WGT-Glosse: Lost in TikTok – wie finden Babybats eigentlich den Weg zum WGT?

Während der Countdown zum WGT 2025 die Tage herunterzählt und der MDR mit Tipps zum Wave-Gotik-Treffen ein Feuerwerk abbrennt, stellt Orphi in ihrer WGT-Glosse die wirklich wichtigen Fragen des Treffens. Gehen wir der Sache mit der Szene mit einem Augenzwinkern auf den Grund und erkennen zuletzt den seriösen Hintergrund!

Neulich auf Instagram: Ich scrolle durch den Feed und bleibe an einem makellosen, schwarz-weiß gefilterten Reel hängen. Zu sehen ist ein junger Mensch, perfekt geschminkt. Der Eyeliner schärfer als Siouxsie Sioux in den 80ern, das Outfit vermutlich teurer als mein gesamtes WGT-Budget. Hashtags: #darkaesthetic, #coffincore, #spookybabe. In den Kommentaren tobt die Debatte: „Was ist euer Lieblings-Goth-Look?“ Ich möchte schreiben: „Mit Dreck an den Stiefeln auf der Agra nachts um halb drei.“ Aber ich verkneife es mir. Ist ja peinlich, so alt.

Und irgendetwas sagt mir: „Diese Babybat wird vermutlich gar nicht wissen, was das WGT ist. Machen die Veranstalter auch Werbung auf Instagram und TikTok, also Werbung, die über die Liste der Bands hinausgeht? Die lockt nämlich wahrscheinlich keinen Insta-Goth hinterm Ringlicht hervor, denn die meisten Acts kennt ja keiner.

Wie erreichen wir eigentlich die jüngste Generation der Szene? Wahrscheinlich nicht mit Newslettern oder Pressemitteilungen, sondern – bestenfalls – mit gut produzierten Reels, die aussehen, als hätte ein Dämon mit der Foto-App gespielt. Statt „Das WGT 2025 bietet 200 Konzerte in ganz Leipzig“ heißt es: „POV: You’re a baby bat on your first night out“ – und dann kommt 5 Sekunden Musik und irgendjemand räkelt sich perfekt geschminkt zu 5 Sekunden Dosen-Musik oder so. Einen Festivalflyer zu posten, wirkt da ungefähr so sexy wie ein Faxgerät.

@screenshothq

Do all goths hate the sun? We hit the cemetery with goth queen @Bèvellystrange to bust some of the biggest myths about goth culture 🦇🖤 #goth #gothtok #gothculture #london #streetinterview

♬ original sound – SCREENSHOT

Die Alten – zu denen ich inzwischen wohl selbst gehöre – erinnern sich noch: Damals wurden Flyer noch auf Papier gedruckt, man tauschte Bänder, besuchte Foren, las gedruckte Szenezeitschriften und Blogs. Und heute? Ich weiß es nicht. Ich frage ja nur.

Gerade jetzt wäre eine zeitgemäße Kommunikation wichtig. Die junge Szene gibt es ja. Sie ist da. Sie postet, stylt sich und fühlt. Aber vielleicht weiß sie gar nicht, dass es außerhalb ihres Smartphones eine riesige Subkultur mit Geschichte gibt, die sich seit 30 Jahren zu einem Treffen zusammenfindet, das jährlich rund 20.000 Menschen nach Leipzig lockt. Menschen mit Staub auf den Stiefeln, Geschichten im Gepäck und mitunter Ahnung, wer Siouxsie ist (Spoiler: keine TikTokerin).

Doch wie erreicht man diese neue Generation? TikTok ist flüchtig. Ein Blick, ein Wischen, weiter. Instagram ist eine Plattform zur Selbstinszenierung, aber kein Szenezentrum. Und Discord? Reddit? Eher nicht.

Vielleicht braucht es ganz andere Wege: Szene-Podcasts mit Veranstaltungstipps. Offizielle WGT-Reels mit einem Augenzwinkern. Oder einfach Leute, die den Schritt gehen, auf diesen Plattformen zu kommunizieren, ohne dabei den Szenecharakter zu verlieren. Im deutschsprachigen Raum sind solche „Influencer“ eher Mangelware. Schade. Denn was hilft es, wenn wir alle in der Vergangenheit schwelgen, aber den Anschluss verpassen?

