Spontis Wochenschau #01/2013

Das Land erstarrt in der Kälte-Zange! Das Rheinland ertrinkt im Schnee-Chaos! Wenn man, so wie ich,  jeden Morgen an den Schlagzeilen der Boulevard-Blätter vorbeiläuft, gewinnt man den Eindruck, dass jedes mal, wenn das Wetter nicht den Wünschen und Ansprüchen der breiten Bevölkerung entspricht, gleich die ganze Welt untergeht. Wettermeckern. Dabei spielt es natürlich keine Rolle, welches Wetter gerade ist, irgendetwas gibt es immer daran auszusetzen. Tatsache ist, dass sich diesbezüglich 2013 noch nichts geändert hat, ganz im Gegensatz zu den anderen Dinge die ich ändern möchte und mit deren Umsetzung ich bereits begonnen habe. So bin ich jüngst wieder in die Fluten eines Schwimmbades eingetaucht und habe Geschmack daran gefunden, eine gewisse Regelmäßigkeit in  dieser Form der Bewegung zu etablieren. Zusammen mit seiner Orphi besucht der Wizard of Goth auch einen Rauchentwöhnungskurs um uns gemeinsam auf Nichtraucherpfaden zu bewegen. Womöglich, dass man mit schwindender Lebenszeit damit beginnt, sich an die restlichen Tage zu klammern und unweigerlich in einen Zwang der Gesunderhaltung verfällt. „Besser spät als nie!„, wie die Kursleiterin uns vermittelte. Und ganz ehrlich? Alle haben sie recht. Was nützt einem der immer noch entfernte Altersruhestand, wenn man nicht mehr in der Lage ist zu genießen? Wenn Bewegung zur Qual wird, oder die Lunge bereits nach 100m ihre Funktion einstellen möchten? Sie haben alle recht. Auch damit, dass man jetzt darüber grübelt warum man nicht viel früher irgendetwas getan hat. Aber Zweifel und Selbstmitleid beiseite, 2013 ist ein neues Jahr. Das Blatt ist leer. Das Leben wartet, genau wie die Wochenschau:

  • Im Viertel gibt jeder sein Bestes | Saarbrücker Zeitung
    Leidenschaft, Energie und Kampfeslust sind Dinge, die bei Inhaber kleiner eigenständiger Gothic-Läden zur essentiellen Grundausstattung gehören sollten. Die Saarbrücker Zeitung berichtet über den Gothic-Laden „Flamingo“, dessen Besitzerin Uschi Schäfer über genau diese Eigenschaften verfügt. „Seit 25 Jahren ist die 57-Jährige im Geschäft. „Wir machen das mit Leidenschaft, und wir haben Zeit für unsere Kunden“, spricht sie nicht nur für sich, sondern auch für ihre Kollegen im Viertel. Aber gleichzeitig sei es auch ein Kampf. „Es wird zunehmend schwieriger. Das größte Problem sind die Online-Shops“, erzählt sie. „Existenzangst gehört dazu“, sagt Uschi Schäfer. Dennoch würde sie nicht tauschen wollen. „Aufgeben kommt unter keinen Umständen in Frage. Irgendwie kommt man immer durch.“ Der Laden hat übrigens auch einer Internetseite: Flamingo Market
  • Darkflower im Dunkeln: Schwarze Leipziger Szene-Disco sieht ungewisser Zukunft entgegen | LVZ-Online
    Das Darkflower, eine Leipziger Institution in Sache Gothic-Discos, schaut in eine ungewisse Zunkunft, so jedenfalls die LVZ-Online: „Doch auch die positive Bilanz hat für Meyer einen leicht herben Beigeschmack. Vor allem wegen Streitigkeiten mit dem Vermieter des denkmalgeschützten Hauses in der Hainstraße, in dem die Szene-Disco seit sieben Jahren beheimatet ist. „Wir wollten unseren Mietvertrag bis 2023 verlängern, aber der Vermieter lässt derzeit nicht mit sich reden. Wahrscheinlich, weil das Haus verkauft werden soll“, erklärt Meyer. Im Frühjahr machten sogar Gerüchte die Runde, dass das Ende der Szene-Disco unmittelbar bevorstehe. „Status quo ist, dass der Betrieb des Darkflower bis 2018 gesichert ist.“ Weitaus stiller starben andere Legenden. Leipzig ist und bleibt – nicht zuletzt wegen des WGT – eine Gothic-Hochburg. Es würde mich schwer wundern, wenn das irgendwann und abrupt enden würde.
  • Schwarzer Trauermarsch der Fashion-Welt
    Gothic, oder besser gesagt die seit 30 Jahren vorherrschende Farbe schwarz, ist (wieder) auf den Laufstegen der Welt zu Gast. Wieder einmal bedienen sich Modeschöpfer – wenn man sie dann so nennen kann – der Subkulturen. Sie machen aus dem Mut zur Andersartigkeit eine Mode und präsentieren möglichst belanglos blickende Models in Kleidung, die eigentlich nicht mehr als ein Patchwork vergangener Stile ist. Ehrlicherweise muss man zugegeben, dass Gothic selbst darauf basiert und doch machen die Designer keinen Hehl daraus, bei wem sie sich ihre „Ideen“ geholt haben. Düster und dunkel das Ambiente, möglichst erschreckend das Styling. Willkommen auf dem Laufsteg:

