Plage Noire Festival 2023 – Zeitreise zum ersten Festival vor 14 Jahren

Dieses Jahr findet das Plage Noire-Festival im Ferienpark Weissenhäuser Strand am 28. und 29. April 2023 statt. Natürlich ist meine Vorfreude wieder riesig. Ein guter Moment, um sich auf eine Zeitreise in den Herbst 2009 zu wagen, als das Plage Noire zum ersten Mal seine Pforten öffnen sollte.

Ein ungewöhnliches Festival an einem ungewöhnlichen Ort

Ein Ferienpark am Strand, nur wenige Meter vom Meer entfernt, ist nicht gerade der Ort, an dem man ein gruftiges Festival erwarten würde. Aber am 13. und 14. November 2009 sollte genau das zum ersten Mal geschehen. Das Plage Noire-Festival tauchte den Weissenhäuser Strand in Schleswig-Holstein für zwei Tage und Nächte in tiefstes Schwarz. Als Nordlicht konnte ich es kaum glauben, als ich beim M’era Luna zwei Monate zuvor die Werbung für diese Veranstaltung sah, zumal schwarze Events im Norden des Landes recht spärlich gesät sind – nehmen wir Hamburg mal heraus.

Bei unserer Anreise kam uns kein Schild zu Gesicht, welches auf das Event hingewiesen hätte. Wir fanden direkt vor dem Eingang zu dem Hotel einen Parkplatz und betraten ein wenig verwirrt die Hotellobby, die auch keinen Hinweis darauf gab, dass wir richtig wären. Waren wir aber, wie uns die freundliche Dame an der Rezeption betätigte.

Wir bekamen unsere Bändchen und stiefelten über das Gelände. Aus einem angelegten Teichbecken begrüßte uns ein mit Wasser spritzender Plastik-Elefant, der sonst auf das Schwimmbad hinter ihm aufmerksam machte.

Die Türsteher hielten uns mit einem Lächeln die Tür zu dem Hauptgebäude auf (habe ich zuvor noch bei keinem Festival erlebt) und ließen uns ein in die bizarre Mischung aus Ferienpark und Gothic-Event. So etwas hatten wir noch nie erlebt. An den Tischen saßen etwas irritiert dreinschauende silberhaarige Urlauber, an denen die aufgehübschten Gruftis vorbeischlenderten. Der Ferienpark zeigte sich damals noch in nicht renovierter Form, mit viel künstlichem Eichenholz und alten gemusterten Teppichen. In dem Charme einer Dorfkneipe hielten Oswald Henke und Emilie Autumn Lesungen, wir tanzten zu Blutengel auf Auslegeware mit Blumenmuster, trafen auf den Gängen die Größen der Szene (unter anderem Chris Pohl), ließen uns von Emilie Autumn in den Arm nehmen. Es gab eine Burlesque-Modeschau, Weinproben, Autogrammstunden und natürlich Konzerte.

Ernst Horn von Deine Lakaien malträtierte bei einem Unplugged-Konzert einen Konzertflügel, während Alexander Veljanov uns, stilsicher mit schwarzem Anzug und aufgetürmter Graf-Dracula-Frisur, mit seiner sonoren Stimme eine Gänsehaut nach der anderen über den ganzen Körper laufen ließ. London After Midnight sah ich hier zum ersten Mal und wurde sofort in den Bann geschlagen.

Zwischendurch gingen wir an den Strand, der über und über mit flanierenden Gruftis übersät war, spazierten über die von Salz und Wind verwitterte Seebrücke. Tatsächlich zeigte sich das Wetter für einen November im Norden ausgesprochen mild.

Irgendwann begannen die Grauhaarigen aufzutauen und ihre anfängliche Verwirrung schlug in Neugier um. Es entstanden Gespräche zwischen Silber und Schwarz und es wurden Fotos geschossen. Erst begannen die Urlauber die Festivalbesucher zu fotografieren und nachher fotografierten die Gruftis die Feriengäste. Alles umwob eine angenehm entspannte Atmosphäre, die einen gruftbeseelt in die späte Nacht entließ.

Das Festival ging zu Ende. Eigentlich sollte es ein paar Monate später im Frühling erneut stattfinden, was sich (trotz des schon begonnenen Kartenvorverkaufs) leider wieder zerschlug. Es sollte einige Jahre und das stete Drängen einer bezauberten und bezaubernden Fangemeinde brauchen, bis das Plage Noire 2018 endlich eine Fortsetzung bekam. Seitdem findet es jährlich statt. Das Old-School-Ambiente mit der rustikalen Eiche und den bunten Teppichen ist nach der Renovierung einem moderneren Anstrich gewichen, aber das Plage Noire ist und bleibt ein ungewöhnliches Festival an einem ungewöhnlichen Ort. Und immer noch erstrahlt Weissenhäuser Strand einmal im Jahr in schillerndstem Schwarz.

Wir sehen uns da!

Ein Line-Up, das sich sehen lassen kann, wie ich finde. Mehr über das Festival erfahrt ihr unter www.plagenoire.de – Einige wenige Karten kann man auch noch erwerben, das Tagesticket kostet jeweils 86 Euro und der Festivalpass ist für rund 150 Euro zu haben.

Freitag

FRONT 242 | BLUTENGEL OST+FRONT | ROTERSAND | ASSEMBLAGE 23 UNZUCHT | TYSKE LUDDER | CENTHRON J:DEAD | CORLYX | SUZI SABOTAGE

Samstag

NITZER EBB | LACRIMOSA | MESH | ZERAPHINE | FRONT LINE ASSEMBLY DIORAMA | NOISUF-X | HEIMATÆRDE | [X]-RX PRIEST |TVINNA | SOULBOUND | DIE SELEKTION BEYOND OBSESSION | JEREMIAH KANE | MENTAL EXILE

Das Publikum vor der Bühne eines Konzerts auf dem Plage Noire Festival 2022
Das Publikum vor der Bühne auf dem Plage Noire 2022 – (c) Christoph Eisenmenger

Anmerkung der Redaktion: „Gruftlord“ ist ein neuer Autor in unserem Blog, der hier in Zukunft ein paar musikalisch geprägte Artikel beisteuern möchte. Er hat mich vor ein paar Wochen kontaktiert und angeboten, etwas beizusteuern, worüber ich mich riesig gefreut habe. Über Feedback zu seinen Artikeln würde er sich sicherlich freuen.

Gastartikel: Gothic zwischen Killstar-Fashion, Subkultur und Mainstream

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Wie wir wissen, liegt Gothic im Trend. Nicht nur wegen der Netflix-Serie Wednesday, sondern auch, weil „Neo-Gothic“ die Cover zahlreicher Mode-Magazine ziert. Die 24-jährige Voltaire ist mit einer Grufti-Mutter aufgewachsen, selbst als Grufti unterwegs und möchte in diesem Gastartikel schildern, wie ihr die Modeindustrie mit Fast-Fashion irgendwie die Identifikationsgrundlage geraubt hat.

