Ein Jahresrückblick ist eine zwiespältige Angelegenheit. Gerade in bloggender Hinsicht schwankt er immer zwischen den objektiven Fakten und dem subjektiven Eindruck, den ein solches Jahr hinterlassen hat. Bei einigen stehen die schlechten Erinnerungen im Vordergrund, bei anderen wieder die guten Erinnerungen. Die eigene Wahrnehmung und der Zahn der Zeit übersteigert das ganze mitunter in eine extreme Richtung. Ich will versuchen, beides zu mischen, unter einen Hut zu bringen oder auf einen Nenner zu bringen. Garnieren werde ich das ganze mit einigen Fundstücken aus meiner Bildersammlung 2012.
Fakt ist beispielsweise, dass ich 2012 weniger geschrieben haben. Die subjektive Zeit, die ich dafür erübrigen konnte, war viel zu kurz. Lust zu schreiben hatte ich immer, persönliche Veränderungen hinterließen aber mitunter eine ausgewachsene Schreibblockade. Ihr kennt das vielleicht, man sitzt vor dem blinkenden Cursor und weiß nicht, wie man seine Gedanken in Worte fassen kann. Zuviele Gedanken an das was war, was ist und was werden könnte verkleistern den Verstand.
Glücklicherweise habe ich mittlerweile wieder Ruhe und Entspannung gefunden und möchte voller Tatendrang ein neues Jahr einläuten. Geplant ist vieles, doch ich möchte es vermeiden, große Ankündigungen zu verfassen, mit denen ich mich dann selbst unter Druck setze. Es war ein schönes Jahr. Ein anstrengendes Jahr. Ein aufregendes Jahr. Wie ich das mit Spontis erlebt habe, will ich euch zeigen.
Jahresrückblick: Heiße Diskussionen
Auch 2012 gab es wieder fantastische, ausführliche und wortgewaltige Diskussionen. So ist Sabrinas Artikel „Gothic – Kein Ziel und keine Richtung“ mit 170 Kommentaren der klaren Spitzenreiter und lebhaftes Beispiel für eine vielschichtige Argumention Der Artikel „Es muss richtig schön glänzen – Quo Vadis, WGT?“ der sich interessanterweise mit einer ähnlichen Thematik beschäftigt, brachte es auf 71 Kommentare. Es geht um die Zukunft. Genauer gesagt um das, was sein wird, was wir daraus machen können und wie schlecht oder gut wir einen aktuellen Zustand finden. Da reiht sich der drittplatzierte Artikel „Uniformen in der Szene – Zwischen Provokation, Fetisch und Dummheit“ mit seinen 56 Kommentaren nahtlos ein. Es ist also nach wie vor beliebt, sich zu heiklen Fragen zu äußern, über den momentanen Zustand der Szene zu diskutieren oder auch mögliche Ideen für eine Zukunft zu entwickeln.
Mir ist es egal, ob eine Diskussion den Artikel vernichtet, ihm zustimmt, angreift oder auseinander nimmt. Ich lerne täglich, ändere meine Ansichten und gebe meine Fehler – auch wenn es manchmal schwerfällt – zu. Ich würde mich freuen, wenn auch 2013 wieder so angeregt diskutiert wird.
Spontis leistet einen großen Beitrag dazu, Suchenden wie mir eine Anlaufstelle zu bieten- und das ist letztlich wichtig: zeigen, dass es anders geht und anders gemeint ist, wenn man sagt, Gothic zu sein. Wer sich vom Einheitsbrei (…) angekotzt fühlt, der kehrt der Szene entweder den Rücken und hakt es unter “Jugendsünde” ab, oder merkt, dass ihn doch irgendwas hinzieht und er fängt an zu suchen. Man beginnt Inhalte für sein “Sein” zu finden- wenn sie nicht schon längst da waren und man deshalb in die Szene kommt. Einschlägige Kunst, ein Faible fürs Morbide, seine Art durch Absonderung und gewählte Andersartigkeit mit der Welt klarzukommen… 1
Kontaktformular
Über 160 mal nutzten die Besucher von Spontis das Kontaktformular. Sie äußersten Themenvorschläge, schickten mir viele Links, sendeten Fragen oder beschwerten sich. Ich bin dankbar für jede Nachricht und versuche immer, eine E-Mail zeitnah zu beantworten, die Themenvorschläge umzusetzen, die Links der Wochenschau unterzubringen oder die Fragen und Beschwerden zu beantworten. Es ist meiner Ansicht nach immens wichtig, dass der Leser sich an der Gestaltung des Blogs beteiligt, denn nur so kann ich erfahren, was euch stört, was ihr lesen möchtet oder zu welchem Thema ihr einmal etwa erfahren möchtet. Ich bin kein allwissender Allmanch, keine Lexikon und mit Sicherheit nicht perfekt. Deshalb sollt ihr mich auch schamlos korrigieren, verbessern und ergänzen. Denn ich bin auch nur ein Mensch und schieße trotz aller Diplomatie gelegentlich über mein Ziel hinaus, wie beispielsweise in meinem Aufruf zu Bilddatenbank.
