Spontis Wochenschau #09/2014

Barcelona, Monument a Colom 28. September 2014: Rund 2 Monate dauerte die Reise, zu der Christoph Kolumbus am 3. August 1492 aufbrach, um eine neue Seeroute nach Indien zu erschließen. Gelandet ist er letztendlich an den Bahamas und gilt damit irgendwie als Entdecker der „Neuen Welt“. Dabei war der Isländer Leif Eriksson bereits 500 Jahre vorher in der neuen Welt gelandet und weil Kolumbus nie geschnallt hat, dass er wirklich einen neuen Kontinent entdeckt hatte, wurde Amerika nach Amerigo Vespucci benannt, der kurze Zeit nach seinem Arbeitskollegen Kolumbus verreiste. Bewundernd bestaune ich die zur Weltausstellung 1888 gebaute Kolumbus-Säule am Hafen von Barcelona. Heute geht Reisen viel schneller. 7 Stunden braucht man, um nach Barcelona zu kommen, chaotische Parkplatz-Suche am Flughafen, ausrastendes Bodenpersonal, handgeschriebene Bordkarte, Sicherheitsschleusen, Wanderung zum Gate, Fahrt im überfüllten Rollfeld-Bus, warten auf Koffer und unzählige Shuttle-Busse und Züge im ständigen Wechsel von brüllender Hitze und klimaanlagenerzeuter Kälte inklusive. Jetzt stehe ich hier, vor der 60m hohen Säule inmitten von Touristen aus aller Herren Ländern und frage mich, was Reisen wohl zu Kolumbus Zeiten für ein Erlebnis war. Aus gutem Hause und mit ordentlich Kohle versorgt, ist Reisen auch heute noch unbeschwerlicher – schließlich gibt es Priority-Gates, Business-Klasse und Menschen, die gleich hinter der Schiebetür ein Schild mit deinem Namen hochhalten. Damals, als Kind, war Reisen auch noch schön, denn während sich die Eltern um Anschlusszüge, Bahnsteige, Abfahrtszeiten und Kofferschleppen kümmerten, guckte der kleine Robert aus dem Fenster des riesigen Zug-Abteils und wartete auf das Pfeifen der Lok, kurz bevor diese in den nächsten Tunnel einfährt. Mir macht Fliegen keinen Spaß. Verreisen ohne Reisen, das wärs! Aber bis wir das Beamen erfinden, vergehen wohl noch ein paar Jahre. Vielleicht können wir bis dahin irgendwann mal beim Fliegen im Internnet surfen und die Links der nächsten Wochenschau verfolgen, das würde zumindestens die Wartezeit im viel zu kleinen Sitz erträglicher machen ;-)

