Die dichten Rauchschwaden, die den Sonnenaufgang des 12. Oktober 2013 im Kaufbeurener Stadteil Neugablonz verdunkeln, verheißen nichts Gutes. Die Discothek Melodrom, jahrzehntelang eine Institution der schwarzen Subkultur, geht in Flammen auf. Der Großbrand hinterlässt nur noch Trümmer, die Ursache bleibt ungeklärt, ein Wiederaufbau erscheint unwahrscheinlich. Doch die Flammen zerstören auch eines der südlichsten Gruftie-Wohnzimmer der Republik. Bis weit in die 80er reichen die Erinnerung der vielen Leute, die in sozialen Netzwerken um ihr „Melo“ trauern. Auf den Internetseite des Melodrom, dass nun in einer Karthalle die schwarzen Abende veranstaltet, zeugt eine Bilder-Galerie von den letzten 15 Jahren.
Viele „Veteranen“ aus dem Ruhrgebiet fühlen sich an das Schicksal des Zwischenfalls erinnert, dass 2011 ebenfalls einen Großbrand zum Opfer fiel. Einige von damals erinnern sich sogar an diverse Gruftie-Austausch-Programme in den späten 80ern, als sich Ruhrpottler und Allgäuer gegenseitig besuchten um sich ihre Frisierkünste zu zeigen, wie dieses Bild aus von 1989/1990 belegt.
Ein bisschen Futter für die eigenen Erinnerungen gibt es jetzt bei YouTube, denn da ist ein rund 20 Minuten langes Video vor meinem Auge aufgetaucht, dass die Zeit von damals wieder aufleben lässt. Ich möchte an dieser Stelle noch einmal den Wert eines solchen Films in den Vordergrund rücken, denn seinerzeit gab es noch keine Smartphones, mit denen man mal eben einen Film drehen konnte und Videokameras waren riesig und unbezahlbar.
Der DJ ist übrigens eine haarige Augenweide und ich habe wieder ganz furchtbar Lust, mich auf der Tanzfläche in ganz ähnlichen Tanzeinlagen zu versuchen und die Pikes über den Boden zu schubbern.
1994: Dennis „Dexter Ward“ Schepers, Bruder von Jan „Tequila“ Schepers, veranstaltet auf dem Dachboden des „bunten Hauses“ eine Orgie. Mit einer Droge, die sexuell attraktiv und hemmungslos macht, will er dem ganzen Treiben die nötige Würze verleihen. Doch die Orgie endet in einem Blutbad, denn Dennis – der als Mitglied einer satanistische Vereinigung aktenkundig ist – schlitzt die Anwesenden auf, nagelt seine Lebensgefährtin Cassandra unter die Decke und lässt alle in einer großen Badewanne ausbluten um sich letztendlich selbst das Leben zu nehmen. Tequila verlässt nach dem Massaker die Stadt kehrt aber 5 Jahre später zurück, um sich den Schatten seiner Vergangenheit zu stellen. Er will Frieden finden und weiß, dass er die Antworten aus seine Fragen nur in dem alten Haus finden kann. In Duisburg angekommen trifft er seine alten Freunde Psycho (Markus Laibacher), Mason (Andreas Washer) und Terror (Oliver Küppers) die beschließen, fortan gemeinsam zu suchen. Doch statt der erhofften Antworten finden die Freunde eine merkwürdige Substanz. Von da an überschlagen sich die Ereignisse, denn eine unheimliche Obrigkeit aus der dunklen Vergangenheit hat plötzlich die Fäden in der hand. Die Toten von damals wandeln unter der Lebenden und viel zu spät erkennen die Freunde, dass sie nur Marionetten in einem dämonischen Spiel sind. Das Böse in Gestalt eines Dämons manipuliert das Geschehen, um eine andere macht aus noch früheren Zeiten zu besiegen…
Ende der 90er Jahre widmet sich Heiko Bender mit seinem Erstlingswerk „Kinder der Nacht“ der Duisburger Darkwave-Szene die scheinbar wie geschaffen ist, um als Hintergrund für einen Amateur-Horror-Streifen zu dienen. Er bedient nahezu alle Klischees der Szene und bedient die Kritiker, die in der Darkwave-Szene sowieso potentielle Satansjünger sehen, die nur darauf warten Ritualmorde zu begehen. Bender überspitzt sämtliche Einflüsse innerhalb der Szene, ob es der Style aus Lack und Leder ist, das Interesse für BDSM, rituelle Tötungen, Satanskult, Dämonen und Geisterbeschwörungen – völlig egal, Bender liefert. Rund zwei Stunden dauert sein stellenweise langatmiges Drama, dass für einen Amateur-Film als durchaus sehenswert durchgehen kann. Vorausgesetzt, man steht auf Horror-Trash mit Dialogen auf Porno-Niveau. Die blutigen Szenen sind durchaus gelungen und der Soundtrack klingt wie ein gut gemachter Darkwave-Sampler in der Bands wie Wumpscut, Haujobb und Velvet Acid Christ für düstere Stimmung sorgen. Der Gothic-Gore-Trash-Horrorfilm spielt an vielen Orginalschauplätzen im Duisburger Umland, wie die stillgelegten Stahlwerke in Duisburg Rheinhausen und auch das inzwischen abgebrannte Zwischenfall in Bochum spielen eines atmosphärische Rolle.
