Wochenschau: War 2021 ein profilloser Haufen Bedeutungslosigkeit?

Neues Jahr, neues Glück! Ist euch eigentlich schon mal aufgefallen, dass der persönliche Jahresrückblick durch das Fehlen sämtlicher Eckpunkte ein profilloser Haufen Bedeutungslosigkeit zu sein scheint? 2021 Blicken wir zurück auf Katastrophen, Unglücke, die Wahlen und das Wetter. Viel mehr war da doch nicht, oder? Natürlich, ich vergaß das exzessive Bingen von Filmen und Serien und den damit verbundenen Ausbau der hauseigenen Streaming-Bubble. Dementsprechend könnte ich euch jetzt durch persönliche Bestenlisten sämtlicher Filmegenre schicken, die letztendlich dann doch immer persönlicher Geschmack sind. Ihr dürft aber gerne in den Kommentaren darauf bestehen, dann werde ich euch auch damit volltexten – es waren aber auch wieder ein paar Überraschungen dabei!

Das vergangene Jahr hat die Szene wieder einmal kaum stattgefunden und verharrt weiter im Kryo-Schlaf der Unberechenbarkeit. Stilecht in schwarzer Jogginghose, Spiderman-Socken und schwarzen Plastiklatschen. Man blicke nur einmal zurück auf ein Jahr Wochenschau, in der ich meine liebe Not hatte, „dunkle“ Themen herauszukristallisieren. Das neue Jahr macht da keine Ausnahme. Ich hoffe, ich kann euch trotzdem unterhalten. Wir harren der Dinge, die da kommen (oder auch nicht) und werden auch weiterhin die Unberechenbarkeit zum Bauchgefühl Nummer 1 begrüßen.

Style-Trends 2022: Gothic – Neue Düsternis fürs Zuhause | Yahoo!

Für Gothic-Deko-Neulinge gibt es bei Yahoo einen anständigen Guide, wie man sein Heim „düster“ einrichten könnte. Jedenfalls nach deren Vorstellungen. Allerdings kommt hier ein Tipp vom Profi: Schwarz zieht den Staub magisch an und verschnörkelte Spiegel und Figuren sind die Entstaubungs-Hölle. „Doch wer jetzt einfach nur an Lack, Leder und schwarzen Eyeliner denkt, macht es sich zu einfach. Beim Gothic geht es vielmehr darum, seinen eigenen, individuellen Stil auszudrücken – auch dann, wenn dieser ein wenig fantasievoller daherkommt. Und so kommt die moderne Form des Gothic etwas erwachsener, aber auch verspielter und sogar kindlicher daher. Rot, Silber und sogar Weiß sind ebenso angesagt wie Schwarz, und Fantasie-Elemente und mittelalterliche Accessoires ebenso erlaubt wie Totenköpfe.

ZDFkultur unterstellt Kinderliedern Rassismus | Ahmad Mansour

Die Woke Cancel Culture der ZDF-Redakteure hat Morgenluft gewittert und sieht in zahlreichen Kinderlieder die „Reproduktion und Klischees und Stereotypen“ und nimmt „Wer hat die Kokosnuss geklaut?“ oder auch „3 Chinesen mit dem Kontrabass“ auseinander. Im letzten Fall wurde der Text kritisiert, weil er „antiasiatische Ressentiments“ unterstütze. Der deutsch-israelische Islam-Experte Ahmad Mansour auf Twitter dazu:

Kritik an sexistischen, homophoben, antisemitischen, deutschfeindlichen, teilweise islamistischen Liedern im Gangster-Rap ist kaum hörbar. Stattdessen an einem unschuldigen Kinderlied, in dem auch mit viel Phantasie, die Anschuldigungen wirklich schwer nachvollziehbar sind.#ZDF pic.twitter.com/1DEAILE4NZ

— Ahmad Mansour (@AhmadMansour__) January 14, 2022

Streamen von Musik boomt auch weiterhin | RollingStone

165 Milliarden Abrufe 2021, 716 Millionen allein am Heiligabend. Das ist wieder mal Rekord. Profiteure bleiben allerdings die wenigsten Künstler. „Heiligabend und Silvester stellten mit 716 Millionen bzw. 674 Millionen Klicks neue Tagesrekorde auf. Und in der Kategorie ‚Meistgestreamte Titel binnen 24 Stunden‘ liegen nun ‚Last Christmas‘ (Wham!, 5,0 Millionen Streams), ‚All I Want For Christmas Is You‘ (Mariah Carey, 4,8 Millionen Streams) und ‚Driving Home For Christmas‘ (Chris Rea, 4,5 Millionen Streams) vorne, die an Heiligabend 2021 rauf und runter gehört wurden.

