Amphi-Festival 2014 – Zwischen Familienfreundlichkeit und Kinderschutz

Die Szene wird älter. Seit in den frühen 80ern die Jugendlichen auf die Idee gekommen sind, sich schwarz anzuziehen und merkwürdige Musik zu hören, ist viel passiert. Einige haben die Szene wieder verlassen, andere sind ihr bis heute treu geblieben. Mittlerweile ist sie ein Querschnitt durch die Gesellschaft und durch alle Altersschichten, aus einer Jugendkultur ist eine Subkultur geworden. Es gibt viele Grufties mit eigenen Kinder jeden Alters, die immer noch einen Lebensstil pflegen, der Festival-Besuche mit der ganzen „schwarzen“ Familie einschließt. Das Online-Magazin Gothic-Family.net erfreut sich steigender Beliebtheit und ist mittlerweile auch Partner vieler schwarzer Festivals, auf denen es auch oftmals mit einem eigenen Stand vertreten ist.

Die großen Festivals der schwarzen Szene in Köln, Gelsenkirchen, Hildesheim oder Leipzig müssen sich zwangsläufig mit Fragen des Kinder- und Jugendschutzes auseinandersetzen und Regeln formulieren, um die herrschenden Gesetzesauflagen zu erfüllen. Manche Veranstalter gehen jedoch noch einen Schritt weiter und versuchen, Kinder auch über die Bestimmungen hinaus zu schützen. So kündigte die Amphi-Festival GmbH für 2014 an, keine Kinder unter 6 Jahren mehr auf das Festivalgelände in Köln zu lassen, um diese vor den großen Belastungen durch ein solches Großereignis zu schützen. In der Pressemitteilung vom 31. Juli 2013 heißt es: „Ein Open-Air Festival ist für Kinder stets eine große physische und mentale Belastung, der man vor allem kleine Kinder nur in absoluten Ausnahmefällen aussetzen sollte. Leider häufen sich in letzter Zeit Fälle, in denen auch Kleinstkinder und Säuglinge im Kinderwagenalter auf das Festival mitgenommen werden. Viele Eltern schützen Ihre Kinder zwar mit Gehörschutz oder halten sich nur im hinteren Bereich des Geländes auf, aber leider nicht alle.

Unausweichlich finden es die Einen, denn der Nachwuchs muss geschützt werden. Sie finden das Verhalten der Eltern, die ihre Kinder ungeschützt einer solchen Beschallung ausliefern, verantwortungslos. Bevormundend, finden es die Anderen, denn die möchten sich nicht vorschreiben lassen, was gut und was schlecht für ihre Kinder ist und wie sich zu verhalten haben. 

Familie in Schwarz
Gehören solche oder ähnliche Bilder vom Amphi-Festival bald der Vergangenheit an?

Der Blogger und leidenschaftliche Amphi-Besucher Tobikult, der selber Vater eines 2-jährigen Sohnes ist, schrieb dazu in seinem Blog: „[…] heute erreicht mich die Nachricht, dass Eltern mit Kindern unter 6 Jahren nicht mehr mit ihrem Nachwuchs auf das Amphi-Festival in Köln gehen dürfen. Zum Wohle des Gehörs der Kleinen sehen sich die Veranstalter als Anwälte der Kinderohren gegen verantwortungslose Eltern zu dieser Regelung gezwungen. Das klingt alles so bestechend nachvollziehbar und vernünftig! Warum sind wir da nicht schon vor Jahren drauf gekommen? […] Wo kämen wir denn hin, wenn jeder so leben würde wie es ihm passt? Wäre es mit einem elitären Bildungsnachweis, einem Gesundheitszeugnis und einem “True/Untrue”-Test als Bedingung zum Erwerb einer Eintrittskarte nicht viel schöner am Tanzbrunnen? Die Amphi-Veranstalter toppen noch die feuchten Träume der ambitioniertesten Verhaltensnazis!

Für Tobikult scheint es unausweichlich, dass er 2014 nicht mehr nach Köln kommen wird, weil die neue Regelung es ihm unmöglich macht, das Festival als Familie zu besuchen. Sicherlich werden es ihm einige gleichtun, während die, die das Amphi-Festival trotzdem besuchen wollen, sich nun bemühen müssen, eine entsprechende Betreuung für ihr Kind zu besorgen. Auch das Mera Luna Festival in Hildesheim müsste er streichen, denn hier gilt die gleiche Beschränkung. Lediglich zwei größere Festivals der schwarzen Szene, die im nächsten Jahr stattfinden, sind für Familien mit Kindern unter 6 Jahren geeignet. Das Blackfield-Festival lockt im nächsten Jahr erstmals mit freiem Eintritt für Kinder unter 8 Jahren, womöglich profitiert man von der frisch eingeführten Beschränkung in Köln. Das WGT wird wohl auch 2014 wieder mit einem eigens eingerichteten Kindergarten, bei dem man seine Kinder für maximal 3 Stunden in betreute Hände geben kann, zahlreiche Familien anlocken.

Natürlich trifft man mit dieser Regelung alle Familien, auch die, die im Sinne der Veranstalter und ihrer Kinder gehandelt haben. Doch wer legt die Maßstäbe fest? Und vor allem, warum gibt es erst jetzt eine Änderung der Regeln, obwohl das Amphi bereits zum 10. mal stattfindet? Werden Eltern immer rücksichtloser? Spontis nahm Kontakt mit Kai Lotze, einem der Geschäftsführer der Amphi Festival Gmbh auf und sendete auch Stefan Mörkens-Köller, dem Betreiber von die-schwarze-familie.net ein paar Fragen um die Sichtweisen und Hintergründe zu beleuchten.

Der Veranstalter

Mama und Papa
Die Familie pflegt sich und ihren Lebensstil.

Wir können die hitzigen Diskussionen zu diesem Thema daher nicht ganz nachvollziehen„, eröffnet Kai Lotze von der Amphi Festival GmbH sein Antwortschreiben und nennt mit Rock am Ring, Summer Breeze, Melt Festival und dem Chiemsee Reggae viele Beispiele von Festivals, bei denen Kinder unter 6 Jahren keinen Zutritt haben. „Eine Altersbeschränkung für Kinder ist bei Festival-Veranstaltungen seit jeher die Regel – und nicht die Ausnahme. Vergleichbare Einschränkungen sind bei vielen Festivals – egal welcher Ausrichtung – zu finden.“ Seiner Ansicht nach hat sich der negative Trend, dass Eltern ihre Kinder ungeschützt und direkt vor die Bühne mitnehmen, fortgeführt und sogar gesteigert, „…sonst hätten wir die Beschränkung nicht erst im zehnten Jahr eingeführt.“ Als Veranstalter des Festivals sieht er sich in der Pflicht, für das Wohl aller Kinder zu sorgen. „Viele Eltern schützen Ihre Kinder zwar mit Gehörschutz oder halten sich nur im hinteren Bereich des Geländes auf, aber leider nicht alle.  Um dem vorzubeugen haben wir uns entschlossen ab 2014 nur noch Kindern ab einem Mindestalter von 6 Jahren Zutritt zum Festivalgelände zu gewähren.  Im Sinne der Kinder bitten wir alle betreffenden Eltern um Verständnis.

Eine Entscheidung, die natürlich auch die Eltern wie Tobi trifft, obwohl er sich immer ganz selbstverständlich um das Wohl seines Kindes gesorgt hat. Lotze sieht hier nicht das Problem: „Man trifft lediglich die Eltern, die bisher überhaupt Kinder unter 6 Jahren mitgebracht haben, und die innerhalb eines Jahres keine Möglichkeit für eine alternative Betreuung finden können. Nach unserer Einschätzung sprechen wir hier von ca. 10 (von 16.000) Besuchern.“  Tobi ist mit seiner Familie einer dieser Besucher. Offensichtlich geht man bei der Amphi-Festival GmbH auch nicht von der Möglichkeit aus, dass Eltern ihre Kinder mitnehmen wollen und sie nicht nur bei sich haben, weil sie keine Betreuungsmöglichkeiten organisieren konnten. Von einer Bevormundung der Eltern, die nicht in der Lage sind ihre Kinder ausreichend zu schützen, würde Kai Lotze trotzdem nicht sprechen: „Nicht mehr oder weniger [Bevormundung] als bei anderen Regeln und Einschränkungen. Jede Veranstaltung erfordert eine Vielzahl von Regeln und Einschränkungen – zum Schutze der Besucher.“ Man muss sich an dieser Stelle fragen, ob ein Musikfestival überhaupt der richtige Ort ist, um mit seinen Kindern dorthin zu gehen und ob Festivals überhaupt Familienereignisse sein können.

Die Gothic-Familie 

Spielplatz
Der Spielplatz auf dem Amphi-Gelände ist der perfekte Tummelplatz auf dem Festival-Gelände.

Seit 10 Jahren arbeitet die Amphi-Festival GmbH auch mit dem Onlinemagazin „Gothic-Family.net“ zusammen. Die Betreiber des Festivals erkannten damals, dass die Szene auch für immer mehr Familien ein zu Hause geworden ist und fragten an, ob das Magazin nicht an einer Partnerschaft interessiert sei. Stefan Mörkens-Köller, einer der Mitbegründer des Online-Magazins, beantwortete mir stellvertretend ein paar Fragen zu geplanten Verbot 2014.