Ein Film aus der Szene, über die Szene und ihre Leidenschaften? Mitnichten. In der Beschreibung beschreibt Heiko Bender den Film und seinen Bezug zur Gothic-Szene so: „Unser Film ist keine Milieustudie über die Gothic-Szene. Wenn es so wäre, dann hätten wir einen Film gemacht, wo ein Mädchen sich in einen DJ verliebt, oder der von jemandem erzählt der Rowdy bei Lacrimosa werden möchte. Viele der Hauptdarsteller sind selbst seit vielen Jahren dabei und sind über sich hinausgewachsen. Und man ist endlich in der Lage über sich selbst zu lachen. Die Zeiten, wo die Szene versucht hat gesellschaftliche Veränderung hervorzubringen, gehören längst der Vergangenheit an.“ Das änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass der Streifen inzwischen einen gewissen Kult-Status innerhalb der Ruhrgebiet-Szene genießt, der Bender und das Nightchild-Team ein paar Jahre später zu einer Fortsetzung animierte.
Die Meinungen über den Film bleiben differenziert, Haiko schreibt in seinem Filmlexikon: „Man merkt natürlich an, dass hier keine Schauspieler am Werk sind, doch man gibt sich redlich Mühe, alles so gut wie möglich in Szene zu setzen. Damit meine ich akzeptable Leistungen der Darsteller und darüber hinaus auch noch eine Riege wirklich hübscher Darstellerinnen, die allesamt sehr sexy ihre Rollen spielen. Dazu gibt es dann noch eine Vielzahl gelungener Gore-Szenen und jede Menge Musik einiger bekannter Szene-Größen“
Ascalon ist in „Badmovies“ weniger zimperlich: „Wenn es Ziel der Mannschaft war, die gesamte Schwarze Szene in den Augen der Öffentlichkeit lächerlich zu machen, dann: Herzlichen Glückwunsch! Das habt ihr hundertprozentig geschafft. Ja, ich weiß, für sein Gesicht kann niemand was, aber die Hackfressen in diesem Streifen sind nichts mehr als eine Einladung zum reinschlagen. Nichtmal als Partyfilm ist dieser Haufen Durchfall zu gebrauchen, selbst trashgehärtete Allesgucker zucken vor diesem Produkt zurück. Nicht mal der Heimvorteil zieht so richtig. Eigentlich ist man ja immer froh, wenn man bei eine, Film sagen kann: Guck mal, das kenn ich! Aber, ich habe es ja schon gesagt: Keine einzige Location wird so ausgenutzt, dass man ihre Schokoladenseite so richtig sieht. Und das ist doch wirklich traurig, oder nicht?“
Eigentlich hatte ich schon länger auf dem Schirm über den Film zu schreiben, da sich aber nun die Gelegenheit bietet, den gesamten und ungeschnittenen Film auf YouTube zu schauen, habe ich die Gelegenheit am Schopf ergriffen. Wie ich YouTube kenne, verschwindet das Teil sowieso bald wieder. Mit ein bisschen Glück findet man ja noch eine ansprechende DVD beim großen Auktionshaus oder als Restposten im Netz. Jetzt dürft ihr entscheiden, insofern ihr die zweistündige Mäusekino-Filmvorführung ertragen habt. Trash, Kult oder einfach nur schlecht?
