#5 – Bruce Springsteen
Der Inbegriff der amerikanischer Rock Kultur wurde 1949 in New Jersey geboren und trägt den Spitznamen The Boss, den er von seinen Mitmusikern erhielt, weil zu den Anfängen die Gage gleich nach den Auftritten selbst auszahlte. Trotz dem Widerstand seiner Eltern ist Springsteen im Alter von 16 erstmal in der Band Castiles zu hören und legt dort den Grundstein für eine bis heute ungebrochene Karriere. Mit seinem dritten Album Born to Run gelang ihm 1975 der Durchbruch, die große musikalische Spannweite seiner Bühnenauftritte nannten Kritiker Wall of Sound, die ihn auch auf die Titelseite des Time-Magazines brachte. 1984 machte er sich mit dem Album Born in the U.S.A. selbst zum Superstar, denn darauf waren 7 spätere Top Ten Hits vereint. Er machte sich damit zur Galleonsfigur Amerikas, auf die sich auch Barack Obama während seines Wahlkampfes 2008 verließ. Springsteen zeigte sich immer politisch engagiert was ihn im eigenen Land kritische Stimmen bescherte, seiner Karriere aber nie geschadet haben. Mit zwei grandiosen Beiträgen zu Soundtracks (Philadelphia, Dead Man Walking), die beide einen Oscar ernteten, untermauerte er seinen festen Platz in der Amerikanische Musikgeschichte. Mit 60 Millionen verkauften Tonträger zählt er zu einem der kommerziell erfolgreichsten Musiker überhaupt. Seine Stimme ist immer präsent und beherrscht den Rock genauso wie gefühlvolle Balladen, seine leicht schnoddrige Art und das bewusste Nuscheln in manchen Songs machen seine Wurzeln aus dem Country & Blues deutlich. Obwohl ich sicherlich noch einige mehr seiner grandiosen Live-Auftritte hier präsentierte könnte, habe ich mich für I’m on Fire (Paris 1985) entschieden. Wer die schöne Einleitungsrede überspringen möchte, spule vor, bis der Marker 2:00 zeigt.
#4 – Jimmy Somerville (Bronski Beat)
Jimmy Somerville, der 1961 in Glasgow geboren wurde besticht durch zwei Eigenschaften, die ihn unverwechselbar machen. Seine Stimme, die man auch Falsett-Stimme 1 nennt und durch seinen offenen Umgang mit der eigenen Homosexualität. Zusammen mit Steve Bronski und Larry Steinbachek gründete er 1983 Bronski Beat, die 1984 dann gleich mit ihrer Debüt-Single Smalltown Boy ihren erfolgreichsten Song präsentierten, der sich 30 Wochen in den deutschen Charts hielt. Für viele junge Schwule war dieser Song in der Mitte der 80er das Schlüsselerlebnis, das eigene Coming-Out 2 zu iniziieren. Schon 1986 verließ Somerville die Band um sich angeblich stärker politisch zu engagieren, die Gründung der Communards, die ausschließlich Coverversionen oder unpolititsche Songs veröffentlichten war demnach für alle überraschend. Somerville ist bis heute als Solokünstler unterwegs und konnte Anfang der 90er auch einige internationale Erfolge verbuchen, 2005 erschien sein letztes Album Home Again. Seine Stimme in Smalltown Boy gibt dem Song erst die notwendige Richtung, sie fungiert als eigenständiges Instrument. Sie intensiviert die Bedeutung der Geschichte, die dieser Song zu erzählen hat. Bis heute gehört dieser Song gesungen von Jimmy Somerville zu meine Favoriten, vor allem die Maxiversion des Liedes veranlasst mich immer wieder zu ausgiebigen Tanzexzessen.
