Pressespiegel Wave-Gotik-Treffen 2023: Schwarzes Schaulaufen

Parallelwelten auf dem Wave-Gotik-Treffen 2023. Zwischen dem viktorianischen Picknick, das am Freitag im Clara-Zetkin-Park stattfand, und dem eigentlichen Wave-Gotik-Treffen klaffen Welten. Was auf der Wiese, unter Bäumen und an Sträuchern fotografiert und publiziert wird, ist meist auf Konzerten, Partys oder auch auf der AGRA nicht zu sehen. Die Presse betrachtet dieses Kostümfest allerdings als Status quo der Szene und verbreitet die Bilder des Picknicks als Symbolbild für das WGT. Damit spannen sie einer Oberfläche auf, durch die die meisten der zusammengetragenen Berichte nicht dringen können. Eine neue Form der Abgrenzung? Ihr findet heraus, mit welchem Bild ihr euch selbst am besten identifiziert.

Leipzig trägt über Pfingsten Schwarz | ZDF

Die zum Teil sehr teuren Roben oder die Kluft in Lack und Leder sind übrigens keine Kostüme. Die Protagonisten sehen sie als Ausdruck ihres Lebensgefühls. Schwarz ist eine schillernde Farbe – bei dem Wave-Gotik-Treffen ist sie seit nunmehr 30 Jahren ein Zeichen für Lebensfreude und Toleranz. Es ist ein Angebot an alle, die sich darauf einlassen möchten, friedlich mitzufeiern. Und wer es noch nicht weiß: Auch „Depeche Mode“ sind gerade in der Stadt, da gibt es im Felsenkeller nach dem Konzert die passende Party.

Beim Wave-Gotik-Trefffen ist es schaurig schön | NTV

45 Bilder bei NTV: „Auch beim 30. WGT ist das Wichtigste: sehen und gesehen werden. Das gelingt besonders gut beim Viktorianischen Picknick. In Leipzig treffen sich tausende Fans der düsteren Szene beim weltgrößten Festival dieser Art. Sie laufen mit fantasievollen und sehenswerten Outfits auf.Noch mehr Bilder gibt es in der LVZ.

So sexy, so schrill – die krassesten Outfits beim WGT! | BILD

Endlich! Die BILD ist müde geworden, über das WGT zu berichten. Eine einzige Online-Meldung, das wars: „Etwa 20 000 zahlende Gruftis (WGT-Ticketpreis: 170 Euro) kommen unter anderem zu Konzerten im Haus Leipzig oder der Moritzbastei. In der Stadt wird aber mit weitaus mehr WGT-Fans gerechnet. Die meisten verzichten nämlich auf ein Ticket, denn viele Veranstaltungen sind ohnehin gratis.

Darum fahre ich dieses Wochenende schwarz | BILD

Allerdings ist man in der Lokal-Redaktion der BILD in Leipzig über Susi, die Busfahrerin gestolpert, die während des WGT als Grufti fährt: „„Aber dass ich in diesem Jahr nicht richtig dabei sein kann, stört mich nicht. Ich hoffe schon, dass ich im Job mit WGT-Besuchern kurz ins Gespräch komme und die Stimmung einfach gut ist. Und natürlich bin ich nach Dienstschluss mit Freundinnen in der Stadt unterwegs, im Clarapark oder im Club Darkflower.“ Mit dem Bus kommt sie da allerdings nicht vorbei: Ihre Linie 131 führt vom Hauptbahnhof nach Merseburg. Eine Kollegin, die auch „schwarz fährt“, hat es da besser: Sie ist mit der Straßenbahn-Linie 11 unterwegs – und die fährt bis zum WGT-Hauptquartier an der agra, wo Tausende Fans zelten.

LVZ-Leser zum ungefragten Fotografieren auf dem WGT: „Keine Zootiere“ | LVZ

Teilnehmende sind keine Zootiere – „Von Passanten fotografiert“: Genau das ist das Problem. Vieles passiert ungefragt und in dermaßen anstößigen Blickwinkeln. Wir sind keine Tiere aus dem Zoo. Wir machen auch keine Fotos von wildfremden Menschen in Sandalen mit Socken und Senffleck auf dem Hemd. (Lucia Rose, per Facebook)

WGT 2023 in Leipzig endet mit 20.000 Besucherinnen und Besuchern | Tagesschau

Insgesamt zählten die Veranstalter rund 20.000 Besucherinnen und Besucher, darunter auch ein jüngeres Publikum und wieder mehr Gäste aus dem Ausland.“ Das Wave-Gotik-Treffen hat sich wieder bei seiner durchschnittlichen Besucherzahl eingependelt. Allerdings scheint die tatsächlichen Anzahl der Menschen in Leipzig, die sich in irgendeiner From beteiligen, größer zu werden. Aber das ist Meinung, kein Fakt.

Wave-Gotik-Treffen 2023: Impressionen eines Neulings | Metal Hammer

Metaller Florian wagt sich als Neuling auf das Wave-Gotik-Treffen. Obwohl ihn Kosmos durch eine Autopanne und eine Lebensmittelvergiftung daran hindern möchte, schafft er es letztendlich. „Nach viel zu kurzem Schlaf prügeln mich die Sonnenstrahlen aus dem Bett. Das Wetter ist, was mir mehrere Menschen später als jedes Jahr wiederkehrendes Ereignis berichten werden, perfekt. Nicht zu warm, nicht zu kalt, und es gibt keinen Regen. Beste Voraussetzung für eine Meute, die am liebsten eine Farbe trägt, welche es in der prallen Sonne schnell unerträglich macht.

Das Wave-Gotik-Treffen in Leipzig ist gefangen in Widersprüchen | Neues Deutschland

Und irgendwie, so gewinnt man im Laufe des Wochenendes den Eindruck, hat sich das WGT auch ganz gut eingerichtet in diesem widersprüchlichen Verhältnis zwischen Jungfrauenversteigerung und subversiven Genderrollen, zwischen Mittelalterkult und Cyber-Futurismus, zwischen Vergangenheit und Retro-Zukunft. Vielleicht sind das Besänftigen solcher Konflikte und das Einfordern eines vermeintlich unpolitischen Standpunktes auch Gründe dafür, dass das Publikum von Jahr zu Jahr mit der Veranstaltung altert. Personen unter 30 Jahren sind auf dem WGT kaum mehr zu sehen.

Wave-Gotik-Treffen 2023 – Fernsehberichterstattung

Hagens Rückblick: Mein WGT 2022 als Appetitmacher für Euer WGT 2023

Ja, für einen Rückblick auf das Wave-Gotik-Treffen 2022 bin ich etwas spät dran. Aber vielleicht schürt er die Vorfreude auf euer WGT 2023, denn ich werde nicht dabei sein. Warum erzähle ich euch ebenfalls in diesem Artikel. Transparenz muss sein.

WGT 2023? Ohne Nathalie und Hagen!

Schweren Herzens haben wir uns entschlossen, dieses Jahr nicht zum WGT zu fahren. Und je mehr wir uns umhören, umso mehr Leute bestätigen uns, dass sie auch zu Hause bleiben. Man kann es sich zwar leisten, man kann es als Jahresurlaub betrachten oder als „Must-have“ sehen, aber die Einsicht den doppelten Preis für eine Hotelunterkunft zu zahlen nur, weil ja alles teurer geworden ist und man den Depeche Mode Fans nun auch noch das Geld aus der Tasche zieht, will sich dann doch nicht einstellen. Zum Glück werden wir unsere Freunde und Bekannten dann doch noch woanders treffen, wo man ein wenig mehr auf dem Boden der Tatsachen bleibt. Ich hoffe nur, dass sich die Leipziger Hotellerie und das Tourismus-Business mit solchen Preisauswüchsen nicht ins eigene Fleisch schneidet und die Zimmer nach Abreise der DM Fans leer bleiben.

Leider hat man immer mehr das Gefühl, es geht nach dem Motto: Mal kucken, wie hoch man mit den Preisen gehen kann bis die Leute „Nein!“ sagen. Nicht nur in unserer Szenen, sondern auch allgemein. Vom Bratwurstpreis auf dem Mittelaltermarkt bis zum Ballermann-Festival für total Gestörte.

Natalie und Hagen spiegel sich in einer Schaufensterscheibe
Schemenhaft, werden wir 2024 wieder mit dabei sein?