Er sieht die getroffene Regelung durchaus zwiespältig: „Ich finde nach wie vor, dass der Tanzbrunnen eine der besten Locations ist, die man als Komplettfamilie bei einem Festival besuchen kann. Durch unseren Gothic-Family.Net Stand direkt am Spielplatz, mit dem Ausgang zum Rheinufer mit Spielmöglichkeiten, dem Park direkt dran, durch den „natürliche“ Schallschutz durch den XtraX Stand in der Mitte liegen wir gut geschützt für die Kinderohren […]  Neben den verschiedenen Bastel und Spielmöglichkeiten bei uns am Stand, haben wir ein Stillzelt mit Wickelecke und bieten neben unserem normalen Gehörschutz sogar Peltor Kids-Gehörschutz zum guten Familienpreis an und verleihen ihn sogar stundenweise kostenlos. Dies wurde auch 2013 wieder stark genutzt. Somit bieten wir in Kooperation mit dem Amphi einen guten Rundum-Schutz für alle Kinder. Weswegen etwas verbieten?

Doch auch Stefan sieht ein Problem mit uneinsichtigen Eltern, „weiße Schafe“, wie er sich scherzhaft nennt, beobachtet er auch auf vielen anderen Festivals.  Einen negativen und zunehmenden Trend kann Stefan jedoch nicht wahrnehmen: „Ich muss aber sagen, dass ich in den letzten Jahren immer weniger [Kinder] ohne Gehörschutz sehe […] Die Ordner, die wir teilweise schon von anderen Festivals kennen, schicken die Eltern ohne Gehörschutz direkt zu unserem Stand oder es gibt „was auf die Ohren“ von unseren Eltern, wenn sie eine Familie ohne Schutz sehen. Leider sind ein paar Eltern resistent gegen gute Worte.“

Die einfachste Alternative gegen ein Verbot sieht er darin, dass Kinder und Eltern ohne Gehörschutz einfach nicht auf das Festivalgelände gelassen werden, auch seine anderen Ideen würden das Problem minimieren: „Die Ordner, im Graben achten weiterhin gut darauf und ziehen sonst die Kinder raus, sodass die Eltern sie an der Seite abholen müssen. Konzerte, die ab 18 sind könnten im Staatenhaus gezeigt werden, dass kann man auch gut kontrollieren.

Für Stefan gehören Kinder einfach dazu. Er findet, dass das Amphi genug Möglichkeiten bieten würde, auch Kleinstkinder ausreichend zu schützen. Verbote sind für ihn kein adäquates Mittel gegen das Fehlverhalten einiger Weniger. Auf die Frage, ob man von einer Bevormundung der Eltern sprechen könnte antwortet Stefan:

Wo willst du anfangen die Kinder zu schützen? Wie gesagt, was ist mit TV? Was ist mit Werbeplakate, mit Radio-Stöhnwerbung? Internet? Ich denke, Verbote sind nicht immer der beste Weg. Unter sechs Jahren ist die magische Phase der Kinder so stark, dass sie alles als Kostüm ansehen, wenn sie sich überhaupt für mehr als Mama und Papa interessieren. Viele unserer GFN-Kinder haben mit OOMPH! „Augen auf“ das Zählen gelernt. Dann ab sechs kommen die Fragen „Ist der Frau nicht kalt? Warum leuchten die da vorne?“  Ab 12 versteht man die Texte und hat schon Sexualkunde in der Schule. Da fragt man sich, was manches Gebären bzw. Texte auf der Bühne sollen.  Also wo fange ich an zu schützen? Und wo leidet die größere Menge, weil ein paar wenige sich falsch benehmen? Ich sag ja auch nicht, dass Knicklichter verboten sein müssten oder Rumschmieren mit roter Farbe (haben meine im KiGa auch gemacht), aber es sollte begrenzte Bereiche geben für bestimmte Angebote, wie auf anderen Messen. Auch dies ist auf dem Amphi am besten machbar.

Räumlich stark beschränkte Gelände ohne entsprechenden Platz sind sicherlich nicht der richtige Ort für Kleinstkinder. Die zweite Reihe bei einem Konzert der Broilers ist sicherlich nicht der richtige Ort für Kinder, auch nicht mit bunten Ohrschützern. Das Amphi bietet neben den schwarzen Festivals in Gelsenkirchen und Leipzig ausreichend Platz. Bleibt die Frage im Raum, ob ein Festival überhaupt der richtige Platz ist um für die ganze Familie aus Ausflugsort zu dienen. Bedeuten Kinder nicht zwangsläufig einen Wechsel des Lebensstils? Die Gothic-Szene ist im Familienalter, mittlerweile versammeln sich auch die Kinder und Jugendlichen der Gruftie-Eltern unter dem 30-jährigen schwarzen Schirm.

Zwischen Kinderschutz und Familienfreundlichkeit

Kinder
Familienleben am Amphi-Eigenen Strand in Köln

Nur damit das mal geklärt ist. Kinderohren sind generell nicht empfindlicher als die der Erwachsenen. Macht ja auch keinen Sinn, denn wer den Lärm einer schreienden Kindergartengruppe erlebt hat, empfindet ein Konzert von KMFDM als Erholung. Es ist die Dauer der Beschallung, die das Gehört schädigt. Quellen? Bitte: Baby und Familie: Wie viel Lärm vertragen Kinder? – Wer mehr ins Detail gehen möchte, dem sei ein Dossier mit dem Titel „Lärm- und Gehörschutz ist (k)ein Buch mit sieben Siegeln“ der Musikwoche ans Herz gelegt und wissenschaftlich geht es mit Wolfang Babisch vom Umweltbundesamt weiter: „Lärmwirkung bei Kindern und Erwachsenen“ Und ja, ich habe sie mir alle durchgelesen.

Es ist die Dauer der Beschallung, die ein Gehör schädigt. Die fehlende Möglichkeit dem Lärm auszuweichen und die oftmals viel zu lauten Konzerte, die die vorgeschriebenen Grenzwerte überschreiten. Kinder und Eltern sollten sich gemeinsam schützen, die Vorbildfunktion erfüllt immer seinen Zweck.

Vielleicht sollten die Veranstalter des Amphi ihre Entscheidung überdenken und für ein gesundes Miteinander sorgen. Das Wave-Gotik-Treffen, das Blackfield-Festival und die „Spectaculum„-Reihe von Gisbert Hillert scheinen die letzten Bastionen familienfreundlicher Veranstaltungen zu sein, die etwas für alle Mitglieder der Familie bietet. Es gibt ausreichend praktikable Vorschläge dem Problem Einhalt zu gebieten. Verbote können und sollte keine Lösung sein.

Stefan Mörkens-Köller fasst treffend zusammen: „Schließlich wollen wir ja alle, dass die Szene weiterlebt und sich auch erneuert. Wo wären wir ohne Nachwuchs, ohne neue Hörer der Musik, ohne heranwachsende Besucher und somit Ticketkäufer? Ist aber im Endeffekt eine Entscheidung der Veranstalter, die haben das Hausrecht. Nur der Passus „familienfreundlich“ bekommt dann einen faden Beigeschmack und bei uns haben sich schon einige Familien gemeldet, die ab 2014 andere Festivals aufsuchen werden. So verliert man zahlende Besucher und potentielle zukünftige Konsumenten.

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Pitje
Pitje (@guest_48314)
Vor 10 Jahre

Mir tun die Kinder leid, die ich regelmäßig auf Musikfestivals sehe. Im Gegensatz zu ihre Eltern können sie nämlich nicht freiwillig entscheiden, ob sie sich den exorbitanten Lärm antun möchten. Und ob Kleinkinder unbedingt zwischen halbnackten Besuchern und besoffenen Punks rumlaufen müssen, wage ich auch mal zu bezweifeln. Besonders gruselig wirds, wenn Kinder zur Belustigung schon in Grufti-Klamotten mit Totenkopfdesign gesteckt und übers Festivalgelände geschoben werden.
Statt ihren Egoismus zu zelebrieren, sollten sich Eltern ihrer Verantwortung bewusst sein. Es muss doch möglich sein, für ein Wochenende Großeltern, Freunde oder eine Nanny einzuspannen, die den Nachwuchs betreuen. Oder ein Partner verzichtet eben mal auf ein Konzert und passt auf die Kleinen auf….

Death Disco
Death Disco (@guest_48315)
Vor 10 Jahre

Ich finde das unglaublich albern. Und damit meine ich nicht die Entscheidung des Veranstalters, sondern dieses Selbstverständnis mancher Besucher, die glauben, ein Musikfestival wäre soetwas wie eine soziale Einrichtung.

Mir wäre im Übrigen auch neu, dass sich durch die Mitnahme von Kleinkindern Szenenachwuchs bildet. Als könnte man damit gezielt den Musikgeschmack der Kleinen lenken. Was für ein hanebüchener Unsinn. Szenen haben sich schon immer geschmacksbedingt aus Jugendlichen rekrutiert. Ich höre auch keine Elvis-Schlager mehr, nur weil ich sie als Kind regelmäßig von meinen Eltern serviert bekommen hab. Im Gegenteil, war es doch zumeist so, dass aus einer pubertären Protesthaltung heraus eben genau das abgelehnt wurde, was die „Alten“ hörten.