#3- Freddie Mercury (Queen)
Freddie Quecksilber wurde 1946 als Sohn indischer Eltern auf Sansibar geboren, die 1964 vor der dortigen Revolution flüchteten und nach London zogen. Während seines Studium entwickelte sich sein Interesse für Kunst und Musik der er mit der Band Queen 1970 einen Namen gab. Dieses Gelegenheit ergriff der gebürtige Farrokh Bulsara seinen Namen in Freddie Mercury zu ändern. Nach einer Beziehung zu Mary Austin bekannte er sich zu Homosexualität und war nach einige weiteren Beziehungen bis zu seinem Tod 1991 mit Jim Hutton zusammen. Nach den ersten Alben Queen und Queen II veröffentlichten sie 1975 den Song Bohemian Rhapsody und setzten damit zu einem unglaublichen Höhenflug an. Seinen Zenit erreichte Queen 1985-1989 in denen sie einen Zuschauerrekord nach dem anderen brachen. Bei dem legendären Live Auftritt im Londoner Wembley Stadium 1986 sollen 150.000 Fans dabei gewesen sein. Als er gemeinsam mit Queen 1990 den Brit Award für herausragende Leistungen erhielt, war er schon von der Krankheit schwer gezeichnet, am 23. November 1991 unterrichtete er die Presse von seiner Krankheit AIDS und verstarb nur einen Tag später im Alter von 45 Jahren. Man soll aufhören wenn es am schönsten ist, bekommt dadurch eine völlig neue Bedeutung, denn nach oder durch seinen Tod erreichten die Werke von Queen Kultstatus. Seine Stimme war immer glasklar und unverwechselbar, sein grandioser Beitrag zum Film Highlander Who wants to Live Forever machte ihn zu eine meiner Ikonen, seine meist selbst geschneiderten Outfits und sein Auftreten machen aus ihm einer der außergewöhnlichsten Sänger.
#2 – Axl Rose (Guns N‘ Roses)
William Bruce Rose wurde 1962 geboren und erfuhr mit 17, daß sein leiblicher Vater die Familie 1964 verließ und in einer Band namens Axl spielte. Anfang der 80er zog es ihn nach Los Angeles, wo er neben seiner Liebe zum Alkohol auch die Leidenschaft für Musik entdeckte. Zusammen mit seinem Schulfreund Izzy Stradlin gründete er die Guns N’Roses. Mit ihrem Album Appetite for Destruction gelang ihnen 1987 der Durchbruch, der in einem unvergleichlichen Höhenflug erst 1993 wieder enden sollte, als sich die Bandmitglieder nahezu komplett zurückzogen. Lediglich Axl Rose verblieb als Gründungsmitglied und konnte einige neue Musiker um sich scharen, mit denen aber nie wieder an die großen Erfolge Anfang der 90er anknüpfen konnte. Die beiden Alben Use your Illusion I & II gehören zu den Highlights und bescherten Guns N‘ Roses rund 100 Millionen verkaufte Platten weltweit. Die Frage, die sich mir persönlich immer gestellt hat: Kann Axl Rose singen oder nur gut schreien? Seine Stimme ist so einzigartig wie seiner Person selbst und schwer zu beschreiben, sie geben den Stücken der Band aber erst die entsprechende Ausdruckskraft. Paradise City ist mein persönliches Schlüsselerlebnis, mit den musikalisch eindrucksvollen Beiträgen zum Film Terminator II hat er sich ein Denkmal gesetzt. Obwohl Axl Rose mit Guns N‘ Roses auch heute noch aktiv ist, bleiben kommerzielle Erfolge aus. Nach einigen Eheversuchen, unzähligen Drogen- und Alkoholexzessen lebt Axl Rose heute sehr zurückgezogen in einer Villa in Malibu. Das Stück Knockin on Heavens Door in Wembley 1992 ist ein Klassiker.
https://www.youtube.com/watch?v=_9W2nckrum0
#1 – Kurt Cobain (Nirvana)
Das aus Kurt Donald Cobain einmal eine Generations-Ikone werden sollte, konnte bei seiner Geburt 1967 niemand ahnen. Seine Lebensgeschichte liest wie die eines Serienkillers: Im Alter von 8 ließen sich sein Eltern scheiden, damit der unter der Scheidung leidende Kurt schlafen konnte bekam er damals schon Ritalin, 3 Verwandte begingen Suizid und als Jugendlicher fand er die Leiche eines Nachbarjungen an einem Baum. Viele Streitereien innerhalb der Familie veranlassten ihn zum 10fachen Familienwechsel in 4 Jahren. Aufgrund chronischer Magenprobleme begann er früh damit Schmerzmittel zu nehmen und gilt seit 1990 als Heroinabhängig. Nach einem gescheiterten Suizidversuch in Rom, erschoss er sich 1 Monat später, dem 8. April 1994 in Seatle, damit auch nichts schiefgehen konnte spritzte er sich noch eine 3fache Überdosis Heroin. Die Ausdrucksform seiner Gedanken war schon immer die Musik, so gründete er 1987 mit 2 Schulfreunde Nirvana, die 1991 mit Smells Like Teen Spirit vom Album Nevermind ihren größten Erfolg feierten, der Rest ist Legende. Sie etablierte ein neues Genre im Mainstream, den Grunge und gelten als einflussreichste Rockband der 90er. Kurt Cobains Stimme war dabei schon immer ein zentraler Punkt der Musik und ist faszinierend und Energiegeladen, die Texte seiner Songs reichten von Lyrik bis zu Hirnverbrannt und waren stets individuell. Die Coverversion des Lead Belly Klassikers About a Girl die sie 1993 anlässlich einer MTV Unplugged Session zum besten gaben, ist ein schönes Beispiel für Kurt Cobains Qualitäten als Sänger und sein Auftreten als Mensch.