Mir ist das ganze irgendwie sympathisch, es gelingt mir zwar nicht dem Film als solches etwas Positives abzugewinnen, aber die Reise durch Duisburg, Bochum und Moers, verlassene Stahlwerke und nicht zuletzt die Aufnahmen im Zwischenfall (inklusive einem leicht lädierten Michael Zöller und einem amtlichen Massaker in den abgebrannten Räumlichkeiten der Kult-Disco) kurz vor der Jahrtausendwende haben schon etwas nostalgisches. Für Menschen, die in dieser Zeit noch näher an Drehorten und Protagonisten gewesen sind, dürfte der Streifen tatsächlich Kult-Status einnehmen. Und ja, letztendlich bewundere ich auch hier die an den Tag gelegte Leidenschaft, einen Film mit soviel Engagement und „Herzblut“ zu stemmen, ohne die Aussicht auf einen kommerziellen Erfolg. Mit Gothic, da stimme ich Filmemacher Bender zu, hat das alles wenig zu tun. Aber kurz vor der Jahrtausendwende war die Szene sowieso in einer schwierigen Phase. Nett ausgedrückt.
Barcelona, Monument a Colom 28. September 2014: Rund 2 Monate dauerte die Reise, zu der Christoph Kolumbus am 3. August 1492 aufbrach, um eine neue Seeroute nach Indien zu erschließen. Gelandet ist er letztendlich an den Bahamas und gilt damit irgendwie als Entdecker der „Neuen Welt“. Dabei war der Isländer Leif Eriksson bereits 500 Jahre vorher in der neuen Welt gelandet und weil Kolumbus nie geschnallt hat, dass er wirklich einen neuen Kontinent entdeckt hatte, wurde Amerika nach Amerigo Vespucci benannt, der kurze Zeit nach seinem Arbeitskollegen Kolumbus verreiste. Bewundernd bestaune ich die zur Weltausstellung 1888 gebaute Kolumbus-Säule am Hafen von Barcelona. Heute geht Reisen viel schneller. 7 Stunden braucht man, um nach Barcelona zu kommen, chaotische Parkplatz-Suche am Flughafen, ausrastendes Bodenpersonal, handgeschriebene Bordkarte, Sicherheitsschleusen, Wanderung zum Gate, Fahrt im überfüllten Rollfeld-Bus, warten auf Koffer und unzählige Shuttle-Busse und Züge im ständigen Wechsel von brüllender Hitze und klimaanlagenerzeuter Kälte inklusive. Jetzt stehe ich hier, vor der 60m hohen Säule inmitten von Touristen aus aller Herren Ländern und frage mich, was Reisen wohl zu Kolumbus Zeiten für ein Erlebnis war. Aus gutem Hause und mit ordentlich Kohle versorgt, ist Reisen auch heute noch unbeschwerlicher – schließlich gibt es Priority-Gates, Business-Klasse und Menschen, die gleich hinter der Schiebetür ein Schild mit deinem Namen hochhalten. Damals, als Kind, war Reisen auch noch schön, denn während sich die Eltern um Anschlusszüge, Bahnsteige, Abfahrtszeiten und Kofferschleppen kümmerten, guckte der kleine Robert aus dem Fenster des riesigen Zug-Abteils und wartete auf das Pfeifen der Lok, kurz bevor diese in den nächsten Tunnel einfährt. Mir macht Fliegen keinen Spaß. Verreisen ohne Reisen, das wärs! Aber bis wir das Beamen erfinden, vergehen wohl noch ein paar Jahre. Vielleicht können wir bis dahin irgendwann mal beim Fliegen im Internnet surfen und die Links der nächsten Wochenschau verfolgen, das würde zumindestens die Wartezeit im viel zu kleinen Sitz erträglicher machen ;-)
Aus für Unheilig: Der Graf gibt seinen Rücktritt bekannt | VIP.de
Jedenfalls bald. Schnell noch das Album „Gipfelstürmer“ mit dem Wind des Niedergangs in luftige Höhen erheben und ein paar Konzerte für die treuen Fans. Das kündigt der Graf in seinem offenen Brief auf der Internetseite der Band an. Hier erklärt er auch seine Entscheidung, denn er möchte seiner Familie mehr Zeit widmen. Der Graf ist kommerziell erfolgreich geworden, hat der schwarzen Szene den Rücken gekehrt und schwimmt spätestens seit „Große Freiheit“ auf dem Schlager-Mainstream. Vom Grafen, der mit schwarz lackierten Fingernägeln und den Kontaktlinsen die schwarze Szene mit seiner Stimmer begeisterte zum gut verdienenden Schlager-Pop-Grafen, der sich quer durch die Medienlandschaft nagt. Grund für altgediente Grufties den Niedergang seiner Wurzeln zu betraueren? Nicht unbedingt. Vielleicht war die Musik des Grafen auch nie wirklich etwas anderes als ein Produkt, um sich und seine Lebensträume zu verwirklichen – wie sehr man seine Kunst dem Kommerz anpasst, ist jedem Künstler selbst überlassen. Jetzt ist Unheilig nicht mehr da. Vermutlich solange die Kohle reicht. Wir werden sehen.