Orphi Eulenforst – impulsiv, pragmatisch, weniger optimistisch! Prädestiniert für den “Hexenfluch”. Orphi ist 1971 vom Himmel gefallen und beschäftigt sich vornehmlich mit den kulturellen Aspekten der Szene. Darüber hinaus macht sie sich als Muse und Gegenpol unbezahlbar.

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Tanzfledermaus
Tanzfledermaus(@caroele74)
Vor 19 Tagen

Hmmmm. Es gibt ja nicht nur Tiktok und Instagram, auch youtube spuckt ne Menge WGT-Filmchen und Playlists aus. Wer googelt, findet auch, denke ich. Gerade in weniger massentauglichen Bereichen/Genres suchen die Leute sich doch kreativ und gezielt ihre Infos zusammen und nie war es so leicht, wie heute, Artikel und Musikbeispiele online zu finden. Da hatten wir es doch früher viel schwerer. Wer nicht gerade ein Zillo oder anderes Indie-Magazin in Reichweite hatte, bekam doch nur über soziale Kontakte und Flyer was mit. Da hat die Jugend von heute es doch leicht. Ein Begriff googeln – und schon tausend Antworten, Bilder, Links….

Letzte Bearbeitung Vor 19 Tagen von Tanzfledermaus
John Doe
John Doe(@arno-siess)
Antwort an  Tanzfledermaus
Vor 19 Tagen

Das kann ich so unterschreiben. Ich würde diese aufregende „alte“ Zeit aber trotzdem um keinen Preis gegen die „modernen Medien“ eintauschen wollen. Irgendwie musste man sich alles mit mehr Anstrengung „erarbeiten“ und fühlte sich deshalb, sorry für diese Formulierung, vielleicht hin und wieder auch etwas elitärer. 😉

Eldlilja
Eldlilja (@guest_66768)
Vor 19 Tagen

Hey Orphi, so hatte ich das noch gar nicht betrachtet, irgendwie dachte ich da so wie Tanzfledermaus.

Aber du stellst ja auf den Nachwuchs ab. Der ist ja scheinbar visuell anspruchsvoll.

Können da die „Alten“ überhaupt mithalten?

Dann müssen wohl die einheimischen „Altvorderen Gruftis“ mal mit szeneechten Reels anfangen, am besten dieses Pfingsten.

Man könnte ja über die Spontis Filmchen vom WGT sammeln.
Und dann mit den richtigen Stichworten / Hashtags oder wie dieser Kram heißt ins weite Internet hinauswerfen.
Man merkt, ich bin total im Thema „Reel“ drin.

Vielleicht käme was richtig Witziges bei raus. Schon das Thema „Packen“ birgt da bestimmt einiges Potential.

Allerdings würde ich mich z.B. ungern irgendwo drauf räkeln, das gibt mein Rücken zur Zeit nicht her. 😜 Und das mit dem scharfen Eyeliner, das ist auch so ’ne Sache.
Aber ich gelte vielleicht auch nicht mehr als Babybat.

Manu
Manu(@manu)
Vor 19 Tagen

Gut beobachtet, finde ich. Die Jugend googelt übrigens nicht mehr bzw. sehr viel seltener. Sie laden sich die Apps runter, die einen gewünschten Dienst anbieten. Manchmal wird noch chatgpt befragt, aber auch per App. Also die Idee ist schon gut etwas in dem Kosmos anzubieten in dem sich die Babybats befinden.

Graphiel
Graphiel(@graphiel)
Vor 19 Tagen

Hey Orphi, spannendes Thema. Als Generation 2000er sehe ich mich tatsächlich noch immer ein wenig zwischen den Stühlen stehen. Ich bewege mich lang genug unter den traditionellen Grufties früherer Zeiten um mich dort heimisch zu fühlen, kenne aber auch noch die Erfahrungen als Grünschnabel in einer schwarzbunten und vollkommen unübersichtlichen Welt.

