Einige Wochen sind vergangen, seit ich die letzte Wochenschau veröffentlicht habe. Und dennoch ist meine Liste von Verweisen überschaubar geblieben. Ich habe den Eindruck, dass sich eine digitale Stille breitmacht, kurz vor dem Jahreswechsel und dem besinnlichen Fest scheint man sich noch ein letztes mal dem Stress des Alltags hinzugeben. Vorbereitete haben bereits jetzt alle Geschenke besorgt, Backzutaten eingekauft und die Rezepte für das Weihnachtsessen bereitgelegt. Die anderen, die mit dem Fest so rein gar nichts anfangen können, verstecken sich vor dem Konsumterror, der ewig dudelnden Weihnachtsmusik und der aufgesetzten Besinnlichkeit. Ich schwebe irgendwo dazwischen, vermutlich habe ich mich mit der Tatsache abgefunden, dass Weihnachten nun mal so gefeiert wird, werde mich aber davor hüten ein Baum mit Kugeln zu behängen oder lustige Weihnachtsmänner aufzustellen. Ich schätze die Zeit der Ruhe, die Zeit mit der Familie und Freunden und die Zeit mit sich selbst. Die meisten müssen nicht arbeiten und nutzen die Gelegenheit, auch weite Entfernungen zu überbrücken, um sich im Kreise seiner Familie oder seiner Freunde zu bewegen. Schade, dass das außerhalb dieser Zeit so schwierig geworden ist. Und damit ihr euch beim klicken zwischen möglichen Geschenken eine Pause gönnt, hier ein paar Weihnachtsfreie Links.
- 1987: Dave Gahan (Depeche Mode) und seine Top 10 | BBC
Die gute BBC hat in den Archiven gegraben und eine Radiosendung aus dem Jahr 1987 ausgegraben, in der Dave Gahan eine ganze Stunde lang mit Andy Peebles über seine Top 10 spricht. Neben den Stücken, die musikalische und persönliche Wurzeln gelegt haben dürften, erzählt Gahan auch ein paar Anekdoten aus seinem Leben. Jedenfalls bis 1987 und da steht Depeche Mode bekanntlich kurz vor ihrem großen Zenit. „New Rose“ von The Damned, „A Forest“ von The Cure und „Did you see her?“ von Pink Military sind nur drei Stücke der durchaus überraschenden Auswahl. - Schwarzsehen | werturteilsfrei
Zwischen all den anstrengenden Aktivitäten den Lost Place seiner Träume zu realisieren und den Fänge des Berufs entspannt sich Tobikult mit skurrilen Videos. „Goths sind die besseren Liebhaber“ einer ziemlich behämmerten Werbung für Laptops und natürlich einige Videos mit stark kindlichem Einfluss, die sicherlich seinem eigenen Nachwuchs geschuldet sind. In welcher Weise diese Video sein Leben beeinflusst haben, bleibt ein Rätsel. Sehenswert sind sie auf jeden Fall. - Aleitser Crowley was the Curse of Tutankhamun | Nerdcore
Endlich kommt die Wahrheit ans Licht. Aleister Crowley ist im London der 20er Jahre für den Fluch des Pharao verantwortlich, sagt zumindestens ein englischer Historiker, den auch René von Nerdcore zitiert: „More than 20 people linked to the opening of the pharaoh’s burial chamber in Luxor in 1923 bizarrely died over the following years – six of them in the capital. […] At the time, a frenzied Press blamed the ‘Curse of Tutankhamun’ for the deaths and speculated on the supernatural powers of the ancient Egyptians. But Mr Beynon has now drawn on previously unpublished evidence to conclude the deaths were all ritualistic killings masterminded by Crowley, an occultist dubbed “the wickedest man in the world”. After unique analysis of Crowley’s diaries, essays and books and inquest reports, the armchair detective argues that he was a Jack the Ripper-obsessed copycat killer.„ - Butoh – der Tanz der Finsternis | Rosa Chalybeia
Das Tanz mehr sein kann, als sich monoton und mit gesenktem Haupt nach vorne und wieder zurück zu bewegen, stellt Rosa unter Beweis. Sie führt den Leser in einem wirklichen guten Artikel in die Kunst des Butoh. „Dieser neue Ausdruckstanz bahnte sich nach dem zweiten Weltkrieg seinen Weg in die japanische Kunst. Tatsumi Hijikata und Ōno Kazuo griffen diese Wurzeln auf und erfanden „Ankoku Buto“ – den „Tanz der Finsternis“ – wie die Langform von „Butoh“ übersetzt lautet. Der Ausdruck lässt schon erahnen worum es inhaltlich beim Butoh hauptsächlich geht: menschliche Abgründe, Angst, Verzweiflung, Trauer, Tod, sexuelle Absonderlichkeiten. Themen die gesellschaftlich wenig Akzeptanz finden. Besonders in den 60er Jahren erlebte Butoh seine Blütezeit, im Fahrwasser des anti-amerikanischen Protestes in Japan.„ - Rechtsextremismus: Zwischen Schnuller und Springerstiefel | KFMW
