Doku: Schwedische Depeche Mode Fans im Porträt

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Leser, die nicht unsterblich in die Musik von Depeche Mode verknallt sind, habe die freie Auswahl sich rund 1000 Artikel ohne entsprechenden Inhalt anzuschauen. Die anderen bleiben und werden feststellen, dass es Schweden leichter haben. Jedenfalls hinsichtlich der 45-minütigen Dokumentation „A Film of Faith and Devotion“, die von der schwedischen Produktionsfirma Hillbay Media online gestellt wurde, denn die ist im schwedischen Originalton gehalten. Glücklicherweise hat man gleich ein paar Untertitel dazu gestellt, die man durch klicken auf das rechteckige Symbol unter dem Video aktivieren kann. Hier und da gibt es ein paar Lücken, aber den echten Devotee schreckt das nicht ab, schließlich geht es um das Lebensgefühl gleichgesinnter wenn auch nicht mehr ganz jugendlicher Anhänger von Depeche Mode. Gedreht wurde die Dokumentation – so Sven Plaggemeier in seinem Artikel auf depchemode.de – von einem Götheburger Fanclub, wo die Doku bereits im letzten Spätsommer Premiere feierte.

Ich stelle fest, bis zum Vollblut-Devotee fehlen mir noch ein Haufen Skills. Prall gefüllte IKEA-Regale beispielsweise und 16 mal das gleiche Album von Depeche Mode mit marginalen Unterschieden und – zu guter letzt – auch die alte Frisur von Martin Gore, die ich immer haben wollte, nur ein paar Stunden genießen konnte und sie dann für immer verlor. Ja, die Schweden haben es da wohl besser. Oder?

Post-Punk Magazine vor dem Ende?

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Eine Seite, die peinlicherweise bisher völlig unter meinem Radar flog, ist Alex Bakers post-punk.com, die nicht nur durch hochwertigen Content trumpfen kann, sondern auch gleich noch exklusive Interviews, Videos und Podcasts bietet. Das Video der März-News zum Beispiel ist dann auch an mir vorbeigerauscht und ließ mich völlig fasziniert zurück. Auf einer kurzen Recherche stolperte ich über die bewegte Vergangenheit. Ursprünglich 2004 von Joshua Pfeiffer gegründet, fasste Alex Baker Ende 2012 den Plan, die Idee und die Seite neu zu beleben. Er startete gleich eine Kickstart-Kampagne über 85.000$ um ein hochwertiges Magazin herauszubringen, dass sich mit Post-Punk, Gothic und Wave beschäftigt und dem „Kern“ der Musik eine neue Plattform bietet. Bei rund 7.000$ war allerdings erstmal Schluss, dieser Anlauf scheiterte. Kurze Zeit später dann eine neue Crowdfunding-Kampagne bei Indiegogo, diesmal mit deutlich niedrigerem Ziel von 25.000$. Leider war auch hier bei rund 4.000$ Schluss. Beide Kampagnen liefen aus, die Unterstützer erhielten ihr Geld zurück.

In den sozialen Medien und mit ihrer Internetpräsenz feiert Post-Punk.com allerdings stetig Erfolge. Mittlerweile gibt es 68.411 „Gefällt“ mir Angaben und die veröffentlichten Artikel werden fleißig geteilt und gelesen. 2014 erscheinen sehr gut gemachte Interviews unter anderem mit Mark Burgess (The Chameleons), Edward Kaspel (Pink Dots), Gary Numann oder auch als Video mit Luis Vasquez von Soft Moon.

Jetzt scheint Alex den finalen Versuch zu starten, denn er möchte nun bei Patreon „Patrons“ zu werben, die nach Crowdfunding-Manier monatlich einen kleinen Obulus spenden, um das Online-Magazin zu erhalten. 1000$ werden monatlich benötigt – er schreibt dazu : „Running a website is expensive, let alone setting up video production and conducting interviews.  If we reach this goal, we will be able to cover our bare minimum costs, and continue to bring you news, interviews, reviews“ Je mehr Geld monatlich zusammenkommt, um so mehr Inhalt wird es geben, ab 2000$ gibt es beispielsweise ein wöchentliches Video.

Natürlich habe ich die Gelegenheit nicht ungenutzt gelassen, Alex um ein Interview zu bitten um mit ihm über post-punk.com die Vergangenheit und Zukunft, sowie die Schwierigkeiten, mit leidenschaftlichen Content Geld zu verdienen. Ich bin gespannt, wie er reagiert. Besucht die Internetseite, schaut die Videos, abonniert, teilt und lest den Inhalt – macht euch selbst ein Bild.

Musikperlen – Nachts sitz ich draußen und fühle mich allein (Tauchgang #31)

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Bal Paré – Palais d’Amour

Das „elektronische Trio“ Kirsten Klemm, Matthias Schuster und Jan T.Krahn gründeten 1981 die Band mit dem geläufigen Namen „Jeannette & das Land Z“ und feierten erste Erfolge mit einer Cover-Version des France Gall Klassikers „Poupee De Cire, Poupee De Son“, mit dem sich sich vor allem im Paris einen Namen machten.  1982 kehrten sie aber Paris und ihrem alten Bandnamen den Rücken, nannten sich Bal Paré und veröffentlichten in Hamburg ihr erstes Album. Doch irgendwie ist dann ein Zusammenarbeit mit dem Label Phonogram gescheitert, so dass man sich entschloss das Label „Konkurrenz“ zu übernehmen und weiterzuführen. Da erschien dann auch das Album „Metamorphose“ auf dem das Stück Palais d’Amour zu hören ist. Wer übrigens gleich nach dem Astronautenmädchen den Track hier startet weiß, was ich mit „Erinnerungsschauer“ meine.

Nachtanalyse – Scan mich ein

Die Band Nachtanalyse lernte ich beim Young & Cold Festival in Augsburg kennen, kein Wunder denn Barbara Fahsig (alias Babsi per Du), Daniel Hallhuber (alias Daniel Düsentrieb) und – damals noch – Bastian Wagner (alias Fantasi Wagner) sind ein Teil der „Augsburg-Connection“, die sich nicht nur als Veranstalter des Festivals, sondern auch als Gründer zahlreicher Bands und Nebenprojekte einen Namen gemacht haben. Interessanterweise drang das Lied erst nach dem eigentlichen Festival in meine Ohren, als ich in der nächtlichen After-Tanz-Party die Tanzfläche bearbeitete. So bin ich gleich zum Plattenaufleger geeilt, um zu hinterfragen, was da meine Beine zur Bewegung animierte. Erstaunlich wie facettenreich und vielfältig die Minimal-Wave-Szene doch ist und dennoch klein und überschaubar bleibt. Das Stück „Scan mich ein“ ist auch schon ein bisschen älter, auf dem Album „Sternentaufe“ 2013 erschienen und wurde dann auch 2014 in einem Videoclip umgesetzt.