Gerade jetzt wäre eine zeitgemäße Kommunikation wichtig. Die junge Szene gibt es ja. Sie ist da. Sie postet, stylt sich und fühlt. Aber vielleicht weiß sie gar nicht, dass es außerhalb ihres Smartphones eine riesige Subkultur mit Geschichte gibt, die sich seit 30 Jahren zu einem Treffen zusammenfindet, das jährlich rund 20.000 Menschen nach Leipzig lockt. Menschen mit Staub auf den Stiefeln, Geschichten im Gepäck und mitunter Ahnung, wer Siouxsie ist (Spoiler: keine TikTokerin).

Ich glaube du unterschätzt die junge Generation hier ein klein wenig und das möchte ich einfach mal aus meiner eigenen beruflichen, aber auch subkulturellen Perspektive einordnen. Du hast zwar in dem Sinn recht, dass die Aufmerksamkeit bei vielen jungen Menschen nicht über die ersten 15 bis 60 Sekunden hinaus geht, ehe der gnadenlose Wisch auf dem Smartphone kommt, aber dennoch sind viele der jungen Leute welche ich im Bezug auf unsere Subkultur erlebe bemerkenswert gut informiert. Zumindest müsste ich jetzt lügen, wenn ich bezüglich der Exemplare mit denen ich ein paar Worte wechseln konnte etwas anderes behaupten sollte.

Beruflich habe ohnehin viel mit Jugendlichen zu tun und ab und zu entdecke ich dann tatsächlich auch mal ein Exemplar, was man mit Fug und Recht als Szenenachwuchs betiteln kann. An meiner aktuellen Schule habe ich beispielsweise das Vergnügen gehabt mit einer solchen Schülerin plaudern zu können. Optisch wirkt sie jetzt nicht aus wie frisch aus den 80ern gefallen und bei manchen ihrer musikalischen Favoriten würde der ein oder andere alteingesessene Schwarzkittel vermutlich auch mal Ohrenbluten bekommen, doch ist sie für ihr junges Alter besser über die Szenegeschichte und deren Musik informiert als ich auf den ersten Blick vermutet hatte. Ein Besuch beim WGT steht für die bereits auf der Wunschliste, aber mit nicht einmal 18 Jahren reichen dafür halt noch nicht die entsprechenden Mittel. Ihren Einstieg hatte sie übrigens durch Zufall über Spotify bekommen. Beinahe schon wieder ganz klassisch und ohne TikTok: Einfach nur beim zufälligen Durchwühlen von Musik über einen gruftigen Song gestolpert, sich darin widergefunden und ab da weitergeforscht.

Ähnliches kann ich auch über einige junge Leute sagen, die ein klein wenig älter sind als die besagte Schülerin und die trotzdem bei uns auch in den kleinen Locations unterwegs sind. Vor einer Weile hatten ein befreundeter Gruftie (80er Generation) und ich mal die Gelegenheit mit denen ins Gespräch zu kommen. Finde sowas ja immer total spannend, Auch hier gilt: Sie sind sicher keine Abziehbilder der 80er und der Reflex sagte auch bei mir erstmal „Bestimmt wieder so TikTokgrufties“, aber Pustekuchen. Am Ende war das einfach nur ein bereicherndes Gespräch für alle Beteiligten.

Doch wie erreicht man diese neue Generation? TikTok ist flüchtig. Ein Blick, ein Wischen, weiter. Instagram ist eine Plattform zur Selbstinszenierung, aber kein Szenezentrum. Und Discord? Reddit? Eher nicht.

Meinen persönlichen Erfahrungen nach erreicht man die jüngere Generation nach wie vor am besten im direkten Kontakt. Youtube, TikTok und Co. mögen zum anteasern ja ganz gut und schön sein, aber wenn man sich als Creator mal die durchschnittliche Ansehzeit für Videos so anschaut, dann stellt man leider recht schnell fest, dass die meisten Leute bereits nach den ersten 1-2 Minuten weiterscrollen. Wenn du es darin nicht schaffst deine Zuschauer irgendwie abzuholen, dann kannst du es im Grunde vergessen.

Daher bleibe ich dabei: Das direkte Gespräch mit der jungen Generation ist immer noch am ertragreichsten. Hier und da muss man vielleicht ein wenig die Zähne zusammenbeißen, wenn von besonders neumodischen musikalischen Strömungen geschwärmt wird, aber solange man es schafft dies erst einmal auszublenden und die Leute so anzunehmen wie sie sind kann man viel erreichen und vielleicht auch den ein oder anderen Ankerpunkt setzen.

