Ich habe in den letzten Wochen Misanthropie auf Level 75 gebracht. Mein Rezept? Ich habe Nachrichten geschaut, Sondersendungen geguckt, Expertenkreisen gelauscht und Zeitungen gelesen. In Spielerkreisen nennt man das „grinden“, monotone und sich wiederholende Abläufe, um etwa Erfahrungspunkte zu sammeln. Die besten Sammel-Missionen: Protestverhalten in Deutschland studieren. In sämtlichen Lebensbereichen fehlen Arbeitskräfte und Menschen demonstrieren gegen Zuwanderung. Unter der Herrschaft eines russischen Diktators werden in der Ukraine tausende Menschen ermordet, gefoltert und vergewaltigt und Menschen schwenken russische Flaggen und meckern über Flüchtlingsheime. *pling* +12000 Erfahrungspunkte. Aber auch einzelne Abscheulichkeiten menschlicher Natur versprechen Bonuspunkte. Warum läuft einer in Hamburg Amok? Warum bringen in der Nähe von Siegen Kinder ein anderes Kind um? *pling* +25000 Erfahrungspunkte allein für die Fragestellung. Nachvollziehbare Antworten bleiben allerdings aus und leider ist das alles kein Spiel, sondern bittere, von Menschen gemachte Wirklichkeit. Ich flüchte mich in meine alternative Realität, hier in der Wochenschau.
Siouxsie nach 10 Jahren wieder bei Live-Auftritten zu sehen | NME
Nach über 10 Jahren ohne Bühne tritt Siouxsie Sue wieder ins Rampenlicht. Auf dem Cruel World Festvial, das im Mai 2023 im kalifornischen Pasadena stattfindet, ist sie Headliner eines beeindruckenden 80er Jahre Line-Ups. Iggy Pop, Billy Idol, Love And Rockets, Echo & The Bunnymen, Adam Ant, The Human League, Gary Numan, Modern English, Gang Of Four machen das Rentner-Feeling perfekt und reihen sich nahtlos neben die inzwischen 65-jährige Susan Ballion ein. Siouxsie Sue trat zuletzt 2013 auf und das auch lediglich zweimal im Rahme des Meltdown Festivals in der Londoner Royal Festival Hall. In den USA ist das sogar ihr erster Auftritt nach 15 Jahren. Es bleibt allerdings offen, ob die wilde Siouxsie auch nach Deutschland kommt.
Erhöhtes Depressionsrisiko bei Musikern? | Tagesschau
Interessante Ergebnisse, die sich aber – so warnt die Studie – nicht unbedingt auf eine Einzelperson projizieren lassen. So unmusikalisch wie ich bin, muss ich wohl immun sein, das spiegelt sich auch in meiner heimlichen Lebensfreude wider. „Musizieren ist gut für eine gesunde Psyche: So lautet bisher der Forschungsstand, und genau diesen Ansatz verfolgen zum Beispiel auch Musiktherapien. Dennoch scheinen Musikerinnen und Musiker – verglichen mit musikalisch inaktiven Menschen – häufiger unter Depressionen und Angststörungen zu leiden. Wie das zusammenpasst, hat ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik […] genauer untersucht.“
„The Last of Us“ macht „Never let me Down Again“ von Depeche Mode wieder zum Trend | Rolling Stone
Natürlich bin ich voreingenommen. Ich feiere das zweiteilige Spiel „The Last Of Us“ (trotz aktuellem Playstation-Zwang) als eines der besten Spiele aller Zeiten und überschütte die aktuelle Serie von Folge zu Folge mit immer neue Lobeshymnen. Schuld daran ist unter anderem die musikalische Untermalung im Spiel, die sich in der Serien fortführt. Und so trendet gerade „Never Let Me Down Again“ von Depeche Mode, weil es den Abspann der ersten Folge begleitet. Und wer weiter aufpasst, wird herausfinden, was es mit den Songs aus dem Funkgerät auf sich hat. „Ein Song aus den 60ern bedeutet, es gibt keine Neuigkeiten zu berichten, ein Song aus den 70ern verkündet die Ankunft frischer Ware und ein Song aus den 80er verheißt großen Ärger.“
Ich darf Euch die erste Staffel, die auch bald bei anderen Streaming-Diensten zu sehen sein wird, wärmstens empfehlen. Natürlich auch (oder vor allem) das Spiel. Last of Us (Teil 1) erscheint dieser Tage auch auf dem PC.