Solitairen Effekten – Kleines Astronautenmädchen

Die Band „Solitairen Effekten“, manchen besser bekannt unter ihrem alter Ego „Solitude FX„, ist das Gemeinschaftsprojekt von Marc Schaffer und Orpheo Weidelz-Baur, die sich in ihrer Musik einer Neuinterpretation der „Neuen Deutschen Welle“ verschrieben haben könnten. Sie selbst nennen ihre Musikrichtung „Melancholic minimal analogue electronic pop“ und erschlagen damit so ziemlich jeden Stil, unter den man die Band einordnen könnte. Bei mir löst die Musik eine Form von wohlig warmen Erinnerungsschauern aus, die ich immer dann erlebe, wenn ich Klassiker der NDW Revue passieren lasse und mich dabei an Kinderzimmertage vor Lego-Bergen und C64 erinnere. Der Song ist simpel, eingängig, tanzbar und herzerweichend schön, fehlt nur noch der Tag, an dem ich dazu die Tanzfläche eines Dunkelschuppens rocken kann. Zuhause ist mir das immer ein bisschen unangenehm. Wer möchte, kann sich beim Label Enfant Terrible die Stücke der LP „unsere Liebe ist für andere gänzlich unbekannt“ herunterladen und in seine nächste Playlist einbauen.

1999: Eine Bildertour über den Hauptfriedhof Frankfurt

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Leserin Kerstin – alias Hexenstern von Horn – hat eine besondere Leidenschaft für Friedhöfe, schon seit Jahren ist sie unterwegs, um Eindrücke mit ihrer Kamera festzuhalten. Als die Wahl-Hamburgerin vor rund 15 Jahren in Frankfurt lebte, erforschte sie den Hauptfriedhof, einer der eindrucksvollsten und größten Friedhöfe Deutschlands. Beim Stöbern in diesen alten Aufnahmen entschloss sie sich, sie Spontis – und damit einer breiten Menge ästhetisch gleichgesinnter Menschen – zur Verfügung zu stellen. Eine schöne Entscheidung, denn mich haben die Bilder gleich gepackt, sei es wegen der Wahl der Motive oder wegen dieser angenehmen Patina, die auf den alten und rauschigen Bilder ruht und diese Art der Wärme versprühen, die man auch beim Knistern alter Schallplatten spüren kann.

Und ihre Tränen fließen, wie’s Bächlein auf den Wiesen.

1828 lebten 45.000 Menschen in der heutigen Finanzmetropole. Der damals innerhalb der Stadtmauern gelegene Peterskirchhof, der bis dato seit über 300 Jahren als Friedhof genutzt wurde, platzte aus allen Nähten, Ärzte bemängelten das hygienische Problem eines solchen Friedhofs und einflussreiche Patrizierfamilien sehnten sich nach Platz für ihre ausladenden Gedenkstätten. Am 1. Juli 1828 eröffnete die Stadt den Frankfurter Hauptfriedhof, der nach zahlreichen Erweiterungen heute eine Fläche von rund 70 Hektar bedeckt. Seit nun mehr 187 sammelt der Friedhof Geschichten, Schicksale und Tragödien um an die zu erinnern, die sie erlebten. Der Friedhof ist nicht nur eine Ansammlung an kunsthistorischen Grabmälern, sondern auch die letzte Ruhestätte vieler großer Namen. Marcel Reich-Ranicki liegt in guter Nachbarschaft zu Arthur Schopenhauer und Theodor Adorno, auch Goethes „Suleika“ Marianne von Willemer liegt hier begraben. Einst der meistbesuchten Gräber – so Wikipedia – ist das von Pauline Schmidt. Sie soll das Vorbild von „Paulinchen“ gewesen sein, die in der „gar traurigen Geschichte mit dem Feuerzeug“ im Kinderbuch „Der Struwwelpeter“ ihr tragisches Ende findet.
Ich entlasse den Leser nun auf eine kleine Bildertour über den Hauptfriedhof in Frankfurt. Unten das Vorschaumosaik, durch Klicken auf eines Bilder gelangt man in eine Diashow, in der man auch die Möglichkeit hat einzelne Bilder zu kopieren oder in vollständiger Größe herunterzuladen.

Mehr Bilder vom Frankfurter Hauptfriedhof findet ihr in unserer Galerie.

Spontis Wochenschau #02/2015

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Überrascht haben mich in den letzten Wochen meine Posteingänge. Der virtuelle und der reale. Im virtuellen Postfach landete eine E-Mail einer Redakteurin die für den WDR eine Sendung aus der Reihe „b.sucht“ recherchiert und Protagonisten aus der schwarzen Szene sucht und sich von mir Hilfe dabei versprach. Die Nachricht war ausführlich und durchaus plausibel, das Format halbwegs ansprechend. Nach einigem zögern willigte ich ein, bei der Suche zu helfen. Ich wollte die Gelegenheit ergreifen, endlich ein paar Menschen vor die Kamera zu bringen, die etwas von dem repräsentieren, was ich schwarze Szene nennen würde. Also legte ich mich in Zeug, sprach einige Menschen an, fragte nach ihrem Einverständnis, trug Informationen zusammen und schickte eine entsprechende Liste zurück. Ich weiß leider noch nicht, wer mit dabei ist und wer nicht und bleibe gespannt was dabei herauskommen wird. Meine Erfahrungen werde ich in einem Artikel zusammenfassen, wenn der entsprechende Bericht im Sommer gezeigt wird. Ich verbleibe pessimistisch. Warum, zeigte mein echtes Postfach. Kurz nachdem ich die Mail abschickte, leerte ich den echten Briefkasten, der eine Postkarte aus Meldorf offenbarte, die ein Foto von Wellen zeigt, die an Steinen zu Gischt zerschellen. Einfach so eine Postkarte, nur ein Absender und liebe Grüße. Ihr könnt euch vorstellen, welches Kopfkino losging: Meine Vorstellungen von einem guten Bericht zerschellen zu salzigem Schaum. Großartig. Ich werde den Leser auf dem laufenden halten, auch mit dieser Wochenschau:

