Gothic Friday: Musik und Leidenschaft – Gastbeitrag von Korbinian S.

Als Gastgeber für den Gothic Friday veröffentliche ich gerne den Beitrag von Korbinian zum Thema Musik und Leidenschaft:

Vor einem Monat wurde das Projekt „Gothic Friday“ auf www.spontis.de in das Leben gerufen und nachdem der erste Monat mit 31 Einsendungen den ersten Erfolg gefeiert hat geht es in die zweite Runde: 10 Fragen — Die Musik und Du. Simpel, eingängig und eigentlich hat auch jeder eine Meinung dazu.

Was bedeutet Musik für Dich? Wie wichtig ist sie Dir?

Religion. Glaube. Luft. Ein Ticket in eine andere Welt. Musik ist die höchste Form der Kommunikation, sie erreicht und berührt einem in Sphären die anderen komplett verschlossen bleiben. Sie schafft es selbst ohne jegliche Worte Verständnis und Geborgenheit zu vermitteln. Sie begleitet durch alle Lebenslagen, durch sämtliche Emotionen und bringt Farbe in das Triste. Ohne Musik wirkt die Welt auf mich seltsam leblos. Sie ist mein Lebenselixier, wenn man so will. Die dazugehörigen Musiker sind keine Götter, aber wie Flake (Rammstein, Keyboard) einst sagte: Wer es schafft sich mit Musik auszudrücken, verdient meinen größten Respekt.

Welche Richtungen »schwarzer Musik« hörst du? Nenne ein Beispiel, das für Dich deine Bedeutung des Genre am besten wiedergibt.

Das schöne an der „schwarzen Szene“ ist das es sich nicht auf einzelne Genres beschränkt. Und nicht nur die Vielfalt. Genre-Grenzen werden auch gerne aufgehoben, vermischen sich. Was ich höre lässt sich dennoch leicht sagen: Je nach Stimmung. Um es in Bands auszudrücken: Von ASP über The Cure zu Rammstein. Von Combichrist über Subway to Sally zu Siouxsie.

Ein repräsentatives Beispiel? Schwer zu sagen. Wenn es darum geht welche Lieder ich zeigen würde, wenn jemand nach „diesem Gothic“ fragt, dann wohl diese:

Der Tempel der Liebe von den Sisters, weil er zeitlos ist.

Und Incompatible von Apotygma Bezerk – weil die Grundstimmung meiner Meinung nach stellvertretend für die Szene ist.

Kein Video verfügbar.

Sollte davon etwas nicht zu der „schwarzen Musik“ gehören, ist es halt so.

Wie würdest deine musikalische Laufbahn beschreiben? Über welche Richtung der Musik bist Du in die Szene gekommen, welche hast du hinzugewonnen, welchen hast du abgeschworen und was hörst du heute?

Um weit auszuholen: Am Anfang hab ich mich nie wirklich um Musik gekümmert. Ich hörte 50Cent, Eminem – was halt gerade „in“ war. Als irgendwann ein Freund mit Rammstein kam war ich sofort begeistert. Harte Riffs, treibende Rhythmen. Pures Adrenalin. Dadurch folgten einige Jahre die vor allem durch Rammstein, Blind Guardian und Sabaton geprägt waren. Als mein, damals für meine Verhältnisse eigenartig schwarz gekleideter und komisch geschminkter, Bruder mir Subway to Sally zeigte, war ich geschockt. Zum ersten mal hörte ich bewusst Musik, die mehr berührte als meinen Puls. Ähnlich lief es bei ASP. Rammstein, Subway to Sally und ASP also.

Der nächste große Schritt war Jahre später mein erstes Mera Luna, auf das mich ebenfalls mein Bruder schleppte. Nur die komischen Hanger-Bands, die wohl so viel Krach wie möglich machen wollten, haben mich etwas abgeschreckt. Hätte mir damals jemand gesagt, dass ich später Nächte mit Industrial verbringen werde, hätt ich ihn wohl für verrückt erklärt. Von dem Wochenende an verging eigentlich kein Tag mehr ohne Musik.

Meine Kleidung wurde, was auch das Wäschesortieren erheblich erleichterte, immer schwärzer und fast regelmäßig stieß ich auf neue Bands – konnte schnell nicht mehr so viel hören, in mich aufnehmen wie ich wollte. Ich begann immer mehr Texte zu interpretieren und stieß auf der Suche nach mehr Meinungen auf die OnlineBlogs. Sie waren es dann auch die mich letztendlich dazu gebracht haben, die Szene wirklich zu verstehen und mich, auch dank Depeche Mode etc., damit weiter zu identifizieren. Und hier bin ich jetzt, geh ohne meinen iPod nicht mehr aus dem Haus und werde nie verstehen, wie Leute ohne Musik leben können.

