Spontis Wochenschau #8/2011

Sonntag, 20.3.2011 – Am Hauptbahnhof in Köln brennt die Luft. Polizeiliche Ermittlungen behindern die Einfahrt unseres Zuges. Wir stehen mitten auf dem Rhein, während ungewiss zu sein scheint, wann wir in den Bahnhof einfahren. 17:44, den Anschlusszug habe ich soeben verpasst. Als ich einige Minuten später den Bahnhof erreiche, steht fest: Ich brauche Alternativen. Als ich am Münzfernsprecher ein Lebenszeichen abgebe und die Ankunftszeit verschiebe, bin ich um 2 Erfahrungen reicher: Ein Handy ist nicht immer scheiße und bei 1,40€ für rund 2 Minuten Telefongespräch bekommt das selbige eine ganze neue Qualität. Noch 20 Minuten bis zur Weiterfahrt in einem anderen Zug. Bei einer Bahnhofsbäckerei bitte ich eine gelangweilte Verkäuferin um eine ebenso langweiliges Käsebrötchen und eine Flasche Wasser. Ich muss mir endlich eine Kopfschmerztablette auflösen, denn mein Schädel brummt, seit ich am selben Morgen damit an einem Türrahmen hängen geblieben bin. „Hallo! Na, wie geht es Dir?„, als ich vermeintlich angesprochen werde breche ich mit meiner jüngsten Erfahrung, denn Handys sind doch scheiße. Denn anstatt mit mir Kontakt aufzunehmen, kommunizierte Sie mit Bluetooth-Headset und Telefon. Der leere Blick traf nicht mich, sondern ignorierte die Anwesenheit meines Kopfes – wer weiß was sie gesehen hat. Von welchen Links wollte ich noch erzählen?