Heimat-Chef Heffels über den Viralerfolg des Gothic Girls | Horizont
Erstaunlich. Bislang fand ich den Spot irgendwie witzig, wenn auch belanglos. Ganz anders der Chef der Agentur Heimat, der den Spot für die Baumarkt-Kette Hornbach gemacht hat. Der findet doch tatsächlich bedeutungsschwangere Botschaften in seinem Spot: „Der Spot tangiert über die Tat des Heimwerkens hinaus Themen global-relevanter, sozialer Bedeutung. Mobbing, Pubertät, wachsende Intoleranz gegenüber alternativen Lebensentwürfen beziehungsweise Nonkonformismus. Von entscheidender Bedeutung für den Erfolg ist für mich jedoch die Darreichungsform, sprich: die Regieleistung von Pep Bosch. Diese überzeichnete, pastellige Bonbon-Werbewelt, immer kurz vor der Karikatur; darin das Mädchen in Schwarz – ein Fremdkörper. Die so beschriebene Welt ist nicht unbedingt bei mir nebenan, sie existiert nicht mal, aber ich verstehe ihr Prinzip, die Gefühle. Das ist eine universelle Sprache.“ Ich bin beeindruckt. Möglicherweise ist der Spot der Todesstoß der Abgrenzung, denn wer Gothics nach diesem Spot nicht lieb hat, ist selber schuld.
Aufsehenerregender Fund – Liegt hier Draculas Verlies? | Focus
In der Burg Tokat im Norden der Türkei wollen Archäologen das Verlies von Vlad III. gefunden haben, dem Vorbild des späteren Grafen Darcula. Bram Stoker machte Vlad Dracuela 1897 in seinem Roman zur legendäre Berühmtheit, vielleicht hat man in der Türkei nun die Möglichkeit über den Grafen, der 1431 geboren wurden, etwas zu erfahren. „Während Restaurationsarbeiten […] haben die Archäologen nach Angaben von „Hürriyet Daily News“ mehrere geheime Tunnel entdeckt, die unter anderem zu einem militärischen Unterschlupf führten. Zudem stießen sie auf zwei Verliese, die ausgebaut seien „wie ein Gefängnis“. Çetin sagte gegenüber der türkischen Tageszeitung, dass Dracula in einem dieser neu entdeckten Verliese in Gefangenschaft war: „Es ist schwierig abzuschätzen, in welchem Raum Dracula gefangen gehalten wurde, aber es war hier in der Gegend.“ Viele Historiker gehen hingegen davon aus, dass er in Rumänien gefangen gehalten wurde, berichtet „Hürryet Daily News“ weiter. Die Länge seiner Gefangenschaft sei allerdings bisher nicht geklärt.“ Ich gehe davon aus, dass sich die Burg als Sehenswürdigkeit etablieren will und irgendeine Kleinigkeit zur Sensation stempelt.
