Izzie Adams – Gender? Fucked!

Liebe Gemeinde, wir haben uns heute hier versammelt, um einmal ganz unorthodox unser Augenmerk auf das Thema der Geschlechterrollen (Gender) in der schwarzen Szene zu lenken. Mein Name ist Izzie Adams, 25 Jahre und von Beruf Mediengestalter sowie leidenschaftlicher Künstler – und ich werde heute ein umfassendes Geständnis ablegen.

Den folgenden ersten Eintrag habe ich bestimmt mindestens zehnmal umformuliert, umstrukturiert und gedanklich definitiv viele weitere Male komplett auf dem Kopf gestellt und umgekrempelt. Wo fängt man bei einem Thema wie dem, welches ich hier ansprechen möchte, am besten an? In wie fern greift man erklärend vor, wie viel Hintergrundwissen traut man dem Leser zu?

Fragen, die mir einigen Kopfschmerz bereitet haben – bis ich mir schließlich dachte „Weißte was, Izzie? Scheiß drauf.“ Und dabei verbleibe ich, mit Verlaub, nun. Es würde zu lange dauern, alles durchgehend zu erklären und zu beschreiben. Nicht umsonst gibt es an der Universität ganze Lesungen und Kurse zu „Gender studies“.

Gender? Fuck!

Robert ließ bei unserer Diskussionsrunde zu diesem Thema kürzlich durchscheinen, dass er persönlich diesen Begriff etwas harsch und unästhetisch findet, ihn als sehr aggressiv und provokant empfindet. Damit hat er durchaus Recht, und doch muss ich ihm in einem Punkt widersprechen: Zu mir passt die seichtere Variante, Genderbend oder Genderfluid, einfach absolut nicht.

Ich will es aggressiv, auffallend, provokativ. Warum? Weil ich genau weiß, dass es da draußen noch einige Personen wie mich gibt, die sich jedoch nicht ans Licht wagen, weil über uns nicht (oder zumindest so gut wie nie) gesprochen wird. Weil wir nicht für voll genommen werden, in Frage gestellt werden, man uns nicht ernst nimmt und sich die Freiheit nimmt zu behaupten, besser zu wissen wer wir sind, als wir selbst. Weil die Gesellschaft vom Konstrukt der Gender-Binary (Männlich und Weiblich) regelrecht zerfressen und besessen ist. Aus diesem Grund müssen wir laut sein, aggressiv, auffallend und provokant.

Wer aber sind „wir“ denn überhaupt?

Izzie Adams- Feminin Style
Lange Zeit habe ich gehadert, ob ich jemals ein „Coming Out“ haben sollte

Frau-zu-Mann Transgender, die dem sozial genormten und geformten Bild der strotzenden Männlichkeit nicht zu 100% entsprechen – und es auch gar nicht wollen. Männer, die im Körper einer Frau geboren wurden, aber keine Angst vor dem weiblichen Aspekt haben, der nun mal jedem innewohnt – dem einen mehr, dem anderen weniger.

Wie passt das alles überhaupt zusammen? Wie kann man sich als Mann fühlen und dennoch in nahezu komplett weiblicher Aufmachung feiern gehen? Was soll der ganze Zirkus? Und was zum Geier hat das mit der schwarzen Szene zu tun?

Auf all diese Fragen möchte ich in diesem (und folgenden) Beiträgen ausführlich eingehen. Ich möchte erklären, wie mein Platz in der schwarzen Szene mir mit meiner Geschlechtsidentität hilft, wie sie direkt mit meinem Selbstbewusstsein verknüpft ist und wie sie zu einem Ausdruck meiner Persönlichkeit, meines ICHs geworden ist.

Lange Zeit habe ich gehadert, ob ich überhaupt jemals ein „Coming Out“ haben sollte. Inzwischen ist mein Passing (das Erkannt werden als Mann im Alltag) durchweg gut und positiv, ich werde problemlos mit ‚Herr‘ und den anderen mir entsprechenden Pronomen angesprochen und fühle mich damit mehr als wohl. So hat es schon seit meiner Geburt sein sollen.

Zugegegben – ich habe auch heute noch Angst, dass man mich nach dem Coming Out nur – oder zumindest oft – als „die, die mal nen Mädel war“ und „der, der transsexuell ist“ 1 sieht – und nicht einfach als Mann. Der Stempel der Transsexualität wird einem nur zu schnell und zu gerne aufgedrückt, es ist unfassbar, wie sensationsgeil die Menschen werden, wenn sie plötzlich eine „Transe“ (böses Wort, besonders in dem Zusammenhang. Pfui. Nicht benutzen wenn nicht ausdrücklich gewünscht, vertraut mir) kennt. Aber ich weiß auch, dass sich das Bild über Männer wie mich in der Gesellschaft nicht ändern kann, wenn niemals jemand darüber spricht. Dass viele Transmänner (und sicher auch Transfrauen, die gern ihre maskulinere Seite ausleben) glauben, sie wären „verkehrt“ und nicht „wirklich trans*“, weil sie sich nicht vor allen Aspekten ihres biologischen Geschlechts ekeln und distanzieren.

Es ist ein wichtiges Thema und aus diesem Grunde habe ich mich entschlossen, es offen anzusprechen und publik zu machen.

Demonstrierte Akzeptanz

Bevor ich den Bogen zurück zur schwarzen Szene schlage, würde ich gerne ein paar Aspekte meines bisherigen „Werdegangs“ zum Mann und meinen Erfahrungen, zum Teil alltäglich, zum Teil in der Szene, etwas näher schildern. Immerhin habe ich in den ersten paar Absätzen dieses Beitrags schon mit einer Menge Fachbegriffen und sicher auch mit vielen Aspekten, die für einige absolutes Neuland sind, um mich gefeuert.
Davon, meinen trans* Lebenslauf – der übrigens für sämtliche Papiere und Operationen vom Staat und anderen Institutionen gefordert wird – hier niederzuschreiben, werde ich absehen. Das wäre dann doch zuviel des Guten.

Wichtig ist in meinem Falle definitiv, dass ich sehr, sehr lange Zeit nicht einmal wusste, dass es überhaupt möglich ist, sein Geschlecht zu ändern. In dieser Hinsicht war ich absolut unaufgeklärt, was sicherlich auch daran liegt, dass trans* Menschen oftmals bevorzugt still und leise ihre Geschlechtsangleichung vornehmen und dann in ihrem eigentlichen Geschlecht leben, ohne jemals die Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen, dass transgender einfach ein sehr, sehr großes Thema ist.
Ich will das auch niemandem verübeln, wie bereits gesagt fällt auch mir dieser Schritt recht schwer.

Es ist aber auch nach wie vor in der Öffentlichkeit eher ein Tabuthema. Kaum jemand weiß, wie man damit umgehen soll, wenn sich plötzlich ein Familienangehöriger, Bekannter oder Mitarbeiter als trans* outet und darum bittet, ihn oder sie mit einem neuen Namen und anderen Pronomen anzusprechen. Aus Herr Arne Müller wird auf einmal Frau Isabelle Müller – und alle Beteiligten stehen meist mit einem aufgesetzten und hilflosen Lächeln und tausenden Fragezeichen auf der Stirn da. Auch hier ist der zwischenmenschliche Dialog das A und O. Schockierend, ich weiß. Nehmt euch Zeit, das zu verarbeiten. ;0)

So albern das klingt – die häufigste Reaktion, die ich erlebt habe war zunächst augenscheinlich demonstrierte Akzeptanz (man will ja nicht als Arschloch gelten), darauffolgendes totschweigen des Themas und schließlich Ignoranz. Dass man nicht erwarten kann, dass Anrede, Name und alles drum und dran von jetzt auf gleich adaptiert wird, ist klar. Das Problem ist aber viel tiefgreifender – blicken wir doch mal auf die 60er / 70er zurück. Wie war da das Verhalten gegenüber Schwulen und Lesben? Wie war es, wenn man auf einmal einen „Ausländer“ als den neuen Freund oder die neue Freundin vorstellte oder, Gott bewahre, selbige auch noch ehelichen wollte? Geschichte wiederholt sich und auch wenn wir, zumindest hier in Deutschland oberflächlich betrachtet, in den meisten Gegenden keine direkte Gewalt gegenüber trans* Menschen befürchten müssen, so bedeutet das nicht, dass wir von Akzeptanz oder gar Toleranz sprechen können.

Mädchen sind doof

Izzie Adams - Masculin Style
…ich habe leidenschaftlich Barbies gesammelt und war auch brennender Sailor Moon Fan. Nichts, wofür ich mich schämen würde; warum auch?

Dass mit mir etwas nicht stimmte, war mir schon mit etwa 9 Jahren klar. Ich wusste es aber nicht zu artikulieren und habe mir zumeist auch nichts dabei gedacht, dass ich eben doch lieber mit Autos spielte und meine Mutter zum Frisör schleifte, um mir die Haare ganz kurz schneiden zu lassen. Auch dass ich meist mehr Jungs als Mädels befreundete, war für mich völlig normal. Mädchen waren immer irgendwie doof und hatten nur langweilige Hobbies.

Sicherlich hatte ich hier und da durchaus mädchenhafte Interessen – ich habe leidenschaftlich Barbies gesammelt und war auch brennender Sailor Moon Fan. Nichts, wofür ich mich schämen würde; warum auch? Heute male ich mir das Gesicht bunt (naja, so bunt wie schwarz-grau-Töne es eben erlauben) an und benutze sogar manchmal knallroten Lippenstift.

Und nun? Sicher halfen diese ganzen „Ausrutscher“ ins Feminine meinem persönlichen Findungstrip im Hinblick auf meine Geschlechtsidentität nicht wirklich, aber mit etwa 19 Jahren erreichte mich, dank Internet und modernen Medien, dann auch endlich ein erster Einblick in die Möglichkeiten der Geschlechtsumwandlung. Ich begann, mich zu informieren, mich einzulesen und ernsthaft nachzudenken. Es passte, machte Sinn und auch wenn ich Anfangs einen kleinen Stich des Zweifels verspürte (denn immerhin schminkte ich mich zum Ausgehen doch gern?), so überwiegte nachher doch mein Gefühl.
Zu dem Zeitpunkt habe ich bereits seit etwa 2-3 Jahren täglich meine Brust abgebunden und versucht, einen möglichst tiefen Klang meiner Stimme zu erreichen. Zum Vergleich: Meine geschlechtsangleichende Brustoperation ist jetzt 6 Wochen her, ich habe also insgesamt etwa 8 Jahre meine Brust abgebunden. Es bleibt zu hoffen, dass daraus keine bleibenden Haltungsschäden entstanden sind, was durchaus passieren kann.

Zeitgleich mit dem Coming Out als Transmann bei Familie und Freunden habe ich auch wieder damit angefangen, auszugehen. Zuvor habe ich mich sehr lange Zeit praktisch zu Hause vergraben und bin nur für Schule / Universität bzw. später Ausbildung aus meinem Loch herausgekommen.
Ich habe die schwarze Szene für mich neuentdeckt, nachdem ich jahrelang keinen wirklichen Bezug zu ihr hatte und fühlte mich so unglaublich zu Hause, so „angekommen“, wie noch nie in meinem Leben.
Hier traf ich in den Clubs genau die Sorte Jungs an, wie ich auch einer sein wollte. Hier scherte es niemanden, wie feminin man aussah, wie viel Makeup man sich ins Gesicht schmieren wollte, wie die Haare aussahen… androgyne Erscheinung steht in der schwarzen Szene schließlich, besonders bei den Männern, sehr oft an der Tagesordnung.
Es half mir in der ersten Zeit meiner Geschlechtsumwandlung unwahrscheinlich, dass ich beim Ausgehen meist ohne Probleme als Junge wahrgenommen wurde, weil es niemanden kümmerte, dass ich eine eher hellere Stimme hatte. Bartwuchs sieht man auch eher selten, also noch ein Punkt, auf den niemand achtet.
Ich konnte ganz ohne OP, ganz ohne Hormontherapie ich selbst sein, akzeptiert und erkannt werden – Dinge, die mir im Alltag nicht gegeben waren.
Die schwarze Szene ist in dieser Zeit für mich zu einem zu Hause geworden, einem Hafen, zu einer – so kitschig es klingen mag – Hoffnung und einem Strohhalm. Sie hat zu großen Teilen dabei geholfen, dass ich nicht verzweifelt bin, dass ich meinen Weg mit zunehmendem Selbstbewusstsein gehen konnte und wusste, dass ich mein Ziel auch erreichen würde.

Bis ich dort angekommen bin, wo ich mich jetzt befinde, sind insgesamt 3 Jahre Ämter, Gerichte, Psychologische Gutachten, Sitzungen beim Psychologen, Tränen, Schweiß, Angst und eine Menge Ärger mit den jeweiligen Institutionen ins Land gegangen. Es war alles andere als einfach, aber wenn ich jetzt zurück blicke, hat sich all das gelohnt. Ich bin jetzt an einem Punkt, an welchem ich mit einem Lächeln nicken kann und sagen kann „Ja, so ist es gut.“

Robert hat mir für diese Beitragsreihe vorgeschlagen, dass ich die Einträge ein wenig in „Tagebuchform“ verfassen könnte. Nachdem ich mit diesem Artikel eine gewisse Basis für das Thema und über mich geschaffen habe, würde ich gerne wie angekündigt künftig den Bogen zurück zur Szene schlagen und intensiver über mein Leben in ihr und mit meiner Geschlechtsidentität berichten. Wo genau mein nächster Eintrag thematisch angesiedelt sein wird, kann ich noch nicht sagen, aber ich bin auch durchaus dafür offen, detaillierter auf Rückfragen / bestimmte Aspekte einzugehen. Wer also einen Vorschlag machen möchte, darf mich gerne kontaktieren :-)

Informative und nützliche Links zum Thema Transgender:

Hilfreiche Begriffserklärungen zum Thema Gender, Trans* und dergleichen

Englischsprachige Seite eines Transmannes, sehr informativ (Schwerpunkt Ernährung und Workout, aber auch Basics)

Frau-zu-Mann Forum, nicht nur für Transmänner, sondern auch Angehörige

Trailer zum Film „Romeos“ – ein wundervoller Film über einen schwulen Transmann, den ich jedem nur wärmstens ans Herz legen kann.

