Liebe Leser, bitte rutschen Sie nicht in das neue Jahrzehnt!

Wieso eigentlich einen guten Rutsch wünschen? Ist das nicht gehässig? Spekuliert das nicht möglicherweise darauf, das sich der gemeine Grufti bei den aktuellen Wetterverhältnissen auf seinen aalglatten Pikes zum Jahreswechsel auf die umgangssprachliche Fresse legt? Schlägt man nach, ist mit „Rutsch“ der scherzhafte Gebrauch des Wortes Reisen oder Fahren gemeint. Scherzhaft, ihr versteht? Man wünscht also keine gute Reise in das neue Jahr, sondern geht eher davon aus, dass die Reise eben nicht reibungslos klappt, damit der scherzhafte „Rutsch“ sich in Schadenfreude manifestiert.

Neulich hörte ich beim Einkaufen, wie man sich einen „guten Übergang“ wünschte. Das fühlte sich fremd an, dachte ich mir, aber auch irgendwie mystisch und okkult. Wenn man, so wie ich, zu viele Horror-, Science-Fiction und Fantasyfilme gesehen hat, verbindet man mit Übergang ganz andere Dinge. Der Übergang ins Totenreich! Hui, das kribbelt gruftig. „On the other side, i see you again…“ Oder auch der Übergang in ein Spiegeluniversum oder eine andere Dimension? Da jucken mir gleich die Spitzen meiner Ohren. Egal wie ich das Wort drehe und wende, einem Jahreswechsel wird das nun wirklich nicht gerecht. Schon gar nicht einem Jahrzehnte-Wechsel.

Denn tatsächlich enden die 10er oder die 2010er Jahre mit dem heutigen Tag. So wie damals die 70er endeten oder auch die famosen 80er. Diesmal fühlt es sich aber komisch an, dieser Dekadenwechsel. Als wäre in den letzten 10 Jahren nicht wirklich viel passiert und als würde von diesem Jahrzehnt nichts zurückbleiben, worauf wir in 30 Jahren nostalgisch zurückblicken könnten. In musikalischer Hinsicht täuscht der Eindruck meiner Ansicht nach sicherlich nicht, aber dennoch ist im letzten Jahrzehnt viel passiert.

Das Lithium-Ionen Akku hat die Welt verändert. Alles wurde elektrisch und kabellos. Tretroller, Fahrräder, Autos fahren ganz praktikabel elektrisch. Der 3D-Druck wird für jeden erschwinglich, Smartphones brachten das Computerspiel in Form von Pokemons in die reale Welt. Digitalkameras wurde von Handykameras verdrängt und mit der Armbanduhr kann endlich sprechen.

Streaming löste das Fernsehen ab und mit dem Alexa-Trend erobern Sprachgesteuerte Assistenten die Haushalte. Wir pflegen unser Leben in der Cloud und partizipieren an Datenschutzdebatten, damit das eigene Haus bei Google Maps ausgepixelt wird. Drohnen ermöglichen jedem, einen Blick auf die Welt zu werfen.

Facebook und Twitter machen Fakten unwichtig. Was in der Welt geschieht und wie sie funktioniert, wird diskutiert. Jeder verlässt sich in seiner Meinungsbildung auf das, was uns der Algorithmus aus der selbst zusammengestellten Freundesliste suggeriert. Für jede noch so abseitige Weltanschauung finden sich Gleichgesinnte, die eine Blase der Wahrheit schaffen. Jeder kann seine Meinung und Ansichten verbreiten. Auch Hass und Rassismus.

Während die letzten 10 Jahre uns vieles leichter gemacht haben, haben es uns die letzten 10 Jahre viel schwieriger gemacht. (Wer jetzt verwirrt ist, hat den Kern der Aussage erkannt). Während wir mit Sprachbefehlen das Licht steuern und eine Maschine die Wohnung selbstständig saugt, wissen wir nicht mehr richtig, wie die Wahrheit aussieht. Aber keine Panik. Gemeinsam diskutieren wir auch in den 20ern um die Deutungshoheit der schwarzen Szene.