Gabys Gruft in Stuttgart – Untoten und Schwermetaller | Stuttgarter Zeitung
„Um in Gabys Gruft zu gelangen, muss man erst durch eine schwere Stahltür, dann wenige Stufen Richtung Souterrain. Die Tür öffnet sich, und schon steht man in einer schwarz gestrichenen Fantasiewelt. Engelchen küssen Totenköpfe, über alten Holzbalken schimmert bläulich Lametta, an der Wand hängen mit Zollstöcken gebaute Pentagramme. Willkommen in der Gruft von Gaby Vernaleken, die ihr Alter nicht verraten und einfach nur Gaby genannt werden will.“ Unweigerlich muss ich an „Gaby gibt ne Party“ denken, als ich den Artikel in der Stuttgarter Zeitung lese – ich hoffe Sie nimmt es mir nicht übel. Gaby Vernaleken ist mit bewundernswerter Leidenschaft bei der Sache und hält den Laden im Stuttgarter Osten für alle Subkulturen offen. „Heute verirren sich an normalen Tagen oft gar keine Besucher hierher, zu Konzertnächten jedoch manchmal richtig viele. Gruftis auch? „Ja, schon, aber nicht so viele“, sagt Gaby. Sie lacht. „In einer Gruft sind doch vor allem Untote, oder?“, und schwärmt davon dass „auch mal ein schöner Punk mit Iro oder geschminkte Schwermetaller“ bei ihr vorbeischauten. Schwermetall, also Heavy Metal, läuft hier neben Punk, Gothic und ganz generell Rockmusik. Je nach Musikrichtung ist das entsprechende Publikum zugegen. Jeder kommt, wie er will. „Nur Satanisten, die haben hier nichts verloren“, sagt Gaby.“ Gut so, Gaby. Ich mag Dich.
„Jack the Ripper“ – Der Kutscher war der Mörder | Welt
Wie passend, dass zwei Autoren in England gleich die nächste Sensation ausspucken: „Jack the Ripper“, der berüchtigte Massenmörder des historischen Londons, ist entlarvt: „Der schwedische Autor Christer Holmgren hat zusammen mit seinem britischen Kollegen Edward Stow vor allem auf die Zeugenaussagen in den Ripper-Akten konzentriert – sie sind lückenlos heute im Museum des Scotland Yard in London einzusehen. Auffällig unlogisch kam den beiden dabei die Aussage jenes Zeugen vor, der das erste Opfer gefunden haben will. Charles Cross, von Beruf Droschkenfahrer, aus Bethnal Green, einem Londoner Stadtteil. Charles Cross eilt am Freitag den 31. August 1888 im Dunkeln durch das Elendsviertel Whitechapel zur Arbeit – so hat er es der Polizei erzählt. Um 3.40 Uhr fällt er fast über einen Körper. Vor seinen Füßen liegt Mary Ann Nichols, eine Prostituierte, Spitzname „Polly“. Drei Tage später wäre sie 43 Jahre alt geworden. „Polly“ ist tot, die Kehle durchgeschnitten, der Unterleib aufgeschlitzt. […] Wir sind sicher, dass Charles Cross der Mörder ist“. Die ganze Wahrheit steht in der Welt.
Zu wenig Särge, zu wenig Wohnraum – Friedhöfe in Berlin werden zu Bauland | Tagesspiegel
Erinnert ihr euch an den Friedhof im Grunewald? Möglicherweise droht auch anderen Friedhöfen in der Hauptstadt die Umwandlung in Bauland. Die Stadt plant langfristig 75 Ruhestätten zu schliessen, um dem Berliner Hunger nach Freifläche gerecht zu werden. Grund dafür sei auch, dass sich die Bestattungskultur verändert: „„Immer mehr Menschen entscheiden sich dafür, sich nach ihrem Tod verbrennen zu lassen. Und ein Urnengrab ist nun mal wesentlich kleiner als ein Erdgrab“, sagt Stephan Hadraschek, Referent für Öffentlichkeitsarbeit bei Otto Berg Bestattungen. Hinzu komme, dass in der Zeit vor 1900 – Berlin wuchs explosionsartig – viele neue Friedhöfe angelegt wurden: Damals waren die Sterbezahlen hoch. Seit Anfang der 1990er Jahre sinken sie indes stark. „Entstanden sind so viele Areale mit einem großen Pflegeaufwand“, sagt Hadraschek. Alle Friedhöfe zu erhalten hieße, die Kosten über die Gebühren auf die Käufer neuer Gräber umzulegen. „Friedhofsfachleute haben erkannt, dass das so nicht weitergehen kann“, sagt Hadraschek.“ Ob es sich bei der Entscheidung für eine Feuerbestattung jedoch um eine freie Entscheidung handelt, bleibt für mich fraglich. Viele Verstorbene und Hinterbliebenen haben einfach nicht mehr die finanziellen Mittel, um für eine „anständige“ Bestattung zu sorgen. Sind alte Friedhöfe bald Geschichte?
