Dokumentation über den Punk in der DDR: ostPUNK! – too much future

Die Dokumentation „ostPUNK! – too much future“ versucht die Geschichte des DDR-Punk auf 90 Minuten Spielfilmlänge zu kondensieren. Ein mutiges Unterfangen. Das weltweite Phänomen einer rebellischen neuen Musikrichtung tropfte im sozialistischen Staat auf einen besonders fruchtbaren Nährboden. Denn während man im Westen gegen das Establishment aufbegehrte, ging es im Osten gegen Diktatur und Sozialismus.

Von eben dieser Zeit berichtet Carsten Fiebelers und Michael Boehlkes Dokumentation „Too much Future – ostPUNK!“,  die bereits 2007 fertiggestellt wurde. Darin erzählen zwei Frauen und vier Männer von ihren unterschiedlichen Lebensentwürfen, deren Gemeinsamkeit der Schnittpunkt Punk ist. Alle Protagonisten, mussten sich während ihrer Zeit als Punk mit Freiheitsberaubung durch den Staat DDR auseinandersetzen.

Während die Punks im Westen gegen die Atomkraft protestierten und ihre Abneigung gegen den Staat offenbarten völlig frei und unverfolgt äußern konnten, mussten Punks im Osten des Landes stets mit Verfolgung und Inhaftierung rechnen. Ihr Protest richtete sich ausschließlich gegen das herrschende System und fand ausschließlich im „Untergrund“ statt. Der Film lebt dabei von den sehr lebhaft erzählten Geschichten und den Einspielungen von Videoschnipseln und Super-8-Filmen dieser Zeit.

Spannend an den damaligen Punks ist die mitunter herrschende Disharmonie zwischen dem, was sie früher einmal darstellten und was nun aus ihnen geworden ist.

Während Jürgen Teipels Buch Verschwende deine Jugend die westdeutsche Entwicklung des Punk beschreibt, zeigt diese Dokumentation den fehlenden Teil einer gesamtdeutschen Geschichte des Punks. Die eigentlich völlig gleichen Ideen von Rebellion und Aufbegehren in verschiedenen staatlichen Systemen zu sehen, hat ihren ganz eigenen Reiz und erweitert den eigenen Horizont. Die Auswahl der Protagonisten des Films erscheint nicht zufällig sehr exklusiv, denn schon im Vorfeld hat sich das Team um die Dokumentation intensiv mit Menschen und Persönlichkeiten befasst und präsentiert mit den Interviewpartnern einen feinen Schnitt durch die alte und neue Punkszene der DDR.

Für jeden Interessierten oder Ehemaligen gehört dieser Film aber zum Pflichtprogramm und sollte in keinen spießbürgerlichen EX-Punk Regal fehlen. Die DVD Version ergänzt die Dokumentation mit vielen der zugrunde gelegten Film im Originalformat und Interviews mit den Regisseuren, sowie zahlreichen exklusiven Fotos.

Film: ostPUNK! – too much future – Dokumentarfilm 2007
Regie: Carsten Fiebeler, Michael Boehlke
Drehbuch: Michael Boehle, Henryk Gericke, Carsten Fiebeler
Darsteller
: Cornelia Schleime, Colonel, Daniel Kaiser, Bernd Stracke, Mita Schamal, Mike Göde

Ähnliche Artikel

Kommentare

Kommentare abonnieren?
Benachrichtigung
guest
0 Kommentare
älteste
neuste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen

Diskussion

Eulenforst

Entdecken

Friedhöfe

Umfangreiche Galerien historischer Ruhestätten aus aller Welt

Dunkeltanz

Schwarze Clubs und Gothic-Partys nach Postleitzahlen sortiert

Gothic Friday

Leser schrieben 2011 und 2016 in jedem Monat zu einem anderen Thema

Ein gelungener Einblick in die Punk-Szene der DDR. Die Protagonisten des Films waren Teil dieser Szene und berichten von ihren Erfahrungen und der Verfolgung durch das System und den Zusammenhalt untereinander. Ein zeitloses Stück Erinnerungskultur an die hoffentlich letzte Diktatur in Deutschland.Dokumentation über den Punk in der DDR: ostPUNK! - too much future