Lieber Leser, welche Dinge nehmt ihr aus dem vergangenen Jahrzehnt mit? 

Spontis wünscht allen Lesern einen klaren Blick und auf keinen Fall einen Rutsch der auf dem Asphalt endet. Feiern Sie das neue Jahrzehnt, trauern um das alte. Gerne auch umgekehrt. Bleiben sie uns gewogen. Wir lesen uns 2020!

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Bibi Blue
Bibi Blue(@biljana)
Vor 4 Jahre

Lieber Robert, danke für die Denkanstöße und die schönen Wünsche. Bei aller Nostalgie, die meinem Wesen innewohnt: nein, früher war nicht alles besser. Ich bin durchaus über viele Errungenschaften der letzten Jahre dankbar. Was aber das ausgehende Jahrzehnt angeht, es wurde viel zu viel zerstört. Das klingt paradox, doch wie sehr die Errungenschaften Positives gebracht haben, umso mehr haben sie an anderer Stelle zerstört. Drohnen bescherten uns bisher ungeahnte Blicke, doch Drohnen werden auch in Kriegen eingesetzt. Wirtschaftliche Maschinerien haben ihre Eigendynamik, die so schwer steuerbar ist, und leider bringen sie eine enorme Zerstörung von Umwelt und Kulturen mit sich. Ich hoffe dass das Jahrzehnt (bedauerlicherweise) durch das Artensterben bekannt sein wird, da meine Hoffnung ist dass das in den nächsten Jahrzehnten deutlich verringert wird. Ich wünsche mir somit für das nächste Jahrzehnt, dass weniger verschwendet wird, dass die Wirtschaft besser gelenkt wird, dass Synergien genutzt werden wie in Permakultur, das die Musen ihren Platz haben, Geistfeinheit und Humor sich ergänzen.

Nossi
Nossi (@guest_58568)
Vor 4 Jahre

Wie so oft, triffst du den berühmt berüchtigten Nagel Robert. Während die letzten 10 Jahre uns vieles leichter gemacht haben, haben es uns die letzten 10 Jahre viel schwieriger gemacht. Ich hatte mir die neue Staffel akte X angesehen und da war eine Folge, die auch meine Bedenken thematisiert. Dieser Hang zu licht anschalten per APP, Essen ordern per APP, Staubsaugen per APP etc etc etc ist für mich eher der Schritt in Richtung abgrundtiefer Verdummung. Dies trifft nicht auf alle technischen Neuheiten zu, die meisten stufe ich aber als bedenklich ein. „Alexa- was soll ich mir heute kochen“. Ernsthaft? Der letzte Schritt in die Unselbstständigkeit. Das letzte Jahrzehnt brachte uns viele Entwicklungen, die ich sehr beunruhigend finde. Das könnte man an vielen Punkten ausdiskutieren. Junge Filmemacher als Beispiel, drehen die wohl schlechtesten Filme der gesamten Filmgeschichte, die Bands welche die letzten 10 Jahre gegründet wurden, sind inhaltslos usw usf. Die Teenies von heute, sind nicht einmal mehr in der Lage eine Tomate von ihrem Frühstückssandwich selbst herunter zu nehmen, dafür gibt es keine APP !!!!! Wir sind auf dem besten Weg in Orwells 1984, mehr denn je und merken es nicht. Ich finde das alles sehr beunruhigend. Lehrer und Politiker folgen Schwurbelthesen ohne zu hinterfragen…. Alles in allem, plädiere ich für den Boykott von Alexa und ähnlichem sinnlosen …. Nossi der ewige Rebell… ja, leider(?)…. der ewig Gestrige? Nun, meine Freundin ist mehr als 10 Jahre jünger als ich und kritisiert diese Entwicklungen sogar noch schärfer. Ich glaube, wir müssen im nächsten Jahrzehnt sehr genau aufpassen, welche technischen Neuheiten wirklich sinnvoll sind und welche eigentlich entbehrlicher Scheißdreck sind, die uns nur davon abhalten zu leben.