Zugegeben war ich ein wenig skeptisch, als Netflix vergangenes Jahr großartig die Wednesday-Serie ankündigte. Meine Mutter, die sich als „Grufti-Relikt der 80er“ bezeichnet, ist schuld daran, dass ich wie selbstverständlich mit der Addams Family groß geworden bin und zur Serientochter Wednesday eine gewissen Vertrautheit aufbauen konnte. Obwohl ich von der Netflix-Adaption mit High School-Fokus nicht viel erwartete, hatte ich die Serie an einem Tag durch. Ich stelle fest: Obwohl ich als ‘99-er Jahrgang zur jungen „Generation Z“ gehöre, bin ich zu alt, um Teil des Zielpublikum zu sein.

Es dauerte allerdings nicht lange, bis das Zielpublikum auf sich aufmerksam machte. „Nicht lange“ bedeutete in diesem Fall keine 24 Stunden, gemessen an den Reaktionen bei TikTok, wo man sich, wie jeder (un)anständige Gen Z-ler, natürlich ganztägig herumtreibt. Gerade die Tanzszene der Serie wurde millionenfach nachgestellt und ging viral über die Plattform.

Du und dein Algorithmus haben mit den Hashtags #gothic und #wednesday nichts am Hut? Hier, nimm dennoch dieses Tanzvideo hin!

Den kurzen Clips, die durch sämtliche soziale Medien gegangen sind, konnte wahrscheinlich niemand entgehen. Ebenso wenig den darauf aufbauenden Videos, die noch tiefer in die „Wednesday Addams“- und Gothic-Thematik eintauchten. Zusammenstellungen von Outfits zu den einzelnen Charakteren, Makeuptutorials, Cosplays und Einkaufstipps, wo man die typische Wednesdays Garderobe shoppen konnte. Natürlich durften auch „How to Gothic“ Tutorials nicht fehlen, um vermeintlich gruftige Verhaltensmuster zu erlernen. Man konnte sich vor der Sintflut an schwarz angestrichenen Inhalten gar nicht retten! Innerhalb von einer Woche nach Release der Serie gingen die Suchbegriffe „Wednesday Addams“ und „Gothic Clothing“ bei Google Trends durch die Decke. Labels wie „Killstar“ machten mit den entsprechenden Outfitkombinationen, Hashtags und Darstellungen ihrer Produkte zeitnah Werbung und generierten Aufmerksamkeit.

Natürlich. Wäre ja auch doof, wenn nicht. Das schwarze Kleid mit weißem Kragen muss man als Gothic Label ja anbieten, wenn man etwas auf sich hält *hust hust*, und gerade der Trend um Wednesday Addams ist kostenlose PR. Killstar wäre auch schön blöd gewesen, wenn sie das nicht ausgenutzt hätten. Immerhin muss man auf Nachfrage ja auch mit Angebot reagieren. Und Nachfrage scheint es eine ganze Menge zu geben!

Ein Screenshot der Killstar Internetseite, auf dem Models das Wednesday-Addams-Outfit tragen
Screenshot des Killstar-Internetangebots zu „Wednesday“

Wo sonst sollten sich die ganzen Babybats, die aus dem fernen Land der Social Media geflattert kamen, denn auch melden? Das war den wöchentlichen Newslettern, die mein Postfach beglückten, zumindest unschwer zu entnehmen. Alleine im letzten Jahr bekam ich jeden Monat eine Mail über die neuen Trends und Kollektionen, die den Onlineshop zieren durften. Eine neue Kollektion pro Monat, die aktuelle Modetrends der jüngeren Generation aufgreift und vermarktet. Nur unter dem Label „gothic“. Und so mehr oder minder Schwarz – man muss ja schließlich mit dem Strom schwimmen, nicht?

Fast Fashion bei Killstar

Regelmäßige Kollektionen, die in kurzen Abständen zueinander erscheinen, und aktuelle Trends der Modeindustrie aufgreifen. Das klingt verdächtig nach Fast Fashion. „Voltaire, hast du gerade Killstar als Fast Fashion bezeichnet?!“ – Ja. Ja, das habe ich. Lass es mich erklären.

Als Fast Fashion wird Mode bezeichnet, die schnell und günstig produziert wird und Designs aktueller, konventioneller Trends aufgreift. Bekannte Beispiele sind zum Beispiel H&M, Zara und C&A. Zusätzlich haben solche Kollektionen eine sehr kurze Durchlaufzeit – das heißt, dass der Zeitraum vom ersten Entwurf bis zum fertigen Kleidungsstück sehr gering ist. Ein Vergleich: Ein traditionelles Modeunternehmen benötigt für eine Kollektion ein halbes Jahr. Fast Fashion-Unternehmen circa fünf bis sechs Wochen. Das deckt sich so ziemlich mit den Newslettern der neuen Kollektionen von Killstar. Das Ende vom Lied? Nun ja, schaut es euch gerne an:

Ein weiteres Merkmal von Fast Fashion nennt sich im Englischen „Celebrity Endorsement„. Du hast also berühmte Personen, die deine Mode tragen und dadurch bewerben. Eine ähnliche Werbestrategie sehen wir bei Killstar. Nur mit dem Unterschied, dass ihre „Celebrities“ meist Influencer mit hoher Followerzahl und großer Reichweite auf Social Media sind, die aktiv für das Label und ihre Produkte werben. Haul-Videos bei TikTok und Outfit of the Day bei Instagram mit dazugehörigem Gewinnspiel und einem Rabattcode, der für die werbetreibenden Unternehmen gilt. Willkommen im 21. Jahrhundert!

Gothic-Influencer. Klingt eigentlich wie ein Widerspruch in sich. Das klingt so, wie soll ich es schreiben, Mainstream. Da wäre mir fast die Käse-Lauch-Suppe zur Nase hochgekommen.
Tatsächlich aber die Realität, wenn wir auf Kanälen wie Instagram und TikTok schauen. Also da, wo man den Szene-Nachwuchs und die jüngeren Generationen findet. Unter dem Instagram-Hashtag #gothicstyle finden wir 2,6 Millionen Beiträge. Unter #gothicfashion 1,4 Millionen. Der Hashtag #goth hat bei TikTok 16,7 Billionen(!) Aufrufe. Und als Influencer (Ja, davon können einige Menschen tatsächlich leben.) haben wir hier dieselbe Ausgangssituation wie zuvor bei Wednesday und Killstar: Man wäre schön dämlich, das nicht zu nutzen! Teilweise stößt man dank der „Gothic-Influencer“ und deren Beeinflussten auf die Meinung, dass man dank entsprechender Kleidung ja dazu gehört.

So ein bisschen, wie damals auf dem Schulhof mit Hollister. Oder Marco Polo und Lacoste, für die älteren Jahrgänge.

Wir fassen den Abschnitt also zusammen: Durch Netflix‘ Wednesday-Serie wurde auf den sozialen Medien ein Hype um die Protagonistin und ihren Style losgetreten. Daraus resultierten noch mehr junge Menschen, die sich mit dem Modephänomen „Gothic“ auseinandersetzten und entsprechend den Markt für schwarze, außergewöhnliche Kleidung weiter ankurbelten. Das ganze erreichte mittlerweile eine Größe, dass die Labels auf ähnlichem Level wie konventionelle Fast Fashion-Ketten produzieren und für eine deutlich breitere Masse vermarkten, als es jemals der Fall war.

Gothic + Fashion = Mainstream?

Können wir also schon von Gothic als Mainstream sprechen? Vielleicht sollten wir erst genauer definieren, welche Bestandteile von „Gothic“ im Trend sind. Denn wie wir wissen: Stinos und Modeindustrie haben ja nicht dieselbe Auffassung von Goth wie dein freundlicher Grufti von nebenan.

