Mit Stumpffer Feder geschrieben, so präsentiert sich Silvia 1982 mit ihrem auf Schallmauer erschienen Longplayer „Silvia“, denn für diese NDW Perle zeigt sich in erster Linie Tommi Stumpff verantwortlich, der bei der KFC den frühen Punk der Düsseldorfer Szene mit gestaltete. 2003 wurde Silvias „Silvia“ dann erneut veröffentlicht und zeigt sich aktueller denn je, denn jenseits vom alten Staub der Neuen deutschen Welle eröffnet sich dem Hörer eine Elektroperle, die neben wirklich eingängigen Klängen auch auf der Textseite etwas zu bieten hat. Obgleich man den Stil mit einer DAF Kopie vergleichen könnte, so legt die eingehende und kühle Art zusammen mit der minimalistische klanglichen Untermalung deutliche Wave-Anleihen offen. Leider ist viel zu wenig von Silvia selbst bekannt als das ich ausschweifend darüber schreiben könnte. Deshalb lassen wir sie und ihre Musik für sich sprechen.
Anne Clark – Our Darkness
Angesichts der bevorstehenden Konzerterfahrung werde ich einen zeitgemäßen Klassiker oben genannter Künstlerin auspacken. Habe morgen die Ehre einem Anne Clark Clubkonzert beizuwohnen – und ja, ich bin aufgeregt. „Weltschmerz“ ist einmal die Definition eines Musik-Magazin gewesen, das versucht hat mit Clark’s Schwermut und den poetischen Songtexten umzugehen, doch dabei hätte sie einfach nur zuhören sollen. Am 16. Februar 1981 tritt die damals 21-jährige erstmals im Vorprogramm von Depeche Mode auf, die im gleichen Stil mit „Dreaming of me“ in den Charts landen sollten. Noch bevor Sie zusammen mit John Foxx 1985 das Album „Pressure Points“ heraus bringt, hinterlässt sie mit dem auf ein Jahr zuvor erschienenen „Joined Up Writing“ auf dem auch das Stück „Our Darkness“ ist, einen ganz besonderen Eindruck . Musik, zu der man nicht unbedingt tanzt, sondern bei der man einfach auf der Tanzfläche steht und die Musik so richtig in sich reinkriechen lässt.
Helium Vola – Selig
Schluss mit Berechenbarkeit! Denn mit einem Ausflug in diese Gefilde hatte sicherlich keiner gerechnet, obwohl dem regelmäßige Verfolger solche Sprünge geläufig sein dürften. Und obwohl dieses Stück poppig-leicht bis düster-romantisch in die Ohren schwingt ist es ebenso bei Gruftis und Schwarzromantikern gleichermaßen beliebt. Ernst Horn, der sich auch musikalisch bei den Lakaien austobt hat in seinem Nebenprojekt Helium Vola (Helium Flieg!) zusammen mit Sabine Lutzenberger klassisch mittelalterliche Themen in eben so alter Lyrik in mittelhochdeutscher und provenzalischer Sprache aufgenommen und dazu tanzbare elektronische Klänge unterlegt. Hier zum „Reifrock-über-den-Boden-wischen“ das Stück Selig von der 2001 erschienenen Debüt-Scheibe „Helium Vola“. Und ich weiß jetzt schon: Das Stück wird spalten. Goth or not?
Und als Schmankerl der Refrain in neuzeitlichem Deutsch:
Selig, selig sei die Wonne,
selig sei die wonnenbringende Maien-Zeit
selig sei der Vögel singen,
selig sei die Aue, selig sei der Wald,
man sieht Blumen manigfaltig
durch das grüne Gras hoch dringen
mehr denn ich erdenken könnte,
tanzen, springen, sollen die Jungen im Widerstreit.
Es mag ein Tribut an unsere Informationsgesellschaft sein, dass viel zu viele Menschen ihr Wissen nur noch aus den Medien beziehen ohne das Verlangen zu spüren mehr darüber zu erfahren, es selbst auszuprobieren und zu hinterfragen was man sieht. Das gilt nicht nur für die privaten Sendeanstalten, sondern auch die öffentlich-rechtlichen. Moment! Darf ich nicht erwarten, das die aus den Rundfunkgebühren finanzierten Sender ihrem Bildungsauftrag nachkommen? Sollte man annehmen, doch das gilt nicht für die Randbereiche der Berichterstattung oder Bildungslücken die nicht als solche erkannt werden.
Immer wieder geistern im Zusammenhang mit Amokläufen und Gewalttaten Jugendlicher, oder junger Erwachsener die Computerspiele – genauer gesagt die Killerspiele – auf, außerdem wird von „Suchtverhalten“ und „Isolation“ gesprochen die letztendlich bei labilen Menschen zu merkwürdigen Verhaltensweisen führen. Das die privaten Sender das gewinnbringend ausschlachten, dürfte den meisten dann bewusst werden, wenn sie selbst oder auch nur anteilig davon berührt sind, aber auch die öffentlich-rechtlichen schüren die Diskussion und werfen Fragen auf, anstatt antworten zu liefern.
