Wochenschau: Letzte Links vor dem großen Ereignis

Nur noch wenige Tage, bevor ich ein ganz anderes WGT erleben darf. Ich ertränke die Aufregung in intensiver Arbeit an dieser Internetseite. Ein Relikt, wie ich neulich im Gespräch mit meinem Ehe-Grufti feststellte, denn klassische Internetseiten werden von Plattformen wie YouTube, TikTok oder auch Instagram fast völlig ertränkt. Auch die Szene findet dort in Form von Influencern und Podcastern statt, die ein deutlich jüngeres Publikum unterhalten. Aber ich behandele das genau wie die Szene selbst: Totgesagte leben länger. Und so habe ich hier nochmal den Registrierungsprozess überarbeitet, weil ich die Leute verstärkt animieren möchte, sie hier – zusammen mit den Autoren und Mitgliedern – ein Refugium abseits des Mainstreams aufzubauen. Ganz ohne Werbung und Datenverkauf. Und kurz bevor wir nun in den Vorbereitungen verlieren, eine letzte Wochenschau, mit einigen Links und Zusendungen aus den letzten Wochen.

Aufruf: Unkommerzielles Buchprojekt braucht Interviews mit Goths

Plotbunny-Züchter*in Amalia sucht für ein Buchprojekt Menschen, die Lust haben, ein paar Fragen zu beantworten: „Folgende Bedingung, wenn du teilnehmen möchtest: Du zählst dich zur Goth Community. Es ist egal, ob du erst seit kurzem dabei bist, seit ein paar Jahren oder schon Jahrzehnte. Willkommen sind natürlich auch Goths, die Teil marginalisierter Gruppen sind (z.B. Person of Color, behindert, queer, neurodivergent, von Armut betroffen oder anderes).“ Wer Lust hat, etwas beizutragen, kann sich in Amalias Fantasievollen Blog darüber informieren!

Terra X: Dokumentationen über die Kraft der Musik

Der erste Sound der Welt ist so alt wie das Universum selbst. Den ersten Rhythmus erzeugten Grillen vor mehr als 165 Millionen Jahren, vor rund 30.000 Jahren folgte die Melodie – als Singsang der Mutter für ihr Kind. Zu den stärksten Motiven der Musik gehört die Liebe: Das älteste bekannte Liebeslied haben Forscher in einem ägyptischen Grabmal gefunden.HIER findet ihr mehr Informationen.

Rosenheim: Keimzelle und Hochburg des Punks in Bayern

„Rebellion gegen die Spießbürgerlichkeit, gegen engstirnige Wertevorstellungen – darum ging es als Punk in den 1970er Jahren in New York und London aufkam. Auch in der „Provinz“ rebellierten Jugendliche. In Bayern besonders in der idyllischen Innenstadt von Rosenheim.“

Back to Future – Glaubitz Open Air abgesagt

Bleiben wir beim Punk, diesmal allerdings im Osten. Eines der dienstältesten und bedeutendsten Punk- und DIY-Festivals ist das „Back to Future“, das im Juli 2025 in Glaubitz stattfinden sollte, wurde abgesagt. In einer Stellungnahme auf der Homepage des Festivals heißt es: „Liebe BTF-Crowd, wir sagen’s ohne Umweg: Das Back To Future-Festival fällt dieses Jahr aus. Und ja, das tut weh, richtig weh. Uns ist klar, dass das für viele von euch ein Schlag ins Gesicht ist. Ihr habt euch gefreut, ihr habt geplant, manche von euch kommen seit Jahrzehnten, viele seit Jahren – und jetzt das. Wir fühlen’s selbst. Aber die Wahrheit ist: Wir haben verloren. Und zwar gegen ein System, das Kultur frisst, solange sie sich nicht rechnet.“ Die Gründe sind offenbar vielfältig, gestiegene Kosten, mangelnder Vorverkauf, keinerlei Förderung. Beim Festival 2024 ist man auf einem fünfstelligen Minus sitzengeblieben. Angeblich gab es allerdings noch weitreichendere Gründe, dass das Festival letztendlich scheiterte. Beim Ruhrbaron ist zu lesen: „Doch wer genauer hinsieht – und sich an die letzten Jahre erinnert –, erkennt schnell: Das Problem ist nicht allein wirtschaftlicher Natur. Es ist kulturell. Und es ist hausgemacht. Denn was einst als linkes, offenes, aber unaufgeregtes Punkfestival begann, wurde in den letzten Jahren zunehmend zu einem Schauplatz identitätspolitischer Grabenkämpfe.“ Frisst sich die Kultur jetzt selbst?

WGT Berichterstattung des MDR

Die diesjährige WGT-Berichterstattung des MDR ist wieder über jeden Zweifel erhaben. Es gibt nicht nur spannende Beiträge über die WGT-Vergangenheit, wie beispielsweise „Die musikalischen Wurzeln der schwarzen Szene in der DDR“ sondern auch unzählige Festival-Tipps, die fast jeder Facette beleuchten. 5 eindrucksvolle Ausstellungen, 5 düster-skurrile Events abseits der Bühne, 7 schaurig-spannende Vorträge und Lesen oder auch 9 Tipps für WGT-Besucher ohne Ticket. Alles mit tollen Bildern und teilweise spannenden Videos hinterlegt, die die WGT 2025 Seiten des MDR fast schon zum Pflichtbesuch machen. Wir versuchen erst gar nicht, dagegen anzustinken, sondern konzentrieren uns dann doch eher auf eine etwas intimere Berichterstattung zum WGT. Unsere Berichterstattung sammeln wir unter dieser Seite.

Whitby Goth Weekend 2025

Noch bevor das WGT die Grufti-Saison in Deutschland eröffnet, findet in Whitby das Goth-Weekend statt. Wir haben Euch einige Eindrücke zusammengetragen. Hat ja alles was von Leipzig, wenn es am Meer liegen würde. Das englische Wetter Ende April ist aber ideal für so ein Goth-Weekend und auch die einzige Atmosphäre, die mich ans Meer locken würde.

Spontis-Treffen 2025 auf dem 32. Wave-Gotik-Treffen in Leipzig

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Dieses Jahr lässt man sich seitens des WGT Zeit mit Bekanntgabe des vollständigen Programms, daher schaffen wir ein bisschen Verlässlichkeit, den ein Termin steht bereits fest und darf in keinem Programm des Spontis-Lesers fehlen. Das Spontis-Treffen auf der Wiese hinter der Moritzbastei! Ich mache es kurz: Hiermit lade ich alle Menschen, die Spontis lesen, die im Blog schreiben und kommentieren, die mit uns sympathisieren, neugierig auf uns sind oder einfach mal gucken wollen, am Pfingstmontag, den 9. Juni 2025 ab 14:00 zum mittlerweile 12. Spontis-Family-Treffen im Rahmen des 32. Wave-Gotik-Treffens in Leipzig ein. Damit ihr es schonmal wisst. In den nächsten Tagen mache ich dazu auch noch eine Veranstaltung bei Facebook auf.

Nach den beiden Jubiläen im vorletzten Jahr (das WGT fand zum 30. mal und das Spontis-Treffen zum 10. mal statt) kehrt endlich wohlverdiente Normalität ein. Wer noch einen Augenblick in Erinnerungen schwelgen möchte, findet in unserem Rückblick umfangreiches Bildmaterial vom letzten Treffen.