In erster Linie geht es um einen Modetrend, der verfolgt wird. „Neo Gothic“ ist beispielsweise ein Begriff, den Designer gerne benutzen – und übrigens voll im Kommen für 2023 ist. Man kann ihn sich ein wenig vorstellen, als würde man Elemente des Viktorianischen mit zeitlosen Schnitten und futuristischen Aspekten vereinen, um ein Outfit für das klassische Bild eines Schurken zu kreieren. Es ist zumindest mal ein Look. Ob es Gothic ist? Darüber lässt sich vermutlich streiten.

Ich erinnere mich noch an Zeiten, in denen meiner Grufti-Mutter und mir geistreiche Kommentare wie „Emo!“ und „Halloween ist vorbei!“ hinterhergerufen wurden. Angestarrt zu werden, war Alltag. Heute kann ich sowohl durchs Dorf als auch durch die Stadt laufen und habe meine Ruhe. Gelegentlich schaut mal ein Stino interessiert, das ist dann aber auch das höchste der Gefühle. Gerade in der Stadt sehe ich mehr alternativ gekleidete, junge Menschen als zu meiner Teeniezeit – und interessanterweise sind das gerade die, die starren. Den Kids würde ich das nun allerdings weniger krumm nehmen. Die kennen andere Goths und Gruftis außerhalb ihrer Handybildschirme wahrscheinlich noch nicht. Gerade durch Modemarken, Social Media und Netflix, die das Thema Gothic verstärkt aufgreifen und vermarkten, wird es natürlich auch Menschen außerhalb der Szene präsenter.

Wie viele Menschen, die Wednesday gesehen haben, sind Stinos? Und jetzt die Preisfrage: Wie viele davon erkennen den Unterschied zwischen einem Modetrend und einem Grufti?

Bärbel und Guido aus dem Nachbarhaus wahrscheinlich nicht. Deine Eltern, die immer noch denken, dass du dich in einer (vielleicht sehr lange) andauernden Phase befindest, bestimmt auch nicht. Kurz: Wenn du nicht wirklich im Thema bist – was die Allgemeinheit nun mal nicht ist – wird dir auch kein Unterschied auffallen. Aktuelle Modetrends werden aus Nichtwissen einer Subkultur gleich gestellt.

„Aber da ist doch ein riesiger Unterschied!“ – Ja? Ach! Aber das wissen Bärbel und Guido als Stinos doch nicht. Dass der Begriff „Gothic“ eben nicht nur heißt, dass man sich etwas extravaganter in Schwarz kleidet und heftiger schminkt, sondern noch viel mehr, ist überhaupt nicht Thema, wenn „Gothic“ als Modetrend wahrgenommen wird. Dass dahinter noch eine große Subkultur steht, deren eigentliches Ziel es war, sich gerade durch Kleidung und Auftreten als „Wir sind nicht konventionell und wollen es auch nicht sein!“ abzusondern, wird vollkommen außer Acht gelassen. Wenn immer mehr Menschen sich kleiden und herumlaufen wie wir, weil sie Gothic-Mode so „toll und trendy“ finden – was dann?

Einerseits finde ich es natürlich cool, dass Kleidung, die mir gefällt, deutlich zugänglicher ist. Ich schwöre auch niemanden zu verurteilen, der sein nächstes Outfit fürs M‘era Luna bei H&M findet. Ebenso kann ich gestylt in Ruhe in die Stadt oder ins Dorf, und habe meinen Frieden, weil meine Mitmenschen deutlich offener gegenüber anders aussehender Personen sind.

Aber gleichgesetzt zu werden mit jemandem, der halbwegs blind einem Trend nacheifert, den man von der Modeindustrie vorgeschrieben bekommt? Oder auf sein tolles Wednesday Addams-Kostüm angesprochen werden, wenn man bereits so rumlief, bevor es cool war?

Darauf würde ich – so glaube ich – gerne drauf verzichten können.

Überraschende Absage: Das WGT-Programm im VEID e.V. findet nicht statt

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Bereits seit 2015 ist das WGT-Programm im VEID eine gern besuchte und gemeinnützige Veranstaltung, um dem „Verein Verwaister Eltern und trauernder Geschwister in Deutschland e.V.“ ein wenig Aufmerksamkeit und auch Spendengelder zu bescheren. Luci van Org, die bislang Schirmfrau der Veranstaltung war, teilte nun überraschend mit, dass der Vorstand des Vereins die Unterstützung für die bereits geplante Veranstaltung abgesagt hat und diese damit unmöglich macht. In einem emotionalen Statement bei Facebook äußerte sich Luci van Org dazu.

Wie ich gestern erfahren habe, ist der jetzige Vereinsvorstand nämlich der Meinung, dass die […] Veranstaltung, die seit einem Dreivierteljahr einmal mehr mit unendlich viel Liebe, Engagement und Zeitaufwand von allen Beteiligten vorbereitet wird, aufgrund ihrer Inhalte nicht dem Vereinszweck entspricht.

Im letzten Jahr fanden dort unter anderem Auftritte von Christian von Aster, Oswald Henke, DTORN, David Gray und Lydia Benecke statt, die ohne Gage und auf eigene Kosten einen Teil beitrugen und auch durch Sachspenden Geld für den Verein sammelten. Ein musikalisches und inhaltliches Programm, das zu „1000%“ genau den Zwecken des Vereins entsprach, wie van Org schreibt. Es geht dabei unter anderem um die Aufarbeitung von Trauer und den gesellschaftlichen Umgang mit Trauerarbeit. „Enttabuisierung“ nennt es der Verein in seiner Satzung. Alles Inhalte, die fest mit der Szene verbunden sind und als Teil der Subkultur schon seit Jahren gelebt werden. Die Verarbeitung von Trauer, der offene Umgang mit Verlust und Tod ist für viele Gruftis ein wichtiger Grund überhaupt in der Szene zu sein. Das zeigte sich auch in den letzten Jahren der Veranstaltung immer wieder:

Während der Veranstaltung gab es nicht nur zahlreiche, immer wieder sehr bewegende Kontakte mit Betroffenen – innerhalb wie außerhalb der Szene – sondern auch unzählige Menschen, die nach dem Besuch des VEID e.V. damit begonnen haben, sich selbst für den Verein zu engagieren. Die den VEID e.V. weiterempfohlen und bekannter gemacht haben, die in den Verein eingetreten sind, die anfingen, in ihrem eigenen Umfeld Spenden für den VEID e.V. zu sammeln oder sogar selbst Benefizveranstaltungen zugunsten des Vereins organisiert haben.

Teile des Vorstands entschieden sich allerdings anders, die Gründe bleiben unklar. Luci van Org möchte über diese Entscheidung nicht urteilen, doch ihre Enttäuschung darüber ist aber in jeder Zeile des Statements zu lesen. So deutlich, dass sie ihr Amt als Schirmfrau nach 17 Jahren niedergelegt hat und zeitnah aus dem Verein austreten will. Sie macht allerdings klar, dass sie die Arbeit für verwaiste Eltern und trauernde Geschwister für „unabdingbar wichtig“ hält.

Das vollständige Statement von Luci van Org könnt ihr unten bei Facebook nachlesen oder in diesem Screenshot anschauen.