Einzelnachweise
- Falsett (ital. „künstlich, falsch“ ist die Bezeichnung für ein Gesangsregister und eine besondere Form der Stimmnutzung. Man nennt sie auch Kopfstimme, da die Stimmbänder nur am Rande genutzt werden.[↩]
- Coming-out (von engl. „to come out of the closet“, wörtlich: Aus dem Kleiderschrank herauskommen) bezeichnet primär den individuellen Prozess, sich seiner eigenen gleichgeschlechtlichen Empfindungen bewusst zu werden, dies gegebenenfalls dem näheren sozialen Umfeld mitzuteilen[↩]
Wizard of Goth – sanft, diplomatisch, optimistisch! Der perfekte Moderator. Außerdem großer “Depeche Mode”-Fan und überzeugter Pikes-Träger. Beschäftigt sich eigentlich mit allen Facetten der schwarzen Szene, mögen sie auch noch so absurd erscheinen. Er interessiert sich für allen Formen von Jugend- und Subkultur. Heiße Eisen sind seine Leidenschaft und als Ideen-Finder hat er immer neue Sachen im Kopf.
Bin hin und weg von deinen Recherchen!
Finde mit Recht, dass Kurt Cobain der Spitzenreiter ist. Und eigentlich musste er zwangläufig so enden, wenn man seine traurige Lebensgeschichte liest…
In der Überschrift hast du „Freddie“ falsch geschrieben, zwischen Queen II und BoRhap kam noch Sheer Heart Attack, und ich hätte Freddie natürlich auf der 1 plaziert, aber ansonsten ein schöner Beitrag. :) (Und natürlich deine persönliche Rangfolge.)
Ich muss ja gestehen, dass ich Freddie Mercury bzw. Queen nie wirklich etwas abgewinnen konnte und auch Bruce Springsteen ist mir nie als besonders außergewöhnlich in Erscheinung getreten, aber dafür ist es ja auch deine Liste und nicht meine (vielleicht sollte ich es dir einmal gleich tun und eine eigene Liste machen, wenn ich wieder etwas mehr Zeit habe).
Muss Lilly aber mal beipflichten, die Recherche ist wirklich erstklassig! :)
@Lilly: Vielen Dank für die Blumen. Ich kann und möchte nicht nachvollziehen was Cobain zum einen oder zum anderen bewogen hat. Es wird nur immer wieder deutlich wie nahe Genie und Wahnsinn beisammen liegen.
@CIMDDWC: Danke für den Hinweis, habe das selbstverständlich korrigiert. Zwischen dem gefühlten richtig und der wirklich richtigen liegen manchmal Welten. Das mit dem Album dazwischen wusste ich nicht, werde ich aber auch ergänzen. Offensichtlich liegen unsere subjektiven Geschmäcker nicht allzuweit auseinander, schließlich trennen beide ja nur 2 Plätze.
@Konna: Auch dir danke ich für die lobenden Worte, den Blumen nehme ich nur von Frauen :) Freddie ist und bleibt Geschmackssache, das stimmt, ich kenne auch viele gleichaltrige die eine ganze Weile ihrer Kindheit mit Queen verbracht haben und sie trotzdem nicht mögen. Ich habe an Queen und Freddie immer die musikalische Vielfalt bewundert, die erste bewusste Berührung mit Queen hatte ich 1986 als Highlander in die Kinos kam. Ich war 12 und habe meine Schwester, die da schon 20 war, angefleht mich mitzunehmen ins Kino, denn bei Erscheinen war der Film ab 16 Jahren freigegeben. Nachts habe ich mich dann unter der Bettdecke versteckt :)
@Christian: Opernsänger liegen leider nicht in meiner Geschmacklichen Bandbreite, sind aber sicherlich auch außergewöhnlich und haben einen Platz in (d)einer Top 10 mit Sicherheit verdient. Vielleicht nimmst du das als Anreiz mal eine eigene Top 10 oder Top 5 zu erstellen, über einen Trackback, dem ich folgen kann, würde ich mich freuen.
Ich glaube du meintest “Where Did You Sleep Last Night“ als Leadbelly Cover, nicht “About a Girl“, das ist ein original Nirvana Song.