    • Wenn die Models Trauer tragen | Süddeutsche
      Einflüsse aus den 1920er und 1940er Jahren, aus russischer Folklore und Rokoko, aus Gothic-Style und Luxusgewand, angesiedelt zwischen zeitloser französischer Eleganz und hochaktuellen Modetrends, gleichzeitig Prêt-à-Porter und Haut Couture – alles auf einmal. Und doch ist diese Mode wie durch Zauberhand weder überfrachtet, noch angestrengt konzeptuell, noch verliert sie sich in Details, sondern bleibt schlicht und überzeugend eindeutig. Weil eben in Schwarz. Und so gut komponiert wie eine edle Praline.
    • Gothic wird glamourös | Gala
      Beim Gedanken an Gothic haben die meisten sicher Teenie-Mädchen mit schwarzen Klamotten, gefärbten Haaren und blutrotem Lippenstift vor Augen. Doch das war gestern. Zwar bedient sich der aktuelle Saison-Trend einiger altbekannter Elemente, doch die Designer haben ihm eine gehörige Portion Schick verliehen. […] Ein Lederkleid mit zurückgegeltem Haar und knallroten Lippen sind Schlüsselelemente für den modernen Gothic-Chic.“
    •  Romanian Designers – Schauerromantik, kühle Avantgarde und etwas zu viel Glitzer | Styleranking
      Sie ließ blasse, stille Schönheiten über den Laufsteg stolzieren, die Haare streng in der Mitte gescheitelt, die Augen dunkel eingefasst, grazile Gothic-Prinzessinnen und stilsichere schwarze Witwen […] Eine Pluderhose, die in Overknee-Stiefeln steckt, dazu eine geschnürte Leder-Korsage, ein Bustier-Top und ein hoher, bestickter Kranz auf dem Kopf, der an rumänische Folklore erinnert. Das klingt nach einer wüsten Mischung, funktionierte aber  wunderbar.
  • Geburt des Punk-Designs: Schere, Wut und Anarchie | einestages
    Irgendwie fühlt es sich fremd an, das Punk mittlerweile ein zeitgeschichtliches Ereignis ist, das immer wieder in Museen und Ausstellung thematisiert wird. Gerade in ästhetischer Hinsicht ist uns ja vieles erhalten geblieben, wird wieder und wieder durchgekaut und bringt niemanden mehr aus der Ruhe. Punk ist verkommen zum Aufsatzthema, zu einer Formalie im Geschichtsunterricht. Und alle paar Monate erscheint irgendwo einer dieser Artikel, die alles erklären können: „Sie beleidigten die Queen und warben mit Sadomaso-Collagen: In den Siebzigern eroberten Punks nicht nur mit schiefen Songs die Bühnen, sondern auch mit selbstgebastelten Plakaten die Designwelt. Ihre rohe „Do it yourself“-Ästhetik entsetzte England – und hängt heute in Museen.
  • Der Fluch des Abnormalen | Der schwarze Planet
    „Die Haare sind das wichtigste!“, sagte einmal ein junger Gothic in den 80ern. Heute leidet man(n) unter fehlendem Haupthaar und vereinzelt gesähten Haaren an Stellen, wo sie dem ästhetischen Empfinden nach nicht hingehören. „Gerade in diesen enthaarten Zeiten würden wir einem Menschen wie Andrian Jeftichjew auf offener Straße vermutlich mit Entsetzen begegnen. Ein Mann mit kompletter Gesichtsbehaarung wie ein Hund hätte auch anno 2013 nicht viel Entgegenkommen zu erwarten.“ So schreibt Shan Dark über die 4-teilige Reportage „Some call them Freaks“, die sie darüber hinaus auch noch mit interessanten Informationen bereichert. Ich möchte die Faszination, die ich beim schauen und lesen empfand, weitergeben. Ein Klick auf den Link zum schwarzen Planeten reicht.
  • Twixt – Virginias Geheimnis | Near Dark
    Ich habe fast darauf gewartet. Jetzt kann ich mich nicht zwischen subjektivem Empfinden und gezwungener Objektivität entscheiden. Near Dark, die Horrorfilme lieben, haben den Film angeschaut: „Hinzu kommen interessante Personen, wie etwa Edgar Allan Poe, der Hall nächtens auf seiner Reise und beim Schreiben hilft. Oder der rätselhafte junge Gothic-Fan Flamingo, der gern Baudelaire zitiert und über seine kleine Gemeinschaft wacht. Überhaupt strotzt „Twixt“ nur so von Anspielungen und Hinweisen auf Film und Lyrik, Tradition, Moderne und Kunst. Das könnte leicht anstrengend werden, ist es aber keinesfalls. Denn die Geschichte funktioniert auch ohne die ganzen Anspielungen und Seitenhiebe und ist trotz zahlreicher Vermischungen von Realität und Schein unterhaltsam.“ Soviel zur Objektivität. Ich mag den Film übrigens nicht. Val Kilmer ist weit unter seinem Niveau, die Geschichte ist interessant, wirkt aber aufgedrängt. Die Elemente von „Gothic“ sind überladen und ziehen den Film für mich in eine ganz merkwürdige, ja fast komödienhafte Stimmung. Nun ist aber gut, macht euch selbst ein Bild.
  • Neues Video von Nick Cave: Alptraum mit Baum | SpOn
    Mein Goth, wie punktet dieses Video doch schon im Vorfeld. Ein Skandal-Regisseur, der auch nicht vor verfilmten Vergewaltigungen zurückschreckt und Nick Cave & The Bas Seeds, die in jedem Gothic-Rock Lexikon zu finden ist, machen ein Video. Hurra! Oder dann lieber doch. Oh Goth! Auch der Spiegel ist sich nicht sicher: „Von den Sex- und Muskelprotzereien, die Cave mit seiner anderen Band Grinderman betreibt, ist hier ebenso wenig zu hören wie von seinen Soundtrack-Moritaten mit Violinist Warren Ellis. Stattdessen breitet sich hier erneut eine Atmosphäre des Unterschwelligen, Brütenden aus; einer stets nur mühsam in Schach gehaltenen Urgewalt, die das Schaffen der Bad Seeds seit nunmehr 30 Jahren prägt. Zwischen den Bäumen, in der Nacht, da wachsen die Triebe, gebt bloß Acht.“ Ich gehe da härter ins Gericht. Das Video ist langweilig und bringt eigentlich nichts rüber und die poppig-seichte Attitüde der Musik schreckt ab. Und Nick hatte auch schon mal dunklere Tage.
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Pitje Puck
Pitje Puck (@guest_31702)
Vor 11 Jahre