 

https://www.facebook.com/LuciVanOrg/posts/pfbid037SWpeqVXntJWnAATkzquu8qaHwCRrpRtuYs9zsqYpmGrFquuDZ4h8YqLUBUDQPSel

Die Ankündigung im offiziellen Programmheft des WGT konnte glücklicherweise in letzter Minute noch rückgängig gemacht werden. Wir empfinden es als sehr schade, dass jahrelanges, aufopferndes Engagement so enden muss. Und dennoch:

Ganz unabhängig davon halte ich die Arbeit für verwaiste Eltern und trauernde Geschwister nach wie vor für unabdingbar wichtig. Allen Menschen, die an dieser Arbeit beteiligt sind, wünsche ich jede Menge Rückenwind und Kraft, zu jeder Zeit immer genau das Richtige und Notwendige zu tun.

Stellungnahme vom VEID auf Facebook

Am 9. April 2023 hat der Verein auf Facebook dann doch eine Stellungnahme veröffentlicht, in der die Vorstände Dieter Jantz, Kerstin Gleißberg, Rudi Wonsack und Karin Grabenhorst sowie Geschäftsführerin Kathrin Schreier die Situation aufklären möchten und sich bei allen Beteiligten entschuldigen. Das ganze Statement des Vereins findet ihr weiter unten oder als Screenshot, der sich hinter diesem Link verbirgt. Die Beteiligten schreiben:

Was ist nun geschehen? In unserer seit vergangenem Jahr neuen Vorstandsstruktur hat sich die Arbeitsweise des Vorstandes verändert. Frischer Wind und neue Ideen sind wichtig, Respekt, Achtsamkeit, vor allem Wertschätzung und Dankbarkeit dem bis hierhin Entstandenen gegenüber dürfen jedoch nicht in den Hintergrund geraten. Aber genau das ist uns in unserem Vorstand passiert. Wenn mit dem Hinterfragen mangelndes Vertrauen bekundet wird, läuft etwas schief. Dass Luci das „WGT im VEID e.V.“ nicht für uns durchführen kann, wenn sie sich nicht des bedingungslosen Rückhaltes sicher ist, liegt auf der Hand. Dass das Ergebnis jetzt die schmerzhafte Absage des „WGT im VEID e.V.“ ist, tut uns sehr sehr leid. […] Wir gehen jetzt unsere Hausaufgaben machen und versuchen danach, die Chance zu bekommen, aus diesem Scherbenhaufen etwas Neues entstehen zu lassen.

Es ist sehr zu begrüßen, dass der Verein seine Sichtweise und die damit verbundene Entschuldigung an Luci van Org so öffentlich darstellt. Das ist richtig und wichtig, denn nur so kann transparente Kommunikationskultur gelebt werden. Wir sind natürlich hoffnungsvoll, ob aus dem „Scherbenhaufen“ etwas Neues entstehen kann und obwohl wir als Szene gern eine pessimistische Weltanschauung pflegen, könnte hier möglicherweise ein bisschen Optimismus angebracht sein. Spontis hält Euch auf dem Laufenden.

https://www.facebook.com/VerwaisteEltern/posts/pfbid02bt91ji4SeKoHz5fZo67kabwcBHo8Ly6cRu9A5trZ68WGAufvJYdLQCw5ngbANfvel

 

Robert Smith: Vom introvertierten Musiker zum Kämpfer für die Fans

Im Kampf um erschwingliche Ticketpreise hat Robert Smith, Fürst der Finsternis und Schrecken der Schwarzmarkthändler, die nächste Runde eingeläutet. Auf Twitter bestätigte er am 31. März, dass rund 7.000 Tickets für die Nordamerika-Tournee storniert wurden. „Rund 7k Tickets für etwa 2200 Bestellungen wurden storniert. Es handelt sich um Tickets, die mit gefälschten Accounts gekauft wurden / auf sekundären Wiederverkaufsseiten gelistet sind“. Der sonst introvertierte und schüchterne Frontmann ist zum Kämpfer für die Fans mutiert und zeigt mit seinem Engagement gegen überhöhte Ticketpreise, Schwarzmarktangebote und überzogene Gebühren, wovon sich andere Bands vielleicht eine Scheibe abschneiden können.

Smith vs. Abzocke – Was bisher geschah

Als die Band am 15. März den Vorverkauf für ihre bevorstehende Nordamerika-Tour eröffnete, hoffte sie, die Tickets erschwinglich zu halten, indem sie Fanclub-Mitgliedern Sitzplätze für nur 20 US-Dollar anbot. Auf diese Weise wollten sie sich vor der dynamischen Preisgestaltung mit so genannten „Premium-Tickets“ und Preistreiberei schützen. Außerdem wurden die Tickets nicht übertragbar gemacht, um Wiederverkäufern das Geschäft zu erschweren.

Als er dann auch noch herausfand, dass der Ticketanbieter „Ticketmaster“ die Fans beim Kauf der Tickets mit Buchungsgebühren bestrafte, die den Wert der Billigtickets überstiegen, war er stinksauer. Dieses „Gebühren- und Ticketpreis-Debakel macht ihn krank“, twitterte er sinngemäß.

Der Wirbel, den Smith damit auslöste, zeigte Wirkung. Ticketmaster erstattete den Käufern rund 10 Dollar der Buchungsgebühr. In der begleitenden E-Mail des Konzerns hieß es: „Das ist alles Robert Smith zu verdanken“.

Am 31. März gab der Gott der Nacht schließlich bekannt, dass er rund 7.000 Tickets, die auf Wiederverkaufsseiten angeboten wurden, für ungültig erklären ließ, um auf die jüngste Masche von Wiederverkäufern zu reagieren, die Kontodaten verkaufen wollten, um die Übertragungsbeschränkungen von „Ticketmaster“ zu umgehen:

Alle Tickets, die auf diese Weise erworben wurden, werden storniert und die ursprünglich für diese Tickets gezahlten Gebühren werden nicht erstattet. Die für diese Tickets gezahlten Gebühren werden an Amnesty International gespendet, und die Tickets selbst werden an Fans zurückverkauft“.

Ist Robert Smith der Vorreiter einer neuen Bewegung?

Das Rolling Stone Magazine fragt zu Recht, warum seine Kollegen es ihm nicht gleichtun. Smith sei ein positiver Beweis dafür, dass Künstler durchaus handlungsfähig sind, wenn es darum geht, Fans vor überhöhten Preisen und Abzocke zu schützen. In der Tat ist das Engagement, das Smith in dieser Sache an den Tag legt, in der Branche beispiellos. Am 16. März wies Smith in einem weiteren Twitter-Post darauf hin, dass die Künstler sehr wohl Einfluss darauf haben, zu welchen Preisen und mit welchen Zusatzangeboten die Tickets verkauft werden.

