Liber Occulti: Das verwunschene Kloster am Uhlberg

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Jeder, der das verlassene Kloster am Uhlberg in den vergangenen Jahren besuchte, berichtet von dieser unheimlichen Stille, die den Ort in einen gespenstischen Nebel der Geräuschlosigkeit hüllt. Der Wald, so berichten Besucher, macht hier keine gewohnte Geräuschkulisse und die Tiere des Waldes scheinen diesen Ort zu meiden. Alles Humbug?

Der Uhlberg (Eulenberg) wird 1144 erstmals urkundlich erwähnt, liegt unweit der Ortschaft Treuchtlingen (Bayern) und ist dunkle Heimat der vergessenen und entweihten Kapelle St. Ulrich. Erstmals gründeten Benediktinerinnen um das Jahr 1200 ein Kloster auf dem abgeschiedenen Berg. Wie damals üblich, siedelten auch einige Bauern im Umkreis des abgelegenen Klosters, die Siebeneichenhöfe am Fuße des Hügels, zeugen noch heute von dieser Zeit. Möglicherweise waren es die Ordensfrauen, die im Kloster eine Madonnenfigur, die sogenannte „Mondsichel-Madonna“, aufstellten und den Berg damit im Laufe der Jahre zu einem immer bekannter werdenden Wallfahrtsort machten. Auf Veranlassung des Papstes ersetzte man das Bauwerk 1466 durch ein größeres, deren verfallenen Überreste jetzt im Wald zu finden sind.

Während des Bauernkrieges im Jahre 1525 wurde das Kloster zerstört, vermutlich war es der wütende Mob der seinem Zorn auf den Klerus und die Obrigkeit auf dem Uhlberg freien Lauf ließ. Am 1. Mai 1525 wurden die Ordensfrauen durch lautes Glockengeläut eines entfernten Klosters vor den herannahenden Bauern gewarnt. Sie brachten in aller Eile die Kostbarkeiten des Klosters in Sicherheit und flohen. Das Kloster brannte bis auf die Grundmauern nieder. Zwar beantragte man 1629 den Wiederaufbau des Klosters, doch das Aufbegehren blieb ungehört. Seit dem ranken sich unzählige Sagen um den verwunschenen Ort

Von etwa 1724 bis 1731 war die Ruine auf dem Uhlberg Versammlungsort einer evangelisch-pietistischen Sekte, die von verschiedensten Erscheinungen auf dem Uhlberg predigte. Nachdem aber der bischöfliche Generalvikar von der Sache erfuhr, ließ der den Prediger verhaften und stellte diesen mit einer schwarzen Kerze vor die Kirchentüre zu Wolferstadt um die Bürger vor den Blendern zu warnen. Im Jahre 1874 berichtete ein Tourist einer Zeitung, dass Schatzgräber eine weiße Gestalt gesehen haben, die den Schatz beschützt und den Wiederaufbau des Klosters prophezeite und den Suchenden immer wieder schwarze Raben schickte, um sie in ihrer Nachtruhe auf dem Uhlberg zu stören. Was die Schatzsucher um das Kloster vermuteten, kann nur spekuliert werden. So befindet sich unweit der Ruine der Klosterbrunnen, in dem die Ordensfrauen bei ihrer Flucht die Glocke und ein Altarbild versenkt haben sollen. 1937 grub man, so belegt der örtliche Heimatbote, bis auf eine Tiefe von 2,5m ohne jedoch etwas Nennenswertes zu finden, tiefere Ausschachtungen wurden von den immer wieder einstürzenden Rändern des Brunnens unmöglich gemacht.

Auf älteren Karten der Gegend ist die Stelle, an der heute unweit der Ruine ein verlassenes Forsthaus steht, ein Tempel eingezeichnet. Das würde die Vermutung bestätigen, dass der Uhlberg auch die Heimat einer keltischen Ringburg oder einer germanischen Kultstätte gewesen ist, da er auch als Durchgangspunkt der astronomischen Sonnen- und Mondwendelinien gilt. Das heutige „Jägerhäuschen“ wurde im Jahre 1800 von einem Förster gebaut, der die Hütte als abgeschiedenen Platz zum Feiern nutzte. 1945 versteckten sich in ebendiesem Forsthaus der nationalsozialistische Bürgermeister von Treuchtlingen vor den nahenden Amerikanern, um sich einer möglichen Anklage zu entziehen. Er wurde jedoch gefasst und zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt.

Seitdem ranken sich unzählige Sagen um den verwunschenen Ort, die sie immer noch zum Anziehungspunkt für dunkle Mystiker macht. Im 18. Jahrhundert war sie vermutlich Versammlungsort einer peitistischen Sekte und kam auch 1945 in die Schlagzeilen, als sich führende Nationalsozialisten im nahe gelegenen Jägerhaus vor den vorrückenden Amerikanern versteckten. Seit Jahren ist das vergessene Kloster auf dem Uhlberg ein Anlaufpunkt für mutige Jugendliche, die sich bei Vollmond dort versammeln und auch Satanisten sollen hier ihre Spuren hinterlassen haben. Eine neue Madonnenfigur, die erst 1989 im Inneren aufgestellt worden war, fand man wenig später zerstört auf dem Boden wieder. Vor dem ehemaligen Eingang liegen oft zwei Äste in Form eines umgedrehten Kreuzes auf dem Boden, Drudenfüße zieren die Wände der Kapelle und auf der Hinweistafel finden sich Blutspuren. Blutige Rituale religiöser Sekten?