Steffen Hallaschka & Olivia Jones blicken bei „Sterben für Anfänger“ dem Tod ins Auge | RTL+
„Ãœber den Tod und die eigene Vergänglichkeit spricht wohl niemand gerne. Doch in dem RTL+ Original „Sterben für Anfänger“ setzen sich Steffen Hallaschka und Olivia Jones mit genau diesen Themen auseinander – und zwar auf eine ganz besondere Art und Weise. In der sechsteiligen Doku-Serie, die ab Mittwoch, den 15. März auf RTL+ verfügbar ist, machen sie sich ohne Berührungsängste und voller Neugierde auf den Weg, das Sterben zu lernen.“ Man darf einer solchen Serie durchaus mit einer gewissen Skepsis entgegenschauen, denn RTL gehört nicht wirklich zu den Sendern, die ich als Synonym für gute Reportagen/Serien sehen würde. Ob da nicht wieder einfach ein „Tabu“ gebrochen wird, um Zuschauer zu generieren? (Danke Orphi)
Fledermäuse vor Kältewelle gerettet | web.de
Kältewelle, Hitzewelle, Ãœberflutung, Wirbelstürme, Tsunamis. Ich fürchte, wir müssen in unserer Zukunft noch viel mehr Tiere retten. Schön, dass wenigstens die Fledermäuse in den USA jemanden gefunden haben: „Ende Dezember erschütterte eine Kältewelle die USA – vor allem in sonst warmen Orten wie Texas wurde das zum Problem. Da fielen die Temperaturen unter null Grad. Aber nicht nur Menschen waren von der plötzlichen Kälte betroffen, sondern auch Tiere. Vor allem die Fledermäuse. Diese erlitten nämlich einen Kälteschock, verloren den Halt und fielen reihenweise von der Waugh Bridge in Houston, Texas. Mitglieder der Houston Humane Society sammelten die heruntergefallenen Flugtiere dann auf und brachten sie in die Rettungsstation „Texas Wildlife Rehabilitation Center“.“ (Danke Tanzfledermaus)
TRACKS: Das große Recycling-Geschäft im Pop | ARTE
Viele Ältere von Euch dürfte das bekannt vorkommen. Das habe ich doch schon mal gehört? Was viele wussten, ist in diesem dargestellten Ausmaß allerdings irgendwie krass. „Oft klingt ein neuer Song verdächtig nach einem alten. Wurde etwa jede Melodie schon geschrieben? Oder lohnt es sich in unserer Algorithmen-getriebenen Welt nicht mehr, etwas Neues auszuprobieren? […] Kult-Rockband Placebo, die Elton John-Producer PNAU und Industrie-Insider Luxxury kommen zum schmalen Grat zwischen Inspiration und Plagiat zu Wort. Gibt es einen Weg raus aus der Recycling-Spirale?“
Die Rückkehr der gruseligsten britischen Subkultur | The Guardian
Der britische Guardian bemerkt auch, dass wir subkulturell wieder „angesagt“ sind. „Von Wednesday Addams zur körpermodifizierten Generation Z, die schwarze Eyeliner-Brigade ist zurück – und trägt ihren Deathhawk höher als jemals zuvor. Aber waren sie jemals weg?“ Obendrein gibt es noch eine gewagte, aber möglicherweise ziemlich richtige Theorie. Denn die am wenigsten bedrohlichen Menschen sind die, die am bedrohlichsten aussehen. Weil ihr Wahnsinn außen liegt und nicht innen, wo die Gefahr schlummert. Könnte stimmen. Allerdings sehe ich mich nicht bedrohlich. Jedenfalls nicht mehr :-)
Cultural Observation | Youtube
Frankie hat die erste wahrhaftige Einsicht in unsere Subkultur vollbracht. Schaut es euch an und lest es von seinen Lippen ab!
Sei gegrüßt,
ich übergebe Dir weitere +5000 Erfahrungspunkte. Nun Du hast vergessen das der Dritte Versuch von im „Westen nicht neues“ O|scars gewonnen hat. Es waren bei unseren Regietalenten, nur drei Versuche nötig. Hoffen wir das wir beim Weltkrieg keinen weiteren Versuch, hust.
Mit dunklen Gruß, Lox
Wie recht du doch (mal wieder) hast Robert, man könnte an diesem Land verzweifeln… :(
(Ja, an anderen Ländern auch, aber auf die hab ich ja noch weniger Einfluss.)