Michael Schillhansl hat einen großartigen Dokumentarfilm über das Genre Fantasyrollenspiel gedreht, das alle Facetten dieses Bereichs zeigt und einen differenzierten Einblick in die Faszination von LARP, Tischrollenspielen und Online-Spielen gibt. Bei Facebook schreibt er dazu: „Ich wollte eine Dokumentarfilm machen, der die Faszination von Fantasyrollenspielen erklärt. Anders als sonst im Fernsehen üblich, wollte ich keine Freaks zeigen, die von Verwahrlosung, Gewalt und Sucht bedroht sind, sondern „normale“ Menschen, die von ihrer Leidenschaft erzählen.“ Nehmt euch die Zeit, und schaut die Dokumentation an, es lohnt sich:
Und das hat er geschafft, wer sich rund 55 Minuten Zeit nimmt, erhält einen spannenden und bemerkenswert ehrlichen Einblick in eine Welt, die für Außen stehende nicht greifbar, nicht erklärbar und unverständlich erscheint. Anstatt immer die gleichen Phrasen auszudiskutieren liefert den Film einen Einblick in die Welt der Fantasyrollenspiele auf 3 verschiedenen Ebenen.
Sowas müsste im Fernsehen laufen! War auch meine erste Reaktion als ich das Video bei Nerdcore sah, bevor ich dazu Michael Schillhansl Text las, den ich euch nicht vorenthalten möchte und der dann erst recht fassungslos macht:
Warum läuft der Film nicht im Fernsehen?
Damn – i tried really hard. Als ich vor ein paar Jahren die ersten Ideen für den Film hatte, begab ich mich brav zu Vorgesprächen mit Fernsehredakteuren. Die Gespräche verliefen abgekürzt immer so: „Ah sie wollen was über Computerspieler machen. Wollen sie es mehr unter dem Suchtaspekt betrachten, oder mehr unter dem Gewaltaspekt?“ – „Ähm – Nein, ich wollte die zunehmende Popularität und Faszination des Spielens erklären.“ „Achso, also, wenn das nicht unter dem Thema Amok oder Sucht läuft, weiß ich nicht, ob das wer sehen will.“
Nach einiger Zeit beschloß ich den Film selbst zu produzieren. Mit dem fertigen Film bin ich dann zu etlichen Fernsehsendern gegangen. Die Dialoge verliefen dann meist so: „Ah – Computerspiele. Da machen wir gerade eine eigene Produktion. Die zeigt (Sender X) die Suchtgefahren der neuen Medien, oder (Sender Y), wie Computerspiele die Gewaltbereitschaft von Jugendlichen erhöhen…Experten…Verwahrlosung…AMOK!!!“
Leider bleibt deshalb Oma Erna im Musikantenstadelsumpf stecken und wird beim Wort Computerspiele weiterhin Herzflimmern bekommen oder an Kinderpornographie denken.
Liebe Fernsehsender. Jugendschutz ist eine feine Sache, es gibt so viele Sachen auf dieser Welt und auch im Internet vor denen die Hoffnung unserer Nation geschützt werden muss. Zensur, Verbote und Stigmatisierung sind die Fragen mit denen ihr euch beschäftigt, doch wer beantwortet die Fragen derer die gefährdet sind? Wer erklärt den Jugendlichen was wirklich dahintersteckt? Ihr macht das offenbar nicht und seid zu engstirnig endlich eurem Bildungsauftrag nachzukommen, zu tief steckt ihr schon in den Mühlen aus Quoten und Werbeeinnahmen. Mir läuft es kalt den Rücken runter wenn ihr euch auf den Fernsehpreisen selbst etwas vorheuchelt und Dokumentationen über Angst, Tod, Hass und Arbeitslosigkeit Preise verleiht. Ehrlich, da soll sich noch mal einer wundern, das wir in schwarz rumlaufen.
„Spiel nicht mit dem Feuer!“ sagte man mir und ich tat es doch. Ich eine kleine Gartenschaufel goss ich den Pinselreiniger den ich im Schuppen des Schrebergartens gefunden hatten. Das Feuerzeug entfachte das lodernde kleine Spektakel, fasziniert funkelten meine Augen im Schein des Feuers. Doch ein plötzliches Geräusch erschreckte mich. Ich sprang auf und trat mit meine Fuß auf die Spitze der Schaufel. Wie auf einem Katapult schleuderte die brennenden Flüssigkeit auf meinen Fuß, panisch erschlug ich die Flammen mit meinen Händen und dennoch war mein Knöchel eine Mischung aus Ruß und Hautfetzen, die das rohe Fleisch entblößten. Ich empfand keinen Schmerz, der Schock saß mir in den Knochen. Erst als man mir im Krankenhaus die Wunde säuberte und die Reste verbrannter Strümpfe entfernte schossen mir die Tränen in die Augen. Der Arzt fand, das ich für einen 10-jährigen Jungen sehr tapfer war.
Vielleicht wäre mir das nicht passiert, wenn ich diese englische Aufklärungsvideo aus dem Jahre 1974 gesehen hätte, das eine äußerst bedrückende Stimmung erzeugt und das mich als Kind sicherlich gefesselt hätte. Düster, verbrannt, gruselig – schützt man so vor den Folgen eines leichtsinnigen Verhaltens mit dem Feuer? Ich musste mich wohl erst verbrennen um zu erkennen, dass Feuer heiß ist.
