„WGT³“ ist unsere Artikelserie, in der wechselnde Autor:innen jeweils drei Bands vorstellen, die man sich beim Wave-Gotik-Treffen 2025 auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Heute sind es 3 Tipps von Robert.
Nostalgie Pur: Alphaville
Ich muss einfach für die Nostalgiewelle eine Lanze brechen und stelle Alphaville vor, die Freitag um 22:10 auf der AGRA die Dusche der Vergangenheit aufdrehen. Klar, Alphaville waren nie Gothic und ihre Songs allenfalls poppig und doch verbinde ich mit ihren Songs ein latentes Gefühl von Melancholie. Oder ist es verklärte Nostalgie? Ich weiß es nicht, bis ich wieder „A Victory of Love“ höre und instant Gänsehaut bekomme. Da muss doch was dran sein. Obwohl es um Frontmann Marian Gold jetzt schon länger ruhig war, ist der jüngst verliehene europäische Kulturpreis und der insgesamt zweite Auftritt der Band (die waren 2000 schon mal da) auf dem WGT willkommener Anlass für ein paar Klassiker.
Die Verkörperung von Independent – New Model Army
Naja, 1984 unterzeichneten sie einen Major-Plattenvertrag bei EMI und sind jedenfalls auf kommerzielle Art und Weise nicht mehr „Indi“ im klassischen Sinne. Immerhin gründeten sie 1998 ihr eigenes Label. Die Inhalte bleiben jedoch irgendwie unabhängig und sind höchst politisch und immer wieder von erstaunlicher Aktualität. Ich darf da mal an den Song „51st State“ erinnern, der mit dem orangefarbenen Präsidenten der USA neue Bedeutung erlangte. Die Band ist nach eigenem Verständnis allerdings gar nicht so politisch. Sie sprechen stets durch die Inhalte ihrer Musik, sind geprägt und Gesellschaftskritik und Poesie, die in meinem Jugendzimmer besonders gut angekommen sind. Und so hing ein Poster von NMA gleich neben Martin Gore und Robert Smith. Für mich passt das. 22:45 am Montag, gleich nach Camouflage.
Die ewige Vorgruppe? – Psyche
Anne Clark, Suicide, Diary Of Dreams. Früher haben sie sich im Schatten bekanntere Acts aufgehalten und sind zu Unrecht vielfach unbeachtet geblieben. Es sind ihre Hymnen, die die Band in das nostalgische Langzeitgedächtnis der Szene gebrannt haben und längst sind sie in der Lage, eigene Konzerte zu füllen. Sie im Rahmen des Wave-Gotik-Treffen in einer Location wie der Moritzbastei zu erleben, ist bestimmt cool. Vor allem mit meinem Lieblingslied: „Misery“:
Wizard of Goth – sanft, diplomatisch, optimistisch! Der perfekte Moderator. Außerdem großer “Depeche Mode”-Fan und überzeugter Pikes-Träger. Beschäftigt sich eigentlich mit allen Facetten der schwarzen Szene, mögen sie auch noch so absurd erscheinen. Er interessiert sich für allen Formen von Jugend- und Subkultur. Heiße Eisen sind seine Leidenschaft und als Ideen-Finder hat er immer neue Sachen im Kopf.
Alle drei Bands liebe ich sehr… Alphaville hab ich als Kind der 80er natürlich schon sehr früh gehört, die haben für mich Nostalgiefaktor hoch 3 – und ja, sie haben auch eine gewisse Melancholie in einigen Songs!
New Model Army und Psyche hab ich beide vor 20 Jahren live gesehen, Alphaville noch nie. Dieses Jahr werde ich es wohl nur zu Psyche schaffen, weil Alphaville mit dem Täubchenthal kollidiert und New Model Army zu einer Zeit spielen, wo ich vermutlich schon Akkus auf „rot“ habe nach mehreren intensiven WGT-Tagen (und dann hätte ich auch noch eine sehr weite Anfahrt zur agra).
Aber Psyche will ich versuchen zu schaffen die haben mich damals live sehr begeistert. Nur was zum Henker haben sie verbrochen, dass sie in so einer kleinen Halle spielen sollen? Die sind doch nun wirklich keine No-Name-Band. Tja… es dürfte sehr kuschelig werden. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich schon zu „eternal“, „brain collapse“ oder „the saint became a lush“ über die Tanzfläche geschwebt oder gefegt bin. Mein Lieblingssong von ihnen ist übrigens „the crawler“.