Der Montag ist immer noch ein guter Tag für das Treffen, denn die meisten von uns sind ohnehin schon so abgekämpft, dass ein Nachmittag auf einer Wiese in der Regel eine gute Idee sind. Wir werden wieder so lange wie möglich und nötig vor Ort bleiben, in der Vergangenheit waren das meistens 3-4 Stunden, sodass ihr nicht pünktlich sein müsst und selber entscheidet, wann ihr kommt und wie lange ihr bleiben möchtet.

Was wird geboten?

Das Spontis-Magazin gibt es ja jetzt seit einigen Jahren zum Jahresende über den Postweg, was eigentlich sehr gut angenommen wurde, daher gibt es dieses Mal kein wirkliches „Mitbringsel“. Das nächste Magazin soll Ende 2025 erscheinen. Natürlich habe ich noch alte und aktuelle Magazine dabei, die sich jeder kostenlos mitnehmen kann, der noch keins hat oder vielleicht ein Mitbringsel für einen Bekannten sucht und auch ein Restvorrat an Buttons wird verteilt. Darüber hinaus gibt es noch ein paar kostenlose Stofftaschen zum Abstauben und möglicherweise noch ein paar Aufkleber.

Leserin Fabienne Elea mit der tollen Spontis-Tasche!

Im Rahmen des letzten Spontis-Magazins gab es leider keine neuen Stofftaschen, da der finanzielle Aufwand noch einmal höher gewesen wäre wie im letzten Jahr und darüber hinaus auch noch weniger Geld zusammengekommen ist. Vielleicht begeistern wir für das kommende Magazin ja wieder einige Leute mehr, so dass frische Taschen wieder mit jeder Lieferung versendet werden können. Was gibt es sonst noch?

  • Leser und Leute aus ganz Europa auf einer Wiese, verbunden durch die gleiche Wellenlänge des „Goth-Seins“.
  • Die unbezahlbare Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und Leute hinter den virtuellen Kulissen und Profilen kennenzulernen.
  • Kekse. Weil man auf der dunklen Seite des Lebens immer Kekse haben sollte.

Was musst Du mitbringen?

  • Eine Decke oder Sitzunterlage, je nach Witterung auch einen Regenschirm.
  • Eigene Verpflegung in Form von Getränken, vielleicht auch Knabbereien.
  • Unvoreingenommenheit, Neugier und ein wenig Mut.
  • Freunde und Bekannte, die sich möglicherweise zur dunklen Seite der Spontis-Leser bekennen würden.
  • Wenn vorhanden: Deine Foto- oder Videokamera und die Lust, das Geschehen und die Menschen zu dokumentieren.

In eigener und Eurer Sache!

In der Vergangenheit habe ich außerdem manchmal von Leuten gehört, die sich nicht getraut haben, in unseren Kreis vorzudringen oder uns anzusprechen. Ihr könnt Euch gerne im Vorfeld bei mir melden, vielleicht organisieren wir dann was :-)

Wegbeschreibung für Erstbesucher

Das Treffen findet im kleinen Park hinter der Moritzbastei (siehe Karte) statt, also direkt im Zentrum von Leipzig. Von der Innenstadt kommend lasst ihr die Moritzbastei links liegen, bis ihr an der Kreuzung Schillerstraße/Universitätsstraße steht, hier könnt ihr den Park bereits sehen. Ihr geht ein Stück links und folgt dem ersten Weg durch den Park (die Moritzbastei liegt in Eurem Rücken). Habt ihr die Gabelung erreicht, solltet ihr einen großen Baum sehen, unter dem ein paar Menschen rumstehen oder rumsitzen. Das sollten wir sein. Von der Haltestelle der Tram (auf dem Bild der linke Startpunkt) ist es ebenso leicht. Nehmt einfach die Linie 11 von der Agra oder vom Hauptbahnhof aus und merkt Euch die Haltestelle “Wilhelm-Leuschner-Platz”. Ihr überquert die Ampel am Ende der Haltestelle (bei Grün) und folgt dem kleinen Weg in den Park, um dann gleich rechts über die Wiese zu laufen und unter dem großen Baum die netten Menschen zu treffen. Die unmittelbare Nähe zum HBF und auch im Umfeld befindliche Parkplätze machen es sogar möglich, das Treffen kurz vor der Abreise mit dem Auto oder dem Zug zu besuchen.

Hinweise

Das Treffen findet bei jeder Witterung statt, obwohl wir natürlich hoffen, dass es so schön wird und bleibt. Sollte sich aufgrund eines akuten Ereignisses etwas ändern, werden wir Euch informieren. Uns ist bewusst, dass wir nicht jedem gerecht werden können und garantiert mit der Terminplanung (wenn der Programmplan des WGT erscheint) des ein oder anderen kollidieren. Daran kann man leider nichts ändern, egal an welchem Tag man das Treffen veranstalten würde. Jeder ist willkommen, egal ob man nur 10 Minuten bleibt oder länger verweilt, was ich persönlich natürlich hoffe.

Da dies ein öffentlicher Park ist, bitte ich um Rücksicht auf Mitmenschen, die sogenannten Stinos, Umwelt und Natur :-) Nehmt Euren Müll wieder mit, zelebriert mögliche Opfergaben nur in jugendfreier Form und verwendet ausschließlich Haarspray, dass die Ozon-Schicht nicht schädigt.

WGT³- Tanzfledermaus empfiehlt 3 Bands fürs Wave-Gotik-Treffen 2025

WGT³“ ist unsere Artikelserie, in der wechselnde Autor:innen jeweils drei Bands vorstellen, die man sich beim Wave-Gotik-Treffen 2025 auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Heute sind es 3 Tipps von Tanzfledermaus.

Hallender Goth-Rock: Hallowed Hearts

Eine amerikanische Gothic-Band aus New York, die eher europäisch klingt. Schöne dunkle, warme Stimme, musikalisch manchmal ein bisschen Richtung Sisters gehend, aber kein Plagiat. Manchmal eingängig-treibend, manchmal melancholisch-melodisch. Wenn euch Nosferatu gefallen, dann vermutlich auch die Hallowed Hearts – auch wenn zwischen beiden Bands gut 30 Jahre liegen. Und auch wenn Hallowed Hearts das Rad musikalisch nicht neu erfinden, so freue ich mich trotzdem, dass es neben dem Postpunk- und Synthwave-Revival offenbar auch Bands gibt, die sich am klassischen Gothrock orientieren. Ohne Metal-Einflüsse, die in den späten 90ern überhandnahmen, sodass Bands wie Love Like Blood, Dronning Maud Land, Fields of the Nephilim immer härter wurden und die melodischen, hallenden Gothrock-Gitarren immer mehr von der akustischen Bildfläche verschwanden. Hier also sehr frischer, alter Sound:

 

Französischer Spannungsbogen: Soror Dolorosa

Keine ganz alte, aber auch keine ganz neue Gothic Rock-/Darkwave-Band, gegründet 2001 in Toulouse/Frankreich. Sie haben sehr unterschiedliche, vielfältige musikalische Einflüsse, brechen das aber auf einen sehr melancholischen, dunklen Sound herunter, mit wunderschönem, emotionalen Gesang. Ihre Songs sind oft so aufgebaut, dass sie sehr lange, ruhige Parts haben, die aber alles andere als langweilig sind und die sich dann zunehmend steigern – man sollte sich also die Zeit dafür nehmen. Hier habe ich mich auch riesig über die Ankündigung gefreut. Ein paar Hörproben, vor allem unten noch eine Live-Aufnahme, auf der man hört, wie schön der Gesang ist:

