Montag endlich die bestellten Magazine von einem UPS Fahrer in unseren Hausflur gewuchtet wurden, war die Neugier groß. Gleich haben wir hier in der Zentrale ein Paket aufgerissen und das nach frischem Druck duftende Magazin durchgeblättert. Doch irgendwas stimmt nicht. Auf Seite 16 folgte Seite 13, da müsste eigentlich Seite 12 sein. Auch der panisch aufgerissene zweite Karton der Lieferung zeigte den gleichen Fehler. Hier waren Seiten durcheinandergeraten! Natürlich war die Angst zunächst groß, dass wir bei der Vorlage Mist gebaut haben und so kontrollierten wir erneut den Korrekturabzug, den die Druckerei aus unseren Druckdaten erstellt hatte. Hier war alles noch richtig.

Nach der Kontrolle weiterer Hefte war klar, dass hier etwas schiefgelaufen ist und die Hefte falsch zusammengesetzt worden waren, denn die „gegenüberliegende Seite“ des Blattes war ebenso falsch nummeriert. Also habe ich gleich die Druckerei kontaktiert und die wollten erstmal zahlreiche „Beweisfotos“ haben, die den Fehler belegen. Nach sehr nervigem und zähem E-Mail Kontakt werden die Magazine jetzt NEU GEDRUCKT, am 20.12.2023 sollen die bei mir eintreffen. Die alten, fehlerhaften Magazine will die Druckerei zurück haben, keine Ahnung, warum ich wieder mehr als 50kg Papier durch die Republik schicken soll.

Stoffbeutel mit falschem Druck

Einen Tag darauf kamen dann die Stoffbeutel endlich an, die ich voller Vorfreude aus ihrem Karton befreite. Ich bin aus allen Wolken gefallen, als ich entdeckte, dass man eine alte Druckvorlage auf die Taschen gedruckt hatte und nicht die aktuelle. GIBT ES DOCH NICHT! Auch hier ergab eine akribische Prüfung der Kommunikation mit der Leipziger Siebdruckerei, der Fehler lag abermals nicht bei uns. Das erleichtert allerdings nur kurz, denn auch hier muss neu gedruckt werden und beeinflusst den Termin bis zum Versand abermals.

Allerdings fand hier eine vorbildliche Reklamations-Kommunikation statt. Die Druckerei konnte den Fehler nachvollziehen, entschuldigte sich und versprach, die neuen Beutel sofort zu fertigen und nächste Woche Montag in die Post zu geben. Bei den „falschen Beuteln“ einigten wir uns darauf, dass ich die zum halben Preis behalten kann. Ich denke davon profitieren wir alle, denn so bekomme ALLE, die ein Magazin bestellen, auch einen Stoffbeutel gratis dazu, denn die zusätzlichen Ausgaben konnte ebenfalls mit dem Geld der Unterstützer aufgebracht werden.

Übrig bleibende Beutel und Magazine gibt es dann zusätzlich im Rahmen des WGT 2024 in Leipzig beim Spontis-Treffen mitnehmen. Wahrscheinlich liegt es daran, dass es die 12. Ausgabe des Magazins ist und nicht die 13. – unsere Glückszahl.

Lieferung vor Weihnachten unsicher

In der Regel arbeitet die Post schnell und zuverlässig. Wenn mich alle Pakete am 20.12.2023 erreichen, kann ich mit den meisten Umschlägen am 21.12.2023 zur Post laufen. Meistens klappt dann eine Lieferung noch vor Weihnachten, ich kann es aber nicht versprechen. Empfänger im Ausland erhalten ihr Magazin höchstwahrscheinlich NACH Weihnachten, rein aus Erfahrung.

Seid nicht sauer, dass wenn ihr das Magazin nicht rechtzeitig vor Weihnachten erhaltet, es wird Euch auf jeden Fall erreichen.

Jetzt noch unterstützen und/oder bestellen!

Jetzt ist noch ein günstiger Zeitpunkt, seine persönliche Ausgabe zu bestellen, uns zu unterstützen oder seine persönlichen Daten zu vervollständigen.