Wenn man mir vor 15 Jahren gesagt hätte, dass ich als alter Linker mich irgendwann mal mit Nazis streite die Russlandfans sind und quasi eine Unterwerfung unter Russlands äh „wohlwollende Herrschaft“ fordern… das ist alles so… bizarr. oO
Zum aktuellen gesellschaftlichen Klima in Deutschland muss ich immer an einen Song von Lebanon Hanover denken:
„The World Is Getting Colder“ :(
Ja! Ja! Ja bitte…! 8D
…man wird ja noch träumen dürfen. ;)
Bez. Depressionsrisiko bei Musikern: Hab JETZT grad leider keine Möglichkeit mir Beitrag und ggf. die Studie reinzuziehen, aber: „Musik machen“ ist halt nicht gleich (evtl. berühmter) „Berufsmusiker“ sein… darum seh ich da von Haus aus keinen Widerspruch zwischen „Musizieren ist gut für die Psyche“ und „Musiker sind oft depressiv“ (mit „Musiker“ meint man in Deutschland i.d.R. ja nicht primär gelegentliche Hobby-Musikanten, sondern Leute die regelmäßig(!) auf Bühnen(!) stehen).
Als PC-Spieler haben mich die Games nie interessiert, aber die Serie „The Last of Us“ ist definitiv einfach grandios, objektiv einfach allerhöchstes erzählerisches Niveau!
Das mit der Fledermaus-Rettung ist einfach… :) <3 <3
Ich habe The Last of Us den ersten Teil gedaddelt. Kann ich persönlich nur empfehlen. Auch der zweite Teil soll wohl Bombe sein. Die Serie habe ich noch nicht gesehen, aber das kommt bestimmt noch. ;)
Jetzt wo es ne PC-Version gibt könnte ich „Konsolen-Hasser“ das tastsächlich mal tun… ;) sobald sie die ganzen technischen Probleme gelöst haben. Das Spiel wurde scheinbar mal wieder 1 – 2 Monate zu früh veröffentlicht… oO
Mit den technischen Problemen habe ich schon gelesen. Das war selbst bei dem Game The Callisto Protocol bei der Veröffentlichung ein riesen Problem und führte zu negativen Kommentare. Ich habe das Gefühl, die Produzenten machen das absichtlich, damit ihr Produkt im Gespräch bleibt.
@Gruftwurm : Du MUSST Teil 2 spielen :) Die Serie ist gerade mit dem Wissen der Vorlage besonders spannend, wie ich finde, denn viele Stränge des Videospiels werden besser, feiner, tiefgründiger erzählt und teilweise weitergeführt.
Durante : Ich fürchte, irgendwann geh‘ ich mein Schneckenhaus und bleib auch da. Wenn es allein auf unser Land bezogen wäre, könnte man ja einfach auswandern, weglaufen, sich verstecken. Aber in anderen Ländern sind die Menschen ganz genauso verrückt, oder irre ich mich?
Dann führt wohl kein Weg an Teil 2 vorbei, wenn ich jetzt noch etwas mehr Zeit hätte…. :) Nachdem ich Deinen Artikel gelesen habe, musste ich mir tatsächlich gestern noch die ersten zwei Folgen der Serie anschauen. Also bis jetzt bin ich sehr begeistert und wie hier besonders auf das Game eingegangen wird – klasse. Aber eben noch besser und tatsächlich tiefgründiger.
Du solltest in Deinen Blog hier eine Kategorie für Film und Serien eröffnen. Bis jetzt habe ich bei Spontis immer gutes für die Matscheibe gefunden.
Wenn ich kurz darauf eingehen darf, in anderen Ländern wird es wohl auch nicht besser sein. Aber wenn ich diese politische Entwicklung sehe, und auch die anderen Dinge und oftmals verbreitete Unzufriedenheit beobachte, denke ich oft auch über das auswandern nach. :)
Ich schlage wie gesagt hiermit Island vor. Weniger Menschen im Allgemeinen bedeutet auch automatisch weniger Spinner und Leute die einem auf den Sack gehen können, oder? :)
Lustig, über eine einsame Insel habe ich auch schon dran Gedacht. :)
Nein, ich fürchte du irrst dich nicht. :(
Aber man könnte irgendwohin auswandern wo es einfach generell weniger Menschen gibt… hmmmm… Island? :)
Der Artikel von The Guardian ist trotzdem mal lesenswert. Erwähnt wird dort auch von dem Sampler „Young Limbs Rise Again“, worüber ich vor einigen Wochen schon erfahren habe. Denke der darf nicht in meiner kleinen Sammlung fehlen. :)