  • Aus für Unheilig: Der Graf gibt seinen Rücktritt bekannt | VIP.de
    Jedenfalls bald. Schnell noch das Album „Gipfelstürmer“ mit dem Wind des Niedergangs in luftige Höhen erheben und  ein paar Konzerte für die treuen Fans. Das kündigt der Graf in seinem offenen Brief auf der Internetseite der Band an. Hier erklärt er auch seine Entscheidung, denn er möchte seiner Familie mehr Zeit widmen. Der Graf ist kommerziell erfolgreich geworden, hat der schwarzen Szene den Rücken gekehrt und schwimmt spätestens seit „Große Freiheit“ auf dem Schlager-Mainstream. Vom Grafen, der mit schwarz lackierten Fingernägeln und den Kontaktlinsen die schwarze Szene mit seiner Stimmer begeisterte zum gut verdienenden Schlager-Pop-Grafen, der sich quer durch die Medienlandschaft nagt. Grund für altgediente Grufties den Niedergang seiner Wurzeln zu betraueren? Nicht unbedingt. Vielleicht war die Musik des Grafen auch nie wirklich etwas anderes als ein Produkt, um sich und seine Lebensträume zu verwirklichen – wie sehr man seine Kunst dem Kommerz anpasst, ist jedem Künstler selbst überlassen. Jetzt ist Unheilig nicht mehr da. Vermutlich solange die Kohle reicht. Wir werden sehen.
  • Heimat-Chef Heffels über den Viralerfolg des Gothic Girls | Horizont
    Erstaunlich. Bislang fand ich den Spot irgendwie witzig, wenn auch belanglos. Ganz anders der Chef der Agentur Heimat, der den Spot für die Baumarkt-Kette Hornbach gemacht hat. Der findet doch tatsächlich bedeutungsschwangere Botschaften in seinem Spot: „Der Spot tangiert über die Tat des Heimwerkens hinaus Themen global-relevanter, sozialer Bedeutung. Mobbing, Pubertät, wachsende Intoleranz gegenüber alternativen Lebensentwürfen beziehungsweise Nonkonformismus. Von entscheidender Bedeutung für den Erfolg ist für mich jedoch die Darreichungsform, sprich: die Regieleistung von Pep Bosch. Diese überzeichnete, pastellige Bonbon-Werbewelt, immer kurz vor der Karikatur; darin das Mädchen in Schwarz – ein Fremdkörper. Die so beschriebene Welt ist nicht unbedingt bei mir nebenan, sie existiert nicht mal, aber ich verstehe ihr Prinzip, die Gefühle. Das ist eine universelle Sprache.“ Ich bin beeindruckt. Möglicherweise ist der Spot der Todesstoß der Abgrenzung, denn wer Gothics nach diesem Spot nicht lieb hat, ist selber schuld.
  • Aufsehenerregender Fund – Liegt hier Draculas Verlies? | Focus
    In der Burg Tokat im Norden der Türkei wollen Archäologen das Verlies von Vlad III. gefunden haben, dem Vorbild des späteren Grafen Darcula. Bram Stoker machte Vlad Dracuela 1897 in seinem Roman zur legendäre Berühmtheit, vielleicht hat man in der Türkei nun die Möglichkeit über den Grafen, der 1431 geboren wurden, etwas zu erfahren. „Während Restaurationsarbeiten […] haben die Archäologen nach Angaben von „Hürriyet Daily News“ mehrere geheime Tunnel entdeckt, die unter anderem zu einem militärischen Unterschlupf führten. Zudem stießen sie auf zwei Verliese, die ausgebaut seien „wie ein Gefängnis“. Çetin sagte gegenüber der türkischen Tageszeitung, dass Dracula in einem dieser neu entdeckten Verliese in Gefangenschaft war: „Es ist schwierig abzuschätzen, in welchem Raum Dracula gefangen gehalten wurde, aber es war hier in der Gegend.“ Viele Historiker gehen hingegen davon aus, dass er in Rumänien gefangen gehalten wurde, berichtet „Hürryet Daily News“ weiter. Die Länge seiner Gefangenschaft sei allerdings bisher nicht geklärt.“ Ich gehe davon aus, dass sich die Burg als Sehenswürdigkeit etablieren will und irgendeine Kleinigkeit zur Sensation stempelt.
  • Gabys Gruft in Stuttgart – Untoten und Schwermetaller | Stuttgarter Zeitung