Sylvia_Plath
Sylvia_Plath (@guest_58573)
Vor 4 Jahre

@Nossi: „Junge Filmemacher als Beispiel, drehen die wohl schlechtesten Filme der gesamten Filmgeschichte, die Bands welche die letzten 10 Jahre gegründet wurden, sind inhaltslos usw usf.“
Kannst du mir bei Film und Musik/Bands einige Beispiele nennen? Gehe kaum noch ins Kino, habe kein Netflix /Amazon Prime und schaue kaum fern…
Bei den Bands meinst du sicherlich den Mainstream der Musikwelt, oder? Mir ist aufgefallen, dass Charts/Mainstream-Pop etc. immer schriller und lauter klingt seit den letzten 10 Jahren, die Musikvideochereografien teilweise offensichtlich anspruchslose Geschichten bzw. Selbstdarstellungen erzählen usw.

clandestine
clandestine (@guest_58574)
Vor 4 Jahre

ich kann eure gedanken gut nachempfinden.

ich bin sogar der ansicht, daß der zenit schon lange überschritten ist und der zeitgeist nur noch durch degeneration, stumpfheit und vor allem non-individualismus glänzt.

wohin man schaut, nur seelenlose, abgeschmackte und stupide-oberflächliche grundeinstellungen. das wirklich traurige daran ist, man kann sich dem ganzen faulen zauber nur schwer entziehen, da der zeitgeist alles durchdringt, manifestiert in kunst, literatur, sprache, musik, filme, eben kultur.

ich war schon eine ewigkeit nicht mehr im kino, die kleinen alternativen lichtspielhäuser existieren kaum noch und der mainstream-kram in den multiplex-tempeln interessiert mich gerade mal null — alles verbunden mit dem nervigen stino schaulaufgeplenkel… obwohl, die schwarze szene steht dem in nichts nach, eher schlimmer :)

radio und fernsehen spiegeln das gleiche bild wieder — da wird man höchstens auf funktionstüchtigen kosumidiotenzombie getrimmt, um in der endzeit-kapitalismus-gesellschaft auch ja akzeptiert zu werden. die innenstädte sind mir total suspekt — vollkommen gesichtslos und austauschbar, ein 08/15 laden nach dem anderen.

zu jeder zeit wird ins mobilfon geglotzt, ja keine sekunde leerlauf erleben. man könnte ja sonst auf ideen kommen… schon absurd, wenn mir damals jemand erzählt hätte, daß menschen freiwillig bereit sind, alle nase lang einen haufen geld für ne wanze auszugeben. die apps sind ja auch so schön praktisch… ja, um deine gewohnheiten zu tracken. obwohl ich mich bei der anvisierten zielclientel frage, was man mit einem derlei unrepräsentativem ergebnis (eiheitsbrei?) überhaupt anfangen möchte :)

die selbstdarstellungsparade in den „sozialen“ netz x.0 platformen langweilt mich zu tode. eitelkeit wecken und bequemlichkeit fördern sind der schlüssel dazu, damit kriegt man (fast) jeden. das widert mich mal richtig an und ist sowas von perfide kalkuliert.

natur und umwelt finden dagegen kaum kein interesse. dh, seit kurzem schon. und am lautesten tun sich die hervor, die mit ihrem gedankenlosen lebenstil sonst auch noch geprahlt haben.

die kids heutezutage tun mir richtig leid. wehe dem der da nicht mitmacht + dank cybermobbing ist ein „entkommen“ kaum noch möglich und man findet auch zuhause keine ruhe mehr.

auf den straßen das gleiche bild – graue einheitsmasse. alle auf erfolgskurs getrimmt (wehe du gehst nicht auf die uni), einer so austauschbar wie der andere. dabei aber tätowiert bis anschlag oder metal in der visage, was in einer gesellschaft, die nur wert auf äußerlichkeiten legt, natürlich einen instant-nonkonformisten aus dir macht, ganz klar!

wehe, da kommt dann mal einer der wirklich anders drauf ist… dann ist was los.

um mal was positives zu schreiben: mit dem aufkommen des internets habe ich diverse musikrichtungen kennenlernen dürfen. ansonsten würde ich heute wohl noch black metal, mittelater und ebm hören (was nicht notwendigerweise schlecht sein muß). danke flexipop und shockwaves!

man muß sich glaube ich seine nische suchen. ich habe den fokus meiner interessen auf vergangenes verlagert. da gibt es so unendlich viel zu entdecken und dank der grandiosen technik wird es mir offenbar.

schöne neue welt, danke dafür.

diejenigen, deren interesse darin besteht, abhängigkeiten zu generieren, die breite masse flach und dumm zu halten und die natur gnadenlos auszubeuten: verschwendet mal nen gedanken an euer karma. aller einfluss über den sie verfügen, wird auch nicht helfen, sich dieser tiefen wahrheit entziehen zu können.