Orphi
Orphi(@orphi)
Editor
Vor 10 Jahre

Natürlich kann man darüber diskutieren, ob man Kleinkinder mit auf ein Festival nehmen sollte oder nicht. Mir erscheint aber auch eine andere Sache wichtig: Mit jedem Verbot und jeder Regelung „von oben“ verliert man ein Stück Freiheit und Selbstbestimmtheit. In diesem Fall war es jetzt ausnahmsweise mal nicht der Staat sondern die Festivalleitung, die entschieden hat. Ich rauche nicht mehr und meinen – inzwischen erwachsenen – Sohn habe ich auch nie mit auf irgendein Festival genommen. Dennoch finde ich sowohl Regelungen wie das Rauchverbot als auch Regelungen wie dieses Kinderverbot hier bedenklich. Ganz nebenbei habe ich auf dem Amphi sehr viele Familien gesehen, die absolut verantwortungsvoll gehandelt haben. Viele haben sich am Spielplatz Decken auf die Wiese gelegt, Picknick-Zeug rausgeholt und ihre Kinder dort abwechselnd betreut, während der jeweils andere zu einem Konzert gegangen ist. Der Park dahinter diente als tolle und ruhige Austob-Strecke. Am Spielplatz ist es auch nicht laut. Auch am Strand ist es für Kinder ganz nett – mit Blick auf den Rhein und die Schiffe. Direkt vor irgendwelchen Bühnen sind mir keine Kinder aufgefallen. Beim „Durch-die-Menge-geschoben-werden“ hatten die meisten Kinder Ohrenschützer an. Auf der Kirmes und im Freibad und auf dem Flohmarkt und im Kindergarten und auf dem Schulhof oder ganz einfach in den Straßen einer Großstadt wie London ist es auch wahnsinnig laut. Soll man da jetzt überall Kindern den Zutritt verbieten?

parasita
parasita (@guest_48318)
Vor 10 Jahre

Lieber Robert, danke für deinen Beitrag. Ja, wir werden das Amphi 2014 (gefolgt von 2015/16/… bis circa 2020) vermissen. Vielleicht ergibt sich in dem ein oder anderen Jahr die Mögichkeit, die Kinder „wegzuorganisieren“ (kein schönes Wort), aber man bringt sich eben auch um die Chance ein Familienwochenende IN und MIT der Szene zu verbringen.
Das WGT wird natürlich weiterhin eine Gelegenheit sein, schwarze Freunde zu treffen und schwarzes Leben zu genießen. EIN entscheidender Unterschied zwischen Amphi und WGT ist allerdings, wie wir nun aus eigener Erfahrung wissen: Das Programm auf dem Amphi beginnt um die Mittagszeit und endet vor Mitternacht. Damit kann man relativ viele Konzerte mitnehmen, auch wenn man sich als Paar abwechselnd auf der Spielplatzwiese herumtreibt. Das WGT-Programm geht viel weiter in die Nacht hinein, so dass man als Eltern kleiner Kinder auch nichts davon hat. Wir werden jedenfalls im kommenden Jahr AUCH auf das Treffen in Leipzig verzichten…

Vielleicht wird es in Zukunft „Nischen-Treffen“ von Gothic-Family-Net oder ähnliches geben, bei denen Szeneleben einen kinder-/familienfreundlichen Rahmen erhält. Damit separiert sich die Szene aber, analog zur Mainstream-Gesellschaft, in Menschen mit und ohne Kinder, man bleibt also „unter sich“ und bringt sich um Chancen gegenseitiger Bereicherung. Das kann man so hinnehmen, ich finde es nur schade…

PS. KinderSCHUTZ ist für uns selbstverständlich.

tobikult
tobikult(@tobikult)
Vor 10 Jahre

Wenn ein Festivalveranstalter die musikalisch untermalten Treffen der Schwarzen Szene ohne den Kontext „Kind und Kegel“ mit den Party- und Saufmeilen vom Sommer Breeze, Rock am Ring und Melt Festival verglichen hätte, wäre ich auf den Shitstorm gespannt gewesen. So heiligt der Kontext offensichtlich die Mittel… Waren wir nicht mal „anders“?

Wenn es um Verantwortung und Raum für Kinder geht, ist das Geschrei immer groß. Die einen haben keine Kinder, sind von ihnen genervt und fühlen sich derart in ihren Freiheiten eingeschränkt, dass sie viel Energie aufwenden, Kinder aus ihrer Alltagswahrnehmung zu vernbannen.
Die anderen haben Kinder, sind auch von ihnen genervt und deshalb heilfroh, wenn sie nicht rund um die Uhr alleine mit ihrem Nachwuchs und ihrer Veranwortung sein müssen. Nun sind die Spielplätze, Vereine und Kirchen voll von Eltern mit Attitüden, derentwegen ich mich Tag für Tag subkulturell isoliere. Auf dem Amphi und dem WGT konnte ich erleben, dass ich als Randgruppe einer Subkultur (Grufti mit Kind) nicht alleine bin und „schwarz anzuziehen und merkwürdige Musik zu hören“ durch alle Lebensphasen trägt.

Ich nehme aber zur Kenntnis, dass dies eine Mindermeinung ist und folgender Satz zum Paradigma auch in der Schwarzen Szene geworden ist:
The Party’s Not Over When You Have Kids…It Just Goes On Without You!

Ich wünsche Euch viel Spass mit den „halbnackten Besuchern und besoffenen Punks“, den Knicklichtern und Faschos, Emos und schwarzbunten Eintagsfliegen. Und macht bitte das Licht aus, wenn Eure Party vorbei ist und weckt mir bloß nicht die Kinder auf!

Ursula
Ursula (@guest_48321)
Vor 10 Jahre

Daß so etwas ausgerechnet aus Köln kommt, wo Kinder von Geburt an während der Karnevalszeit mit Tschingderassabumm, Kölle Alaaf, d’r Prinz kütt etc. beschallt und nicht nur während des Rosenmontagszugs von stockbesoffenen Jecken angerülpst werden, finde ich irgendwie…seltsam…

Axel
Axel (@guest_48322)
Vor 10 Jahre

Ich find’s gut! Denn ganz ehrlich: Kinder haben auf solchen Festivals meiner Ansicht nach nichts zu suchen. Ich finde das auch schräg sich Musikfestivals als Familienausflugsziel auszuwählen. Wie Pitje schon sagt: was haben Kinder zwischen halbnackten Frauen, besoffenen Punks und haste nicht gesehen zu suchen? Ich bin da wahrscheinlich sehr konservativ, aber ich finde wirklich: wenn man sich entscheidet ein Kind zu bekommen, muss man sich den Konsequenzen bewusst sein, nämlich dass das sog. „Szene-Leben“ dann wohl eher drunter leiden wird. Was kommt als nächstes? Der Wunsch samt Kind in die Disse zu gehen? Ich sehe die Gothic-Szene nun nicht wirklich als sonderlich geeignet für Kinder an und ich würde mir als Familienausflugsziel dann wohl doch eher einen Freizeitpark oder ähnliches aussuchen, statt ein Musikfestival.

Auch das Argument mit dem Nachwuchs ist doch ziemlich weit hergeholt. Man kann niemanden „zum Gothic“ erziehen. Es wird wahrscheinlich darauf hinauslaufen, dass die Kids später was ganz anderes hören, sich wahrscheinlich aus Protest wertkonservativ entwickeln oder so, ähnlich wie die meisten Punks ja auch eher aus finanziell besser gestellten Familien mit Einfamilienhaus kommen. Am Ende kommt wahrscheinlich ein CDU-Hardliner raus, dann würde ich mir als Vater schwere Vorwürfe machen. :D ;-)

Achja, weder fühle ich mich von Kindern gestört, noch habe ich eine Abneigung: im Gegenteil, ich bin sehr Kinderlieb! Und GERADE deswegen mache ich mir dann doch so meine Gedanken, ob Musikfestivals über mehrere Tage nun geeignet für Kleinkinder sind. Mal mit ein Folkkonzert oder sowas ähnliches wäre da wohl eher geeignet.

Davon abgesehen würde ich meine Kinder, wenn ich welche hätte, auch erst garnicht „zum Goth“ erziehen wollen. Soll das Kind doch selber entscheiden was es hören will oder nicht.