Spanischer Darkwave: Darkways

Darkways stammen aus Barcelona und machen Darkwave im ähnlichen Stil wie Twin Tribes. Melodische Postpunk-Gitarren treffen auf ebensolche Synthie-Klänge, die 80er Jahre blitzen dabei immer wieder durch, was bei mir für wohlige Nostalgie sorgt. Ihre musikalischen Wurzeln sollen zwar im Rock und Metal liegen, was man aber nicht (mehr) merkt, zumindest nicht auf ihrem ersten Album „Resonance“.  Ihr Spektrum reicht von sehr tanzbar (I like the Night, Shadowdancer) bis hin zu ruhigen, melancholischen Stücken, die auf Synthie-Klangteppichen schweben (Young again, Neon Lights). Bandgründer Marc Pérez Marín beschreibt seine Musik selbst wie folgt: „Ein Beat, der deine Schritte lenkt – auf eine dunkle Art und Weise„. Das bekannteste Stück (mit nem coolen Video, das aber aus ner alten Club-Aufnahme geklaut ist):

Noch ein sehr schönes melancholisches Stück (nur das Video find ich nicht so doll):

Zwischen Gothic-Kitsch und Gänsehaut: Blutengel live erlebt!

Blutengel und ich – das war lange eine eher unterkühlte Beziehung. Nach einem enttäuschenden Konzertbesuch im Jahr 2007 hatte ich die Band weitgehend aus meinen Hörgewohnheiten verbannt. Doch dann spielte der YouTube-Algorithmus Schicksal, und plötzlich war wieder ein Interesse da. Ein neues Album, eine neue Tour – und ich mittendrin beim Auftakt in der Frankfurter Batschkapp. Wie es dazu kam? Eine Geschichte voller Nostalgie, Staus und Büroschuhen.

„Totes Fleisch“ – Oder: Wie ich Chris Pohl musikalisch begegnete

Chris Pohl machte in den 90er-Jahren allein schon durch die schiere Anzahl seiner Projekte auf sich aufmerksam. Terminal Choice, Tumor und Seelenkrank, um nur eine Auswahl zu nennen, waren auf den Tanzflächen der schwarzen Clubs ständige Vertreter. Meine erste Berührung mit dem Schaffen von Herrn Pohl war der Track „Totes Fleisch“ von Terminal Choice. Heute noch gerne gehört – am liebsten in der Tages-Version, die auf der MCD „Totes-Fleisch-Remixe“ enthalten ist (limitiert auf – natürlich – 666 Exemplare).

Mein erstes Terminal-Choice-Konzert erlebte ich 1998 oder 1999 in der Disco Flash in Simmern. Es gab seinerzeit wohl technische Probleme. Wir mussten ewig auf den Beginn des Konzerts warten – und haben nach drei Songs die Location verlassen. Da war nach der langen Wartezeit leider die Luft raus.

1999 durften Terminal Choice auf der Hauptbühne des Zillo-Festivals ein etwas größeres Publikum bespielen. Damals hat mich der Auftritt überzeugt, und ich habe mich in der Folge näher mit der Band beschäftigt. Bei einer kürzlichen Neusichtung des Konzerts musste ich dann doch ein wenig schmunzeln. Diese Zeit war recht speziell – aber ich liebe ja diesen ganzen 90er-Jahre-Grufti-Kitsch. Daher passt das für mich auch heute noch ganz gut.

Terminal Choice hat mich bis spät in die 2000er hinein begleitet. Bei dieser Vorgeschichte war es unumgänglich, dass ich mich auch mit Blutengel, dem inoffiziellen Nachfolger des inzwischen ad acta gelegten Projekts Seelenkrank, auseinandersetzen musste. Das Debütalbum „Child of Glass“ erschien 1999. Rückblickend würde ich sagen, dass Blutengel mit ihrem zweiten Album „Seelenschmerz“ flächendeckend in der Szene angekommen sind. Der Erscheinungszeitpunkt war geradezu perfekt – hatte sich doch meine damalige Freundin von mir getrennt. Alles ganz großes Drama. Zumindest für mich. Mehr kitschy könnte es kaum sein, aber es war halt, wie es war. Zumindest haben sich die Songs dieses Albums deshalb geradezu in mein Gehirn eingebrannt.

2007 – Ich mache Schluss mit Blutengel!

Ein paar Jahre später – es müsste am 16.10.2007 gewesen sein – haben Blutengel ein Konzert im KUZ in Mainz gespielt. Eine Freundin hatte Karten über eine lokale Zeitung gewonnen, und da die Tickets sonst niemand haben wollte, habe ich mich mit meiner damaligen Lebensgefährtin auf den Weg gemacht. Was soll ich sagen? Ich war total enttäuscht. Das war mit Abstand das schlechteste Konzert, das ich bis dahin gesehen hatte. Woran es lag? Das ist nach all den Jahren schwer nachzuvollziehen. Was bleibt, ist nur das Gefühl. Im Anschluss habe ich mich lange Zeit nicht mehr mit dem Thema Blutengel beschäftigt. Die alten Lieder sind immer mal wieder in die Playlist gewandert. Das war’s dann aber auch.

Irgendwann gegen Ende des letzten Jahres war YouTube der Meinung, ich müsste mir unbedingt ein Video von „Seelenschmerz“ ansehen. Es handelte sich um einen Live-Mitschnitt mit dem unheilvollen Untertitel „Gothic meets Klassik“. Es sei allen gegönnt, aber in der Regel werde ich mit diesen Klassiknummern nicht warm – gerade bei Projekten, deren Sound grundlegend elektronisch geprägt ist. Trotzdem fand ich das Gezeigte doch irgendwie … anziehend. Also habe ich mir im Anschluss das zugehörige Studioalbum „Black Symphonies“ gekauft. Ich selbst bin ja äußerst empfänglich für deutsche Texte mit leicht pathetischem Überzug. Diese sind auf der Veröffentlichung zahlreich vertreten. Hier passt für mich auch die klassische Instrumentierung.

Doch recht angetan von den „Black Symphonies“ habe ich mir noch einige Konzertaufzeichnungen angesehen – und siehe da: Inzwischen treten Blutengel mit einer richtigen Band samt Gitarre und Schlagzeug auf. Und da habe ich mir gedacht, vielleicht gehe ich doch nochmal auf ein Konzert. Ein kurzer Blick ins Internet verriet, 2025 wird es eine Tour zum neuen Album „Dämonen:Sturm“ geben. Tourstart sollte am 03.04.2025 in der Batschkapp in Frankfurt sein. Und hier sind wir nun.

Blutengel in Büroschuhen genießen, halte ich durch?

Nach Arbeitsschluss zügig Hemd und Stoffhose gegen schwarze Klamotten getauscht und pünktlich um 18:30 Uhr losgefahren. Das Konzert sollte erst um 20:00 Uhr losgehen, und das Navi rechnete mit maximal einer Stunde Fahrtzeit. Aber man weiß ja nie. Natürlich gab es aufgrund eines Unfalls einen Stau. Und natürlich bin ich in Frankfurt kurz falsch abgebogen und habe so die Fahrzeit künstlich um weitere zehn Minuten erhöht. Dafür gab es einen freien Parkplatz direkt vor der Location. So war ich trotz allen Unwägbarkeiten rechtzeitig vor Ort. Jetzt noch schnell total unfähig beim Einparken angestellt. Zumindest den Eingang zur Batschkapp habe ich schnell gefunden.