Tanzfledermaus
Tanzfledermaus(@caroele74)
Antwort an  Graphiel
Vor 19 Tagen

Danke für den interessanten Einblick in Deine Erfahrungen mit dem Szenenachwuchs! Ich staune auch übrigens immer wieder beim WGT, wie viele junge Leute da mit ihren gruftigen Eltern sind, und selbst eindeutig gruftig unterwegs sind. Es heißt ja immer, dass die Jugend sich gern von den Eltern abgrenzt und ihr eigenes Ding macht, aber wie viele Generationen gerade in unserer Szene gemeinsam anzutreffen sind, finde ich enorm überraschend und spannend!

Graphiel
Graphiel(@graphiel)
Antwort an  Tanzfledermaus
Vor 19 Tagen

Das gibt es bei uns auch oft auf den Konzerten zu sehen. Letztes Jahr kamen beispielsweise Reptyle zu ihrem 25 jährigen Bandjubiläum „nach Hause“ und brachten ein paar Gäste mit eindeutig traditionellem Einschlag mit. Da fand dann ein regelrechtes Treffen der Generationen statt, zumal sich auch der ursprüngliche Frontmann die Ehre gab und ein paar Songs performte. Quasi ein Build up für die ganze gruftige Familie, wenn man so will. Fand ich auch unglaublich spannend und schön anzusehen.

Black Alice
Black Alice(@blackalice)
Vor 19 Tagen

Niemand versteht Gen-Z. LOL.
Wir werben auf FB (voll Boomer) und Insta und erreichen durchaus unser übliches und unübliches Publikum, allerdings nicht mehr die Gen-Z. Diese sind echt schwer zu packen. Für Tik-Tok fehlt uns dann doch der Zugang und das Verständnis. Aber ich denke, die finden ihre eigenen Wege und ihre eigene Form sich zu treffen, zu organisieren, was gemeinsam zu machen. Das WGT kennt jeder, auch Nicht-Goth. Es ist unmöglich dieses nicht zu kennen. Wenn sie den Weg dort hin nicht finden, dann hat es seine Gründe, aber hat eher weniger mit Aufmerksamkeit und Werbung und bestimmte Kanäle zu tun. Vielleicht ist es ihnen zu teuer, entspricht nicht ihrer Life/Party-Ballance oder sonst was. Sie kommen schon noch mit der Zeit, wenn sie ihrer Gen-Z entwachsen sind…

Tanzfledermaus
Tanzfledermaus(@caroele74)
Antwort an  Black Alice
Vor 19 Tagen

Vielleicht sind ihnen da auch einfach insgesamt zu viele ältere Leute unterwegs *hust* . Manchmal fühl ich mich mit meinen 50 Lenzen absolut uralt, aber wenn ich mir dann viele andere in meinem Alter so anschaue, vor allem außerhalb der Szene, die total altbacken daherkommen, denke ich mir manchmal, dass es wohl doch nicht so schlimm ist (zumal ich häufig für jünger gehalten werde).

Letzte Bearbeitung Vor 19 Tagen von Tanzfledermaus
Black Alice
Black Alice(@blackalice)
Antwort an  Tanzfledermaus
Vor 19 Tagen

Ja vielleicht hast Du auch recht. Früher habe ich mich ja auch ungern dort rum getummelt wo zu viele alte Leute waren. Vielleicht machen sie aber auch ihr eigenes Ding und wir bekommen es nicht mit? Vielleicht aber wollen wir gerne, dass es Nachwuchs gibt und verstehen nicht, dass der Nachwuchs ihr eigenes Ding macht, halt anders als wir. Da merkt man, dass man alt ist… Ach… das renkt sich alles noch ein… ;-)