Die originale und verschollene Mondsichel-Madonna fand man übrigens vor einigen Jahren im Schlafzimmer einer Bauernfamilie, sie kann heute im Diözesanmuseum zu Eichstätt besichtigt werden. Vermutlich war sie seit den Bauernkriegen als Beutekunst im Besitz der Familie, die das Geheimnis fast 500 Jahre bewahren konnte.

Mehr erfahren? Mysteryhunter, Augsburger Allgemeine, Sagen vom Uhlberg

Uhlberg Kapelle
Innenansichten der Uhlbergkapelle. Von welchen Verrückten würden diese Wände wohl erzählen?
(c) Mysteryhunter – mit freundlicher Genehmigung von Conny

 

Uhlbergkapelle
Jugendliche, Mutige und Leichtsinnige besuche die Kapelle auch in tiefster Nacht. Sie sind cool, feiern und albern herum. Doof nur, dass sie nicht mehr nach Hause finden
(c) Mysteryhunter – mit freundlicher Genehmigung von Conny

 

Forsthaus
Das Forsthaus am Uhlberg unweit der Klosterruine. Man sagt, der Förster habe hier wilde Gelage gefeiert. Leider gibt es immer wieder dumme Menschen, die sich abgeschiedene Orte aussuchen um ihren Frust abzubauen.
(c)  Mysteryhunter  – mit freundlicher Genehmigung von Conny

1988: Depeche Mode Party im Zwickauer Jugendclub

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Von den tausenden Depeche Mode Fans, die an einem eiskalten Tag im März 1988 zu einem Konzert in der Werner-Seelenbinder-Halle in Ost-Berlin pilgerten, hatten die wenigsten eine Eintrittskarte. Nirgendwo ein Hinweis darauf, dass die Band tatsächlich an diesem Tag dort auftrat und doch waren allein die Gerüchte ausreichend, eine Massenwanderung schwarz gekleideter Menschen auszulösen. Es muss ein Gefühl von Morgenluft gewesen sein, als man dann erfuhr, dass Depeche Mode tatsächlich dort aufgetreten war, ein Gefühl, dass die DDR ihren andauernden Kampf gegen die Musik des imperialistischen Westens nicht mehr ganz so akribisch durchzog. 1988 muss es dann eine ganze Welle von Depeche-Mode Partys gegeben haben, die in jeder größeren Stadt die Fans der Band anlockte. Vielleicht war es die Zuversicht, dass die Band, die auf dem Geburtstag der FDJ spielen durfte, nun zu den geduldeten Musiker der DDR zählte? So wundert es jedenfalls nicht, dass die jungen Menschen vor dem Zwickauer Jugendclub „Vaterland“ ausgelassen auf den Einlass zur angekündigten Depeche Mode Party warten.

Leider sind die Videos nicht mehr verfügbar. Wenn jemand die Quelle kennt, oder legalen Zugang zu den Videos hat, würde ich mich über eine Nachricht freuen.

Unweigerlich drängen sich Erinnerungen auf. Der Jugendclub im Paul-Schneider-Haus anno 1988, irgendein Tag im Spätsommer. Heute Abend sollte auch hier eine Depeche Mode Party stattfinden. Schon ein paar Tage vorher haben wir uns auf das Event vorbereitet, haben zusammen mit dem Jugendleiter Herr Brüning auf dem hellgrauen Linoleumboden gestanden und darüber nachgedacht, wie wir aus diesem in Holz gekleidetem Jugendclub eine Depeche Mode Tempel zaubern konnten. Notdürftig wurde die braune Holzvertäfelung mit schwarzen Laken abgehangen, die einsamen Strahl in Rot, Gelb und Grün wurden durch ein Stroboskop ergänzt, das Michael mitbrachte. Hier noch ein Poster und an der Wand zum Videoraum hing sogar ein Starschnitt von Martin Gore! Alles in allem äußerst rudimentär und nicht wirklich „gruftig“, aber wenn das Licht aus gemacht wurde und das Stroboskop zu den ersten Takten der Musik blitzte, war das alles vergessen – so dachten wir jedenfalls. Ein bisschen blöd war, das die Party um jugendlich-freundliche 20:00 begann, wir schon alle um 19:00 da waren und die Sonne nicht wirklich vorhatte, vor 22:00 wirklich zu verschwinden. So kam es, dass die komplette Tanzfläche bis 22:00 in einem schwach leuchtenden Orange strahlte, dass von den Vorhängen erzeugt wurde, die mühsam versuchte dem Licht Einhalt zu gebieten. Die Party war trotzdem toll und Jugendleiter Reiner hat sich sogar auf eine Verlängerung eingelassen. Wegen der widrigen Umstände. Ich musste einfach mal abschweifen, denn genau das ist mir alles wieder eingefallen, als ich die verwackelten und schlecht gefilmten Aufnahmen aus der DDR gesehen habe. Die Wende hat letztendlich zusammengeführt, was zusammengehörte.