Hagens Rückblick auf sein Wave-Gotik-Treffen 2022

Um es vorwegzunehmen: Das, was die Presse verkündet, ist wahr; wir werden älter! Bei vielen Besuchern haben sich in den letzten drei Jahren ein paar Sorgenfalten mehr in die Gesichter eingegraben. Bier, um Corona zu bekämpfen, formte manchen schönen Körper und man hat auch kein Problem damit mal am doch recht anstrengenden Anreisetag vor Mitternacht ins Bett zu gehen. Trotzdem war es ein besonderes WGT. Anders, ruhiger, aber auch irgendwie intensiver. Und die Zeit verging wie im Flug der Fledermaus.

Grübeleien

Auch ich habe mir im Vorfeld viele Gedanken gemacht, ob man fahren soll, es gab einige Diskussionen mit Freunden und am Ende stand fest, meine Ehe-Gruftiline und ich fahren. Corona, natürlich immer noch eine Gefahr. Aber meine bessere Hälfte und ich sind dreimal geimpft, genesen, getestet und viermal chemisch gereinigt. Irgendwann muss es schließlich weitergehen. Ein Argument war die Frage, ist Leipzig und den Flüchtlingen damit geholfen nicht zu kommen? Ist es besser, kein Geld in die Stadtkassen in Form von Steuern, die Hotels und Gastronomie abführen, zu spülen? Geld mit dem auch Flüchtlingen geholfen werden kann und um der Veranstaltungstechnik nicht endgültig den Todesstoß zu versetzen.

Denn wir erinnern uns noch allen den Spruch: „Ohne Kunst und Kultur wird es still!“ Und leider ist es ein Teil der Wahrheit: Es geht ums Geld. Wir waren da, haben geschaut, beobachtet, geredet und auch diskutiert. Und es hat der Seele gutgetan. Nun ein paar persönliche Eindrücke, die natürlich jeder anders empfunden haben kann.

Ganz ohne Maske ging es leider noch nicht.

Die Besucher

Es war an vielen Orten leerer. Mir kam es so vor, dass weniger verkleidete und weniger blutverschmierte Zombies unterwegs waren. Allerdings meiden wir auch die Fotografen-Hotspots wie das viktorianische Picknick und die Innenstadt. Wie es dort zuging, kann ich bedauerlicherweise nicht beurteilen.

Niedlich

Da wir am Samstag eine wunderschöne Führung über den Johannisfriedhof gemacht haben und dort erfuhren, dass auch der Erfinder der Schrebergärten dort bestattet liegt, machten wir uns am Sonntag auf den Weg zum Deutschen Kleingartenmuseum.

Führung über den Johannisfriedhof

Dort kann man durch eine kleine Ausstellung wandeln, die über die ersten Schrebergärten in Leipzig und andere Anlagen in Deutschland Auskunft gibt und danach geht man in die Gartenanlage, wo Mustergärten aus verschiedenen Epochen besichtigt werden können. Dort steht auch das älteste, größtenteils original erhalten Gartenhäuschen Deutschlands. Wenn das nicht ein Grund ist, dort einmal vorbeizuschauen. Seit Jahren ist dort für WGT Besucher der Eintritt frei und es fanden dort auch schon Steampunktreffen statt. Ein Biergarten lädt zum Verweilen ein und die Preise sind wirklich fair. Das Bier ist gut, das Essen lecker und die Menschen vor Ort wirklich nett.  In diesem Jahr kamen wohl laut Aussage eines Kellners vermehrt vor Hitze und Anstrengung dampfende Steampunks in den Kleingarten, weil sie den neuen Treffpunkt zum Picknick in einem Park nicht gefunden haben. Die Bedienungen und Kleingärtner konnten da aber leider auch nicht weiterhelfen.

Im Kleingarten ist alles geregelt. Auch die Form der Gartenlauben.

Lustig

Ich freue mich ja immer, wenn Leute was selber machen. So ist zum Beispiel der Robot-Dance am Samstag vor dem Werk II entstanden. An einer langen Tafel ist Equipment der letzten 100 Jahre Keyboardgeschichte aufgebaut. Dahinter Virtuosen, die in stundenlanger Improvisation das Publikum zum Tanzen und Mitmachen animieren. Wer möchte, darf gerne auch mal in eines der selbst gebauten Roboterkostüme schlüpfen und mittanzen. Achtung: Das ist nix für toupierte Haare!

Hier sind die Roboter. Bild ist von 2019.

Freude

Gefühlt jeder in Leipzig, mit dem man sprach vom Hotelier, die Taxifahrer bis zum Fahrgast in der Bahn oder unserem Falaffelbudenbesitzer des Vertrauens hat sich gefreut, dass wir wieder da sind. Wir erfuhren viel über die letzten drei schweren Jahren und dem Kampf ums Überleben besonders in der Tourismus- und Restaurantbranche. Auch ukrainische Flüchtlinge suchten das Gespräch und freuten sich über die Abwechslung in ihrem schweren Alltag weit weg von zu Hause. Das bestätigte eigentlich noch einmal, dass unsere Entscheidung richtig war zum WGT zu fahren.

Wir haben alte Freunde getroffen und neue Menschen kennengelernt. Es gab neben Spaß und Freude auch immer wieder ernste Gespräche über den derzeitigen Zustand der Welt. Und ich glaube, das zeichnet unsere Szene aus.

Endlich wieder Leipziger Allerlei auf jordanische Art

Enttäuschend

Am Sonntag war wieder Postpunk im wunderschönen Volkspalast angesagt. Es machte allerdings den Eindruck, dass man nicht dazu gekommen war, noch einmal nach der Obsession Party am vorherigen Tag durchzuwischen. Alles klebte, die WC Anlagen waren defekt und dreckig. Bei den Bierpreisen, die übrigens je nach Zapfer/Zapferin zwischen vier und fünf Euro variierten, ist doch bestimmt auch Geld für eine WC Reinigungskraft drin. Die Bands waren durchgehend hervorragend, aber der Sound war wie in den Vorjahren in der Kantine schlecht und die Luft konnte man auch mal wieder schneiden. Apropos schneiden, was Vernünftiges zum Essen auf Messer und Gabel wäre wirklich auch mal schön. Und da der Palast immer noch mitten in der Pampa liegt, muss man sich vor Ort mit einem Bratwurststand zufriedengeben. Es ist anscheinend zu aufwendig, auch mal etwas anderes anzubieten. Und wenn es nur Brezeln oder Baguettes sind.

Überraschend

Am Montag ging es zum Westbad. New Days Delay hatten die schwere Aufgabe um 16:30 Uhr das Eis zu brechen. Zum Einlass um 16:00 Uhr bildete sich draußen schon eine Schlange. Damit hatten wir eigentlich um diese Uhrzeit nicht gerechnet.  Punkt 16:30 Uhr legten die Dame und die Jungs von NDD vor gut gefülltem Saal richtig los. Das Publikum ging trotz der frühen Stunde vom ersten Takt an mit. Die Getränkeversorgung lief und es gab einen kleinen Essensstand mit Snacks.

Beunruhigend

In der Agra Konsumhalle hat die Coronakrise leider schwer durchgefegt. Es gab wesentlich weniger Stände, teilweise auch kleinere Standflächen, aber mit erhöhten Preisen. Man kann nur hoffen, dass sich die Händler irgendwie berappeln und die Auswahl wieder größer wird. Einige schöne Stände gab es trotzdem. Neben den obligatorischen Schmuckbuden sei das Flediplüscheparadies Flez-Art genannt, das besonders bei den Damen immer viel Anklang findet. Was mir auch aufgefallen ist, neben der altehrwürdigen GPP, gibt es nun die schon bei SPONTIS angesprochenen Lesungen außerhalb des offiziellen WGTs und mehrere kleine Indie-Festivals, die teilweise auch noch Eintritt kosten. Ob sich dieser Trend durchsetzt, dass jeder, der kann, ein Nebenfestival veranstaltet, wird sich zeigen.

Hoffnungsvoll

Es gibt sie noch; die jungen Gruftprinzessinen und kleinen Vampire, die der alternden Szene die Stirn bieten. Das macht Hoffnung. Vielleicht wird alles auch wieder ein bisschen mehr „back to the roots“, aber mit neuem Elan. Wir werden die Krise hinter uns lassen und es wird weitergehen.