Tilda
Tilda (@guest_66819)
Vor 13 Tagen

Aloha. Ich heiße hier Tilda, bin mittlerweile 22 Jahre alt und seit gut drei Jahren viel in der Szene unterwegs, obwohl ich nie Bestandteil dieser sein werde (dafür bin ich einfach zu ungruftig). Dieses Jahr wäre mein drittes WGT und ich habe auch echt sehr lange darüber nachgedacht, ob ich hinfahre oder nicht, weil es einfach sehr teuer ist. Ich höre auch generell oft, dass sich Leute in meinem Alter nicht einmal den Disko-Eintritt leisten können. D.h. von den wenigen jungen Leuten, die in die Szene nachkommen, kommen nochmal weniger rein aus finanziellen Gründen auf Veranstaltungen o.ä.
Dies nur mal als Anmerkung. Zu der Sache, wie man junge Leute mehr erreicht: Die Musik ist eben ein Gefühl, das kann nicht willentlich hervorgerufen werden, entweder man fühlt es oder eben nicht, ich schätze, die jungen Leute werden davon einfach nicht mehr erreicht. Auf die Musik zu stoßen ist heutzutage eigentlich einfacher als je zuvor, dafür sorgt der Algorithmus. ,,Gallowdance“ von Lebanon Hanover war ein TikToktrend bzw. wurde meinen kleinen Schwestern auf die ,,ForyouPage“ gespült genauso wie diverse andere Musik, die man der Szene zuordnen könnte.
Ich selbst habe die ,,Szene“ entdeckt, weil ich gerne 80er gehört habe (abgesehen davon, dass ich sehr Theater, Musik und Buch/Literatur begeistert war) aber über Youtube: Erst Michael Jackson, dann Billy Idol und irgendwann wurde mir Temple of Love (neben Fear of the Dark) in die Playlist gespült. Weil mir die Klänge gefallen haben, habe ich nach mehr Musik gesucht vor allem in Richtung Sisters of Mercy und so bin ich dann allmählich reingerutscht. Das Wort ,,goth“ ins Internet eingegeben und man findet tausend Informationen, das einzige was ein bisschen komplizierter war, war Partys und vor allem aktive Clubs zu finden, da bin ich dann irgendwann auf die Liste hier bei Spontis und auf das ATG gestoßen (Danke :D). Das ATG kann man übrigens von der Liste entfernen, das ist seit dem 26. April Geschichte. Nachtstrom findet eventuell in einer anderen Location statt, dazu ist noch nichts bekannt. Man kann in Wiesbaden den Schlachthof mit Nightcrawling und in Mainz das KUZ mit der Dark Alliance und der Depeche Mode Party hinzufügen (das ist zwar sehr oberflächlich aber ganz gut um reinzukommen), undergroundiger ist in der Kreativfabrik Wiesbaden die Obscure Pop und im Qkaff Mainz die ,,Last Rights“.
Worauf ich eigentlich hinauswollte: Wenn man ernsthaftes Interesse für die Musik und die Szene aufbringt, dann findet man diese Dinge, das ist heute einfacher denn je, den ,,Underground“ lernt man dann spätestens durch die Leute dort kennen. Ich denke, wenn man versucht, die Leute mit irgendwelchen Reels und Anpassung (was zudem einige ,,Szene“Youtuber schon machen) zu erreichen, erreicht man noch mehr genau das, was die ganze Zeit schon kritisiert wird: Die ,,Kommerzialisierung“ und das Showlaufen. Da ist es dann Trend usw. dort verschwindet dann die Subkultur.

Tilda
Tilda (@guest_66821)
Antwort an  Tilda
Vor 13 Tagen

Achso und ich denke, wenn man einfach junge Leute in der Szene anspricht ihnen Bands und Musik empfiehlt/zeigt, Flyer von Partys verteilt und sie nicht nach ihrem momentanen Musikgeschmack oder der Unkenntnis einiger Bands verurteilt, bringt das am meisten. Und am besten unterstützt man einfach lokale subkulturelle/alternative junge Orte und breitet da ein wenig eigene Subkultur aus. :)

Robert
Robert(@robert-forst)
Antwort an  Tilda
Vor 13 Tagen

Danke für deine Ansicht! Sehr spannend und fast schon ein bisschen beruhigend. So hat man seine Daseinsberechtigung noch nicht ganz verloren. :-)

Ich glaube auch, dass TikTok, Instagram und ihre schnellen und sehr visuellen Inhalte nur der Einstieg in eine Subkultur sein kann, die sehr viel mehr zu bieten hat, als coole Musik und schwarze Outfits.