Die Frage die mich vor dem Lesen eines Buches über die schwarze Szene immer wieder beschäftigt, ist die, ob es überhaupt möglich ist eines Szene als solche zu beschreiben, gerade wenn es sich dabei um das mittlerweile 30 Jahre altes und vielschichtiges Phänomen der Gothic-Kultur handelt. Ist es Alexander Nym möglich das zu meistern woran vor ihm schon so viele Autoren gescheitert sind? Nein, aber ich rechne es ihm hoch an, das er es auch gar nicht erst versucht.
Schillerndes Dunkel ist ein opulente Sammlung von Texten namhafter Autoren und Künstler die einen Teil zu dem beitragen, was man heute unter dem Oberbegriff schwarze Szene zusammenfassen würde und gibt einen Einblick in die zahlreichen Facetten einer Subkultur, die sich vom Musikgenre zum Lebensgefühl entwickelt hat.
Inhalt
„Schillerndes Dunkel“ ist eine Ansammlung von Beiträgen verschiedenster Autoren, die ebenso vielfältig sind, wie die Szene über die sie schreiben. Und obwohl Alexander Nym selbst mit einigen Beiträgen vertreten ist, so überlässt er sein Werk doch mehr seinen Gästen und versucht eine Struktur aufzubauen. Die Texte reichen von recht unterhaltsamen Interviews bis hin zum komplexen wissenschaftlichen Abhandlungen oder modische Pamphleten. Politische Ausflüge gehören selbstverständlich auch dazu.
Der Schreibstil schwankt natürlich mit den Autoren von unterhaltsam beschwingt, bis zu Texten für deren Deutung man ein griffbereites Fremdwörterlexikon benötigt, was natürlich auch wieder vom Leser, in dem Falle mir, abhängig ist. Ebenso abhängig vom Leser ist die subjektiv empfundene Relevanz der Texte. Während ich bei Michael Moynihan „Lucifer-Rising – Die Geschichte eines Soundtracks“ dachte: „interessant, aber was hat das bitteschön mit der Szene zu tun?“ habe ich beim Interview „Tränen auf der Tanzfläche“ selbige durch heftige Lachanfälle verloren während ich bei Andreas Plögers „Falsche und doch nie gegebene Versprechen?“ nicht mehr mit dem Nicken aufhören konnte.
Durch die Fülle von interessanten, skurrilen, absurden oder kontroversen Beiträgen ist es unmöglich nicht etwas zu entdecken, mit dem man sich identifizieren kann. Es fällt schwer das Buch in seiner Gänze zu mögen oder es als solches abzulehnen, das schwankt mit der Erwartungshaltung, die man vor dem Lesen eines solchen Buches einnimmt. Wer glaubt hier alles über die Szene zu erfahren, wird enttäuscht werden.
Die Struktur des Buches lässt jedoch meiner Ansicht nach zu Wünschen übrig. Die unter den 5 Oberbegriffen vereinten Beiträge wollen in ihrer angedachten Reihenfolge nicht wirklich zusammenpassen, zu groß erscheinen mir die thematischen Sprünge. Musik und Kultur beispielsweise unter ein Kapitel zu stellen ist fast fatal, beide Bereiche sind einfach zu komplex als das man sie unter einen Hut fassen könnte. Letztendlich findet man schnell seine eigene Struktur und sollte davon Abstand nehmen das Buch komplett zu lesen und sich lieber einzelne Beiträge herauspicken, das macht das Lesen angenehmer und gibt Zeit zum Verständnis.
Kritik
Es fällt auf, das sich viele der Beiträge um die kontroversen Randbereiche der Szene drehen die einst mit dem Industrial von Throbbing Gristle begannen und im Neofolk um die Bands Death in June, Current 93 oder Sixth Comm sowie dem Post-Industrial von Laibach enden. Doch die ständige Auseinandersetzung damit wird dem eigentlichen Genre nicht mehr gerecht, denn es macht allenfalls einen kleinen Teil der Szene aus. Stephan Pockrandt, umstrittener Herausgeber des Magazins „Zwielicht“ und Inhaber des Labels „Eis & Licht“ schreibt sogar: „Trotzdem ist es ein Fehler, den Niedergang des Neofolk ausschließlich jenen externen Stimmen zuzuschreiben, die ihre Kritik immer im vollen Brustton der Überzeugung herausposaunten.“ Er vermag sogar abseits von den sonst so nebulösen Wortgebilden mit denen sich Künstler und Autoren dieses Genre so gerne umgeben, die Sache auf den Punkt zu bringen:
Da standen sie nun in erstarrten Posen vor den Feldherrenhallen und wurden nur von ihren Uniformen zusammengehalten. Viele Texte verkamen zu einen Mischung aus Kinderreim, hohlem Pathos und Worthülse, ein Großteil der Musik zu banalem Schlager und immer mehr Konzerte wurden Momente des kollektiven Fremdschämens. Und spätestens an dem Abend, an dem eine Akustikgitarre vom Tonband eingespielt wurde und zum einhundersten Male ein Kriegsfilm in Schwarz-Weiß unreflektiert an die Wand geworfen wurde, war es Zeit den Saal zu verlassen… (Stephan Pockrandt: Bekenntnis, S. 262)
So kritisch sich die Autoren auch mit diesem Randbereich auseinandersetzen, so verloren erscheint mir der Beitrag von Cornelius Brach, dem Pressesprecher des WGT – dem wohl wichtigsten Szenetreffen in Deutschland. Sein Artikel liest sich meiner Meinung nach wie ein Werbebroschüre für einen Ausflug auf eine schwarze Wellness-Farm und setzt sich in keiner Form mit den Randbereichen des WGT auseinander, die oft im Fokus vieler (schlechter) Berichterstattungen liegen. Zum WGT 2000 schreibt er: „“Schlechte Koordination und Uneinigkeit im Organisationsteam hatten zu groben wirtschaftlichen Fehlplanungen geführt, sodass das WGT im Laufe des Pfingstwochenendes pleite ging. (…) Fest steht, entgegen anderslautenden Legenden hat sich damals niemand mit dem Geld aus dem Staub gemacht, denn Geld war einfach keins mehr da.“ Klingt für mich wie: Vorher war alles schlecht, dann kamen wir. Ich denke das, das WGT würde ein eigenes Buch füllen können, das dann vielleicht ohne Herrn Brach auskommt.