Ich möchte an dieser Stelle noch einmal darauf hinweisen, dass mir noch einige Adressen von Leuten fehlen, die nur via Paypal eine Unterstützung dagelassen haben. Katja V., Jennifer U., Marcel K., Ulrike K., Annika S., Ann-Krisitin K., Mandy K. – Wenn Du Dich angesprochen fühlst und noch ein Magazin willst, gib bitte unbedingt Deine Adresse im Formular an!

Wochenschau: Das legendäre „3 Haselnüsse für Aschenbrödel Gefühl“

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In diesem Jahr ist der Wunsch nach Besinnlichkeit bei mir gewachsen, der sich zum bevorstehenden Weihnachtsfest endlich manifestieren soll. Die Welt ist so gruselig geworden, dass ich mich ein wenig einkuscheln möchte und immer stärker die Flucht in eine parallele Realität suche. „Gothic ist eigentlich mein Safe Space um dem oft unschönen Alltag zu entfliehen.“ schrieb mir eine Leserin im August und daran habe ich mich versucht zu halten, denn Anlass waren einige Themen und vor allem Diskussionen in diesem Blog. Ich musste einräumen, dass es mir genauso ging und daher habe ich versucht – und werde auch weiter dabei bleiben – durch eine gezielte Themenauswahl „gruftige Zerstreuung“ zu bieten. Ich glaube, es ist immer wichtiger geworden, sich inhaltliche Rückzugsräume zu schaffen, um nicht von der Wirklichkeit erdrückt zu werden. Es ist so ein wenig wie dieses „3 Haselnüsse für Aschenbrödel Gefühl“, das sich einstellt, wenn man die ersten Minuten dieses Weihnachtsklassikers anschaut. Hier ist der Schnee allerdings schwarz, die Kleider aus schwarzer Spitze und der Schuh, der seine Besitzerin sucht, ein Pike mit Totenkopfschnallen.

In eigener Sache: Die Magazine sind im Druck!

An dieser Stelle noch mal kurz der Hinweis, dass es ein ausführliches Update zum Spontis-Magazin 2023 gibt, dass man im ursprünglichen Artikel nachlesen kann. Kurzform: Die Magazine sind unterwegs in die Zentrale, der Versand an Euch beginnt voraussichtlich nächste Woche! Ich möchte an dieser Stelle noch einmal darauf hinweisen, dass mir noch einige Adressen von Leuten fehlen, die nur via Paypal eine Unterstützung dagelassen haben. Katja V., Jennifer U., Marcel K., Ulrike K., Annika S., Ann-Krisitin K., Mandy K. – Wenn Du Dich angesprochen fühlst und noch ein Magazin willst, gib bitte unbedingt deine Adresse im Formular an!

Macht Social Media süchtig? | Washington Post

41 US-Bundesstaaten haben Klage gegen Meta und Facebook eingereicht und werfen ihnen vor, süchtig machende Designentscheidungen zu treffen, die Teenagern schaden. In einem neuen Beitrag untersucht Jean Twenge nicht weniger als 13 alternative Erklärungen für die rasante Zunahme von psychischen Problemen bei Jugendlichen und kommt dennoch zu dem Schluss: Ja, es liegt an den Handys und den sozialen Medien. (via Good Internet)