Und ja, ich bin mir der ablehnenden, verurteilenden und wertendenden Individuen in unserer Szene durchaus bewusst. Ich habe allerdings das Gefühl, dass sie in der Minderheit sind. Hoffentlich :)

Black Alice
Black Alice(@blackalice)
Antwort an  Tilda
Vor 13 Tagen

Schön deine Erfahrung zu lesen. Ja, auf Partys werden von ganz normalen jungen Menschen vermehrt Goth Songs gewünscht. Diese jungen Menschen hatten während Corona alle Zeit die Playlisten bei den üblichen Dienstleistern rauf und runter zu hören und haben mehr Musik entdeckt als das was die Jugend bis dahin so konsumiert hat. Da aber die Jugend sich heute ungern noch in Szenen pressen lässt, gibt es zwar den Konsum von Goth Musik (was sich z.B. auch immer wieder in den Indie-Trendcharts widerspiegelt), aber weniger Zulauf in die Szene selbst. Deine Schilderung bestätigt meine Beobachtung. Man fluktuiert zwischen den Szenen, so wie man gerade drauf ist, fühlt sich aber nicht mehr einer Szene gebunden.

Das mit dem Geld kann ich durchaus verstehen. Man hat heute als junger Mensch mehr Geld zur Verfügung als jemals zuvor, aber dafür ist auch alles extrem kommerzialisiert und teuer geworden. Was günstiges gibt es heute kaum mehr.

sarago
sarago (@guest_66822)
Vor 13 Tagen

Huhu zusammen,
als Kind der 90er hab ich mich das erste Mal mit der Szene und dem WGT in den 2000ern auseinandergesetzt. Damals heimlich, weil ich niemanden wie mich in meinem Umfeld hatte, durch gebrannte CDs, Zeitschriften und irgendwann in Foren und allgemein DEM INTERNET (stellt euch einen Glitzereffekt und Regenbögen vor). Als junger Mensch hat man oft verhältnismäßig viel Zeit und/oder Leidenschaft. Also wer da dunkel veranlagt ist, wird sich schon investigativ vorantasten und auf das WGT stoßen. Fragt sich eher – wer unter 20 kann oder will sich das heute leisten?

Das Gute: Den Geist des WGT kann man auch ganz gut aufsaugen, wenn man sich das Ticket nicht leistet. Die ganze Stadt ist an diesem Wochenende dunkel und einige Partys, Ausstellungen und Bars auch ohne Bändchen offen.

Ich war jetzt aber schon aufgeschmissen. Selbst aus der neuen App heraus verlinken manche Details zu Facebook. Für mich eine Sackgasse, weil ich kein Facebook mehr besitze – wie so ziemlich jede:r in meinem Umfeld.

Das WGT vertraut seit Jahren auf die begeisterte Community, die fleißig postet, eigene Apps, Pläne und Playlists erstellt und veröffentlich. Ich hoffe, dass das weiterhin so lange gut geht und das WGT nicht irgendwann den Punkt verpasst, an dem es Aufwand in Marketing hätte stecken müssen.

Tanzfledermaus
Tanzfledermaus(@caroele74)
Antwort an  sarago
Vor 13 Tagen

ja, dieses ständige Verweisen aller möglichen Künstler und Veranstaltungen ausschließlich auf Facebook/Instagram, wo man ohne Anmeldung gleich wieder rausgebeten wird oder gar nicht erst rein kommt, nervt mich auch ungemein.

Robert
Robert(@robert-forst)
Antwort an  sarago
Vor 13 Tagen

Hallo Sarago, danke für Deinen Kommentar!

Fragt sich eher – wer unter 20 kann oder will sich das heute leisten?

Ich sehe deine Aussage etwas zwiegespalten. Es gibt aktuell riesige Festivals für „junge Leute“, die weit mehr kosten, als das WGT:

  • Electrisize: 330€ (3 Tage)
  • Parookaville: 260€ (3 Tage)
  • Rock am Ring: 230€ (3 Tage)
  • Amphi: 126€ (2 Tage)

Da ist das WGT mit 170€ für 4 Tage ein theoretisches Schnäppchen. Ich verstehe natürlich dein Argument und du sprichst auch sicherlich einige unter 20 Jahren an, aber offensichtlich nicht alle. Denn viele unter 20 Jahren geben deutlich mehr Kohle für Festivals aus.

