2008: Polylux berichtet über den Hass auf Emos – Erinnert ihr euch noch?

Erinnert ihr Euch noch an die Emos? Vor rund 10 Jahren sorgte die Bewegung der gefühlvollen, traurigen Kids, die sich in ihrem Stil einfach an jeder anderer Subkultur bedienten, für einen Sturm im Gothic-Glas. Keiner mochte die Röhrenjeans, die langen Ponys, die Vermischung von Totenköpfen und der zelebrierte Weltschmerz als Fassade einer neuen Jugendbewegung. Ich mochte die damals auch nicht wirklich, war aber von einem Gefühl wie Hass oder offener Ablehnung, wie in dem Videobeitrag zu sehen, weit entfernt.

Die Emos sind schon eine ganze Weile kein Thema mehr, so erscheint es mir jedenfalls. Sie belagern weder den Alexanderplatz, noch haben sie sich auf dem WGT ausgebreitet. Die Popper des neuen Jahrtausends sind von der Bildfläche verschwunden. Vermutlich, weil es doch nur eine Modeerscheinung war.

Allerdings bin ich mir nicht mehr ganz so sicher, ob man den Kids damals nicht Unrecht getan hat. Gefühle zeigen, Weltschmerz fühlen, sich irgendwie lieb haben und völlig an traditionellen Rollenbildern vorbeizuleben, sind doch nun wirklich keine schlechten Werte, oder? Ich meine sogar, dass einige dieser Eigenschaften auch den Gothics zugeschrieben werden, oder? Abgesehen von den Klamotten und dem lieb haben natürlich.

Sind wir nicht die Traurigkeitsgenießer, die Weltschmerzempfinder, die gefühlsduseligen Tiefgründigen? Ich weiß nicht, mit dem vorbeilaufenden „Gothic“, der findet das Emos „hässlich“ sind und „stinken“ kann ich noch weniger anfreunden. Zumal ich behaupten darf, dass ein Gothic, der im Hochsommer mit Lederkutte und dicken Stiefeln über das WGT stiefelt, auch nicht gerade ein Geruchserlebnis ist. Da helfen selbst Patchouli-Duschen nichts. Erinnert Ihr euch noch an die Emos?

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Tanzfledermaus
Tanzfledermaus (@guest_58657)
Vor 4 Jahre

Ich hatte nie etwas gegen Emos, fand manche Stylings und Frisuren sogar richtig schick. Außerdem standen sie den Gruftis inhaltlich (Trauer und Gefühle bewusst leben anstatt sich mit der Happy-Gesellschaft anzubiedern) und optisch näher als jede andere Jugendkultur, Punks mal ausgenommen. Warum sie von manchen Leuten so gehasst und gedisst wurden, habe ich nie verstanden. Okay, ich verstehe auch nicht, wie man überhaupt andere hassen und dissen kann, aber dass auf einer Szene derart rumgehackt wurde, ist schon ungewöhnlich. Vielleicht weil sie eher „weich“ und „schwach“ wirkten, auch die Jungs Gefühle zeigten und damit die soziale Hackordnung bestens greifen konnte.

Nossi
Nossi (@guest_58659)
Vor 4 Jahre

ich lebe ja in der Provinz, da kriegt man solche Entwicklungen nur am Rande mit. Einzelne der „emo spezies“ fand ich /damals/ zunächst süß. Als ich dann aber mal in der Landeshauptstadt erlebt habe, wie die sich in der Gruppe aufführen, war ich froh, nix mit so Leuten zu tun zu haben. Witzig finde ich, die meisten jüngeren Gothics, stammen ganz offenkundig ursprünglich aus der Emoszene. Überläufer also. Ich bin mir nicht sicher ob ich das schön oder komisch finden soll. Einige dieser ex-emos finde ich allerdings sehr hübsch anzusehen.

Die Popper des neuen Jahrtausends sind von der Bildfläche verschwunden
hmm die mettler, hippster und jaa auch die möchtegern goths sind die Popper des neuen Jahrtausends

Sylvia_Plath
Sylvia_Plath (@guest_58661)
Vor 4 Jahre

Ich kannte gar keine Emos persönlich, der Style hat aber in die damalige Zeit gepasst. Die Musik war nie mein Fall, schade ist es nur, dass Diese Jugendkultur so schnell wieder verschwunden ist wie sie aufgetaucht ist. Hatte wohl keinen langen Atem.
Der Alexanderplatz wird momentan nur noch von Touristen und Passanten bevölkert. Von Streitereien, Prügeleien oder Messerstechereien zwischen verfeindeten oder random Leuten mal ganz abgesehen.

Elric
Elric (@guest_58663)
Vor 4 Jahre

Oh goth, das wird schwierig…

…ich hab die kleinen Fransendingsis ganz gut abgekonnt.
Praktischer Weise hat die Tanzfledermaus mir schon das allermeiste vorweggenommen, ich stimme da vollends zu und bedanke mich^^

Dazu kommt die Musik: Von dem, was heute, aber, auch schon vor fünfzehn oder zwanzig jahren beginnend, die „Schwarze Szene“ beschallt, verursacht mir mehr als die Hälfte körperliches Unbehagen (ich drücke mich da bewußt vorsichtig aus). Im Bereich dessen, was als genuine Emomucke gilt, habe ich viel gefunden, was mir recht gut gefällt oder mich wenigstens nicht stört (nicht begeisternd, aber anständig; wer da Interesse hat, der Wikiartikel über Emocore ist interessant)…

…zudem, wobei das natürlich nur meine eigene Beobachtung ist, waren sie zutraulicher als Gruftis: Zur Hochzeit des Emowesens war ich noch vile mit den Öffentlichen unterwegs und auf meinen Routen regelmäßig ich regelmäßig diverse Emos getroffen; und es war doch deutlich zu erkennen, wie die stets die räumliche Nähe gesucht haben (einer, den ich regelmäßig getroffe habe, hat dann auch immer genickt, ich natürlich auch) …

Sylvia_Plath
Sylvia_Plath (@guest_58671)
Vor 4 Jahre

@Robert: Ja, das haben sie. Nämlich Facebook , Instagram und natürlich dieses Blog hier. ;)

Elric
Elric (@guest_58679)
Vor 4 Jahre

Billie Eilish ist für mich so eine ganz heiße Kandidatin.

Hmm, kann ich nicht finden. Musikalisch passts überhaupt nicht und die Musikjournalistik vermeint bei Frau Eilish (in Anteilen) Gotisches festzustellen…

…der Bond Song ist allerdings recht ordentlich.

Elric
Elric (@guest_58685)
Vor 4 Jahre

@ Robert

Goth, verwickel mich nicht in solche Diskussionen, das stachelt meine zwanghafte Kategorisierungsmanie an…^^

Also, stimmt, Billie Eilish erinnert optisch an Emostyle; wenn ichs benennen müßte, würde ich es wohl „kawaii grunge“ nennen.

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