Sie nutzen die treuesten Fans aus, wenden intransparente Preistaktiken an und zwingen sie, Waren und Fanclub-Abonnements zu kaufen, um eine Chance auf Tickets zu bekommen, und dann, während die Leute in den Warteschlangen stehen, messen sie die Nachfrage und erhöhen den Preis entsprechend. (Steve Lee, Präsident der Fair Ticketing Alliance)

Bruce Springsteen sagte kürzlich, es sei eine „unvermeidliche Begleiterscheinung moderner Tourneen“, dass es Tickets zu hohen Preisen gebe. Als der Vorverkauf für seine Tournee 2023 startete, wurden bis zu 5.000 US-Dollar für Tickets verlangt, worüber sich viele Fans beschwerten. Möglich wurde dies durch ein dynamisches Ticketpreissystem, das es ermöglicht, Tickets frühzeitig zu kaufen oder zusätzliche Optionen am Eingang zu erwerben. Als Reaktion stellte eines der ältesten Fanzines, „backstreets.com“, sein Erscheinen ein.

„Nach 43 Jahren, in denen es in der einen oder anderen Form von Fans für Fans von Bruce Springsteen herausgegeben wurde, verkündet Backstreets, dass das Ende der Reise erreicht ist. […] Das sind Konzerte, die wir uns kaum leisten können, die sich viele unserer Leser nicht leisten können und die dazu geführt haben, dass ein großer Teil unserer Leserschaft das Interesse verloren hat.“

Neil Young klagte kürzlich auf seiner Website: „Es ist vorbei. Die alten Zeiten sind vorbei. Ich bekomme Briefe, in denen ich für 3.000 Dollar teure Tickets für eine Benefizveranstaltung, die ich organisiere, verantwortlich gemacht werde. Dieses Geld geht weder an mich noch an die Veranstaltung.

Robert Smith macht deutlich, dass man als populärer Künstler sehr wohl die Verantwortung hat, sich auch beim Ticketverkauf um seine Fans zu kümmern. Möglicherweise ergibt sich daraus ein Synergieeffekt, denn mit dieser Form des „Respektaustausches“ zwischen Künstler und Publikum dürfte der Verkauf von physischen Tonträgern oder anderen Artikeln wiederum den Bands zugutekommen.

Abseits der Popularität stellen sich diese Fragen überhaupt nicht, da sich die Künstler neben den Superstars in der Regel auf deutlich moderateren Pfaden bewegen. Hier lohnt sich auch das Geschäft der Ticketverkäufer nicht. Wo Tickets nicht knapp sind, gibt es auch keine übertriebene Nachfrage.

Gruft-Orakel April 2023: Werwolf mit nassem Fell geht gar nicht

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Der April empfängt die Wohngemeinschaft des zusammengewürfelten Orakel-Haufens erwartungsgemäß. Es gießt wie aus Eimern. Immerhin riecht es in der Wohnung besser als in den letzten Jahren, denn seit dem letzten Frühling hat der Werwolf Spaziergeh-Verbot wenn es regnet. Den Geruch von nassem Werwolf ist nicht zum Aushalten! 2022 ertränkte man die Grableuchte in ätherischem Öl, damit sie wenigstens dem Gestank entgegenwirken konnte. Das war aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Das Verbot wirkt Wunder, auch wenn der Werwolf in seinem Outfit von „Jack Wolfskin“, mit dem er durch die Wohnung stiefelt, ein bisschen so aussieht, wie ein Boomer beim wöchentlichen Ausflug in den Park. Das war übrigens ein Vorschlag von Alana Abendroth, dem heimlichen Oberhaupt der Gemeinschaft.

Lisa Eckhart beim WGT 2023 – Ist das Satire?

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Die sogenannte „Maulheldin in Versace„, Lisa Eckhart, kommt für einen Auftritt am Sonntag zum Wave-Gotik-Treffen 2023. Der Auftritt der österreichischen Kabarettistin, die in der Vergangenheit immer wieder mit provokantem, populistischen und teilweise antisemitischen Humor aufgefallen ist, wirft Fragen auf. Nicht nur Fragen darüber, was Satire darf oder nicht darf, sondern auch darüber, ob sie überhaupt zur schwarzen Szene passt und auf dem WGT eine Bühne bekommen sollte.

Der Tabubruch als Bühnenprogramm

Lisa Eckardt ist eine leidenschaftliche Seglerin, die es liebt, im gesellschaftlichen Shitstorm über die Bühnen zu navigieren. Die berufliche Tabubrecherin nimmt zielsicher jedes heiß diskutierte Thema in ihr Programm und provoziert mit Judenwitzen, macht Witze über Klimaaktivisten, Cancel Culture und Woke Blasen. Eben über alles, was gesellschaftlich  kontrovers diskutiert wird. Man behauptet, sie würde der Gesellschaft einen Spiegel vorhalten. Allerdings wirkt ihr Spiegel eher wie eine Lupe, unter der so mancher Deutsche,  der seine eigentliche Meinung unter „Political Correctness“ verbirgt, heimlich beim Lachen zu beobachten ist. Die Zeitung „Der Standard“ schreibt:

In Wahrheit findet in Eckharts Vortrag vor allem eines statt: Die aufgezählten Menschengruppen werden entwürdigt und rassistische, trans- und homophobe sowie antisemitische Stereotype dabei bedient.

Nun bin ich allerdings der Letzte, der definieren möchte, was Satire darf und was Satire nicht darf. Ich bin nicht kompatibel mit Lisa Eckharts Humor, empfinde das nicht als kluge und kritische Satire, sondern als Surfen auf der Welle der Empörung. Anecken, um wahrgenommen zu werden.

Immerhin, die fetten Jahre scheinen vorbei, denn wie beispielsweise die Frankfurter Rundschau schreibt: „Lisa Eckhart hat ein Problem: Sie schockiert nicht mehr„.

Lisa Eckhart auf dem WGT – Ist das ein Witz?

Die eigentliche Frage, die auch den Titel des Artikels beeinflusst hat, lautet: Was hat Lisa Eckhart überhaupt mit der Szene zu tun?

Auf mich wirkt der Auftritt von Lisa Eckhart im Rahmen des WGT ein wenig befremdlich, denn in ihrem Programm finden sich keinerlei inhaltliche Berührungspunkte mit der Gothic-Szene. Im Gegenteil. Und auch äußerlich – wenn wir dieses oberflächliche Kriterium anführen wollen – ist sie bis auf ein paar extravaganten Outfits ein ganzes Lichtjahr von „Gothic“ entfernt. Sie wirkt wie ein Fremdkörper auf der langen Liste der großartigen Bands des Treffens.

Darüber hinaus sind Menschen innerhalb der Szene bekannt für ihr klimaaktivistisches Engagement, ihre oftmals queeren Identitäten und für die „woke“ Wahrnehmung der Ungerechtigkeiten gegenüber benachteiligten Gruppen. Das übliche Publikum von Eckhart stammt meiner Einschätzung nach eher aus der konservativen Ecke leidenschaftlicher BILD-Leser, die nach ein paar Gläsern Wein – wegen der Kultur und zur Enthemmung – über die vorhersehbaren Pointen schmunzeln. Da wirkt ihr Auftritt eher wie ein Schluck Benzin in das Feuer der Szene. Jetzt schon polarisiert ihr Auftritt in den Kommentarspalten der sozialen Netzwerke der Szene und sorgt für eine ähnlich toxische Umgebung wie in den Kommentarspalten des Mainstreams. Das ansonsten durchweg großartige Band-Programm scheint in einer vermeidbaren Diskussion unterzugehen.

Was ist eigentlich aus der Realitätsflucht in eine düstere, phantasievolle, feingeistige, melancholische und höfliche Welt geworden?