Einzelnachweise

  1. Anmerkung: Ich mag den Ausdruck transsexuell nicht sehr gerne, da er verwirrender Weise impliziert, dass transsexuell sein etwas mit Sexualität und nicht mit Geschlechtsidentität zu tun hat.[]
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orphi
orphi(@orphi)
Editor
Vor 10 Jahre

Ich mache dann zu später Stunde einfach mal den Anfang und bedanke mich zunächst für den ersten Einblick in Deine Person. Ich bin mir sicher, dass es nicht einfach ist, öffentlich über private, emotional stark belastete Themen zu schreiben. Man setzt sich der Kritik aus und muss vielleicht sogar mit Ablehnung oder zumindest mit Gegenwind rechnen. Mein größter Respekt für diesen Mut, den Du hier beweist. Dennoch sollen Deine Berichte der Auseinandersetzung mit diesem Thema dienen – uns Außenstehenden und vielleicht auch Dir. Deshalb möchte ich mich auch nicht zwanghaft „höflich ;-)“ mit Kritik zurückhalten.

Ist es nicht ein wenig ungerecht, eine andere erste Reaktion als „demonstrierte Akzeptanz“ zu erwarten? Die meisten Leute sind diesem Thema niemals begegnet und wissen einfach nicht, wie sie sich verhalten sollen. Dir ging es doch auch so:

In dieser Hinsicht war ich absolut unaufgeklärt, was sicherlich auch daran liegt, dass trans* Menschen oftmals bevorzugt still und leise ihre Geschlechtsangleichung vornehmen und dann in ihrem eigentlichen Geschlecht leben, ohne jemals die Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen, dass transgender einfach ein sehr, sehr großes Thema ist.

Du hast dich dann mit 19 damit eindringlich beschäftigt, weil Du betroffen warst/bist – Ist man nicht betroffen, brennt man nicht für das Thema und hat vielleicht sogar keine Lust, sich damit zu beschäftigen. Man will aber – wie Du es etwas ironisch (?) ausdrückst – kein Arschloch sein und demonstriert dann eben Akzeptanz und vielleicht ist man auch so hilflos, dass man so tut, als wär nix gewesen. Darauf mit Aggressivität zu reagieren, ist meiner Meinung nach nicht der richtige Weg.

Aus diesem Grund müssen wir laut sein, aggressiv, auffallend und provokant.

Wenn mir jemand laut, aggressiv und provokant begegnet, drehe ich mich um und gehe. Ich denke, Aufklärung und eine sanfte Konfrontation bringen mehr.(Komm her, ich beiße nicht, ich beantworte Deine Fragen und sag Dir, wie Du dich verhalten kannst.)Die Menschen haben doch bloß Angst vor dem, was sie nicht kennen.

Die Verbitterung, die ich manchmal so bei Dir „durchhöre“, ist verständlich, aber doch eigentlich nicht zielführend.

Weil die Gesellschaft vom Konstrukt der Gender-Binary (Männlich und Weiblich) regelrecht zerfressen und besessen ist.

Die Gesellschaft – um bei der Verallgemeinerung zu bleiben – kennt sich einfach nicht mit dem Thema aus. Sollte man da nicht auf beiden Seiten etwas behutsamer vorgehen?

Izzie Adams
Izzie Adams (@guest_49335)
Vor 10 Jahre

Vielen Dank für dein Feedback, Orphi. Es zeigt mir, dass ich einige Punkte vielleicht etwas besser erklären oder deutlicher hätte umschreiben sollen.
Denn natürlich hast du mit dem, was du sagst, vollkommen Recht.
Meine Aussage „laut, aggressiv und provokant“ sein zu müssen bezieht sich eigentlich weniger auf mein Verhalten und meine Einstellung als Ganzes – eher direkt auf den Begriff „genderfuck“ und die Kritik, die Robert neulich dazu geäußert hat. Ein bisschen vielleicht auch auf die extrem ins Feminine gleitende Art, wie ich mich oft zurecht mache; eine optische Provokation und ein optisches Laut sein.

Wer mich kennt weiß ja, dass ich alles andere als laut bin. Und provokant eben meist auch nur indirekt durch meine Kleidung, mein Äußeres.

Ich bin auch absoluter Verfechter der sanften Aufklärung und Konfrontation; ich diskutiere diese Themen gerne und höre mir auch die Gegenseite genau an, um erklären zu können, Fragen beantworten zu können und mein Gegenüber nicht mit brachialem Runterstampfen von Fakten einzuschüchtern oder gar zu verschrecken.

Ist es nicht ein wenig ungerecht, eine andere erste Reaktion als “demonstrierte Akzeptanz” zu erwarten? Die meisten Leute sind diesem Thema niemals begegnet und wissen einfach nicht, wie sie sich verhalten sollen.

Auch wenn ich hier sehr urteilend in meinem Beitrag klinge – ich weiß natürlich sehr genau, dass die meisten Menschen sich einfach aus Gründen der Unaufgeklärtheit oder Fehlinformationen nicht mit dem Thema auskennen. Das verurteile ich bei einer einzelnen Person oder einem Gesprächspartner auch gar nicht! Meine Kritik gilt der Gesellschaft oder, um das böse Wort einmal in den Mund zu nehmen – zu großen Teilen auch der Politik. Eben weil das Thema trans* entweder großflächig totgeschwiegen wird oder man mit sehr viel Müll aus den Medien verwirrt wird, statt anständig aufgeklärt zu werden. Es muss aber irgendwo auch einfach damit angefangen werden.

Die Gesellschaft — um bei der Verallgemeinerung zu bleiben — kennt sich einfach nicht mit dem Thema aus. Sollte man da nicht auf beiden Seiten etwas behutsamer vorgehen?

Mich verwirrt die Frage ein wenig, was genau meinst du mit „behutsamer“ vorgehen?
Ich persönlich habe eigentlich das Gefühl, dass es behutsamer kaum geht, man spricht ja kaum darüber. Man klärt nicht auf. Oftmals will man auch gar nicht aufgeklärt werden.

Um das abschließend nochmal ganz deutlich zu machen: Ich bin absolut kein Freund davon, irgendwas auf biegen und brechen erreichen zu wollen. Oder mit der Brechstange an Leute heranzutreten und ihnen einzuprügeln, was sie meiner Meinung nach wissen sollen.
Laut, aggressiv, provokativ – Das drückt der Begriff genderfuck für mich aus. Um nichts anderes ging es dabei.
Sprechen, diskutieren, Fragen stellen und Beantworten – kurz, einen offenen und respektvollen Dialog suchen, das ist es, was ich mir wünsche. Und im Zuge dessen vielleicht ein wenig aufklären können, verständlich machen, neugierig machen?

Ich werde auf jeden Fall versuchen, in Zukunft etwas genauer zu erklären, was ich meine, denn ein solches Missverständnis gerade bei dem Thema finde ich sehr fatal.

kleine Eule
kleine Eule (@guest_49336)
Vor 10 Jahre

„Demonstrative Akzeptanz“…….das find ich etwas strange. Woher weißt Du, dass die Akzeptanz nur demonstartiv ist? *rhetorische Frage*.
Ich für meinen Teil schließe diesen Punkt, die Geschlechterrolle, angesichts der modernen Möglichkeiten in die Selbstbestimmung mit ein, einschließlich der sexuellen Vorlieben und verstehe auch nicht wie man so engstirnig sein kann das zu verurteilen nur weil es vielleicht früher immer versteckt wurde. Also wenn Du ein Mann sein willst, warum dann nicht wenn es geht. Das hat aber nichts mit demonstrativer Akzeptanz zu tun oder damit dass ich ja „oh so tol(l)erant“ sein möchte, sondern damit dass ich finde, dass das Leben sehr kurz ist und jeder so leben sollte wie er/sie glücklich ist (so lange man niemandem damit schadet versteht sich).
Ich sehe aber dass Dich das Thema sehr belastet hat und dass Du sehr mit Dir zu kämpfen hattest – das spürt man im Artikel – und danke Dir, dass Du den Mut für diesen Artikel gefunden hast. Vielleicht hilft es Dir ja, zu wissen, dass es Menschen gibt, die es als „normal und in Ordnung“ sehen auch über das Geschlecht selbst zu entscheiden. Modifikationen am eigenen Körper sind absolut legitim, lass Dich da nicht von der Gesellschaft und ihren Vorstellungen von „richtig“ und „falsch“ runterziehen oder beeinflussen! Ich freue mich, weiter von Dir zu lesen und somit in diese Welt auch einen kleinen Einblick zu erhalten. Vielen Dank und ich wünsche Dir sehr viel Kraft!

Izzie Adams
Izzie Adams (@guest_49337)
Vor 10 Jahre

Danke auch dir für dein Feedback!
Das ganze Thema ist wirklich schwierig „anzupacken“, besonders weil ich finde, dass auf dem Schriftweg vieles sehr schnell missverstanden werden kann, was in einer direkten Unterhaltung gar nicht passieren würde.
Aber dass das hier eine Herausforderung wird, wusste ich vorher :)

“Demonstrative Akzeptanz”…….das find ich etwas strange. Woher weißt Du, dass die Akzeptanz nur demonstartiv ist? *rhetorische Frage*.

Ich kann hier nur von meinen persönlichen Erfahrungen berichten, das soll keineswegs eine Unterstellung gegenüber jedem sein, mit dem man sich über das Thema unterhält.
In meinem ganz eigenen Umfeld habe ich genau diese „demonstrative“ Akzeptanz, wie ich sie beschrieben habe, immer wieder erlebt. Sicher hätte ich es sehr viel schlimmer treffen können, gar keine Frage. Wenn ich sehe, dass trans* Jugendliche von zu Hause rausgeworfen werden zum Beispiel, dann sind meine Erlebnisse bei weitem nicht so dramatisch.
Trotzdem ist genau diese demonstrative Akzeptanz eine Sache, mit der ich jahrelang tagtäglich konfrontiert wurde und natürlich merkt man ab einem gewissen Punkt, dass die vermeintliche Akzeptanz bei manchen Leuten nur aufgesetzt ist. Und jeden Tag mit dem Gefühl zu leben, unerwünscht zu sein (sei es auf der Arbeit oder im größeren Familien-/ und Freundeskreis) nagt an einem. Irgendwann ist auch das dicke Fell nicht mehr dick genug.
Aus diesem Grunde sind einige meiner Formulierungen eher hart und, wie Orphi sehr richtig sagte, verbittert.

Was nicht heißen soll, dass ich diese Härte und Verbitterung an mir einfach akzeptiere und damit durch die Weltgeschichte spaziere. Ich habe auch hier noch sehr viel an mir zu arbeiten. Aber ich merke, dass es mit der Zeit besser wird. Das Schlimmste, die Übergangszeit vor Beginn der Hormontherapie, habe ich hinter mir und seitdem werde ich zunehmend selbstbewusster und kann auch immer lockerer und entspannter über das ganze Thema sprechen.

So gesehen kämpfe ich also auch heute noch, aber mit einer ganzen Menge mehr Zuversicht als vor einigen Jahren.

…ich finde, dass das Leben sehr kurz ist und jeder so leben sollte wie er/sie glücklich ist…

Genau diese Ansicht muss ich mir selbst im Alltag immer wieder vor Augen halten. „Ich bin nicht auf der Welt um so zu sein, wie andere mich gern hätten“ oder wie war das?

stoffel
stoffel(@stoffel)
Vor 10 Jahre

Vielen Dank für die Einblicke in Dein Leben, sehr mutig von Dir und Respekt für Deinen Kapmpf den Du bis dato noch kämpfst und trotzdem offen für Diskussionen bist.

Ich musste etwas schmunzeln über den Anfang des Satzes von „kleine Eule“ … „Modifikationen am eigenen Körper sind absolut legitim,…“ da viel mir spontan ein das Tattoo’s und Piercings doch auch Modifikationen sind (etwas weit ausgeholt ich weiss), mal mehr, mal weniger vorhanden und von der Gesellschaft inzwischen überwiegend aktzeptiert (teilweise schon als „modisch“ betrachtet) … vielleicht braucht die natürliche Akzeptanz für trans* Menschen eben diese Jahre die auch Tattoo’s/Piercings brauchten … wenn dem so sein sollte, finde ich das ausgesprochen positiv.

Mich würde in einem Deiner kommenden Beiträge vorallem interessieren inwiefern Du die Szene „neuentdeckt“ hast und warum Du jahrelang keinen Bezug zu ihr hattest … insbesondere weil Du geschrieben hast „Es half mir in der ersten Zeit meiner Geschlechtsumwandlung unwahrscheinlich,…„. War es vorher anders? War die Szene doch nicht so tolerant zu Dir?

Nochmals Danke!

Izzie Adams
Izzie Adams (@guest_49339)
Vor 10 Jahre

Ich habe zu danken, Stoffel :)

Ehrlich gesagt war auch mein erster Gedanke, dass es um Piercings und Tattoos geht – aber wenn man den Gedanken mal weiterspinnt, gibt es ja auch in dem Bereich einige Modifikationen (Spalten der Zunge oder…. anderer Körperstellen), die bei weitem noch nicht gesellschaftlich akzeptiert werden.
Vielleicht hast du Recht und das Thema Transgender (und in diesem Zusammenhang auch das Spiel mit den Geschlechtern – ein Transmann, der sich weiblich zurecht macht oder eine Transfrau, die sich maskulin zurecht macht) wird künftig mehr und mehr an Aufmerksamkeit und Akzeptanz gewinnen. Ein paar kleine Schritte in diese Richtung sind ja bereits gemacht, aber noch sind die Stimmen hier leider sehr leise und verhalten.

Mich würde in einem Deiner kommenden Beiträge vorallem interessieren inwiefern Du die Szene “neuentdeckt” hast und warum Du jahrelang keinen Bezug zu ihr hattest … insbesondere weil Du geschrieben hast “Es half mir in der ersten Zeit meiner Geschlechtsumwandlung unwahrscheinlich,…“. War es vorher anders? War die Szene doch nicht so tolerant zu Dir?

Danke für den Vorschlag, ich werde ihn definitiv aufgreifen und diesen Punkt etwas näher beleuchten!

orphi
orphi(@orphi)
Editor
Vor 10 Jahre

Ich freue mich, dass Du so ausführlich auf meine Kritik eingegangen bist und den aggressiven Unterton entschärfen konntest, denn ich weiß ja nun mal, dass Du nicht laut und aggressiv bist, sondern mit Sinn, Verstand und Einfühlungsvermögen diskutierst. An Eules Beitrag ist mir ein Satz komisch vorgekommen.

Also wenn Du ein Mann sein willst,warum dann nicht, wenn es geht…

Vielleicht nur eine Frage der Formulierung. Ich will hier nichts auf die Goldwaage legen. Dennoch ein Anlass für eine Frage: Will man ein Mann sein oder ist man nicht eigentlich ein Mann? Ich entscheide mich ja auch nicht bewusst dafür, eine Frau sein zu wollen. Wenn ich auch einen Wunsch für den nächsten Bericht äußern darf: Ich habe durch unsere Gespräche ja hier und da schon etwas „Vorwissen“. Deshalb wünsche ich mir, dass Du den Unterschied zwischen der Sexualität und dem Geschlecht, zwischen Transgender und Transsexualität (oder wie war das noch?) ein wenig erläuterst. Mich verwirren die ganzen Begriffe immer sehr und man schmeißt da schnell was durcheinander ohne Hilfe. Ich weiß, dass Du Links für Hintergrundinformationen geliefert hast, aber Dein Bericht mit Deinen Worten und Deine Einschätzung interessieren mich mehr.