Zum Schluss noch ne ernstgemeinte Frage: Wie reagieren Eltern, die ihre Kinder mit auf solche Veranstaltungen nehmen, eigentlich, wenn das Kind eine Woche vor dem Festival sagt: „Ich will nicht mit“? (siehe das Zitat des Veranstalters: „Man trifft lediglich die Eltern, die bisher überhaupt Kinder unter 6 Jahren mitgebracht haben, und die innerhalb eines Jahres keine Möglichkeit für eine alternative Betreuung finden können“) Was wird dann gemacht? Dann muss ja auch kurzfistig eine alternative Lösung her. Wenn man schon so argumentiert, dass es schwer wäre eine Aufsicht für so ein Wochenende zu organisieren, dann sollte man auch mit im Sinn haben, dass vielleicht das Kind selber ganicht mit will…

Orphi
Orphi(@orphi)
Editor
Vor 10 Jahre

Wenn Blinde von Farben reden, kommt Abenteuerliches dabei raus. Sorry Axel, aber ich sehe den MAINSTREAM auch nicht als sonderlich geeignet für Kinder an, um mal bei Deiner Formulierung zu bleiben. Lieber ein paar besoffene Punks als das deutsche Kulturgut „Oktoberfest“ mit Kotzhügel und Riesen-Konsum-Dirndl-Wahn auf allen Kanälen in ganz Deutschland schon Wochen vorher – und lieber halbnackte Frauen mit etwas zu viel auf den Hüften als halbtote, abgemagerte Mädchen, die im Fernsehen von ihren Ess-Störungen und ihren Schönheits-OPs erzählen. Freizeitpark statt Musikfestival? Das heißt, die Mega-Achterbahn mit Dreifach-Looping, Kirmessound und kreischenden Menschen ist besser für Kinder als Musik auf nem Festival? Warum? Weil man da nach dem Konsumspaß für 50 Euro noch ein tolles Familienfoto von der Fahrt kaufen kann? Wovor sollen die Kinder geschützt werden? Vorm Leben? Das funktioniert leider nicht. Und die Frage ist auch sinnlos und hat nichts mit der Problematik eines Kinderverbots zu tun: Wenn ein Kind keinen Bock hat, irgendwohin mitzugehen, werden die Eltern wohl eine andere Lösung finden müssen. Aber warum sollten sie nicht mit wollen? Mama und Papa sind auch da, es gibt die Möglichkeit zu spielen, es gibt andere Kinder und es ist was los. So what?

choooo
choooo (@guest_48329)
Vor 10 Jahre

Cool! Na, ich hoffe, dass uns allen die Grufties noch erhalten bleiben. Habe die Szene immer als offene und tolerante kennen gelernt.

Death Disco
Death Disco (@guest_48330)
Vor 10 Jahre

Ich dachte immer, Amphi wäre Mainstream. So ’ne Art Sub-Mainstream für Leute, die sich unglaublich „independent“ vorkommen. ;-)

Orphi
Orphi(@orphi)
Editor
Vor 10 Jahre

Ja, da könnte durchaus was dran sein, Death Disco. Aber es ging ja ums Prinzip ;-).

Mr. Niles
Mr. Niles (@guest_48332)
Vor 10 Jahre

Da die Blagen bei uns schon aus`m Haus sind, stellt sich die Frage für mich nicht mehr.

Die Frage stellte sich uns nie: wenn wir ausgehen wollten (egal, wohin jetzt, aber alles im Kontext „Szene“), haben wir versucht, den Kurzen irgendwo unter zu bringen-hat das nicht geklappt, sind wir halt nicht hingegangen…
Naja, aber das muss ja jeder selber wissen – ich würde Kinder auf Festivals jedenfalls nicht vermissen ;)

Grauslig finde ich allerdings das Ausstaffieren der lieben Kleinen – ist ja fast so schlimm wie die Taufe!?

Saturin
Saturin (@guest_48337)
Vor 10 Jahre

Also ich oute mich auch mal als Gegner: Kleinkinder (alles unter 6 und eigentlich noch drüber) haben auf Festivals nichts verloren! Warum? Weil ich ein Festival nach wie vor für einen Ort halte, der für Sex, Drugs und Rock’n’Roll steht (ich überspitze natürlich!) – nicht zwingend die passende Umgebung für Kleinkinder (Oktoberfest aus selbigen Gründen allerdings ebenso wenig).

Natürlich wird die Szene älter, natürlich entscheiden sich auch Grufties für Nachwuchs – aber sie müssen mit den Konsequenzen dieser Entscheidung umgehen. Und da wird der Club-Abend am Wochenende eher selten. DAS scheint zu klappen, denn daran scheinen sich ja die meisten doch zu halten: So viele Kleinkinder hab ich noch nicht gesehen, die in die Disse mitgeschleppt worden. (Clubbetreiber würden sich allerdings auch strikt dagegen wehren – warum wohl?)
Aber warum müssen die lieben Kleinen unbedingt mit auf ein Festival? Ein Festival ist in meinen Augen nichts anderes. Ich halte es für ein erhebliches Missverständnis, ein Festivalwochenende mit einem Familienausflug zu verwechseln! Weils nicht anders geht? Mal im Ernst: Junge Eltern haben über 350 Tage im Jahr Zeit, sich zu überlegen, wo sie ihren Nachwuchs für zwei, drei Tage unterbringen können. Halte ich nicht für zuviel verlangt.
Was wäre die entgegengesetzte Konsequenz: Müssen Festivals ihr Angebot familienkompatibler machen? Spielplatz mit Topfschlagen bei angeschlossener Bühne? (ich habe erneut bewusst überspitzt!) Wird wohl keiner wollen.

Vielleicht sollte man künftig ausdifferenzieren: Klassische Festivals finden ohne Kleinkinder statt, wie die entsprechenden Veranstalter es ja offensichtlich und völlig zu Recht auch selber wollen (das hätte auch nichts mit dem etwas despektierlich umschriebenen „KInderverbot“ zu tun), dafür gibt es alternative Angebote für Grufties, die es ohne ihren Nachwuchs nicht wollen oder können. Wäre hier nicht eine begrüßenswerte Initiative wie „Gothic-Family.net“ gefragt, eine Marktlücke zu füllen und etwas eigenes zu initiieren?? Heißt ja nicht, dass Kinderlose da nicht hindürfen – aber dann weiß man zumindest, worauf man sich einlässt ….

(PS: Ich gehe mittlerweile nur zum WGT, da wird einiges für Eltern getan, aber es ist auch kein traditionelles Festival. Bei anderen ist man vor der Bühne eingepfercht, fand ich einst selbst als Erwachsener stressig, wie sollen das erst Kinder empfinden??)

Axel
Axel (@guest_48338)
Vor 10 Jahre

Jetzt wird mir hier aber so ziemich das Wort im Mund umgedreht. Ich habe doch nix von Medien und Mainstream erzählt. o.O Wo habe ich denn das gemacht?

ch verstehe nicht, wo der Unterschied liegt. Ist es, weil die Musik “weicher” klingt?

In der Tat weil Folkmusik weicher ist (also wir reden jetzt mal vom trad. Folk) und vor allem auch leiser gespielt wird. Aber ich habe auch ein einzelnes Konzert angeführt, weil ich mir denke, dass 2-3 Tage Festival für Kleinkinder einfach zu anstrengend sind. Selbst für viele Erwachsene ist das erschöpfend, ja wie soll das denn erst für Kleinkinder sein? Aber auch weil so ein normales Konzert eben gut 120 Minuten geht und dann geht man wieder heim. Das ist nochmal was anderes als ein Festival! Verstehst Du was ich meine? Für ein Kind ist schon so ein Konzert sehr aufregend und voller Eindrücke. Es ist für die Entwicklung von Kindern wichtig da auch in gewohnter Umgebung das zu verarbeiten. Das ist nicht möglich wenn man sein Kind auf Fetivals mitnimmt, weil dort die gewohnten, intimen Rückzugsmöglichkeiten eher fehlen.

Wieso ist die Konsequenz des “Kinder-Bekommens” weniger Szene-Leben? Weil man sich zuliebe seiner Kinder “anpassen” sollte?

So sehe ich das und die Gothic-Eltern in meiner Umgebung hier in der Tat, ja! Man schränkt sich dann eben doch ein wenig ein, weil erstmal das Kind an erster Stelle kommt. Man hat Verantwortung und diese sollte man auch ernst nehmen. Ich stell mir grad vor ich würde ein Kind bekommen: dann wäre Familienleben angesagt und weniger Szeneleben. Und so kenne ich das auch von meinen Freunden, die schon Kinder haben. Da ist man doch mal weniger unterwegs und lädt sich die Freunde eher mal nach Hause ein oder sowas. Das ist ne ganz normale Entwicklung und hat mit

Vielleicht sogar mit dem “Mainstream” schwimmen?

aber mal so garnichts zu tun! Ich denke nur, dass man, wenn ein Kind da ist, man sein Leben auf das Kind umgestalten sollte. Man kann dennoch alternativ sein, aber man sollte trotzdem verantwortungsbewusst agieren. Und für mich würden da auch feste Regeln für Kind UND Eltern dazugehören. Ich denke auch, viele bekommen da auch ganz andere Prioritäten und dann stehen Disco, Konzerte und Festivals nicht mehr ganz oben.

BTW: Lustig finde ich übrigens, dass wir hier übers Amphi reden und Du sagst was von „nicht mit dem ‚Mainstream‘ schwimmen“. Also wenn das Amphi kein Mainstream ist, dann weiß ich aber auch nicht mehr weiter. ;-) Das ist neben dem M’Era a wohl das mainstreamigste Festival was wir haben. Insofern wäre es für eine Erziehung abseits des Mainstreams richtig das Kind gerade nicht dort hin zu schleppen. :D ;-)

Ich tue mich sehr schwer damit eine Verhaltensvorschrift für Eltern herauszugeben, ohne auch nur die leiseste Ahnung davon zu haben, wie es ist, Vater zu sein.