Parallelwelt entdeckt! Exklusives Video vom Leben auf Gothic II

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Was zunächst als merkwürdig regelmäßige Wellenform von den Radioteleskopen aufgefangen wurde, klang für die Wissenschaftler merkwürdig. War das eine alte, längst vergessene musikalische Klangreihenfolge, die man vor rund 30 Jahren auf unserem Planeten entwickelte? Womöglich ein interstellares Echo, das die von uns ausgesendeten Signale zu uns zurückspiegelte? Analysen ergaben jedoch, dass es sich um ein stark verzerrtes und vereinfachtes Abbild der ursprünglichen Sequenzen handelte. Als hätte eine fremde Intelligenz die Funkwellen unseres Planeten aufgefangen, remoduliert und zu uns zurückgeschickt. Konnte das sein? Eine Botschaft?  Tiefere Analysen förderten zu Tage, dass eine verborgene Trägerwelle in den Klangmustern mehr Informationen mit sich trug als sie für die Generierung von Tönen nötig gewesen wäre. Selbst Dechiffrierungsexperten aus aller Welt sahen sich nicht in der Lage, das komplexe Signal zu entschlüsseln. Einem Zufall ist es zu verdanken, dass das Signal nun doch entschlüsselt werden konnte. Praktikant New Dave war in seiner Nachtschicht gerade mit Reinigungsarbeiten beschäftigt, als er die immer noch laufende Übertragung in den menschenleeren Forschungsräumen hörte. Er schloss einen Fernseher an und koppelte das Signal mit dem Antenneneingang. Was dabei herauskam, war unglaublich!

In den nächsten Tagen überschlugen sich die Ereignisse. Schnelle formte man Antwortnachrichten auf gleicher Modulation und nahm Kontakt mit dem unbekannten Planeten auf, von dem die Signale gekommen waren: Gothic II – Spontis ist mehr als glücklich, euch einen Mitschnitt der Übertragung präsentieren zu können. Hier zunächst das uralte Ausgangsmaterial von unserem Planeten, Gothic I:

Und hier nun, EXKLUSIV in einer völlig überarbeiteten Version der Übertragung, die die Wissenschaftler mit der zufälligen Hilfe von Praktikant „New Dave“ entschlüsseln konnten, Gothic II:

Liber Occulti: Die Menschenschlachter von Herxheim

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Liber Occulti I/MMXIV – Archäologen machen grausige Funde in Herxheim. Knochen von rund 1000 Menschen werfen die Frage auf: Gab es Kannibalen in der Jungsteinzeit?

Was man zwischen 1996 und 1999 bei Ausgrabungen einer steinzeitlichen Siedlung im rheinland-pfälzischem Herxheim fand, gab den Archäologen schaurige Rätsel auf. In einer länglichen Grube fand man unzählige menschliche Knochen von rund 1000 Menschen jeden Alters und aus ganz Europa. Das sie teilweise aus Frankreich und dem Elbtal stammten, konnte man anhand von Keramikscherben nachweisen, die man zwischen den Knochenstücken fand.
Die Toten wurden kurz nach ihrem Tod fachmännisch zerlegt, das belegen Bruch- und Schnittspuren an den Knochen die den Spuren an geschlachteten Viehknochen sehr ähneln. Die Forscher vermuten sogar, das zeigen Indizien an den Überresten, dass die Leichenteile an einem Spieß gebraten worden sein könnten. Manche der Knochen sind so fein zerschlagen, dass man auch von Knochenmarkgewinnung ausgehen muss, womöglich um sie in einer Suppe auszukochen. Haben die Bewohner der kleinen Siedlung, die auf das Jahr 5000 v.Chr. zurückdatiert ist, Menschen gegessen?

Man könnte auch von rituellen Opferungen ausgehen, denn einige der Schädel wurden zu Trinkgefäßen umgestaltet. Ein tiefer Schnitt längs über den Kopf – so zeigen die Spuren – war die Vorbereitung um die Haut vom Schädel zu lösen. Mit gezielten Schlägen gegen das Gesicht und den Halsansatz formte man aus den Schädeln Gefäße, aus denen man vermutlich trinken konnte. Allerdings sind die Bruchkanten so scharfkantig, dass man sich beim Trinken daran verletzen würde. Je mehr sich die Forscher mit den Details beschäftigen, umso mysteriöser wird es. Was geschah in dem kleinen Ort vor 7000 Jahren? Die Siedlung kann auf das Jahr 5300 v.Chr. datiert werden, rund 300 Jahre geschah nicht außergewöhnliches. Was veranlasste beinahe 1000 Menschen zwischen 5000 und 4950 v.Chr. dazu, sich in die winzige Siedlung zu begeben?

Kriegerische Handlungen kann man ausschließen, denn keiner der Knochen weist typische Verletzungen auf. Es gibt keine Knochenbrüche durch stumpfe Gewalteinwirkung und auch fand man keinerlei Pfeil- oder Speerspitzen. Im Gegenteil. Die meisten Toten erfreuten sich bester Gesundheit. Keine verschlissenen Gelenke, die Zähne sind ungewöhnlich gut erhalten und Mangelerscheinungen durch knappe Ernährung sind auch nicht zu finden. Selbst die Logik spricht gegen die Theorie feindlicher Auseinandersetzung. Es erscheint schlicht unmöglich, dass die kleine Dorfgemeinde innerhalb von 50 Jahren durch ganz Europa gezogen ist und dabei hunderte Gefangene machte um sie in ihre Siedlung zu verschleppen. Es muss davon ausgegangen werden, dass sich die Menschen freiwillig in den kleinen Ort pilgerten um sich rituell zu opfern.