Der Wald der toten Automobile | Gedankensplitter
Im schwedisch-norwegischen Grenzgebiet nahe der Ortschaft Båstnäs gibt es einen Autofriedhof der besonderen Art. Seit 1986 ist die Werkstatt und der Schrottplatz der Brüder Ivansson verlassen, die sich dort 1955 niederließen, um Ersatzteile ins benachbarte Norwegen zu verkaufen, denn dort war der Import von ganzen Autos verboten. Marcus Rietzsch hat sich 2014 aufgemacht, den schwedischen Friedhof der Autos zu besuchen und hat großartige Eindrücke und Fotogafien mitgebracht: „Der einsam gelegene Schrottplatz in Båstnäs ist Auslöser vieler Diskussionen. Kulturdenkmal oder Umweltsünde? Meine Antwort fällt eindeutig aus. Die Natur beweist ihre erneuernde Kraft eindrucksvoll. Moos hat von Autodächern und Motorhauben Besitz genommen. Ein Ameisenvolk hat sein riesiges Reich in einem Motorraum errichtet. Flechten überziehen den verblassenden Lack. Bäume wachsen aus Kofferräumen empor. Das Öffnen der Türen wird von quietschenden Klängen begleitet. Spinnengewebe überzieht Armaturen. Kleine Tiere wie beispielsweise Frösche, Mäuse und Vögel haben im Innern der Fahrzeuge ein Zuhause gefunden. Manche Karosserie ist vollkommen von Gestrüpp überwuchert, so dass man sie erst auf den zweiten Blick als das erkennt, was sie einst war. Der Pflanzen- und Tierwelt scheint dieser Schrottplatz nicht geschadet zu haben.„
Eric Pfeils Pop-Tagebuch: Fendrich in Leggings | Rolling Stone
Folge 60 widmet sich den Gruftis und was sie so im Sommer tun: „Was machen eigentlich Goths im Sommer? Von allen Fragen, die mir ratsuchende Pop-Freunde tagtäglich in den Kolumnenbriefkasten stopfen, scheint mir diese die mit Abstand drängendste zu sein. Mehr noch als „Was macht eigentlich Rainhard Fendrich?“ und „Warum erscheinen ständig Dokumentarfilme über schrullige oder verschollene Musiker?“ Nun, was die Goths angeht: Die machen im Sommer das, was alle anderen auch machen. Sie gehen auf Festivals und laufen in kurzen luftigen Klamotten durch die Gegend. Dies durfte ich neulich bewundern, als in meiner Heimatstadt ein hochsommerliches Grufti-Festival stattfand (Vermutlich sagt man nicht mehr Grufti. Wer Grufti sagt, bekommt zur Strafe sofort alle Platten von Project Pitchfork und Goethes Erben geschenkt). “ Wer ist eigentlich dieser Pfeil? Schrieb erst für die FAZ seine Kolumne, die jetzt im Rolling Stone erscheint, produzierte Fernsehsendungen und brachte unter anderem die Charlotte Roche vor die Kamera. Hinter der Kamera gingen Roche und Pfeil eine Beziehung ein und zeugten eine Tochter. Heute sind sie kein Paar mehr. Und obwohl der Bergisch Gladbacher dem Internet skeptische gegenüber steht, betreibt er ein eigenes Blog.
Blut, Gedärme und Gewalt von 26 Regisseuren: ABC’s of Death 2 | Dangerousminds
Das Horror-Genre ist und bleibt Geschmackssache, mitunter wirkt es sogar polarisierend. Fans finden hingegen Gefallen an endlosen Kunstblutorgien in möglichst absurden Todesszenarien. Vermutlich ist der Film „ABC’s of Death2“ genau das Richtige, denn schon der erste Teil überspitzte das Genre in das notwendige Extrem um als Kunstform zu gelten. Achtung! Trailer nur für harte Gemüter! (Und alle werden ihn vermutlich anklicken.)
ABC of Everything | College Humor
Stichwort Todessehnsucht: „In Life you have choices, they help you or not. But sometimes it’s tricky to choose what you odd. So if you are wondering what makes you ill – it’s easy to know, because everything will.“
Noch nicht genug Links? Du willst mehr? Shan Dark, die sich inhaltlich ebenfalls auf morbiden Pfaden bewegt, pflegt in ihrem Blog – dem schwarzen Planeten – die monatlich erscheinenden „Links zum abbiegen„. Ein Klick-Tipp für alle Link-Süchtigen Informationsjunkies.