Ich mache ja niemanden Vorschriften, ich schreibe nur meine Meinung. Muss sich ja niemand annehmen. ;-) Ich weiß nun nicht wie es ist selbst Vater zu sein, bin aber durch mein Umfeld doch sehr diesbezüglich nah dran, weil ich eben viele Eltern im Freundeskreis habe und auch mal hier und da für Freunde Babysitting mache. Man bekommt da schon so einiges mit, gerade auch was Psychologie der Kids betrifft. Und aus diesem Grunde sage ich, dass ein Festival nicht das richtige für Kleinkinder ist!

Stell Dir mal die Frage, ob du Dein Szene-Leben opfern würdest. Wo Du anfängst Kompromisse zu machen.

Die Frage habe ich mir schon häufiger gestellt. Ja, ich würde durchaus viele Kompromisse eingehen. Das fängt erfahrungsgemäß schon bei der Kleiderwahl an wenn man die Kids in den Kindergarten bringt. Ne Freundin von mir hatte mal Probleme mit dem Jugendamt, weil eine andere Mutter eines Kindes vom selben Kindergarten der festen Asicht war, sie wäre Satanistin und würde sexuelle Orgien feiern. Ja, auch solche Vorurteile gibt es immer noch! Und die ist dann zum Jugendamt gerannt. Tja, und da besagte Freundin alleinerziehend ist und man in dieser Gesellschaft sowieso dadurch schon auf dem Kieker der Jugenämter steht, kannste dir ja vielleicht vorstellen was da los war! Gerade wenn man Kinder hat, ist die Gesellschaft noch laaaaange nicht so tolerant was den Lebensstil der Eltern betrifft und ja, da würde ich mich durchaus ein Stück auch anpassen um meinem Kind eine stressfreie Kindheit zu ermöglichen. Das sind so Dinge über die man sich meiner Ansicht nach schon Gedanken machen sollte bevor man ein Kind bekommt.

Was ich schreibe ist nicht unreflektiert und plump, im Gegenteil: ich habe mir aus einem privaten Grund schon sehr intensiv damit auseinandergesetzt wie ich ein Leben als Vater gestalten würde und zudem Blicke ich eben auch auf die Erlebnisse meines Freundeskreises.

Aber gehen wir mal von dem ganzen Thema weg: dass die Amphi-Veranstalter den Zutritt von Kleinkindern nicht gestatten kann auch ne ganz einfache Bewandtnis haben: wenn immer mehr Eltern ihre Kinder mit dorthin nehmen, ist der Veranstalter auch in der Pflicht für dessen Sicherheit (also der Kleinkinder) zu Sorgen. Ich kenne mich in dem Bereich jetzt nicht so aus, aber ich kann mir Vorstellen dass da die Sicherheitsbestimmungen so hoch sind, dass diese bei einem Festival dieser Größe garnicht umsetzbar sind. Der Vergleich mit dem WGT hinkt diesbezüglich auch: weil es ja kein klassisches Festival auf nem geschlossenen Festivalgelände ist, sondern es sich über viele Veranstaltungen und vielen Gebäuden aufteilt. Das ist nochmal was vollkommen anderes.

Ian von Nierenstein
Ian von Nierenstein (@guest_48339)
Vor 10 Jahre

Axel: Wenn ich in schlichtem (kompletten) Schwarz und nicht gerade in Netzhemd und Rüschen bzw. Bondage-Kram herumlaufe, wird mir auch kein Mensch vorwerfen, ich sei Satanist. Und wenn, muss man über sowas stehen. Geistige Engstirnigkeit findet man überall. Wegen sowas muss keiner zum Jugendamt rennen. Ich werde gewiss nicht anfangen, Blue-Jeans und Holzfällerhemd anzuziehen, nur weil ich jetzt ein Kind hätte. Soweit muss man sich nicht anpassen – man muss einfach sein Ding durchziehen und drauf scheißen, was andere Eltern von einem halten. Sonst hat man schon verloren.

Axel
Axel (@guest_48340)
Vor 10 Jahre

Glaub mir, es gibt auch Leute die einen schon verurteilen wenn man normale schwarze Klamotten an hat. Da kann man natürlich rüber stehen. Aber wenn solche Leute ann as Jugendamt aufhetzen, hat man dann die Arschkarte. Wie gesagt: unsere Gesellschaft ist bei Eltern, gerade alleinerziehende Elternteile, alles anere als tolerant. Und ich würde mich da schon anpassen, weil es mir wichtiger wäre, dass das Kind stessfrei aufwächst. Da muss man dann eben Prioritäten setzen!

Orphi
Orphi(@orphi)
Editor
Vor 10 Jahre

Herr (egal welcher!), bitte schütze mich vor so einem Dummblubb.

Axel
Axel (@guest_48342)
Vor 10 Jahre

Dummblubb? Ich schreibe hier nur, was die Erfahrungen meines Freundeskreises in den letzten Jahren gelehrt haben. Und daraus bilde ich mir dann eine Meinung. Es wäre ja schön, wenn unsere Gesellschaft offener wäre. Ist sie aber nur oberflächlich…

ShaitanJr
ShaitanJr (@guest_48346)
Vor 10 Jahre

Ich bin sonst hier nur stiller Mitleser, aber bei diesem Thema möchte ich dann doch ein-zwei Worte sagen.

1. Es wurde diskutiert, dass ein Festival keine Familienveranstaltung sei. Gut, ich war noch bei keinem. Davon ab gebe ich zu bedenken, dass sich viele Szeneleute danach sehnen, das Festival als alljährliches Familientreffen zu sehen. Kinder sind Familienmitglieder, die grade in dem Alter am liebsten bei den Eltern sind. Was ist so schlimm daran, wenn sie am Rand des Festivals neue Freunde treffen, neue Eindrücke sammeln und vor allem Toleranz gegenüber „andersaussehenden Individuen“ vorgelebt bekommen? Also entweder Festivals sind nur noch Konzertansammlungen – dann aber bitte auch keine „Familientreffen“ mehr – oder sie sind letzteres, was dem ganzen deutlich Sinnhaftigkeit und Spaß gibt.

2. Das Thema Jugendamt und Toleranz kam auf, von wegen Kinderschutz und so. Ich als Mutter einer fast 4 Monate alten Tochter habe mit dem Jugendamt zu tun, weil ich nach Strich und Faden verleumdet wurde und sogar beweisen kann, dass dies eine falsche Anschuldigung ist. Also was dieses Thema angeht, da stellen sich mir die Nackenhaare hoch. Es hat nichts damit zu tun, ob man schwarz rumläuft. Für das Jugendamt ist man schon gefährlich für sein eigenes Kind, wenn man wie angesprochen alleinerziehend ist. Das J-Amt guckt nicht ob du Goth bist oder Stino. Du musst als Eltern einfach nur perfekt sein. Absolut alles ist in deren Augen eine Gefährdung. Und wehe das J-Amt kriegt mit, wer sein Kind mit auf ein Festival nimmt – und es wie ein Familienmitglied, das geliebt wird, behandelt!

Nur ganz ehrlich, woher soll man das vorher wissen? Wir wussten nicht, dass die da so abgedreht sind. Wir wollten Hilfe von denen und werden nun dafür auch noch beschimpft, wie wir so handeln konnten. Man kann es aber vorher gar nicht wissen.

Und nein, wir haben auch nicht vor, unser Szeneleben zu verändern. Es hat noch niemand nachgewiesen, dass es schlecht ist für ein Kind, wenn es Goth-Eltern hat, die ihm wenigstens eine weltoffene und bildende Erziehung angedeihen lassen. Auch unsere Kleine trägt vorrangig schwarz, wenn sie in die Sachen reingewachsen ist (für die ganz kleinen gibt es sowas ja leider nicht). Was ist daran schlimm? Viel schlimmer ist doch, aus egoistischen, religiösen Gründen sein Kind zu verstümmeln und daraus auch noch eine große Feier zu machen! Sachen zu tragen tut dem Kind nicht weh. Und ganz ehrlich, nur weil jemand findet, rosa sei niedlich für ein Mädchen, muss ich die Meinung noch lange nicht teilen. Ich muss mein Kind nicht anziehen, wie andere das wollen. Wenn sie alt genug sein wird, eine eigene Meinung zu haben, ist das nochmal was ganz anderes… Genauso was anderes ist es, wenn ein Kind in der Lage ist Nein zum Festivalbesuch zu sagen und das vor allem auch tut. Man muss nur mal bei Gothic-Family rumfragen, wie viele Kinder gern mit ihren Eltern auf Festivals gehen, genauso gern wie in den Zoo oder in Urlaubsländer.

Diese „wir müssen Verantwortung für die Kinder übernehmen“-Moral ist genau das, was auch vom Jugendamt praktiziert wird. Den Eltern wird die Verantwortung aus der Hand gerissen. Aber ich sage es mal so: Erziehung ist nicht Aufgabe des Staates oder einer Firma, sondern Aufgabe der Eltern! Wenn die Eltern ihr Kind gut genug kennen und wissen, dass es kein Stress für das Kind ist (Kinder sollen ja auch Charakter haben, wurde mir mal gesagt), dann können sie es auch mitnehmen.