    Um in Gabys Gruft zu gelangen, muss man erst durch eine schwere Stahltür, dann wenige Stufen Richtung Souterrain. Die Tür öffnet sich, und schon steht man in einer schwarz gestrichenen Fantasiewelt. Engelchen küssen Totenköpfe, über alten Holzbalken schimmert bläulich Lametta, an der Wand hängen mit Zollstöcken gebaute Pentagramme. Willkommen in der Gruft von Gaby Vernaleken, die ihr Alter nicht verraten und einfach nur Gaby genannt werden will.“ Unweigerlich muss ich an „Gaby gibt ne Party“ denken, als ich den Artikel in der Stuttgarter Zeitung lese – ich hoffe Sie nimmt es mir nicht übel.  Gaby Vernaleken ist mit bewundernswerter Leidenschaft bei der Sache und hält den Laden im Stuttgarter Osten für alle Subkulturen offen. „Heute verirren sich an normalen Tagen oft gar keine Besucher hierher, zu Konzertnächten jedoch manchmal richtig viele. Gruftis auch? „Ja, schon, aber nicht so viele“, sagt Gaby. Sie lacht. „In einer Gruft sind doch vor allem Untote, oder?“, und schwärmt davon dass „auch mal ein schöner Punk mit Iro oder geschminkte Schwermetaller“ bei ihr vorbeischauten. Schwermetall, also Heavy Metal, läuft hier neben Punk, Gothic und ganz generell Rockmusik. Je nach Musikrichtung ist das entsprechende Publikum zugegen. Jeder kommt, wie er will. „Nur Satanisten, die haben hier nichts verloren“, sagt Gaby.“ Gut so, Gaby. Ich mag Dich.
  • „Jack the Ripper“ – Der Kutscher war der Mörder | Welt
    Wie passend, dass zwei Autoren in England gleich die nächste Sensation ausspucken: „Jack the Ripper“, der berüchtigte Massenmörder des historischen Londons, ist entlarvt: „Der schwedische Autor Christer Holmgren hat zusammen mit seinem britischen Kollegen Edward Stow vor allem auf die Zeugenaussagen in den Ripper-Akten konzentriert – sie sind lückenlos heute im Museum des Scotland Yard in London einzusehen. Auffällig unlogisch kam den beiden dabei die Aussage jenes Zeugen vor, der das erste Opfer gefunden haben will. Charles Cross, von Beruf Droschkenfahrer, aus Bethnal Green, einem Londoner Stadtteil. Charles Cross eilt am Freitag den 31. August 1888 im Dunkeln durch das Elendsviertel Whitechapel zur Arbeit – so hat er es der Polizei erzählt. Um 3.40 Uhr fällt er fast über einen Körper. Vor seinen Füßen liegt Mary Ann Nichols, eine Prostituierte, Spitzname „Polly“. Drei Tage später wäre sie 43 Jahre alt geworden. „Polly“ ist tot, die Kehle durchgeschnitten, der Unterleib aufgeschlitzt. […] Wir sind sicher, dass Charles Cross der Mörder ist“. Die ganze Wahrheit steht in der Welt.
  • Zu wenig Särge, zu wenig Wohnraum – Friedhöfe in Berlin werden zu Bauland | Tagesspiegel
    Erinnert ihr euch an den Friedhof im Grunewald? Möglicherweise droht auch anderen Friedhöfen in der Hauptstadt die Umwandlung in Bauland. Die Stadt plant langfristig 75 Ruhestätten zu schliessen, um dem Berliner Hunger nach Freifläche gerecht zu werden. Grund dafür sei auch, dass sich die Bestattungskultur verändert: „„Immer mehr Menschen entscheiden sich dafür, sich nach ihrem Tod verbrennen zu lassen. Und ein Urnengrab ist nun mal wesentlich kleiner als ein Erdgrab“, sagt Stephan Hadraschek, Referent für Öffentlichkeitsarbeit bei Otto Berg Bestattungen. Hinzu komme, dass in der Zeit vor 1900 – Berlin wuchs explosionsartig – viele neue Friedhöfe angelegt wurden: Damals waren die Sterbezahlen hoch. Seit Anfang der 1990er Jahre sinken sie indes stark. „Entstanden sind so viele Areale mit einem großen Pflegeaufwand“, sagt Hadraschek. Alle Friedhöfe zu erhalten hieße, die Kosten über die Gebühren auf die Käufer neuer Gräber umzulegen. „Friedhofsfachleute haben erkannt, dass das so nicht weitergehen kann“, sagt Hadraschek.“ Ob es sich bei der Entscheidung für eine Feuerbestattung jedoch um eine freie Entscheidung handelt, bleibt für mich fraglich. Viele Verstorbene und Hinterbliebenen haben einfach nicht mehr die finanziellen Mittel, um für eine „anständige“ Bestattung zu sorgen. Sind alte Friedhöfe bald Geschichte?