  • Hyms from the Bedroom | Featureshoot
    Der Rand der Gesellschaft ist in ständiger Bewegung. Während unsere Gesellschaft wächst, assimiliert sie ehemalige Ränder als Teil ihrer selbst und stetig definieren neue Andersartigkeiten den Rand unserer Gesellschaft. Bunte Haare, ausrasierte Köpfe, Sicherheitsnadeln durch Ohren und Nase, weiß geschminkte Gesichter, umgedrehte Kreuze und schwarze Gewänder lassen sind längst aufgesogen, akzeptiert und beleuchtet. Heute befindet sich das Geschlecht im Randbereich unserer Wahrnehmung. Es gibt unzählige Facetten geschlechtlicher Identifikation und über Jahrhunderte gewachsene äußerliche Merkmale verwaschen im stetigen Spiel damit. Poem Baker hat in seiner Fotoserie „Hyms from the Bedroom“ Menschen porträtiert, die man heutzutage als Non-Konformisten bezeichnen könnte.
  • Auf der Suche nach den russischen Grabräubern | VICE
    Man mag von VICE halten was man möchte, es gibt jedoch einige Rosinen zu entdecken. Im November 2013 machte sich Manuel Freundt auf den Weg nach Russland, um sich auf die Spuren der „Black Diggers“ zu begeben, die auf alten Weltkriegsschlachtfeldern nach den Leichen gefallener Soldaten graben um damit in einschlägigen Portalen das schnelle Geld zu verdienen. Er trifft auch einige Reenactors, die statt mittelalterlichen Schlachten, Kämpfe aus den 2 Weltkriegen nachstellen, mit gefundenen Uniformen, alter Munition und entsprechenden Waffen. „Die Reenactors finden die Wehrmacht auf jeden Fall ziemlich toll, weil sie damals so gut „organisiert“ waren. Deswegen haben auch heute alle Naziuniformen an. Natürlich ohne Hintergedanken, wie sie uns versichern.“ Eine bizarre Welt. Das nachstellen mittelalterlicher Kämpfe gehört zum guten Ton auf jedem Mittelaltermarkt. Kinder mit Schwertern, Schilden und Helmen. Merkwürdig, dass ich beim anschauen der Dokumentation „Russian Grave Robbers“ die auf der Arbeit von Freundt beruht, ganz anders empfinde.
  • Frühlingserwachen auf Friedhofserde | Schemenkabinett
    Die Natur scheint unsterblich. Während in den Gräbern seit Jahrhunderten Gebeine dem Verfall trotzen, blüht über ihnen die Pracht des Frühlings. Schon ein bizarres Bild, wenn der Friedhof erscheint wie eine Werbebroschüre des Gartencenters, womöglich weil im ästhetischen Sinne sterbende Bäume, Nebel und Dunkelheit eher zu einem Friedhof passen würden. Und wenn dann höchstens wilder Efeu, der mit immer längeren Armen die Ruhestätten zu verdecken versucht. Nicht so in Gießen, wie das Schemenkabinett berichtet: „Auf dem Alten Friedhof, der um das Jahr 1529 aufgrund der Vielzahl von Pesttoten angelegt wurde, finden heute nur noch in Ausnahmefällen Beisetzungen statt. Viele Gräber werden daher schon seit langem nicht mehr von Trauernden besucht. Und doch wirkt es im Frühjahr so, als hätte jemand zum Gedenken der Verstorbenen überall frische Blumen gepflanzt. Ein Büschel Schneeglöckchen (Galanthus) steht direkt vor einem verwitterten Grabstein.
  • Viona’s Victorian Village | Viona-Art
    Das viktorianische Picknick wird zum kommenden WGT 2015 nicht mehr stattfinden. Nach rund 7 Jahren, so ist als Ankündigung zu lesen, sei es Zeit für ein neues Konzept mit frischen Ideen. Und in der Tat geht man nun völlig neue Wege. Der zunehmende Strom von Touristen und Fotojägern zur großen Wiese im Clara-Zetkin-Park hat die Veranstalter möglicherweise zum Umdecken gezwungen, an den 2014 geforderten Respekt und „Code“ hat sich offensichtlich kaum jemand gehalten. Mit dem Panometer in der Richard-Lehmann-Straße hat man einen eindrucksvollen Platz gefunden, um der „Victorian Village“ zur Geburt zu verhelfen. 1910 wurde der kreisrunde Ziegelbau fertig gestellt und diente bis 1977 als „Nassgasbehälter“ für die Leipziger Energieversorgung. Aufwendig saniert bietet er nun eindrucksvolle Kulisse für das viktorianische Spektakel am Freitag, den 22. Mai 2015. Der Eintritt ist kostenlos und auch OHNE WGT-Bändchen möglich. Ein neuer Anfang?
  • Rückblick: 1. Steampunk Jahrmarkt Bochum | Webzine Tombstone
    Premiere in Bochum. Der historische Jahrmarkt in der Bochumer Jahrhunderthalle wurde durch den Steampunk Jahrmarkt bereichert. Rund 3000 begeisterte Besucher aus Deutschland, den Niederlanden und England drängten bereits zu Eröffnung in die Halle, so das man den Plan, gewandeten Besuchern den Vorzug zu gewähren, schnell fallen lassen musste um kein Chaos zu generieren. Sonja Messner vom Tombstone Webzine schreibt in ihrem reich bebilderten Artikel: „An etlichen Stellen gab es die ein oder anderen Details zu bemängeln, aber überall da wo es mal Probleme und Stilbrüche gab, machten die Akteure dies mit ihrem Charme wieder wett. Vor allem die offene und herzliche Art die einem von den Schaustellern als auch vom Orga-Personal entgegenkam, war bei den Menschenmengen und dem Gedränge bemerkenswert. Bleibt nur zu hoffen, dass sich dieser 1. Steampunk Jahrmarkt für die Veranstalter gerechnet hat und im kommenden Jahr wiederholt wird. Mehr Aufmerksamkeit und Akzeptanz in der Szene haben die Steampunks in jedem Fall verdient.
  • 92-jährige von den Toten wieder auferstanden | Bestatter Weblog
    Heute erklären wir die Menschen im viktorianischen England für verrückt, weil sie sich Atemlöcher und ausgefeilte Klingel-Mechanismen in die Särge bauen ließen, denn heutzutage – so reden wir uns ein – passiert es nicht mehr, das noch lebenden Menschen begraben werden. Denkste. In Gelsenkirchen wachte eine für tot erklärte Frau schreiend im Kühlraum eines Bestatters auf. Was für ein Horror-Trip! Der Bestatter Weblog schreibt: „Deutschland ist eines der modernsten Länder der Welt mit einer flächendeckenden medizinischen Versorgung und einer allüberwachenden Kontrolle seiner Bürger bis in den letzten Winkel ihrer Privatsphäre. Warum ausgerechnet bei den Todesfeststellungen pauschal jeder Arzt tätig werden darf, ist da überhaupt nicht zu verstehen. Da funktioniert ja die Überwachung von Hühnerställen in Mecklenpom-Vorburgen besser!“ Leider ist die Frau ein paar Tage später doch gestorben, diesmal aber definitiv. Oder?
  • Whitby Goth Weekend 2015 | The Blogging Goth
    Ihr plant zwischen dem 23. und 26. April eine Reise nach England? Dann solltet ihr euch das Whitby Goth Weekend nicht entgehen lassen, das bereits zum 21. mal Gothics aus ganz England in den sonst beschaulichen Küstenort lockt. Auf der Bühne zu sehen: The Birthday Massacre, Abney Park, The Crüxshadows, Chameleons Vox, The Damned, Andi Sex Gang sind nur einige der 16 Bands, die von Donnerstag bis Sonntag zu sehen sein werden. Tickets für das ganze Wochenende sind für 117 britische Pfund zu erwerben. (Das sind, liebe Leser, rund 160 Euro – Das WGT (mit deutlich mehr Bands) ist dagegen geschenkt.) Das bunt-schwarze Treiben in historischer Kulisse und an den Klippen der britischen Steilküste ist allein schon einen Ausflug wert.
    https://www.youtube.com/watch?v=_B6b1DXlsf0
  • Gefährliche Tote – Hoaxilla Live in Köln | Skeptics
    Alexa und Alexander Waschkau, den meisten besser bekannt als Hoaxilla – dem skeptischen Podcast – haben in Köln einen eindrucksvollen Vortrag zum Thema Vampire gehalten. Wer endlich mal alles über Vampire wissen wollte, sollte sich dieses Video nicht entgehen lassen. „Seit Stephenie Meyer ihre modisch hippen, monogamen Glitzervampire erst aufs Papier und auf dann auf die Leinwand brachte, ist oft die Rede davon, dass nach diesem Gipfel des Schmonzettentums mit Blutsaugern kein Staat mehr zu machen sei. Aber das Gute an Untoten ist, sie sind eben nicht totzukriegen und daher werden werden auch folgende Generationen von Lesern und Kinogängern noch ihren Spaß an Vampiren und Co. haben. Dahinter stecken eine lange Erzähltradition und eine tiefverwurzelte Angst: Was tun, wenn die Toten nicht ruhen und noch aus dem Grab heraus den Lebenden an die Gurgel wollen?„(Danke an Sophie Probst, via Spontis@Facebook)