Glücklicherweise ist der Tenor der meisten Autoren hinsichtlich der Frage „War früher alles besser?“ ein durchweg positiver, denn obwohl man sich gerne seiner Vergangenheit bedient, so ist der Blick in die Gegenwart und Zukunft der Gothic-Szene nicht so düster, wie man zunächst vermuten würde – einige der Autoren schöpfen noch Hoffnung. Die aktuelle Größe der Szene sorgt für eine starke Verwässerung der Kernideen, die Meinungen dazu sind unterschiedlich:
Kommt schon Leute, wacht endlich auf! Es ist Zeit, auf den Tisch zu hauen. Es ist wirklich an der Zeit, etwas von dem alten Geist zurückzubringen. Etwas von einer Subkultur mit Einstellung, mit authentischen und kontroversen Ideen, mit Künstlerinnen, die tatsächlich Musik machen und mit markigen Aussagen ein Publikum inspirieren, dass einmal mehr zu der oberflächlichen Journaille laut Fuck Off! sagt.“ (Andréa Nebel: Was ist nur aus unserer Szene geworden ?, S.358)
Ich habe Freunde gefunden, mit denen mich etwas sehr spezielles verbindet (…) Die Rolle der Szene war hierbei allerdings auf das Zusammenführen beschränkt. Doch genau das ist diskussionswürdig, denn nirgendwo sonst habe ich ähnlich tiefe Verbindungen mit Menschen aufbauen und entdecken können wie in dieser Szene. (Andreas Plöger: Falsche und doch nie gegebene Versprechen?, S.371)
Musikalisch orientierte Szenemitglieder stoßen sich ebenfalls an einige Dingen der Szene und treffen hier auch meinen Kern der Sache, allen voran die Protagonisten des Ruhrpott-Szene rund um den legendäre Zwischenfall-Club in Bochum. Und wahrlich, hier findet sich meine Meinung am Besten wieder.
Heutzutage stylt man sich in Windeseile gruftikatalogkonform, fährt dann mit dem Kleinwaagen der seit einer halben Stunde Strapse tragenden Freundin los und schaut sich auf hart getrimmte Karaoke-Bands an, deren Arrangements komplett aus der Konserve kommen, deren Shows an Wochenend-Karneval erinnern: strotzend vor Parodie, ohne dass es parodistisch wirken soll, ohne, dass es als Parodie verstanden wird. Was nicht verwunderlich ist. Es ist keine Parodie. Es ist hohle Unterhaltung. (Myk Jung: Das Diktat der Langeweile, S.389)
Ich glaube, dass es in diesem mainstreamingen schwarzen Bereich soweit gekommen ist, dass die Musik gar nicht mehr den Stellenwert früher Tage hat. Sie ist nur noch Beiwerk. Die Leute gehen aus, mehr nicht (…) Sie treffen sich mit ihren Freunden – und sind halt zufrieden, wenn sie am Abend sechs, sieben Mal auf die Hits tanzen können, auf die sie schon seit Jahren tanzen – oder auf Songs, die sie eh die ganze Zeit im Auto hören, wenn sie unterwegs sind. Für mich war immer die Musik das Fundament. In ihr habe ich mich gefunden.“ (Thomas Thyssen: Tränen auf der Tanzfläche, S.120)
Drumherum
Alexander Nym (c) Igelhaut – orgonautic.de
Das Buch ist sehr hochwertig und gibt ein ausgezeichnetes haptisches Gefühl. Sein Gewicht macht es als Taschenbuch natürlich ungeeignet, wird aber meiner Definition eines Buches tatsächlich gerecht. Viele Bilder mit teilweise künstlerischen Ambitionen runden das Gesamtbild ab und zeigen auch diese Facette der schwarzen Kunst. Alle Quellen, Autoren und Bilder sind fein säuberlich im Anhang genannt und geben so viel Raum für eigene Recherche. Ein umfangreiches Stichwortverzeichnis ist dazu noch ein Leckerchen, von dem sich einige andere Gestaltet etwas mitnehmen können. Der Preis von 68€ sondiert es deutlich von den üblichen Preisen schwarzes Literatur, ist aber durchaus gerechtfertigt – vielleicht auch eine gute Idee für ein Weihnachtsgeschenk? Erschienen ist es im Plöttner Verlag.
