„Leipzig in Schwarz. 30 Jahre Wave-Gotik-Treffen“ mit Michael Brunner und Peter Matzke

Das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig hat zum 30. Geburtstags des Wave-Gotik-Treffens eine Neuauflage des Buches „Leipzig in Schwarz“ herausgebracht und dazu auch eine Reihe von Veranstaltungen angekündigt. Als Höhepunkt findet am Pfingstsonntag um 14:00 eine Lesung aus dem Buch statt, an der Lydia Benecke (Kriminalpsychologin und Autorin), Michael Brunner (Mitbegründer des WGT, Organisator und künstlerischer Leiter des WGT von 1992 bis 1998), Jennifer Hoffert-Karas (Mitherausgeberin von »Leipzig in Schwarz«, Autorin und Fotografin) und Peter Matzke (Autor und Journalist) teilnehmen, um den Geschichten aus dem Buch Leben und Authentizität einzuhauchen.

Das Buch: Leipzig in Schwarz. 30 Jahre Wave-Gotik-Treffen

2016 brachte das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig zum 25. Jubiläum des WGT ein Buch mit dem Titel „Leipzig in Schwarz“ (wir haben darüber berichtet) heraus, das man anlässlich des 30. Treffens nun in einer Neuauflage um die Jahre 2016-2022 ergänzt und erweitert hat. Darin geht man auch auf die beiden ausgefallenen Treffen während der Pandemie ein und beleuchtet neben dem unausweichlichen Alterungsprozess unter den Besuchern des Treffens auch die Tatsache, dass Gothic immer mehr in der Mitte der Gesellschaft einen festen Platz eingenommen hat. Auch die erste politische Veranstaltung im Rahmen des Treffens – der Trauermarsch der Umwelt-Gruppe Extinction Rebellion – wurde unter die Lupe genommen.

Das Buch bleibt mit seiner Neuauflage eines der spannendsten gedruckten Rückblicke auf 30 Treffen, gerade durch die penible Recherche, die vielen Zeitdokumente und die Hilfe von vielen „Machern“ und Initiatoren des WGTs. 16 Seiten wurden gegenüber der ursprünglichen Ausgabe ergänzt und bebildert. Viele Texte aktualisiert und überarbeitet. Die Zusammenarbeit mit dem Passage-Verlag ermöglicht es jetzt auch, das Buch bereits jetzt vorzubestellen. Leute, die sich für das Treffen und seine Geschichte interessieren, können die knapp 20 Euro nicht besser anlegen.

Die Lesung: Lydia Benecke, Jen Hoffert-Karas, Michael Brunner und Peter Matzke

Spannend könnte die Lesung mit anschließender Talk-Runde werden, die am Pfingstsonntag, den 28. Mai 2023 in der „Alten Börse“ in Leipzig stattfindet. Neben einem der „Erfinder“ des Wave-Gotik-Treffens, Michael Brunner, nimmt auch Peter Matzke an der Lesung teil, der von 1997 bis 1998 Geschäftsführer der Wave Gotik Treffen Veranstaltungs GmbH war und als Pressesprecher von 2001 bis 2005 das WGT nach außen vertreten hat. Zusammen mit Lydia Benecke, die Kriminalpsychologin und Autorin, sowie Jen Hoffert-Karas, die maßgeblich zur Entstehung des Buches beigetragen hat, findet unter der Leitung von Dr. Johanna Sänger, der Kuratorin des Stadtgeschichtlichen Museums, eine Gesprächsrunde statt. Der Eintritt ist kostenlos.

Hier gibt es noch weitere Informationen zur Lesung am Sonntag.

Weitere Veranstaltungen des Stadtgeschichtlichen Museums

Obwohl es dieses Jahr keine groß angelegte Ausstellung gibt, hat das Museum ihm Rahmen des Treffens ein paar Veranstaltungen zusammengestellt, die für den ein- oder anderen durchaus interessant sein dürften.