Schock

Am Montagmorgen erreichte uns die Nachricht, dass der Vater unseres Bassisten, guter Freund und Tourmanager in der Nacht verstorben sei. Da war erst mal das WGT gelaufen. Umso schöner ist es, wenn Freunde einen wieder aufbauen und einem ein Lächeln ins Gesicht zurück zaubern.

Nachwirkungen

Es tauchten vermehrt Bilder mit positiven Corona-Tests in den sozialen Medien auf. So manchen hat es erwischt. Besonders die GPP scheint ein Hotspot gewesen zu sein. Eigentlich war es ja auch nicht anders zu erwarten. Hoffentlich waren die Verläufe mild und alle wieder rasch gesund. Zum Schluss muss ich noch mal auf das leidige Thema alt werden zurückkommen. Kaum zu Hause angekommen, verabschiedete sich ein Weisheitszahn. Die Reste wurden einen Tag später gezogen. Weisheit ade, Altersweisheit sei willkommen!

Ein Schlusswort nach dem Rückblick: Die Hoffnung stirbt zuletzt

Vielleicht gibt es noch Last-Minute-Rabatte bei Hotels und Pensionen, da sie merken dass es doch nicht so klappt mit der Preissteigerung. Dann würde sich bestimmt so mancher ja doch noch bequemen und mit dabei sein. Denn einst steht fest: Wir werden euch bis zum WGT 2024 vermissen.

Spontis-Radio: Jetzt unseren Stream anhören!

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Liebe Leser, ab jetzt könnt ihr auch Musik, die wir mögen, in unserem eigenen Online-Radio hören! Einigen wird die Plattform „laut.fm“ bereits ein Begriff sein, auf der man in vielfältiger Art und Weise Musik auf seine Geräte streamen kann. Wie das alles funktioniert, erkläre ich später. Starten wollen wir mit einigen vorbereiten Playlisten, speziell zum Wave-Gotik-Treffen 2023 gibt es auch eine entsprechende Liste mit 10 Stunden Programm, in der jede Band, die auf dem WGT spielt, mit mindestens einem Song vertreten ist. Eine echte Überraschungs-Kiste.

Warum ein Radio-Sender?

Ich weiß, es gibt hunderte Streams und Sender, die um die Gunst der Hörer buhlen. Auch ich habe einige Sender auf der Liste, die ich immer wieder gerne höre. Fast alle Sender sind aber gemischtes Eis mit Sahne und stets ist ein Sorte dabei, die ich nicht mag. Erdbeere zum Beispiel würde ich immer weglassen, dafür mehr Vanille und Sahne nur in Ausnahmefällen. Und überhaupt, was ist mit Kokosnuss, Pistazie und Malaga? Die Idee, einen Radio-Sender selbst zu befüllen, lag also nahe. Doch es war mir schlicht und ergreifend zu viel Arbeit.

Da trat Gruftwurm in mein Leben. Naja ganz so romantisch war es nicht, eigentlich schrieb er mir vor einer Weile ein paar Mails zu dem Thema, wir tauschten uns aus und formten die Idee, einen Sender bei laut.fm zu öffnen. Kostet uns nichts, GEMA zahlt laut.fm und spielt dafür gelegentlich Werbung ein. Klang Super. Schön war, dass er schon Erfahrung damit hatte und bereit war, die Rolle des „Master-DJs“ zu übernehmen.

Also warum nicht?

Was soll geboten werden?

Klar, wir haben auch gemischtes Eis mit Sahne, aber ohne Erdbeere :-) Und zwar rund um die Uhr 24/7, damit jeder in den Genuss kommen kann. Im Wesentlichen wollen wir uns aber auf Sparten, Nischen und Genre konzentrieren. So gibt es beispielsweise zum aktuellen Wave-Gotik-Treffen eine regelmäßig gespielte Playlist, die nur Bands beinhaltet, die beim WGT zu hören sind. (Auch wenn ein paar ganz verrückte Sachen dabei sind). Außerdem gibt es noch eine Gothic-Pogo-Festival Playlist mit Musik, die dort gespielt wird. So habt ihr auf der Fahrt nach Leipzig was auf die Ohren und entdeckt nebenbei vielleicht noch ein paar Perlen! Wenn ein paar von Euch zuhören und wir so ein bisschen Feedback bekommen, wollen wir das Angebot noch weiter ausbauen. Wir haben tausend Ideen.

Allerdings bin ich ehrlich, für einen Hörer im Monat lohnt der Aufwand nicht. Wir halten Euch da auf dem Laufenden, was die Hörerzahlen angeht und berichten auch über neue Ideen, weitere Playlisten oder Sondersendung.

Der Sendeplan beim Spontis-Radio bei laut.fm
Der aktuelle Sendeplan unseres laut.fm Senders. Sieht fast aus wie ein Stundenplan, oder?

Wie funktioniert das?

Ihr könnt Euch eine entsprechende App für euer Smartphone runterladen, einen Skill installieren oder den Stream direkt in einem Player Eurer Wahl aufrufen. Folgende Möglichkeiten gibt es:

Spontis bei laut.fm im Apple-Store Spontis bei laut.fm über die App im Google Play Store Spontis bei laut.fm kann man auch bei Phonostar hören Spontis bei laut.fm kann man bei radio.de hören

  • „Alexa, starte SPONTIS von laut.fm“ – Geht auch, wenn ihr vorher den laut.fm Skill aktiviert habt. Wie das geht, kann man hier nachlesen.
  • Ich könnte den Stream auch direkt in eurem bevorzugten Player aufrufen. Dazu verwendet ihr den Link http://stream.laut.fm/spontis (wahlweise auch ein „.m3u“ oder „.pls“ dranhängen)
  • Selbstverständlich könnt ihr den Stream auch direkt von der laut.fm Seite abspielen.

7+ Veranstaltungen zum WGT 2023, die OHNE Bändchen besucht werden können

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Leipzig ist zu Pfingsten eine Hochburg von alternativen Veranstaltungen, die sich rund um das Wave-Gotik-Treffen scharen. Sie ermöglichen oftmals, nur für einen Tag im schwarz-gefärbten Treiben der Stadt mitzuschwimmen, ohne gleich eine Festival-Karte käuflich zu erwerben. Wir haben 7+ Veranstaltungen zusammengetragen, die ohne das obligatorische Bändchen besucht werden können. Bei Facebook gibt es eine Gruppe, die noch viel mehr Termine und Veranstaltung gesammelt hat.

Hinweis

Bei einigen der hier vorgestellten Veranstaltungen wird zusätzlicher Eintritt fällig. Sie sind nicht Teil des Wave-Gotik-Treffens und daher ist kein Bändchen nötig beziehungsweise gültig. Tagesbesucher der Stadt seien vor dem Freitag gewarnt, denn da spielen Depeche Mode ein Konzert vor etwa 70.000 Fans mitten in Leipzig. Verkehrschaos garantiert!

Es bietet sich an, das Auto stehenzulassen und mit dem ÖPNV zu fahren, der an den Pfingsttagen deutlich verstärkt werden soll. Vergesst aber nicht, ein Ticket zu lösen, denn nur Besitzer eines WGT-Bändchens sind zur kostenlosen Nutzung berechtigt.

WGT-Gothic-Run

EIn Gruppenfoto der Teilnehmer des Gothic-Runs in Leipzig
Gothic Run Gruppenfoto

Ich hatte in diesem Beitrag berichtet, dass Gothic durchaus laufen. Hier wird der Beweis angetreten. Wer unbedingt sportlich sein muss, möchte oder will, der findet am Samstag, dem 27.05.2023 die Möglichkeit, mit gleichgesinnten Szene-Läufern im Chor zu hecheln. Der Lauf findet von ungefähr 11:11 bis 12:12 statt und beginnt an der Parkbühne im Clara Zetkin Park. Es gibt Gruppen und Routen mit 3, 6 oder 10 km Länge. Wer nicht laufen will, sondern lieber fährt, wird mit der nächsten Veranstaltung besser bedient.