4950 v.Chr. war alles vorbei. Niemand verlor in dem kleinen Ort mehr sein Leben, die Siedlung hörte abrupt auf zu existieren. Und alles sieht auch nach einem überstürzten Ende aus. Die Mitbringsel der Toten wurden zerstört und zwischen die Knochen der Toten gestreut, dazu Mahlsteine und noch unbenutzte Werkzeuge. Alles wurde zerstört, zerhackt, durchgemischt und in die längliche Grube geschüttet. Nur wenige Skelette sind im Verbund gefunden worden, für die Forscher immer noch ein Rätsel. Ob die Menschen tatsächlich verspeist wurden, lässt sich nicht wissenschaftlich belegen – es ist jedoch offensichtlich, dass die Toten freiwillig starben und aus ganz Europa in eine winzige Siedlung pilgerten. Es gibt viele zu lösende Rätsel und einige davon könnten sogar zu einer Korrektur der Geschichtsbücher ausreichen.

Mehr erfahren? Spiegel Online, LBK-Projekt HerxheimAntiquity, Zeit Online

Herxheim Massengrab
Viele der Knochen wurden zerkleinert und mit Keramiksplittern in die Grube geschüttet
(c) Herxheim DFG-Projektseite
Schaedelknochen
Viele der Schädelkalotten sind nach dem gleichen Muster bearbeitet und wurden unmittelbar nach dem Tod der Menschen angefertigt.
(c) Herxheim DFG-Projektseite

Hier eine sehr interessante und ausführliche Dokumentation, auf die ich von Regin Leif aufmerksam gemacht wurde:

I am Providence – Glückwunsch, Herr Lovecraft

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Heute vor 124 Jahre wurde Howard Phillips Lovecraft in Providence (Rhode Island) geboren. Schon früh förderte sein Großvater die literarische Neigung seines Enkels und schenkte ihm Bücher wie die“ Geschichten aus Tausend und einer Nacht“. Zum Missfallen von Lovecrafts Mutter Sarah erzählte der Opa seinem Enkel auch selbsterfundenen Horrorgeschichten. Bereits mit 9 Jahren verfasste er handschriftliche Zeitschriften mit dem Titel „The Scientific Gazette“ und „The Rhode Isalnd Journal of Astronomy“, die er unter seinen Verwandten und Freunden verteilte und in denen er sein Interesse an Geschichte und Astronomie auslebte. H.P. Lovecraft war ein begabtes Kind, dass sein Leben einer blühenden Phantasie widmete und einige der einflussreichsten Werke der Horror-Literatur verfasste. Seine Texte, Bücher und Werke, die zu Lebzeiten nie für ein anständiges Auskommen reichten, sind heute Legende, Mythos und Inspiration für viele weitere Künstler.

1937 starb Lovecraft an den Folgen von Darmkrebs. Er wurde im Familiengrab beigesetzt und sein Name wurden neben dem seiner Eltern eingemeißelt. 1977 setzten Verehrer des „Meisters“ ihm einen eigenen Grabstein, auf dem der Spruch „I am Providence“ steht, der aus einem seiner Briefe stammt. Fans, die das Grab besuchen, verzieren es immer wieder mit einem Zitat aus „The Nameless City“: „That is not dead which can eternal lie, and with strange aeons even death may die.“ Meine Glückwünsche gelten einem Schriftsteller, der seiner Phantasie mit Worten beflügeln konnte und damit Geschichten schuf, die immer noch verstörend komplex bis unbegreifbar philosophisch interpretiert werden. Sie gelten einem Künstler der es wie kein Zweiter verstand, die dunkle Seite der menschlichen Phantasie so gekonnt in Szene zu setzen.

Zum Geburtstag gibt es die Dokumentation Fear of the Unknown in voller Länge:

 

Farblos in der Mick Mercer Radioshow #32

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Meine Reise tiefer in die Gefilde schwarzer Musik wurde vor einigen Jahren deutlich erleichtert von der  „Gothic Rock“ CD-Kollektion von Mick Mercer, einem englischen Musik-Journalisten, der die Entwicklung der Punk-, Post-Punk- und Gothic-Szene von Anfang an mitverfolgt und begleitet hat.

Durch ihn lernte ich grandiose Künstler wie Southern Death Cult oder X-Mal Deutschland überhaupt erst kennen, und entdeckte erst dort so richtig meine Begeisterung für Bauhaus und Alien Sex Fiend.
Auch später im Anglistik-Studium sollte sein Name und diverse Zitate immer wieder auftauchen, wenn in englischer Fachliteratur der Weg von der traditionellen schwarzen Romantik hin zur dunklen Subkultur der Gegenwart gezeichnet wird, denn auch als Autor ist der zum Goth-Historiker avancierte Mercer tätig, der wie kaum ein Zweiter über Wissen aus erster Hand verfügt (und der daher z.B. sehr bewusst weder Joy Division, noch The Cure oder Siouxsie & the Banshees auf seine „Gothic Rock“-Compilations gepackt hat).

Doch warum erzähle ich das alles? Eigentlich nur um klar zu machen, warum ich diesem Menschen so huldige und seit Jahren (etwa auf Facebook) folge, und um damit zu veranschaulichen, was für eine ungeheure Ehre es für mich darstellt, dass er gestern abend in seiner wöchentlichen Radioshow zwei meiner Songs gespielt hat!