Alte Videos von The Cure aufpoliert und neu veröffentlicht

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Eigentlich schaue ich bei Youtube nur noch nach Live-Auftritten von „The Cure“. Die offiziellen Videos habe ich alle gefühlte 3 Millionen Mal gesehen und die selbst zusammengebastelten Fan-Videos finde ich meist langweilig. Neulich jedoch grinste mich Robert Smith auf dem Standbild eines Videos zu „Caterpillar“ an. Den Song findet man wahrlich nicht oft als Video und das Foto kam mir auch unbekannt vor. Also klickte ich es an – in der Vermutung, dass jemand Cure-Bilder zum Song zusammengeschnitten hat. Doch weit gefehlt! Herr Smith bewegte sich inmitten der Kulisse der „Kew Gardens“ in London:

Ich war angefixt und wollte mehr. Also schaute ich nach, ob Youtuber „TheCureVEVO“ noch mehr Schätzchen im Kasten hat. Bingo! Zum Beispiel ein Video zu „Charlotte Sometimes“, das ich ebenfalls noch nie gesehen hatte. Sehr lustig fand ich hier das Motiv „Junges, unschuldiges Mädchen rennt wie im Traum durch ein Schloss“. Damals war das sicher eine richtig neue Idee.

Auch Das Ägypten-Motiv war mir allenfalls von den „Bangles“ bekannt, nicht aber von „The Cure“. Endlich mal ein lebendiger Beweis dafür, dass „The Cure“ schon immer auch bunt und lustig waren, auch wenn ich den Bezug zu „Mint Car“ irgendwie nicht ganz herstellen kann.

Kurzum: Wer Lust hat, kann ja mal ein wenig stöbern. Ich – als alter „The Cure“-Fan (wortwörtlich!)- habe jedenfalls noch nie offizielle Videos zu Primary, Cut here, Other voices oder In between days gesehen. Ach kommt, eins hab ich noch:

Hammer, oder? Viel Spaß beim Stöbern…

Zartschmelzende Klänge und weiche Knie – Melting Sounds 2015

Es gibt ja so Ideen, bei denen man sich nicht so sicher ist, ob es die beste Eingebung seit langem, oder die bescheuertste seit einer großen Weile ist. Zum Melting Sounds zu fahren war so eine. Nach der Erstellung des Festival Guides 2015 hatte mich unweigerlich das Festival-Fieber und das Verlangen nach livemusikalischer Beschallung gepackt und nachdem hier durchschnittlich nicht so wirklich viel geht, hatte ich spontan den Entschluss gefasst, dass ich hier mal raus und was für meine düsterschwarze Seele tun muss. Also Festivalticket gebucht und die Fahrt klar gemacht – mit dem ersten Zug nach Hause – und hier setzen meine Bedenken ein, aber Leben findet nun mal außerhalb der Komfortzone statt.