Nossi
Nossi (@guest_58579)
Vor 4 Jahre

 Robert Ich möchte betonen, ich möchte nicht behaupten, das ALLE die sich von vielen technischen Hilfsmitteln abhängig machen dumm sind, im Sinn von Idiotie. Ich rede auch nicht von benotbarer Dummheit. Mir ist einfach aufgefallen, das Personen die nur durch und mit Technik leben (Stichwort mein Leben durch APP), in hoher Prozentzahl, nicht dazu in der Lage sind ganz bewusst Dinge zu tun oder nicht zu tun. Sie funktionieren bereits ein bisschen wie Data, nach einem Mechanismus. Störst du diesen Mechanismus, oha, dann sind sie hilflos und verwirrt. Ich würde das nicht eine Verlagerung nennen, sondern eher eine Unfähigkeit, ein Unvermögen und wie gesagt halte ich das für sehr gefährlich, denn solch einfach strukturierte Mechanismen würden sich manipulieren lassen in einem Ausmass, das ich mir nicht vorstellen möchte. Obacht, ich möchte hier nicht behaupten, das es bereits so ist, aber die Tendenz dazu, wird immer stärker. Weißt du, ich hab beruflich viel so etwas zu tun. Ich hab mir diese Gleischrittmarschplastikscheiße seit 10 Jahren angesehen. Ich rede nicht von einzelnen Menschen aus irgendeinem Kreis oder Land, sondern von Tendenzen.

clandestine
clandestine (@guest_58581)
Vor 4 Jahre

traurig ist nur, wenn man vielleicht zu sehr bestimmten idealen nachhängt, sich die ganze entwicklung zu sehr zu herzen nimmt und eventuell illusionen hingibt, früher wäre alles besser gewesen. dann sollte man sehr aufpassen, daß man über die entwicklung nicht allzusehr verbittert.

ich bin ein sehr fragiler mensch und hatte eigentlich immer schon das gefühl, zu spät in die welt gekommen zu sein. zwar denke ich sehr gerne an meine kindheit zurück, denn meine eltern haben es irgendwie verstanden, mir diese schöne zeit für alle ewigkeit als kostbarsten besitz in meiner erinnerung zu verankern.

das mag ein grund dafür sein, daß ich so einen nostaglisch verklärten blick auf die vergangenheit habe, die mir so viel freier (ich bin ein schrecklicher freigeist), offener und ungezwungener erscheint als die gegenwart. ich bekomme jedesmal ne gänsehaut und ein wohlig warmes bauchgefühl, denke ich daran zurück.

heutezutage habe ich einfach nur noch das gefühl, unendlich lange über meine zeit zu sein. ohne dieses kleinod wäre vieles absolut unerträglich.

die gedanken sind frei ;)