Mein Nachwort
In seinem Nachwort trauert Nym dem „Do it yourself“-Ethos der Szene nach, der in den letzten Jahren verschwunden zu sein scheint. Dabei übersieht er, das es durchaus noch DIY Strömungen in der schwarzen Szene gibt, so werden beispielsweise die Schwarzromantiker mit ihren aufwendigen viktorianisch anmutenden Kostümen zwar als Motiv für Bilder hergenommen, als inhaltlicher Teil des Buches oder als Teil einer immer noch aktiven DIY-Kultur fehlen sie jedoch völlig. „(führt dazu)…das man in einem Gothic-Shop heutzutage zwar meterweise Stiefel in den unterschiedlichsten Ausführungen findet – aber den klassischen Schnabelschuh mit Schnallenbesatz gibt es nicht mehr.“ Stimmt natürlich auch nicht, gerade in der heutigen Zeit sollten Errungenschaften wie das Internet als Szenebestandteil ebenso integriert werden, wie eine lebendige Fan-Zine Kultur.
Seinem Aufruf zu Wiedergewinnung von Anspruch, Diskurs- und Kritikfähigkeit kann ich aber uneingeschränkt zustimmen. Das Buch versorgt mit Hintergründen „alter Zeiten“ und kann für viel Kreativität herhalten auch wenn es alles andere als Perfekt ist, genau so wie die Szene die es beschreibt.
Im Zuge der Satanismus-Welle in den späten 60ern litt besonders die USA unter einigen davon inspirierten Morden, allen voran die von Charles Manson, der sich selbst als Wiedergeburt von Aleister Crowley bezeichnete und als personifiziertes Böses damit die Werke des 1947 verstorbenen Schriftstellers in ein blutiges Licht rückte. Anton LaVey gründete 1966 die berühmte „Church of Satan“ die damit ebenfalls einen neuen Zeitgeist in den frühen 70ern einläutete, dem sich viele Musiker und Bands unterwarfen. So kommt es vor allem seit dieser Zeit immer wieder zur Verquickung von Satanisten und Rockmusik.
Polizei und Behörden zeigte sich den spirituellen Einflüssen gegenüber sehr hilflos und haben seit dieser Zeit immer wieder mit Ritualmorden zu tun, bei denen sich die Mörder Symbolen bedienen um damit ihre Opfer zu zeichnen. Ein bisschen gruselig ist es ja schon wenn der steife Polizist hier an dem Bikini-Mädchen zeigt, woran man „typische Spuren satanistisch beeinflusster Morde“ erkennt. (Keine Angst, alles Jugendfrei)
„Discusses satanic cults and details signs and evidence that may be found at crime scenes. Teaches officials what to look for and how to anticipate satanic activity.“ Immer wieder gibt es Morde, bei denen sich die kranken Individuen Riten oder Symbole bedienen und für ihre Zwecke missbrauchen, sei es 1993 in Sondershausen oder 2001 in Witten. Du kannst Bücher schreiben, Artikel verfassen und predigen, immer reichen einzelne Taten und die angstgeile Sensationspresse aus dies alles zu zu Staub zerfallen zu lassen.
Wie es aussieht, wenn man eine Jugendbewegung in einer Jugend-Soap zum Thema macht, habe ich bereits mit der ersten Folge von Schloss Einstein – Das Gruftie Internat deutlich gemacht. Erschreckend ist, das es heute immer noch möglich zu sein scheint, mit den selben Vorurteilen und Klischees wie vor 20 Jahren zu arbeiten um daraus eine Unterhaltungssendung für Jugendliche zu produzieren, bei der die Aufklärung nur mitschwingt, während sie von der plakativen Darstellung einer halb verstandenen Szene überstrahlt wird.
Es scheint unausweichlich gewesen zu sein, das Thema „Gothic“ durch die aktuell große Popularität in die Serie mit einzubeziehen, gewünscht hätte ich mir aber eine andere Sichtweise, ohne die ewige Leier von Beschwörungen, Satanismus und schwarzen Messen. Es gibt durchaus andere ernst zunehmende Probleme heranwachsender die man in einer solchen Serie anfassen könnte, obwohl ich zugeben muss, dass das den Wert der Unterhaltung drücken würde. Der Kunde ist König und so produziert man das, was sich am besten verkaufen lässt. Doch genug von meiner persönlichen Ansicht, hin zur lang erwarteten zweiten Folge.