Die 10 besten Bestenlisten 2021 jenseits der Gothic-Bubble

Zum Jahresabschluss sprießen Bestenlisten aus dem Boden der digitalen Erde in die Höhe und buhlen um die Aufmerksamkeit der Leser. Die meisten davon haben freilich nichts mit Gothic zu tun, sind aber trotzdem enorm spannend. Bei mir immer vorne dabei, der Musikexpress, der in musikalisch-intellektueller Färbung die 10 besten Filme nominiert. Größtes Kopfnicken: Nomadland, größte Empörung in dieser Liste: Ich bin Dein Mensch. Wenn ihr mit dieser Liste übereinstimmt, sei Euch auch noch die Serienliste ans Herz gelegt, die ich aber nicht so feiere.

Ein rein Zahlen- und zugriffsbasierte Zusammenstellung, die aber nicht weniger spannend sein dürfte, sind die Top-Listen von YouTube für den deutschen Teil der Videoplattform. Der Zerstörer Rezo landet gleiche mehrfach auf Platz 1, darunter auch in den Most-Trending Videos mit seinem „Zerstörung Teil I: Inkompetenz“ und als „Top Creator 2021“ mit seinem neuen Kanal Renzo. Schön auch, wenn „Kinder“ Shirin David fragen, was ein Bubble Butt ist. Musikalisch tun sich allerdings Abgründe auf. Mit Platz 1 „The Weeknd – Save Your Tears“ könnte ich mich ja noch abfinden und sogar fast anfreunden. Der Rest ist allerdings gruselig bis absurd. „KASIMIR1441 x BADMÓMZJAY – OHNE DICH“ – was zur Hölle ist das? Das finde ich nicht nur musikalisch schlecht, sondern auch inhaltlich und visuell. Da ist mir „Apache 207 – Angst“ deutlich lieber, auch wenn es natürlich über dem üblichen Tellerrand liegt.

Internetmemes entstehen immer dann, wenn absurde Dinge so absurd sind, dass man sie nur noch mit Humor verstehen kann. Politik, Prominente, Musiker und Filmstars sorgen regelmäßig für Nachschub, den das Internet dann genüsslich parodiert. Die Deutsche Welle kürt dementsprechend die besten Memes des Jahres 2021, wobei mein klarer Favorit vom Januar 2021 stammt:

Wenn du „Village People“
bei Wish bestellt hast … #Capitol #riot #WashingtonDC pic.twitter.com/KoHdcqJjaJ

— derwonisch (@derwonisch) January 7, 2021

Natürlich darf auch die wichtigste Sache in Internet nicht fehlen, die Schadenfreude. Die FailArmy lädt wieder dazu ein, sich über 1 Stunde von den spektakulärsten Missgeschicken der Menschheit berieseln zu lassen.

Gemeinsam Lauter: Augsburg | BR Kulturbühne

Der Bayerische Rundfunk rief in seiner Serie „Gemeinsam Lauter“ zum Erhalt der Clubszene auf. Bei einem Besuch in Augsburg interviewte man nicht nur ortsansässige Clubbetreiber und DJs, sondern auch 2 musikalische Sets von rund 1 Stunde Länge. Mit dabei: Young&Cold Records aus Augsburg. Einfach mal reinhören. Ab 59:30 gehts los mit den Augsburgern im örtlichen City Club. Hätte auch gerne das Video hier eingebunden, geht aber leider nicht.