Es ging relativ pünktlich um kurz nach 20 Uhr los. Wer da auf die Bühne kam und das Mikrofon ergriff, schien aber nicht Chris Pohl zu sein. Das war der Augenblick, in dem mir bedeutungsschwanger klar wurde, dass es eine Vorband geben und ich nicht wie geplant gegen 23 Uhr zu Hause sein werde. Da ich seit kurz vor fünf Uhr wach war, stellte sich mir die Frage, ob ich bis zum Ende durchhalte. Was mir beim anschließenden Blick auf meine Füße ebenfalls klar wurde: Ich hatte vergessen, beim Umziehen die Büroschuhe gegen meine Chucks zu tauschen. Ist aber nicht weiter aufgefallen – sind ja ebenfalls schwarz.

Die Vorband hört auf den Namen Dunkelsucht, stammt aus der Schweiz und hat die Anwesenden mit rund 45 Minuten Spielzeit erfreut. Die Band selbst beschreibt ihren Sound passenderweise als eine Mischung aus Electropop, Industrial und EBM. Trotz der für mich mit dem Auftritt verbundenen Verzögerung hat mir die Performance gut gefallen, und die beiden haben das Publikum schön auf das folgende Konzert eingestimmt.

Die anschließende Umbauphase hat sich dann doch etwas gezogen. Das umstehende Publikum wurde mit der Zeit ein wenig unruhig. Nach ungefähr 30 Minuten betraten drei Tänzerinnen im Dämonengewand die Bühne – dabei grüne Laserstrahlen ins Publikum schleudernd. Nach der Showeinlage betrat die Band die Bühne. Die beiden Frontleute wurden durch Keyboard, Gitarre und Schlagzeug ergänzt.

Nachdem sich alle sortiert hatten, wurde das Konzert mit den beiden Songs „Remembrance“ und „The War Between Us“ eröffnet. Gerade die zweite Nummer ging ordentlich nach vorne. Die Show wurde durch die Tanzeinlagen der drei Damen sowie die amüsanten Wortwechsel der Bandmitglieder untereinander aufgelockert. Amüsant auch der Hinweis, dass trotz umfangreicher Konzerterfahrung der Stresslevel 15 Minuten vor Beginn des Auftritts immer noch ungeahnte Höhen erreicht.

Viele der Stücke wurden in Form von Duetten gesungen. Ich bin ein großer Fan dieser Art der Gesangsdarbietung – die aus meiner Sicht im Grufti-Bereich gerne öfter eingesetzt werden dürfte. Zur Abwechslung wurden einzelne Stücke auch immer von Herrn Pohl oder Ulrike solo gesungen. Hierfür hat der stille Part jeweils die Bühne verlassen – eine nette Geste.

Auf die stimmliche Leistung von Ulrike war ich besonders gespannt. Ihre Art zu singen mag ich sehr. Meine Erwartungen wurden erfüllt – manchmal hatte ich sogar ein wenig Gänsehaut. Leider war die Stimme streckenweise etwas leise abgemischt.

Innerhalb der folgenden zwei Stunden hat sich die Band durch ihre gesamte Diskografie gespielt – Bandcamp notiert 61 Veröffentlichungen. Der Zugabenblock startete mit dem allseits bekannten „Seelenschmerz“ und endete nach insgesamt vier Stücken mit „The Right Path“. Ich hatte mich bei der vermeintlich letzten Zugabe nahe am Ausgang positioniert. Daher konnte ich direkt nach Konzertende auf den Parkplatz eilen. Beim Durchsehen eines anderen Konzertberichts musste ich jedoch feststellen, dass es eben nicht die letzte Zugabe war. Es gab danach noch zwei weitere Stücke: „Black“ und „Walk Away“. Diese habe ich somit verpasst. War aber auch nicht wirklich schlimm – ich war eh erledigt und bin kurz vor 0:00 Uhr zu Hause angekommen.

Fazit: Chris Pohl bleibt sympathisch

Die Band hat in Summe eine solide Show abgeliefert. Wer die Lieder der Band generell nicht mag, wird durch den Live-Auftritt wahrscheinlich nicht zum Fan. Alle anderen könnten einen Besuch riskieren. Mit Blick auf das Konzert 2007 ist der Blutengel-Konzert-Redemption-Arc für mich vervollständigt. Herr Pohl musste über die Jahre viel Kritik einstecken. Mir stellt sich öfter die Frage, wie sich jemand, für den die Szene seit so vielen Jahren ein Zuhause ist, dabei fühlt. Wer seinen Geburtstag lieber mit Tieren als Menschen verbringt, ist – ohne ihn persönlich zu kennen – zumindest mir sympathisch.

Ich denke, man kann keinen Bericht über Chris Pohl ohne zumindest ein kleines Augenzwinkern schreiben. In diesem Sinne: Alles nicht zu ernst nehmen. Ich habe viele seiner Sachen immer gerne gehört – daher: Vielen Dank!

Alle Bilder mit freundlicher Unterstützung vom Sandra Fredersdorf, Blutengel Clan.

Droht dem Wave-Gotik-Treffen bald die Kostenexplosion?

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In diesem Jahr sind die Preise für das Wave-Gotik-Treffen noch stabil geblieben und auch die Preise der Unterkünfte scheinen zu stagnieren. Neue Sicherheitskonzepte und ein Zweckentfremdungsverbot könnten aber in Zukunft dafür sorgen, dass das WGT selbst und die Unterbringung in der Stadt Leipzig bald deutlich teurer werden.

Neue Sicherheitskonzepte für das Wave-Gotik-Treffen?

Nach den Anschlägen mit Autos, die in jüngster Vergangenheit in Magdeburg, Mannheim und München verübt wurden, stehen Deutschlandweit Sicherheitskonzepte auf dem Prüfstand. Die Stadt Leipzig will die zwangsläufig steigenden Kosten für die Durchführungen von Veranstaltungen auf die Verantwortlichen abwälzen, denn es sei „in erster Linie Aufgabe des Veranstalters, für eine sichere Veranstaltung zu sorgen“ wie in der LVZ zu lesen ist.

Die Veranstalter des Stadtfestes sehen „das Ende der Fahnenstange erreicht„, weil die allgemein gestiegenen Kosten für Technik, Personal und Künstler kaum noch zu stemmen sind und so Veranstaltungen möglicherweise nicht mehr stattfinden können. Auch das Wave-Gotik-Treffen wäre davon betroffen. In einem Statement gegenüber der LVZ heißt es:

Das Team des Wave-Gotik-Treffens (WGT) in Leipzig stellt klar: „Wir sind seit jeher mit eigenem Budget für die Sicherheit unserer Veranstaltung zuständig, und unser Konzept betrachtet Risiken anhand Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadensschwere.“ Dem WGT lägen aktuell keine Informationen zu einem erhöhten Risiko vor. „Sollte das seitens der staatlichen Organe anders bewertet werden, sind diese auch für die Abwehr der Risiken zuständig“, sagt Sprecher Cornelius Brach. „Wir sehen da eine klare Verantwortlichkeit.“

Man beruft sich auf eine geltende Entscheidung des Verwaltungsgerichts Berlin aus dem Jahr 2019, das festgestellt hat, dass der Staat für die Finanzierung der Terrorabwehr zuständig ist, nicht der einzelne Veranstalter.

Große Menschenansammlung bleiben ein verwundbares Ziel und die Ereignisse, in denen KFZ involviert sind, nehmen zu. Wie sich das ganze auf das WGT niederschlagen wird, bleibt abzuwarten.