Leichentreff am Südfriedhof 2023

Angeblich fährt der „echte“ Grufti nur standesgemäß in einem „echten“ Leichenwagen. Ein ganzer Haufen davon trifft sich am Samstag, dem 27.05.2023 um 11:00 auf dem Augustusplatz vor der Oper Leipzig, bevor man dann um 13:00 in einem großen Leichenwagen-Konvoi zum Südfriedhof fährt. Ab 14:00 kann man dann am alten Gleisbett (Friedhofsweg) die skurrilen Fahrzeuge und ihr Fahrer bestaunen, die leben natürlich noch. Nicht das noch einer erwartet, hier würden sich Leichen treffen.

Glitter + Trauma / Queer Wave Party

Das Titelbild der diesjährigen Glitter und Trauma Papier

Fast schon so traditionell wie das Wave-Gotik-Treffen ist auch die Glitter + Trauma Party mittlerweile zu einer festen Größe am Pfingstsamstag herangewachsen. „Egal ob schwul, lesbisch, bi, trans oder non-binary: Hier tanzen alle gemeinsam durch die Nacht – zu kühlem Wave, düsterem Post-Punk, treibendem EBM, nebligem Goth, hartem Techno, bleepy Synthpop und neonfarbenen 80s-Hits.“ Im Institut für Zukunft (An den Tierkliniken 38-40, 04103 Leipzig) öffnen sich ab 22 Uhr die Pforten für die schwarz-bunte Szene. Hinten den Plattentellern, sorgen unter anderem Thomas Thyssen, Knüpfi und Veranstalter Zacker für standesgemäße Beschallung.

WTF – Wissenschaft trifft Freundschaft

Am Freitag, dem 26. Mai und Samstag, den 27. Mai 2023 findet bereits zum zweiten Mal das WTF im Leipziger Kupfersaal statt. Die Veranstaltung, die von Lydia Benecke und Christian von Aster ins Leben gerufen wurde, versammelt Lesungen, Vorträge und Diskussionsrunden aus den Bereichen Wissenschaft und Kultur. Natürlich mit Szene-Einschlag. Neben den beiden Veranstaltern finden sich auch Veranstaltungen mit Bernd Hader, Dr. Holm Gero Hümmler, Thomas Kundt, Luci van Org, Marcus Schwarz, Dr. Ronny Maik Leder, Dirk-Boris Rödel, Lydia la Pècheresse, Jörg Buttgereit, David Gray, Isa Theobald, Jürgen Schubbert, Christian Schäfer, Mirko Gutjahr und Sonja Dolinsek.

Die Karten sind modular aufgebaut und in einzeln zu erwerbenden Themenblöcken kategorisiert und mindestens so kompliziert, wie die Vorträge, die sie zugänglich machen. Dafür kann man frei entscheiden, wen oder was man sehen und hören möchte. Es geht aber auch einfacher, Tagestickets kosten am Freitag 40€ und am Samstag 45€, das „All-you-can-Hear-Menu“ für beide Tage kostet 69€.

Dark Affair – Schwarzer Szene-Markt Leipzig

Zusätzlich zu den unzähligen Möglichkeiten, an Pfingsten in Leipzig szenetypische Klamotten, Schuhe, Accessoires und Schmuck zu erwerben, gibt es dieses Mal die „Dark Affair“ auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz, die Kunden und Händler auch ohne WGT-Festivalbändchen zusammenbringen will. Das „Messe-Highlight“, wie man es vollmundig bewirbt, findet vom 26. Mai 2023 bis zum 29. Mai 2023 statt und bietet neben den zu erwartenden Produkten in einem großen Messezelt auch eine Bühne und eine entsprechende Streetfood-Area. Der Eintrittspreis beträgt für alle 4 Veranstaltungstage 5 EUR und wird von vielen Ausstellern beim Einkauf erstattet.

Heidnisches Dorf + Wonnemond 2023 

Das heidnische Dorf, das in unmittelbarer Nähe zum AGRA-Gelände eingerichtet wird, zählt zu den ältesten Veranstaltungen, die man auch mit Tageskarte und ohne Festivalbändchen besuchen kann. Vom 26. Mai bis zum 29. Mai spielen dort wieder unzählige Mittelalterbands gleich auf mehreren Bühnen. Ein vollständiges Programm außerhalb von Facebook findet ihr hier. Neben vielen unbekannten Bands spielen dort auch Qntal (Freitag) und Faun (Samstag). Die Tageskarte kostet 20 Euro, Kinder zwischen 12 und 17 Jahren zahlen 5 Euro. Der Wonnemond ist die Veranstaltung AUF der Moritzbastei, für die man ebenfalls Tageskarten zu je 5 Euro erwerben kann. Auch wird musikalisches Programm geboten, das man sich ebenfalls außerhalb von Facebook anschauen kann. Freier Eintritt mit WGT-Bändchen!

Synth Robots Dance Invasion 2023

Eine Institution! Bereits um 16:00 findet am Samstag, dem 27.05.2023 am Connewitzer Kreuz das Treffen der Roboter statt, die sich zum DIY-Impro-Synth-Sound ein Stelldichein geben. Andere Roboter, die sich einsam fühlen, sind eingeladen am Kreuz Connewitz aus der 11 zu fallen und sich auf der Wiese zu einem selbst mitgebrachten Getränke in der Sonne und im Sound zu suhlen.

Der Schatten des Verlusts: Zum Todestag von Ian Curtis

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Es gibt Tage, die tiefe Spuren in der musikalischen Geschichte hinterlassen. Tage, an denen die Welt der Musik einen großen Verlust erleidet und das kollektive Grufit-Herz in Trauer ertrinkt. Am 18. Mai 1980 verließ uns ein Mann, dessen Einfluss auf die Musikwelt noch immer stark spürbar ist. Vielen Bands, die nächste Woche beim Wave-Gotik-Treffen in Leipzig zu hören sind, ist dieser Einfluss anzuhören. Ian Curtis, der charismatische Frontmann der legendären Band Joy Division, hinterließ nicht nur ein beeindruckendes musikalisches Erbe, sondern auch eine unvergessliche persönliche Geschichte, die bis heute fasziniert.

Es ist schwierig, über den Tod von Ian Curtis zu sprechen, ohne die Dunkelheit zu berühren, die ihn umgab. Seine Texte und seine einzigartige Art, sich auf der Bühne auszudrücken, vermittelten ein Gefühl der Verzweiflung und der Kämpfe mit inneren Dämonen. Seine tiefgreifenden, poetischen Worte drangen direkt in die Seelen seiner Zuhörer ein und berührten sie auf einer emotionalen Ebene, die kaum jemand sonst erreichen konnte.

Als charismatische Figur auf der Bühne schien Curtis zu leben und zu atmen, um den Menschen seine tiefsten Gefühle zu vermitteln. Doch hinter den grellen Lichtern und dem frenetischen Jubel der Fans verbarg sich ein Mann, der mit eigenen Ängsten und Unsicherheiten zu kämpfen hatte. Die bipolare Störung, von der er betroffen war, fügte seiner inneren Dunkelheit eine weitere Schicht hinzu. Seine Kämpfe wurden zu einem zentralen Thema in seiner Musik und ließen die Menschen an seinen Qualen teilhaben.

Der 18. Mai 1980 markierte den tragischen Höhepunkt dieser Kämpfe. An diesem Tag nahm sich Ian Curtis das Leben, und die Musikwelt wurde um einen ihrer hellsten Sterne beraubt. Sein Tod war ein Schock für seine Familie, Freunde und natürlich für die treuen Fans, die in seiner Musik Trost und Verständnis fanden. Joy Division wurde von diesem Verlust zutiefst erschüttert und löste sich kurz darauf auf, um als New Order wiederaufzuerstehen. Doch der Schatten von Ian Curtis blieb bestehen und ließ die Menschen über Generationen hinweg weiterhin seine Musik entdecken und schätzen.

Heute, an diesem Tag, erinnern wir uns an Ian Curtis nicht nur als talentierten Musiker, sondern als Mensch mit einer zutiefst berührenden Geschichte. Wir gedenken eines Mannes, der es wagte, seine Ängste und innersten Kämpfe auf der Bühne auszudrücken und dadurch unzählige Menschen in ihren Herzen berührte. Wir reflektieren über die Wichtigkeit der psychischen Gesundheit und den Umgang mit inneren Dämonen, die viele von uns plagen können.