Kara Ben Nemsi
Kara Ben Nemsi (@guest_49341)
Vor 10 Jahre

hallo, interessanter artikel
siehst du die „schwarze szene“ nur als zuflucht oder hafen? oder verbindet dich mehr damit. wie ist dein weltbild, dein musikgeschmack? liebst du das dunkle? ich vermisse in deiner vorstellung hier einen echten bezug zur gothic-kultur.

Izzie Adams
Izzie Adams (@guest_49342)
Vor 10 Jahre

Ah, die gute, alte Frage der Formulierung, ob man als trans* Mensch nun das andere Geschlecht wird oder es schon immer war.
Persönlich sauer aufgestoßen ist mir das jetzt nicht, aber die Frage ist berechtigt.
Eigentlich hast du Recht, Orphi – man ist ja schon die ganze Zeit das Geschlecht, an das man sich per Hormonen und operativen Eingriffen angleichen lässt.
Ich glaube aber auch, dass Eule eher meinte „wenn du dich doch das Geschlecht wechseln kannst (mit allem medizinischen drum und dran) dann tu es!“
So zumindest kam es bei mir an.

Wenn ich auch einen Wunsch für den nächsten Bericht äußern darf: Ich habe durch unsere Gespräche ja hier und da schon etwas “Vorwissen”. Deshalb wünsche ich mir, dass Du den Unterschied zwischen der Sexualität und dem Geschlecht, zwischen Transgender und Transsexualität (oder wie war das noch?) ein wenig erläuterst. Mich verwirren die ganzen Begriffe immer sehr und man schmeißt da schnell was durcheinander ohne Hilfe.

Ein sehr guter Vorschlag, darüber hatte ich auch schon nachgedacht. Ich war mir nur nicht sicher, ob hier der richtige Platz dafür ist, da es ja eigentlich nicht direkt etwas mit Transgender und der schwarzen Szene gemeinsam zu tun hat.
Aber wichtig ist es definitiv. Vielleicht lässt es sich in einem gut durchdachten Absatz verständlich zusammen fassen, dann muss ich keinen ganzen Eintrag nur zu diesem Thema machen *g*

ich vermisse in deiner vorstellung hier einen echten bezug zur gothic-kultur.

Ein vollkommen berechtigter Einwand. Der Beitrag ist im jetzigen Zustand schon verflixt lang geworden, daher hielt ich es für den Einstieg für besser, den Bezug zur Gothic-Kultur vorerst nur anzukratzen.
Deine Fragen werde ich aber definitiv in meinen nächsten Beitrag mit aufnehmen!

Asti
Asti (@guest_49345)
Vor 10 Jahre

Ich schliesse mich an, ich finde es auch mutig von Dir, dich hier zu so einem, ja, sensiblem Thema zu äußern.

Der ganze Themenkomplex rund um Gender und Sex ist spannend, und es ist auch noch längst nicht alles erforscht was damit im Zusammenhang steht.

Weil die Gesellschaft vom Konstrukt der Gender-Binary (Männlich und Weiblich) regelrecht zerfressen und besessen ist.

da möchte ich Dir einfach mal applaudieren.
Ich habe auch den Eindruck, dass wir uns dahingehend zurück entwickeln.
Ich kann mich erinnern, dass es in meiner Kindheit auch neutrales Spielzeug und neutrale Kleidung gab, heute gibt es entweder pink oder blau. Dass man dieses Denken schon so stark in Kinderköpfen verankert, schockiert mich, ebenso mit den entsprechenden Zuschreibungen für m/w. Schon paradox in unserer angeblich so aufgeklärten Gesellschaft.

Ich bin auf jeden Fall neugierig mehr von Dir zu lesen.

Rena
Rena(@normanormal)
Vor 10 Jahre

Wirklich ein schöner, offener und sicherlich auch mutiger Artikel. Aber ich denke es ist sehr wichtig das immermal wieder jemand hervortritt und von sich und seinem Leben, seinen Gedanken erzählt.
Dasselbe gilt übrigens auch für den „schaurigen“ Tagebucheintrag von Robert zuvor! Kompliment an euch beide.

Mir war schon als Kind bewußt, dass es Menschen gibt, die homosexuell oder transgender sind und ich habe es immer als normalen Bestandteil menschlicher Vielfalt betrachtet. Keine Ahnung wieso eigentlich, denn im direkten Umfeld hatte ich keine Berührungspunkte damit, aber ich bin zum Glück sehr frei von gedanklichen/ideologischen Schranken aufgewachsen. Daher ist es für mich sehr schwer nachzuvollziehen, dass es Menschen gibt, die das anders sehen, oder die sich vielleicht sogar von Menschen die „anders“ sind in irgendeiner Art und Weise bedroht fühlen.
Leider habe ich auch den Eindruck, dass es sowas wie einen Rückschritt in der Gesellschaft gibt, nicht nur in Sachen pink/Mädchen und blau/Jungen. Auf der einen Seite gibt es eine immer stärkere Individualisierung, aber wehe es tanzt mal einer richtig aus der Reihe…

Rena
Rena(@normanormal)
Vor 10 Jahre

Ach ja, den Film „Romeos“ hab ich auch gesehen, find ihn nicht schlecht, aber richtig beeindruckend fand ich „Tomboy“ von Céline Sciamma.

kleine Eule
kleine Eule (@guest_49349)
Vor 10 Jahre

Gerne kläre ich meinen – eventuell etwas unglücklich formulierten – Satz auf. Izzy hat es absolut richtig verstanden, denn so war es auch gemeint. :) Sorry, wenn ich Dich verwirrt habe, Orphi. :)
Wenn sich jemand nicht wohl in seinem Körper fühlt (also weil er sich als Frau fühlt aber körperlich ein Mann ist oder umgekehrt) dann sollte er/sie die Möglichkeiten nutzen, welche durch die moderne Medizin geboten werden und dieses „Ungleichgewicht von Seele und Körper“ korrigieren.
Um es mal darauf zu bringen wie ich es empfinde: Es ist eine Modifikation des Körpers, die diesen der Seele angleichen soll.
Ich persönlich habe 3 große Tattoos an Oberarmen und Bein. Für mich ist das nichts anderes – eben eine körperliche Veränderung zu Gunsten der Seele. So wie auch die Tattoos lange Zeit gesellschaftlich nicht akzeptiert wurden, so ist es eben jetzt mit der Angleichung des körperlichen Geschlechts an die Seele, an das was man eigentlich ist.

Es dauert halt bis die Schubladengesellschaft versteht……ohje, der ist in der einen Schublade und will einfach so in die andere?? WELTUNTERGANG!!! :D :D :D
Nein aber mal im Ernst. Die Leute sind einfach zu konservativ und haben noch nicht verstanden worum es im Leben geht. Es geht darum man selbst zu sein und das Leben zu genießen – nicht darum irgendwelche vorgefertigten Raster zu erfüllen.

Death Disco
Death Disco (@guest_49350)
Vor 10 Jahre

Die Mär von der Geschlechtsumwandlung hält sich, leider auch unter Transgendern, aber hartnäckig. Warum wird eigentlich nie darauf verwiesen, dass es Derartiges nicht gibt? Mit dieser Fehlbezeichnung wird immer so selbstverständlich hantiert… Es gibt, wie einigen Sätzen zu entnehmen ist, lediglich eine „Geschlechtsangleichung“. Mehr wird auch in Zukunft kaum möglich sein. Die Bestimmung des biologischen Geschlechts beschränkt sich nicht nur auf äußere, sichtbare Merkmale. Selbst wenn man diese komplett ablegen würde, kann ein Facharzt immer noch das tatsächliche Geschlecht feststellen. Soll heißen: eine Transfrau, die äußerlich kaum noch von Frauen zu unterscheiden ist, lässt sich biologisch immer noch eindeutig als Mann identifizieren und umgekehrt. Ausnahmen gibt es natürlich.

orphi
orphi(@orphi)
Editor
Vor 10 Jahre

Warum verweist Du darauf, Death Disco? Oder wolltest Du nur die Begriffe erläutern?

Death Disco
Death Disco (@guest_49352)
Vor 10 Jahre

Ich verweise darauf, weil offenbar ein falsches Bild davon in den Köpfen herumschwirrt. Es mag vielleicht etwas taktlos wirken, aber diese Vorstellung, man würde sich auf den OP-Tisch legen und mit einem anderen Geschlecht aus dem Saal kommen, gehört ins Reich der Fantasie. Das ist Science-Fiction.

Izzie Adams
Izzie Adams (@guest_49353)
Vor 10 Jahre

Ich kann mich erinnern, dass es in meiner Kindheit auch neutrales Spielzeug und neutrale Kleidung gab, heute gibt es entweder pink oder blau. Dass man dieses Denken schon so stark in Kinderköpfen verankert, schockiert mich, ebenso mit den entsprechenden Zuschreibungen für m/w. Schon paradox in unserer angeblich so aufgeklärten Gesellschaft.

Da fallen mir gleich diese bescheuerten, neuen Kinder-Ü-Eier ein… was für ein Unsinn da wieder veranstaltet wird. Ich finde dieses Konditionieren in diese Richtung so schrecklich. Als ob es nicht andere, wichtigere Dinge gäbe als unbedingt alles in Männlein und Weiblein aufzuteilen.

Mir war schon als Kind bewußt, dass es Menschen gibt, die homosexuell oder transgender sind und ich habe es immer als normalen Bestandteil menschlicher Vielfalt betrachtet.

Das finde ich großartig! Ich denke mir immer, dass es doch nicht so schwer sein kann, genau diese Art von Selbstverständlichkeit an seine Kinder weiterzugeben, ganz egal ob es jetzt um Geschlecht, Lebenspartner oder Dinge wie Hobbies geht (wo ja leider oftmals auch fröhlich versucht wird, den Kindern aufzudrängen, was man selbst für richtig und wichtig hält).

diese Vorstellung, man würde sich auf den OP-Tisch legen und mit einem anderen Geschlecht aus dem Saal kommen, gehört ins Reich der Fantasie. Das ist Science-Fiction.

Genau deshalb heißt es aber Geschlechtsangleichung. Uns ist schon klar, dass man unseren Chromosomensatz nicht verändern kann.
Aber wen juckt das bittesehr? Wenn ich in den Spiegel sehe und das sehe, was ich auch in mir fühle, wenn mein Äußeres das widerspiegelt, was Kopf und Geist schon immer vorgegeben haben, dann ist das Ziel erreicht.
Mich interessiert nicht ob irgendein Arzt irgendwann durch irgendeine tiefergehende Untersuchung eventuell vielleicht mein biologisches Geschlecht feststellen kann.
Auf den Papieren bin ich ein Mann. Durch die Hormone und Operationen wird mein Körper dem eines Mannes angeglichen. Das ist alles andere als Science-Fiction oder Fantasie, das ist Realität.

Death Disco
Death Disco (@guest_49354)
Vor 10 Jahre

Angleichung ist aber nicht Umwandlung. Deswegen ja mein Einwand.

Wenn Dich das rein Äußerliche zufriedenstellt, ist das doch OK. Ich persönlich kann es zum Beispiel nicht nachvollziehen. Es wirkt auf mich wie ein Anzug, den man sich überstreift. Darunter bleibt alles beim Alten.

Izzie Adams
Izzie Adams (@guest_49355)
Vor 10 Jahre

Angleichung ist aber nicht Umwandlung. Deswegen ja mein Einwand.

Gut, das mag sein… aber ist es nicht im Grunde egal wie man es nennt?
Der Vorgang und das Resultat bleibt das Gleiche. Transgender werden darüber umfassend während ihres Weges aufgeklärt (oder sollten es bei guten Therapeuten zumindest!) und Angehörige werden später auch nichts mehr vom biologischen Geschlecht bemerken können. Vorausgesetzt, man fängt nicht sehr, sehr spät mit der Angleichung an, denn ab einem gewissen Alter greifen die Änderungen durch die Hormontherapie nicht mehr so stark wie bei Jüngeren.

Wenn Dich das rein Äußerliche zufriedenstellt, ist das doch OK. Ich persönlich kann es zum Beispiel nicht nachvollziehen. Es wirkt auf mich wie ein Anzug, den man sich überstreift. Darunter bleibt alles beim Alten.

Das wird daran liegen, dass du nicht betroffen bist.
Für mich war mein biologischer Körper immer der falsche Anzug, denn darunter sah es eben anders aus. Im Grunde genau, wie du es beschreibst, nur dass ich das Gefühl des „falschen Anzugs“ durch die Hormone und Operation habe abstreifen können.

Katrin
Katrin (@guest_49356)
Vor 10 Jahre

Mich lässt die gesamte Thematik und Diskussion ehrlich gesagt ziemlich ratlos zurück… Einerseits wird kritisiert, dass der Markt verstärkt auf Rosa und Blau setzt, um schon im Windelalter die Menschlein hübsch nach dem vermeintlichen Idealbild des genetischen Geschlechts zu sortieren, andererseits wird Geschlechtsangleichung als Mut wahrgenommen. Ist die Wahl zwischen weiblichen und männlichen Geschlechtsmerkmalen nicht letztlich genauso bekloppt, wie die Babyausstattung in Rosa oder Blau?
Ich bin mir ehrlich gesagt gar nicht sicher, ob die Entwicklungen diesbezüglich in die richtige Richtung gehen. Platt formuliert lässt sich heutzutage jedes Problem wegoperieren. Dass den Menschen dadurch ein zufriedeneres Leben beschert sein wird, weiß erst die Zukunft zu sagen.

Gruftfrosch
Gruftfrosch(@gruftfrosch)
Vor 10 Jahre

@D.D.: Ist es nicht für jeden logisch denkenden Menschen nachvollziehbar, dass einer Transfrau nicht plötzlich ne Gebärmutter zum Kinderkriegen wächst bzw. so etwas nicht einfach mal so nachgebaut werden kann? Das setze ich jetzt einfach mal voraus.

Sicherlich hat es einerseits eine Frau etwas leichter zum Mann angeglichen werden, was die Stimme angeht, denn ein großer (männlicher) Kehlkopf geht auch durch weibliche Hormone nicht wieder auf Vorpubertätsniveau zurück. Das geht wohl nur durch OP und Sprechtraining, wie es mir berichtet wurde. Andererseits ist es für einen Mann im Geschlechtsbereich einfacher zur Frau zu werden. (ja, ich schreib das jetzt so…basta). Da eine Penisnachbildung aus dem „nichts“ weitaus komplizierter ist, als die „Wegnahme“ des Gliedes und dem sonstigen „Gebammel“. Izzie, korrigiere mich, wenn ich Mist schreibe. Ich gebe auch nur aus der Erinnerung wieder, was mir gesagt worden ist.