Besonders lustig fand ich, dass er eigentlich den bereits vorab aus dem kommenden Album ausgekoppelten Song Never too Late spielen wollte, jedoch wohl vergessen hat ihn runterzuladen, und ihn daher bereits für nächste Woche angekündigt hat – daher gab’s diesmal einfach schonmal zwei meiner Demos. Unten also kurzerhand das komplette zweieinhalbstündige Streaming auf Mixcloud. Seine Mischung ist sehr vielfältig und bizarr, und wem seine punkig-eklektische Art zwischendurch zu trinken, rülpsen und mit seiner Frau Lynda zu quatschen zu viel wird, der mag direkt zu 0:28:35 oder 2:15:40 springen ;)

Eine Nacht im Club „Katakombe“ in Zürich (1992)

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Der Magic Circle präsentiert: „Noel Noire“, Katakomben in Zürich 1992 (Danke! an Ernest Maerki für die Einsendung) – Früher war alles besser? „…wir lebten in den 90ern eine Utopie, unsere einmalige Utopie: Katakombe, Laby, Aera – zehn Stunden Glück, die mir den Kater wert waren. Zeitvergessenheit, Hormonwolken, ozeanische Gefühle. Und heute? Bügeln, Weiterbildung, Kinderwagen, Facebook. Wer’s verpasst hat, tut mir leid – was ist besser geworden?“ (Aus den Kommentaren zum Artikel „Zürichs verschwundene Partytempel„)

Der Club „Katakombe“ an der Geroldstrasse 5 in Zürich existiert heute unter dem Namen „Hive Club“, wird allerdings von der „Katakombe“ Gmbh betrieben. Offenbar finden heute keine Veranstaltungen der Szene dort statt.

Musikperlen – Sie lernten sich 1979 auf einer SciFi Convention kennen (Tauchgang #30)

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Shock Therapy – Hate is a 4-letter Word

What has changed me into something i dont know?“ 1984 gründete der aus Detroit stammende Gregory John McCormick (Itchy) eine Band, die er nicht umsonst „Shock Therapy“ nannte. Der Sänger, Gitarist und Pianist verbrachte viele Jahre in diversen Psychiatrien, seine dort gesammelten Erfahrung beeinflussten nicht nur den Bandnamen, sondern auch viele seiner depressiven Texte.  Mit der Band fand er die Möglichkeit, seiner Aggressivität ein kreatives Ventil zu verschaffen und so wundert es auch nicht weiter, dass der ein Jahr später geschriebene Song „Hate is a 4-letter-Word“ zu den erfolgreichsten der Band zählt. In den USA fanden seine tiefgründigen Texte jedoch keine Beachtung, das erwünschte Feedback blieb aus, er beschließt, nach Europa zu gehen. Dem INTRO-Magazin verriet 1993: „Das amerikanische Publikum ist völlig leer. Sie stehen da und glotzen dich an. Niemand gibt sich die Mühe, in die Musik einzutauchen. Die Europäer, vornehmlich die Deutschen, sind da ganz anders. Sie konzentrieren sich auf das, was abgeht; sie wollen die Musik nicht nur hören, sondern auch verstehen.“ Doch die Schatten des eigenen Selbst sind stärker. Nach einem 7-jährigen Gefängnisaufenthalt zeigt sich Itchy geläutert und kündigt sogar ein neues Album an. Von der Realität eingeholt stirbt er 2008 im Alter von 44 Jahren vermutlich an einer Alkoholvergiftung. „A classic Film of Yesterday ist just Today; once tomorrow, maybe never, i hate me.

The Electronic Circus – Direct Lines

Wen hätten wir da? Chris Payne (hat mal mit Gary Numan gespielt), Paul Johnson Rogers (kennt kein Mensch) und Michael J. Stewart (auch völlig unbekannt). Die drei Musiker dürften so unbekannt sein wie die Tatsache, dass der Stahl des Palastes der Republik (DDR) eines der höchsten Gebäude der Welt, das Burj Khalifa, zusammenhält. 1981 studierten alle drei am Chichester College of Music im britischen Sussex und kam auf die Idee, ihre Passion für elektronische Instrumente in einem Projekt (ein Band zu haben war irgendwie uncool) zu verbinden. „The Electronic Circus“  brachte genau eine Single heraus, die man „Direct Lines“ taufte und wohl eher sowas wie ein Lustanfall des Musikmachens angesehen werden könnte. Doch dieser Song bringt die 80er wie kein anderer auf den Punkt. Jedenfalls für mich. Lässig, unterkühlt und flach trällert die unbekannte Sängerin den Text ins Mikrophon und zaubert mir einen Gänsehautschauer nach dem anderen. Die Stimmung ist sphärisch verträumt, irgendwie berauschend und flockig naiv und findet ihren Höhepunkt im absolut zeitlosen Synthie-Refrain. Warum ein Retro-Zeitalter einläuten, wenn es noch so viele Schätze zu entdecken gibt? Herrje, jetzt habe ich das Stück schon zum fünften Mal in der Wiederholung.

Oppenheimer Analysis – Devil’s Dancer

Brighton 1979. Auf der „World Science Fiction Covention“ lauscht Martin Lloyd (damals 29 Jahre alt) dem Vortrag eines gelangweilten Douglas Adams und lässt seine Blicke schweifen. Am andere Ende des Raums sieht er jemanden, der exakt so gekleidet ist, wie David Bowie im legendären Film „The Man who fell to Earth“. Wow! Den musste Martin kennenlernen. Andy Oppenheimer und Martin Lloyd entdeckten unzählige Gemeinsamkeiten und teilen unter anderem die Leidenschaft für elektronische Musik. Sie werden gute Freunde und ziehen gemeinsam durch angesagte Clubs und weitere Science Fiction Conventions. Anfang der 80er beschließen sie, ihrem kreativen Potential Ausdruck zu verleihen, gründen eine Band und nennen sich „Oppenheimer Analysis“ (zusammengesetzt aus Andys Nachnamen und dem Namen eines früheren Projekts von Martin Lloyd). Die EP „New Mexico“ erscheint 1982 auf Kassette, die die beiden eifrig auf einschlägigen Conventions und Clubs unter die Leute bringen. Auf einer David Bowie Convention in Hammersmith spielen sie vor rund 2000 Leuten einen ihren größten Auftritte. In den folgenden Jahren sind Andy und Martin musikalisch sehr aktiv, bevor es Ende der 80er Jahre ruhiger wird. 2005 – dem Internet sei Dank –  finden die beiden wieder zusammen und fühlen sich durch treue Fans dazu animiert, wieder Musik zu machen. Am 24. März 2006 steht man im Bochumer Zwischenfall nach über 22 Jahren wieder gemeinsam auf der Bühne. 2013 verstirbt Martin Lloyd überraschend. Andy beschließt, am Ball zu bleiben und ist seit 2013 mit dem Projekt „Oppenheimer MK II“ immer noch musikalisch aktiv.