Am Freitag, dem 26.05 kann man beispielsweise in Workshops den Bau eines eigenen Fächers erlernen oder das 500 Jahre alte Rathaus besichtigen. Die Folterkammertour am Samstag ist dann auch noch ein kulturelles Kleinod, bevor man am Pfingstsonntag in Hauptprogramm startet. Ebenfalls am Sonntag ab 12:30 findet im 2. Stock des „Alten Rathaus“ die Lesereihe „Gothic Identity“ statt, die sich vor allem an englischsprachigen Besucher des Wave-Gotik-Treffens richtet. Bitte teilt diese Informationen mit möglichen Interessenten aus Eurem englischsprachigen Bekannten- und Freundeskreis! Das vollständige Programm:

Sonntag, 28. Mai 2023

  • 12:30 Uhr – Die Darkwave-DDR und der Magnetbanduntergrund Alexander Pehlemann (DE) & Henryk Gericke (DE)
    Eine audio-visuelle Exkursion in die dunklen Nischen des DDR-Underground und seine Verbreitung mittels illegaler Kassetten-Editionen, aufbereitet von Henryk Gericke und Alexander Pehlemann. Basierend auf dem Buch „Magnetizdat DDR. Magnetbanduntergrund Ost 1979-1990“ (Verbrecher Verlag) und der dazugehörigen 3-LP-Compilation bei Edition Iron Curtain Radio sowie diversen anderen Publikationen und im abschließenden Q&A auch mit einem Vergleichsschwenk in die Subkulturen der anderen Länders des sogenannten „Ostblocks“. Einstündige Präsentation (Deutsch) + 30 Minuten Q&A (Deutsch & Englisch)
  • 14:00 Uhr – Reden an die Europäische Nation – Kunst ist kein Luxus, sondern Notwendigkeit Alexander Nym (NSK)
    1992 aus dem Kunstkollektiv (Neue Slowenische Kunst) der Gründungsgruppen Laibach – jener berühmten slowenische Industrialband – , dem Künstlerkollektiv Irwin und der Theatertruppe Scipion Nasice (später Noordung/Postgravity Art) hervorgegangen, wirkt der NSK-Staat in der Zeit seit drei Jahrzehnten an den Schnittstellen von  Kunst, Ideologie und Geschichte. Der Vortrag dient als Einführung in die Geschichte des NSK-Staates und als Präsentation des Buchs „Reden an die Europäische Nation – Weapons of Mass Instruction“. 45-minütige Präsentation (Englisch)
  • 15:00 Uhr Laibach: Das Streben nach Utopie und ihre Widersprüche, Xavier Kruth (BE)
    Laibach ist eine der intellektuell herausforderndsten Bands der Welt, die Musik mit Konzeptkunst mischt und die Beziehung zwischen Kunst und Ideologie erforscht. Mit ihrer experimentellen Musik und der Einbeziehung sowohl nationalsozialistischer als auch stalinistischer Referenzen haben sie während ihres Bestehens zahlreiche Kontroversen ausgelöst, beginnend mit ihrer Gründung 1980 in Jugoslawien. „Laibach fungiert nicht als Antwort, sondern als Frage“, sagte der slowenische Philosoph Slavoj Žižek. Wir werden versuchen diese Frage zu beantworten, indem wir das Werk von Laibach in seinem historischen, politischen und konzeptionellen Kontext betrachten. Einstündige Präsentation (Englisch)
  • 16:00 Go East! Podiumsdiskussion und Fragerunde mit allen Referenten des heutigen Tages: Alexander Pehlemann, Henryk Gericke, Xavier Kruth und Alexander Nym. 45-minütige Diskussionsrunde mit Publikumsbeteiligung (Englisch)