Auch von mir übrigens der Dank für deinen Mut deine Erlebnisse und Ansichten hier zu schildern. Gleichwohl ging es mir beim Lesen zunächst wie orphi (01.Beitrag). Gut zu wissen, dass der erste Eindruck wohl täuschte.

Death Disco
Death Disco (@guest_49359)
Vor 10 Jahre

So ins Detail denken viele Menschen bei einem zunächst oberflächlichen Umgang mit dem Thema nicht unbedingt. Oder welches Bild hattest Du vor Augen, als man Dir zum ersten Mal etwas über „Geschlechtsumwandlung“ erzählte?

In diesem Zusammenhang mag man mich bitte darüber aufklären, was es mit „schwulen Transmännern“ auf sich hat. Ist man schwul, wenn man sich männlich fühlt, oder ist man’s, wenn man alle physischen Kriterien eines Mannes erfüllt?

Kathi
Kathi(@kathi)
Vor 10 Jahre

Lieber Izzy,

Danke für deinen Mut so offen über ein Thema zu berichten, dass dich merklich emotional belastet.
Abgesehen davon hab ich es auch so wahrgenommen wie du es beschreibst es wird eben gesagt klar kein Problem und dann wars das. Ich persönlich finde es wichtig sich mit jedem Thema auseinanderzusetzen und dann darüber nachzudenken, ob man sich weiter damit auseinandersetzt.
Gerade „dein“ Thema lässt mich oftmals noch verwirrt zurück, da man, wie du sagtest, in Bibliotheken zum Beispiel (bei uns) wenig bis gar nichts dazu findet wenn man dann niemanden kennt ist es schwer Informationen zu bekommen.

Bin gespannt was du so zu berichten hast und freue mich über deine nächsten Beiträge.

Liebe Grüße

Kathi

Death Disco
Death Disco (@guest_49363)
Vor 10 Jahre

Es macht einfach keinen Sinn, Worte und Begriffe ins x-fache auseinanderzunehmen.

Wenn sie unterschiedliche Bedeutungen haben und damit Einfluss auf das allgemeine Verständnis nehmen, sehr wohl. Das ist in dieser Sache nämlich ein bedeutender Punkt, der die Nachvollziehbarkeit sogar noch erschwert und viele weitere Fragen aufwirft. Ist das etwa zu unangenehm? Dann setz besser gleich ’nen Vermerk ans Artikelende.

Wie sonst soll man als Außenstehender an die Sache herangehen, wenn nicht logisch und mit einer geschätzten Tonne Fragen? Ich kann zwar versuchen, mich in die entsprechende Person hineinzuversetzen (und das wird auch nur beim Versuch bleiben, alles andere wäre gelogen), der gewählte Lösungsweg bleibt für mich dennoch ein Buch mit sieben Siegeln.

Rosa Chalybeia
Rosa Chalybeia (@guest_49364)
Vor 10 Jahre

Wow, da ist man mal eine zeitlang nicht hier, und dann überrascht einen ein solcher Beitrag. Ich tu mir grad etwas schwer damit, die richtigen Worte zu finden, daher kurz, schmerzlos und ebenso frei raus – ich erkenne mich in Deinen Ausführungen zu vielen Teilen ziemlich gut wieder.
Mit der ganzen Thematik rund um Trans* und Gender im Allgemeinen, befasse ich mich selbst schon viele, viele Jahre (bei weitem Länger als man mir das wohl angemerkt hat, wenn mans nicht wusste). Ich bin etwa 10 Jahre älter als Du, auch ich hatte erst durch die Informationen im Netz Möglichkeit einige Teile meiner selbst besser zu verstehen. Ich habe jedoch keine Transition hinter mir, aus vielfältigen Gründen, die will ich auch nicht öffentlich breit treten. Im Grunde bin ich zufrieden mit der Hülle die ich abbekommen habe, ich bin ziemlich unkurvig geraten und ich denke die Tatsache daß ich doch das Glück hatte, recht schubladenlos aufzuwachsen, tat wohl auch ein übriges.
Aber da fängt das mit den Erwartungen der heteronormativen Gesellschaft ja auch an, und damit die Frage, inwiefern die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper auch von diesem Bild des typischen Kerls und der typischen Frau erst ausgelöst wird – also, ich will es keineswegs darauf runterbrechen, ich denke das ist auch eine sehr individuelle Mischung die oftmals Aussenstehenden sehr schwer zu vermitteln sein kann, gerade dann wenn man sich mehr in der Mitte zwischen den beiden Polen „Mann“ und „Frau“ fühlt – wie auch immer das für den Einzelnen dann wieder aussehen mag. Oder eben wenn man – wie Du auch beschrieben hast – trotz Transition auch Facetten die eher zum Geburtsgeschlecht – klischeeig betrachtet – passen würden, dennoch irgendwie zeigt und auslebt,weil sie ja dennoch ein Teil von einem sind.
Fakt jedoch ist daß es in vielen alten und/oder anderen Kulturen ganz gesellschaftlich anerkannt Geschlechtsidentitäten gibt, die ausserhalb der Polarität liegen, oft ohne physisch angleichende Maßnahmen – was aber natürlich auch daran liegt daß es da die Möglichkeiten die man heutzutage hat, eben auch garnicht gab.
Unterm Strich – es ist ein verdammt komplexes Thema.

Lieber Izzie, ich würde mich unglaublich gerne auch ein wenig privater mit Dir austauschen, wenn Du Interesse hast :)

Izzie Adams
Izzie Adams (@guest_49365)
Vor 10 Jahre

Das Wochenende ist ungewöhnlich stressig zu Ende gegangen, deshalb meine etwas späte Reaktion zu den neu hinzugekommenen Kommentaren, tut mir leid!
Vorneweg möchte ich mich nochmal bei allen für das Feedback und die Reaktionen bedanken, es bedeutet mir wirklich sehr viel.

Ist die Wahl zwischen weiblichen und männlichen Geschlechtsmerkmalen nicht letztlich genauso bekloppt, wie die Babyausstattung in Rosa oder Blau?

Hier muss unbedingt unterschieden werden, wovon die Rede ist. Die Kritik an, zum Beispiel, Babyausstattung oder Spielzeugen oder sogar Kleidung bezieht sich auf ein „Vor-polen“ der Kinder, bevor sie überhaupt selbst wissen, wie ihnen geschieht.
Männlich und Weiblich als solches sind absolut nichts Schlimmes, darum geht es gar nicht. Es geht darum, dass man in eine Richtung erzogen wird, in der A) klar vordefiniert wird, was Jungs gefallen soll und was Mädchen gefallen soll. Mag ein Junge ein rosa Spielzeug, kriegt er gleich eingebleut, dass das nichts für Jungs ist (zum Beispiel). Kinder werden von klein auf konditioniert, sich in das Schema einzufügen. Hier besteht die Kritik.
Und, meines Erachtens nach genauso wichtig, B) Menschen, die aus dieser „Gender Binary“, dem strikt männlichen und weiblichen, herausfallen werden überhaupt nicht wahrgenommen oder berücksichtig.

Platt formuliert lässt sich heutzutage jedes Problem wegoperieren. Dass den Menschen dadurch ein zufriedeneres Leben beschert sein wird, weiß erst die Zukunft zu sagen.

Gott sei Dank ist es so, denn allein die Suizidrate bei Menschen, denen es nicht möglich ist, ihr Geschlecht angleichen zu lassen ist erschreckend hoch.
Und als jemand, der auf dem Weg seiner Angleichung nun schon einen gewissen „Blick aus der Zukunft“ hat kann ich dir versichern, dass mir ein um Welten besseres Leben beschert ist, als noch vor meiner Angleichung :)

Izzie, korrigiere mich, wenn ich Mist schreibe. Ich gebe auch nur aus der Erinnerung wieder, was mir gesagt worden ist.

Überhaupt kein Mist, du hast vollkommen Recht. Als Transmann bekommt man eher etwas hinzu, als dass großartig etwas weggenommen werden muss. Bartwuchs stellt sich ein, der Kehlkopf wächst und man bekommt einen Adamsapfel, etc. Bei Transfrauen ist das weit komplizierter. Haarwuchs muss weggelasert werden, der Kehlkopf oftmals operativ behandelt werden und dergleichen.

Gleichwohl ging es mir beim Lesen zunächst wie orphi (01.Beitrag). Gut zu wissen, dass der erste Eindruck wohl täuschte.

Ich bin froh, dass ich das klarstellen konnte :)
(eigentlich ist ja der Robert Schuld, der hat die Zwischenüberschrift so provokant aus dem Zusammenhang gesetzt :p *in Deckung geh*)

Ist man schwul, wenn man sich männlich fühlt, oder ist man’s, wenn man alle physischen Kriterien eines Mannes erfüllt?

Orphi bat mich ja schon, hierauf in einem der nächsten Beiträge näher einzugehen, deshalb mache ich es an dieser Stelle ganz knapp und kurz:
Ein Transmann der auf Männer steht, ist schwul.
Eine Transfrau, die auf Frauen steht, ist lesbisch.
Denkt euch das trans* weg, Ende ;)

Auch die zwanghaft logische Erklärbarkeit einer solchen Entscheidung wird sich auch nicht mit 1000 Fragen einstellen, solange man nicht ein wenig versucht, seine Sichtweise zu ändern. Es macht einfach keinen Sinn, Worte und Begriffe ins x-fache auseinanderzunehmen.

Danke Robert, ich hab lange hin und her überlegt, wie ich das formulieren soll, aber du nimmst mir die Worte aus dem Mund.
Begrifflichkeiten bis zum geht nicht mehr durchzukauen ändert nichts an ihrer Gültigkeit oder Wahrheit.

Die erste Erkenntnis war die Tatsache, dass es zwischen männlich und weiblich unzählige Grautöne, Facetten und Abstufungen gibt.

Die gibt es tatsächlich. Deshalb finde ich es auch wichtig, die festgefahrenen Schemas der Gesellschaft aufzubrechen. Nicht gewaltsam, aber mit sanften Schubsern in die entsprechende Richtung. Ein freundlicher Wink. „Hallo, es gibt uns auch, auch wenn ihr uns nicht seht.“

Die Gothic-Szene ist stellenweise eine Ausnahme, da sich hier das Verhältnis der Geschlechter angleicht.

Natürlich haben wir auch hier einzelne „Ableger“, die eher von Maskulinität dominiert sind. Aber ja, für mich persönlich war es genau dieses Verwischen der Grenzen, das mich immer schon angezogen hat und mir maßgeblich bei meiner Selbstfindung geholfen hat. Aber dazu an anderer Stelle eine ausführlichere Erklärung; Fortsetzung folgt ;)

Wie sonst soll man als Außenstehender an die Sache herangehen, wenn nicht logisch und mit einer geschätzten Tonne Fragen?

Daran ist absolut nichts auszusetzen; ich kann mir sehr gut vorstellen, dass, gerade wenn man sich bisher absolut nicht mit dieser Thematik auseinander gesetzt hat, eine Menge Verwirrung und Fragen entstehen.
Ich muss aber auch sagen, dass ich nicht finde, dass hier an dieser Stelle der richtige Platz ist, um grundsätzliche Fragen zu klären, weißt du?
Nicht, weil ich das nicht möchte (im Gegenteil), sondern weil das Thema viel zu komplex ist, um es hier bis ins kleinste Detail zu erklären. Darum bat ich, sich bei konkreten Fragen ein wenig in das Thema einzulesen.
Versteh mich nicht falsch, ich will die Diskussion nicht von mir schieben, aber ich glaube einfach, dass es dem Rahmen sprengen würde, hier nun obendrein noch die Wortherkunft und deren Genauigkeit zu debattieren.
Um aber auf deinen Einwand einzugehen – natürlich ist es richtig, dass „Geschlechtsumwandlung“ andeutet, dass man eins fix drei sein Geschlecht mit allem drum und dran wechseln kann. Es stimmt auch, dass deshalb „Geschlechtsangleichung“ ein erklärenderer, vielleicht auch verständlicherer Begriff wäre. ABER: Es geht hier nicht nur um Worte. Es geht um Menschen – und deren Rechte. Spinn den Gedanken einmal weiter; was passiert, wenn du Transgender als „nur an ihr Geschlecht angeglichen, aber nicht vollständig umgewandelt“ der uninformierten Masse aussetzt? Es geht hier auch um Akzeptanz und um die Gefahr der Diskriminierung, und sämtlichem Rattenschwanz, den die Verwendung eines solchen Begriffs nach sich ziehen würde.

Im Grunde bin ich zufrieden mit der Hülle die ich abbekommen habe, ich bin ziemlich unkurvig geraten und ich denke die Tatsache daß ich doch das Glück hatte, recht schubladenlos aufzuwachsen, tat wohl auch ein übriges.

Glaub mir, jedes Mal wenn mir jemand sagt, dass er oder sie sich im biologischen Geschlecht oder der „Hülle“ wohl fühlt und damit gut leben kann, bin ich froh. Sicher, mir geht es inzwischen besser, aber dennoch ist es nicht wünschenswert, diesen ganzen Zirkus durchmachen zu müssen, nur um sich endlich „richtig“ fühlen zu können. :)

Aber da fängt das mit den Erwartungen der heteronormativen Gesellschaft ja auch an, und damit die Frage, inwiefern die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper auch von diesem Bild des typischen Kerls und der typischen Frau erst ausgelöst wird

Ich persönlich glaube, dass diese Erwartungshaltung der Gesellschaft, der Medien, ja sogar der Wirtschaft durchaus einen Einfluss auf diese Thematik haben. Bei den einen mehr, bei den anderen weniger.
Das Hauptproblem ist denke ich, dass man von kleinster Kindheit an vorgeschrieben bekommt, wie man zu sein hat. Sei es durch Medien (Stichwort Spielzeug), Familie oder andere Einflüsse.

Ich würde mich über einen Austausch sehr freuen, deine Anfrage habe ich schon akzeptiert ;p

Death Disco
Death Disco (@guest_49366)
Vor 10 Jahre

Schön, dass Du Dir die Mühe gemacht hast, auf zahlreiche Punkte einzugehen. Allerdings bin ich schon ein wenig verwirrt (eigentlich noch mehr als zuvor, das will schon was heißen *g*).

Gerade den längeren Abschnitt finde ich ziemlich ernüchternd. Ich kann nichts Positives darin erkennen, diejenigen zu belügen, von denen man Akzeptanz fordert. Und jeder Interessierte wird im Zuge der Aufklärung auch den Unterschied bemerken.