Wie es schon im Beitrag gesagt wird, die meisten Eltern sind in der Lage, diese Erziehungsaufgabe so zu leisten, dass es den Kindern nicht schadet. Wegen ein paar Leuten, die es nicht schaffen, muss man noch lange nicht Kinderfeindlichkeit zur Heldentat erheben. Es wäre ehrlicher, einfach zu sagen: Die Kinder stören hier auf dem Festival, wo sich halbnackte und betrunkene gern auf erotische Abenteuer einlassen und von Gewalt und Tod gesungen wird. Dann kann ich nämlich entgegnen: Auf so einem Festival möchte ich mich nichtmal als Erwachsene herumtreiben!

Bin gespannt, wie viele Eltern nun wirklich den Festivals fernbleiben und lieber Zeit mit ihren Kindern verbringen. Ich hoffe, das drückt die Kassen ordentlich.

Death Disco
Death Disco (@guest_48347)
Vor 10 Jahre

Es wurde diskutiert, dass ein Festival keine Familienveranstaltung sei. Gut, ich war noch bei keinem. Davon ab gebe ich zu bedenken, dass sich viele Szeneleute danach sehnen, das Festival als alljährliches Familientreffen zu sehen.

Das Wort „familiär“ wurde in diesem Zusammenhang aber mal mächtig fehlinterpretiert. Kann das sein? Dabei ging es wohl eher um ein Gemeinschaftsgefühl unter Szenemitgliedern, nicht darum, Großevents zu Familienfesten auszubauen.

Bin gespannt, wie viele Eltern nun wirklich den Festivals fernbleiben und lieber Zeit mit ihren Kindern verbringen. Ich hoffe, das drückt die Kassen ordentlich.

Wird wohl eher Wunschdenken bleiben. Was soll schon passieren? Das Amphi ist doch keine Kleinveranstaltung, der man mal fix die Existenzgrundlage entziehen kann. Ich nehme eher an, ein Teil der Eltern wird sich damit abfinden und ohne Anhang kommen, der Rest wird durch neues Publikum ersetzt werden. Veranstalter solcher Massenevents sind doch nicht doof. Da wird eiskalt gewirtschaftet. Hätten sie mit solchen Entscheidungen größere Einbußen, würden sie sie nicht umsetzen.

Katrin
Katrin (@guest_48348)
Vor 10 Jahre

Mir kommen in all den vorgetragenen Ansichten die Kinder zu kurz… Die Fazits von den laufenden Metern sind oftmals ziemlich ernüchternd, betrachtet man die Dinge aus der eigenen, oftmals egozentrischen Sicht des Elternparts. Events, die man als Mutter / Vater in eben jener Rolle quasi zelebriert, gehen an den Kurzen mehr als oft komplett vorbei. Als ich mit meinem Gemüse zum ersten Mal bei einem Spectaculum war, stellten sie mit Vergnügen fest, wie wunderschön grün doch der Rasen sei… das hätte ich billiger haben können. ;-)
Ich bin der festen Überzeugung, dass man Kindern mit den leisen und scheinbar unspektakulären Dingen dieser Welt vielmehr auf den Weg gibt. Ein Tag mit verbarrikadierten Ohren zwischen Menschenmassen hat für ein Kind keinerlei Wert. Ob man das seitens eines Veranstalters reglementieren sollte? Ja.

Axel
Axel (@guest_48349)
Vor 10 Jahre

Ich bin der festen Überzeugung, dass man Kindern mit den leisen und scheinbar unspektakulären Dingen dieser Welt vielmehr auf den Weg gibt. Ein Tag mit verbarrikadierten Ohren zwischen Menschenmassen hat für ein Kind keinerlei Wert.

Danke Kathrin! Genau DAS ist eben auch meine Ansicht. Lieber mal raus in die Natur, in den Wald oder an den See gehen. Miteinander Frisbee oder Federball spielen, picknicken, Pilze sammeln und sowas (wenn ich eine Familie hätte, würde ich sowas jedem Festivalbesuch vorziehen – leider bleibt ja heutzutage für solche Dinge weniger Zeit wie früher und da sollte man das erst recht nutzen!). Das mag in der heutigen Zeit außer Mode gekommen sein (weswegen das viele Familien leider nicht mehr machen), aber mich als Kind konnte man mit sowas immer am meisten begeistern. Wenn ich mir vorstelle, mich hätte man als 3,4 jährigen auf Festivals geschleppt, ich hätte mich wahrscheinlich zu tote gelangweilt und hätte schnell rumgequengelt. :D Und die Kids, die ich hier in meiner Umgebung so kenne, die sind im Endeffekt nicht anders drauf wie ich damals. Man interessiert sich in dem Alter normalerweise auch noch nicht großartig für Musik und sowas, sondern für andere Dinge.

Außerdem finde ich es daneben Kindern irgendeinen Lebensstil aufschwatzen zu wollen: sei es Gothic oder irgendne Religion. Kinder sollten die Welt für sich selbst entdecken und selbst entscheiden was ihnen gefällt und was nicht. Ich finde es auch mehr als daneben Kids in schwarze Klamotten zu stecken und zu kostümieren. Kinder sollten einfach nur Kinder sein. Für alles andere ist später noch genug Zeit.

Wenn sie alt genug sein wird, eine eigene Meinung zu haben, ist das nochmal was ganz anderes…

Das ist aber schon SEHR gewagt zu sagen. Auch 4, 5, 6 jährige Kids können sehr wohl ne eigene Meinung haben. Gestern war ich mit ner Freundin und ihrer Tochter einkaufen und was denkst Du wie wählerisch Kids schon in dem Alter sind? Da gefällt die Farbe nicht, da ist das Muster nicht schön usw. Ich war da als Kind genauso und ich denke, jedes Kind fängt an in dem Alter da schon erste Geschmäcker und Meinungen zu entwickeln. Natürlich sollte man nicht anfangen Kindern nur das zu geben, was sie gern hätten, genausowenig sollte man aber auch nicht über deren Meinungen hinweg entscheiden. Sondern da braucht es eine ständige Kommunikation zwischen Eltern und Kind. Das früh zu fördern und anzutrainieren ist nicht falsch, denn so lernen Kids schon in dem Alter Kompromissbereitschaft. Geht freilich nur, wenn man das selbst vorlebt. :-)

Wenn die Eltern ihr Kind gut genug kennen und wissen, dass es kein Stress für das Kind ist (Kinder sollen ja auch Charakter haben, wurde mir mal gesagt), dann können sie es auch mitnehmen.

Nur ganz neutral: sowas habe ich auch schon von Eltern gehört, die im Beisein ihrer Kinder rauchen: „Ach, die hat sich dran gewöhnt und es stört sie nicht“ – Trotzdem ist es nicht gesund und unverantwortlich in der Nähe von Kindern zu rauchen. Das mag vielleicht wie ein weit hergholter Vergleich wirken, aber ich empfinde auch ein Großteil der Szene-Musik nicht wirklich kindgerecht, besonders wenn es deutsche Texte hat. Ich hatte mal bei meiner ehrenamtlichen Arbeit mit Eltern zu tun, wo den ganzen Tag Agonoize und solche Dinge daheim läuft. Dann haben die sich gewundert, dass ihr Kind zu agressionen tendierte. Da muss man sich nicht wundern, wenn über den ganzen Tag solch agressiver Electro läuft. Denn es ist sehr aufputschende Musik.

Ian von Nierenstein
Ian von Nierenstein (@guest_48351)
Vor 10 Jahre

Axel:

aber ich empfinde auch ein Großteil der Szene-Musik nicht wirklich kindgerecht, besonders wenn es deutsche Texte hat. Ich hatte mal bei meiner ehrenamtlichen Arbeit mit Eltern zu tun, wo den ganzen Tag Agonoize und solche Dinge daheim läuft. Dann haben die sich gewundert, dass ihr Kind zu agressionen tendierte. Da muss man sich nicht wundern, wenn über den ganzen Tag solch agressiver Electro läuft. Denn es ist sehr aufputschende Musik.

Kann man so oder so sehen. Ob das nun Agonoize ist und deutschsprachig oder ob es SITD ist, was größtenteils englischsprachig ist – so kann man die Szenemusik nicht einfach über einen Kamm scheren. Rap oder Mainstream-Chart-Musik putscht genauso auf. Du kannst nicht erwarten, dass man, wenn man ein Kind hat, seinen Lifestyle aufgibt und anfängt, „seichtere“ Sachen zu hören. Ich finde das einfach nicht fair. Genauso ein Unsinn wie mit „Killerspielen“, die einen zum potentiellen Amokläufer machen würden.

Death Disco
Death Disco (@guest_48353)
Vor 10 Jahre

Du kannst nicht erwarten, dass man, wenn man ein Kind hat, seinen Lifestyle aufgibt und anfängt, “seichtere” Sachen zu hören. Ich finde das einfach nicht fair.

Verantwortung hat nichts mit Fairness zu tun. Man sollte dahingehend zumindest Rücksicht zeigen und auf die Reaktionen des Kindes achten. Bei Musikformen mit extremen Gesangsstilen ist das Ganze eh schwierig einzuschätzen, da man nie weiß, wie schreiende erwachsende Menschen auf Kinder einwirken. Da muss man noch gar nicht den Text verstanden haben.