Freitagnachmittag, gegen 15 Uhr. Ich stehe in der Innenstadt in der frühlingswarmen Luft und warte auf meine Mitfahrgelegenheit und werde mir der seichten Nervosität, die ich schon seit dem Kauf des Tickets verspüre so richtig bewusst. Hoffentlich lohnt sich das. In der Sonne fahren wir durch Wiesen und Feldern, irgendwo da, wo die Zivilisation zu Ende, aber die Welt wunderschön  ist. Vor Bochum begrüßt mich die orangeuntergehende Sonne im Licht gefärbten Nebel über den Wäldern. Hesses „Im Nebel“ fällt mir ein. Was für ein grandioser Auftakt des Abends! (Was für ein Jammer, dass ich so sehr vom Anblick gefesselt war, dass es nicht für ein Foto gereicht hat)

Punktlandung in Bochum. Von außen macht der Bahnhof Langendreer einiges her. Renovierter Backsteinbau, heimelig beleuchtet. Am Eingang werden mir erst mal Süßigkeiten angeboten (wtf, so was Cooles hab ich ja noch nirgendwo erlebt, sollte mal zum Standard erhoben werden…) und mein Online-Ticket gegen eine richtige Karte getauscht. Von innen ist die Location leider ziemlich beliebig, aber ich bin ja wegen der Musik da. Gerade als ich mir mit meinen ersten Getränk einen Platz gesucht habe betritt Matt Howden (Sieben) mit seiner Violine die Bühne. Wobei betreten eigentlich falsch ist, es zieht ihn förmlich dort hin und noch vor dem ersten Ton spürt man die unheimliche Energie und Begeisterung, die von diesem Mann ausgeht, welche sich mit den ersten Takten die Bahn brechen. Matt spielt und fühlt, ich höre und versuche nicht grenzdebil zu grinsen. Aber, es ist zu hell und das Publikum befindet sich wohl noch im Auftauprozess.

Nichts desto trotz – großartig – und ich verstehe warum manche Konzerte im Sitzen genial sein müssen – weil man dem Bedürfnis sich in die Klänge fallen zu lassen auch mit seiner ganzen physischen Existenz hingeben kann – ohne eine unsanfte Begegnung mit dem Boden zu haben.

Bis in den Kern – und meine Knie werden weich

Umbaupause. Ascetic: springen auf die Bühne. Hüpfen sich warm, sind voller Vorfreude. Ich auch. Was im Kopfhörer, wie blaues Feuer  um sich greift, überschwemmt live den Raum und trägt alles mit fort. Mich zumindest. Das Publikum ist sonst eher noch immer etwas verhalten (Kennt ihr das? Auf Konzerten? Die Band spielt und vergeht fast und das Publikum steht mich verschränkten Armen und wartendem Gesichtsausdruck da, strahlt einfach mal kein Empfinden aus und von hinten schwappt beständig Stimmgemurmel in die Klänge? – voll unentspannt!), sollte aber noch in Wallung geraten. Nichtsdestotrotz macht sich mit dem Spiel eine schwere, umfassende Düsternis breit. Pulsiert. Bis in den Kern – und meine Knie werden weich.

Wieder Pause, wieder zu viel Licht. Dann: Aeon Sable. Vor diesem Act hatte ich ja ehrlich gesagt etwas Angst. Ich habe die schon mal gesehen. Auf dem letzten WGT. In der Theaterfabrik. Bei 36 Grad im Schatten. Unter schlecht gestrichenen Oberlichtern. Mit einer anderen Erwartung, als am Freitag. Das war naja, eben nicht das, was ich erwartet hatte. Am Freitag war ich dann mit einer anderen Vorstellung hingegangen. Das war besser. Nicht so genial, wie die Künstler zuvor, aber das Publikum kam langsam in Bewegung und ich hab einfach etwas von dem Gefühl zuvor mitgenommen. Und insgesamt durchaus atmosphärisch und irgendwie…warm. Das Melting Sounds machte seinem Namen alle Ehre.

Morgennebel im Halbschlaf

Mit Soror Dolorosa war all das Gefühl dann endlich auch beim Rest der Versammlung angekommen. Die Beschreibung von Andy Julia als etwas arrogant und bei Auftritten tendenziell an- bzw. betrunken trifft zu, dass er keinen Ton trifft allerdings nicht. Er trifft die Töne, die Töne treffen ins Herz und seine ganze Ausstrahlung entbehrt zwar nicht der Theatralik, tut der Sache aber keineswegs Abbruch. Floating Sounds – und jetzt strahlt das Publikum endlich voll und ganz zurück.

Großartig! Ganz, ganz großartig! Mein Gesicht und meine Finger kribbeln immer noch, während ich das schreibe und jeden Moment, den ich daran denke.

Die anschließende Aftershow-Party kämpft mit An- und Durchlaufschwierigkeiten, animiert aber durchaus immer wieder zum Schwingen des Tanzbeines und ich habe noch eine nette Unterhaltung über das Plattencover von Soror Dolorosa, erinnert nämlich irgendwie an Abba… Als ich um kurz vor vier Richtung Bahnhof aufbrechen muss, möchte ich eigentlich gar nicht gehen. Sicher auch weil ich weiß, dass mein Bett noch einige hundert Kilometer entfernt ist. Im Zug im Halbschlaf durch den Morgennebel, im Kopf Gefühlsnebel. Schmelzende Töne klingen nach.

Fazit: Beste Idee seit langem ;)

Zum weiterlesen und schauen: Ein Bericht auf Trailer-Ruhr rundet das Erlebnis ab. Tolle Bilder hat Daniel Beiderwieden gemacht, die man sich in seinem Blog anschauen kann und die natürlich auch im Facebook-Profil des Festivals zu sehen sind.

Drache frisst Sonne – Finsternis in Deutschland

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Heute wird Europa von einer partiellen Sonnenfinsternis heimgesucht. Eine totale Sonnenfinsternis wird es nur irgendwo im Norden geben, Enthusiasten reisten schon im Laufe der Woche nach Tórshavn auf die Färöer-Inseln. Die nächste totale Sonnenfinsternis gibt es Deutschland erst wieder 2081, das fällt vermutlich nicht mehr in meinen biologisch machbaren Zuständigkeitsbereich. Doch das beeindruckende Spektakel bleibt: Es wird zu einer Uhrzeit dunkel, an der es sonst nicht dunkel wird!