Ich kann durchaus nachvollziehen, was Du da ansprichst. Das mag erstrebenswert sein auf Seiten der Transgender. Andererseits versuche ich das aber auch aus der Perspektive von Frauen und Männern zu betrachten, die sich nun mit dieser Akzeptanzforderung konfrontiert sehen. Immerhin soll hier eine geschlechterbezogene Gleichstellung stattfinden.
Mehr noch finde ich es nahezu inakzeptabel, nicht offen mit der Thematik umzugehen, insbesondere in einer Partnerschaft oder während der Partnersuche. Oder wie hat man sich das vorgestellt? Wird schon niemandem auffallen, dass die flotte Christine mal Christian hieß? Falls man noch keine hat: so macht man sich Feinde.

ABER: Es geht hier nicht nur um Worte. Es geht um Menschen — und deren Rechte.

Ganz genau. Und damit sind hoffentlich nicht nur die Rechte der Transgender gemeint. Ich habe auch ein Recht darauf zu wissen, wer oder was mir da an der Bar zublinzelt. Ich möchte zudem noch selbst entscheiden dürfen, ob und mit wem ich mich dann einlasse. ;-)

ich glaube einfach, dass es dem Rahmen sprengen würde, hier nun obendrein noch die Wortherkunft und deren Genauigkeit zu debattieren.

Eben jene Genauigkeit, die Bedeutungen und die damit verbundenen Grundwahrheiten, die man hier als unwesentliches Detail einstuft, kann für andere Großes bedeuten.

orphi
orphi(@orphi)
Editor
Vor 10 Jahre

Ich hab jetzt wirklich ganz genau gelesen, Death Disco… und nix gefunden. Vielleicht hilfst du mir mal auf die Sprünge. Wo genau steht, dass man irgendwen belügen soll?

fxsend
fxsend (@guest_49368)
Vor 10 Jahre

Mehr noch finde ich es nahezu inakzeptabel, nicht offen mit der Thematik umzugehen, insbesondere in einer Partnerschaft oder während der Partnersuche. Oder wie hat man sich das vorgestellt? Wird schon niemandem auffallen, dass die flotte Christine mal Christian hieß? Falls man noch keine hat: so macht man sich Feinde.

Ja. Das finde ich auch. In der Welt, die ich mir vorstelle, sollte das nicht passieren. Stattdessen: Offenheit, miteinander reden, Respekt.

Allerdings leben wir nicht in einer idealen Welt. Genau wie es schwierig ist, den Wunsch von Transleuten zu verstehen, sich ihrem eigentlichen Geschlecht anzugleichen, so schwierig ist es, den spezifischen Druck nachzuempfinden, den Leute, die von der Norm abweichen, in dieser Welt spüren, in der die Wahrnehmung von Dichotomien und das Verhalten von Normen geprägt ist.

Nicht jeder hat das Selbstbewusstsein eines 10-Tonnen-Rhinozeros. Die tägliche Auseinandersetzung mit der Scheiße kocht auch verdammt selbstbewusste Leute ab und an weich. Was ist dann erst mit denen, die unsicher sind und mit sich selbst noch nicht ausgehandelt haben, ob die eigenen Wünsche und Bedürfnisse in Ordnung sind oder falsch, weil die Mehrheit das anders sieht. Wenn man auf der Autobahn unterwegs ist und es kommen einem auf der eigenen Fahrbahn ständig Fahrzeuge entgegen, dann fängt man wahrscheinlich an, darüber nachzudenken.

Deshalb ist es schwierig, auf dem Marktplatz eine Bananenkiste hinzustellen, hinaufzusteigen und zu sagen: Ich bin „xyz“ und das ist auch gut so.

Ein Riesenrespekt vor Izzy.

Es geht auch nicht nur um das Thema „Genderfuck“. Oder queer im weitesten Sinne. Es gibt auch andere Themen, die im Mainstream, ich sag mal „Unbehagen“ auslösen. Das gilt ebenso für alternative Beziehungsmodelle und psychische Erkrankungen. Was für viele Leute auch ein und das selbe zu sein scheint.

In der „Szene“ ist das schon anders als in der Mainstreamgesellschaft. Allerdings kommt es sehr darauf an, in welchem Teil der „Szene“ man sich bewegt und auch in den aufgeschlosseneren Teilen stößt derjenige schnell an Grenzen, der sich nur weit genug von Normen entfernt.

In gewisser Weise kann ich die Leute verstehen, die sich unbehaglich fühlen, wenn sie mit alternativen Lebensentwürfen konfrontiert werden. Auch wenn sie auf der ethischen Ebene damit überhaupt keine Probleme haben. Es berührt halt doch den Kern der eigenen Identität und der Mensch als emphatisches Wesen bezieht vieles einfach auf sich selbst und es ist genau der Versuch, sich in den anderen hineinzuversetzen, der dann das Unbehagen auslöst.

Dann dreht es heterosexuellen Männern schon mal beim Anblick von schwulen Männern den Magen um, weil sie sich vorstellen, sie würden/müssten selbst einen Mann küssen.

Da habe ich sogar Verständnis für. Aber die Verantwortung für seine Äußerungen und sein Handeln hat trotzdem jeder selbst. Und hoffentlich auch die Fähigkeit darüber nachzudenken, wie es auf andere Leute wirkt, die sich eh schon den ganzen Tag über mit Ablehnung in vielfältigster Form konfrontiert sehen. Steter Tropfen höhlt den Stein.

Was tun? Erst einmal finde ich die Art und Weise, wie hier miteinander anstatt übereinander geredet wird, sehr gut. Ich hoffe sehr, dass sich das fortsetzt.

Natürlich ist der ganze Genderkram, wie auch andere Baustellen, die ich oben angedeutet habe, kein Gruftithema. Aber wo kann man das auf diese Weise diskutieren, wenn nicht in so einem Forum? Also gehört es doch hier hin. Vielen Dank dafür an Izzie, Robert und alle Diskussionsteilnehmer.

fx, der als bisexueller Mann in einer polyamoren Beziehung mit einem Transmann lebt. (Hört sich spektakulärer an, als es ist. Ich find’s gut so.)

Death Disco
Death Disco (@guest_49370)
Vor 10 Jahre

Wo genau steht, dass man irgendwen belügen soll?

Das ergibt sich aus dem bewussten Vorenthalten dieses einen Fakts, aus Angst, in der „uninformierten Masse“ nicht anerkannt zu werden. Vielleicht ist Lüge ja ein zu hartes Wort dafür. Auf jeden Fall ist es nicht ehrlich. Ich erkenne im „Ermogeln“ der ansgestrebten Gleichstellung keine wirkliche Basis.

Davon ab ist’s ja schon überlegenswert, wie man das überhaupt in die Realität umsetzen will. Unter Transgendern mag es allgemein anerkannt sein, nach einer Angleichung als ♣♣♣ (bevorzugtes Geschlecht bitte hier einfügen) zu gelten. Nur was erwartet man da von anderen, die den physischen Aspekt schon ein wenig genauer unter die Lupe nehmen?

Shanti
Shanti (@guest_49372)
Vor 10 Jahre

Was ist die Alternative ? Eben mit der Bananenkiste zum Marktplatz zu gehen und zu sagen „So bin ich und das ist auch gut so“, um dann von Anderen gesagt zu bekommen „Nein ,das ist es nicht “ ? Es ist ja vorher sehr schwer bzw. unmöglich abzusehen wie dein Umfeld reagiert. Wenn deine Freunde sagen dass das okay für sie ist und dich akzeptieren ist das super.Aber wenn die Leute dann nichts mehr mit dir zu tun haben wollen hast du auch nichts für die Gleichstellung getan. Es ist ja kein lügen oder ermogeln in dem Sinne dass man jemanden vorsätzlich täuscht um ihm zu schaden, sondern man tut das ,um sich selber zu schützen.

orphi
orphi(@orphi)
Editor
Vor 10 Jahre

Ich verstehe das Problem irgendwie nicht. Wenn es um eine Beziehung geht, dann lernt man sich doch zunächst kennen, redet miteinander und vertraut sich einigermaßen, bevor man in die Kiste springt und ein Paar ist. Ehrlichkeit ist hier ja wohl Grundvoraussetzung. Vielleicht bin ich diesbezüglich aber auch zu altmodisch? Und was verlangt man von den anderen, Death Disco? Respekt? Keine Nachteile im Berufsleben? Sowas in der Richtung? Eine Frau, die sich die Brust hat größer operieren lassen,erzählt das doch auch nicht jedem Bekannten oder gar wildfremden Menschen, die sie irgendwo zufällig sieht. Das geht die doch auch gar nichts an.

Death Disco
Death Disco (@guest_49376)
Vor 10 Jahre

Und was verlangt man von den anderen, Death Disco? Respekt? Keine Nachteile im Berufsleben? Sowas in der Richtung?

Ich glaube, Du hast da was missverstanden. Es geht nicht um die Akzeptanz als Mensch.

Eine Frau, die sich die Brust hat vergrößern lassen, ist eine Frau, die sich die Brust hat vergrößern lassen. Kann man mögen, muss man nicht. Aber man weiß, was man vor sich hat. Ein Mann (Transfrau), der sich einer Frau operativ angeglichen hat, ist im Detail immer noch ein Mann, denn sein biologisches Geschlecht lässt sich nicht verändern. Und hier fangen die Probleme an. Viele Transgender wollen nicht als Grautöne (wie Robert es ausdrückte), Intersexuelle oder ähnliches anerkannt werden, sondern in ihrer neuen Geschlechterrolle. Sie fordern eine Gleichstellung von Transfrau/Transmann mit Frau und Mann. Und damit tue selbst ich mich schwer. Das führt möglicherweise irgendwann dazu, dass z.B. die Grenzen zwischen Frau und M-z-F-Transgender verwischen, man es vielleicht nicht mal mehr für nötig hält, andere (wie bspw. den zukünftigen Partner) darüber aufzuklären, dass man eine geschlechterangleichende Prozedur hinter sich hat. Schließlich ist man ja irgendwie als „Frau“ anerkannt. Und das kann einfach nicht richtig sein.

orphi
orphi(@orphi)
Editor
Vor 10 Jahre

Ach, ich glaube, jetzt komm ich langsam dahinter, was du meinst. Ein natürlicher offener Umgang ohne Anfeindung und Nachteile ist aber doch erst möglich, wenn die Gesellschaft Transgender als selbstverständliche – ich sag jetzt mal überspitzt „mögliche“ Lebensform – akzeptiert. Das haben ja noch nicht einmal die Homosexuellen geschafft und die kämpfen schon viel länger in der Öffentlichkeit. Da würde ich persönlich auch nicht jedem auf die Nase binden, dass ich mal ein anderes Geschlecht hatte- sofern ich das jetzt überhaupt beurteilen kann.

orphi
orphi(@orphi)
Editor
Vor 10 Jahre

Möglicherweise ist es dir aber auch einfach egal, welches Geschlecht Izzie hat. Mir geht es jedenfalls so. Ich kenne diesen wundervollen und auch wunderschönen Mensch, mit dem man super Nudeln essen, diskutieren, auf gruftige Konzerte fahren, Quatsch machen uvm.kann. Ob da ein Mann oder eine Frau vor mir steht…darüber hab ich mir ganz ehrlich noch nie Gedanken gemacht.

fxsend
fxsend (@guest_49382)
Vor 10 Jahre

Grundsätzlich finde ich aber, dass man mit Transgender völlig natürlich umgehen sollte. Als Mann oder Frau spielt überhaupt keine Rolle. Für den, der Izzie beispielsweise in seinem neuen Geschlecht kennenlernt, dürfte das kein Problem sein. Obwohl ich mich peinlicherweise auch schonmal dabei erwische, dass ich über Izzie als “Sie” erzählen und dann wieder als “Er”. Ich weiß jetzt noch nicht einmal, warum. Womöglich fehlt mir die Übung?

Robert, ich denke, dass genau dies das Problem ist. Es nützt nichts, das „richtige“ Bewusstsein zu haben, weil sich „richtiges“ Verhalten nicht erzwingen lässt. Man muss es einüben. Es braucht Zeit. Wir sind von Kindheit an darauf getrimmt, in bestimmten Kategorien zu denken, unsere Umwelt auf eine bestimmte Art und Weise wahrzunehmen. Davon lösen wir uns nicht „mal eben“.

Was wir alle brauchen ist vielmehr viel Geduld und vor allem Gelassenheit. Ich meine, was hilft es, hypernervös immer völlig „korrekt“ sein zu wollen und damit nicht mehr authentisch. Die Leute um uns herum merken es doch.

Was wir brauchen ist Gelassenheit im Umgang miteinander. Es ist wichtig „Fehler“ machen zu können und zu dürfen. Darüber reden zu können, ohne sich rechtfertigen zu müssen.

Wichtig ist doch, dass alle Minderheiten in einer Gruppe – und jeder ist auf eine bestimmte Weise immer auch eine Minderheit – das Gefühl haben, als Individuen wahrgenommen zu werden. Ganzheitlich. Nicht als Transleute, nicht wegen ihrer sexuellen Orientierung oder weil sie im Rollstuhl sitzen. Es geht um Freiräume. Darum, dass alle Leute das Gefühl haben, sie sind in Sicherheit und können so sein wie sie sind.

Es ist doch dieser Aspekt von Freiheit, der in meinen Augen Szene immer ausgemacht hat. Zumindest hab ich die Illusion, dass es da um mehr geht als Klamotten und Musik. Ohne dass man da ein Manifest zu schreiben müsste. Sondern einfach so. Unverkrampft und spielerisch und manchmal geht’s auch schief. Aber man kommt irgendwie miteinander aus.

black bat
black bat (@guest_49383)
Vor 10 Jahre

Zunächst einmal Chapeau Izzie für diesen tollen und interessanten Artikel! Ich denke mir, es ist nicht leicht solch intime Details an die Öffentlichkeit zu geben und ich freue mich auf weitere spannende Artikel, vor allem über deine Erfahrungen mit und in der schwarzen Szene!

