Waver, Punks und Popper im München der 80er

Jeder soll doch so rumlaufen dürfen, wie er will. Das ist doch Demokratie.“ München, irgendwann in den 80ern. Ein Gruppe junger Menschen, denen man heute einen subkulturellen Hintergrund zuschreiben würde, stehen irgendwo an einem öffentlichen Platz und werden interviewt. Waver, Punks und Popper äußern sich zu Modezwang, Problembewältigung, Anpassung und Meinungsbildung. Carla, die Schockfriseuse, ist – glaube ich – mit von der Partie. Ein Blick in die Vergangenheit ist immer auch entmystifizierend, reinigend und aufklärend. Keine hohlen Plattitüden über Todessehnsucht, Atomkrieg, Satanismus oder gesellschaftlicher Abkehr. Vielmehr geht es um die Möglichkeit, den eigenen Weg zu finden:  „Das ist wichtig für mich selbst. Ich hab‘ vorher Probleme gehabt und bin mit mir selber nicht klargekommen. Eben dadurch, dass ich mich jetzt so verändert habe, fühle ich mich jetzt einfach wohler, ich kann nicht anders. Normal rumzulaufen macht mich fertig, ich brauch das einfach für mich selber.“ Jugendliche Welten zwischen Vorurteilen und Anpassung und einem klaren Blick für die Realität. „Du muss einfach ein bisschen rückstecken  […] weil sonst ziehst du den kürzeren.“ – „Wenn ich eine Lehrstelle haben will, muss ich mich auch natürlich ein bisschen unterdrücken lassen.

Der 3-minütige Ausschnitt, von dem ich gerne wissen würde woher er stammt, gibt nicht viel her und dennoch finde ich seine Echtheit berauschend. Vielleicht liegt es daran, dass man damals noch versuchte zu verstehen, was in den Köpfen der Jugendlichen vor sich ging. Man suchte nach Erklärungen, wusste noch nichts von subkulturellen Schubladen und hat die befragten einfach reden lassen. Heute eignet sich der geneigte Journalist sein Wissen über Subkulturen aus zahlreichen Publikationen und Erklärungen an, macht sich ein Bild und sucht oftmals nach Bestätigungen für diesen Eindruck. Es ging um das Wohlfühlen, das Bewusstsein der Andersartigkeit, das Ausprobieren der eigenen Persönlichkeit. Man suchte nach Möglichkeiten dem Angepassten zu entgehen und sich dem Strom der Gesellschaft zu entziehen. Was man dabei entdeckte, wird vermutlich heute als Klischee des Morbiden in eine Jugendkultur der 80er projiziert.

Das war irgendwie die Sache, dass man irgendwas ausgedrückt hat. Dann bin ich dann einfach Wave geworden und das bin ich jetzt auch geblieben, obwohl es jetzt „Out“ ist. Aber ich will es hald bleiben, weil es mein innerstes ausdrückt. Auch wenn es mit den Anderen jetzt nicht so ist, das war für die eine Modeerscheinung, für mich ist es jetzt auch Lebensinhalt.

Ich schätze, dass man ein solche stilles Dokument aus längst vergangenen Zeiten kaum beachtet, weil es kein Klischee erfüllt. Keine Satanisten, keine halbnackten Outfits, keine schwarzen Messen und keine Kostüme. Damals war es Sensation genug zu ergründen, was die Jugendlichen dort überhaupt machen. Heute muss man nicht mehr herausfinden wie die Menschen in den skurrilen Outfits ticken, schließlich kriegt man das in den zahlreichen Dokumentationen und Reportagen des Privatfernsehens ausreichend vermittelt.

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tobikult
tobikult(@tobikult)
Vor 12 Jahre

Dafür liebe ich das Internet! Hier noch eine wudnerbare Szene aus einer 80er-Disko (ab 1:19). Aber was sind das für lustig gekleidete Menschen am Anfang der Doku?
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=J_qVLomus8o

Piet Noir
Piet Noir (@guest_28419)
Vor 12 Jahre

Finde ich auch einen sehr schönen kurzen Ausschnitt, wenn ich auch die Aussage mit Demokratie für totalen Quatsch halte, das was er meint ist Anarchie oder Libertarismus aber bestimmt nicht Demokratie.