Die alten Chinesen sahen das ganze viel mythologischer, romantischer, schöner – denn damals glaubten sie, ein Himmelsdrache würde die Sonne fressen und versuchten ihn von seinem perfiden Plan durch Geschrei und Getöse abzubringen. Erfolgreich, denn nur kurze Zeit später spuckte der böse Drache die Sonne wieder aus. Thales von Milet, der eine 581 v. Chr. eine Sonnenfinsternis vorausgesagt haben soll, schlichtete damit einen Krieg zwischen den Medern und den Lydern, denn die Gegner erschraken während des Kampfes und schlossen Frieden. Christen können sich hingegen erleichtert zurücklehnen, denn die Sonnenfinsternis zur Kreuzigung Jesu Christi kann – da sind sich Forscher einig – keine natürliche Erscheinung gewesen sein und muss sich daher eine von Gott gewollte Verdunklung gehandelt haben.

Krankheit, Krieg und Katastrophen. Früher glaubte man stets an etwas böses, übermächtiges und unerklärliches wenn sich der Mond vor die Sonne schob. Die Vergangenheit lehrt uns eine Weisheit, die heute verloren gegangen zu sein scheint, denn wir wissen warum es plötzlich dunkel wird und erklären das Ereignis zum Volksfest. Spezielle Brillen zur Beobachtung sind längst ausverkauft, in den sozialen Netzwerken werden Bauanleitungen für Lochkameras herumgereicht und Arbeitgeber ahnen ein Zusammenbrechen des Bruttosozialprodukts gegen die Mittagszeit.

Dabei zeigt so eine Sonnenfinsternis eindrucksvoll, wie klein und unbedeutend wir eigentlich sind und wie abhängig wir von einem funktionierenden Zusammenspiel der Planeten und Sterne sind. Wir haben die Demut gegenüber dem natürlichen Lauf der Dinge verloren und behandeln unseren Planeten, als würden wir bestimmen können, wie die Dinge zu funktionieren haben. Es ist schön, dass wir verstehen was um uns herum geschieht. Noch schöner wäre es, wenn wir das Spektakel für ein wenig gedanklich Poesie nutzen würden. So werde auch ich versuchen einen geschützten Blick auf die Sonne zu werfen und den Schauer über meinem Rücken genießen, denn ich bin nur für eine verschwindend kurze Lebensdauer ein winzig kleiner Gast in diesem Universum und so unendlich dankbar dafür. Schade ist nur, dass auch die Idioten mit Waffen in ihren Händen wissen was vor sich geht und jegliche Dankbarkeit gegen Hass getauscht haben. Was würde ich drum geben, wenn die vor Schreck Frieden mit ihren Feinden schließen.

 

Lene Lovich 2015 auf Tour durch Deutschland

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Die bunteste aller schwarzen Seelen kommt nach Deutschland. Eine spannende Vorstellung, dass die Lichtgestalt meiner Jugend in Fleisch und Blut vor mir stehen könnte. Ein paar Jahre nach ihren großen Erfolgen in den späten 70ern hörte ich sie zum ersten mal 1988, als ihr „Bird Song“ einige Gruftis aus unserem Jugendclub auf die Tanzfläche zog. Was für ein verrückter Song, der mit seit dem nicht mehr aus dem Kopf ging. 27 Jahre später sollte es soweit sein, Lene kommt am 7. April 2015 mit ihrer Band ins FZW nach Dortmund. Es dauerte Sekunden bis ich Karten für das Konzert bestellte. Ich und Lene Lovich im gleichen Raum!

Der Schnelldurchlauf: Mit 13 Jahren zog Lili-Marlene Premilovich von Detroit ins beschauliche Hull nach Großbritannien, bevor sie mit 19 Jahren in die britische Hauptstadt London ausbrach. Hier änderte sich alles. Um ihren Abschluss an der Kunsthochschule zu finanzieren, arbeitete sie als Straßenmusikerin, Gogo-Tänzerin und Schauspielerin – der Künstlername Lene Lovich wird wohl aus dieser Zeit stammen. Im November 1977 traf sie den BBC-DJ Charlie Gilett, der ihre erste Schallplattenaufnahmen zu „I think we’re alone now“ sponserte und damit den Weg für ein sehr spannende Karriere legte.

1979 landete sie mit „Lucky Number“ einen Top 10 Erfolg und wurde mit dem „Bird Song“ auch erstmals in Deutschland wahrgenommen. 1979 schlug sie auf Anraten ihrer Plattenfirma die Hauptrolle im Film „Breaking Glass“ aus und startete eine Welttournee um ihre Platten zu promoten. Lene was das alles zuviel, sie stieg aus und gönnte sich eine 18-monatige Auszeit. Sie traf auf ihre Seelenverwandte Nina Hagen, mit der sie zusammen im Film „Cha-Cha“ spielte und brachte den Song „Home“ heraus, das zu einem der bekanntesten Stücken wurde. Der Film wurde nicht wirklich zum Kassenschlager, lebt aber 20 Jahre später davon ein Stückchen Kult zu sein.

Tierschutz ist für Lene besonders wichtig, 1986 schrieb sie zusammen mit Nina Hagen den Song „Don’t kill the Animals„, der als Single veröffentlicht wurde und 1987 auch auf einem Benefiz-Sampler zugunsten von PETA erschien. 1989 erscheint das mäßig erfolgreiche Album „March“, bevor sie 2005 nach über 15 Jahren mit „Shadows and Dust“ das jüngste Album aufnimmt. So. Genug der musikalischen Karriere. Fragt mich, ob sich ein Besuch des Konzertes lohnt. Ich weiß es nicht, die Musik ist in ihrem Fall mehr Geschmackssache als in vielen anderen Fällen. Ich freue mich sehr auf die Frau, die sich in den letzten Jahren so erfrischend wenig verändert hat, der eine Rille auf meiner Schallplatte des Lebens gehört und die immer noch ein Phänomen zu sein scheint.