Ok, ok, das Video ist genau so dröge und funktioniert genau so wenig wie damals der Film Blairwitch-Projekt, an den es mich unweigerlich erinnert. Aber der Song ist das beste, was Nick Cave seit langem abgeliefert hat!

Karnstein
Karnstein(@karnstein)
Vor 11 Jahre

Sehr löblich, was ich da im Vorwort so lese. Und umso interessanter, weil die Frau von Geisterwalde und meine Wenigkeit das regelmäßige Schwimmen auch fest anvisiert haben :)

Aber dass nur nach dem Zwischenfall auch das Darkflower bald schon Geschichte sein soll… in letzterem war ich immerhin schon und habe sogar ein Andenkenshirt im Schrank liegen…

shan_dark
shan_dark (@guest_31755)
Vor 11 Jahre

Schon mutig, seine guten Vorsätze hier so schwarz auf weiß festzuhalten. Aber so kann man sich gleich noch ein wenig mehr unter Druck setzen. Ich drücke Euch auf jeden Fall die Daumen fürs Durchhalten! Und ja, es macht von Jahr zu Jahr mehr Sinn, sich und seinen Körper etwas mehr zu hegen und zu pflegen :)

Und deiner Meinung über die zwei Videos kann ich mich ebenfalls vollkommen anschließen.

mela
mela (@guest_31759)
Vor 11 Jahre

Willkommen in den Reihen der regelmäßig Schwimmen-Geher! Ich hoffe, ihr habt ein gescheiteres Bad mit Indoor-Schwimmerbecken als es mir in Vechta zur Verfügung steht ;)

Und nun klicke ich mich mal durch die Links.

Pitje Puck
Pitje Puck (@guest_31782)
Vor 11 Jahre

Nochmal zum Thema Nick Cave. Könnte den ein oder anderen hier interessieren:

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16.5.2013 Oper Leipzig
Ballett von Mario Schröder
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