In der letzten Folge haben wir Thekla kennengelernt, die nach den Weihnachtsferien als Gruftie an das Internat zurückkehrt. Schnell wird den Mitschülern klar, das es etwas mit dem Tod von ihrem liebsten Pferd Aida zu tun haben muss. Tobias, den Thekla für den Tod ihres Pferdes verantwortlich macht, bekommt auch gleich die Dunkle Seite der Macht präsentiert, denn Thekla belegt ihn mit einem bösen Fluch und bereitet auf dem Dachboden einen Altar vor, um sich so an ihm zu rächen.
Ganz nebenbei versucht die Jung-Pädagogin sich in Aufklärung und relativiert das Auftreten von Thekla vor dem Kollegium als Phase. Und dennoch kommt die Schule nicht umher sich mit dem Thema auf vielfältige Art und Weise auseinanderzusetzen. Unterdessen gerät auch Franziska, die ihre Mutter beinahe verloren hat, in den dunklen Strudel und beginnt sich für Gothic und Thekla als neue Freundin zu interessieren.
In der zweiten Folge „Beschwörungstheorien“ werden wir weiter Zeuge, wie Thekla ihre neue Freundin Franziska immer tiefer in das schwarze Loch aus geheimen Riten, Altären, Beschwörungen und Verwünschung führt. Wird sie aus ihr eine Gehilfin machen? Wird das junge Ding sich ihrem Schicksal ergeben? Können die Freunde mit vereinten Kräften ihre Mitschüler aus dem Sog des Schattens ziehen?
Selbstverständlich habe ich auch dieses mal einen Hauch Spontis mit in die Suppe gerührt um die ein wenig schmackhafter zu machen.Verpasst auch nicht die erste Folge „Das Pferd ist tot.“ und seid gespannt auf eine weitere Folge von Schloss Einstein, dem Gruftie Internat.
Einleitung zu Gastrezension: Lesen ist ein äußerst komplexer Prozess. Während unsere Augen Wort für Wort und Zeile für Zeile erfassen müssen, ist unser Gehirn damit beschäftigt die Wörter wieder in eine Sinngemäße Folge zu bringen, die Aussage zu erfassen und für sich zu analysieren. Es könnte natürlich auch sein, das nur mir dieser Prozess zu kompliziert vorkommt und ich mit dem Lesen der Bücher nicht nachkomme. Da es mir unmöglich erschien einem interessanten Buchtipp von Laura, die sich in ihrem Blog Bibliofeles mit dem Lesen eben solcher beschäftigt, nachzugehen, habe ich sie gebeten ihren Artikel zu Eva-Maria Bonkes „Ich sehe schwarz“ hier veröffentlichen zu dürfen. Darüber hinaus habe ich Sie auch als Autorin für zukünftige Gastrezensionen gewinnen können, was mich persönlich sehr freut, da ich ihre Meinung nicht selten teilen kann.
Klappentext:
“Die 14-jährige Leonie raucht, trinkt, schaut gern Horrorfilme und trägt am liebsten Schwarz. So eckt sie in der Gesellschaft mehr als nur einmal an und ist bald als Satanistin verschrien. Sie flüchtet sich mit Freunden in grausame Rollenspiele. Szenekonflikte unter Jugendgruppierungen wie den »Gangstern« und den »Grufties« sowie immer häufigere Mobbingattacken in der Schule drängen das Mädchen in ein misanthropisches Verhalten. Leonie muss erkennen, dass sie selbst im Schrank der Gesellschaft eine Schublade bekommen hat und kämpft mit Gedichten und morbiden Kurzgeschichten gegen ihre Wut über das Jungsein in der heutigen Moderne an.”
Inhalt:
Leonie ist 14 Jahre alt und hat die Gothic-Szene für sich entdeckt. Obwohl sie auf dem Dorf wohnt hat sie doch einige Kontakte innerhalb der Szene knüpfen können mit denen sie nun ihre Freizeit verbringt. Doch das häufige Schicksal eines jeden Grufties, der in einer ländlichen Gegend aufwächst, hat auch sie bald erreicht, denn schnell ist sie als Satanistin verschrien, wird in der Schule gemobbt und muss sich immer wieder der Konfrontation mit den “Hoppern” stellen. Sie flüchtet sich in ihre eigene kleine schwarze Welt, konsumiert Alkohol, bleibt tagelang von zu Hause weg und rutscht immer tiefer ab. Doch ist das wirklich das was Leonie mit ihrem Leben anfangen will?
Meine Meinung:
Ich stehe etwas auf Kriegsfuß mit diesem Buch. Schließlich war ich selbst ca. im gleichen Alter als ich die Schwarze Szene für mich entdeckte und habe sicherlich anfangs, genau wie Leonie, mit dem ein oder anderen Klischee übertrieben bis ich meine eigene Ausdrucksweise finden konnte. Doch genau das scheint Leonie nicht zu schaffen. Stets bleibt dieser unangenehme Nachgeschmack, dass sie genau einer der Grufties ist, der es so schwer macht, die ganzen Vorurteile aus der Welt zu räumen.