Foo Fighters machen eigenen Horror-Film | YouTube

Dave Grohl hat die Nase voll von Musikvideos und Dokumentationen, er möchte auch mal was anderes machen. Mit „Studio 666“, einer Mischung aus Musik, Comedy und Horror bringen die Foo-Fighters ihren ersten Film heraus. Es beginnt mit der Besprechung zu ihrem zehnten Album, für das die Musiker Inspiration suchen. Die hoffen sie auf einem historischen Anwesen in Encino zu finden, doch gleich zu Beginn beschleicht Grohl: „Spürt ihr auch dieses überwältigende Gefühl von Tod?“

The Northman mit Björk als Hexe | IMDb

Der Wikinger-Hype bekommt auch 2022 neues Futter. In „The Northman“ geht es wieder um Rache, viel Gewalt und ein düster-dunkles Island im 10. Jahrhundert. Spannend ist allerdings die Besetzung, so sind mit Nicole Kidman, Willem Dafoe, Ethan Hawke und Alex Skarsgård nicht nur hochkarätige Schauspieler dabei, sondern auch das Enfant Terrible der nordischen Insel, Björk, gibt sich die Ehre.

Sisters with Transistors: Die verkannten Heldinnen der elektronischen Musik | ARTE

Eine Dokumentation bei ARTE zeigt eine wenig beleuchtete Nische der elektronischen Musik. „Von den unbegrenzten Möglichkeiten digitaler Synthesizer bis zur Demokratisierung des Musikmachens für eine Generation sogenannter Schlafzimmerproduzentinnen und -produzenten, die am Computer Musik erzeugen: Jede dieser Entwicklungen steht in direktem Zusammenhang mit der Arbeit und dem künstlerischen Schaffen der Frauen, die in „Sisters with Transistors“ ihren Auftritt haben. Clara Rockmore, Daphne Oram, Bebe Barron, Delia Derbyshire, Maryanne Amacher, Pauline Oliveros, Wendy Carlos, Eliane Radigue, Suzanne Ciani, und Laurie Spiegel gehören zu den Pionierinnen des modernen Klangs – und dennoch haben die allermeisten Menschen noch nie von ihnen gehört.

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Kommentare

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Norma Normal
Norma Normal(@normanormal)
Vor 2 Jahre

Finde diese Wochenschau mega gut, wie gewohnt, nix zum eben schnell wegsnacken. Muss ich mir unbedingt mal Zeit nehmen, die vielen links durchzugucken. Aber schon allein das Intro das du geschrieben hast ist total auf den Punkt! Würde den letzten Satz gerne in meinem täglichen Sprachgebrauch übernehmen wollen :D
Und gegen eine persönliche Film/Serien Bestenliste hätte ich auch nix einzuwenden. 

Norma Normal
Norma Normal(@normanormal)
Antwort an  Robert
Vor 2 Jahre

Du hast doch geschrieben, wenn wir auf eine persönliche Bestenliste bestehen sollen wir es in die Kommentare schreiben, oder hab ich das falsch verstanden ;D
Also ich hab eeendlich mal Moonlight angeguckt und fand den toll, ist ja schon paar Jährchen alt.
Aber auch wenn der Titel es vermuten lassen könnte, ist das halt überhaupt kein gruftiger Film…

Norma Normal
Norma Normal(@normanormal)
Antwort an  Robert
Vor 2 Jahre

Ich bin mir sicher das sich viele über so eine Liste freuen, inklusive mir natürlich!

Norma Normal
Norma Normal(@normanormal)
Vor 2 Jahre

Nun habe ich endlich die Zeit und Muße gefunden „Sisters with Transistors“ anzugucken. Und ich kann es wirklich jedem ans Herz legen der sich für die Anfänge der elektronischen Musik interessiert! Wirklich wahnsinnig informativ, inspirierend und auch ästhetisch ansprechend. Besonders freut mich das die Entstehung der Doctor Who Titelmelodie Erwähnung findet :D
Und immer wieder verblüffend wie oft weibliche Künstlerinnen und Pionierinnen von der Kultur Geschichtsschreibung geschluckt werden. Lange Zeit dachte ich auch ,dass elektronische Musik eher so ein Männer Ding wäre, was natürlich totaler Quatsch ist.
Nochmal danke Robert für diesen tollen Tipp!

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