Dasselbe gilt für bass-lastige Musik. Auf bestimmten Tonträgern wird zudem vor potentiell „schädlichen“ Frequenzen gewarnt (ich erinnere mich, das z.B. bei Lustmørd gelesen zu haben). Man muss seinem Kind keinen Death Metal vorspielen und auch Dark Ambient und Heavy Electronics lassen sich problemlos über Kopfhörer belauschen.

Ian von Nierenstein
Ian von Nierenstein (@guest_48354)
Vor 10 Jahre

Na toll, wenn man schon zu Hause seine Musik mit Kopfhörern hören muss, ist man ja bereits in den eigenen vier Wänden gezwungen, sich vor seinen Kindern zu verstellen… Wirkt das nicht ein wenig unehrlich auf sie? Man kann ja Rücksicht nehmen, was die Lautstärke betrifft, da gebe ich dir schon recht. Das schöne an unserer Szene ist ja das breite Repertoire an Musikrichtungen. Von daher denke ich nicht, das man auf irgendwas großartig verzichten muss. Und man muss sich auch nicht der musikalischen „Außenwelt“ öffnen.

Mr. Niles
Mr. Niles (@guest_48356)
Vor 10 Jahre

Na toll, wenn man schon zu Hause seine Musik mit Kopfhörern hören muss, ist man ja bereits in den eigenen vier Wänden gezwungen, sich vor seinen Kindern zu verstellen…

Nach dieser Logik müsste das dann auch für andere Medien gelten?!
„Ich gucke halt gerne Pornos und Splatter – da muss der/die Kurze halt mit klar kommen!“
Ob die teilweise recht exzessiven Texte für 5jährige geeignet sind?
(Wer möchte schon, dass sein Nachwuchs im Kindergarten „Fick´mich“ singt? Bei uns war`s zum Glück nur das von mir ge-growl-te „LaLeLu“;))

LG Jörch

Death Disco
Death Disco (@guest_48357)
Vor 10 Jahre

Ist nichts anderes, als würde eine dritte Person in eine Zweier-WG einziehen. Ja, Du bist gezwungen, Kompromisse einzugehen. Auch auf viele andere Dinge zu verzichten. Wer das nicht will, schaffe sich bitte kein Kind an. Rücksichtslose, dumme Eltern gibt’s zur Genüge.

Auf das musikalische Repertoire der aktuellen „Szene“ werde ich jetzt nicht weiter eingehen. Ein Großteil davon gehört für mich ganz einfach nicht dazu. Es war auch nicht explizit auf diese Szene bezogen, sonst hätte ich nicht Death Metal als Beispiel genannt.

Axel
Axel (@guest_48358)
Vor 10 Jahre

Genau so meine ich das. Es sagt ja niemand, dass man nun selber Chartsmusik hören muss, wobei: irgendwann wird das automatisch kommen, spätestens wenn das Kind im KiGa ist und mit anderen Kindern zu tun bekommt.

Und man muss sich auch nicht der musikalischen “Außenwelt” öffnen.

Das ist irgendwie so intolerant. Wenn das Kind dann halt irgendwann mal Silbermond oer was weiß ich hören will, soll es halt hören. So wie DD sagt: sobald man ein Kind hat, muss man nunmal Kompromisse eingehen. Dazu gehört für mich, dass man Death Metal oder Aggrotech oder sowas eher über Kopfhörer hört, wenn das Kind daheim ist.

Man muss sich dann eben auch ein wenig öffnen, ja. Ne Freundin von mir beispielsweise konnte vor einigen Jahren so garnix mit Disney-Filmen anfangen. Als sie dann Mutter wurde und der Sohnemann mit ca. 4 Jahren großer Micky Maus Fan wurde, musste sie sich dann doch damit auseinandersetzen und wurde dann selbst zum Disney-Fan. So kanns gehen, ist doch nix schlimmes.

Und genau sowas meine ich auch, wenn ich sage, dass das „Szene-Leben“ ganz automatisch zurückgehen wird. Wie DD schon sagt, man wird freiwillig auf viele Dinge verzichten. Aber dafür bekommt man was zurück: nämlich jeden Tag wenn Du in die leuchtenden Augen deines Kindes gucken kannst und es lacht. Das entschädigt für alles!

Ian von Nierenstein
Ian von Nierenstein (@guest_48359)
Vor 10 Jahre

Entschuldigung, aber es macht ja wohl einen Unterschied ob ich Depeche Mode oder Agonoize höre…
Was das Kind hören will, kann es gerne. Mir muss es deswegen nicht gefallen.

perdito von wegen
perdito von wegen (@guest_48360)
Vor 10 Jahre

Kölner Karneval 2014 abgesagt – weil Jugendschutz nicht gewährleistet werden kann …

Mündige Bürger, die selber entscheiden können – unerwünscht
Scheißland

Libbit
Libbit (@guest_48365)
Vor 10 Jahre

Auch ich bin sonst stille Mitleserin, möchte aber nun mal ganz kurz als kindheitspädagogische Fachfrau (klingt gut, näch?) auch meinen Senf dazugeben.

Ich finde, einige sehen das ganze Thema ziemlich schwarz/weiß. Entweder, oder.
Man sollte zumindest mal versuchen, sich in die Lage des Kindes zu versetzen und zu überlegen, was ist gut für MEIN Kind? Der eine 5jährige braucht ein Blatt Papier, Stifte und Ruhe um glücklich zu sein und wäre wohl auf einem Festival mehr als gestresst und unglücklich. Der andere ebenfalls 5jährige ist eher der Rabauken-Typ, ist wild, laut, tobt gerne herum. Er ist relativ stressresistent und daher wäre für ihn so ein Festival wohl ziemlich interessant.

Kein Kind gleicht einem anderen, Eltern sollten selbst entscheiden dürfen ob ein Festival bereichernd für ihr Kind ist oder eben nicht. Natürlich sind nicht alle Eltern geborene Kinder-Kenner, und schleppen ihre Kleinen auf Teufel komm raus überall mit hin. Hier sind dann aber einfach die zahlreichen Ordner gefragt, die eben verstärkt die Anordnung von oben erhalten sollten, Eltern mit Kind direkt vor der Bühne nach hinten zu schicken, vor Betreten des Bühnengeländes zu kontrollieren ob die Eltern Ohrenschützer für die Kleinen dabeihaben etc. Oder in den Festival-ABC’s einfach nochmal gesondert aufführen, dass Eltern auf genau diese Dinge zu achten haben und ansonsten die Konsequenzen tragen müssen (man wird nich aufs Bühnengelände gelassen etc.). Schließlich weisen die Betreiber auch sonst auf jeden Kleinscheiß hin (“Gläser sind nicht erlaubt, aber Nutella ist kein Problem!“).
Fazit von mir: Kinder auf Festivals, ja. Kinder sind dort glücklich, wo ihre Eltern sind und trotz der fremden Umgebung ihre kindlichen Bedürfnisse erfüllt werden.

Noch kurz zu dem Thema ’sich für/wegen seine Kinder verändern‘: :D!
Ja, Kinder bedeuten Veränderung in allen Lebensbereichen. Kinder bedeuten aber nicht, dass man seinen Musik- und Klamottengeschmack verändern sollte. Natürlich kann man weiterhin Agonoize hören – aber doch bitte eher dann, wenn das Kind gerade Mittagsschlaf macht oder im Kindergarten ist. Vielleicht sollte man auch überlegen, ob man sein ‚BLUT; SEX; TOD‘-Tshirt anzieht, wenn man Kind aus der Krippe abholt oder doch lieber einfach das schwarze einfache Gammelshirt.

Schwarz/Weiß-Denken im Bezug auf Kinder geht einfach nicht.

ShaitanJr
ShaitanJr (@guest_48366)
Vor 10 Jahre

Libbit, den Kommi find ich klasse.
Ich finde auch nicht, dass man sein Kind mit Goth irgendwie „erziehen“ kann. Grundwerte wie Respekt und Anstand, Aufmerksamkeit, Freundlichkeit, Ehrlichkeit aber auch Durchsetzungsvermögen und Selbstbewusstsein haben nur bedingt etwas mit Gothic zu tun. Ja, ich verbinde all diese Dinge damit. Aber das ist nur meine subjektive Meinung und mir ist bewusst, dass die genauso wenig was in der Erziehung zu suchen hat wie meine Religion. Auch, wenn das bei Christen gern toleriert wird. Anderes Thema…
Weiterhin finde ich wichtig, Kinder auch weltoffen und tolerant zu erziehen. Mit „wenn es Nein sagen kann, ist das was anderes“, meine ich nicht „wenn das Kind 18 ist“, sondern durchaus mit 2-3 Jahren. Viele Kinder sind aber von Natur aus neugierig. Ich kann mein Kind schlecht von der Welt fernhalten, auf die ich es vorbereiten möchte. Nur weil mein Kind mit Goth-Eltern aufwächst und selbst so lange es das will schwarz trägt, heißt das nicht, dass es Goth werden MUSS. Im Gegenteil, sie kann sich entwickeln, wie sie möchte.
Ich bin selbst eine sehr spezielle Persönlichkeit und ganz anders als meine Eltern. Warum sollte ich meine Tochter also mit Dingen einengen, wenn meine Eltern das mit mir ebenso gemacht haben und ich das als unangenehm empfand?