Wie und wo hörst du Musik am liebsten?

Auf Festivals. Nicht nur da es live grundsätzlich eine andere Erfahrung ist, sondern hauptsächlich dank der familiären, freundlichen Atmosphäre und der Möglichkeit, mehrere Tage komplett der Musik und Gleichgesinnten zu widmen Ansonsten versinke ich in meinen Kopfhörern. Die Ausnahme bildet EBM, Industrial, Aggrotech und co. Das muss laut. Sehr laut.

Welche Musik hörst du außerhalb der typischen dunklen Musik noch?

Was ist denn die „typisch dunkle“ Musik? Eigentlich bin ich relativ offen – auf meinem iPod gesellt sich unter anderem Peter Fox, Thomas D, Royal Republic, Daft Punk und Schandmaul zu dem Rest und auch im Radio kommen des öfteren ansprechende Dinge. Nur, dass mich die Musik selten wirklich bewegt, sondern „nur“ unterhält. Zumindest, solange es keine übermäßig kreative Texte a’la get drunk n‘ fuck n‘ fight sind oder allzu austauschbar klingt.

Mal angenommen, Du könntest ein Instrument spielen, hättest eine tolle Stimme und würdest zusammen mit Freunden eine Band gründen. Welche Rolle in der Band wäre Deine?

Könnte ich es, würde ich wohl entweder Songschreiber werden oder, ganz nach Andy La Plegua (Combichrist), zu harten Rhythmen in das Publikum schreien und sehen, wie sie dank mir wie wahnsinnige den Boden malträtieren. Wenn ich die Entscheidung unabhängig von einer Band treffen würde, würde ich zur Gitarre greifen – da sie verdammt wandlungsfähig ist und eigentlich zu jeder Stimmung passen kann.

Nenne 5 deiner Alben die für Dich unverzichtbar mit Szene verbunden sind.

Subway to Sally – Herzblut
Depeche Mode – People are People
Sisters of Mercy – Slight Case of Overbombing (einfallsreich nichwahr?)
Unheilig – Puppenspiel (steinigt mich)
Apoptygma Bezerk – Rocket Science

Welche musikalischen Eigenschaften hat für dich das ideale Lied?

Das perfekte Lied wäre allein dadurch, dass es existiert, nicht mehr perfekt – würde es doch alle anderen schlechter darstellen. Schon allein dadurch, dass es durch seine Instrumente und der Einbindung der Stimme in das klangliche Gesamtbild so aus der Masse heraussticht, würde den Rest generisch erscheinen lassen. Sein tiefgründiger Text wäre beispielhaft und auf vielerlei Situationen übertragbar. Es würde sowohl gute Laune als auch melancholische Stimmung ansprechen, dennoch persönlich wirken und auch nach dem 20ten mal noch mystischen Charme versprühen.

Welche Band oder welchen Musiker/in würdest Du gern mal interviewen und auf welchen Frage musst Du dabei unbedingt eine Antwort haben?

Band: Sopor Aeternus Frage: „Warum?“

Wer oder was repräsentiert für die Dich die Zukunft der »schwarzen« Musik?

Gute Frage – gibt es wirklich große „schwarze“ Bands die nicht aus dem letzten Jahrhundert stammen? Jedenfalls nicht die Überschwemmung an Elektro- und Industrial Bands.

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Kommentare

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Cookie (@guest_17008)
Vor 13 Jahre

Vielen dank (: Nicht nur für die Veröffentlichung, sondern auch für die Formatierung und Links.

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Cookie (@guest_17010)
Vor 13 Jahre

Ernsthaft? Freut mich und irgendwie fällt mir damit auch ein Stein vom Herzen (:

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Cookie (@guest_17011)
Vor 13 Jahre

Mit fällt grad auf das ich beim letzten Punkt vergessen hab „Get well soon“ zu erwähnen – (http://youtu.be/v_EBKFEYOYM) einfach schöne Musik.
Was Master and Servant angeht: es ist ohne frage eins der besseren Depeche Mode Stücke (: Allerdings bleibt „People are People“ wohl mein alltime-favorite

DerPapst
DerPapst (@guest_17012)
Vor 13 Jahre

WoW klasse geschrieben, Cookie!

Finde deinen Text sehr ansprechend!!
In dir schlummert noch eine echte schwarze Seele!!

Glg

Der ehemals komisch geschminkte ;)

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