Lene Lovich

Termine:

  • 7. April 2015 – Dortmund FZW
  • 9. April 2015 – Berlin K17
  • 10. April 2015 – Markneukirchen, Framus & Warwick Musichall
  • 12. April 2015 – Nürnberg, Artischocken
  • 15. April 2015 – Frankfurt, Das Bett
  • 16. April 2015 – Koblenz, Circus Maximus

Ein bisschen was von früher, denn „Home is, where the Heart is“:

Und für die skeptischen, die sich gefragt haben wie sie das Gekreische im Intro von „Bird Song“ hinbekommen hat, kommt hier die Antwort, denn sie hat es immer noch drauf:

Spontis Wochenschau #01/2015

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Das Wave-Gotik-Treffen hat eine neue Internetseite! Gerade wollte ich mich darüber auslassen, dass es allerhöchste Zeit wurde und mehr als überfällig war die virtuelle Präsenz zu überholen. Da fiel mir ein, dass Spontis selbst ja seit 2008 mit dem selben Design langweilt, die HTML5 Wende gründlich verschlafen hat und immer noch so Pflegeleicht ist wie, stark haarende Langhaar-Katzen wenn sie rollig sind. Also lieber mal vor der eigenen Haustüre kehren, die Fusselrolle schwingen und endlich an einer neuen Präsenz feilen. Die häufigen Katzen-Metaphern bitte ich an dieser Stelle zu entschuldigen, liegt wohl daran, dass hier ständig Katzen Chaos anrichten um Aufmerksamkeit buhlen. Ich habe also ein neues Theme besorgt und damit begonnen, es komplett auseinanderzubauen um es in anderer Form wieder zusammensetzen. Frei nach dem Motto: Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht? Stichwort WGT. Hatte ich schon erwähnt, dass auch dieses Jahr wieder ein Spontis-Treffen stattfinden wird? Alles wird gut, die Ankündigung kommt bald. Ich suche aber schon mal vorab jemanden, der Lust hätte ein Spontis-Button zu designen mit dem dann zum WGT einige Menschen ihr Äußeres schmücken können, um so ihre Zugehörigkeit zu demonstrieren. Kommt aber auch demnächst als Aufruf bei FB, ohne das soziale Netzwerk wird man ja heutzutage überhaupt nicht mehr wahrgenommen. Aber das ist Thema für eine schauriges Tagebuch. Hier die Wochenschau:

  • Erstes Steampunk-Festival in Bochum | Der Westen
    Am vergangenen Wochenende weihten die Steampunks in ein neues Festival ein. Der historische Jahrmarkt in der Jahrhunderthalle in Bochum schien der ideale Rahmen für das erste Steampunk-Festival zu sein. Der Westen schreibt dazu: „Wie sähe unsere Welt heute aus, wenn sich nicht die Elektrizität, sondern die Dampfkraft durchgesetzt hätte? „Diesen Gedanken leben und lieben wir. Wir sind gelebter Retro-Futurismus“, sagen Simone Gerigk (Szene-Name: Fox Glove) und Verena Partisch (Dusty Steampott), die das bislang größte deutsche Steampunk-Festival mit vorbereitet haben. Die Resonanz übertraf alle Erwartungen. 2500 abenteuerlich gewandete Steampunk-Anhänger aus ganz Deutschland, Benelux, Österreich und England traten am Samstag die Zeitreise in der Jahrhunderthalle an. Die seriös dahinschreitenden Herren mit Zylinder, Flieger- und Schweißerbrille, die anmutigen Damen in opulenter, mitunter höchst freizügiger Garderobe im Stil des viktorianischen Zeitalters: Die Steampunks verstehen sich als Gegenbewegung zur Moderne.“ Bösen Zungen behaupten unterdessen, auf dem Jahrmarkt wären die Steampunks prima aufgehoben.
  • Kommunikation für ein Gothic-Festival | Pressesprecher.com
    Sehr schön auch die Kategorie: „Randgruppe-PR“. Ob sich Cornelius Brach, der seit 8 Jahren Pressesprecher des Wave-Gotik-Treffens in Leipzig ist, auf eine solche Stellenanzeige beworben hat? Das Interview, um das es im Link geht, erstickt leider schon nach den ersten Zeilen in völliger Belanglosigkeit. Wer weiß, vielleicht habe ich auch zuviel erwartet. Brach berichtet stolz: „Mittlerweile wird das Treffen in Leipzig als Bereicherung des kulturellen Lebens angesehen, auch das Stadtmarketing bezieht es ein. 2014 haben wir von Leipzig Tourismus und Marketing sogar den Tourismuspreis verliehen bekommen. Das ist eine tolle Bestätigung für uns.“ Au weia. Klingt schrecklich, oder? Immerhin wissen wir inzwischen: Es gibt das WGT, das WGT und ein WGT. Das persönliche WGT wird meist so, wie man es sich selbst zurechtlegt.
  • No Future! Als der Punk Wellen schlug | ARTE
    Punk war nicht nur gegen alles, sonder auch für sich. So entstanden im Zuge der neuen Jugendbewegung unzählige Ausdrucksformen für kreatives Potential. Punk war die Befreiung von der Mittelmäßigkeit, denn alles war gut, solange es selbstgemacht war. ARTE hat dazu eine gute Dokumentation zusammengetragen und zeigt sich noch ein paar Tage in ihrer Mediathek. „Heute ist der Punk längst Geschichte, doch die Helden dieser exzentrischen Rebellion, gesellschaftliche Aussteiger und nachtaktive Dandys, hinterließen nicht nur ein ganz bestimmtes Lebensgefühl, sondern auch ein kulturelles Vermächtnis. Anhand von Archivbildern und Interviews mit Zeitzeugen veranschaulicht der Film den politischen Kontext und die ökonomische Krise, aus der die Underground-Bewegung entstand.
  • Punk-Rock vs. Scharia | VICE
    Wo wir schon beim Punk sind. Manchmal fragt man sich, wogegen deutsche Punks rebellieren und ob Rebellion überhaupt noch notwendig ist? Aus der Jugendbewegung ist ein internationale und sehr politische Form des Protestes geworden. Indonesien ist eines der islamischsten Länder überhaupt, nimmst du hier als Jugendlicher nicht den Weg, den man für dich vorgesehen hat, wirst du bestraft. Der Bericht bei VICE erzählt von der ständigen Angst der dortigen Punks vor der Scharia-Polizei, die ständig auf der Jagd nach den „Andersdenkenden“ sind. „Die Punkszene in Indonesien ist eine der größten und lebendigsten überhaupt. Sie ermöglicht es der unterdrückten Jugend, gegen vorherrschende Korruption, soziale Konventionen und ihre strengen Familien zu rebellieren. In der größten islamischen Nation der Welt wird diese rebellische Jugendbewegung jedoch von politischen Obrigkeiten und religiösen Fundamentalisten verfolgt.
  • Der Tod setzt eine neue Ordnung in Kraft | NZZ
    Christiane Frohmann hat sich mit dem Tod und dem Sterben beschäftigt. In ihrem E-Book „Tausend Tode schreiben“ versammelt sie unzählige Texte und Gedankenfragmente zum Thema Tod um ein Bild von unserer Gesellschaft und ihrem Umgang mit dieser Thematik abzubilden. NZZ führte mit der Autorin ein Interview in dem sie Frohmann, die sich nach eigenen Angaben auch in Gothic-Jugendkultur bewegt hat, über ihre Meinung zur Wahrnehmung des Todes: „Einerseits werden das Sterben und der Tod aus unserem Alltag verbannt. Früher dauerte zum Beispiel die Trauerzeit ein Jahr. Mittlerweile haben wir oft Mühe, zu begreifen, wenn jemand nach dem Tod eines Angehörigen lange Zeit einfach abtaucht. Andererseits können sich heute schon Kinder ohne Probleme Videos von Hinrichtungen auf Youtube ansehen. Es ist also keinesfalls so, dass der Tod nicht gegenwärtig ist. Da gibt es ein merkwürdiges Missverhältnis.
  • Was berühmten Leichen so passiert | Einestages
    Trommelwirbel hallten durch die Nacht. In perfekter Choreografie schlugen acht japanische Musiker mit Stöcken auf ihre Instrumente. Trotz der lautstarken Aufführung blickten die meisten Gäste an diesem Abend allerdings nicht auf die Bühne. Die Augen der mehr als 200 Anwesenden auf der Owl Farm im US-Bundesstaat Colorado waren an diesem 20. August 2005 auf ein Objekt in fast 50 Meter Höhe gerichtet. Dort oben ruhte auf einer riesigen Säule eine gewaltige Faust. Mit ihren zwei Daumen umschloss sie einen Peyote-Kaktus, für seine halluzinogene Wirkung bekannt.“ Müsst ihr euch unbedingt mal reinziehen, wer heute nur verbrannt werden möchte beraubt seine Nachwelt um prägende Ereignisse. Echt jetzt.
  • Varney – Der vergessene Vampir | The Gothic Imagination (Englisch)
    Varney Vampire
    Varney der Vampir | AnonymousUnknown author, Varney the Vampire or the Feast of Blood, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