Podcast: Grenzgänger – Die Geschichte des Berlin-Sound | ARD Mediathek

Ein wirklich spannender Podcast über Berlin als musikalischer Schmelztiegel, der mittlerweile seit 40 Jahren in vielen Bereichen den Ton angibt. „Herbst 1978: Der junge Engländer Mark Reeder landet per Anhalter nachts in Westberlin. Mark Reeder hat keine Kontakte, keinen Schlafplatz, er spricht kaum Deutsch. Eigentlich will er nur ein paar Tage bleiben. Zu diesem Zeitpunkt weiß er noch nicht, welche Rolle er in den nächsten Jahren für Berlins Musikunderground spielen wird – auf beiden Seiten der Mauer. Dieser Podcast erzählt die waghalsige und einzigartige Geschichte eines Musiknerds, der vor über 40 Jahren zufällig in Berlin strandet und zu einer Ikone der Musikszene wird. Reeder und seine vielen Wegbegleiter:innen haben maßgeblich den Sound Berlins und den Ruf als „Stadt der Subkulturen“ mitgeprägt. Journalistin Sophia Wetzke taucht gemeinsam mit Mark Reeder in vier Jahrzehnte Musikgeschichte ein, lässt prominente Namen und bisher ungehörte Stimmen zu Wort kommen. Eine Stadt- und Lebensgeschichte, atmosphärisch erzählt mit dem passenden Soundtrack. Welchen Einfluss hatte die besondere Situation der Mauerstadt auf die alternativen Musikszenen und ihren Sound? Waren die 80er und 90er wirklich nur großartig? Was ist von den Berliner Szenezeiten heute noch übrig?

Killing Joke: Geordie Walker mit 64 Jahren verstorben | Instagram

Killing Joke gab am Sonntag, 26. November, auf Instagram bekannt, dass Gitarrist Geordie Walker im Alter von 64 Jahren an einem Schlaganfall gestorben ist. „Mit großer Trauer bestätigen wir, dass der legendäre Gitarrist von Killing Joke, Kevin ‚Geordie‘ Walker, am 26. November 2023 um 6:30 Uhr morgens in Prag im Kreise seiner Familie an einem Schlaganfall verstorben ist“, schreibt die britische Post-Punk-Rockband. Wir sind am Boden zerstört. Ruhe in Frieden, Bruder.“ Geordie Walker, eigentlich Kevin Walker, war ein britischer Musiker und Gitarrist, der vor allem als Gründungsmitglied der Post-Punk-Band „Killing Joke“ bekannt ist. Er wurde am 15. Oktober 1958 in Notting Hill, London, geboren. Walker ist für seinen einzigartigen Gitarrenstil und seinen experimentellen Sound bekannt und hat einen maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung des Industrial Rock und Alternative Rock gehabt. Neben seiner Arbeit mit Killing Joke hat er auch an zahlreichen anderen Musikprojekten und Bands mitgewirkt.

Die VIVA-Story – Zu geil für diese Welt | ARD Mediathek

Am 1. Dezember 1993 ging der deutsche Musiksender VIVA auf Sendung. Die deutschsprachige Konkurrenz zum damaligen Platzhirsch MTV stieg in Rekordgeschwindigkeit zum wichtigsten Medium einer ganzen Generation Jugendlicher auf. Ehemalige Moderatoren des Musiksenders erzählen in drei Folgen vom kometenhaften Aufstieg und tiefen Falls des einstigen Aushängeschilds. „Am 1. Dezember 2023 hätte VIVA seinen 30. Geburtstag gefeiert. Doch 2018 war Schluss für den Musiksender, der seit 1993 wie kein anderer das Lebensgefühl einer ganzen Generation prägte und zum Sprungbrett für zahlreiche Stars wurde. Die Dokumentation erzählt in drei Teilen – Aufstieg, Triumph und Fall – die Schlüsselmomente der Sendergeschichte. – Die ehemaligen VIVA-Moderatoren Nilz Bokelberg (l) und Markus Kavka (M) sowie VIVA-Moderatorin Collien Ulmen-Fernandes führen als Hosts durch je eine Folge und bereichern die Doku durch persönliche Anekdoten.

Thumbnail der Sendung VIVA-Story
© WDR/ARD Kultur/Tom Ballschmieter, honorarfrei – Verwendung gemäß der AGB im engen inhaltlichen, redaktionellen Zusammenhang mit genannter WDR-Sendung bei Nennung „Bild: WDR/ARD Kultur/Tom Ballschmieter“ (S2+). WDR Kommunikation/Redaktion Bild, Köln, Tel: 0221/220 -7132 oder -7133, Fax: -777132, bildkommunikation@wdr.de

Giving Myself an 80s Goth Makeover | YouTube

Die polnische YouTuberin Karolina Żebrowska beschäftigt sich eingehend mit längst vergangenen Epochen, vor allem styletechnisch. Bekannt geworden ist sie mit Videos über den Stil von Frauen zwischen 1900 und 1940. Nun hat sie einen Zeitsprung gewagt und sich dem „Goth-Style“ genähert. Herausgekommen ist ein aufwendig recherchiertes und akribisch umgesetztes „Make-Over“, das sich angenehm den sonst üblichen Videos dieser Art abgrenzt. Von der Bibliothekarin aus den 40er-Jahren zum Goth-Girl der 80er-Jahren in 25 Minuten. (Danke Caro!)