Mitunter sind auch einfach E-Mails dabei, die mir einfach so unglaublich wertvoll erscheinen, dass ich sie mir aufbewahre. Es gibt Menschen, die einfach mal Danke sagen möchten und sich die Mühe machen, eine Nachricht zu schreiben. Das finde ich toll! Interessanterweise kommen sie immer dann, wenn ich gerade zweifle (siehe Bilder) und mit dann deutlich sagen, dass ich weiter machen soll. Wie beispielsweise diese Mail nach dem Family-Treffen 2012:
…mir liegt da was auf dem Herzen, was ich unbedingt loswerden möchte: ein ganz ganz großes Dankeschön an dich dafür, dass das Familytreffen auf dem WGT genau so, wie es war, stattgefunden hat! Seit längerer Zeit hatte ich das Gefühl, dass sich da irgendwas veränderte und entwickelte und erst nach dem kuscheligen und heimeligen Treffen, war ich in der Lage, das, was ich seit Monaten und Wochen in mir trug, genauer zu greifen und zu beschreiben. Es ist ganz simpel: ich habe mitten zwischen diesen tollen Menschen das Gefühl „angekommen/zuhause sein“ in mir gefunden. Vermutlich ist es das schönste Souvenir, dass ich mir vom WGT hätte mitbringen können…
Jahresrückblick: Auswertung der Besucherquellen
Schauen wir zurück auf ein Jahr, in denen sich wieder einmal deutlich gezeigt hat, wie (schrecklich) wichtig soziale Netzwerke geworden sind. Ohne Facebook läuft nichts mehr. Rund 11.000 mal besuchten mich Menschen, die einen Link zu Spontis angeklickt haben. Dabei ist die größte soziale Plattform ein zweischneidiges Schwert. Zum einen sorgt die allumfassende Vernetzung für neugierige Leser, die sie aus Seiten, denen sie ein „Gefällt mir“ spenden ihren eigenen Nachrichtenstrom zusammenbasteln. Auf der anderen Seite verlassen viele die Plattform erst gar nicht, um zu kommentieren oder zu interagieren, was Facebook nützt, den Blogbetreiber aber zuweilen stört. Über Facebook mache ich mir schon länger Gedanken und werde diese demnächst in Artikel-Form präsentieren.
Gleich hinter Google (siehe Suchbegriffe) und Facebook kommt die Internetseite gutefrage.net, was mich persönlich sehr wundert, denn die war im letzten Jahr eigentlich nicht der Rede wert. 2013 fand 1.084 Besucher den Weg zu mir, dabei verlinkten die fleißigen Helfer der Plattform hauptsächlich auf die Schnürsenkelartikel und interessierten sich für Christiane F., die Protagonistin aus „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“.
Auch meine geschätzten Mitblogger versorgten mich mit Besuchern. So ist Shan Dark für 339 Besucher verantwortlich, Rosa Chalybeia für 186 und Karnstein für 108. Betrachtet man die Vorjahreszahlen im Vergleich, so lässt sich eine deutliche Verlagerung ausmachen. Die Zahl der direkten Verlinkungen von anderen Blogs ist stark gesunken, während die Verlinkung von Facebook deutlich zugenommen hat.
Fakten, Fakten, Fakten
Fassen wir in Zahlen zusammen. 2012 besuchten 153.222 Menschen diese Internetseite, davon waren rund 27% schon mal und dürften damit als Wiederholungstäter gelten. Der durchschnittliche Besucher bleibt 2 Minuten und 6 Sekunden (!?). Grufties benutzen am liebsten den Firefox-Browser der auf einem Windows-System installiert ist. Die meisten kommen aus Deutschland, was daran liegen dürfte, dass ich in Deutsch blogge, die häufigsten Aufrufe erhalte ich aus Berlin gefolgt von München und Köln. (Einwahlknotenpunkt). Die Absprungrate beträgt 5…..2………P…..r…… *schnarch*
Computer-Logbuch: Nachtrag
Goth wie einschläfernd. Bin über den Tasten zusammengesackt. Bevor ich noch länger mit nervigen Details nerve und euch auf die Nerven gehe, trete ich lieber einen Schritt zurück, beende meinen viel zu kurzer Urlaub und gehe den Dingen nach, denen ich sonst nachgehe.
Einzelnachweise
- Kommentar #29 vom 21. Juni 2012 von Alva Katharina in „Es muss richtig schön glänzen – Quo vadis, WGT?„[↩]
Sehr schöner Jahresrückblick, Robert. Du hast recht, ist immer eine zwiespältige Sache, weil man selbst oft denkt, das ist langweilig. Ich – zumindest als Blogger – finde das nicht. Vorallem dann, wenn man die Zahlen mit dem Persönlichen verbindet, was Dir wie so oft sehr gut gelungen ist. Nur die Suchbegriffe hätten mich noch interessiert, aber ich finde sie nicht :) (sag jetzt nicht ich soll mal bei Google suchen :P)
Facebook bringt auch bei mir einen erheblichen Anteil an Besuchern, aber ähnlich wie bei dir bringen die sozialen Netzwerke „nur“ 10% vom Besuchervolumen und das ist auch gut so. Kann man sich doch beruhigt und erfreut zurücklehnen, auch wenn innerhalb der sozialen Netzwerke Facebook mit ABSTAND führt, auch beim schwarzen Planeten (dabei hab ich noch nicht mal ne eigene Fanpage). Bin gespannt auf Deinen Artikel dazu. Kritisch sehe ich das allerdings nicht – weder für Spontis noch für meinen Blog – und auf ewig wird es so auch nicht bleiben. Es ist alles im Fluss und wer weiß, was das nächste große soziale Ding werden wird. MySpace wird ja gerade wieder reanimiert. Aber an ein Auferstehen glaube ich noch nicht so ganz.
27% Wiederkehrer ist ein sehr guter Wert, d.h. Du hast eine hohe Stammleserschaft, was absolut stimmt und jeden Blogger glücklich machen sollte. Sofern man sich von Zahlen Glück versprechen kann, aber das korreliert ja mit Deinen Kontaktformularanstürmen!
Jedenfalls: Weiter so, ihr Zwei! Ich finde die Artikelfrequenz eigentlich so ganz gut und bin gespannt, was dieses Jahr so interessantes Schwarzes hier hervorsprudeln wird.