Manche Mädchen sterben einsam – Selbstmörderfriedhof Grunewald

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Bereits im Januar dieses Jahres besuchte Kath Traumtänzerin den Friedhof in Grunewald. Friedhofsführerin Tina Knaus brachte ihr und einigen anderen den Ort und seine Geschichten ein wenig näher. Schwer beeindruckt postete sie einige Bilder und Geschichtsfetzen bei Facebook, die dort aber im Nirvana des Zeitstrahls kaum Beachtung fanden. Ich fand das schade und animierte Kathi auf dem Spontis Treffen, mir ihre Eindrücke nochmal als E-Mail zu schicken, um dann gemeinsam mit ihr einen Beitrag daraus zu verfassen.

Es ist ruhig auf der Lichtung im Grunewald, keine trauernden Friedhofsbesucher, keine frischen Blumen auf gepflegten Gräbern und die meisten Grabsteine sind mit Efeu überwuchert. Der Schnee auf Wegen, Bäumen und Gräbern hüllt den Friedhof in ein sonderbare Stille, nur das Knirschen der Schritte ist zu hören. Deutschlands einziger Selbstmörderfriedhof  im Grunewald-Forst, auf dem seit über 100 Jahren alle die begraben werden, die ihrem Leben ein Ende setzen wollten, soll in 50 Jahren verschwunden sein. Die Grabsteine werden entfernt, die Gräber eingeebnet und die Friedhofsmauer wird abgerissen. Die zuständige Friedhofsverwaltung Charlottenburg-Wilmersdorf genehmigt kaum noch neue Bestattungen und möchte den Friedhof auslaufen lassen, eine Erhaltung des geschichtsträchtigen Ortes scheint nicht mehr finanzierbar. Dabei liegen nicht nur unzählige Namenlose dort begraben, sondern auch tragische Geschichten aus der deutschen Vergangenheit.

Der Dienstmädchenfriedhof

Zur Zeit der Industrialisierung gelangten vielen Menschen zu schnellem Geld und mit dem Reichtum wuchs auch die Sehnsucht nach exklusivem Wohnraum. Da aber im Zentrum von Berlin die Unterschicht lebte und der Geldadel und die Neureichen nicht mit dem Pöbel leben wollten, begann man damit, im Berliner Umland Rodungen durchzuführen um den gewachsenen Ansprüchen exklusiven Raum zu schaffen. Unter anderem entstand im Grunewald eine große Freifläche für eine ausgedehnte Villensiedlung, die auch heute noch zu den nobleren Stadtteilen Berlins zählt.
Die neu entstandenen Siedlungen sorgten dafür, dass viele der Armen aus dem Zentrum Berlins nach Grunewald kamen, um dort eine Anstellung im reichen Hause zu ergattern. Doch ein Arbeitsplatz bei wohlhabenden Arbeitgebern war nicht immer ein Segen. So nutzten die Hausherren und deren Söhne oftmals die Abhängigkeit der untergebenen Dienstmädchen dazu, ihre Gelüste diskret zu befriedigen. Wurden die Dienstmädchen zu allem Überfluss von einem der Beiden schwanger, so war ihr Schicksal nahezu besiegelt, denn mit dem entsprechenden Eintrag in ihrem Dienstbuch gab es nahezu keine Chance auf eine Neueinstellung in einem anderen Hause.
1919 versuchte sich das Dienstmädchen Minna Braun das Leben zu nehmen, in dem sich die gelernte Krankenpflegerin mit Schlafmitteln und Morphium vergiftete. Ihren leblosen und stark unterkühlten Körper fand man am Havelufer. Totengräber brachten die Frau in die Aufbahrungshalle des Selbstmörderfriedhofs. Als Kriminalbeamte 14 Stunden später die Identität der jungen Frau feststellen wollte, sahen sie, wie sich der Kehlkopf bewegte. Minna Braun wurde in Krankenhaus gebracht und überlebte. Der Fall löste ein rege Debatte über das Lebendig-Begrabenwerden aus, die damals in ganz Berlin die Runde machte. Die Magd blieb davon unbeeindruckt, zu tief der Schmerz, zu groß die Scham, zu hoffnungslos ihre Zukunft. Mit einer höheren Dosis erreichte sie drei Jahre später endlich ihr Ziel. Man fand sie an der gleichen Stelle wie zuvor. Wie viele Dienstmädchen sich in ihrer Verzweiflung von der Stölpchenseebrücke ins Wasser der Havel stürzten ist bis heute nicht geklärt.