Ob „familiär“ und „familiär“ zweierlei sind, wage ich zu bezweifeln. Es kommt auf den Einzelfall an, auf Kind und Eltern.

Was ich an Roberts Bericht so abscheulich finde (bzw. an der Entscheidung der Amphi-Betreiber), ist die Moral die dahinter steckt. „Wir müssen die Eltern erziehen und bestrafen, wenn sie ihren Kindern schaden“ statt „wir unterstützen die Eltern, es richtig zu machen“. Aber selbst das ist problematisch, denn es gibt kein Richtig und Falsch. Was für das eine Kind funktioniert muss für das andere noch lange nicht klappen. Wie Libbit schon sagt, was das eine gefährdet, muss für das andere noch lange nicht schädlich sein. So ist es auch mit Eltern.
Ich als Mutter bin jedenfalls mündiger Bürger und erwachsen genug, um zu spüren, was mein Kind braucht. Ich brauche weder ein Jugendamt, das mich nötigt und mein Kind bewusst massiv gefährdet, noch brauche ich Festival-Betreiber, die mir sagen was ich zu tun und zu lassen habe.

Daher bin ich auch für bessere Kontrollen. Damit werden diejenigen, die wirklich nicht klarkommen, ausgesiebt, ohne die „ordentlichen“ Eltern zu belasten. Denn wie dem Bericht zu entnehmen ist, sind doch Möglichkeiten gegeben, die Kinder gefahrlos dabei zu haben. Wenn die nicht gegeben wären, wäre es nochmal was anderes. Das ist aber nicht der Fall, also was soll das?

Saturin
Saturin (@guest_48368)
Vor 10 Jahre

„familiär“ und „familiär“ sind natürlich zweierlei Dinge!
Ein Szenetreffen ist „familiär“, weil man viele Menschen kennt und sich freut, diese zu treffen. Es ist NICHT zwingend „familiär“, weil Familien vor Ort sind. Das scheint Dein massives Missverständnis zu sein.

Die Amphi-Betreiber versuchen m. E. auch keineswegs, „Eltern zu bestrafen“ – sie sehen einfach nur, dass ihre Veranstaltung im weitesten Sinne nicht kompatibel ist für einen Ausflug mit kleinen Kindern. Sie müssen Eltern auch nicht für igendwas unterstützen, weil sie eine Leistung anbieten, die sich an ganz andere Konsumentenkreise richtet.

Aber noch einmal: Wenn das Bedürfnis und die Nachfrage nach Festivals für Eltern mit Kindern so groß ist, dann müsste doch mal jemand ein solches konzipieren und durchführen. Das wäre dann übrigens nicht „familiär“, sondern schlicht familienkompatibel.

Axel
Axel (@guest_48375)
Vor 10 Jahre

Ich denke eher, die Betreiber scheuen die hohen gesetzlichen Auflagen was Kinderschutz betrifft. Das ist ja mit mehr Ausgaben finanzieller Natur verbunden (schmälert also den Profit) – natürlich würde man dies so ehrlich nie kommunizieren! ;-) Aber ich bin mir nicht sicher ob so ein Festival in dieser Größe das überhaupt leisten kann!

Es muss ja nur mal was passieren auf so einem Festival, etwa das ein Kind durch irgendeinen besoffenen Besucher zu Schaden kommt, o.ä. – man kann zehntausende Besucher ja nicht 24/7 überwachen. Das würde nicht nur ein riesen medialer Aufschrei in der Mainstreampresse nach sich ziehen, sondern dann würden auch das Image und somit die Besucherzahlen massivst einbrechen! Die Frage ist: kann man also Veranstalter 100% ausschließen, dass sowas mal passiert? Wenn man Kleinkinder auf so ein Festivalgelände lässt, muss man dies zu 100% ausschließen können, alles andere wäre unverantwortlich!

Da ist die Partneschaft mit Gothic-Family.net natürlich ziemlich zwiespältig, das ist klar.

Eine direkte Kinder- und Familienkompatible Veranstaltung wäre sicher ein Versuch wert. Aber ich wage zu bezweifeln ob der Gothic-Family Verein da das nötige Geld dafür hat. Man sollte sowas nicht unterschätzen!

Ian von Nierenstein
Ian von Nierenstein (@guest_48376)
Vor 10 Jahre

Vor einigen Jahren hätte man ja die „Unheilig & Friends“-Konzertreihen auch als angedunkelte Familienveranstaltungen bezeichnen können. Mittlerweile ist der Bandname ja aber eher eine Persiflage. Zumindest aus Sicht des Teils der Szene, die diese Band einmal toll fand.

Saturin
Saturin (@guest_48377)
Vor 10 Jahre

@Robert: Verflixt, dass mit der Partnerschaft zu Gothic-Family.net hatte ich nicht mehr auf dem Schirm. Der Kommentarstrang war schon so lang ;)
Zugegeben: Unter diesem Gesichtspunkt ist die Entscheidung in der Tat dann doch recht eigenartig.

Dennoch glaube ich weiterhin, dass kommerziell denkende Konzert- und Festivalveranstalter ihre Pläne anhand der Mehrheit ihrer Kunden ausrichten (und Eltern mit Kindern sind dies wohl nicht).
Was mich zu dem Punkt führt, den ich unverdrossen noch ein drittes Mal in den Ring werfen mag: Warum konzipiert niemand ein kleine(re)s Festival, dass sich (nicht ausschließlich ABER konkret) an junge oder ältergewordene Familien richtet? Größenordnung vielleicht wie’s NCN.
Das soll dann natürlich kein Ghetto sein, sondern ein Ort, an dem sich die Probleme der anderen Festivals nicht stellen – also als DER eine Termin im Jahr, an dem Mütter und Väter unbesorgt MIT ihrem Nachwuchs planen können.

Flauers
Flauers (@guest_48378)
Vor 10 Jahre

Aiaiaiaiai …

Ich bin (wie einige vor mir) auch nur ein stiller Mitleser, aber hier kochts ja förmlich …

Libbit hat die ganze Chosé eigentlich gut auf den Punkt gebracht.

Was mir noch am Herzen liegt:
Es ist zu unterscheiden, ob die Familie tatsächlich am Festival im vollen Umfang teilnimmt, sprich mit mehreren Stunden täglich vor der Bühne stehen oder eher auf dem Zeltplatz und den anderen Angeboten anzutreffen ist.
Wer stellt sein Kind schon im Hochsommer mehrere Stunden am Tag in eine Menschenmenge mit übermäßiger Beschallung?

Zum Zeltplatz: Wie viele Leute fahren ohne große Probleme mit ihren Kleinen campen? Es gibt auch ruhigere Ecken … (;

Axel
Axel (@guest_48381)
Vor 10 Jahre

Zum Zeltplatz: Wie viele Leute fahren ohne große Probleme mit ihren Kleinen campen? Es gibt auch ruhigere Ecken … (;

Wozu besuche ich dann für einen dreistelligen Geldbetrag ein Festival wenn

die Familie (…) auf dem Zeltplatz und den anderen Angeboten anzutreffen ist.

?

Da geht man doch lieber gleich in einem Campingplatz in der Natur! Ist günstiger!

Orphi
Orphi(@orphi)
Editor
Vor 10 Jahre

Lieber Axel, wenn Du als Vater (sehr sehr theoretisch wohlgemerkt!) schwarze Klamotten gegen Trend-Farben eintauschen, Silbermond hören und Disney-Filme gucken möchtest, damit Dir das böse, feindlich gesinnte Jugendamt nicht den Nachwuchs wegnimmt, wenn Du die Lautstärke Deines Lebens massiv runterdrehen und die Welt in Weichzeichner tauchen möchtest, nur noch in Freizeitparks und auf Campingplätzen in der Natur verweilst, dann kannst Du das gerne machen. Aber versteh doch einfach, dass es Leute gibt, die das anders sehen und ihre Kinder trotzdem nicht in den seelischen, geistigen und körperlichen Ruin treiben. Eltern, die verantwortungsvoll selber bestimmen wollen und können, wo sie ihre Kinder mit hinnehmen und wie sie die Kinderbetreuung auf einem Festival (mit Spielplatz, angeschlossenem Park, Strand am Fluss und Gothic-Family.net) aufteilen, so dass alle Spaß haben. Das geht Dich ja nun echt nix an, wie diese Familien ihr Geld ausgeben.

Nikki Fiend
Nikki Fiend (@guest_48701)
Vor 10 Jahre

Ich find die Entscheidung super!
Meinen Festivalerfahrungen nach gibt es leider zu viele Eltern, bei denen „PAARRRTYYY FICKEN SAUFEN!!!“ über den Nachwuchs gestellt wird^^
Und kleine Kiddies ohne Hörschutz abends aufm Agonioze und Konsorten Konzert müssen einfach nicht sein! Leider viel zu oft gesehen.

Christina
Christina (@guest_49883)
Vor 9 Jahre

Gothic-Family.net heißt seit einiger Zeit Die-Schwarze-Familie.net. Die alte Domain hat nichts mehr mit der Community zu tun, wurde quasi von einer Mitbegründerin „weg genommen“. Bitte genau hin sehen, was man verlinken möchte. ;)

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