aber man arbeitet dran…

Nossi
Nossi (@guest_58582)
Vor 4 Jahre

Sylvia_Plath Beispiele: Schwierig. Wir gehen gern ins Kino, sehen gern Serien, entdecken gern neue Bands und erkundigen uns regelmäßig was es neues gibt. Bereits hier scheitern die neuen Produktionen. Es gibt kaum eine neure Produktion, die mich begeistern konnte und wenn, dann war der Typ auf dem Regiestuhl ein ältlicher Knabe (Beispiel: Lynch, Scott) Die besten Filmproduktionen die einen Mehr/Langzeit-Wert haben, stammen von älteren Herrschaften und das war nicht immer so. Gleichzeitig habe ich bemerkt, das Produktionen die durch eine etwas komplexere Story bestechen, heutzutage gnadenlos beim Publikum durchfallen. Ich könnte nun frech spekulieren, woran dies liegt. Ja wir dürfen nicht verallgemeinern. Es gibt immer Ausnahmen. Mir ist nur eben aufgefallen, das es kaum noch junge Künstler gibt, die KREATIV sind und das liegt daran, weil die meisten Personen nicht kapieren, es gibt keine APP für Dynamik, Bewusstsein und Kreativität. Rubrik „Nossis Geschwurbel“?? Mitnichten. Selbst altgediente Kultfilmemacher haben dies bereits erkannt und scharf kritisiert. – Mein Fazit. Junge Filmemacher haben keine eigenen Ideen, die einen Wert haben. Die Ideen die sie haben, sind inhaltslos und austauschbar.

Bei den Musikern welche in den letzten Jahren ihre Aufwartung machten, ist mir ebenfalls aufgefallen, heute darf man keine Kreativität mehr erwarten, dumpfes Nachäffen ist die neue Königsdisziplin. Ich meine damit nicht die Popwelt, ich meine damit tatsächlich Bands die für dich oder mich interessant sein sollten. Dynamik? Kreativität? Oh nein. Wozu auch. Jeder Depp kann sich für ein paar Euro ein perfektes Klangstudio downloaden. Der perfekte digitale Klang ist wichtiger. Kann ja sein, das es Menschen gibt die solche Musik als angenehm empfinden. Mich langweilt es allerdings, nein, es ekelt mich an, lässt mich völlig kalt. Lustig: Ich kenne nen 20 jährigen, der dies ebenso empfindet. So falsch kann meine Einschätzung nicht sein. Es kam in den letzten 10 Jahren so eine Hülle und Fülle an neuem Gothic Rock, Darkwave, Death Rock, Post Punk heraus, man müsste meinen, hier wäre was in Bewegung. Es mag so scheinen, aber ernst nehmen, kann ich die meisten nicht. Warum möchte ich hier nicht ausführen, sonst behauptet man wieder, der melancholische traurige Nossi, der nur verzweifelt melancholische Musik sucht die sein Herz berührt, sei ein elitärer… / bitte beachten, wir verallgemeinern nicht, Ausnahmen gibt es, wir kritisieren nur die Tendenzen.

Nossi
Nossi (@guest_58583)
Vor 4 Jahre

clandestine Vielen Dank für deine Ausführungen. Du sprichst aus, was ich mich nicht zu schreiben wagte. Ich finde es schwierig, heutzutage noch etwas zu entdecken, das begeistert. Es scheint die Leidenschaft zu fehlen, ganz gleich in welchen Bereich man eintauchen möchte. Mir kommt es so vor, als würde man nur noch zwischen Produkten wählen können. Ist das der Sinn der Kunst? Oder war Kunst einmal ein Ausdruck von Ideen und Leidenschaft? Deine Zeilen erstaunen mich, sie zeigen deutlich auf, das Alexa und co nicht die Welt von Morgen sind, sondern von gestern. Der Mensch als komplexe Gesamtheit, kommt in einer überdigitalisierten Welt zu kurz. Die Rebellion von Morgen, wird das Verweigern des digitalisierten Alltags sein, so vermute ich und kann das auch als natürlichen Prozess gut verstehen.

clandestine
clandestine (@guest_58584)
Vor 4 Jahre

hi nossi,

vielleicht ist das der kern des problems, daß man sich einfach zu wenig traut, wahrheiten auszusprechen.

ich bin nämlich der überzeugung, daß viele menschen ähnlich empfinden, es aber lieber verschweigen, um nicht einen ruf als exot zu ernten.

und die sache mit dem „für sich entdecken“ hat wohl auch etwas mit dem alter zu tun. vollkommen aus dem häuschen zu sein wegen zb nem lied, film, buch oder thema an sich, welches man neu für sich entdeckt hat, wird dann eher zur seltenheit (geht mir allerdings immer noch so mit alten, neuen sachen). ich verstehe ehrlich gesagt auch nicht den sinn darin, altes perfekt 1:1 kopieren zu wollen? da gibt es einige bands, die das wirklich gut beherrschen. nur interessieren tut es mich halt nicht, da ich ja die originale dafür habe.