Kurz & Düster: Crowdfunding für das Pfingstgeflüster 2023

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Die wohl edelste Konservierung des WGT-Gefühls, das Pfingstgeflüster, möchte Euch auch das 30. Wave-Gotik-Treffen wieder in Bildern, Geschichten und Berichten festhalten. Trotz aller Tradition und Beständigkeit möchte Herausgeber Marcus Rietzsch dieser Jahr versuchen, das Magazin über Crowdfunding vorzufinanzieren. Bisher mussten die Druckkosten von etwa 3.000€ in Vorleistung gestemmt und durch den Verkauf des Magazin wieder reingeholt werden.

10 Tage vor dem Ablauf der Aktion fehlen knapp 1.500€. Praktischerweise kann man auf diesem Weg auch gleich ein Magazin (vor)bestellen und so zur Finanzierung beitragen. Es gibt auch einige „erweiterte Möglichkeit“ und sogar Anzeigenplätzte zu erwerben. Vielleicht kann man ja so ein klein bisschen Werbung bei der „richtigen“ Zielgruppe machen? Ich bin mir sicher, es lohnt sich für Euch. Ich habe auch Marcus kurz gefragt, warum er sich dieses Jahr für das Crowdfunding entschieden hat.

Marcus, warum hast du Dich dieses Jahr für Crowdfunding entschieden?

Es mag banal oder abgedroschen klingen, aber die Welt hat sich verändert. Bands, die vor der Pandemie problemlos genug Tickets für ihre Konzerte absetzen konnten, müssen mittlerweile komplette Tourneen absagen. Hinzu kommen Inflation und teils gewaltige Preissteigerungen, die auch vor dem Pfingstgeflüster und dessen Leserinnen und Lesern nicht Halt machen. Die Kombination aus gestiegenen Kosten und allgemeinen Unsicherheiten haben mich veranlasst, die Druckkosten für das Pfingstgeflüster 2023 im Vorfeld durch ein Crowdfunding sicherzustellen.

Wie war eigentlich die Kaufbereitschaft in den letzten Jahren, war da eine Entwicklung zu sehen?

Die Verkaufszahlen waren nie konstant. Es gab von Jahr zu Jahr immer ein gewisses Auf und Ab. Nachdem das Pfingstgeflüster zwei Jahre Zwangspause einlegen musste, war 2022 durchaus ein Rückgang zu spüren, was möglicherweise auf die deutlich geringere WGT-Besucherzahl zurückzuführen ist.

Ich finde das Pfingstgeflüster ja toll, weil ich neben einer Sammelleidenschaft auch anfassbare Erinnerungen liebe, aber ist ein Magazin in Print-Form noch zeitgemäß?

Ob das Pfingstgeflüster zeitgemäß ist, müssen andere entscheiden. Aber eines ist wohl unbestritten: Auch wenn viele Gruftis die Vorzüge elektronischer und digitaler Errungenschaften zu schätzen wissen, kann sich ein Teil nach wie vor an der Haptik schöner Druckerzeugnisse erfreuen.

Okay, dann entscheide ich: Das Pfingstgeflüster ist für mich absolut zeitgemäß. Und jetzt vorbestellen/spenden!

Solina Tuuli: Künstliche Intelligenz macht Gothic-Musik

Solina Tuuli ist eine Art künstliche Sängerin auf der Basis einer KI, die von Bruno Kramm (Das Ich) und Vasi Vallis (Frozen Plasma) erschaffen wurde, um dieses „neue Betätigungsfeld für elektronische Musiker“ für sich zu nutzen. Mittlerweile ist mit „Lost“ auch das erste Stück herausgekommen, das dazu einlädt, sich ein Eindruck zu verschaffen, was wir in Zukunft zu hören bekommen könnten. Werfen wir auch einen Blick auf die Frage, wie moderne Technologien unsere musikalische Wahrnehmung und auch die Szene-Musik beeinflussen könnten.

Künstliche Intelligenz macht jetzt Musik

In den letzten Monaten hat künstliche Intelligenz (KI) für einen wahren Sturm auf den Ozeanen der virtuellen Welt gesorgt. Plattformen wie „ChatGPT„, die mit ein paar Stichworten quasi aus dem Nichts Inhalte erschaffen oder auch „Dall-E„, die anhand von Texteingaben Bilder generieren, sind in aller Munde. Schon nach wenigen Wochen ist klar, wir stehen erst am Anfang dessen, was KIs zu leisten vermögen. Wer mehr darüber wissen möchte, findet auf Tech-Plattformen wie Heise.de einige Antworten und die Zeitschrift c’t hat dazu einige hilfreiche Videos gemacht.

Es liegt auf der Hand, dass künstliche Intelligenz auch dazu genutzt werden kann, Musik zu erschaffen, es existieren bereits einige Tools, die in der Lage sind, Sounds, Klänge und selbst Gesang zu erzeugen.

Bruno Kramm (Das Ich) und Vasi Vallis (Frozen Plasma) haben die Zeichen der Zeit erkannt und experimentieren mit ebendieser künstlichen Intelligenz. Als erstes „Lebenszeichen“ dieser Zusammenarbeit ist „Solina Tuuli“ entstanden, eine KI-generierte Künstlerin, die jetzt mit „Lost“ ihr erstes Stück fertiggestellt hat. Wenn man das so sagen kann.

Auch wenn ich nicht unbedingt begeistert und sprachlos bin, bleibe ich jedoch erstaunt zurück, in welcher Form sich eine KI nun am kreativen Schaffensprozess moderner Musik beteiligt und ihn sogar übernimmt. Für Bruno Kramm und Vasi Vallis ist das nur die logische Weiterentwicklung ihren Schaffens und ein Instrument, das man ausprobieren sollte. In der Presserklärung zu Solina Tuuli schreiben sie:

Elektronische Musik steht immer auch im Spannungsverhältnis zu neuentechnologischen Revolutionen. New Wave und Synthpop hätten nie denSiegeszug ohne die ersten erschwinglichen Computer angetreten, Industrialund Hiphop wären ohne Sampling kaum so stilprägend gewesen. KünstlicheIntelligenz ist somit nur ein neues Betätigungsfeld für moderne elektronischeMusiker, zumal die gesellschaftlichen Umwälzungen, welche von dieserTechnologie zu erwarten sind, kaum abzuschätzen sind.

In der Tat können wir nicht abschätzen, wohin uns diese Form der künstlichen Intelligenz tragen könnte und wie weit sie sich schon in unser musikalischen Leben geschlichen hat, wenn es nicht so offensichtlich geschieht, wie es Bruno und Vasi machen. Es ist jedenfalls eindrucksvoll, welche Qualität Musik aus der „Retorte“ bereits jetzt hat.

Wird diese Form der Musik unser Leben verändern?

Das glaube ich nicht. Es handelt sich hier um einen technologischen Fortschritt, der unbestritten ein Teil unseres digitalen Lebens werden dürfte. Dass es die Musik und ihre Erschaffung grundlegend verändert, halte ich allerdings für unwahrscheinlich. Bereichern? Möglicherweise. Beeinflussen? Mit Sicherheit.

Werden wir in Zukunft künstliche Musik bejubeln?

