Viperblack ist schwärzer als Schwarz – Wenn T-Shirt-Sprüche in Erfüllung gehen

Völlig an mir vorbeigegangen ist die Tatsache, dass der T-Shirt-Spruch „I will stop wearing black, when they invent a darker colour“ mit einem Material namens „Viperblack“ in Erfüllung gegangen zu sein scheint. Designerin Phoebe Heess aus dem malerischen Fürth hat 2015 eine Kickstarter-Kampagne gestartet, um Bekleidung zu fertigen, die schwärzer als handelsübliche schwarze Klamotten sind.

Zunächst hatte man „Vantablack“ in Betracht gezogen, ein Material das eigentlich für Raumfahrt und Militär entwickelt wurde. Da das aber im Verdacht steht, krebserregend zu sein, ist es für Kleidung denkbar ungeeignet. Bei einem Schweizer Hersteller ist man dann fündig geworden. Mit dem hat man einen Stoff entwickelt, der 40% weniger Licht reflektiert als „normales“ Schwarz und damit merklich schwärzer aussehen soll.

Vorbild war die westafrikanische Gabunviper, eine hochgiftige Schlange, die Schuppen besitzt, die Forschern irgendwie „ultraschwarz“ erschienen. Man fand heraus, dass mikroskopisch kleine Strukturen der Schuppen dafür sorgten, das Reflexionsvermögen der Schlange drastisch zu reduzieren.

Gabunviper
Die Gabunviper hat nicht nur die „Farbe“ Schwarz durch ihre mikroskopisch kleinen Strukturen revolutioniert, sondern ist auch noch hochgiftig. | Brimac The 2nd, Bitis gabonica fangs, CC BY 2.0

Phoebe Heess und die tiefschwarze Realität

5 Jahre später trennen mich 98€ davon, selbst im schwärzesten Schwarz mehr Licht zu absorbieren, als der handelsübliche Grufti von der Stange. Allerdings zögere ich, denn das tiefschwarze Erlebnis kann ich nur mit denen teilen, die mich in dem schwarzen Fummel sehen. Digitalkameras sind nicht in der Lage, dieses Schwarz schwärzer darzustellen, als üblich. Keine lichtschluckenden Instagram-Feeds, keine staunenden Facebook-Kommentare und Videos über das schwarze Loch in Menschengestalt. Also müsste ich unter Menschen, um Eindruck zu schinden. Während Corona-Zeiten nicht empfehlenswert.

Und als ich dann so mit einer Mischung aus Enttäuschung und lodernder Neugier über die Internetseite von Phoebe Heess klicke, fällt mir „Vampireblack“ auch noch ins Auge. Klamotten aus schwarzem Stoff, die sich in der Sonne nicht erwärmen. Bei so einem Nerd-Kram werde ich unweigerlich neugierig.

Designerin Phoebe ist fasziniert von Schwarz, für sie ist „Schwarz ist immer ein Statement. Es transportiert eine Aussage. Die kann introvertiert und verletzlich, aber auch extrovertiert und selbstbewusst sein.„, wie sie in einem Interview mit dem Magazin Bento zugibt. Doch so richtig wohlfühlen möchte sie sich in der Gothic-Schublade nicht, denn schwarze Kleidung, so Phoebe, ist ein Ausdruck von Andersartigkeit.

Auch, wenn ein Goth vielleicht lieber schwarze Spitze hätte, fühle ich mich ihm oder ihr doch näher als jemandem, der den Schrank voller Neonklamotten hat.

So ist also der T-Shirt-Spruch endlich Wahrheit zu Realität geworden. Es gibt ein schwärzeres Schwarz. Ein bisschen peinlich ist mir allerdings, dass das so völlig an mir vorübergegangen ist und mittlerweile schon 5 Jahre vergangen sind. Allerdings beruhige ich mich damit, dass das Grufti-Dasein nicht nur durch schwarze Kleidung untermauert ist. Außerdem sage ich mir, dass ich einen weiteren Schwarz-Ton im Kleiderschrank nicht gebrauchen kann. Wer schon mal eine schwarze Jeans, ein schwarzes Shirt und schwarze Schuhe versucht hat zu kombinieren, weiß wie nervig es ist, wenn nicht alles gleich schwarz ist.

Aber was sehe ich da? 40% Rabatt auf die Shirt-Kollektion mit dem hübschen Netz-Einsatz? Ich fürchte, ich geh dann doch noch mal klicken. Und vielleicht noch mal ein Video gucken.

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Wiener Blut
Wiener Blut (@guest_59489)
Vor 3 Jahre

Schade, das Gewebe unter den Achseln gibt es leider nicht… grade für den Sommer wäre das atmungsaktiv und innovativ…

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