da stellt sich die frage, ob das noch kunst ist, aber initiale bewegungen würden gar nicht erst entstehen, ohne einen gewissen anteil an copycats, um die sache bekannter zu machen.

was alexa und co angeht, bin ich eher pessimistisch eingestellt. viele wissen um die problematik, wie privatssphäre da mit füssen getreten wird und es ist ihnen zwecks bequemlichkeit oder aus eitelkeit (wie schon zuvor erwähnt) schlichtweg egal.

es gibt große bestrebungen, menschen noch besser kalkulierbar und vor allem ihr handeln in noch viel größerem umfang transparenter zu machen.

ich denke, ohne ein smartphone wird man in den kommenden jahren gar nicht mehr existent sein. einfach alles wird darüber laufen, es wird digitale identität sein um sich ausweisen zu können, geldtransfers werden damit getätigt werden (müssen) usw. glaub mir, die abschaffung des bargeldes ist schon in vorbereitung. dumm nur für die leute, die das alles ablehnen… was blixa wohl dazu sagt :)

und dies dann alles korrekt abzusichern, damit dann nicht jeder freizeithacker deine daten auslesen kann (rfid ist ein super spaß), dürfte kaum noch von interesse sein. ist ja heute schon so, ein datenklau jagt den anderen und man versucht es den leuten immer noch als skandal zu verkaufen. lächerlich.

es genügt halt nicht, technikaffin zu sein und sich geräte en masse zu besorgen. viel wichtiger ist software!! man muß sich wirklich auch ein bisschen einlesen und entdeckt dann plötzlich freie, quelloffene software (und firmware!), die einen nicht permanent ausspäht. noch schwieriger ist es aber, sein umfeld davon zu überzeugen, dann bist du aber schnell wieder in der nerd-ecke…

zurück zur natur, das ist gar nicht so exotisch wie man glaubt. der wunsch macht sich immer in heiklen zeiten breit. ich habe auch ne große sehnsucht, alles hinter mir zu lassen und vollkommen autark und selbstbestimmt mein leben gestalten zu können. vielleicht schaffe ich den absprung ja noch ;)

Yorick
Yorick (@guest_58586)
Vor 4 Jahre

Zitat Nossi:
„sonst behauptet man wieder, der melancholische traurige Nossi, der nur verzweifelt melancholische Musik sucht die sein Herz berührt, sei ein elitärer…“

Und…?

Ich für meinen Teil habe kein Problem damit, wenn man derlei über mich behauptet. Es stimmt nämlich.

clandestine
clandestine (@guest_58588)
Vor 4 Jahre

kleiner nachtrag:

während der osten (rußland, china…) aus schnee-reichen, sogenannten affairen (echt jetzt??) konsequenzen gezogen hat und fremde, unfreie, proprietäre closed source software quasi via dekret verbannte, sehen hierzulande gewissenlose sm-lobbyisten (tippfehler??, hallo münchen) keine schwierigkeit darin, für ein heidengeld den umgekehrten weg zu gehen und gute zarte ansätze wieder an die digitale skalverei zu verschachern.

und wieder werden abhängigkeiten generiet, diesmal eben keine hardware a la mobilfon inkl rattneschwanz, den das alles nachzieht – vom ausbau von 5g und die vergabe an vorzeige demokratien wie oben genannte gar nicht zu reden.

erhliche bitte: überdenkt euer konsumverhalten auf allen ebenen und informiert euch über alternativen, bevor ihr irgendetwas kauft. jede handlung bedingt eine reaktion. das klingt ersteinmal banal, aber so mancher major bekam schon kalte füße.

clandestine
clandestine (@guest_58593)
Vor 4 Jahre

hallo Robert,

du hast es sehr gut auf den punkt gebracht & danke auch für die freundlichen worte.

sicher, die zeit kann man nicht zurückdrehen und die suche nach alternativen (bezogen auf konsumverhalten an sich) ist eigentlich auch nur die halbe wahrheit.