Montag, 29. Mai 2023

  • 13:00 Uhr – Abject Horror und die politische Macht der Industrial Music
    Skye Severin (USA) & Maria Karssenberg (NL)
    Ein Blick auf die audiovisuellen Methoden, die von zeitgenössischer industrieller/dunkler Musik verwendet werden, um politische/aktivistische Botschaften zu vermitteln. Was hat es insbesondere mit den ästhetischen Techniken der Industrial Music auf sich (Synthesizer, Rhythmus, Gesangsstile, Bilder in Musikvideos und auf der Bühne), die politische Bedeutung vermitteln? Kann der Begriff des Abject Horror (Kristeva) beschreiben, was Industrial-Musik „macht“? Einstündige Präsentation (Englisch)
  • 14:15 Uhr – Leipzig in Schwarz. 30 Jahre Wave-Gotik-Treffen, Jennifer Hoffert-Karas (USA/DE)
    Lesung einer englischen Übersetzung der Frühgeschichte des WGT aus dem 2023 erscheinenden Buch „Leipzig in Schwarz. 30 Jahre Wave-Gotik-Treffen“. 30-minütige Lesung (Englisch)
  • 15:00 Uhr – Erforschung des dunklen Weiblichen in der zeitgenössischen bildenden Kunst (mit Fokus auf der Kunstszene von Minneapolis, USA), Jana Komaritsa (USA)
    Die multidisziplinäre Künstlerin Jana Komaritsa wird das Thema dunkle Weiblichkeit, Visionen von Frauen in der Kunst, ihre Hauptthemen und ihre kulturellen und künstlerischen Hintergründe erläutern. Der Schwerpunkt liegt auf der kreativen Arbeit prominenter bildender Künstler*innen mit unterschiedlichem Hintergrund aus der einzigartigen Kreativszene von Minneapolis, MN, USA. Mit Werken von: Jana Komaritsa, Caitlin Karolczak, Nicholas Harper, Phaedra Odelle, Nathanael England und Rachel Girard. 40-minütige Präsentation (Englisch)

Hier findet ihr die Veranstaltungen auch bei Facebook.

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Gruftwurm
Gruftwurm (@guest_62715)
Vor 1 Jahr

Meine Bücher Sammlung in Bezug auf unsere hübsche Szene wurde heute um ein Buch erweitert. „Leipzig in Schwarz“ überbrachte mir heute der Postbote und beim ersten durchblättern bin ich schwer begeistert. Es ist fast wie eine Zeitreise. Mir war dieses Werk noch nicht bekannt – ich bitte um Verzeihung. Jedenfalls freue ich mich auf spannende Leseabende. In der Danksagung findet sich auch ein Herr Forst wieder. :)

Gruftwurm
Gruftwurm (@guest_62720)
Antwort an  Robert
Vor 1 Jahr

Spannend wie sich das ganze in den nächsten fünf oder zehn Jahren entwickeln wird. Jedenfalls danke für den Buch Tip. :)

Yttrium
Yttrium(@yttrium)
Vor 1 Jahr

Das mit dem Fächer-Workshop ist ja ganz niedlich, ich find die Dinger auch super praktisch und hab einige davon. Würd sie jetzt aber nicht unbedingt mit der Schwarzen Szene assoziieren, ich seh die genauso oft auf klassischen Konzerten oder in unklimatisierten Öffis.
Aber was ich sagen wollte. 7 Euro Materialkosten? Was? Ich hab nicht den geringsten Schimmer, wie man einen halbwegs ordentlichen Fächer für 7 Euro basteln können soll.

Und gegen die touristische Ausschlachtung von Folterkammern hab ich ja sowieso was. Es wird auch heutzutage immer noch gefoltert, ich kenn da einige Leute die das hinter sich haben, bei einem meiner besten Freunde sind da z.B. die Arme dabei ausgekugelt worden. Kein Mensch käme auf die Idee, z.B. einen Folterkeller der Gestapo derartig reißerisch zu präsentieren wie das mit älteren historischen Sachen passiert, die in 90% der Fälle nicht der Bildung dienen sondern dem wohligen Grusel und der Unterhaltung. Da wird den Opfern wirklich der letzte Rest Menschenwürde entrissen.

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