Obwohl die Koreaner mit „ETERN!TY“ schon voranpreschen, bleibt Musik für mich stets auch eine identifikationsstiftende Kunstform, die uns an Künstler*Innen und ihre Ausdrucksform bindet. Auf der Bühne einer künstlichen Gestalt glauben, sie empfinde Schmerz, Traurigkeit oder Sehnsucht, während sie ein tiefschürfendes, berührendes und emotionales Lied zum Besten gibt? Wird für mich nicht funktionieren. So gut die Musik auch sein mag, wenn es niemanden gibt, dem ich abnehme, was er da singt oder niemand da ist, den ich anhimmeln oder anfeuern kann, fehlt für mich etwas.

Allerdings muss das nicht für Generationen gelten, die nach mir kommen, für die künstliche Intelligenz ein völlig normaler Bestandteil ihrer Erlebens- und Unterhaltungswelt wird. Schauen wir uns nur einmal an, was CGI mit dem Kino gemacht hat.

Sollten sich Musiker mehr mit künstlicher Intelligenz beschäftigen?

Unbedingt. Nicht zuletzt, um auch als Gegenströmung wahrgenommen zu werden, die die Entwicklungen kritisch hinterfragt. Es nutzt nichts, diese Dinge von sich wegzuschieben, denn sonst läuft man als Musiker, der sich regelmäßig an elektronischen Hilfsmitteln bedient, Gefahr, abgehängt zu werden. Möglicherweise zieht man ja auch Betracht, sich helfen zu lassen, etwa beim Mastering oder der Optimierung von Harmonien und Rhythmen. Es muss ja nicht gleich eine ganze Band sein.

 

 

Wochenschau: Misanthropie auf Level 75 gebracht

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Ich habe in den letzten Wochen Misanthropie auf Level 75 gebracht. Mein Rezept? Ich habe Nachrichten geschaut, Sondersendungen geguckt, Expertenkreisen gelauscht und Zeitungen gelesen. In Spielerkreisen nennt man das „grinden“, monotone und sich wiederholende Abläufe, um etwa Erfahrungspunkte zu sammeln. Die besten Sammel-Missionen: Protestverhalten in Deutschland studieren. In sämtlichen Lebensbereichen fehlen Arbeitskräfte und Menschen demonstrieren gegen Zuwanderung. Unter der Herrschaft eines russischen Diktators werden in der Ukraine tausende Menschen ermordet, gefoltert und vergewaltigt und Menschen schwenken russische Flaggen und meckern über Flüchtlingsheime. *pling* +12000 Erfahrungspunkte. Aber auch einzelne Abscheulichkeiten menschlicher Natur versprechen Bonuspunkte. Warum läuft einer in Hamburg Amok? Warum bringen in der Nähe von Siegen Kinder ein anderes Kind um? *pling* +25000 Erfahrungspunkte allein für die Fragestellung. Nachvollziehbare Antworten bleiben allerdings aus und leider ist das alles kein Spiel, sondern bittere, von Menschen gemachte Wirklichkeit. Ich flüchte mich in meine alternative Realität, hier in der Wochenschau.

Siouxsie nach 10 Jahren wieder bei Live-Auftritten zu sehen | NME

Nach über 10 Jahren ohne Bühne tritt Siouxsie Sue wieder ins Rampenlicht. Auf dem Cruel World Festvial, das im Mai 2023 im kalifornischen Pasadena stattfindet, ist sie Headliner eines beeindruckenden 80er Jahre Line-Ups. Iggy Pop, Billy Idol, Love And Rockets, Echo & The Bunnymen, Adam Ant, The Human League, Gary Numan, Modern English, Gang Of Four machen das Rentner-Feeling perfekt und reihen sich nahtlos neben die inzwischen 65-jährige Susan Ballion ein. Siouxsie Sue trat zuletzt 2013 auf und das auch lediglich zweimal im Rahme des Meltdown Festivals in der Londoner Royal Festival Hall. In den USA ist das sogar ihr erster Auftritt nach 15 Jahren. Es bleibt allerdings offen, ob die wilde Siouxsie auch nach Deutschland kommt.

Erhöhtes Depressionsrisiko bei Musikern? | Tagesschau

Interessante Ergebnisse, die sich aber – so warnt die Studie – nicht unbedingt auf eine Einzelperson projizieren lassen. So unmusikalisch wie ich bin, muss ich wohl immun sein, das spiegelt sich auch in meiner heimlichen Lebensfreude wider. „Musizieren ist gut für eine gesunde Psyche: So lautet bisher der Forschungsstand, und genau diesen Ansatz verfolgen zum Beispiel auch Musiktherapien. Dennoch scheinen Musikerinnen und Musiker – verglichen mit musikalisch inaktiven Menschen – häufiger unter Depressionen und Angststörungen zu leiden. Wie das zusammenpasst, hat ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik […] genauer untersucht.

„The Last of Us“ macht „Never let me Down Again“ von Depeche Mode wieder zum Trend | Rolling Stone

Natürlich bin ich voreingenommen. Ich feiere das zweiteilige Spiel „The Last Of Us“ (trotz aktuellem Playstation-Zwang) als eines der besten Spiele aller Zeiten und überschütte die aktuelle Serie von Folge zu Folge mit immer neue Lobeshymnen. Schuld daran ist unter anderem die musikalische Untermalung im Spiel, die sich in der Serien fortführt. Und so trendet gerade „Never Let Me Down Again“ von Depeche Mode, weil es den Abspann der ersten Folge begleitet. Und wer weiter aufpasst, wird herausfinden, was es mit den Songs aus dem Funkgerät auf sich hat. „Ein Song aus den 60ern bedeutet, es gibt keine Neuigkeiten zu berichten, ein Song aus den 70ern verkündet die Ankunft frischer Ware und ein Song aus den 80er verheißt großen Ärger.“

Ich darf Euch die erste Staffel, die auch bald bei anderen Streaming-Diensten zu sehen sein wird, wärmstens empfehlen. Natürlich auch (oder vor allem) das Spiel. Last of Us (Teil 1) erscheint dieser Tage auch auf dem PC.

Steffen Hallaschka & Olivia Jones blicken bei „Sterben für Anfänger“ dem Tod ins Auge | RTL+

Über den Tod und die eigene Vergänglichkeit spricht wohl niemand gerne. Doch in dem RTL+ Original „Sterben für Anfänger“ setzen sich Steffen Hallaschka und Olivia Jones mit genau diesen Themen auseinander – und zwar auf eine ganz besondere Art und Weise. In der sechsteiligen Doku-Serie, die ab Mittwoch, den 15. März auf RTL+ verfügbar ist, machen sie sich ohne Berührungsängste und voller Neugierde auf den Weg, das Sterben zu lernen.“ Man darf einer solchen Serie durchaus mit einer gewissen Skepsis entgegenschauen, denn RTL gehört nicht wirklich zu den Sendern, die ich als Synonym für gute Reportagen/Serien sehen würde. Ob da nicht wieder einfach ein „Tabu“ gebrochen wird, um Zuschauer zu generieren? (Danke Orphi)