In der Nähe der schottischen Stadt Dumbarton steht das herrschaftliche Overtoun House, zu der auch die Overtoun Bridge gehört, die eben zu diesem Haus führt. Von dieser Brücke sprangen Medienberichten zufolge bereits 50 Hund in den Tod. Wählten die Hunde den Freitod? Spürten die Tiere das Jenseits unter der Brücke?
Den sonnigen Tag im August 2005, an dem Familie Cooper mit ihrem Hund Ben durch die schottische Landschaft spaziert, werden alle nicht so schnell vergessen. Als sie die Overtoun Bridge unweit der Ortschaft Dumbarton passieren, reißt sich der Hund unvermittelt los und springt, ohne zu stoppen, über die Brüstung der Brücke 15m in die Tiefe. Ein tragischer Einzelfall? Wie örtliche Zeitungen belegen, sind in den letzten 50 Jahren weit über 50 Hunde auf dieser Brücke an immer der gleichen Stelle über die Brüstung gesprungen, viele von ihnen fanden den Tod. In einzelnen Fällen sollen sogar einige Hunde, die ihre Verletzungen überlebten, ein zweites mal gesprungen sein. Auffällig ist, das es meist Hunde mit langen Schnauzen – wie zum Beispiel Labradore, Collies oder Retriever – von der Brücke springen und das auch nur an sonnigen Tagen.
Experte schließen aus, dass es sich um klassischen Selbstmord handelt, sie sind der Ansicht, dass ein Hund nicht die „Hoffnung auf einer bessere Zukunft“ verlieren könne, weil diese überhaupt keinen Sinn für Heute und Morgen haben und deswegen auch nicht auf die Idee des Selbstmords kämen. Auch Menschen können sich offenbar nicht den Legenden der Brücke entziehen, so warf der geistig verwirrte und unter Drogeneinfluss stehende Kevin Moy 1994 sein neu geborenes Baby in den Tod, weil er in ihm den wiedergeborenen Antichristen sah. Als er seinem Sohn hinterherspringen wollte, wurde er von seiner Ehefrau zurückgehalten. Während Moy und die Angehörigen mit dem schwer verletzten Säugling im nahe liegenden Overtoun House auf das Eintreffen der Ambulanz wartete, versuchte er sich die Pulsadern aufzuschneiden. Er scheiterte erneut, sein Sohn starb am nächsten Tag. Ein verfluchter Ort?
Bereits 1895 baute Lord Overtoun die viktorianische Granit-Brücke über den Fluss „Overtoun Burn“, doch die ersten mysteriösen Tode sind dort erst seit den 50er Jahren bekannt. Lauert auf der Brücke eine besondere paranormale Gefahr? Hunde, so weiß man, haben ein besonders Gespür und einen „7. Sinn“ für übersinnliche und unerklärliche Phänomene und spüren beispielsweise nahende Erdbeben. Im Kampf gegen immer wiederkehrende Erdbeben in der Region Liaoning rief die chinesische Regierung in den 70er Jahren dazu auf, ungewöhnliches Verhalten der Haustiere zu melden. Anfang Februar 1975 häuften sich nahe der Stadt Haicheng entsprechende Hinweise, Tausende meldeten Schlangen, die mitten im Winter aus ihren Höhlen krochen und Hunde die jaulend in ein Versteck flüchteten. Daraufhin lösten die Behörden am 4. Februar 1975 um 10:00 Erdbebenalarm aus. Menschen und Tiere brachten sich in Sicherheit. Um 19.36 zitterte die Erde in der Provinz Haicheng mit einer Stärke von 7,3 auf der Richterskala.
Eine weitere Theorie reicht weit zurück: In der keltischen Mythologie ist Overtoun als „Thin Place“ bekannt, an dem die Grenzen zwischen der Welt und der „Anderswelt“ besonders dünn sein sollen. Man sagt, dass die Hunde an der Overtoun Bridge von dieser paranormalen Kraft der dünnen Grenzlinie angezogen werden und deshalb in den Tod springen. Der britische Biologe Rupert Sheldrake forschte 5 Jahre über das vorausahnende Verhalten der Hunde und behauptet, dass sie ein ganz besonderes Gespür für solche paranormalen Energien haben sollen. Alles Humbug?