Schade, dass man heute so wenige Waver sieht… Achja und 80er Disco mit Sisters im Hintergrund ist immer ein Highlight :)

Ian Luther
Ian Luther (@guest_28422)
Vor 12 Jahre

Gibt es eigentlich Leute, die gegen Ende der 80er geboren wurden und sich als Waver bezeichnen oder wissen, was Wave eigentlich ist? Würde mich nur mal sehr interessieren. Viele meiner Generation kennen den Begriff nämlich leider nicht mal mehr, obwohl das der Archetypus des heutigen Schwarzkittels ist. Das Gespräch, das in dem Video geführt wird, kommt mir jedenfalls äußerst vertraut und aktuell vor. Ich war ja so froh, dass ich kürzlich mit einer Sechzehnjährigen über Musik geredet habe und war so sehr aus dem Häuschen, dass sie sogar noch die Sisters Of Mercy und Robert Smith kennt… das ist ja nicht mehr so sehr selbstverständlich, da der neue Graf ja mittlerweile Alexx Wesselsky bzw. Dennis Ostermann heißt :-)

Piet Noir
Piet Noir (@guest_28423)
Vor 12 Jahre

Ich bin Jahrgang 89 und bezeichne mich durchaus als Waver ;) und ja es gibt sie noch, aber es sind leider nicht viele. Wenn es noch genügend geben würde, könnte man mit Tanzveranstaltungen einen Anlaufpunkt geben, weil ich denke, dass ohne diese Veranstaltungen noch weniger Nachwuchs kommen wird. Aber das ist regional sehr unterschiedlich.

Ian Luther
Ian Luther (@guest_28424)
Vor 12 Jahre

Also in Karlsruhe beispielsweise haben wir jeden 1. Samstag im Monat das Tempelnacht-Revival, eine Tanzveranstalung speziell für Oldschool-Wave, EBM und alte Industrial-Sachen. Eine ähnliche Veranstaltung, jedoch mit genretreuen Sachen gibt es jeden 3. Samstag in Form der „Alptraumnacht“. Eine schöne bunte Mischung aus Post-Punk, Death Rock, Wave und Goth-Rock, aber auch „neuere“ Sachen wie Todeskunst à la Goethes Erbsen oder Relatives Menschsein. Stillste Stund (eigentlich was ziemlich Neues) wird da auch gespielt, weil es irgendwie so schön schräg klingt. Jedenfalls sind wir froh, den „Älteren“ damit eine Plattform bieten zu können – einfach, um ein Zeichen zu setzen, dass die Musik und die Menschen der frühen Szene lange nicht vergesen wurden, es soll vielmehr eine Verneigung vor der „alten Zeit“ sein. Wie gesagt, wenn es euch nicht gegeben hätte, wär heute wenig los.

sba
sba (@guest_28426)
Vor 12 Jahre

Piet Noir schrieb am 21. September 2012 um 20:13:
… wenn ich auch die Aussage mit Demokratie für totalen Quatsch halte, das was er meint ist Anarchie oder Libertarismus aber bestimmt nicht Demokratie.

für meinen letzten politischen Kommentar gab es einen kleinen Anraunzer…darf ich dennoch einwerfen, dass eine akzeptable Demokratie einen wirksamen Minderheitenschutz installiert hat, ohne den man sie das Klo runterspülen müßte?

Piet Noir
Piet Noir (@guest_28428)
Vor 12 Jahre

@sba: Das habe ich auch gar nicht angezweifelt, aber die Aussage ansich ist trotzdem nicht richtig

Demokratie: Eine Minderheit herrscht im Namen der Gesamtheit über die Allgemeinheit (das kann Minderheitschutz beeinhalten oder auch nicht). Stellt sich auch die Frage was eine akzeptable Demokratie ist. In meinen Augen gibt es sie nicht, Demokratie heißt immer, dass man seine STimme Leuten geben kann die in das Leben von Individuuen eingreifen und das halte ich für absolut nicht abkezptabel.

Anarchie/Libertarismus: Der Körper jedes Menschen ist sein Eigentum mit dem er machen kann was er will, solange er keinem anderen schadet.

