Heute wurde Bettina Köster als Act auf dem Wave-Gotik-Treffen 2010 in Leipzig offiziell bestätigt. Bettina Köster? Etwas ungläubig war ich bereits beim Verfassen der Zusammenfassung schwarzer Sommer ja schon, denn die Dame, über die John Peel mal gesagt hat sie sei die „Königin der Geräusche“, ist jedenfalls für mich keine Unbekannte. Doch wer ist die burschikose Frau auf dem Bild?
Es muss wohl 1978 gewesen sein, als drei Frauen beschlossen für die weibliche Seite des Punk zu sorgen und die Band Mania D zu gründen. Bettina Köster, Gudrun Gut und Beate Bartel standen jedoch für eine neue und experimentellere Art der Musik und waren eher Teil der aufkommenden New Wave Bewegung, obwohl eine Einordnung auch hier schwer fällt. Als Teil einer neuen Emanzipation wollten sich die Berlinerinnen jedoch nicht einspannen lassen, sondern brachten etwas sehr persönliches und eigenes an Tag, was sie schnell in Berliner Underground Kreisen berühmt machte.
1981 gründeten Gudrun Gut und Bettina Köster die Band Malaria! und holten sich Manon Pepita Duursma dazu, die als Gitarristin beim Nina-Hagen Projekt OUT bereits Erfahrungen gesammelt hatte. Zusammen mit Christine Hahn und Susanne Kuhnke entwickelten sie dann eine sehr unterkühlte Form des New Wave, das man später dem Dark-Wave zuordnete und als tanzbare Avantgarde-Musik auch in Künstlerkreisen schwer angesagt war. Auf einer Tournee in Brüssel entwickelte man den Song Kaltes klares Wasser als Teil eines Live-Programms, das sich aber zum Underground-Knüller entwickelte und Mitte der 90er von den Chicks on Speed in seine populäre Version erhoben wurde. Trotz ihrer musikalischen Bandbreite wurden sie diesen Song nie wieder los, der so perfekt repräsentiert, was hinter der neuen Deutschen Welle wirklich steckt.
Zusammen mit Siouxsie and the Banshees, New Order oder auch Birthday Party gelangten sie zu Anerkennung auch in der schwarzen Szene. Mitte der achtziger Jahre zog Köster nach New York, hier produzierte sie einen Dokumentarfilm über das Regime in Burma Anatomy of Terror. Neben den Medium Film versucht sich die Multitalentierte Köster auch als Buchautorin. Mit Martin Schacht arbeitete Köster, die heute in New York, Wien und Italien lebt, zuletzt an dem Buch “Mandalay Moon”, erschienen bei Rowohlt im Sommer 2007.
Ihre große Leidenschaft, die Musik, hat sie nie wirklich abgelegt und ist seit ihrer erfolgreichen Zeit bei Malaria! immer wieder in musikalischen Projekten zu finden, zuletzt machte sie mit der Band Autonervous 2007 von sich reden, bei der sie zusammen mit Jessie Evans von The Vanishing mehr Performance als Musik, mehr Krach als Klang und mehr Kunst als Kommerz. Und jetzt, ja jetzt lese ich, das Bettina Köster beim WGT auftreten wird, was ich persönlich für eine großartige Idee halte und mich zusätzlich ermutigt, dort hinzufahren. Mir ist sie als Teil der schwarzen Geschichte jedenfalls gut in Erinnerung geblieben – Stücke wie das 1985 erschienene You, You sorgten für einen bleibenden Eindruck.
Was darf man erwarten? Eine schrullige ältere Dame mit Mundharmonika? Werden die unterschiedlichen Generationen in schwarz überhaupt etwas damit anfangen können? Einen Vorgeschmack liefert sie uns in ihrem MySpace Profil, ich bleibe gespannt. Wer mehr über Malaria erfahren möchte kann bei m-enterprise fündig werden, wer mehr über ihr neues Album, das wohlmöglich der Grund für die neue Präsenz ist wissen möchte, schaut beim Label Asinella Records vorbei.
„Mitte der achtziger Jahre zog Köster nach New York, hier produzierte sie einen Dokumentarfilm über das Regime in Burma Anatomy of Terror“ – danke! *g*
Der 2010 abgesagte Auftritt wird wohl in diesem Jahr nachgeholt. Zumindest ist Bettina Köster mit einem Programm aus Malaria!-Stücken angekündigt (Sonntag um 19 Uhr in der Sixtina).