Punks, Gruftis, Pioniere – Jugendkultur in der DDR

Am 15. Januar 1990, also vor ziemlich genau 35 Jahren, stürmten Bürger die Zentrale der Staatssicherheit der DDR im damaligen Ost-Berlin, um die Massenhafte Vernichtung von Stasi-Unterlagen zu verhindern. Unterlagen, die offenlegten, wie rücksichtslos der Staat seine Bürger bespitzelte, die zeigen, wie aus vermeintlichen Freunden Spitzel wurden und wie Menschen systematisch unterdrückt wurden, die nicht ins Bild der damaligen Parteiführung passte. Nach 35 Jahren startete die ARD im November vergangen Jahres die Reihe „DDR in 10 Minuten„, um die schwer verdauliche Geschichte des sozialistischen Staates in „zeitgeistgerechte“ Häppchen zu unterteilen.

Frei nach dem Motto: Der Blick in die Vergangenheit schärft den Blick auf die Gegenwart, blicken wir auf die Jugend der DDR, für die „Anderssein“ eine tägliche Challenge war und nicht eine bloße modische Entscheidung. Die Beschreibung zum Video „Punks, Gruftis, Pioniere – Jugendkultur in der DDR“ erklärt dazu:

In der DDR war ein Großteil der Jugend in die FDJ eingebunden. Mit ihren charakteristischen Blauhemden prägten sie das Bild bei offiziellen Appellen und Paraden. Doch nicht alle Jugendlichen fügten sich dem strengen Korsett der sozialistischen Erziehung. Viele von ihnen suchten ihren eigenen Weg – zwischen Anpassung und Rebellion. Während die Partei versuchte, den Musikgeschmack und die Lebensweise der jungen Menschen zu kontrollieren, entwickelten sich vielfältige Subkulturen. Punks, Gruftis und andere Gruppen rebellierten mit westlicher Musik, auffälliger Kleidung und eigenem Lebensstil gegen die strengen Vorgaben der Partei. Jeans und bunte Haare wurden zu Symbolen für Freiheit und Protest.

Auch die Düsterpunks von „Die Art“ kommen zu Wort, waren sie doch eine der ersten „Anderen Bands“, die noch vor der Wende in der DDR aufgetreten sind. Trotz teilweise systemkritischer Texte schaffte es die Band ins Jugendradio DT64, auf die erste Parocktikum-LP, die 1989 erschien und trat auf dem FDJ-Pfingsttreffen 1989 vor rund 10.000 Zuschauern auf.

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Wizard of Goth – sanft, diplomatisch, optimistisch! Der perfekte Moderator. Außerdem großer “Depeche Mode”-Fan und überzeugter Pikes-Träger. Beschäftigt sich eigentlich mit allen Facetten der schwarzen Szene, mögen sie auch noch so absurd erscheinen. Er interessiert sich für allen Formen von Jugend- und Subkultur. Heiße Eisen sind seine Leidenschaft und als Ideen-Finder hat er immer neue Sachen im Kopf.

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Marquis
Marquis(@marquis)
Vor 30 Tagen

Vielen Dank für den Doku-Tip Robert.
Anmerkung: Es gab wohl auch nette VoPo´s.

Black Alice
Black Alice (@guest_66119)
Vor 30 Tagen

Diktaturen können machen was sie wollen. Die Jugend findet immer einen Weg sich auszuleben. Gut so.

John Doe
John Doe(@arno-siess)
Vor 30 Tagen

Es nötigt einem definitiv noch nachträglich einen Heidenrespekt ab, wie viel Mut es gekostet haben mag, in der DDR nonkonform gewesen zu sein. Die Jugendlichen dort hatten mit wirklichen Konsequenzen und Sanktionen zu rechnen, wenn es dumm lief.

Im Westen gab es mißbillige Blicke oder einen Spruch wie „Jemand gestorben?“.
Aber mehr drohte in der Regel nicht.
Zumindest bei uns auf dem Land.
Für größere Städte fehlt mir die Expertise… 😉

Maren
Maren(@milk)
Antwort an  John Doe
Vor 30 Tagen

Alles was John Doe sagt. Sowohl meinen Respekt, als auch die Einschätzung, dass es im Westen deutlich einfacher war, von der Norm abzuweichen. Also zumindest keine Repressalien von staatlicher Seite. Außer dem Wunsch der Mitschüler, dass man vielleicht auf die Sondermüll Deponie gehört. Aber das ist kein Vergleich dazu, dass man vom Staat beispielsweise in seinen Berufs und Bildungschsncen eingeengt wird.