  • Der Wald der toten Automobile | Gedankensplitter
    Im schwedisch-norwegischen Grenzgebiet nahe der Ortschaft BÃ¥stnäs gibt es einen Autofriedhof der besonderen Art. Seit 1986 ist die Werkstatt und der Schrottplatz der Brüder Ivansson verlassen, die sich dort 1955 niederließen, um Ersatzteile ins benachbarte Norwegen zu verkaufen, denn dort war der Import von ganzen Autos verboten. Marcus Rietzsch hat sich 2014 aufgemacht, den schwedischen Friedhof der Autos zu besuchen und hat großartige Eindrücke und Fotogafien mitgebracht: „Der einsam gelegene Schrottplatz in BÃ¥stnäs ist Auslöser vieler Diskussionen. Kulturdenkmal oder Umweltsünde? Meine Antwort fällt eindeutig aus. Die Natur beweist ihre erneuernde Kraft eindrucksvoll. Moos hat von Autodächern und Motorhauben Besitz genommen. Ein Ameisenvolk hat sein riesiges Reich in einem Motorraum errichtet. Flechten überziehen den verblassenden Lack. Bäume wachsen aus Kofferräumen empor. Das Öffnen der Türen wird von quietschenden Klängen begleitet. Spinnengewebe überzieht Armaturen. Kleine Tiere wie beispielsweise Frösche, Mäuse und Vögel haben im Innern der Fahrzeuge ein Zuhause gefunden. Manche Karosserie ist vollkommen von Gestrüpp überwuchert, so dass man sie erst auf den zweiten Blick als das erkennt, was sie einst war. Der Pflanzen- und Tierwelt scheint dieser Schrottplatz nicht geschadet zu haben.
  • Eric Pfeils Pop-Tagebuch: Fendrich in Leggings | Rolling Stone
    Folge 60 widmet sich den Gruftis und was sie so im Sommer tun: „Was machen eigentlich Goths im Sommer? Von allen Fragen, die mir ratsuchende Pop-Freunde tagtäglich in den Kolumnenbriefkasten stopfen, scheint mir diese die mit Abstand drängendste zu sein. Mehr noch als „Was macht eigentlich Rainhard Fendrich?“  und „Warum erscheinen ständig Dokumentarfilme über schrullige oder verschollene Musiker?“ Nun, was die Goths angeht: Die machen im Sommer das, was alle anderen auch machen. Sie gehen auf Festivals und laufen in kurzen luftigen Klamotten durch die Gegend. Dies durfte ich neulich bewundern, als in meiner Heimatstadt ein hochsommerliches Grufti-Festival stattfand (Vermutlich sagt man nicht mehr Grufti. Wer Grufti sagt, bekommt zur Strafe sofort alle Platten von Project Pitchfork und Goethes Erben geschenkt). “ Wer ist eigentlich dieser Pfeil? Schrieb erst für die FAZ seine Kolumne, die jetzt im Rolling Stone erscheint, produzierte Fernsehsendungen und brachte unter anderem die Charlotte Roche vor die Kamera. Hinter der Kamera gingen Roche und Pfeil eine Beziehung ein und zeugten eine Tochter. Heute sind sie kein Paar mehr. Und obwohl der Bergisch Gladbacher dem Internet skeptische gegenüber steht, betreibt er ein eigenes Blog.
  • Blut, Gedärme und Gewalt von 26 Regisseuren: ABC’s of Death 2 | Dangerousminds
    Das Horror-Genre ist und bleibt Geschmackssache, mitunter wirkt es sogar polarisierend. Fans finden hingegen Gefallen an endlosen Kunstblutorgien in möglichst absurden Todesszenarien. Vermutlich ist der Film „ABC’s of Death2“ genau das Richtige, denn schon der erste Teil überspitzte das Genre in das notwendige Extrem um als Kunstform zu gelten. Achtung! Trailer nur für harte Gemüter! (Und alle werden ihn vermutlich anklicken.)
  • ABC of Everything | College Humor
    Stichwort Todessehnsucht: „In Life you have choices, they help you or not. But sometimes it’s tricky to choose what you odd. So if you are wondering what makes you ill – it’s easy to know, because everything will.“