Schluss mit AirBNB? Zweckentfremdungsverbot Leipzig

Auch die Unterbringung könnte teurer werden, denn seit dem 1. Januar 2024 gilt in Leipzig das Zweckentfremdungsverbot für Wohnraum, die Schonfrist von 2 Jahren ist ebenfalls bald abgelaufen. Damit will die Stadt dem Wohnraummangel entgegenwirken und verhindern, dass Wohnungen dem regulären Mietmarkt entzogen werden – etwa durch dauerhafte Nutzung als Ferienunterkünfte.

Das Gesetz betrifft insbesondere Plattformen wie AirBNB: Wer seine Wohnung ganz oder teilweise an Touristen vermieten möchte, braucht dafür eine Genehmigung. Ohne diese ist die dauerhafte Vermietung als Ferienwohnung untersagt. Erlaubt ist nur die gelegentliche Vermietung – beispielsweise eines Zimmers in der selbst genutzten Wohnung – oder eine kurzzeitige Nutzung der gesamten Wohnung, begrenzt auf maximal 12 Wochen pro Jahr. Auch in diesen Fällen ist eine Registrierung und die Angabe einer öffentlich sichtbaren Registriernummer verpflichtend.

Wie die LVZ berichtet, sind in den vergangenen Monaten 1.149 Wohnungen gemeldet worden, die nicht allein zum Wohnen dienen. Zu Höchstzeiten gab es 850 Ferienapartments bei der Internetplattform AirBnB zu finden, bisher haben sich allerdings erst 125 Eigentümer eine entsprechende Genehmigung besorgt.

Unmöglich wird die Vermietung der eigenen Räumlichkeiten nicht, nur die gewerbliche Nutzung solcher Angebote soll unterbunden werden. Doch auch, wenn das die Unterbringungssituation weiter anspannen könnte, Wohnraum soll in erster Linie den Menschen dienen, die dauerhaft in Leipzig leben.

Musik auf Knochen – Röntgenschallplatten gegen Zensur

»Ich habe meinen Tod gesehen!«, meinte Anna Bertha Röntgen am 22. Dezember 1895 nachdem ihr Mann Wilhelm Conrad Röntgen an der Universität Würzburg eine der ersten Röntgenaufnahmen von ihrer Hand gemacht hatte. Damals haben die beiden sicher nicht damit gerechnet, welche vielschichtige Bedeutung Röntgenbilder nicht nur für die Medizin, sondern auch bei der Umgehung von Musikzensur in der Sowjetunion im Kalten Krieg haben würde.

”Hand mit Ringen”. Druck eines der ersten Röntgenaufnahmen von Wilhelm Röntgen (1845–1923) der linken Hand seiner Frau Anna Bertha. Gemeinfreies Bild.
”Hand mit Ringen”. Druck eines der ersten Röntgenaufnahmen von Wilhelm Röntgen (1845–1923) der linken Hand seiner Frau Anna Bertha. Gemeinfreies Bild.

Als der britische Musiker Stephen Coates 2012 ein Konzert in St. Petersburg spielte und danach einen Flohmarkt besuchte, entdeckte er einen seltsamen Gegenstand, bei dem er sich nicht sicher war, was es sein soll: Eine Schallplatte oder ein Röntgenbild? Es stellte sich heraus, dass es beides war – ein Röntgenbild, auf dem sich Musik befindet.

Darauf folgte die Gründung des X-Ray Audio Projektes, welches seither das Phänomen der Aufnahme von Musik auf Röntgenbildern erforscht.

Musik bzw. Audiospuren lassen sich in viele Arten von Plastik eingravieren und sicherlich haben einige Schellack, Vinyl oder Flexi Discs zuhause. Als Material eignen sich aber eben auch Röntgenbilder, wenngleich die Qualität der Aufnahmen doch oft eher schlecht ist und bei 78 rpm nur einseitig Platz für einen Song ist. Dennoch ist es total spannend, dass Röntgenaufnahmen, die meist Zeugnisse von Schmerzen, Tragödien, Unfällen oder Krankheiten sind, sich hier mit Musik, also mit Genuss und Leidenschaft, überlagern.

Bone Music – Erste Berührungspunkte mit „Musik auf Knochen“

Das hat auch mich direkt komplett begeistert, als ich zum ersten Mal vom sogenannten “Roentgenizdat”, der “Musik auf Knochen”, oder den “Ribs” gehört habe.

Bilder: X-Ray Audio Project, www.x-rayaudio.com.

Es ist wohl vor allem aus der Not entstanden, denn es gab nicht die Möglichkeit einfach so an Materialien zu kommen, um Schallplatten herzustellen. Ein bisschen Zufall war aber wohl auch dabei, denn zur selben Zeit wurden in vielen Ländern Röntgenreihenuntersuchungen (RRU) durchgeführt. Eine systematische Untersuchung der Bevölkerung mit Röntgengeräten zur Früherkennung von Lungentuberkulose und anderen Krankheiten des Brustkorbes. Und dabei fielen eben richtig viele Röntgenaufnahmen von Rümpfen an (daher auch die sogenannten “Ribs”).

Die Krankenhäuser wollten die Aufnahmen aber gar nicht behalten, weil sie entflammbar sind und eine Gefahr darstellen. Sie waren angehalten, die Röntgenbilder nach einem Jahr aus den Archiven zu entsorgen. Die große Verfügbarkeit von Röntgenbildern machten sich Musikliebhaber und Audiobastler im Untergrund zu nutze und dealten regelmäßig mit dem Krankenhauspersonal, um gegen eine Flasche Wodka an Röntgenbilder zu kommen, die sie für ihre obskure Produktion von Musiktonträgern brauchten.

Heute ist das anders: entweder liegen die Röntgenaufnahmen nur digital vor, oder sie dürfen aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht weitergegeben werden und müssen ordnungsgemäß entsorgt werden. Über ein Kleinanzeigen-Portal habe ich aber trotzdem anonymisierte Röntgenaufnahmen einiger Schädel und eines Rumpfes bekommen können und es ist ein unglaubliches Gefühl die Abbilder der Knochen dieser mir fremden Menschen zu besitzen. Wie sich wohl die Bootlegger von damals mit den Aufnahmen gefühlt haben, als sie Musik auf die Knochenbilder geritzt haben?

Bilder: gallowdancer. Privataufnahmen.

Das Gefühl und die besondere Ästhetik waren aber wohl nur zweitrangig, denn den “Bone Cutters” ging es vor allem um Zugang zu verbotener Musik, also westliche Musik wie Jazz oder Rock’n’Roll, aber vor allem eben auch die eigene russische Musik, die ideologisch nicht ins System gepasst hat. Wie zum Beispiel die Musik der Roma oder die der im Exil lebenden Russinnen und Russen, die aus der eigenen Kultur verbannt worden waren. Damals musste man wirklich einiges riskieren, um überhaupt an nicht-kontrollierte Musik außerhalb der staatlichen Plattenfirma Melodija zu kommen.

Da heute so gut wie jede Art von Musik über das Internet gestreamt werden kann, ist es eher weniger denkbar, dass erneut ganze Genres einer solchen Verbannung unterzogen werden könnten, aber auch heute erfahren Künstler*innen, die nach echter Freiheit und Selbstbestimmung streben, wieder Zensur. Robert berichtete dazu vor einiger Zeit zum Beispiel von der Band IC3PEAK aus Russland und bei Arte wirft die 100. Sendung des wirklich großartigen Formats “Tracks East” einen Blick auf Musik zwischen den Fronten.