Für deine Facebook-Abstinenz habe ich vollstes Verständnis, deswegen gibt es ja auch diese Webseite. Wir versuchen für viele Dinge eine Brücke zu den sozialen Medien zu schlagen, aber manchmal ist das ein Kampf gegen Windmühlen. Wir zählen auf Menschen wie Dich, die vorbeikommen, kommentieren und zeigen, dass es noch Interesse außerhalb der sozialen Medien gibt.

graveyardqueen
graveyardqueen(@graveyardqueen)
Antwort an  Robert
Vor 13 Tagen

Als Ergänzung:
Ich finde die Argumentation, dass man sich das WGT nicht leisten kann, weil es zu teuer ist, immer etwas hinkend. Wenn man jetzt wirklich nur von den 177(!) plus Obsorge ausgeht, ist das etwas, was man sich in 12 Monaten durchaus ansparen kann. 🤷🏼‍♀️

Letzte Bearbeitung Vor 13 Tagen von graveyardqueen
Graphiel
Graphiel(@graphiel)
Antwort an  Robert
Vor 13 Tagen

Ich finde das kommt wirklich drauf an wie genau man „WGT zu teuer“ definiert. Allein gemessen am Bändchen im Bezug auf die gebotenen Tage hast du natürlich völlig recht. Aber wir wissen doch alle das gerade Leipzig die Preise für Unterkünfte massiv anzieht, sobald das WGT vor der Tür steht. Sowas kann ich z.B. von Köln während des Amphis (noch) nicht behaupten, außer vielleicht von den Hotels die fußläufig vom Amphigelände entfernt liegen. Hinzu kommen Anfahrt und Verpflegung. Ich finde man kann dies nicht einfach vom Ticketpreis trennen und sich nur diesen anschauen, außer man wohnt in Leipzig oder unmittelbarer Umgebung, sodass die sonstigen Kosten gar nicht erst anfallen. 

So ungern ich es auch sage: Wenn ich jetzt vom Gesamtpreis ausgehe, dann bin ich je nach Geldbeutel mit dem Amphi oder anderen Festivals inzwischen dann doch besser beraten als mit dem WGT. Mit unter 20, wie es Sarago geschrieben hat, mal eben so einen Durchschnittspreis aus Ticket, Unterkunft und Verpflegung zu stemmen erscheint mir da schon sportlich.

Robert
Robert(@robert-forst)
Antwort an  Graphiel
Vor 13 Tagen

Ja, das ist natürlich was dran. Wenn der Geldbeutel knapp ist und man unter 20 ist, wäre dann Campen nicht die logischere Option?

Wir können das Thema noch durchaus kleinteiliger zerbröseln, aber die Quintessenz ist am Ende doch, dass man die meisten Festivals günstig oder auch etwas teurer machen kann – je nach dem in wie weit man bereit ist, die eigene Komfortzone zu verlassen.

Tatsächlich sind die Preise für Hotelzimmer in Leipzig teurer als die in Köln, dieser Eindruck täuscht nicht. Zuletzt haben wir 112€ für eine Übernachtung in Köln und rund 165€ für eine Übernachtung in Leipzig. Allerdings werden in Köln auch weniger Übernachtung fällig, als in Leipzig.

Graphiel
Graphiel(@graphiel)
Antwort an  Robert
Vor 12 Tagen

Ja, das ist natürlich was dran. Wenn der Geldbeutel knapp ist und man unter 20 ist, wäre dann Campen nicht die logischere Option?

Bis Mitte 20 und dem passenden Umfeld hätte ich dir da sofort zugestimmt. Aber das ist halt auch schon fast 20 Jahre her und das Rad der Zeit hat sich seitdem weiter gedreht. Ich weiß halt nicht wie hoch campen bei der jungen Generation überhaupt noch im Kurs steht, besonders nicht wenn der Freundeskreis so bunt durchmischt ist, dass es mitunter schwer werden kann jemanden zu finden der Bock hat mitzufahren. Alleine nach Leipzig zu pendeln ist (besonders wenn man weiter weg wohnt) auch bei uns Älteren schon nicht Jedermanns Sache. Auch weiß ich nicht ob sich die jungen Leute inzwischen nicht auch einfach denken „Ehe ich es riskiere, dass sich nachts wer im Suff in mein Zelt verirrt, spare ich mir lieber die Alternative in Form hoher Unterkunftskosten und bleibe daheim.