Ehrlich gesagt finde ich es erschreckend, dass gerade hier darüber diskustiert werden muss, wie man mit „solchen“ Menschen umzugehen hat! Für mich ist es ganz selbstverständlich, jedem Menschen mit demselben Respekt gegenüber zu treten, egal welche (sexuellen) Vorlieben, Ansichten, Meinungen, Äußerlichkeiten etc. er/sie aufweist!
Gerade „unter uns“ innerhalb der Szene muss es doch bekannt sein, von anderen (außerhalb der Szene) schief angeschaut zu werden oder auf Ablehnung bzw. Intoleranz zu treffen. Oder musste nur ich solche Erfahrungen machen? Izzie spricht mir aus der Seele, wenn er sagt, dass er in der Szene ein Zuhause gefunden hat, in dem er sich wohl fühlt und einfach „angekommen“ ist, denn hier treffe ich auf Menschen, die mich verstehen und bei denen ich so sein kann wie ich möchte! Ich habe die Szene immer als wahnsinnig tolerant, offen und freundlich erlebt und der Umgang mit anderen Menschen ist einfach sehr unkompliziert.
Vielleicht sagt die – sehr alte, aber dennoch passende – Goldene Regel am besten aus, wie man sich anderen gegenüber verhalten sollte: „Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.“

Death Disco
Death Disco (@guest_49384)
Vor 10 Jahre

Für mich ist es ganz selbstverständlich, jedem Menschen mit demselben Respekt gegenüber zu treten, egal welche (sexuellen) Vorlieben, Ansichten, Meinungen, Äußerlichkeiten etc. er/sie aufweist!

Ich wüsste nicht, wo das zur Diskussion stand. Es ging um etwas ganz anderes.

Die Vergangenheit können wir nicht einfach ausblenden.

Die Gefahr des Verschweigens halte ich für ziemlich groß, um ehrlich zu sein. Denn die Angst vor der Ablehnung ist viel größer. Und das wirkt sich mit ziemlicher Sicherheit auch auf das Privatleben aus.

Wenn man äußerlich nicht mehr als Mann erkennbar ist (bspw. anhand des Skelettbaus, der Hände oder der Gesichtskonturen, siehe Ladyboys in Thailand, die oft nur noch anhand ihres „Zipfelchens“ als Mann zu erkennen sind), wird man natürlich den Weg des geringsten Widerstands für sich wählen.

Shanti
Shanti (@guest_49385)
Vor 10 Jahre

Worum denn ???

Death Disco
Death Disco (@guest_49386)
Vor 10 Jahre

Ich dachte, er/sie bezieht sich dabei direkt auf unsere Kommentare. Zumindest lässt sein/ihr Beitrag diese Vermutung zu. Oder wie siehst Du das?

Edit: Wobei ich gerade merke, dass mir fxsends Beitrag durch die Lappen gegangen ist. Geht’s darum?

Izzie Adams
Izzie Adams (@guest_49387)
Vor 10 Jahre

Da ist man mal „kurz“ nicht aufmerksam und schon hat man wieder so einen Haufen neuer Kommentare durchzulesen! :D
Ich hoffe, ich vergesse oder überlese jetzt hier nichts…

Aber ganz vorneweg, um mal eine außenstehende Meinung einer Transfrau zu dem hier heiß diskutierten Thema des „Verschweigens“ beizusteuern – wer des Englischen mächtig ist, sollte sich dazu unbedingt den folgenden Artikel, insbesondere den ersten Punkt, durchlesen. Das bringt hoffentlich etwas Licht ins Dunkel.
5 Shocking realities of being Transgender the media ignores

So.
Ich hab heute den ganzen Tag zähneknirschend auf der Arbeit gesessen, weil mich der ein oder andere Kommentar tatsächlich ein bisschen.. ja, böse gemacht hat. Und ich habe hin und her überlegt, wie ich am besten verständlich machen kann, was ich dazu denke, ohne gleich bissig zu wirken. Ich weiß nicht, ob mir das gelingt, deshalb bitte ich vorweg, sich nicht angegriffen zu fühlen, sollte mein Ton etwas harsch werden.

Mehr noch finde ich es nahezu inakzeptabel, nicht offen mit der Thematik umzugehen, insbesondere in einer Partnerschaft oder während der Partnersuche. Oder wie hat man sich das vorgestellt? Wird schon niemandem auffallen, dass die flotte Christine mal Christian hieß? Falls man noch keine hat: so macht man sich Feinde.

Hier verweise ich auch nochmal ganz doll auf den eben verlinkten Artikel, weil dieser den angesprochenen Sachverhalt glaube ich sehr gut und anschaulich erklärt.
Wir Transmenschen machen uns nämlich so oder so Feinde, das ist leider Fakt.

Ganz genau. Und damit sind hoffentlich nicht nur die Rechte der Transgender gemeint. Ich habe auch ein Recht darauf zu wissen, wer oder was mir da an der Bar zublinzelt. Ich möchte zudem noch selbst entscheiden dürfen, ob und mit wem ich mich dann einlasse. ;-)

Ich weiß, was du meinst und dass du es nicht böse meinst… und dennoch ist mir dieser Satz extrem sauer aufgeschlagen, weil ich mich unwillkürlich fragen musste – hast du nicht genug Rechte? Geht es dir nicht im deutschen Rechtssystem gut genug, vor allem im Vergleich zu Minderheiten wie mir?
Ich weiß, ich klinge gerade furchtbar egoistisch, aber ich möchte behaupten, dass meine körperliche Unversehrtheit mir das Recht gibt, zu entscheiden wem ich wann sage, wie es um mich bestellt ist – wenn überhaupt!
Von Jobsuche und dergleichen mal ganz zu schweigen.

fxsend – Danke. Einfach nur danke, in beiden Kommentaren sprichst du mir aus der Seele und ich kann dem eigentlich gar nichts mehr hinzufügen. Du triffst den Nagel auf den Punkt :)

Es ist ja kein lügen oder ermogeln in dem Sinne dass man jemanden vorsätzlich täuscht um ihm zu schaden, sondern man tut das ,um sich selber zu schützen.

Ganz genauso sehe ich das auch, Shanti.
Es hat viele Gründe, warum wir uns nicht outen, und ich finde jeden davon legitim. Ich wage sogar zu behaupten, dass nicht einer davon etwas damit zu tun hat, irgendwen an der Nase herum zu führen. Es geht um uns, unsere Sicherheit, unser Wohlbefinden und unsere Art, mit dem „falschen“ Körper bestmöglich umzugehen.

Ein Mann (Transfrau), der sich einer Frau operativ angeglichen hat, ist im Detail immer noch ein Mann, denn sein biologisches Geschlecht lässt sich nicht verändern.

Nein nein nein nein NEIN. :)
Sorry aber das ist schlicht und ergreifend respektlos.
Eine Transfrau ist eine Frau. Punkt.
Egal wie weit ihre Angleichung fortgeschritten ist, sie ist und bleibt eine Frau. Wenn Teile ihres Körpers oder sie selbst als Person für dich nicht attraktiv sind, okay. Es ist eine Frage des Respekts, ihr dennoch ihr Geschlecht zuzugestehen, das gehört sich einfach so.

Das führt möglicherweise irgendwann dazu, dass z.B. die Grenzen zwischen Frau und M-z-F-Transgender verwischen, man es vielleicht nicht mal mehr für nötig hält, andere (wie bspw. den zukünftigen Partner) darüber aufzuklären, dass man eine geschlechterangleichende Prozedur hinter sich hat. Schließlich ist man ja irgendwie als “Frau” anerkannt. Und das kann einfach nicht richtig sein.

Ganz genau das ist das Ziel und ich hoffe, dass es irgendwann erreicht werden kann.
Wenn eine Transfrau irgendwann eine so umfassend autentische Angleichung vornehmen lassen kann, dann kann dir doch ihr Chromosomensatz, entschuldigt den Ausdruck, scheißegal sein??
Warum muss man sich an so einer Unwichtigkeit, die Außenstehende absolut null betrifft, so festbeißen? Das will mir nicht in den Kopf. Einfach, um sich am letzten Fitzel gegen den wir Transmenschen nichts ändern können festklammern und uns als nicht richtig Mann oder Frau hinstellen zu können?
So kommt es leider rüber.
Und ganz im Ernst – wenn dir die Hülle wichtiger ist als der Mensch darin, dann hast du mein Mitleid. Es gibt wirklich wichtigeres…

In einer Beziehung, Partnerschaft oder Freundschaft sollte man aber auf jeden Fall mit offenen Karten spielen und offen mit dem umgehen was man war, ist oder vielleicht sein will. Das gilt vor allem für Transgender unabhängig davon, wie lange sie schon in welchem Geschlecht unterwegs sind. Die Vergangenheit können wir nicht einfach ausblenden.

Das sehe ich grundsätzlich erstmal, wie oben schon geschildert, anders.
Klar kann es sein, dass ich in einer längeren, festen Beziehung irgendwann das Bedürfnis habe, diesen Teil meiner Vergangenheit zu teilen. Es ist sogar höchst wahrscheinlich, dass die meisten das tun. Gerade bei längeren Beziehungen baut sich schließlich irgendwann ein entsprechendes Vertrauensverhältnis auf.
Dennoch bleibt es schlicht und ergreifend jedem selbst überlassen. Es darf einfach nicht sein, dass von außen bestimmt werden darf, was wir von uns Preis geben – tut bei euch ja auch keiner, um es mal ganz flapsig auszudrücken :)

So, genug „geschimpft“.

Obwohl ich mich peinlicherweise auch schonmal dabei erwische, dass ich über Izzie als “Sie” erzählen und dann wieder als “Er”. Ich weiß jetzt noch nicht einmal, warum. Womöglich fehlt mir die Übung?

Du hast mich vor meiner Hormonbehandlung kennen gelernt…. – und die meiste Zeit springe ich mit viel Makeup und Perücken auf dem Kopf um euch zwei rum, da muss ich mich nicht wundern, dass so Ausrutscher passieren ;p
Außerdem bin ich ja auch „erst“ seit ca 2 Jahren auf Testosteron. Gib mir noch ein paar, dann erledigt sich sowohl deine Eingewöhnungsphase als auch vermutlich mein Babyface^^

Ich kenne diesen wundervollen und auch wunderschönen Mensch, mit dem man super Nudeln essen, diskutieren, auf gruftige Konzerte fahren, Quatsch machen uvm.kann. Ob da ein Mann oder eine Frau vor mir steht…darüber hab ich mir ganz ehrlich noch nie Gedanken gemacht.

…..ach Gott jetzt werd ich gleich rot!
Reich mir mal einer ein großes Kissen hinter dem ich mich verstecken kann >_<
Ich kann diese lieben Komplimente aber auch nur zurück geben!

Ich habe die Szene immer als wahnsinnig tolerant, offen und freundlich erlebt und der Umgang mit anderen Menschen ist einfach sehr unkompliziert.

So erging es mir – meistens – auch :)
Natürlich gibt es Ausnahmen, aber man muss ja auch nicht mit jedem Menschen Kontakt halten oder Umgang pflegen.

Death Disco
Death Disco (@guest_49388)
Vor 10 Jahre

Nein nein nein nein NEIN. :)
Sorry aber das ist schlicht und ergreifend respektlos.
Eine Transfrau ist eine Frau. Punkt.
Egal wie weit ihre Angleichung fortgeschritten ist, sie ist und bleibt eine Frau. Wenn Teile ihres Körpers oder sie selbst als Person für dich nicht attraktiv sind, okay. Es ist eine Frage des Respekts, ihr dennoch ihr Geschlecht zuzugestehen, das gehört sich einfach so.

Da werden wir nie auf einen Nenner kommen. Es geht mir auch nicht um das Respektieren als Mensch. Das stand für mich nie zur Debatte. Aber ich kann einfach nicht über die körperlichen Gegebenheiten hinwegschauen. Und die sagen mir eindeutig, dass ein Mann nicht zur Frau wandelbar ist und vice versa. Wie also kann ich bspw. einen M-z-F-Transgender dann als Frau betrachten? Schier unmöglich. Vermutlich können das nur Transgender verstehen. Da treffen zwei Welten aufeinander. Und irgendwie ist’s auch nicht ganz koscher Frauen gegenüber.

Ganz genau das ist das Ziel und ich hoffe, dass es irgendwann erreicht werden kann.

Dann zählt mich ab sofort zu euren Gegnern. *g*

Wenn eine Transfrau irgendwann eine so umfassend autentische Angleichung vornehmen lassen kann, dann kann dir doch ihr Chromosomensatz, entschuldigt den Ausdruck, scheißegal sein??

Das mag eure Sichtweise sein. Ja. Andere sehen das vielleicht nicht so? Es soll Männer geben, die Frauen bevorzugen. Und damit meine ich nur Frauen, von Natur aus. Keine Männer, keine Grautöne und auch nichts Angeglichenes. Ist das noch erlaubt?

Ich bin mir nicht sicher, wie ich’s ausdrücken soll, ohne dass es blöde klingt, aber ist das nicht eine Art Unterwanderung der sexuellen Orientierung anderer Leute? Vielleicht sollte man nicht nur Empathie von anderen erwarten?

Einfach, um sich am letzten Fitzel gegen den wir Transmenschen nichts ändern können festklammern und uns als nicht richtig Mann oder Frau hinstellen zu können?

Ich weiß nicht, was Du von mir lesen willst? Das ist doch gerade der Punkt, den ihr für euch akzeptieren solltet. Andere haben es ja anscheinend, wie ich auf diversen Blogs nachlesen konnte, und gehen ganz locker damit um.

Hier kommt auch wieder dieser Zwang zum Vorschein, unbedingt einem der beiden etablierten Geschlechter zu entsprechen. Ihr tut euch irgendwie keinen Gefallen damit.

Und ganz im Ernst — wenn dir die Hülle wichtiger ist als der Mensch darin, dann hast du mein Mitleid. Es gibt wirklich wichtigeres.

Auch das ist reine Ansichtssache. Es soll Leute geben, für die sind Körper und Seele eins. Was Du Hülle nennst, ist Teil des Menschen. Wie sieht’s mit der Sichtweise aus?

Das sehe ich grundsätzlich erstmal, wie oben schon geschildert, anders.
Klar kann es sein, dass ich in einer längeren, festen Beziehung irgendwann das Bedürfnis habe, diesen Teil meiner Vergangenheit zu teilen.

Wäre für mich ein astreiner Trennungsgrund. Das geht gar nicht.

Gerade bei längeren Beziehungen baut sich schließlich irgendwann ein entsprechendes Vertrauensverhältnis auf.

Schon darüber nachgedacht, dass Du dieses Vertrauensverhältnis eventuell genau damit zerstörst? Hältst Du das für eine Lappalie?

Death Disco
Death Disco (@guest_49390)
Vor 10 Jahre

Wovon du redest, Death Disco, ist doch letztendlich die Partnerschaft

Was auch Izzie oben tut. Im alltäglichen Leben, insb. im Arbeitsleben etc., spielt das Geschlecht natürlich kaum eine Rolle. Aber darauf beschränkt es sich ja nun mal nicht.

Wenn du Dich nur auf “Natur-Frauen” einlassen möchtest und keine Facetten akzeptierst, soll Dir das natürlich gestattet sein. Ich frage mich gerade, wie das praktisch umzusetzen wäre. Verlangst du eine Genanalyse?