Noch nicht genug Links? Du willst mehr? Shan Dark, die sich inhaltlich ebenfalls auf morbiden Pfaden bewegt, pflegt in ihrem Blog – dem schwarzen Planeten – die monatlich erscheinenden „Links zum abbiegen„. Ein Klick-Tipp für alle Link-Süchtigen Informationsjunkies.

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Johanna
Johanna (@guest_50077)
Vor 9 Jahre

Ich fliege auch nicht besonders gerne, wenn ich ehrlich bin. Das ganze Drumherum davor und danach, die unbequemen Sitze, seltsame Mitflugäste und schreckliches Essen. Heutzutage ist es ja fast schon etwas Besonderes, mit dem Auto zu fahren: so herrlich altmodisch :)

Schatten
Schatten (@guest_50078)
Vor 9 Jahre

Verwundert mich irgendwie nicht, dass es nur knapp einen Monat dauerte, bis die nächste „schlüssige“ Jack the Ripper Entlarvung kommt. :D

Flederflausch
Flederflausch(@flederflausch)
Vor 9 Jahre

Irgendwie habe ich den Spot noch nie so gesehen, bisher musste ich beim sehen immer nur grinsen…Wobei Shan Dark mit dem Beitrag in ihrem Block auch so irgendwie Recht hat, auch wenn es sich in dem Spot um eine, meiner Ansicht nach, klischeehaft und überspitze Darstellung handelt.

Die Sache mit dem Friedhöfen in Berlin illustriert meiner Meinung nach ganz gut einen Teil unseres Umgangs mir dem Tod und dessen Verdrängung (räumlich und aus dem sozialem Leben). Sterben findet ja schon hinter geschlossenen Türen statt, in extremer Form in Altenheim bzw. Krankenhaus. Mit „Orten des Todes“, wenn man Friedhöfe so bezeichnen will, schwinden meiner Ansicht nach auch ein Stück weit die Möglichkeiten der Auseinandersetzung mit dem Thema Tod und Sterben und Erinnerungsorte, und das können Friedhöfe durch ihre besondere Atmosphäre auch sein, wenn der Verstorbene, an den man denkt nicht dort begraben liegt.

Ina Wölfin
Ina Wölfin (@guest_50080)
Vor 9 Jahre

In Berlin kann man demnächst auch auf Friedhöfen wohnen habe ich gehört. Die Friedhöfe geben nur Teile der Gelände ab und da soll gebaut werden,na wenn das nicht echt gruftig is ^_^

Shan Dark
Shan Dark (@guest_50083)
Vor 9 Jahre

Das ABC des Todes ist ja goldig! „You still gonna die.“ Wirklich hübsch gemacht.

Unheilig, naja, die sind jetzt mal für paar Jahre weg nur um dann mit einem fulminanten Comeback noch mal abzuscheffeln. Das sehe ich ähnlich wie Du.

Friedhöfe als neues Bauland? Warum muss in dieser Gesellschaft eigentlich ALLES dem Geld geopfert werden? Grauenhaft! Ich sehe das gar nicht entspannt. Friedhöfe sind ja vor allem auch (Kultur-)Geschichte und somit wert erhalten zu werden. Wenn wir immer alles nur den pragmatischen Anforderungen der Gegenwart opfern, wird künftig wenig übrigbleiben was über Vergangenheit und jetzige Gegenwart berichten kann. Man nehme da nur mal den Selbstmörderfriedhof. Heute berichtest Du noch darüber, in paar Jahren wird der Artikel von Kati hier schon ein Zeitzeugnis sein. Gruselig! Nur um neue Wohn-Hasenkisten draufzuflaggen wird ja schon genug gutes, grünes Land in den Städten Deutschlands geopfert. Städte und Gemeinden, schämt Euch! Aber hier in Mainz ist es nicht anders als in Berlin. Nur bei den Friedhöfen sind wir noch nicht angekommen…

Danke für Deinen Hinweis auf die „Links zum Abbiegen“ – bis jetzt haben wir es auch immer gut geschafft, nicht die selben Links drin zu haben. ;)

Irmin
Irmin (@guest_50087)
Vor 9 Jahre

Was das Fliegen angeht, so finde ich den Vorgang an sich, also in einem Metallsarg von einer Metallhülle umgeben in die Lüfte zu steigen und die Welt von oben zu sehen, immer noch und immer wieder faszinierend. Kurz vor dem Start, wenn der Pilot, wenn er nett ist, noch ein „Prepare for take-off“ durchgibt, stellt sich bei mir fast eine kindliche Vorfreude ein. Das Aufheulen der Triebwerke, das Erahnen der Kräfte, die nötig sind, so viel Blech und (menschliche) Nutzlast zu beschleunigen und das Gefühl, dass das mittlerweile dank des menschlichen Erfindungsgeists ein unglaublich banaler Vorgang ist – großartig.
Und dann denke ich an Flughafengebäude, die in einigen Fällen nicht einmal die Höflichkeit besitzen, die ihnen innewohnenden versammelten Grausamkeiten mit halbwegs ansprechender Architektur zu übertünchen, Sicherheitskontrollen, werte Mitreisende, enge Bestuhlung, furchtbares Essen (wenn überhaupt) und das generelle Gefühl, sich mit seinem Geld nicht einmal das Privileg erkauft zu haben, vor weiteren Versuchen, an mehr von selbigem zu kommen, gefeit zu sein. Insbesondere amerikanische Flughäfen haben Punkt eins und zwei perfektioniert. Wollte man Gebäude schaffen, die bürokratisierte Depression verkörpern, so wären amerikanische Flughäfen wohl ein Musterbeispiel.