Der Todestag von Ian Curtis ist ein Moment des Innehaltens und der stillen Anerkennung. Es ist ein Tag, um die Verletzlichkeit des menschlichen Geistes anzuerkennen und Mitgefühl für jene zu zeigen, die mit ähnlichen Kämpfen zu kämpfen.

Formel Goth: Spezialausgabe mit Bands vom Wave-Gotik-Treffen 2023

Ich bin schwer beeindruckt. Das Wave-Gotik-Treffen hat es wieder einmal geschafft, neben Szene-Urgesteinen und Gothic-Legenden wieder unzählige spannende und frische Bands der unterschiedlichsten Genre nach Leipzig zu holen. Es ist schon schwierig genug, die unzähligen Musikrichtungen, die in der schwarzen Szene Anklang finden, abzubilden. Da noch einen ansprechenden Mix zu generieren, ist faszinierend. Ich frage mich gerade, wie man da objektiv bleibt? Es gibt zum Beispiel Musikrichtungen, die mir überhaupt nicht gefallen. Wie sollte ich dann daraus etwas aussuchen, was Liebhabern gefällt? Wie machen das eigentlich Musikmagazine?

Sowas kann ich alles nicht einschätzen. Daher ist meine Auswahl völlig willkürlich, subjektiv und impulsiv. Ich habe mich einfach mal durch die aktuell 172 Einträge lange Liste der auftretenden Menschen geklickt und ein paar Bands zusammengestellt, die ich besonders spannend und interessant finde. Ganz bewusst habe ich auf Szene-Stars und Gothic-Legenden verzichtet, die zwar mein nostalgisches Gefühl bedienen, die Szene aber nicht wirklich im JETZT adäquat abbilden. Da noch kein zeitlicher Ablauf zu finden ist, kann ich noch nicht einschätzen, welche der Bands ich mir davon anschauen kann. Ich würde mich aber sehr freuen, wenn ihr eure persönlichen Neuentdeckungen vorstellt, die auf dem WGT zu sehen sein werden.

Das Bild im Titel ist übrigens vom letzten Act den ich Euch vorstellen möchte, auch wenn sich mit ihrem anderen Projekt auf dem WGT zu sehen ist. Guckt Euch mal „die Tödin“ an!

Baical – Trudy

Die dreiköpfige Band „Baical“ aus Leipzig kommen mit einem wirklich schönen Sound daher, den ich wohl am ehesten in der Post-Punk-Ecke verorten würde, auch wenn das melancholisch getragene, das vor allem in der Stimme des Sängers vergraben ist, auch in anderen Ecke gedeihen würde.

Betterov – Dussmann

Oh, die mag ich! Klickt doch einfach mal auf abspielen und stimmt mir zu (oder auch nicht), dass es gleich von Beginn an schwer nach Joy Division klingt. „Dussmann“ ist übrigens ein „KulturKaufhaus“ in Berlin und „Betterov“ der stumme Gehilfe des Schrotthändlers in der Filmreihe „Die Olsenbande“. Yeah! Ich ein Googler! Schöner Song, kann ich mir Live super vorstellen.

Empathy Test – Monsters

Wer haut denn da auf das Schlagzeug? Knaller! Bei dem Song stimmt einfach alles. Fast schon ein bisschen zu perfekt. Die Londoner Band „Empathy Test„, die ihr Debütalbum bei einem US-amerikanischen Label herausbrachten und durch ein Video über den FC Liverpool bekannt wurden, sind auf dem WGT längst überfällig.

Je T’Aime – Blood On Fire

Wenn ihr mal eine richtig gute LIVE-Band sehen wollt, dann geht doch zum Konzert von Je T’Aime (muss ich nicht übersetzen, oder?) Ich hatte das Vergnügen bereits auf dem Owls & Bats Festival und kann die französische Band nur empfehlen. Die gehen richtig gut ab und fetzen die Bühne!

Bragolin VS Adam Tristar – The End Dwells In Us All

Eigentlich wollte ich Bragolin und Adam Tristar präsentieren. Wie praktisch, dass die einen Song zusammen gemacht haben! Möglicherweise eine niederländisch basierte Zusammenarbeit, aber auf jeden Fall eine fruchtbare.

 

Talk To Her – Ibisco

Sie nennen ihr Musikrichtung „Elektro-Wave“, kommen aus Italien und haben 2020 ihr Debütalbum „Love Will Come Again“ herausgebracht. Das stylistische Crossover von „Talk To Her“ ist jetzt nicht neu, aber das Stück „Ibisco“ zerrt schon mächtig an den Pikes.

Grey Gallows – Dying Light

Oh, das riecht schon wie ein in Patschuli getränktes Oberteil. Eine sehr ansprechende Mischung aus allem, was „Gothic“ 2023 ausmachen könnte, wie ich finde. Die griechische Band „Grey Gallows“ macht aus der Konserve eine gute Figur. Wie die wohl Live sind?

Tellerrand

Ja, okay. Ich habe Eure Rufe nach „Zugabe“ deutlich gehört. Beruhigt euch wieder. Ich habe noch ein paar Bands auf meiner Liste, die ich interessant finde. Allerdings fahren die musikalisch in anderem Fahrwasser, für das ich mich nicht als Lotse zur Verfügung stellen will. Ich stell sie einfach mal hier rein und ihr kommentiert, ob mein „Fremdgeschmack“ total auf dem Holzweg ist und mich lieber wieder wie ein Borkenkäfer unter die Rinde verkrümeln sollte oder ob ich eine unterbewusste musikalische Weitsicht habe, die ich aufgrund von Bescheidenheit völlig verdrängt habe.

Cattac – Hellea Calling

Kommen glaube ich aus Erfurt. Cattac erinnert mich ein wenig an Peter Steele.

Buzz Kull – Fascination

Ja, man muss sich auch entwickeln. Aus den Dark Synh und Minimalisten Buzz Kull sind jetzt EBMler geworden.

Gewalt – Pawlow

Gewalt kommt aus Berlin. Klingt jetzt komisch, ist aber so. Die Band macht eher so das Avantgarde-Ding im Stile der Neubauten und ordnet sich unter „Industrial, No Wave, Punk, Dance„. Kann man sich in der Moritzbastei im Rahmen des WGT einfach mal geben. Rein aus Neugier.

Strobo Lolita

Wo wir schon den Neubauten sind, die Krach zur Kunst erhoben haben, dürfen wir Victoria Nyctophilia mit ihrem Projekt „Strobo Lolita“ nicht außer Acht lassen. Wer auf Noise und „richtigen“ Industrial steht, sollte Auge und Ohr auf die Dame aus Gelsenkirchen werfen, die schon auf einigen Festivals, wie dem „Forms of Hands“ ihre Live-Qualitäten unter Beweis gestellt hat.

Victoria hat allerdings noch mehr zu bieten und offenbart mit ihrem anderen Projekt „Die Tödin“ eine beeindruckende Bandbreite. Vielleicht ist „Die Tödin“ ein Spontis-Geheimtipp, allein schon wegen des gruseligen Titelbildes aus ihrem Facebook-Profil.  Aufkeimende, individuell-düstere Ausdrucksformen sind genau nach meinem Geschmack. Strobo Lolita muss man aber wollen :-)

 

„Leipzig in Schwarz. 30 Jahre Wave-Gotik-Treffen“ mit Michael Brunner und Peter Matzke

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Das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig hat zum 30. Geburtstags des Wave-Gotik-Treffens eine Neuauflage des Buches „Leipzig in Schwarz“ herausgebracht und dazu auch eine Reihe von Veranstaltungen angekündigt. Als Höhepunkt findet am Pfingstsonntag um 14:00 eine Lesung aus dem Buch statt, an der Lydia Benecke (Kriminalpsychologin und Autorin), Michael Brunner (Mitbegründer des WGT, Organisator und künstlerischer Leiter des WGT von 1992 bis 1998), Jennifer Hoffert-Karas (Mitherausgeberin von »Leipzig in Schwarz«, Autorin und Fotografin) und Peter Matzke (Autor und Journalist) teilnehmen, um den Geschichten aus dem Buch Leben und Authentizität einzuhauchen.