Friedhof Grunewald - Willi Schulz
Vom Oberhofjagdmeister zum einfachen Förster degradiert! Den gesellschaftlichen Abstieg verkraftete Will Schulz nicht und folgte nach der Auflösung der preußischen Monarchie dem Ruf des Todes.
Friedhof Grunewald - Baronin Alex von Lieven
Nicht vorzustellen, wie groß ihre Verzweiflung gewesen sein muss. Ganze 14 mal versuchte die Baronin Alexandra von Lieven sich das Leben zu nehmen. Zu ihrem Todeszeitpunkt, war sie 91 Jahre alt.
Friedhof Grunewald - Orthodox
Man munkelt, dass dieser junge Russe seinen Alkoholrausch auf besonders günstige Weise erreichen wollte. Er starb an seiner eigenen Ethanolmischung.

Wasserleichen

Strömungen unter der Wasseroberfläche der Havel trugen die Leichen der Selbstmörder und Unfallopfer immer an die selbe Stelle im Fluss (für die Interessierten: ÖPNV – Linie 218, Haltestelle Havelchaussee), der sich so malerisch verzweigt durch den Forst in Grunewald zieht. Angehörige und Förster hatten die Lichtung still und heimlich zu einer Begräbnisstätte gemacht, als sie die rund einen Kilometer die Havelanhöhe hochwuchteten um ihnen dort die letzte Ruhe zu ermöglichen.

Sie näher am Ufer des häufig befahrenen Flusses zu begraben wäre riskant gewesen, denn illegale Bestattungen wurden hart bestraft, selbst der versuchte Freitod stand bis 1845 unter Strafe. Eine ordentliche und kirchliche Bestattung war undenkbar, denn nach Auslegung der Kirche ist der Freitod eine Sünde die ein Begräbnis in geweihter Erde unmöglich machte. Erst in den 60er Jahren lockerte die Kirche ihre Regeln und immer mehr Gemeinden ermöglichen seit dem auch Selbstmördern ein ordentliches Begräbnis.

Wie lange der Friedhof im Grunewald-Forst bereits betrieben wird, ist unklar. Als die erste Bestattung 1900 offiziell vermerkt wurde, sollen bereits 800 Leichen dort begraben worden sein. 1920 wurden umliegende Gemeinden mit Berlin zu „Groß-Berlin“ zusammengelegt und verpflichtet, einen eigenen nicht-kirchlichen Friedhof zu betreiben. Der Magistrat ließ den Selbstmörderfriedhof mit einer Mauer umgeben und erklärte ihn zum offiziellen Friedhof, auf dem nun auch andere Tote begraben wurden. Kaum jemand nahm das Angebot wahr, zu stark war der Glaube an die Sünde, die die dort begrabenen Menschen begangen hatte. Die Wasserleichen aus der Havel blieben weiterhin unter sich.

Zum Ende des ersten Weltkriegs wurden hier auch Opfer des Krieges beerdigt.  Auch die fünf jungen Russen, die über den Sieg der Bolschewiki und den Tod ihres Zaren so bestürzt waren, dass sich selbst töteten, wurden an besagter Stelle aus der Havel gefischt. An sie erinnern fünf hölzerne, orthodoxen Kreuze unweit des Eingangs.

Das Lied vom einsamen Mädchen

Friedhof Grunewald - NicoEin einsames Grablicht flackert vor Grab Nummer 82, den schwarzen Grabstein säumen mit Schneeflocken bedeckte Rosen, überall liegen verwitterte Schriftstücke und Mitbringsel herum. Es ist wohl das prominenteste Grab auf dem Friedhof im Grunewald und erinnert an die Sängerin Christa Päffgen, die unter ihrem Künstlernamen „Nico“ mit der Band „Velvet Underground“ international berühmt wurde.

1956 soll die damals 18-jährige mit ihrer Mutter Magarete zum Friedhof. Nico soll auf eine damals freie Stelle gedeutet haben und sagte: „Hier möchte ich einmal begraben werden, neben Dir.“  Kurz darauf machte sie eine steile und tragische Karriere, avancierte in den 60ern zur Mode-Ikone, wurde Vogue-Model und Warhol Star, Sängerin und Junkie. Ihre Todenähe war legendär, ihre kühle Erotik macht sie heute noch zum Mythos. 50 Jahre lang lebte sie ein intensives Leben, bis sie 1988 auf Ibiza vom Fahrrad stürzte und an einer Hirnblutung verstarb. Ungeachtet der Tatsache, dass es ein Unfall war, der ihr Leben beendete, erfüllte man ihr den Wunsch, neben ihrer Mutter auf Berlins „Friedhof der Namenlosen“ begraben zu werden. Drei Tage lang sollen ihre Freunde auf dem Friedhof gefeiert haben. Es liegt Schnee auf ihrem Grab, niemand ist da um mit Nico zu feiern. Nur am 16. Oktober, ihrem Geburtstag und am 18. Juli, ihrem Todestag verirren sich noch Menschen zu ihrem Grab. Das Lied vom einsamen Mädchen wurde bitterkalte Realität.

 Der Armenfriedhof

Den deutschen Schriftsteller Georg Heym inspirierte der Selbstmörderfriedhof zur Lyrik, vermutlich war es ein Rückzugort, an dem sich der junge Heym von der „Zwangsjacke seines Lebens“, wie er mal in sein Tagebuch notierte, erholen konnte. Leider ereilte ihn der Tod viel zu früh, so dass die meisten seiner Werke posthum veröffentlich wurden. Am 16. Januar 1912 verunglückte Georg Heym beim Schlittschuhlaufen auf der Havel in Kladow tödlich, als er seinen Freund retten wollte, der ins Eis eingebrochen war.