  • Fantasy Film Fest Nights 2011 – Tag 1 | Foxxi
    Wie ich bei Foxxi jüngst zu lesen bekamm, tourt das Fantasy Filmfest Nights durch Deutschland und präsentiert eine ganze Reihe schrecklich schöner Filme an jeweils einem Wochenende. Mit von der Partie sind Burke and Hare, Wake Wood und The Hole, Filme die ich schon auf meine Agenda geschrieben habe, mehr über die ersten beiden gibt es bei Foxxi zum nachlesen. Wer nichts verpassen möchte hat am kommenden Wochenende in Frankfurt, Köln und Nürnberg Gelegenheit das Filmfest zu besuchen. Einen Überblick verschafft die Internetseite.
  • Laurie Lipton – The life and death in black & white | luxe et vanités
    Todeskunst. Nicht mehr, nicht weniger. „I like the approach of this great artist, Laurie Lipton. She gives life to nightmare but where the humor that emerges enables us to linger, even though our first instinct would be to detach the eyes of the crudeness of some scenes. But through a kind of album of the past, we finally find costume, disguise the reality of this present. It is a work strong and coded, there is Durer, Escher or Diane Arbus in it, which resonates more strongly thereby us.“ Der Tod ist so allgegenwärtig wie das Leben, er verbirgt sich hinter Masken, lauert in dunklen Ecken und ist in jedem von uns.
  • Bloggende Lehrer: „Gymnasium kann doch jeder“ | SpOn
    Prügeleien im Kunstunterricht, schreiende Schüler, Wutanfälle – wie werden Lehrer damit fertig? Manche schreiben darüber und veröffentlichen ihre Anekdoten aus dem täglichen Klassenkampf im Netz. Für sie ist es eine Art Therapie – mit eingeschränkter Pressefreiheit. Nach der Stunde sitzt die Lehrerin allein im Raum und weint. Gerade haben sich zum ersten Mal Kinder aus ihrer Klasse geprügelt, im Unterricht. „Die Tür ging auf und ein Mitschüler stürmte auf einen anderen Mitschüler los, riss ihn zu Boden. Würgen, prügeln, kloppen, rangeln“, das wird später in ihrem Blog zu lesen sein.“ Aus einer Zeit, in der Blogs auch Tagebücher sein konnten.
  • Weekend of Horrors 2011 | Amboss-Mag
    Das WEEKEND OF HORRORS, Europas einzige Convention für Horror, Sci-Fi und Fantasy Fans, öffnet vom 06.-08. Mai bereits zum 8. Mal seine Türen. Ein besonderes Highlight sind die internationalen Stargäste, die für Autogramme und Photoshoots sowie Fragen zur Verfügung stehen.“ Das ganze findet in Bottrop statt und dürfte für lokale Horrorpatrioten ein wahres Fest sein. Mit dabei „The Other“ als musikalischer Auftritt, sowie George A. Romero (Day of the Dead), Linda Blair (Der Exorzist), Sid Haig (The Devils Reject) und Derek Mears (Freitag der 13.).
  • Doku: Die Bilder der Stasi | KFMW
    Geheimdienst. Niemand mag sich wirklich noch vorstellen zu können, wie schrecklich das Leben in der DDR gewesen sein muss. Ein Leben zwischen Bespitzelung und Angst. Ein Reise in die Vergangenheit bietet eine 43-minütige Dokumentation: „Der Film stellt die für Observation, Herkunft, Funktionsweise und Tarnungen gebräuchlichste Foto- und Filmtechnik des MfS vor. […] ‘Bilder der Stasi’ ist ein Beitrag zur Geschichte der visuellen Überwachung.“
  • Make your Own Camera Obscura | The Creators Project
    Im Zuge des Gothic-Friday ist „überraschender Weise“ zu Tage gekommen, das viele schwarze Gestalten das Foto lieben. Entweder vor oder auch hinter der Kamera. Wie man ein bisschen kreativität ins Fotografieren bringt, zeigt ein DIY-Artikel. Eine Camera Obscura selbst gebaut: „The tech revolution has enabled anyone with a point-and-shoot (or cellphone) and a Facebook account to share their photography “skills” with the world. While we totally encourage the creation and sharing of artwork on the internet, we hope that technique, artistry and an attention to detail aren’t lost along the way. Our new digital photography column, Digital Dark Room, aims to highlight the history and different disciplines within the genre of photography and show you how to practice them yourself… even if all you’re using is an iPhone app.
  • Panoptikum | Opus Mentis
    Nachdem Kapitel I, II und III bereits von Guldhan eingesprochen wurden, war offensichtlich noch Zeit für ein Resümee, das eher düster klingt: „Doch glücklich werden mitnichten die, die immer wieder stolpern. Die wollen, aber nicht können. All jene, die die Messlatten sehen, aber nicht verstehen, weshalb diese beim Sprung immer ein Meter nach oben schießt und gegen die Zähne schlägt.“ Der strengste Kritiker ist man selbst. Gelegentlich sollte man einen Schritt zurück treten und die eigene Meßlatte kontrollieren. Ihr, werte Leser, seid aufgefordert euch selbst ein Bild zu machen und Guldhan ein Feedback zu geben. Ich für meinen Teil bewundere seine Selbstkontrolle, die er aufbringt obwohl sich bereits bei lesen der Zeile bereits ständig selbst kontrolliert, nicht auszuflippen.
  • loudQUIETloud: A Film about the Pixies | Nerdcore
    Musikgeschichte tut nicht weh, der Tellerrand ist leicht zu überwinden. Where is my mind? Eine Dokumentation über die Reunion-Tour der Pixies gibt es nun in voller Länge bei YouTube. „In the history of modern American music there are few bands like the Pixies. Theirs was an unparalleled musical path, influencing countless others despite modest financial success. In 1992, their chief songwriter and vocalist Black Francis announced his intention to quit via a blunt facsimile. That, it seemed, was that. But to the amazement of everyone, the Pixies reunited in 2004. LoudQuietLoud is the story of this unforeseen plot twist – a deeply compelling portrait of four band members and their difficult, tense and ultimately triumphant return.
  • Wisster bescheid: Der blass-schwarze Kellerlemming | Das ganz normale Chaos
    Christian von Aster über die vom aussterben bedrohte Art der Kellerlemmings. „Vom aussterben bedroht, bedarf diese Spezies unser ganzes Einfühlungsvermögen.
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Guldhan
Guldhan(@guldhan)
Vor 13 Jahre

zu »Doku: Die Bilder der Stasi«

Immer wieder faszinierend. Wenn dieses Land nur halb soviel Erfindungsgeist und Ergeiz in die Inlandswirtschaft und Demokratie gelegt hätte, wie in seinen Geheimdienst, so wäre bestimmt einiges anders gekommen. Stattdessen ging Innovation einzig für Spitzeldienste und Devisen drauf.
Doch was will man erwarten wenn ein Staat von paranoiden Bauern und Handwerkern geleitet wird. Andererseits, unsere heutigen selbstverliebten Akademiker stellen sich auch nur bedingt besser an.
Eine der besten DDR-Dokus, die ich bis dato sah, ist übrigens das 10teilige »Damals in der DDR« Gepackt auf 3 DVDs.