In diesem Zusammenhang treffen letztere Anschauungen weit mehr auf die Aussage zu. Dennoch sollten wir hier nicht ins zu politische abschweifen…

Schatten
Schatten (@guest_28429)
Vor 12 Jahre

@Ian Luther
Ich passe wohl nicht ganz so rein, bin erst ’95 geboren, aber als Waver bezeichne ich mich trotzdem :)

Ian Luther
Ian Luther (@guest_28431)
Vor 12 Jahre

Schatten: Das freut mich sehr zu hören ;-) Es gibt also noch Hoffnung :-)

Fräulein Erbsenhahn
Fräulein Erbsenhahn (@guest_28436)
Vor 12 Jahre

@Ian Luther: Ich bin Jahrgang ’94 und ich liebe Wave, sowohl was die Musik, als auch was die Kleidung und alles andere angeht. Eigentlich höre ich sogar mehr „alten“ Wave und Post-Punk als moderne Musik, die in die Richtung geht. Ich weiß nicht genau woran es liegt, aber irgendwie mag ich die Sachen aus der Zeit einfach lieber – auch wenn es nicht immer so leicht ist da dran zu kommen… :)

Mich faszinieren solche alten Videos immer total, weil einem dadurch erstmal bewusst wird, wie sehr sich die Jugendkultur in der Zwischenzeit eigentlich verändert hat. Darum, ob das was man tut etwas mit Demokratie zutun hat, oder überhaupt um den Ausdruck einer politischen oder gesellschaftskritischen Meinung machen sich heute die wenigsten Teenager Gedanken. Ich finde es irgendwie schade, dass es (zumindest in meinem Umfeld) unter Jugendlichen kaum noch so etwas wie eine „Szene“ gibt, wie man es in dem Video sieht. Irgendwie macht jeder sein eigenes Ding – oder passt sich halt dem Mainstream an. Aber so ein richtiges Zugehörigkeitsgefühl zu einer bestimmten Gruppe, die dieselbe Musik hört, sich ähnlich kleidet und sich eben nicht dem Mainstream zugehörig fühlt, gibt es in meinem Umfeld nicht. In größeren Städten ist das vielleicht auch wieder etwas anderes als hier auf dem platten Land, wo man manchmal das Gefühl hat, dass es eigentlich nur zwei große Gruppen von Jugendlichen gibt: die „normalen Mainstreamler“ und die, die eigentlich dagegen sind, sich aber irgendwie wieder ihren eigenen Mainstream gebastelt haben, so dass ihr Auftreten letztlich auch nichts mehr mit Individualität zutun hat. Und in DIY-Klamotten rumzulaufen ist ja sowieso verpönt – egal zu welcher Gruppe man gehört. Ich weiß, dass das total blöd und Vergangenheits-glorifizierend klingt, aber ich wäre manchmal gerne 30 Jahre früher geboren worden.

Ian Luther
Ian Luther (@guest_28438)
Vor 12 Jahre

Kürzlich habe ich einen „Cyber“ getroffen, als er mich gefragt hat, was ich sei, habe ich mit „Gruftie“ geantwortet. Da hat er mich ganz ungläubig von oben bis unten gemustert und gefragt, wieso ich kein Nachtmahr höre und keine Stiefel anhabe (ich trug meine „Business-Schuhe“) – dann hat er gleich gesagt, dass er mir das nicht glaubt. Wenn ich meine Pikes dabeigehabt hätte, hätte er noch weniger damit anfangen können. Die kennt kaum einer noch und selbst viele Ältere halten die für eine modische Jugendsünde. Dabei ist das meiner Meinung nach das schönste Schuhwerk, das es gibt. Naja. Kleider machen Leute und der Goth von heute sieht genauso aus wie der andere. Aber früher war’s genauso, nur dass die Haare alle nach oben gestellt wurden, was heute kaum einer noch macht. Jede Zeit hat ihre modischen Richtlinien. Ein Goth von heute sieht „modisch“ anders aus als einer in den 80ern. Es gab andere Idole, andere Musikrichtungen. Sooo individuell sah man früher auch nicht aus. Einer hat was vorgemacht, die anderen sahen alle danach gleich aus. Das Dogma der Szene gab das Aussehen vor und heute ist es nicht anders, außer, dass es mehr verschiedene musikalische Strömungen gibt als früher und daher auch verschiedene Outfits. Der traditionelle Mittelalterhüpfer sieht mit Sicherheit anders aus als der EBM-Soldat (es sei denn er tauscht jeden zweiten Tag sein Outfit). Und lieber laufe ich den ganzen Tag lang mit Blue-Jenas herum als mit Mülltüten-Hose à la Cyber. Das Dogma ist schuld, dass man sich einreden lässt, was man tragen muss.