Eine große Gruppe derer, die zu Sowjetzeiten Bone Music gekauft haben, waren die Stilyagi. Die “Stiljäger” waren eine Gegenkultur in der Sowjetunion, die gegen Anfang des Kalten Krieges aufkam und die man wohl auch als frühe “Hipster” bezeichnen könnte – auffällig und westlich im Kleidungsstil, aber nicht wirklich politisch. Den Namen bekamen sie durch einen Artikel im “Satire”-Magazin Krokodil (ein Sprachrohr der Sowjetideologie), der wohl ähnlich abfällig intendiert war, wie man im Westen zum Beispiel über Gruftis sprach. Valery Todorovsky brachte 2008 einen Musical-Film über die Stilyagis heraus.

Die Röntgenbild-Bootlegger waren hingegen wohl eher unauffällig gekleidet, auch um nicht erwischt zu werden, und hielten auch nicht unbedingt viel von den Stilyagis, die sie oft eher oberflächlich und unintelligent wahrgenommen hatten. Ab 1958 war der Handel mit Röntgenbild-Musik offiziell illegal. Vorher wurden Strafen wegen anti-sozialistischen Verhaltens, Kosmopolitismus oder dem Bewerben von westlichen Werten verhängt.
In den Interviews, die Stephen Coates mit den Bootleggers geführt hat, die teilweise mehrjährige Haftstrafen wegen der Musik auf den Röntgenbildern absitzen mussten, wird aber auch deutlich, dass die Bootlegger nicht hauptsächlich systemkritisch motiviert waren. Sie hatten einfach nur eine große Liebe für Musik und fanden, dass jede und jeder Zugang dazu haben sollte. Das Risiko, dafür verhaftet zu werden, war es ihnen wert.

Buch: Bone Music. Bild: X-Ray Audio Project, www.x-rayaudio.com.

Die Hauptakteure der X-Ray Vinyl Untergrundbewegung in der Sowjetunion und alles, was Stephen Coates seit 2012 darüber herausgefunden hat, stellt er in seinem Buch Bone Music vor, das kurz nach dem Angriffskrieg Putins auf die Ukraine Anfang 2022 in den Druck gegangen ist und an Aktualität nicht verloren hat. Große Leseempfehlung!
In dieser aktualisierten Version des Buches geht Coates auch auf neuere Erkenntnisse ein, die die Ursprünge der Idee zu X-Ray Records in Budapest vermuten. Im nicht-kommunistischen Ungarn der 1930er Jahre waren es Sophie Török (geboren Ilona Tanner) und István Makai, die zum ersten Mal die Techniken beschrieben hatten.

Eindrucksvoll erzählt gibt es das Roentgenizdat auch in einer 25-minütigen Film Dokumentation aus dem Jahr 2016, die Stephen Coates und Paul Heartfield nun seit März 2025 online zur Verfügung stellen: “Roentgenizdat – The Strange Story of Soviet Music on the Bone”.
Unter anderem kommen dort einige Bootleggers der Sowjetunion von damals zu Wort, wie auch Stephen Coates selbst und der Sänger Marc Almond:

Marc Almond (Soft Cell), der im Oktober 2004 bei einem Motorradunfall lebensgefährlich verletzt wurde und sich von seinen Verletzungen lange erholen musste, hat im Jahr 2016 die Röntgenaufnahme seines damaligen Unfalls live vor Publikum mit seiner Version des Songs “Druzhba” (Friendship) von Vadim Kozin gravieren lassen.
Vadim Kozin (1903-1994) war ein beliebter russischer Tenor und Komponist, der 1944 wegen Homosexualität ins Gulag geschickt worden war. Marc Almond widmete ihm auch das Album “Orpheus in Exile”, damit Kosin nicht in Vergessenheit gerät und seine Geschichte im Western überhaupt Sichtbarkeit bekommt.

Bone Music – Interview mit Stephen Coates vom X-Ray Audio Projekt

Musik auf Röntgenbildern zum Angucken und Anhören präsentierte Stephen Coates bereits in London, Moskau, Tel Aviv, Tokyo, und 2021 zuletzt auch in Berlin.
Ich selbst habe die BONE MUSIC Ausstellung leider bisher nicht gesehen und habe mich daher mal an Stephen Coates gewendet und ihn unter anderem gefragt, ob es die Ausstellung wieder zu sehen geben wird:

Bone Music - Stephen Coates
Stephen Coates

Was sind deine Pläne für das X-Ray Audio Projekt? Hat sich die Geschichte zu Ende erzählt oder bist du an neuer Forschung dran?

Ich denke, der Großteil der Geschichte wurde in den letzten acht, neun Jahren erzählt. Ich glaube, ich habe die wichtigsten Themen dazu ausgegraben, aber es gibt immer noch mehr zu lernen, und es melden sich auch immer mal wieder Leute bei mir, und ich erfahre mehr. Es geht also weiter, aber ich denke, der Großteil ist jetzt abgeschlossen. Ich bin dabei, parallele Geschichten und Themen zu untersuchen und hoffe, in ein paar Jahren in einem neuen Buch mehr darüber schreiben zu können.

Wird es neue Ausstellungen geben? Hast du schon darüber nachgedacht, die Ausstellung nach Leipzig zu bringen? Ich bin mir sicher, dass Gruftis, die sich zum jährlichen Wave Gotik Treffen versammeln, Bone Music lieben würden!

Ich hoffe es. Wir mussten, wie alle anderen, während COVID die Ausstellungen stoppen. Und dann kam natürlich der Krieg. Und obwohl diese Geschichte keine Geschichte zugunsten Russlands ist, ganz im Gegenteil sogar würde ich sagen, hatten viele Museen und Aussteller Angst davor, Ausstellungen zu zeigen, die mit Russland zu tun hatten. Verrückt! Es ist zudem auch nicht nur eine russische Geschichte, es ist eine ungarische Geschichte, es ist eine baltische Geschichte, und auch eine Geschichte über die Ukraine. Aber so ist es nun einmal. Deshalb würde ich die Ausstellung sehr gerne wieder zeigen. Und wir würden sie gerne nach Leipzig bringen. Wir haben sie vor ein paar Jahren nach Berlin gebracht, aber Leipzig ist natürlich das Zentrum der Coolness. Also würde ich sie gerne zurückbringen. Ja!

Dein Buch erschien unmittelbar nach Putins Krieg gegen die Ukraine. Hat sich deine Arbeit oder deine Forschung drei Jahre nach Kriegsbeginn verändert?

Nun, dieses Projekt handelt von Menschen, die gegen das Establishment und autoritäre Herrschaft waren. Es waren Individuen, und natürlich, ganz wichtig, einige von ihnen waren Ukrainer. Es war keine Geschichte, die sich auf ein einzelnes Land beschränkte. Als Putin in die Ukraine einmarschierte, war es natürlich ein seltsamer Zeitpunkt, ein Buch über die vorwiegend sowjetische Kultur zu veröffentlichen. Aber ich hatte das Gefühl, dass seine Handlungen und die Ereignisse seitdem nichts mit dem Thema des Buches zu tun haben. Aber klar, was wir heute in Russland erleben, ist leider Zensur. Und dies ist eine Geschichte über kulturelle Zensur. Und Musiker*innen werden in Russland wieder zensiert, wenn sie nicht mit Putin übereinstimmen. In gewisser Weise ist diese Geschichte also noch immer sehr aktuell.