Das Buch: Leipzig in Schwarz. 30 Jahre Wave-Gotik-Treffen

2016 brachte das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig zum 25. Jubiläum des WGT ein Buch mit dem Titel „Leipzig in Schwarz“ (wir haben darüber berichtet) heraus, das man anlässlich des 30. Treffens nun in einer Neuauflage um die Jahre 2016-2022 ergänzt und erweitert hat. Darin geht man auch auf die beiden ausgefallenen Treffen während der Pandemie ein und beleuchtet neben dem unausweichlichen Alterungsprozess unter den Besuchern des Treffens auch die Tatsache, dass Gothic immer mehr in der Mitte der Gesellschaft einen festen Platz eingenommen hat. Auch die erste politische Veranstaltung im Rahmen des Treffens – der Trauermarsch der Umwelt-Gruppe Extinction Rebellion – wurde unter die Lupe genommen.

Das Buch bleibt mit seiner Neuauflage eines der spannendsten gedruckten Rückblicke auf 30 Treffen, gerade durch die penible Recherche, die vielen Zeitdokumente und die Hilfe von vielen „Machern“ und Initiatoren des WGTs. 16 Seiten wurden gegenüber der ursprünglichen Ausgabe ergänzt und bebildert. Viele Texte aktualisiert und überarbeitet. Die Zusammenarbeit mit dem Passage-Verlag ermöglicht es jetzt auch, das Buch bereits jetzt vorzubestellen. Leute, die sich für das Treffen und seine Geschichte interessieren, können die knapp 20 Euro nicht besser anlegen.

Die Lesung: Lydia Benecke, Jen Hoffert-Karas, Michael Brunner und Peter Matzke

Spannend könnte die Lesung mit anschließender Talk-Runde werden, die am Pfingstsonntag, den 28. Mai 2023 in der „Alten Börse“ in Leipzig stattfindet. Neben einem der „Erfinder“ des Wave-Gotik-Treffens, Michael Brunner, nimmt auch Peter Matzke an der Lesung teil, der von 1997 bis 1998 Geschäftsführer der Wave Gotik Treffen Veranstaltungs GmbH war und als Pressesprecher von 2001 bis 2005 das WGT nach außen vertreten hat. Zusammen mit Lydia Benecke, die Kriminalpsychologin und Autorin, sowie Jen Hoffert-Karas, die maßgeblich zur Entstehung des Buches beigetragen hat, findet unter der Leitung von Dr. Johanna Sänger, der Kuratorin des Stadtgeschichtlichen Museums, eine Gesprächsrunde statt. Der Eintritt ist kostenlos.

Hier gibt es noch weitere Informationen zur Lesung am Sonntag.

Weitere Veranstaltungen des Stadtgeschichtlichen Museums

Obwohl es dieses Jahr keine groß angelegte Ausstellung gibt, hat das Museum ihm Rahmen des Treffens ein paar Veranstaltungen zusammengestellt, die für den ein- oder anderen durchaus interessant sein dürften.

Am Freitag, dem 26.05 kann man beispielsweise in Workshops den Bau eines eigenen Fächers erlernen oder das 500 Jahre alte Rathaus besichtigen. Die Folterkammertour am Samstag ist dann auch noch ein kulturelles Kleinod, bevor man am Pfingstsonntag in Hauptprogramm startet. Ebenfalls am Sonntag ab 12:30 findet im 2. Stock des „Alten Rathaus“ die Lesereihe „Gothic Identity“ statt, die sich vor allem an englischsprachigen Besucher des Wave-Gotik-Treffens richtet. Bitte teilt diese Informationen mit möglichen Interessenten aus Eurem englischsprachigen Bekannten- und Freundeskreis! Das vollständige Programm:

Sonntag, 28. Mai 2023

  • 12:30 Uhr – Die Darkwave-DDR und der Magnetbanduntergrund Alexander Pehlemann (DE) & Henryk Gericke (DE)
    Eine audio-visuelle Exkursion in die dunklen Nischen des DDR-Underground und seine Verbreitung mittels illegaler Kassetten-Editionen, aufbereitet von Henryk Gericke und Alexander Pehlemann. Basierend auf dem Buch „Magnetizdat DDR. Magnetbanduntergrund Ost 1979-1990“ (Verbrecher Verlag) und der dazugehörigen 3-LP-Compilation bei Edition Iron Curtain Radio sowie diversen anderen Publikationen und im abschließenden Q&A auch mit einem Vergleichsschwenk in die Subkulturen der anderen Länders des sogenannten „Ostblocks“. Einstündige Präsentation (Deutsch) + 30 Minuten Q&A (Deutsch & Englisch)
  • 14:00 Uhr – Reden an die Europäische Nation – Kunst ist kein Luxus, sondern Notwendigkeit Alexander Nym (NSK)
    1992 aus dem Kunstkollektiv (Neue Slowenische Kunst) der Gründungsgruppen Laibach – jener berühmten slowenische Industrialband – , dem Künstlerkollektiv Irwin und der Theatertruppe Scipion Nasice (später Noordung/Postgravity Art) hervorgegangen, wirkt der NSK-Staat in der Zeit seit drei Jahrzehnten an den Schnittstellen von  Kunst, Ideologie und Geschichte. Der Vortrag dient als Einführung in die Geschichte des NSK-Staates und als Präsentation des Buchs „Reden an die Europäische Nation – Weapons of Mass Instruction“. 45-minütige Präsentation (Englisch)
  • 15:00 Uhr Laibach: Das Streben nach Utopie und ihre Widersprüche, Xavier Kruth (BE)
    Laibach ist eine der intellektuell herausforderndsten Bands der Welt, die Musik mit Konzeptkunst mischt und die Beziehung zwischen Kunst und Ideologie erforscht. Mit ihrer experimentellen Musik und der Einbeziehung sowohl nationalsozialistischer als auch stalinistischer Referenzen haben sie während ihres Bestehens zahlreiche Kontroversen ausgelöst, beginnend mit ihrer Gründung 1980 in Jugoslawien. „Laibach fungiert nicht als Antwort, sondern als Frage“, sagte der slowenische Philosoph Slavoj Žižek. Wir werden versuchen diese Frage zu beantworten, indem wir das Werk von Laibach in seinem historischen, politischen und konzeptionellen Kontext betrachten. Einstündige Präsentation (Englisch)
  • 16:00 Go East! Podiumsdiskussion und Fragerunde mit allen Referenten des heutigen Tages: Alexander Pehlemann, Henryk Gericke, Xavier Kruth und Alexander Nym. 45-minütige Diskussionsrunde mit Publikumsbeteiligung (Englisch)

Montag, 29. Mai 2023

  • 13:00 Uhr – Abject Horror und die politische Macht der Industrial Music
    Skye Severin (USA) & Maria Karssenberg (NL)
    Ein Blick auf die audiovisuellen Methoden, die von zeitgenössischer industrieller/dunkler Musik verwendet werden, um politische/aktivistische Botschaften zu vermitteln. Was hat es insbesondere mit den ästhetischen Techniken der Industrial Music auf sich (Synthesizer, Rhythmus, Gesangsstile, Bilder in Musikvideos und auf der Bühne), die politische Bedeutung vermitteln? Kann der Begriff des Abject Horror (Kristeva) beschreiben, was Industrial-Musik „macht“? Einstündige Präsentation (Englisch)
  • 14:15 Uhr – Leipzig in Schwarz. 30 Jahre Wave-Gotik-Treffen, Jennifer Hoffert-Karas (USA/DE)
    Lesung einer englischen Übersetzung der Frühgeschichte des WGT aus dem 2023 erscheinenden Buch „Leipzig in Schwarz. 30 Jahre Wave-Gotik-Treffen“. 30-minütige Lesung (Englisch)
  • 15:00 Uhr – Erforschung des dunklen Weiblichen in der zeitgenössischen bildenden Kunst (mit Fokus auf der Kunstszene von Minneapolis, USA), Jana Komaritsa (USA)
    Die multidisziplinäre Künstlerin Jana Komaritsa wird das Thema dunkle Weiblichkeit, Visionen von Frauen in der Kunst, ihre Hauptthemen und ihre kulturellen und künstlerischen Hintergründe erläutern. Der Schwerpunkt liegt auf der kreativen Arbeit prominenter bildender Künstler*innen mit unterschiedlichem Hintergrund aus der einzigartigen Kreativszene von Minneapolis, MN, USA. Mit Werken von: Jana Komaritsa, Caitlin Karolczak, Nicholas Harper, Phaedra Odelle, Nathanael England und Rachel Girard. 40-minütige Präsentation (Englisch)

Hier findet ihr die Veranstaltungen auch bei Facebook.