Fräulein Erbsenhahn
Fräulein Erbsenhahn (@guest_28439)
Vor 12 Jahre

Okay, das mit der Individualität im Zusammenhang mit Szenenzugehörigkeit ist natürlich Quatsch. Aber trotzdem ist es doch irgendwie so, dass heutige Grufties, Punks oder EBM-Leute eigentlich nur davon leben, dass es diese Bewegungen mal gegeben hat. Wirkliche Bewegungen in dem Sinne sind es ja eigentlich nicht mehr. Für deren Entstehung hat es doch mal einen Anlass gegeben. Heute, habe ich das Gefühl, ist man doch nur noch „Goth“ um des Gothseins Willen. Aber nicht weil man damit eine konkrete, aktuelle politische oder gesellschaftsrelevante Aussage treffen möchte. Ich meine, man übernimmt doch nur etwas, dass vor 30 Jahren schon dagewesen ist. Damals hatte es vielleicht auch noch einen tieferen Sinn, aber heute scheint es keine neuen Jugendbewegungen mit tieferem Sinn mehr zu geben. Es gibt irgendwie von allem immernoch etwas und doch nichts wirklich Neues, das für diese Zeit charakteristisch ist. Ich hoffe, es ist einigermaßen verständlich, was ich meine… :)

P.s.: …und, dass jetzt niemand beleidigt ist, weil ich ihm unterstelle nur um des Gothseins Willen Goth zu sein (was sich irgendwie sowieso seltsam anhört):)

Ian Luther
Ian Luther (@guest_28443)
Vor 12 Jahre

Fräulein Erbsenhahn: „Heute, habe ich das Gefühl, ist man doch nur noch “Goth” um des Gothseins Willen. Aber nicht weil man damit eine konkrete, aktuelle politische oder gesellschaftsrelevante Aussage treffen möchte. Ich meine, man übernimmt doch nur etwas, dass vor 30 Jahren schon dagewesen ist. Damals hatte es vielleicht auch noch einen tieferen Sinn, aber heute scheint es keine neuen Jugendbewegungen mit tieferem Sinn mehr zu geben.“
Ich denke, damit könntest du recht haben. Heute übernehmen wir die Ästhetik und vielleicht auch die Musik (oder konstruieren etwas neues daraus) – aber die Zeit ist eine andere, die Gedankengänge sind anders und vor allem ist unsere Gesellschaft eine völlig andere als in den 80ern. Die 2000er-Generation hat andere Wertevorstellungen und Ansprüche, was Prestige etc. angeht. Ich nenne das Zeitgeist. Ich versuche, die alte Goth-Welle nachempfinden zu können, das geht aber aufgrund der Distanz der Jahrzehnte schlecht. Genauso, wie Hippies und deren „freie Liebe“-Idee heutzutage auf Ablehnung stoßen – ich denke, die Gesellschaft ist heutzutage sehr viel konservativer (im negativen Sinne) geworde als in den 70ern. Die gesellschaftliche Kälte der 80er passt allerdings nach den neonfarbenen 90ern wiederum sehr gut in die heutige Zeit. Vielleicht ist das auch einer der Gründe, wieso sich viele in die nostalgischen Zeiten der (fiktiven) 80er zurücksehnen, auch wenn sie diese Zeiten selbst nie bewusst wahrgenommen haben (können). Ich finde Punk und Goth ist meiner Meinung nach heute aktueller als noch vor ein paar Jahren. Die Wirtschaftskrise ist der neue „kalte Krieg“, der die Menschen verängstigt und die Zukunft schwärzt.

Ian Luther
Ian Luther (@guest_28444)
Vor 12 Jahre

Das Lustige ist, dass man von allen Leuten als Gruftie bezeichnet wird, weil man schwarz trägt, aber von den Grufties als Stino, weil man keine Aderlass-Bondage-Sachen oder New Rocks trägt :-)

Fräulein Erbsenhahn
Fräulein Erbsenhahn (@guest_28447)
Vor 12 Jahre

aber die Zeit ist eine andere, die Gedankengänge sind anders und vor allem ist unsere Gesellschaft eine völlig andere als in den 80ern. Die 2000er-Generation hat andere Wertevorstellungen und Ansprüche, was Prestige etc. angeht. Ich nenne das Zeitgeist.