Wie war es 2017 in Moskau auszustellen? Glaubst du, dass es heute möglich wäre, dort wieder auszustellen?

Es war einfach fantastisch! Es war einfach fantastisch, dabei zu sein! Wir hatten zwei große Ausstellungen in Russland, und natürlich war diese Geschichte damals für die meisten Russ*innen unbekannt. Nur alte, sehr alte Leute kannten sie. Viele der Besucher*innen der Ausstellung, insbesondere junge Leute, wussten also nichts davon. Es war großartig. Ich liebe die russischen Menschen und hoffe, dass wir eines Tages wieder dorthin zurückkehren können. Aber im Moment sieht es nicht sehr vielversprechend aus.

Siehst du in Russland oder anderen Staaten heute neue Formen des kreativen Widerstands gegen die Zensur von Musik? Zum Beispiel die Nutzung von VPN-Tunneln, um Chinas Große Firewall zu umgehen?

Ja, das ist ein sehr interessantes Thema, nicht wahr? Natürlich ist das mit dem Internet, der kulturellen Zensur, die insbesondere in den 40er, 50er und 60er Jahren herrschte, nicht wirklich möglich. Musik kann zwar nicht zensiert werden, Künstler*innen hingegen schon. So kann die Musik selbst über das Internet verbreitet werden. Es ist sehr schwierig, das zu verhindern, wie du sagst, zum Beispiel mit einem VPN-Tunnel. Musiker*innen hingegen können zensiert und unterdrückt werden. Und das nicht nur in Russland oder sogar in China, sondern leider auch an vielen anderen Orten der Welt.

Vielen Dank für deine außerordentliche Arbeit an diesem Thema, Stephen!

Danke, Florian!

Das Interview mit Stephen Coates habe ich am 05.05.2025 geführt und aus dem Englischen übersetzt.

Ab Mitte der 1960er Jahre haben dann nach und nach Tapes die Vinyls abgelöst (weitaus einfacher aufzunehmen und von deutlich höherer Qualität). Aus dem Röntgenbilduntergrund (Roentgenizdat) wurde der Magnetbanduntergrund (Magnetizdat), sodass es heute kaum noch Musik auf Röntgenbildern gibt. Es gibt keine großen Sammlungen, wie wir es von Vinyl-Enthusiasten kennen. Röntgenaufnahmen sind schließlich auch gar nicht für Langlebigkeit gemacht. Oft konnte die Musik nur wenige Male angehört werden, bevor die starken Nadeln der Grammophone die Aufnahmen beschädigten.

Stephen hat mich noch auf die Forschungsstelle Osteuropa aufmerksam gemacht, die in meiner Stadt Bremen ansässig ist. Und tatsächlich, hier gibt es die “Bones of Bremen” und ich werde mal sehen, dass ich mir dort demnächst einmal echte X-Ray Audios angucken kann. Oder ich habe irgendwann so ein Glück wie Stephen es 2012 hatte, und ich entdecke diese oder andere Kuriositäten aus der Vergangenheit auf einem Flohmarkt!

WGT³ – Maren empfiehlt 3 Bands fürs Wave-Gotik-Treffen 2025

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WGT³“ ist unsere Artikelserie, in der wechselnde Autor:innen jeweils drei Bands vorstellen, die man sich beim Wave-Gotik-Treffen 2025 auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Heute sind es 3 Tipps von Maren.

Gothic Rock ist Untot: The Nosferatu

Düstere, schwermütige Klänge aus der Tiefe der Gruft lässt die englische Band The Nosferatu erschallen, die 2019 aus der ursprünglichen 1988 gegründeten Band Nosferatu hervorgegangen ist. Ihr Name ist Programm, denn sie haben sich der Mission verschrieben, der Welt zu beweisen, dass Old-School Gothic Rock untot ist und es auch im Jahre 2025 nicht nötig hat, Kompromisse einzugehen. Mit melancholischen Akkordfolgen auf der Gitarre und der dunklen Klangfarbe des Gesanges entfalten sie dabei Pathos, das dazu geeignet ist, einen gedanklich in die Einsamkeit der Karpaten zu entführen und dunkle Gemäuer zu durchschreiten. Stimmig ist dazu auch das Outfit der Bandmitglieder.

Musik für Waldgruftis: And Also The Trees

Der Name der Band suggeriert bereits, dass es sich hier um eine Gruppe handelt, die Musik für Wald- und Wiesengruftis macht. Tatsächlich blieben sie ihrer ländlichen Umgebung in Worcestershire nach ihrer Bandgründung 15 Jahre lang treu, was sich auch in ihrer Musik niederschlug: melancholisch, romantisch, mit Bezug zur Natur in vielen Texten. Herauslocken ließen And Also The Trees sich dennoch während ihrer Anfangsjahre zeitweise aus ihrer ländlichen Umgebung, um bei einigen Auftritten von The Cure als Vorband zu spielen. Obwohl sie dem Genre Postpunk/ Gothic Rock zugeordnet werden, sprengen sie dieses durch eine bisweilen untypische Instrumentalisierung. Der Gesang von Justin Jones hat mich und andere stellenweise an Jim Morrison erinnert.

Nordic-Ritual-Folk aus Sibirien: Nytt Land

Aus den Weiten Sibiriens stammt die russische Nordic-Ritual-Folk-Band Nytt Land. Mit schamanischen Klängen verstehen sie es, einen völlig aus dem Hier und Jetzt herauszureißen. Inhaltlich lassen sie sich von alten, isländischen Sagen und der wilden Natur ihrer Heimat inspirieren. Zusätzlich zum herkömmlichen Gesang in der Sprache Alt-Nordisch setzen sie auch mongolischen Kehlgesang ein. Begleitet wird dieser durch die verschiedensten Instrumente unter anderem Trommeln, Flöten und Maultrommeln. Ihre dunkle, mystische Musik ist durchaus geeignet, einen in Trance zu versetzen. Ich denke, wer Heilung mag, ist bei Nytt Land auf jeden Fall richtig.

Wer Heilung übrigens unbedingt einmal live sehen will, kann hier einmal schauen: Veranstaltungen

Gothic-Klassiker „Everyday Is Halloween“ bekommt Musikvideo

1984 schufen die Band Ministry mit „Everyday Is Halloween“ einen Song, der mittlerweile zum Mantra der gesamten Gothic-Szene mutierte. Jetzt hat Al Jourgensen, Sänger der Band, den Frieden mit seiner Vergangenheit gemacht und dem Klassiker endlich ein Musikvideo spendiert. Eine Hommage an die Gothic-Szene, die der Band von ihren frühen Synthie-Pop-Tagen bis zur Industrial-Metal-Band, zu der sie sich wandelte, loyal geblieben ist.

Nach rund 40 Jahren beschloss Ministry Frontmann Al Jourgensen, Frieden mit seiner Vergangenheit zu machen und mit dem Album „The Squirrely Years Revisited“ einigen alten Tracks die Liebe angedeihen zu lassen, die sie verdient haben. „Da ich meine frühen Sachen jahrzehntelang hasste, beschloss ich, das jetzt mal in die Hand zu nehmen und es endlich richtig zu machen.„, sagte Jourgensen, der selbst als schärfster Kritiker seiner frühen Synthie-Tage bekannt ist.

Allerdings hat er nicht nur das neue Album auf Cleopatra Records herausgebracht, sondern auch gleich ein Musikvideo zu seinem größten Szene-Hit „Everyday Is Halloween“ gemacht, dessen Titel zum Mantra einer ganzen Szene geworden ist.