Kurzum: Ich liebe den Vorgang des Fliegens, ich hasse die übliche Art und Weise der Umsetzung.

Bahnfahren mag ich eigentlich, zumindest den Teil des Bahnfahrens, der gemütliches Lesen entlang der Rheinschiene in einem ICE umfasst, nicht der Teil, der einen mit zwei Minuten Umstiegszeit quer über den Bahnhof hetzen lässt. Außerdem ist es erstaunlich, wie selten sich Bahnfahren aus finanzieller Sicht lohnt: Zum Runes-&-Men-Festival wäre die Bahn so oder so keine gute Idee gewesen, aber darüberhinaus wäre es selbst mit Bahncard 50 teurer gewesen, nach Leipzig per Zug zu fahren, als alleine(!) im Auto. (Und nein, die Bahncard habe ich beruflich, nicht weil ich gerne so viel mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln verreise. Da geht es mir wie dir, Robert: Der Weg ist beim Verreisen nur lästig, nicht das Ziel.)

Deine Ansicht zu möglichen Motiven des Grafen ist mindestens so zynisch wie „Geboren um zu leben“, also vollkommen passend. Ist ja auch gerade nicht mehr so in den Medien, der Gute.

Bei der Hornbach-Werbung musste ich, als ich sie das erste Mal gesehen habe, auch grinsen. Nicht schlecht. Zumal ich ehrlicherweise sogar die Musik recht passend finde – es hätte jedenfalls deutlich schlimmer werden können ;) Danach habe ich aber, ähnlich wie Shan Dark, auch „Moment mal“ gedacht… „Das ist Werbung, also noch eine Stufe schlimmer als Dokus im Vorabendprogramm der Dritten Programme über ‚ganz normale‘ Gothic-Familen!“ Nun ja, ganz so schlimm finde ich es dann doch nicht, und ehrlich gesagt allemal besser als diese Heile-Welt-Versicherungswerbungen. Brrrr. Aber ich fand schon die „Blixa Bargeld liest den Hornbach-Katalog“-Werbung eher lustig als einen schrecklichen Ausverkauf.

Wer auch immer Jack the Ripper war, seine sterblichen Überreste werden nie gefunden werden. Schließlich wurde er von den Vorlonen ins 23. Jahrhundert entführt, um für sie als Inquisitor zu arbeiten.

Friedhöfe als Bauland könnten der sprichwörtlichen Leiche im Keller eine ganz neue Bedeutung geben. Aber ernsthaft: Schon traurig, wenn so etwas geschieht. Nicht nur aufgrund der Verdrängung des Todes aus der Gesellschaft, sondern auch, weil Friedhöfe eine großartige Stätte der Ruhe (entschuldigt das Wortspiel) inmitten von Städten darstellen, viel mehr noch als Parks und ähnliche Grünflächen. Bei Bauland, Grünflächen, Friedhöfen und Barcelona fällt mir ein: In Barcelona war ich mal auf einem Friedhof, und muss gestehen, dass ich mit dem spanischen Friedhofsstil so gar nichts anfangen kann. Kein Grün außer etwas Schmuck an den Gräbern, die mehrstöckig in Wände eingelassen sind, zwischen denen man auf Steinboden gehen kann. Platzsparend ist es wohl, aber schön finde ich das nicht.

Der Bericht über den Autofriedhof nervt mich, weil er vier Jahre zu spät kommt. Da war ich ganz in der Nähe und hätte ihn mir ansehen können, hätte ich davon gewusst…

Und zu guter Letzt: Das ABC des Todes ist in der Tat sehr hübsch.

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