Und trotzdem hat dieser Zeitgeist aus meiner Sicht bisher nichts anderes hervorgebracht als eine unendliche Folge von Retro-Wellen. Was ist denn daran zeitgemäß?! Mir fehlt da einfach die Innovativität, dieses Gefühl, dass sich etwas einfach aus sich selbst und aus den Umständen der Zeit heraus entwickelt, und nicht, weil es im vorletzten Jahrzehnt vorgemacht wurde und jetzt grade so schön passt, dass man es doch glatt wiederverwenden kann…Ich habe nichts gegen Retro – aber das kann doch irgendwie nicht alles sein, was eine Zeit zu bieten hat, oder?!
An diesem „du trägst Schwarz, also bist du ein Gruftie“ bzw. „kein echter Gruftie“ merkt man doch irgendwie auch, dass sich dieses moderne Gruftietum (oft) eigentlich nur auf die Mode beschränkt und gar keinen wirklichen Hintergrund hat. Mir ist natürlich bewusst, dass es auch Außnahmen gibt :-) Dieses Blog ist der beste Beweis dafür…

Death Disco
Death Disco (@guest_28451)
Vor 12 Jahre

Ist doch überall so. Wo gibt es denn noch Innovatives? Die Techno-Szene dümpelt seit anno ’89 auf demselben Beat herum. Metal hatte seinen Zenith doch schon Mitte der 90er erreicht. All das, was heute als innovativ umjubelt wird, gab es damals schon unter Etiketten wie „Crossover“. Es geht eben nicht mehr härter, schneller, finsterer. Irgendwann ist die Grenze erreicht.

Meines Erachtens wird auch viel zu viel in die Sache hineininterpretiert. Musikszenen sind in erster Linie um die Musik herum entstanden. Das war der einzige Anlass. Eine besondere Aussage gab es da noch lange nicht. Eine politische sowieso nicht. Punks waren anfangs auch nicht zwingend links. Heute haben die Menschen ja dieses Bild vom selbstverständlich linken Punk im Kopf. Als Punk würd ich mich schämen, mit Antifa und DKP zu kooperieren, die rote Fahnen schwingen und Kommunismus predigen.

Grufties waren politisch stets desinteressiert. In die vorgegebenen politischen Raster würden die sich wahrscheinlich gar nicht einordnen können und wollen. Gesellschaftskritisch wurde es, nachdem man aufgrund von Äußerlichkeiten gesellschaftlich ausgeschlossen wurde. Obiges Video zeigt lediglich das Bedürfnis nach Anerkennung und Gleichbehandlung seitens der „Stinos“ („Jeder soll rummlaufen, wie er möchte“). Ich glaube kaum, dass die Jungens ’ne einigermaßen brauchbare Definition von Demokratie hätten abliefern können.

Fräulein Erbsenhahn
Fräulein Erbsenhahn (@guest_28455)
Vor 12 Jahre

Ja, wahrscheinlich interpretiere ich wirklich einfach nur zu viel in diese Sache hinein und nehme das alles viel zu ernst. Aber irgendwie frustrierend ist das schon. Im Laufe des letzten Jahrhunderts hat es, was die Subkulturen betrifft, wenigstens noch eine Entwicklung gegeben. Als jemand, der das alles nicht miterlebt hat und nur die Fotos oder Videos von damals sieht, versucht man halt Parallelen ins Jetzt zu ziehen, und sucht nach etwas Vergleichbarem in der heutigen Zeit. Aber irgendwie merkt man da ziemlich schnell, dass es einfach nichts gibt. Wenn ich eine „moderne“ Jugendbewegung benennen müsste, wäre das wohl das Hipstertum. Was ja irgendwie auch wunderschön die relative Gleichgültigkeit und Biederkeit unserer Gesellschaft widerspiegelt. Mich treibt diese Art von Stillstand nur manchmal ziemlich in den Wahnsinn. Aber vielleicht empfinde ich das ja auch nur extremer als es eigentlich ist…

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