Ich bin erstaunt und fühle mich geehrt, dass die Leute diesen Song auch nach 40 Jahren noch hören. Hisst die Freak-Flagge mit Stolz.

Das Video ist dann auch eine augenzwinkernde Hommage an die Menschen der Szene, die eben diese Flagge mit einem gewissen Stolz tragen. Um visuelle Brücke zur heutigen Szene zu schlagen, hat er sich prominente Unterstützung gebucht. Influencerin Victoria Venin beispielsweise, die stilecht aus einem Sarg kriecht oder auch Malice McMunn, die zu Beginn des Videos mit einem Walkman durch die Gegend läuft, um letztendlich von ElisaWiitch flankiert zu werden, die einen Globus mit schwarzer Schmiere besudelt.

Es scheint so ein bisschen, als hätte man sich gruftige Reichweite zusammengebucht, wobei die Profile der Protagonisten dann auch stark dem aktuellen „Szene-Bild“ eines düsteren Erotikkalenders ähneln. Schön finde ich allerdings, die Idee zu solch einem Video überhaupt umzusetzen und sich bei den Menschen, die den Song als Hymne verstanden haben, zu bedanken. Ich will das aber gar nicht weiter kommentieren, sondern überlasse euch die persönliche Einordnung.

Hat der Song und sein Titel überhaupt eine Bedeutung für euch? Was haltet ihr von dem Musikvideo?

Hier gibt es übrigens auch noch einen Blick hinter die Kulissen des Musikvideos:

WGT³ – Franky Future empfiehlt 3 Bands fürs Wave-Gotik-Treffen 2025

WGT³“ ist unsere Artikelserie, in der wechselnde Autor:innen jeweils drei Bands vorstellen, die man sich beim Wave-Gotik-Treffen 2025 auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Heute sind es 3 Tipps von Franky Future, der im übrigen auch die Idee zu dieser Artikelserie hatte.

New Wave aus der Schweiz: Lone Assembly

Wer im WGT-Lineup nach frischem Gitarren-Wave mit Synthie-Einschlag sucht, sollte unbedingt bei Lone Assembly die Ohren spitzen. Das Schweizer Quartett nennt Joy Division, The Sisters of Mercy und The Cure als Vorbilder. Trotzdem klingt ihr Mix aus Post Punk, New Wave und Synthie-Pop alles andere als altbacken. Wirklich. Vor allem haben die Jungs von Lone Assembly ein Händchen für wirklich gute Melodien und einen Sänger mit Bühnenpräsenz. Beides ist vielen neueren Post Punk-Combos leider nicht gegeben. Lange hat niemand seine Texte mit so viel Leidenschaft ins Mikro geschmachtet, wie Raphael Bressler. Aktuell auf jeden Fall eine der spannendsten Bands des Genres.

Hexen-Sabbat auf dem WGT: Tristwch Y Fenywood

Sieht aus, als hätten sich drei Hexen zum Liederabend verabredet. Und dieser Eindruck ist offenbar genau so gewollt, betrachtet man das Artwork von Tristwch Y Fenywod. Der Sound der Band erinnert an die frühen Veröffentlichungen des Kult-Labels 4AD, das unter anderem This Mortal Coil und die Cocteau Twins groß gemacht hat. Auf Doppelzither, Bassgitarre und elektronischem Schlagzeug kreiert das walisische Trio seinen mystischen Klangteppich, über dem sich ein sirenenhafter Gesang legt. Die Songs handeln von Moorleichen und Mondnächten. Die Einladung zum Hexen-Sabbat auf dem WGT steht.

Wiederauferstanden von den Toten: Silke Bischoff

Könnte ein Spektakel werden – oder auch nicht. Und da will man doch dabei gewesen sein. Mitbegründer Axel Kretschmann lässt die 2002 zu Grabe getragene Kult-Band Silke Bischoff auf dem WGT von den Toten auferstehen. Weil Sänger Felix Flaucher nicht mehr lebt, werden Gastsänger wie Alexander Veljanov (Deine Lakaien) und Sven Friedrich (Solar Fake) die Gesangparts übernehmen. Wer den Über-Hit „On the other Side“ also einmal live erleben möchte, hat beim WGT die Gelegenheit dazu. Unwissende können die Anreise zum Treffen nutzen, um sich in die skandalumwitterte Biografie der Band einzulesen, die sich nach einem Opfer des Gladbecker Geiseldramas benannt hat und im Streit zerbrach.

„Schwarzmaler – DEAD Classics Band 2“ – Der liebenswürdige Grufti von nebenan ist zurück!

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DEAD, der liebenswürdige Grufti von nebenan, ist zurück! Uwe Roesch bringt pünktlich zum 30-jährigen Jubiläum den zweiten Band seiner „DEAD Classics“ Reihe heraus. Er hat die frühen Werke aus den Jahren 2002 bis 2010 zusammengestellt, mit unveröffentlichten Schätzen gewürzt und mit einem formschönen Aufkleber abgerundet.

Auch wenn es wohl keine neuen Abenteuer des bleichen Helden geben wird, war dieses denkwürdige Jubiläum ein entsprechender Anlass für Uwe Roesch seinem zeichnerischen Sohn einen zweiten Band zu schenken. Er schrieb dazu:

Hallo zusammen!

Verdammte Axt, wie doch die Zeit vergeht! Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich mit „Easy“ Ettler, dem damaligen Herausgeber des Zillo-Magazins telefonierte. Ich hatte ihm ein paar Cartoons geschickt in der Hoffnung, sie dort veröffentlichen zu können. Und tatsächlich, „Easy“ fand die Sachen cool, allerdings zu wenig „gruftig“. Und so entstand ein blasser junger Mann, der fortan unter dem Namen „DEAD“ sein schwarzbuntes Unwesen treiben sollte. Das war vor 30 Jahren!

Zwischenzeitlich wurden insgesamt sieben DEAD-Comic-Bände veröffentlicht, und es gab jede Menge an DEAD-Merchandise. Nachdem das Zillo-Magazin dann leider 2015 eingestellt wurde, fand DEAD eine neue Heimat im Orkus!-Magazin, in dem auch weiterhin „DEAD-Classics“ veröffentlicht werden.

Der zweite, 70 Seiten starke Band ist ab sofort über den Orkus-Shop zu bestellen. Der Preis inklusive eines Aufklebers beträgt 19,95€ – für den Versand werden 1,80€ im Inland und 2,99€ im Ausland fällig.

Mehr Informationen findet ihr direkt in der Gruft von DEAD, die unter dead-comic.de zu erreichen ist. Bitte seht davon ab, den ewig jungen Grufti allzu früh zu besuchen, er reagiert empfindlich melancholisch, wenn in jemand vor dem schwarzen Kaffee stört. Wir veröffentlichen in den nächsten Tagen noch ein Interview mit Uwe Roesch, das wir für das Spontis-Magazin 2022 geführt haben.

Übrigens: Spontis dankt für die Ehre, dem liebenswürdigen Grufti von nebenan eine kleine Widmung auf dem Cover zu hinterlassen.

Schwarzmaler Dead Classics Band 2
Dead Classics Band 2 – Jubiläumsedition 30 Jahre Dead
Dead Classics Band 2 - Rückseite
Dead Classics Band 2 – Rückseite | Aufmerksamen Lesern dürfte die Beschreibung, die wir hinterlassen durften, aufgefallen sein.