Der Armenfriedhof

Stiller Ort, um deine Mauern
Schleicht ein müdes, süßes Trauern,
Das mich immer zieht zu dir….

Deine Kreuze still und schlicht
färbt goldig doch das Sonnenlicht
Und leuchtet in die Gruft hinein.

Aus deinen Gräbern quillt das Leben.
Es schmückt in urewgem Weben
die kahlen Stein mit Liebesgrün.

Es schwingt aus Moderduft
Die Lerch sich in die Himmelsluft
O armer Ort, wie bist du reich.

Du einzger Ort, der hat hienieden
Die stille Ruh, den frommen Frieden
den draußen ich so oft gesucht.

In rund 50 Jahren soll der Friedhof „der Natur zurückgegeben“ werden. All die Geschichten verlieren dann ihren Ort, an dem sie erzählt werden können und die Namenlosen verlieren die Reliquien, die an sie und ihre Schicksale erinnern.

 

H.P. Lovecrafts „The Dreamlands“ – 700 Stufen des tiefen Schlummers

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H.P. Lovecraft sagte einmal: „The oldest and strongest Emotion of Mankind is fear, and the oldest and strongest Kind of fear is fear of the Unknown.“ Die Angst vor dem Unbekannten ist überwunden, es ist geschafft! Am 3. August erreichte das Filmprojekt „The Dreamlands“ von Regisseur und Autor Huan Vu das Crowdfundig-Ziel von 40.000€ auf der Plattform Indiegogo. Der Film basiert auf den Erzählungen von H.P. Lovecraft, die sich direkt oder indirekt mit der Parallelwelt „The Dreamlands“ (Traumlande) beschäftigen. Bisher fristeten die Erzählungen eher ein Schattendasein unter dem dunklen Stern des Cthulhu-Mythos, denn trotz der melancholischen Grundstimmung wohnt den Dreamlands etwas schönes inne, das den typischen Leser des 1937 verstorbenen Querdenkers vermutlich abschreckt. Aus diesem Schatten will Huan Vu den Zyklus nun ins Zwielicht der Dämmerung hieven, Tageslicht wäre dann doch etwas zu grell.

Es geht in dem Film hauptsächlich darum, einer schrecklichen Realität zu entkommen und in eine Traumwelt zu fliehen„, erklärt Regisseur Huan Vu der Stuttgarter Zeitung. Doch diese Traumwelt ist nicht bunt und laut, sondern düster und malerisch. Hinter den Kulissen wartet auf den Reisenden – sofern dieser geneigt ist, sich auf die Fahrt einzulassen – eine Reise in das Abgründige der menschlichen Phantasie in dessen Grund aber etwas positives liegt. Das für Lovecraft recht ungewöhnliche Credo erklärt sich Huan Vu – so verrät er im Artikel – als eine Art Rettungsanker für Lovecraft, der sich damit  gelegentlich aus der eigenen dunklen Phantasie zu retten versuchte.

Ganz im Stil Lovecrafts Vorbilder Edgar Allen Poe und Lord Dunsany verliert er den „schwelgerischen phantastisch-traumhaften Stil des irischen Adeligen und erfolgreichen Schriftstellers anzueignen und begann so wie dieser die eigenen Träume als Grundlage für Ideen und Handlungen heranzuziehen„, wie die eigens eingerichtete Homepage zum Film offenbart.

Die Fertigstellung des vollständig finanzierten Films ist für 2016/2017 geplant. Gedreht wird auf Englisch mit internationalen Darstellern, in der Postproduktion wird auch eine deutschen Synchronfassung eingesprochen. Der Film, der 120 Minuten dauern soll, zählt zu einem der ambitioniertesten Independent-Produktionen, das im Vorfeld schon allerlei Anerkennung verbuchen konnte. Mit dem H.P. Lovecraft als Vorlage widmet man sich zum einer recht sperrigen Materie und geht darüber hinaus noch einen Schritt weiter. Das Werk ist die erste Verfilmung des oftmals verschmähten Traumlande-Zyklus und setzt möglicherweise auf den Überraschungseffekt, den Huan Vu bereits mit seinen Filmen „Damnatus“ (2008) und „Die Farbe“ (2010) auslösen konnte. Warum sich der Sohn eines vietnamesischen Gaststudenten-Paares, das in den 70er nach Deutschland kam, noch nicht offen zur Gothic-Szene bekannt hat, ist mir schleierhaft. Seine Filme und Visionen sind wie die ästhetische Steilvorlage eines ambitionierten Grufties.

Die Geschichte des Films: „Roland, ein Waisenjunge mit einer schwierigen Vergangenheit, wird von einem mysteriösen alten Mann in eine andere Welt geführt, die über Jahrtausende hinweg von den großen Träumern der Menschheit im Schlaf erschaffen wurde. Dort herrscht der alte Mann als König und er möchte Roland zu seinem Nachfolger ausbilden. Doch Roland gelingt es nicht den dunklen Schatten zu überwinden, der auf ihm lastet, und er muss sich entscheiden, ob er seine Fähigkeiten dafür einsetzen will, um die Traumlande weiter zu vergrößern, oder um zu zerstören, was andere errichtet haben.“ (Quelle: The-Dreamlands)

Es gilt viel Wartezeit zu überbrücken. Der eigens eingerichtete Blog „700 Stufen des tiefen Schlummers“ soll in Zukunft über die Fortschritte und den Produktionsverlauf informieren und bietet bis jetzt einen gelungen Schnappschuss des Teams, das sich über die erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne freut.

Teambild Traumlande