Sie säuft, geht seltsamen, brutalen Rollenspielen nach, wird ganz plötzlich bi-sexuell, schreibt Gedichte…Leonie ist DER Klischee-Gruftie. Auch wenn sie gegen Ende des Buches wieder etwas vernünftiger wird, eine Ausbildung zur Erzieherin beginnt und ihr Leben wieder in geordnete Bahnen bringen möchte, kann ich absolut keine Sympathie für sie entwickeln. Das mag bei mir jedoch auch einfach nur der Fall sein, da ich selbst aus der Szene komme. Allerdings denke ich, dass jemand der mit der Szene gar nichts am Hut hat, durch dieses Buch noch mehr Vorurteile aufbauen könnte, da der Sinneswandel von Leonie einfach zu gering ausgearbeitet ist.
Mein herzliches Dankeschön für das Rezensionsexemplar geht an den Asaro Verlag, kaufen kann man es auch bei Amazon.de für 18,90€.
Der 11.11. eines jeden Jahres ist für Kinder in Deutschland ein ganz besonderes Ereignis, die hier feiert man den Sankt Martinstag, an dem singende Kinder einem in römischer Uniform gekleideten Menschen auf einem Pferd folgen und dabei ein meist selbstgebastelte Laterne vor sich her tragen. Und auch ich liebte dieser Tradition, die ich bei anderer Gelegenheit salopp als Gegenstück zu Halloween bezeichnete. Doch ganz so einfach ist es dann doch nicht. Immerhin ist das ein schöner Brauch den ich als Kind selbst mitmachte und auch heute noch sehr schätze, unabhängig von seinem christlichen Kontext.
Dieser Martin von Tours (lat. Martinus) wurde 316 n. Chr. in Pannonien, dem heutigen Ungarn, geboren und wuchs als Sohn eines römischen Offiziers in Pavia, Italien auf. Mit 15 wurde er Soldat und machte schon bald Karriere als Offizier. Immer schon war Martin sehr hilfsbereit bekannt. Als er an einem kalten Wintertag mit seinem Pferd an einem hungernden und frierenden Bettler vorbei reitet, teilt er seinen weiten Mantel mit seinem Schwert und schenkt dem Bettler die eine Hälfte. In der folgenden Nacht erschien ihm der Bettler dann wieder in einem Traum und gab sich als Jesus Christus zu erkennen. Raffiniert, nicht wahr?
Das bekehrte Martin und er ließ sich taufen. Er quittierte den Militärdienst und ging in die französische Stadt Poiters um beim ortsansässigen Bischof in die Lehre zu gehen. Später baten ihn die Menschen der Stadt Tours, ihr Bischof zu werden – Martin willigte ein. Eine Legende berichtet, das Martin eigentlich erst nicht wollte und sich vor dem Volk in einem Gänsestall versteckte, doch die schnatterten so laut, das er entdeckt wurde – zur Strafe ließ er sie dann braten und schuf die „Martinsgans“ die man in manchen Gegenden des Landes immer noch verspeist.
Martin blieb 30 Jahre in seinem Amt und verstarb schließlich 397 im Alter von fast 80 Jahren. Post Mortem wurde er vom Papst heiliggesprochen und gibt noch bis heute dem Tag seinen Namen und seine Tradition.
Warum die Kinder aber letztendlich mit Laternen bewaffnet von Tür zu Tür ziehen ist nicht wirklich eindeutig geklärt.
Und hier kommt dann wieder ein direkte Überschneidung mit dem Eingangs erwähnten Halloween. Licht und Feuer wurde für die Bauern um den 11. November herum wieder wichtiger, die Arbeiten auf den Feldern waren beendet, die meisten taten gut daran, sich mit allen Vorräten eingedeckt zu haben. Zum Dank für die Ernte und die angelegten Vorräte hat man dann Feuer entzündet. Kinder haben Fackeln aus Stroh und Papier entzündet oder auch Kerzen in ausgehöhlte Kürbisse und Rüben gestellt. Mit diesen Lichtern sind sie dann vom Ort zu Ort gezogen um Obst und Gebäck zu erbetteln. So eine der Vermutungen.
Es lässt sich aber feststellen, das beide, oder besser gesagt alle Traditionen die sich um dieses Datum drehen mit regional und international unterschiedlichen Festen gefeiert wird. Doch auch heute finde ich das Fest gelungen. Kinder basteln schöne Laternen und bekommen für ihre Gesangseinlagen eine entsprechende Entlohnung in Form von Süßigkeiten oder Obst bringen zu mindestens zu mir vorweihnachtliche und herbstliche Stimmung. Dieses Fest ist auch noch relativ frei von Kommerzialisierung und bleibt angenehm „intim“. Ich bin gespannt, eine Schale neben der Tür steht bereit und wie sieht es bei Euch aus? Wart ihr selber singen? Lasst ihr die Tür zu wenn es klingelt?
Schuld war wieder einmal die Kirche und falsch verstandener Glaube. Als der „legendäre“ Guy Fawkes unter das Parlament im Palast von Westminster in London kroch, um dort 36 explosive Fässer zu positionieren, wollte der Katholik den protestantischen König Jakob I. mitsamt seiner Familie und allen Parlamentariern töten, weil dieser den katholischen Glauben in England unterdrückte. Blöd nur, dass man den Gunpowder-Komplott vereiteln konnte, Fawkes schnappte und ihn mit samt seinen Verschwörern hinrichtete. Hanged, Drawn and Quatered – Die vermeintlich Schuldigen wurden bis zu Bewusstlosigkeit gehangen, die Gedärme für herausgenommen und die Körper anschließend gevierteilt. Sicher ist sicher.