    Ein Relikt aus der Vergangenheit der Vampire und völlig überstrahlt vom Erfolg des anderen Vampirs von Bram Stoker. James Malcom Rymer veröffentlichte das Werk erstmals 1847 und vermischt auf rund 900 (!) Seiten Horror, Magie und Sexualität. Die Fortsetzungsgeschichte „Das Blutfest“ erschient 1853 als Schauerroman in wöchentlichen Folgen aufgeteilt und umfasst rund 220 Kapitel. Wer sich für Vampire hinter dem Horizont der populären Werke interessiert landet irgendwann bei Varney, meint auch Lauren Owen von der Durham University: „Varney makes a fascinating study to anyone interested in the development of the fictional vampire.“ Auch deutsche Seiten beschäftigen sich bereits mit Varney, so schreibt satanshimmel: „Jahrelang hielt man die Geschichte „Varney, der Vampir“ für eine reine Erfindung. Neuere Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass sie vielleicht auf einem Fall von geisterhaftem Vampirismus beruht, der sich in den letzten Jahren der Regentschaft von Königin Anne ereignete.“ Wer möchte, findet an dieser Stelle den Einstieg in eine faszinierende Welt der viktorianischen Schauer-Literatur.

  • Das Herz ist voller Teekrümel | Das ganz normale Chaos
    Bei allen den Szene-Analysen und Büchern die ich in den letzten Jahren konsumiert habe frage ich mich, wo sie eigentlich sind, diese Gothics. Solche, wie ich sie mir vorstelle – solche, die nicht laut oder leise sind, auffällig oder unauffällig erscheinen sondern einfach nur „da“ sind. Vorausgesetzt sie entziehen sich nicht der öffentlichen Wahrnehmung findet man sie meist zwischen den Zeilen, im Unterton des täglichen Nachrichten-WirrWarrs meines Feeds. Tiia ist so ein Charakter der mehr zu bieten hat und dem nicht unbedingt „Gothic“ als Stigmata auf die Stirn gebrannt wurde. Der knapp 30-jährige Anröchterin (ja, diesen Ort gibts gleich neben Soest) folge ich nun schon ein paar Jahre und obwohl ich die meisten ihrer Artikel nur beiläufig wahrnehme, sind es immer wieder diese Zwischentöne, die mich wecken:  „Die ersten Töne von “Comptine d’un autre été, l’après-midi” starten. Ich sitze hier, habe meine geräuschdämmenden Kopfhörer auf, die alles dämmen, außer dem Lied. Nach nur zehn Sekunden läuft mir die erste Träne über das Gesicht. Nach zehn weiteren Sekunden ist mein komplettes Gesicht nass. Es ist nicht so, dass ich vorher traurig gewesen wäre. Es ist eher so, dass mich die Töne des Lieds so bewegt haben, dass ich nicht mehr an mich halten konnte.
  • Tod den Hippies, es lebe der Punk | Kino
    Ende März in den Kinos: Tom Schilling auf der Suche nach dem Lebenssinn. Guter Film? Anspruchsvolle Kost? Keine Ahnung! Der Soundtrack klingt ziemlich super, die 80er finde ich immer noch klasse und Punk war damals DIE Jugendkultur. (Außer die Gothics, die waren immer schon cooler) Das reicht :-)
  • Aya Sato | YouTube
    Vergesst den Pogo der frühen Punks, den Totengräbertanz der 80er und auch den „Industrial-Dance“ der Cyber – Gruftis von heute gehen mit der Zeit und mit der Mode. Reikon DeVore forderte Izzie Adams an seiner Facebook-Pinnwand dazu auf, das für das WGT einzustudieren um so diesen Trend aus Japan nach Europa zu holen. Ich bin ja skeptisch. Dieses Gewackel mit den angedeuteten Ohren erinnert mich dann doch zu sehr an Mangas auf Speed.