Was heißt hier bitte gestattet? Ich hoffe doch sehr, dass das noch eine Weile als selbstverständlich betrachtet wird.
Würde mir etwas zur praktischen Umsetzung einfallen, hätte ich es bereits niedergeschrieben. Vielleicht würde diesbezüglich eine gewissse Offenheit anderen Menschen gegenüber gut dazu beitragen? Auch das hat etwas mit Respekt zu tun.

Auch von einer sexuellen Unterwanderung kann überhaupt keine Rede sein. Vielleicht hast du irgendwann mal mit einer Transgender oder irgendeinen anderen Grauton den tollsten und geilsten Sex der Welt.

Würdest Du bitte mal ein paar Fakten hinzunehmen und die Sichtweise respektieren, dass manche Menschen M-z-F-Transgender immer noch als Mann betrachten? In dieser Form ist es sehr wohl eine Unterwanderung der sexuellen Orientierung einer uninformierten Person (hat jemand zufällig ’ne geistreichere Bezeichnung dafür?).

Ist er schlechter, weil sich dann herausstellt, dass dein Gegenüber nicht “Rein” ist?

Ich glaube, Du verfehlst komplett das Problem. Ein Mann, der nicht homosexuell ist, möchte doch auch nicht unwissentlich „geilen Sex“ mit dem Geschlecht haben, das er ablehnt. Ich finde es schon merkwürdig, das überhaupt erwähnen zu müssen.

Obwohl ich nicht gefragt bin, mein Senf dazu: Genau DAS ist doch der Punkt. Bei Transgendern ist Körper und Seele NICHT eins.

Woher diese Sicherheit? Vielleicht ist das Transgenderding eine reine Kopfsache, vergleichbar mit Menschen, die bestimmte Körperteile als störend oder überflüssig betrachten und das Bedürfnis verspüren, sich davon zu trennen? Mir fällt der Fachbegriff dafür momentan nicht ein.

fxsend
fxsend (@guest_49392)
Vor 10 Jahre

Jetzt mal ehrlich … worüber wird hier eigentlich gerade diskutiert? Sollen sich Transleute gegenüber jedem potentiellen Sex- und/oder Lebenspartner sofort als solche identifizieren, damit sich niemand in der Haustür irrt? Am besten ein Fähnchen schwenken?

Und jetzt mal ganz ehrlich … wie nah an unser aller Lebenswirklichkeit ist das eigentlich, dass sich hier mal einer vertut und Sachen auspackt, die er nicht erwartet hat?

Und jetzt mal wirklich ehrlich … und wenn schon, na und? Wenn ich feststelle, dass ein Mensch, in den ich mich gerade verliebe, doch etwas anders ist, als ich dachte … dann ist das doch trotzdem ein Mensch, der irgendetwas an sich haben muss, weswegen mir das passiert ist. Persönlichkeit oder so. Zum Beispiel.

Und selbst dann, wenn ich jemanden einfach nur heiß finde und keine anderen Ambitionen habe als ne schnelle geile Nummer – dann finde ich als erwachsener Mensch mit Sicherheit eine Möglichkeit, mich mit Würde und Anstand aus einer Situation zurückzuziehen, die mir aufgrund neuer Tatsachen unangenehm ist.

Denn … was wäre denn die Konsequenz? Müssten Transleute sich ansonsten immer korrekterweise als „Bärbel, früher hieß Klaus“ vorstellen?

Völlig absurd. Ich kann es wirklich und ehrlich verstehen, wenn „normale“ und „heterosexuelle“ Menschen mit diesem ganzen Kram ihre Probleme haben. Aber in der aktuellen gesellschaftliche Diskussion finde ich es auch ehrlich gesagt schon witzig, wenn sich die Mehrheit plötzlich als Minderheit empfindet und darüber ganz bestürzt ist, dass ihre sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität plötzlich nicht mehr einfach so selbst verständlich zu sein scheint. Willkommen in der queeren Realität! So geht es uns schon ein wenig länger.

Gelassenheit. Verbeissen wir uns nicht in merkwürdige Detailfragen. Wenn Transmenschen nicht ins Beuteschema passen – so what? Trotz meiner etwas vielfältigeren sexuellen Orientierung ist der Anteil der Leute an der Weltbevölkerung, mit denen ich rummachen würde, sagen wir äußerst gering. Und wenn, dann vergucke ich mich in einen Menschen und nicht in sein Geschlecht.

Death Disco
Death Disco (@guest_49393)
Vor 10 Jahre

Seine Seele war schon immer weiblich, jetzt hat er eine Vagina, Brüste und alles, was dazugehört und fühlt sich endlich als “ganze Frau”.

Wenn der Transgender sich so fühlt, bitte sehr. Eine körperliche Untersuchung würde, wie schon mehrfach angesprochen, etwas anderes zu Tage fördern. Geschlecht besteht nicht nur aus Brüsten und Vaginareplikaten.

Nun hat diese Frau tollen Sex mit einem Mann

Was, wie oben schon erwähnt, nicht korrekt ist. Sie ist ein Mann im „Frauenanzug“, der sich als Frau fühlt, falls man das der Verständlichkeit wegen so simplifizieren kann.

Hat er jetzt Sex mit dem Geschlecht gehabt, dass er eigentlich ablehnt?

Irgendwie schon? Und selbst wenn man diese Person als „intersexuell“ betrachten würde, bleibt das Problem bestehen.

Ist diese Beziehung jetzt hinfällig? Wenn ja, warum?

Weil dem Partner die Entscheidungsfreiheit genommen wurde. Ich kann jeden verstehen, der auf dieser Basis keine Beziehung führen will.

Ich würde es nicht begreifen, nicht verstehen, wie man so verbohrt und dumm sein kann.

Ich verstehe auch nicht, wie man andere Menschen auf diese Weise belügen und sich dabei noch im Recht fühlen kann.

Sollen sich Transleute gegenüber jedem potentiellen Sex- und/oder Lebenspartner sofort als solche identifizieren, damit sich niemand in der Haustür irrt?

Was ist bitte falsch daran? Soll doch der potenzielle Partner selbst entscheiden dürfen, ob er dann überhaupt eine Beziehung eingehen will.

Mone vom Rabenhorst
Vor 10 Jahre

Mal ne Frage zwischendurch reinschieb :-).

Izzie schrieb oben was von „Bin seit 2 Jahren auf Testosteron“.

Wenn man operiert ist (in welche Richtung auch immer) und diverse Medikamente (Testosteron, welche auch immer….) und was weiß ich noch alles gemacht/getan/genommen hat, ist man dann irgendwann eigentlich „fertig“ mit der „Angleichung“?

Oder muß man „sein Leben lang“ irgendwas an Medikamenten nehmen, damit das so bleibt? (Beispiel: Stimmveränderung, Haarwuchs…)

Vielleicht ne dumme Frage, aber die stellte sich mir grad. :-)

orphi
orphi(@orphi)
Editor
Vor 10 Jahre

Lieber Death Disco – ich glaube, wir haben jetzt alle verstanden, dass Du das niemals akzeptieren wirst. Musst Du ja auch nicht. Aber lass den anderen Menschen auch ihre Meinung.

mela
mela (@guest_49397)
Vor 10 Jahre

Nun habe ich die Diskussion lange genug schweigend verfolgt.

Izzie, ich bewundere deinen Mut, genau die Schritte zu gehen, die du als Bedürfnis für dich wahr nimmst. Du bist im falschen Geschlecht geboren, konntest das feststellen, hast gegen Windmühlen gekämpft und Siege errungen. Viele kommen nicht einmal so weit! Hut ab. Auch, dass du dich hier uns Rede und Antwort stellst – nicht selbstverständlich.

Und nun das böse ABER (was aber hoffentlich nicht als böse aufgefasst wird).
Ich gebe in einigen Punkten Death Disco Recht. Ich finde, dass eine Offenheit bzgl. pikärer Dinge auch bereits zu Beginn einer Beziehung unbedingt dazu gehört!
Um es mal vollkommen losgelöst vom Transgender zu erklären:
Ich selber bin eine Frau Anfang 30, die sich aktuell auch wieder mit dem Gedanken anfreundet, in einer intimen Partnerschaft leben zu können. Und für mich ist der Umstand, dass ich keine Kinder möchte und auch gar nicht bekommen kann, so ziemlich einer der ersten Themen, die ich mit potentiellen Kandidaten abkläre. Das klingt sehr klinisch dafür, dass es ein intimes Thema ist. Aber genauso gehe ich damit auch um. Bevor ich eine Partnerschaft anstrebe, ist es mir wichtig, dass wir die gleichen Erwartungshaltungen an diese habe. Denn eine Handvoll wunderschöner Jahre zu verbringen und dann festzustellen, dass mein Partner eigentlich Kinder möchte und ich nicht, bringt weder ihm noch mir was. Unterm Strich bleiben nur verletzte Gefühle und (so hart es klingt) verlorene Zeit, in der mein Partner eigentlich eine Frau hätte finden können, mit der er diesen Kinderwunsch teilt.
Vielleicht magst du jetzt mit dem Kopf schütteln, weil ich dies mit dem Thema Transgender in einen Topf werfe. Für mich ist der Bogen zwischen diesen beiden Themen nicht besonders groß. Für mich ist die Vorstellung, dass in eine Partnerschaft unbedingt Kinder gehören müssen, nicht nachvollziehbar, ich akzeptiere und respektiere aber den Wunsch danach. Warum auch immer dieser Wunsch so präsent ist. Für dich mag es ebenso wenig nachvollziehbar sein, dass man dich als Mann liebt, sich aber an der Tatsache, dass du als Frau geboren wurdest, stört. Warum auch immer. Ich für meinen Teil sage dann, dass ich für diesen Weg die falsche Gefährtin bin. Dieser Cut vor Beginn einer eigentlichen Beziehung ist sauber und emotionsloser als mitten in einer Beziehung, wo der Partner dann gefordert ist, sich zwischen seinen Vorstellungen und Erwartungen an einer Beziehung und einem Partner zu entscheiden, zu dem er im Augenblick tiefste Zuneigung empfindet.
Und ich glaube, um diesen Aspekt geht es Death Disco. Von Anfang an in einer intimen Beziehung seinem Partner die Karten offen auslegen ist ein mutiger Schritt, aber er verhindert Enttäuschungen und Verletzungen. Auf beiden Seiten.

[An dieser Stelle darf man mich berechtigt tadeln, dass ich diese ganze Geschichte intimer Beziehungen sehr emotionslos betrachte. Dem Argument „Liebe ist stärker als alle äußeren Umstände“ halte ich gerne die Statistiken der Scheidungen entgegen. Für mich bedeutet eine Beziehung, dass man einen Weg gemeinsam geht und sich diese Reise so schön wie möglich gestaltet.]

Acricola Heimgang
Acricola Heimgang (@guest_49398)
Vor 10 Jahre

Mone vom Rabenhorst, eine lebenslange Medikation ist notwendig.

Acricola Heimgang
Acricola Heimgang (@guest_49399)
Vor 10 Jahre

Als immer mal wieder – meist von Studenten diverser Sozialwissenschaften – als homo- und transphob qualifizierter Seminazi (ich empfinde das als Unverschämtheit), will ich meinen Senf nun auch noch hier dazu tun und DD ebenfalls ein Stück weit zur Seite springen. Tatsächlich habe ich (seit meiner jugendlichen Selbstfindungsphase ;-)) große Sympathie für Transsexuelle, und das ist nicht so dahingesagt, sondern entspringt einem persönlichen Interesse. Dabei beziehe ich mich nicht auf schrille Show-Tunten mit kommerziellem Hintergrund und ebensowenig auf hetero- oder homosexuellen Fetischismus. Letzteren will ich gar nicht bewerten, aber es ist hier nicht das Thema.

Meiner Meinung nach ist der modische Genderbegriff im Zusammenhang mit Transsexualität bzw. die Gleichsetzung von „Transgender“ und „Transsexualität“ problematisch, weil es (echten) Transsexuellen ja nicht „nur“ um die Übernahme eines anderen Geschlechtsrollenbildes geht, sondern um die tatsächliche Angleichung des Sexus, soweit dies möglich ist. Laut WHO handelt es sich um eine Geschlechtsidentitätsstörung, also eine psychische Störung. Diese Einordnung, die nicht mit einem normativen Werturteil zu verwechseln ist, ist – allen Befangenheiten zum Trotze – auch sinnvoll, denn Transsexualität erzeugt einen Leidensdruck „aus sich heraus“ und nicht etwa nur aufgrund mangelnder Akzeptanz der Gesamtgesellschaft (wie das wohl für Homosexualität oder beispielsweise auch den Transvestitismus gilt). Am Rande bemerkt: Handelte es sich nicht um eine pathologische Störung, wäre auch die therapeutische Behandlung auf Kosten der Krankenkassen nicht zu rechtfertigen. Da eine ursächliche Behandlung bislang nicht möglich ist, erscheinen Hormontherapien und gegebenenfalls geschlechtsangleichende Operationen auf Kassenkosten jedoch als gerechtfertigt und indiziert, da sie geeignet sind, Leidensdruck zu vermindern oder gar ganz abzustellen.

Ich freue mich – auch als nicht Betroffener – ganz ehrlich, dass Geschlechtsangleichungen heute in medizinisch-technischer und gesellschaftlicher Hinsicht mit immer besserem Erfolg möglich sind, besonders auch, dass man zunehmend dazu übergeht, auch Kinder zu behandeln, bevor diese durch die Pubertät gehen und sprichwörtlich ins Wasser gefallen sind. Dennoch bleibt ein Transsexueller auch nach Geschlechtsangleichung biologisch Angehöriger des (je nach Gusto schicksalhaften oder gottgegebenen) Ausgangsgeschlechts. Jede andere Behauptung ist vom medizinisch-wissenschaftlichen Standpunkt aus gesehen Augenwischerei. Es ist ja zu Recht hier wiederholt darauf hingewiesen worden, dass es sich nicht um eine Geschlechtsumwandlung handelt, handeln kann. Dein wiederholter Hinweis auf die fehlende Fortpflanzungsfähigkeit, Robert, ist mehr als ein Indiz dafür: Bei einer MzF-Transsexuellen mit aufgebauten Brüsten und Neovagina handelt es sich eben nicht um eine (biologische) Frau „mit allem was dazugehört“.