Doch kein Mainstream! „Lord Of The Lost“ belegen beim ESC den letzten Platz

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Die Deutschen sind Niederlagen beim Eurovision Song Contest (ESC) mittlerweile gewohnt. Aber die schallende Ohrfeige, die sich „Lord Of The Lost“ gestern in Liverpool abgeholt haben, konnte man in ganz Europa hören. Ihr Song „Blood & Glitter“ landete hinter Gastgeber Großbritannien und Serbien auf dem letzten Platz. Loreen aus Schweden überzeugte vor allem Jurys und konnte im abschließenden Zuschauervoting den Sieg für sich verbuchen. Ich hätte da auch noch eine gute und ein schlechte Nachricht.

Die schlechte Nachricht

Eine bittere Niederlage, die „Lord Of The Lost“ gestern Abend einstecken mussten. Chris Harms war die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, als die Band im abschließenden Zuschauer-Voting nur 15 Punkte bekam. Das tapfere Lächeln im Fokus der Kameras wirkte gequält. Und auch wenn ich nicht zu den Fans der Band gehöre und wir auch ausdiskutiert haben, dass sie mit Gothic eigentlich nicht viel zu tun haben, ist dieses Ergebnis nicht richtig. Warum der schwache schwedische Song gewonnen hat, ist mir ebenso schleierhaft, wie die Wertungen der Jurys und des Publikums. Ich sags Euch. Das war wegen des Wortes „Blood“ im Titel des Songs! :-) Der ehrenwerte Peter Urban, die deutsche Stimme des ESC, der gestern zum letzten mal dabei war, fand klare Worte.

Die gute Nachricht

„Lord Of The Lost“ sind offenbar doch kein Mainstream! Ich meine, der schwache schwedische Song markiert einen europäischen Geschmack, den die Hamburger überhaupt nicht bedienen. Goth sei Dank! So jubeln die Fans, die „Lord Of The Lost“ auf dem Wave-Gotik-Treffen 2023 an Pfingsten sehen wollen, traurigen „Verlorenen“ zu. Wenn das mal nicht gruftig ist!

Ich meine, was hätte das auch für ein Licht auf Szene und WGT geworfen, wenn wahrhaftige ESC-Gewinner in den düsteren Hallen der AGRA aufgetreten wären? :-) Ebenfalls positiv ist, dass ich mit der Entscheidung in Liverpool dann endlich doch einschlafen konnte, nachdem ich im auslaufenden Nachtschichtmodus mit einer penetranten Wachheit kämpfen musste.

Immerhin sorgte eine Kommentatorin bei diesem Artikel noch in der Nacht für die „Erklärung“ dieser Niederlage:

 

 

7 Kommentare: Was Interessierte beim WGT auch noch interessieren sollte

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Das Wave-Gotik-Treffen in Leipzig ist zu Pfingsten eine Stadt voller Missverständnisse. In der weltweit größten Begegnungsstätte, die sich über das gesamte Stadtgebiet erstreckt, kommt es immer wieder zu spannenden Begegnungen zwischen den Stinos (Stinknormalen) und den Gruftis (deutsch für „Gothics“). Olaf Parusel vom MDR versteht sich als journalistischer Mediator, der mit seinem Artikel „Sieben Tipps: Was Interessierte beim WGT unbedingt vermeiden sollten“ eine Art Knigge herausgebracht hat, wie sich neugierige Besucher verhalten sollten, um uns – die schwarz gekleideten Wesen der Nacht – nicht vor den toupierten Kopf zu stoßen. Das Lesen seines wirklichen gelungenen Artikels – und das ist das Einzige, was ich in diesem Artikel absolut ernst meine – sollte vor dem Konsum meiner Zeile unbedingt durchgeführt werden. Sowieso glänzt der MDR durch seine gut gefüllten Seiten zum WGT 2023.

Im Folgenden habe ich die Sieben Tipps beim MDR durch meine Kommentare ergänzt:

1. Beim WGT gibt es eben doch Verkleidungen

Es wäre ja auch zu einfach gewesen, einfach jedes Outfit als gelebte Identität anzuerkennen. „Das sind keine Verkleidungen! Das ist gefühlte Identität, die sich in der Kleidung zeigt.“ Aber das in schwarzem Latex gekleidete menschliche Pferd, das an einem Halsband über das viktorianische Picknick gezogen wird, ist vermutlich gar kein Pferd. Die beiden Krankenschwestern in High Heels und blutverschmierten Strapsen sind wahrscheinlich nicht im Krankenhausbereich tätig und auch die Elfen und Orks, die man auf dem viktorianischen Picknick entdeckt, haben kein Wurmloch nach Mordor aufgetan. Und ob die mit Zahnrädern, Maschinen und Waffenattrappen ausgestatteten Steampunks wirklich etwas mit Punks zu tun haben, wage ich zu bezweifeln. Auch wenn es lieb gemeint ist. Auf dem WGT gibt es auch Verkleidungen.

2. Goths rennen auch durch Leipzig

Ja, Olaf hat recht. Wir laufen nicht. Was von außen allerdings so aussieht, als würden wir „stolzieren, flanieren oder schreiten„, sind in Wahrheit die krampfhaften Versuche, mit dem gewählten Outfit zurechtzukommen. Mit 10 cm Plateaustiefel läufst du eben wie auf einem Sack Nüsse, bei High Heels in der gleichen Höhe ist es wie ein Akt auf dem Drahtseil und auch mit dem ursprünglichsten Schuhwerk alteingesessener Goten, den Pikes, ist der damit Laufende eher damit beschäftigt, nicht über die Spitzen seiner Schuhe zu stolpern. Wir Gruftis müssen uns beim Gehen eben konzentrieren. Es gibt aber auch Gruftis mit Turnschuhen. Und die Laufen. Zu jedem WGT durch Leipzig.

3. Nicht ohne Bändchen zum WGT?

Im Gegenteil. Eine aktive Community arbeitet jährlich daran, ganze Facebook-Gruppen mit den Möglichkeiten zu füllen, die an Pfingsten ohne das begehrte Bändchen besucht werden können. Natürlich sind diese Nebenaktivitäten selten kostenfrei. Leipzig ist zu Pfingsten ein dunkelbunter Spielplatz, bei dem unzählige Veranstaltungen dazu einladen, Gemeinschaftsgefühl und „Treffencharakter“ zu (er)leben. Mit oder ohne Bändchen. Voyeuristen haben zum WGT übrigens ihr eigenes Treffen. Am Freitag um das viktorianische Picknick herum, auf dem Platz vor der Moritzbastei oder auch an den Bierbuden vor dem AGRA-Gelände. Häufig mit Eis in der Hand, Handy in der Hand, Kamera um den Hals und mit bequemen Klamotten. Ich wette, so mancher leidende Grufti beneidet die feschen Sandalen der Voyeuristen, wenn die Sonne und das viele „stolzieren und schreiten“ für ordentlich Saft im Schuh gesorgt haben.

4. Mehr als nur schwarze Kleidung

Olaf schreibt in seinem Artikel: „Aber wissen Sie, wie Sie so richtig beim WGT auffallen – und zwar negativ? Indem Sie beim EBM-Konzert im Hawaiihemd vor der Bühne stehen. Oder in Fußballmontur am Viktorianischen Picknick teilnehmen wollen. Tun Sie das niemals. In Ihrem eigenen Interesse!“ Genau! Sonst machen wir nämlich genau sowas (1:01):

5. Keine Aggressionen beim Wave-Gotik-Treffen

Oh, wie hat der Olaf recht! Durch jahrelange Traurigkeit, in Überdosen eingenommene Melancholie und der Liebe zum Weltschmerz haben wir die Aggressionen aus unserer Gefühlswelt gestrichen. Wir wissen einfach, dass der Tod und das Verderben unausweichlich sind, die Welt als einziger Trümmerhaufen vor uns liegt und der Mensch die einzige Bestie ist, die diese Ruinen bevölkert. Wir haben resigniert und machen das Beste daraus, Aggressionen ändern auch nichts am Unausweichlichen. Das WGT 2000 fortzuführen, war die einzig logische Option. Die Hotelzimmer waren gebucht und bezahlt, die kunstschaffenden Menschen standen auch bereit und alle Freunde und Bekannte waren auch angereist, um den bevorstehenden Weltuntergang zu zelebrieren. Aggressionen sind eben dumm. Und Gruftis sind klug.