gewohnheiten müßten eben auch überdacht werden. es mützt gar nichts, sich zb für ein freies betriebssystem zu entscheiden, wenn am ende wieder die gewohnten platformen inkl. software genutzt werden.

für vieles gibt es zwar sehr gute freie, privatssphäre respektierende pendants, aber wenn dein umfeld weiterhin die gewohnten kanäle abschippert, bringt dir das gerade mal gar nichts ;)

da sind wir dann wieder bei bequemlichkeit oder schlicht der frage nach dem sinn danach (gut gemeinte, aber falsch platzierte hab-doch-nichts-zu-verbergen mentalität).

ich möchte es diesen pestbeulen jedenfalls so schwer wie möglich machen :)

p.s.: künstliche intelligenz mag im moment noch als nette spielerei durchgehen, aber frag mal in den kommenden jahren arbeitslose bus, bahn taxifahrer und piloten, was sie von autonomen fahrzeugen halten. dagegen ist uber ne lächerliche konkurrenz ;)

der mensch macht sich selbst überall dort obsolet, wo es eben nur möglich ist (sb-kassen und zahlung via mobilfon gibt es ja heute schon). individueller service, gespräche mit einem gegenüber aus fleisch und blut wird zum luxusgut werden. zu nem echten arzt werden dann wohl nur noch privatpatienten vorgelassen, die anderen dürfen in die röhre(tablet) gucken ;)

Wiener Blut
Wiener Blut (@guest_58595)
Vor 4 Jahre

Was ich mitnehme, aus den 10nern?! Das war doch die Frage…
1. Das sich rational nüchterne Entscheidung die anstehen, nüchtern zu treffen, und diese dann auch rational nüchtern umsetzen, am Ende auszahlt.
1b Das ich den Sheldon Cooper in mir besser pflegen werde, weil ich dann näher bei mir bin.
2. Das Roboter nicht ansatzweise so gut saugen, wie ich selber.
2b. Das ich mir noch mehr selber die Entscheidung überlasse, was ich an Technik und Co annehme, und was ablehne.
2c das ich das real Erleben und real Netzwerken, dem virtuellen noch mehr vorziehe, als ich es schon sowieso stark gemacht habe.
3. Das ich auch weiterhin mir die Rosinen aus den 80ern, 90ern, und das Beste von heute rauspicke… können auch gerne die 1780er sein, und mir meine eigene Schublade… oder auch kulturelle oder geographische „Heimat“ mir immer weniger wichtig ist.
4. Das Jammerei, ohne das sie aktives Handeln nach sich zieht, bei mir noch mehr Unverständnis hervorrufen wird. (siehe Sheldon pflegen)
5. Das ich in den besten 20ern lebe, die ich je erlebt habe.
6. Das ich bisher ohne Probleme meine 30er in den 20ern verlassen kann, eigentlich wirds immer besser momentan.
7. Das ich mir Discos, Festivals und Co noch besser anschauen werde, und im Zweifel einfach nur das mache, was mir wirklich am meisten Freude bereitet. Und das ich dabei trotzdem einfach zeitig nach Hause fahren kann bzw mit dem Hintern ins Bett gehen.
8. Zum Thema Hass und Rassismus und Co:
Das ich in den 20ern mein in den 10ern begonnenes politisches Engagement weiter ausbauen werde. Ich denke auch nicht, dass „die I…ten“ irgendwann aussterben werden, also wirds nie langweilig oder überflüssig.
8b Das ich meinen Rationalismus und meine Skepsis weiterhin pflegen werde (Sheldon), genauso wie meinen Konsum klassischer qualitativ hochwertiger Medien (ja, gute Information soll ruhig etwas Kosten) Nix da „Lügenpresse“ rummotzen ;-)
9. Das ich die klassischen Glückwunsch/Übergangs-Formeln doof finde. Ich wünsche Gesundheit, und immer eine Hand breit Kleingeld im Portemonnaie. Weil ohne das, ist alles nichts.
10. Das ich nicht mehr so lange Texte im Internet schreibe. Ich weiß ja noch nichtmal ob’s interessiert, gefällt, doof ist, oder langweilig…..

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