Mein Eindruck ist, dass Transsexuelle in der Regel nicht primär als Transgender, Grauton oder LSBI-irgendwas, sondern als Angehörige des Identifikationsgeschlechts wahrgenommen werden wollen. In die Transgenderecke werden sie doch eher durch noch immer fehlende gesellschaftliche Akzeptanz gedrängt. Viele Transsexuellen-Foren gleichen eher Selbsthilfegruppen als Plattformen eines –sozusagen – „dritten Geschlechts“. Insofern ist es absurd und unzumutbar, von Transsexuellen zu erwarten, sich im Alltagsleben beständig als solche zu outen. Das geht prinzipiell niemanden etwas an – wozu auch? Anders sieht die Sache allerdings aus, wenn es um die Aufnahme sexueller Beziehungen oder gar einer Partnerschaft geht. Hier gebietet es der Respekt vor dem Empfinden des (hetero- oder homosexuellen) Partners von Anfang an (!) mit offenen Karten zu spielen. Um es persönlich zu sagen: Als „Heteromann“ empfinde ich einen natürlichen Widerwillen, ja Ekel, bei der Vorstellung, sexuell mit einem Mann zu verkehren (notabene: Ich spreche nicht von Widerwillen gegen homosexuelle Menschen oder Intoleranz bezüglich deren Beziehungen untereinander). Diese persönliche affektive (!) Abneigung bezieht sich einzig und allein auf das biologische Geschlecht meines Partners. Dessen empfundenes Geschlecht, soziales Geschlecht und juristisches Geschlecht sind dabei ebenso irrelevant wie seine eventuell von der Mehrheit abweichende sexuelle Orientierung. Durch die nachträgliche Offenbarung, mit einer MzF-Transsexuellen im Bett gelegen zu haben, würde ich mich nicht nur hinters Licht geführt sehen, sondern auch in meinem Persönlichkeitsrecht und in meinem Recht auf sexuelle Selbstbestimmung empfindlich verletzt.

Death Disco
Death Disco (@guest_49400)
Vor 10 Jahre

Das haben mela und Agricola wunderbar ausgedrückt. Mehr ist dazu nicht zu sagen. Agricola geht dabei so sehr ins Detail, dass es eigentlich für jeden nachvollziehbar sein sollte.

Rosa Chalybeia
Rosa Chalybeia (@guest_49401)
Vor 10 Jahre

Nun, dann war hier wohl mal wieder ein ganzer Haufen Aneinandervorbeirederei am Werk, wenn ich das so verfolge – ich denke nicht daß ein Transmensch der die Angleichung anstrebt, wirklich denkt daß da an der Biologie was gedreht werden könne, was eben so nicht vorhanden war. Und wer zu Beginn da einem Irrtum erliegt, der wird mit der weiteren Beschäftigung dann schon die richtigen Informationen bekommen. Logisch, irgendwie, und wer eh schon mittendrin steckt, wird das erstrecht wissen.

Problematisch finde ich aber das krasse Festbeißen an den biologischen Fakten. Klar soweit, wir wissen, man kann nichts daran ändern, nur den Körper optisch dem Geschlecht annähern, in welchem der Geist eigentlich von Geburt an hätte stecken müssen. Ich denke auch mal daß es nicht das große Problem ist, wenn jemand sagt – auf Transmenschen im Bett steh ich nunmal nicht, ebenso daß man in Beziehungen offen ist als Transmensch und nicht bis zum bitteren Ende auf etwas beharrt was eben nicht von der Natur schon gegeben war.

Auf der anderen Seite ist aber eben das Festbeißen an der Biologie irgendwo eine Reduzierung des Menschen. Nicht unbedingt in sexueller Hinsicht, auch bei Dingen wo es eigentlich kackegal wäre, was einem zwischend en Beinen gewachsen ist und was nicht, aber genau das ist doch auch irgendwie ein Hauptgrund für Diskriminierungen bis hin zu körperlichen Angriffen. Zum Einen ist es extrem beleidigend wenn ein Mensch einen anderen, der eben mit seinem biologischen Geschlecht nicht konform ist, ständig auf dieses hinweist und einen in die Schublade zu stopfen versucht, in die man eben nicht reinpasst, ist schon ärgerlich genug wenn man „nur“ nicht vollständig reinpasst. Da ist es kaum verwunderlich daß der große Teil der Transmenschen möglichst unerkannt bleiben will. Manche brechen sogar alle Brücken zu ihrer Vergangenheit hinter sich ab, um an einem Ort, wo niemand weiß daß sie im falschen Körper auf die Welt gekommen sind, eben neu anzufangen.
Wäre es im Grunde egal und mehr Menschen könnten da lockerer mit umgehen, würden manche Transmenschen wohl auch lockerer und offener mit ihrer Geschichte umgehen. Aber wenn man Angriffe zu fürchten hat, versucht mans ich zu schützen, und in unserer Gesellschaft ist man am unauffälligsten wenn man eben möglichst nahtlos in akzeptierte Schubladen reinpasst.
Ich finde das auch ziemlich doof – klar, Biologie ist das eine, aber das was da zwischen den Ohren rumschwimmt, ist etwas sehr individuelles mit bisweilen sehr vielen Facetten abseits von den beiden Polaritäten.

Ich habe auch noch einen Filmtip im Gepäck – bisschen unangenehmerer Stoff, basiert auch auf einer wahren Begebenheit, was das alles umso erschreckender macht – Boys Don’t Cry:

https://www.youtube.com/watch?v=4QVraC5tPB8

Andra
Andra (@guest_49403)
Vor 10 Jahre

Abgesehen von dem mich sehr berührenden Artikel von Izzie fasziniert mich vor allem der hier gepflegte Kommunikationsstil. So etwas habe ich im Netz bei derartig emotional besetzten Themen noch nicht erlebt! Kompliment also an alle!

Was mir vor allem auffällt, ist, dass bei allem Willen zur Offenheit und dem sich wehren gegen Kategorien eigentlich immer nur wieder neue Kategorien entstehen: Frau, Transfrau, Mann, Transmann sind da nur Beispiele.

Es wird wieder etwas festgelegt. Und meistens auch noch dualistisch.
So nach dem Motto: Ich will/kann nicht in bestehende Kategorien eingeordnet werden, befreie mich daraus, und mach aber wieder eine neue Schublade (Kategorie) auf, denn wenn ich mich nicht definiere (begrifflich), dann bin ich nicht.

Ich habe das Gefühl, dass hier schon ein Haken ist. Ob und wie man sich von dem lösen kann, ist mir (noch?) nicht klar, aber es „kratzt“ mich schon an, dass alles, was sich aus einer bestehenden Ordnung (hier: genetisch weiblich, also Frau mit allen Attributen und womöglich Verhaltensweisen) löst gleich wieder begrifflich definiert, eingeordnet und – ganz wichtig – bewertet wird.

Meine vielleicht illusorische Vorstellung bewegt sich in die Richtung, von diesen Begriffsschubladen wegzukommen.

Vielleicht ist das auch einer der Gründe, weshalb ich nie einer „Szene“ angehört habe.

Anonymous
Anonymous (@guest_49404)
Vor 10 Jahre

@Andra: Ich habe den Eindruck, dass hier versucht wurde, auf das Bewerten weitest möglich zu verzichten.

Ich möchte in die Diskussion hier gerade gar nicht so tief einsteigen, obwohl ich mit großem Interesse lese und dankbar bin, dass das Thema hier so vielseitig beleuchtet wird. Mir fiel nur spontan ein, dass ich vor ein paar Tagen auf einer Ausstellung ein Kunstwerk zum Thema gesehen hatte, das ich euch nicht vorenthalten will.

Die Statue heißt „Buck & Allanah“ und ist real existierenden Personen nachempfunden.

fxsend
fxsend (@guest_49406)
Vor 10 Jahre

Meine vielleicht illusorische Vorstellung bewegt sich in die Richtung, von diesen Begriffsschubladen wegzukommen.

So illusorisch finde ich das gar nicht. Eigentlich ist das sogar viel näher an der Realität als alles andere. Wir verwenden Kategorien, um die Welt beschreibbar(er) zu machen. Dabei vereinfachen wir notwendigerweise. Dumm nur, wenn diese Kategorisierung der Welt mit der Realität verwechselt wird und es sogar noch weiter geht, nämlich dass etwas als nicht mehr „normal“ angesehen wird, was dieser vereinfachten Beschreibung nicht entspricht.

Die Wirklichkeit ist nicht einfach. Sie ist mehrdimensional. Dazu ein schönes Zitat von Kinsey:

„The world is not to be divided into sheep and goats…The living world is a continuum in each and every one of its aspects.“

Für mich ist die wichtige Erkenntnis, dass ein Großteil der Dichotomien in dieser Welt nur in unseren Köpfen existiert. Es ist in den seltensten Fällen eine Frage von A oder B, von „entweder oder“. Vielmehr ist es oft genug ein „sowohl als auch“ oder gar ein „weder noch“.

Eine gute Vorstellung sich in seinem Leben von Kategorien und Schubladen weitgehend verabschieden zu können. Jeder Schritt in diese Richtung eröffnet ungeahnte neue Perspektiven.

Mone vom Rabenhorst
Vor 10 Jahre

Grad bei FB gesehen.

!136009/

Izzie Adams
Izzie Adams (@guest_49488)
Vor 10 Jahre

Grad bei FB gesehen.

!136009/

Das kam mir neulich auch auf der Pinnwand unter, finde ich sehr sehr großartig :)

Rena
Rena(@normanormal)
Vor 10 Jahre

eine kleine Supermarktanekdote die Hoffnung macht:
Ein Vater mit seinem ca. dreijährigem Sohn an der Kasse, der Junge hat sich ein Überraschungsei ausgesucht. Die Kassiererin meint: „Oh, das ist aber ein Ü-Ei für Mädchen.“ Daraufhin der Vater ziemlich lässig: „Mag sein, aber das möchte er eben gerne haben.“
Mit einem zufriedenen Lächeln habe ich meine Einkäufe nach Hause geschleppt!

fxsend
fxsend (@guest_49491)
Vor 10 Jahre

Der arme Junge. Jetzt wird er schwul. Was ich mich gerade frage: Wenn der Sohn eines schwulen Paares ein normales Ei bekommt … Wird er dann hetero?

Guldhan
Guldhan(@guldhan)
Vor 10 Jahre

Ein wenig spät, aber nun kam ich auch endlich dazu, in den Bericht zu lesen. Und die Menge an Kommentare zu überfliegen. Das Thema ist schon faszinierend, so wie vieles fasziniert, was man sich nur wage vorstellen kann. Zumal man sich ja vor einiger Zeit auch persönlich begegnet war.

Dennoch bin ich bei solchen Themen recht zwiegespalten. Nämlich was die Notwendigkeit anbelangt. Denn es stellt für mich gleichermaßen Sieg wie auch Niederlage dar. Einen Sieg dahingehend, dass man, zumindest in gewissen Kreisen, offen darüber sprechen kann. Man sich austauscht, ohne das Gefühl haben zu müssen, dass sich der Gegenüber mehr und mehr einen Exorzisten herbeiwünscht oder sich so verhält, als wäre man ansteckend.
Andererseits sehe ich die Niederlage dabei, dass man eben noch darüber sprechen muss. Sich erklären muss, um etwas zu erhalten, das im Grunde selbstverständlich ist: nüchterne Akzeptanz der eigenen Person. Zumindest geno-, phäno- und beuteschematypisch. Einzig das Dulden des Charakters darf und sollte persönlich zu hinterfragen sein.

Eigentlich ist das doch so unsagbar unnötig. Und die Norm so willkürlich auf Masse geeicht. Ich bin vollzeithetero, klischeemaskulin und stereotypisch angepasst. Dazu kann ich mir gratulieren, denn es erspart mir sämtliche Rechtfertigung der eigenen Person. Und das selbst jenen gegenüber, die nicht verstehen können, was man am weiblichen Geschlecht so anziehendes, oder ausziehendes, finden soll.
Warum also sollte ich diese Selbsterklärung von anderen fordern? Das kann ich bei Handlungen der Freiwilligkeit machen, aber nicht bei fixen Begebenheiten. Ich kann Stellungnahme darüber geben, warum mein Kopf kahl ist, aber mein Gesicht zuwuchert. Darüber, warum man bei mir einen Brustumfang messen kann, über den so manches Mädel neidisch wäre. Aber eine Erklärung über das Wesen abgeben, dessen genetische Grundlage sich weit vor dem Bewusst gebildet hatte, das kann ich nicht. Und aus diesem kühlen Grunde wird es mein gegenüber auch nicht können, egal wie dieser oder diese gestrickt ist.
Dieses reaktionäre Festhalten an solch´ überflüssigen Normen finde ich in diesem Zeitalter derart ermüdend. Aber solange die Gesellschaft noch munter mitmacht und sich von verstockter Religion und konservativer Politik gelenkt sehen will, wird sich das nicht ändern. Wenn man ihm nur bildlich genug predigen kann, dass das Abweichen der Norm die Kinder verdirbt, die Nation aussterben lässt oder die Brunnen vergiftet. Und die Würde des Gegenübers noch immer anhand dessen Standpunkts in unserer persönlichen Normalitätsskala zu definieren sei.

Zudem hätte ich es persönlich schwer zu unterscheiden, welcher Reaktion nun wirkliches Interesse innewohnt und welche bloß geheuchelt wurde; um eben gut dazustehen oder weil es die gute Kinderstube so verlangt. Was ist am Ende nur reines Mitleid. Denn ich denke, nur wohlwollende Rücksicht stellt keinen Garant für wirkliche Akzeptanz dar. Da darin noch immer eine Hemmschwelle verborgen liegt. Die Furcht, denjenigen bloß nicht zu nahe getreten zu sein oder zu verletzten. Diesen stellvertretend für sich behüten zu müssen und somit automatisch immer als Opfer zu assoziieren.
Ich persönliche fühle mich bei Aspekten, die der DIN querstehen, nur dann von anderen akzeptiert, wenn diese nichts davon abhält, diesem auch mal mit Schonungslosigkeit zu begegnen und gar mit bewusster Ignoranz. Denn das sagt mir, dass dies für die anderen den klaren Gesetzen des Alltags unterliegt.

Ansonsten, so glaube ich, wurde in den Kommentaren ohnehin schon so einiges gesagt. Ein wenig fern des Themas finde ich eines noch interessant. Warum ist der Mensch das einzige Tier, zumindest mir bekannte Tier, das es als unnormal… oder treffender gesagt, als schier unnatürlich, ansieht, sich sein Erscheinungsbild nicht zu modifizieren? Einfach nur weil er es kann. Oder steckt mehr dahinter?
Und damit meine ich jetzt nicht nur die radikale Modifikation im Zuge der Chirurgie. Denn dabei wäre die Antwort recht schnell darin gefunden, dass es der Mensch nun einmal als einziges Tier vermag, eine Operation durchzuführen. Aber selbst andere Modifikationen, die unter die Haut gehen, wie das Bodybuilding beispielsweise oder Schmuck. Bis hin zur Kleidung…

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