Fledermäuse vor Kältewelle gerettet | web.de

Kältewelle, Hitzewelle, Überflutung, Wirbelstürme, Tsunamis. Ich fürchte, wir müssen in unserer Zukunft noch viel mehr Tiere retten. Schön, dass wenigstens die Fledermäuse in den USA jemanden gefunden haben: „Ende Dezember erschütterte eine Kältewelle die USA – vor allem in sonst warmen Orten wie Texas wurde das zum Problem. Da fielen die Temperaturen unter null Grad. Aber nicht nur Menschen waren von der plötzlichen Kälte betroffen, sondern auch Tiere. Vor allem die Fledermäuse. Diese erlitten nämlich einen Kälteschock, verloren den Halt und fielen reihenweise von der Waugh Bridge in Houston, Texas. Mitglieder der Houston Humane Society sammelten die heruntergefallenen Flugtiere dann auf und brachten sie in die Rettungsstation „Texas Wildlife Rehabilitation Center“.“ (Danke Tanzfledermaus)

TRACKS: Das große Recycling-Geschäft im Pop | ARTE

Viele Ältere von Euch dürfte das bekannt vorkommen. Das habe ich doch schon mal gehört? Was viele wussten, ist in diesem dargestellten Ausmaß allerdings irgendwie krass. „Oft klingt ein neuer Song verdächtig nach einem alten. Wurde etwa jede Melodie schon geschrieben? Oder lohnt es sich in unserer Algorithmen-getriebenen Welt nicht mehr, etwas Neues auszuprobieren? […] Kult-Rockband Placebo, die Elton John-Producer PNAU und Industrie-Insider Luxxury kommen zum schmalen Grat zwischen Inspiration und Plagiat zu Wort. Gibt es einen Weg raus aus der Recycling-Spirale?

https://youtu.be/sK3PfFnKpmY

Die Rückkehr der gruseligsten britischen Subkultur | The Guardian

Der britische Guardian bemerkt auch, dass wir subkulturell wieder „angesagt“ sind. „Von Wednesday Addams zur körpermodifizierten Generation Z, die schwarze Eyeliner-Brigade ist zurück – und trägt ihren Deathhawk höher als jemals zuvor. Aber waren sie jemals weg?“ Obendrein gibt es noch eine gewagte, aber möglicherweise ziemlich richtige Theorie. Denn die am wenigsten bedrohlichen Menschen sind die, die am bedrohlichsten aussehen. Weil ihr Wahnsinn außen liegt und nicht innen, wo die Gefahr schlummert. Könnte stimmen. Allerdings sehe ich mich nicht bedrohlich. Jedenfalls nicht mehr :-)

Cultural Observation | Youtube

Frankie hat die erste wahrhaftige Einsicht in unsere Subkultur vollbracht. Schaut es euch an und lest es von seinen Lippen ab!

The Cure: Robert Smith machtlos gegen Abzocke bei Ticketverkauf

Robert Smith hat in einem öffentlichen Statement angekündigt, zusammen mit den offiziellen Ticketverkäufern die Eintrittskarten für die anstehende Nordamerika-Tournee erschwinglich zu halten und aktiv gegen „Scalper“, die Tickets kaufen, um sie dann zu deutlich überteuerten Preisen weiterzuverkaufen, vorzugehen. Ein Mittel, so ist zu lesen, sei die Übertragbarkeit der Namensgebundenen Tickets einzuschränken. Allerdings wusste er da noch nichts von den Gebühren, die Vorverkäufer „Ticketmaster“ ein paar Tage später allein für die Registrierung als „Verified Fan“ auf die Tickets aufschlägt.

The Cure gegen „Scalper“

In Vorbereitung der Nordamerika Tour war es Robert Smith wichtig, die Eintrittskarten „für alle Fans erschwinglich zu halten“ und zu verhindern, dass Wiederverkäufer Tickets abgreifen, um sie dann zu überhöhten Preisen weiterzuverkaufen. Die sogenannten „Scalper“ kaufen in großen Stil Tickets, um die dann nach dem offiziellen Ausverkauf zu völlig überhöhten Preisen auf Wiederverkaufsplattformen weiter zu veräußern. Um das zu bewerkstelligen, müssen sich Fans als „Verified Fan“ mit ihrem Namen registrieren und erhalten dann auf sie personalisierte Tickets. Der Wiederverkauf sollte dann dadurch verhindert werden, indem man die Übertragbarkeit der Tickets ausschließt. Rückgaben seien nur auf der Plattform des Ticketverkäufers im Rahmen des „Face Value Ticket Exchange“ möglich.

TICKET REGISTRATION OPEN NOW AT https://t.co/PkDGUv9w7c #ShowsOfALostWorld23 #TheCure #NorthAmerica pic.twitter.com/KgYQNu3S4F

— The Cure (@thecure) March 10, 2023

Robert Smith sauer über das „Gebühren-Debakel“

So weit die Idee. Doch als der Ticketvorverkauf startete, beschwerten sich Fans über Gebühren für den Vorverkauf, der teilweise ÜBER dem Preis der Tickets selbst lag. So kauften Fans Tickets für rund $20, sollten aber zusätzlich $11,65 „Service Charge“ und $10 „Facility charge“. Während die Band also alles tat, „um den Ticketpreis auf ihrer Seite zu reduzieren“, so das britische Faroutmagazine, schlug „Ticketmaster“ nicht nachzuvollziehende Gebühren auf.

Nicht nur die Fans waren sauer, auch Smith selbst nannte es „gierige Abzocke“.  Er schrieb weiter: „Das Ticketmaster „Gebühren-Debakel“ macht mich krank. Um es klarzustellen: Der Künstler hat keinen Weg, diese Gebühren zu begrenzen. Ich habe gefragt, wie sie die rechtfertigen, wenn ich irgendeine vernünftige Antwort bekomme, lasse ich es Euch wissen.

https://twitter.com/RobertSmith/status/1636188988238077953

Ticketmaster steht seit einiger Zeit schon in der Kritik und musste sich in der Vergangenheit sogar in einer Senatsanhörung rechtfertigen, doch offensichtlich ohne Änderungen ihrer Geschäftspraktiken. Auch hierzulande heißt es oft: „Augen auf beim Ticketkauf!“, denn Platzhirsch Eventim hat in der Vergangenheit mit überflüssigen Gebühren und nur teilweise erstatteten Tickets während der Pandemie von sich reden gemacht.

Der Fürst der Dunkelheit wird zu Don Quichotte

Selbst Super-Stars der Bühnen stecken in einem System, in dem sie viel Kontrolle über ihre Vermarktung abgeben. Konzerte werden durch angeschlossen Organisationen, Verwertung- und Vermarktungsgesellschaften schneller unerschwinglich, als es dem Künstler lieb ist. Robert Smith scheint das Gefühl seine Fans zu teilen, sich über den Tisch gezogen zu fühlen, wenn Karten für die Konzerte der Bands zu absurden Preisen angeboten werden. Er macht keinen Hehl aus seiner Machtlosigkeit. „Wenn keine Band mitmachen würde, würde dieses System auch nicht existieren„, schrieb er in einem weiteren Tweet. Aber welche populäre Band verkauft die Tickets noch selbst?

Das Problem scheint auch zu sein, dass einige Leute völlig überzogene Preise bezahlen. Wie groß kann die Angst werden, etwas „wichtiges“ zu verpassen? Ganz abgesehen von der Spaltung vor der Bühne, die das Publikum nach ihrem Geldbeutel spaltet. Wie entzieht ihre Euch diesem Mechanismus und wieviel wäre Euch eure Leidenschaft für „The Cure“ wert?