6. Auf dem Wave-Gotik-Treffen niemals protzen

Eben. Lasst den Ferrari und die Markenklamotten zu Hause. Das macht auch überhaupt keinen Sinn. Denn egal, was ihr Stinos da draußen so anstellt, um aufzufallen. Wir sind geiler. Fast so geil wie Olaf, den ich für diese Zeilen einfach knutschen könnte: „Goths schätzen das Leben in seiner existentiellen Tiefe – gerade angesichts unserer Sterblichkeit. Die Szene verweist durch ihr Verhalten und das Äußere auf das Innere. Anerkennung erhält man durch konsensfähige oder stilprägende Ideen kreativer Art, seien es Outfits, Kunstwerke, Gedanken oder Musikstücke.“ Chapeau, Olaf. Quintessenz ohne Pathos beim Öffentlich-Rechtlichen. Ganz großes Kino.

7. Niemals ungefragt Fotos schießen

Den Punkt hat Olaf schnell ergänzt, als er mitbekommen hat, wie viele Menschen das in den sozialen Medien ergänzten. Aber Goth bewahre, wenn sich alle daran halten würden! So würden ja die jährlichen „WGT-Charts“ völlig durcheinander geraten. Wer ist der am häufigsten fotografierte Grufti? Welche Grufti erscheint denn nun in der „BILD“ als Stereotyp der Szene? Und auf welches Accessoire muss ich nächstes Jahr verzichten, weil es dieses Jahr wirklich jeder hat? Möglicherweise kann ich einen Kompromiss vorschlagen. Die Gruftis verkaufen Bilder mit sich! Damit haben die Punks schon in im London der 80er-Jahre einen kleinen Zusatzverdienst gehabt. Und das sind ja irgendwie unsere Vorfahren. Allerdings weiß ich noch nicht, ob Bilder, auf denen wir lächeln, teurer sein sollten als die, auf denen wir traurig gucken.

Gothics stehen hinter einem Zaun und werden von Passanten beobachtet.

 

Gothic Pogo Festival XVI – Unter der schwarz-glänzenden Oberfläche

Wer nach den großen Namen auf dem Wave-Gotik-Treffen, den Sackpfeifen im heidnischen Dorf, der Shopping-Tour in den Messehallen und dem Schaulaufen auf der AGRA immer noch auf der Suche nach dem wahren Underground der Szene ist, kommt auch zu Pfingsten 2023 nicht am Gothic-Pogo-Festival vorbei. Hier verdampft die glänzende Oberfläche des schwarzen Treibens im Fieber der nebelgeschwängerten Tanzflächen. Hier geht es nicht um den höchsten Turm, die aufwendigste Gesichtskunst oder das eindrucksvollste Outfit, sondern darum, sich frei von Schubladen unter seinesgleichen die Seele aus dem Leib zu tanzen.

Das Werk II direkt am Connewitzer Kreuz bietet auch dieses Jahr wieder die Räumlichkeiten für Menschen aus der ganzen Welt, um sie auf und vor der Bühne zu versammeln. Eine Mischung aus Goth, Punk, Wave & Minimal verteilt sich auf 2 Hallen von Donnerstag bis Montag, genrespezifisch getrennt. Natürlich gibt es auch dieses mal wieder einen DIY Markt, auf dem hauptsächlich Mode, Schmuck und Accessoires aus kleine Manufakturen angeboten wird.

Das Ticket für alle 5 Tage koste 58 Euro, das 3-Tages-Ticket ist für 45 Euro zu haben. Im Vorverkauf, der sich hinter diesem Link verbirgt, kommen noch VVK-Gebühren hinzu. Kurzfristig wird es auch noch 1-Tages-Tickets geben und auch die Möglichkeit NUR für die Parties (ohne Live-Musik) Eintritt zu bezahlen.

Aufmerksamen GPF-Besucher wird die Preiserhöhung nicht entgangen sein, zu der sich die Veranstalter wegen der Inflation gezwungen sahen. Die betonen allerdings, dass man diesen Preis auch für die nächsten Jahre halten wolle, um einen kommerziellen Charakter zu vermeiden.

Gothic Pogo Festival – Programm

Das Gothic Pogo Festival 2023 beginnt mit dem „Festival Warm Up“ am Donnerstagabend um 22:00 in der kleineren Halle D (vorne rechts) und endet auch dort mit der „Final Night“ am Montag um 22:00. Halle A ist die größere Halle am Ende des Geländes, in der auch jeden Abend der Markt zu finden sein wird.

Donnerstag, 25. Mai (Kleine Halle D, ab 22:00)

  • Festival Warm UP mit den DJs HURZ! (Present of the Future), Nora Bran (Graveyard Death Cvlt), BoogieBat (Batboner, Graveyard Death Cvlt) und DekaDenz (Punks Undead) – Live wird die Band „Delta Komplex“ zu sehen sein.

Freitag, 26. Mai (Halle D ab 21:00 und Halle A ab 23:00)

  • Halle D: Live Programm unter dem Motto „Pogo Guitars“ mit Cataphiles (DE), [di:unru] (FI) und Miguel and the Living Dead (UK) im Anschluss Afterparty mit den DJs Troy (Onderstroom), Mike (Weird Science), Jan Endzeit (Crimson Night) und ZeitUngeist (Gothic Pogo)
  • Halle A: Während der Markt bereits ab 21:00 geöffnet hat, findet die „Dis/Tanz queer Wave Night“ dort ab 23:00 statt. Zu hören sind die DJs Ludi Oktokreuz (Dis/Tanz), Aurelia Dinamita (Dis/Tanz), Reverend E (Movement), Tankel Lux (Gothic Pogo, Lumière Bleue)

Samstag, 27. Mai (Halle D ab 21:00 und Halle A ab 23:00)

  • Halle D: Live Programm unter dem Motto „Mutant Tansmissions“ mit LR666 (FR), Bite Marx (USA), Mängelexemplar (GER) und Dear Deer (FR) anschließend bedienen die DJs Polina Y (Mutant Lab), Too many Creeps, Dr. Gregor Gioesing (Grgr), Industra, Graftak (DMTH) und CMO (Noize Concrete) die Plattenteller
  • Halle A: Unter dem Motto „Return to the Batcave“ beschallen Euch Yvonne (Old Skull), Gárgola (Vienna Decay), O! (Return to the Batcave) und Woodraf (Return to the Batcave) mit entsprechenden Klängen.
  • Synth Robots Dance Invasion 2023 – Ab 16:00 VOR dem Werk 2 am Connewitzer Kreuz treffen sich wieder die Roboter, die tanzen wollen zu Impro-Synth-Sound aus dem Background.

Sonntag, 28. Mai (Halle D ab 21:00, Halle A ab 23:00)

  • Halle D: Unter dem Motto „The Legendary Shock Wave Marathon“ findet genau dieser statt. Live beginnen Accident Sentimental (FR), Sexy Suicide (PL) und Konstantin Unwohl (DE) den musikalischen Langestreckenlauf, der dann mit M, Andre und The Ringo bis in die frühen Morgenstunden gehen wird.
  • Halle A: Cavey Nik (Dead & Buried), Gertrud Stein (Achtung!Achtung!) und MizMargo (Sleepwalk, MIZerable Monday) bedienen das Motto „Tot & Begraben“ mit Sicherheit zur vollsten Zufriedenheit.

Montag, 29. Mai (Halle D ab 22:00)

  • In der „Final Night“ lautet das Motto „Bunkersyndikat meets Damaged Goods“ und die DJs LaFontaine, M.Flöß, Neon Cultist, Reklovski, Uschmar versuchen, gegen die aufsteigende Müdigkeit der Besucher anzuklingen.

Erreichbar ist das Festival am besten mit der Tram Linie 11, die auch zur oder von der AGRA fährt, eine Haltestelle ist direkt vor der Tür. Dort fahren dann auch die Nachtbusse, die euch über das ganze Stadtgebiet verteilen können. Jetzt Tickets für das Gothic Pogo Festival im Vorfeld sichern!