Bis heute ist das Attentat nicht vergessen, verhinderte es doch die Emanzipation des katholischen Glaubens in England für weitere 200 Jahre. Man feiert das Scheitern des Komplotts und die Rettung des Königs mit der Bonfire Night. Populär machten den Komplott zunächst die Comicreihe V wie Vendetta und deren Verfilmung, in dem ein maskierter Freiheitskämpfer in einem düsteren und futuristischen London gegen die autoritäre Führung rebelliert und mit seiner Blutrache einen gesellschaftlichen und politischen Umsturz vorbereitet.
Die aus der Graphic Novel „V wie Vendetta“ und der gleichnamigen Verfilmung stammende Guy-Fawkes-Maske des Protagonisten V dient dem Internetkollektiv Anonymous als Erkennungszeichen und Identitätsschutz. | Al from Edinburgh, Scotland, Anti-scientology-protest, CC BY-SA 2.0
Auch wenn die Anleihen an die wahren Begebenheiten eher stilistischer Natur sind, verhalf er 2006 dem Ereignis zu neuer Popularität. Doch der Film wird dem vereitelten Attentat nicht gerecht und vermischt nur ein Haufen rebellischer Legenden und Geschichten zu einer universellen Botschaft gegen ungeliebte Ideologien. Rüdiger Suchsland widmete dem Film bei Telepolis einen passenden Artikel. Ein interessanter und unterhaltsamer Film, wenn man das gezeigte wenigstens zu verstehen versucht und darüber hinaus noch seine Schlüsse daraus zieht. Doch der 5. November 1605 war nicht der Tag an dem Helden gemacht wurden, sondern ein dunkler Fleck in Englands Geschichte.
Ein BBC Dokumentation schildert noch einmal die Geschichte einer Nacht, die die Geschichte hätte ändern können. Die Zeit erzählt die Geschichte auf Deutsch. Ob der Glaube jemals als legitimes Mittel der Kriegsführung anerkannt war, aus heutiger Sicht mutet das Ereignis und sein Kult etwas anmaßend an und scheint die Beweggründe und den Zweck der Tat zu heroisieren. Die Geschichte ist spannend, weil sie ein Teil der Vergangenheit ist und deren Ausgang einen erheblichen Einfluss auf spätere Entwicklungen hatte. Comic und Film bedienen sich des Mythos in beinahe beliebiger Weise mischen daraus ein unterhaltsames Süppchen mit dem Wahrheitsgehalt eine Wahlkampfrede.
Happy Guy Fawkes Day? Mitnichten lieben Briten. Daran gibt es nichts zu feiern. Die beispiellose und gewalttätige Auseinandersetzung zwischen Protestanten und Katholiken hat in England eine düstere Geschichte. Erst 2005 endete der Bürgerkrieg zwischen beiden Glaubensrichtung in Nordirland und hinterlässt immer noch offene Fragen. Bitte keine blutigen Sonntage und Feiertage mit fragwürdigem Hintergrund.
„Du sollst Skinheads nicht mit Nazis verwechseln“ ist nicht nur der Titel einer aufklärenden Internetseite, sondern auch Motto mit erhobenem Zeigefinger. Aufmerksame Leser wissen bereits: Eine Glatze und ein Paar Dr. Martens reichen noch lange nicht für die Identifizierung eines Neonazis. Viel schlimmer noch: Heute scheint es praktisch unmöglich typische Erkennungsmerkmale zu definieren, die dem Bürger bei seinem Schubladendenken unter die Arme greifen. Auf sehr anschauliche Art und Weise haben sich die Filmemacher und Edina MedraStefan Berenthal mit Kindern und Jugendlichen zweier Schulen in Bremen zusammengetan und das Video Vorsicht Nazi gedreht, das im leicht verständlichen Stil die Sache noch einmal in 6:55 auseinanderklamüsert und damit den Versuch gestartet, das Vorurteil, das sich untrennbar mit dem Denken vieler Bürger verknotet hat, zu entwirren.
Neonazis leben heute davon, alte Symbolik aufzugeben und sich ständig neue Bezüge herzustellen. Die meisten sind nicht mehr durch ihr äußeres zu unterscheiden, sondern nur durch ihre Ideen und die immer gleichen Argumente. Die Beliebigkeit in der man in der rechten Szene Symbole für sich vereinnahmt ist erschreckend und verleiten uninformierte immer wieder zu falschen Assoziationen. Gothics wurden in den 90ern ebenfalls als Weg der Infiltration entdeckt, ihr politisches Desinteresse, Bezüge zu Mythen und Legenden sowie die Erforschung musikalischer Grenzbereichen musste auf die braune Brut wie ein Magnet gewirkt haben. Und trotzdem fanden sie auch hier keinen fruchtbaren Boden, sondern stießen auf breite Ablehnung. Bis heute ist das Thema jedoch sensibel geblieben und sorgt immer wieder für Diskussionsstoff, der manchmal nur auf Verfehlungen einzelner zurück zu führen ist.