Zuletzt haben wir 112€ für eine Übernachtung in Köln und rund 165€ für eine Übernachtung in Leipzig. Allerdings werden in Köln auch weniger Übernachtung fällig, als in Leipzig.

Eben. Und jetzt rechne mal grob 4-5 Nächte a 165€ gegen 112€ für zwei Nächte auf. Das ist halt ein finanzieller Unterschied, der sich nicht so einfach wegdiskutieren lässt.

Wie gesagt: Meiner Meinung nach ist nicht das WGT selbst das Problem, sondern die Kosten drumherum. Solange Leipzig fleißig dazu beiträgt das Festival zu einer regelrechten Luxusveranstaltung zu erheben, halte ich es nicht für verwunderlich, dass sich viele (auch jüngere) Leute dagegen entscheiden.

Tilda
Tilda (@guest_66839)
Antwort an  Graphiel
Vor 12 Tagen

Auch das Camping für 50 Euro ist ziemlicher Luxus, es gibt Festivals die kosten so viel und da ist das Camping mit drinnen (drei/vier Tage) zumal Duschen und feste sanitäre Anlagen nochmal extra kosten. Auf meinem ersten WGT vor zwei Jahren hat das Campen noch 30 Euro gekostet und das Parkticket 15. Naja, damals bin ich auch alleine dahin und habe gecampt, witzigerweise kam am zweiten Tag spontan dann noch jemand dazu.
Dieses Jahr war das ,,alleine sein“ neben den Kosten (und dem LineUp) allerdings auch ein Grund das WGT nicht zu besuchen. Die GP für zwei Tage ist da günstiger und man kann trotzdem WGT Luft schnuppern (oder die Partys besuchen). Tja. Mal schauen wie es nächstes Jahr aussieht.

Graphiel
Graphiel(@graphiel)
Antwort an  Tilda
Vor 12 Tagen

Vielen Dank für den Einblick, dann lag ich ja gar nicht so weit daneben mit meinen Vermutungen. 😉

Finde es übrigens toll, dass du dich als quasi „Betroffene“ bei dem Thema zu Wort meldest. Die Kommunikation zwischen den Generationen finde ich nämlich ungemein wichtig und auch spannend.

sarago
sarago (@guest_66872)
Antwort an  Graphiel
Vor 9 Tagen

Erstmal: cool, wie aktiv ihr hier seid. Ich hab nicht mit Antworten gerechnet <3 Vor 3 Jahren habe ich mit dem Bloggen aufgehört, weil nix mehr los war. Fühl mich hier voll wohl :)

Zum Thema: Schön, wie meine vermeintlich unscheinbare, eher rhetorisch gemeinte Frage so eine Diskussion und regen Austausch auslöst :D

Mein erstes WGT müsste 2011(?) gewesen sein. Mit zarten 16 Jahren hab ich für das gesamte Wochenende mit allen Nebenkosten (inkl. Anfahrt, Unterkunft bei Bekannten, Futter und ein Mitbringsel) 300€ ausgegeben und dafür mein Sparschwein bis auf den letzten Cent geleert. Das hat richtig weh getan, war aber geil. Ich glaube nicht, dass das heute noch möglich ist – egal, wie schlank man es hält. Proof me wrong! Parallel sind heute auch alle anderen Sachen im Leben teurer geworden. Das war also gar keine Kritik am WGT. Ich glaube, wer heute im Teen-Alter ist, muss sich viel radikaler entscheiden. Besuche ich mein jährliches Kultur-Event? Gehe ich regelmäßig mit Freund:innen in meinem Umfeld weg? Mache ich meinen Führerschein? Oder spare ich das Geld, um mir in einer Studentenstadt später ein 9-Quadratmeter-Zimmer in ner heruntergekommenen WG leisten zu können? ;)

Ich persönlich habe mich dieses Jahr auch gegen das WGT und für einen 2. Urlaub im Herbst entschieden. Mein Herz blutet und ich bereue es ein bisschen :D Aber knapp 2000€ für 2 Personen an einem Wochenende wären mir bei den verfügbaren Hotels etwas viel gewesen und Zelten kommt aus persönlichen Gründen für mich nicht mehr in Frage… :)

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