Doppelpunkt vor Ort: Zoff, Punks und heile Welten | YouTube

Als wäre die Zeit eingefroren. Wie war das denn nach der Wende für die Jugendlichen? Zeitdokumente wie dieses geben einen Einblick in die Lebenswelten kurz nach der Wende. Wer neugierig ist, was aus einigen der Protagonisten von damals geworden ist, wird wieder beim ZDF fündig.

ARTE Doku: Die wilde Karriere des Shane MacGowan

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Shane MacGowan, Sänger der legendären Band „The Pogues“, starb am 30. November 2023 im Alter von 65. Seine Ehefrau Victoria Mary Clarke teilte bei Instagram: „Shane wird immer das Licht sein, das ich vor mir halte, und das Maß meiner Träume und die Liebe meines Lebens.“ Zusammen mit den Pogues gründete er Anfang der 80er-Jahre den irischen Folk-Punk und verknüpfte den volkstümlichen Sound mit der Rohheit des Punks. In poetisch-lyrischen Texten brachte seinen Texten thematisierte er schonungslos die gesellschaftlichen Missstände. Gleichzeitig schuf er mit dem Song „Fairytale Of New York“ das meistgehörte Weihnachtslied der Briten im 21. Jahrhundert.

ARTE hat zu seinem Tod den 2020er-Dokumentarfilm „Mein Leben mit den Pogues – Die wilde Karriere des ShaneMacGowan“ ins Programm genommen:

Der Regisseur und Wegbegleiter des Punk, Julien Temple, hat Shane mit seinem Dokumentarfilm ein Denkmal gesetzt: ein Feuerwerk aus intimen Aufnahmen der britischen Punk-Kultur u.a. aus Temples eigenen Archiven. Temple beschwört in seinem Film Aufstieg und Niedergang eines rotzigen Genies, der sich selbst mit seinen Exzessen aus der eigenen Band katapultierte und bis in den Rollstuhl brachte.

Selbstzerstörung als Lebensmaxime war nie mein Weg, aber wohlmöglich war es genau das, was seinen „Legenden-Status“ besiegelte. Die Lieder, die zwischen 1984 und 1987 auf drei Alben veröffentlicht wurden, waren absolut atemberaubend. Aus dem Milieu aus Kneipen, Drogen, Geisteskrankheit und Armut entstanden Songs, die ihre Zuhörer in einen merkwürdigen Bann zogen. Selten hat es jemand gewagt, über die Ausgestoßenen und Abgehängten so authentisch zu singen wie Shane MacGowan. Mit Empathie und einer gewissen Zärtlichkeit beschrieb er die Abgründe, in denen er sich selbst bewegte.

Letztendlich überholten ihn seine eigenen Lieder. Er schaufelte alles in sich hinein, was Geist, Kreativität und Kunst tötet und hatte letztendlich „Erfolg“. In Würde zu altern, war nicht sein Ding. Auch bei einer späteren Reunion der Band, war Shane allenfalls das nuschelnde Aushängeschild einer ikonischen Vergangenheit.

So ist es Schicksal, dass sein berühmtestes Stück „Fairytale Of New York“ von einem Paar handelt, dessen Hoffnungen von Alkohol und Drogen zerstört wurden. RIP.