Letzte Bearbeitung Vor 30 Tagen von Maren
Wiener Blut
Wiener Blut (@guest_66136)
Vor 26 Tagen

Nochmal wirklich gut zu sehen: Sozialismus ist einfach ein großer Haufen… um Mal die Vokabeln des Sozialismus und der Doku zu nutzen… Dreck. Natürlich hatten es die Freaks im demokratisch moralischen Kapitalismus in der Bundesrepublik Kalter Krieg und Nachkriegszeit auch nicht leicht, aber der DDR Einheitsbrei von den Alten den Jungen serviert ist lächerlich und erschreckend zugleich. Natürlich wächst da Widerstand, heute schön und nostalgisch anzusehen, aber neee *grusel*. The Art hat gut gezeigt wie da der Korken von der Flasche geflogen ist und die DDR einfach am Ende ihres Drecks angekommen war. Danke für die Doku hier.

Letzte Bearbeitung Vor 26 Tagen von Wiener Blut
Black Alice
Black Alice (@guest_66139)
Antwort an  Wiener Blut
Vor 25 Tagen

Alle Diktaturen beenden sich irgend wann mal. Für uns war das damals normal, was wir von der DDR und Ostblock überhaupt so mitbekommen haben. Im Rückblick mit über drei Jahrzehnten dazwischen mutet das was in der DDR abging schon lächerlich bis grotesk an. Aber auch bei uns haben es junge Menschen, die nicht angepasst waren, mit vielen dummen Sprüchen zu tun gehabt. So ganz die Unschuldigen waren wir im Westen aber auch nicht. Und genau deswegen wurde auch provoziert. Man ahnt nicht, dass es damals auch bei uns noch viele gesellschaftliche Konventionen gab. Die Provokation hat damals Spaß gemacht, aber ich bin froh jetzt zu leben, wo all diese Konventionen weg sind, oder zumindest so abgeschwächt sind, dass sie kaum Bedeutung haben.

MHKL-PUNCH
MHKL-PUNCH (@guest_66141)
Vor 24 Tagen

Punks in der DDR und deren Selbstheroisierung…

Diese romantisch verklärende Perspektive stößt ein wenig auf. Denn wenn man es sich genauer ansieht, dann war Punk in der DDR eine Melange aus gewaltbereiten Haudraufs, elitären Posern und Spitzeln der Stasi!
Ab 1986 war es mit den Repressalien staatlicherseits vorbei und die Punkszene nahm wie weltweit anders auch ihren klassischen Weg:
Zuerst eine totale Antihaltung zu Lebensweise und System (für mich der wahre Punk) – diese Phase hielt nirgends lange. Dann kam der Wandel zu „wir sind ja gar nicht so böse“ mit Engagement in Friedensbewegungen usw. heißt es wurde sich an genehme geistige Richtungen angepasst (wie die Gruftis halt auch…) oder noch extremer in der BRD wo der Punk im Spaß und trallala und Ökos aufgegangen ist…
Und dann gipfelte Punk in dem zu was er ausserhalb englands stets geplant war. Zu einem Absatzmarkt.

Denn irgendwann erkannte die ostdeutsche Führung dass sich mit dieser Jugendkultur Geld machen lässt. Und das wars dann.
Macht das DIE ART somit nicht zu Kollaborateuren?

Interessant finde ich immer ( und das auch aus meiner Jugend ) dass trotz allem Anti-dasein, gruppenintern jegliche Mechanismen reproduziert werden welche einem aus dem bürgerlichen Leben so sehr verhasst waren. Und so mancher den ich von damals kannte oder kenne wurde mit der Zeit konservativ oder es gab einen Flirt mit rechts…

Funfact:
Die Jännerweins und Orplids waren früher Punks 😆 mancher uralt neofolker oder waver kennt jene noch teilweise mit Iros

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