Jedenfalls putzig das alles rückwirkend zu sehen. War ja auch schon einmal in den Mfs-Archiven meiner Heimatstadt zu besuch. Zumal meine Familie im Nachhinein auch erfahren durfte, dass nur eine kleine Dummheit oder eine Fahrlässigkeit innerfamiliärer Eiferer auf den Plan gerufen hätte. Die das Wasser der Staatsideologie dicker als Blut ansahen.

zu »Make your Own Camera Obscura«

Das kann ich nur jeden empfehlen. Nicht nur, weil das bauen an sich schon recht spaßig ist. Sondern weil es allzu faszinierend ist, zu erleben, dass ein stecknadelgroßes Loch genügt, um gestochen scharfe Bild zu erstellen.
Zudem wird man wieder auf den Ursprung der Fotografie zurück geworfen, da man nur bedingt Einfluss nehmen kann. Egal wie präzise man die Camera positioniert, wie sekundengenau man die Belichtungsdauer ermisst. Allein der Zufall zeichnet die feinen Details. Ähnlich der Lomografie.
Einziges Problem. Die gemeine Wald- und Wiesen-Camera Obscura besitzt meist nur einen Schuss. Danach muss man wieder in die Dunkelkammer. Es sei denn, man tüftelt ein internes Wechselsystem für das Fotopapier aus. Mir gelang das jedenfalls noch nicht, ohne Zusatzbelichtung zu riskieren.

Post scriptum: Ich muss gestehen, dass mir Pixies vor Fight Club überhaupt kein Begriff gewesen waren.

Marcus
Marcus (@guest_14671)
Vor 13 Jahre

Robert, Du hast es wieder einmal geschafft, persönliche Nostalgie und die Erkenntnis des fortschreitenden Alters ans Licht zu bringen. The Pixies. Sofort zeichnet sich da vor meinem geistigen Auge das Bild eines vollen Gießener Waldstadions. Bizarre Festival u.a. mit den Pixies. Buh, wann war das noch gleich? 1991. Oh je, zwei Jahrzehnte ist das schon her. Zumindest kann ich feststellen, dass mein Gedächtnis noch ganz gut arbeitet ;-)

orphi
orphi(@orphi)
Editor
Vor 13 Jahre

Wenn ich solche Interviews wie das mit Herrn Püschl sehe, frage ich mich immer wieder, wie es zu so tragischen genetischen Unfällen kommen kann. An der Vermischung der Rassen kann es ja in diesem Fall nicht liegen.

Der hochgeschätzte Christian von Aster hat seine Idee ganz nett umgesetzt. Ich hätte mir jedoch etwas mehr Esprit in der ganzen Geschichte gewünscht. Das Video ist etwas dröge und zieht sich ein wenig – oder liegt das wieder an der mir eigenen Ungeduld?

shan_dark
shan_dark (@guest_14687)
Vor 13 Jahre

Genial, das Kellerlemming-Video! Was habe ich gelacht. Aber ich muss orphi recht geben: es könnte a litte bit mehr „Drive“ haben, ist aber dennoch sehr gelungen. Betroffenheit braucht ja wiederum auch zeitlichen Raum.

Du hast wieder super Tipps zusammengestellt: meine weiteren Highlights waren Foxxis Bericht, das Weekend-Of-Horrors (hätte ich sonst verpasst)und die Laurie Lipton-Bilder sind ja megaoberhammerklasse!!

Gut, der Stasi-Bericht ist für meinen Geschmack bisschen zu stark pauschalisiert angekündigt, denn ich weiß, dass das Leben in der DDR nicht schrecklich war. Auch wenn die Machenschaften der Stasi schon heftig sind, aber davon kann man nicht auf das Leben aller insgesamt schließen. Ich hatte eine schöne Kindheit und ich kenne auch genügend Menschen, die ein zufriedenes Leben in der DDR geführt haben als Erwachsene. „Andersartige Subjekte“ hatten es natürlich „nicht so nett“.

Hans Püschl ist dafür sehr schrecklich, das ist wahr.

tobikult
tobikult(@tobikult)
Vor 13 Jahre

Ich habe mich köstlich amüsiert. Vielen Dank!

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