Gruft-Orakel Dezember 2023: Fangzahn redet

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Der Fangzahn ist diesen Monat wie ein Hörspiel. Seine angebliche Super-Power ist die Kommunikation und seine Freunde aus dem Bannkreis des Bösen nutzen diese Fähigkeit schamlos aus, um wohlverdiente Ruhe zu bekommen. So lädt man den Fangzahn schon wieder zu einem seiner geliebten Vorträge über Zahnstein ein und lässt ihn reden, während der gesamte Saal in einen tiefen Schlaf verfällt. Natürlich lässt man den Fangzahn im Glauben, das Publikum würde aufmerksam folgen, denn die Scheinwerfer, die auf die Bühne gerichtet sind, leuchten so hell, dass er sein Publikum kaum erkennen kann. Klar, dass keiner der Anwesenden schlafen wollte, aber auch nicht dagegen ankämpft, es nicht zu tun. Und so wird aus Alana Abendroths Prophezeiung dann doch noch eine runde Sache. Euch einen schönen ersten Advent!

Gruft-Orakel Dezember 2023 - Alana Abendroth

Spontis zu Gast im Podcast: Memento Macabre – Kinder der Nacht

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Über die Ausstellung „Tod und Teufel“, die noch bis 21. Januar 2024 im Kunstpalast Düsseldorf zu sehen ist, haben wir bereits in diesem Beitrag berichtet. Der Leipziger Herrenausstatter Mey&Edlich, der die Ausstellung als Partner unterstützt, hat dazu auch eine Podcast-Reihe mit dem Namen „Memento Macabre“ begonnen, in der ich in der aktuellen Folge „Kinder der Nacht“ Fragen zur Szene beantwortet habe.

In insgesamt 12 Folgen entführen Kultur- und Literaturwissenschaftlerin Dr. Rahel Schmitz und Jamie Ellrich aus dem Mey & Edlich-Team in die unwiderstehliche Welt des Horrors. Was macht die Figur des Teufels eigentlich so faszinierend, dass sie inzwischen ein Teil der Popkultur ist? Mit welchen Symbolen wird der Tod in der Kunst dargestellt? Und was zur Hölle hat das eigentlich mit dem Thema Männermode zu tun?

Die beiden Moderatoren der Sendung versuchen herauszufinden, was die Gothic-Szene, die in der Ausstellung in einer ganzen Abteilung thematisiert wird, mit „Tod und Teufel“ zu tun hat. Vor ein paar Wochen wurde ich dann von Jamie Ellrich angesprochen, ob ich nicht Lust hätte, ein paar Fragen im Podcast zu beantworten. Nachdem ich ein paar Ängste abgelegt und mir ein neues Mikrofon zugelegt hatte, habe ich zugesagt.

Eine ganze Stunde lang sinnieren die beiden mal treffend, mal weniger treffend über unsere Subkultur. Gleich bei Minute 2:12 mussten wir eine Pause der Aufregung einlegen, denn das erwähnte „Viktorianische Picknick“ ist für die meisten Menschen in der Szene ein Kostümball, der mit der Szene nichts zu tun hat. Das geht ja gut los!

Es wird im Verlauf des Gesprächs zwischen den beiden deutlich besser, soviel kann ich spoilern, sodass ich mit der Platzierung meiner Wortbeiträge nicht unglücklich bin – im Gegenteil. Tatsächlich sind hier und da ein paar spannende Ansichten zu hören, die stellenweise die Betrachtung der eigenen Subkultur beeinflussen können. Es kommt ja nicht häufig vor, dass sich szenefremde Menschen eine ganze Stunde lang damit beschäftigen, was „Gothic“ nun ist, und woher unsere Nähe zu „Tod & Teufel“ kommt.

Auch die andere 8 Episoden der Podcast-Reihe beschäftigen sich mit „düsteren Theme“, ohne dass man das Gefühl bekommt einer Werbeveranstaltung zu besuchen, denn vom Herrenausstatter, der als Unterstützer der Ausstellung auftritt, wird kaum geredet. Sehr angenehm.

Vielleicht ist das ein bisschen Futter für die zahlreichen Podcast-Fans unter unseren Leser und meine Generalprobe, in Zukunft öfter das Mikrofon in den Vordergrund zu zerren, um beispielsweise das Spontis-Radio damit zu beglücken. Ihr könnt ja mal kommentieren, ob ihr das gut finden würdet.