Es muss immer erst Tote geben, bevor die breite Masse reagiert. Ein harter Satz, aber voller Wahrheit. Eine Dokumentation aus dem Jahr 2007 zeigt, das sich der Staat durchaus mit dem Thema NPD auseinandergesetzt hat, um das demokratische Auge des Bürgers zu schulen. Manchmal frage ich mich, wer auf dem rechten Auge blind ist. Es ist ein leichtes, sich jetzt über die Politik aufzuregen, die nicht gehandelt hat. Vielleicht sollte man aber manchmal selbst in den Spiegel sehen um eventuelle Scheuklappen zu entfernen.“Ein kostenloses Kinderfest der NPD, nationale Krabbelgruppen, Sozialberatung für Hartz-IV-Empfänger im Parteibüro: die NPD gibt sich familienfreundlich und sozial engagiert. […] Diese NPD-Ideologie wird Kindern und Jugendlichen in den nationalen Krabbelgruppen und den rechtsradikalen Fußballverein mitgegeben. Experten warnen daher vor der neuen, langfristig angelegten Strategie der NPD, mit der eine “nationale” Gegenkultur in Deutschland etabliert wird.“ - Dokumentation: Joy Division | Nerdcore
Bei Youtube gibt es zur Zeit noch eine wirklich gute Dokumentation über Joy Division zu sehen, die nicht nur einen sehr guten Stil pflegt und der Band damit gerecht wird, sondern in der auch praktisch alle wichtigen Menschen der Band zur Sprache kommen. Tony Wilson, die Bandmitglieder der Nachfolgeband New Order, Peter Saville und auch Anton Corbijn. „Featuring the unprecedented participation of all the surviving band members (now known as New Order), ‘Joy Division’ examines the band’s story as depicted through never-before-seen live performance footage, personal photos, period films and newly discovered audiotapes. With poignant narratives from Bernard Sumner, Peter Hook and Stephen Morris, as well as accounts from Throbbing Gristle musician Genesis P. Orridge, late legendary Factory Records owner Tony Wilson, iconic Factory Records graphic artist Peter Saville, photographer/filmmaker Anton Corbijn, Belgian journalist Annik Honoré (speaking for the first time about her relationship with Ian Curtis) and others, the film is a fresh visual account of a unique time and place.„ - Madeleine Le Roy: Gothic/Fetisch/Akt-Kalender 2012| Amboss Mag
Verwirrt? Nennen wir es den Aufreger der Woche, dann wird es deutlich. Madeleine Le Roy hat einen neuen Kalender herausgebracht, den das Amboss-Mag ganz frech so beschreibt: „Mit ihren stets medienwirksamen Shows, unter anderem gemeinsam mit der Band UMBRA ET IMAGO ist Fetisch-Künstlerin und Model MADELEINE LE ROY längst Stil-Ikone und schafft es immer, einer für viele Menschen “verruchten” Szene Anmut und Ästhetik zu verleihen und dadurch einer breiteren Öffentlichkeit näher zu bringen.“ Anmut und Ästhetik? Liegt im Auge des Betrachters. Meiner Meinung nach ist das ein Kalender, der so überhaupt nichts mit Gothic zu tun und den Stempel dazu missbraucht, Fetisch-Bilder unter die Leute zu bringen. Wie schon der Kalender 2011 zeigt: kein Bild ohne nackte Hau, kein Bild ohne Brüste. Fetisch-Kalender: Ja, Akt-Kalender: Naja, Gothic: Nicht die Spur. Und Ästhetik? Nun gut, scheint wohl Geschmackssache zu sein. - Schema F – wie ein TV-Beitrag funktioniert | Spiegel Offline
Wer glaubt, er würde durch tägliches starren auf die Nachrichten schlauer machen, der irrt. Die Information bereichert, aber das drumherum ist einfältig und austauschbar. Charlie Brooker zeigt, wie weltweit Nachrichten aufgemacht werden.
www.youtube.com/watch?v=aHun58mz3vI
Thema Madeleine Le Roy:
Heutzutage werden manche Begriffe extrem inflationär verwendet. Dadurch verlieren sie komplett ihre ursprüngliche Bedeutung. Stil-Ikone beispielsweise. Oder Gothic. Dieses Etikett wird absolut wahllos und ohne Einschränkungen verteilt. Jedenfalls fällt es schwer, noch irgendwelche Grenzen zu entdecken.
Thema Interview:
Fernsehinterviews sind leider allzu oft belanglos und inhaltsleer. Wie sollte es auch anders sein, wenn eine extreme Zeitbegrenzung nur wenige Fragen und kurze Antworten zulässt. Der lieben Frau Tücking möchte man aber zurufen, dass es einer Journalistin nichtsdestotrotz erlaubt ist, spannende und interessante Fragen zu stellen. Bei diesem Thema fällt mir spontan das berühmte Interview von Friedrich Nowottny mit Willi Brandt ein. Einfach herrlich: http://www.youtube.com/watch?v=lM9i-8j45xg