Plausibler klingt dagegen die Erklärung der Wissenschaft, die die Selbstmorde 2006 untersuchte. So nisten direkt unter der Brücke Nerze, auf deren Drüsensekret Hunde sehr stark reagieren. Diese Tiere sind erst seit den 50er Jahren in Schottland heimisch. Das Sekret ist darüber hinaus nur an sonnigen Tagen in ausreichender Konzentration in der Luft, die von Hunden wahrgenommen werden kann, die dann einem impulsiven Jagdtrieb nachgehen. Merkwürdig bleibt aber, dass alle Hunde von der rechte Seiten der Brücke gesprungen sind. Mehr erfahren? Problem Pets, Daily Mail UK
Die Spatzen haben es bereits von den Dächern geflüstert: Das Pfingstgeflüster – der melancholische und romantische Rückblick auf das Wave-Gotik-Treffen 2014 – ist erschienen. Enthusiasten haben ihr Exemplar bereits gesichert und sind auch dieses mal mit Eindrücken abseits der üblichen Berichterstattung verwöhnt worden. Mit Artikeln von Myk Jung, Edith Oxenbauer, Christian von Aster, Norman Liebold, Ursula Oehme, Bettina Bormann, Orphi Eulenforst, Dr. Christine Schlott, Mozart, Katharina und Parm von Oheimb, Thomas Manegold, Guldhan und Anne Clark ist dem Herausgeber Marcus Rietzsch wieder eine schwarze Mischung gelungen, die wieder einmal zeigt, wie Facettenreich der Begriff „Gothic“ tatsächlich sein kann. Auch ich hatte die Ehre, wieder einmal einen Artikel beizusteuern. Wer neugierig ist, kann das Pfingstgeflüster für 8,90 Euro bestellen.
Marcus Rietzsch brachte das Pfingstgeflüster 2005 zur schwarzen Welt, der das Gefühl der Leere bekämpfen wollte, dass die Tage in Leipzig unweigerlich hinterlassen, wenn man sich wieder dem erdrückenden und lauten Alltag widmen muss. In dem Buch „Black Celebration“ schildert er 2011 seine Beweggründe: „Die allgemeine Berichterstattung vermochte es nie, sich erfolgreich gegen die Nacht-WGT-Melancholie zu stemmen. Leider viel zu selten wurde der Blick auf die Gesamtheit der schwarzen Subkultur mit ihrer enormen Vielfalt – auch neben der musikalischen Reichhaltigkeit – gelenkt. Wo war die Reichhaltigkeit dieser Szene, welche zu Pfingsten in Leipzig kompakt und eindrucksvoll zu Tage trat und tritt? Wo die freundliche Stadt, die Lesungen, die ausgestellten Bilder, die Menschen hinter der Fassade? Aus dem Wunsch heraus, das unvergleichliche, während der Pfingsttage in Leipzig vorherrschende Flair für uns und andere länger zu bewahren und die Schwermütigkeit zu mildern, entstand die Idee, einen umfassenden Rückblick mit großformatigen Bildern, Stimmen und Stimmungen und Schilderungen persönlicher Erlebnisse zu gestalten.“
Dieses Jahr möchte ich mir eine ausführliche Rezension sparen, das haben andere Autoren bereits viel besser getan: Ivonne von Deepground findet infamerweise und tatsächlich einen Kritikpunkt, während Robin von Cryptic-Trails dem Magazin die Ehre zu Teil werden ließ, nicht als Klo-Lektüre zu enden. Ich möchte die Gelegenheit und das bevorstehende 10-jährige Jubiläum dazu verwenden, mich dem Menschen hinter dem Magazin zu widmen und habe Marcus Rietzsch für ein Interview gewonnen:
Spontis: Wie so oft weiß man auch beim Pfingstgeflüster nicht wirklich, wer oder was sich hinter den Kulissen verbirgt. Die Personalie Marcus Rietzsch wirkt sehr extrovertiert und ist geprägt von unzähligen Veröffentlichungen. Du bist Fotograf, Herausgeber, Autor und Journalist, betreibst zahlreiche Internetseiten, hast bereits einige Bildbände herausgebracht und veröffentlichst seit 2005 das Pfingstgeflüster. Der Mensch Marcus Rietzsch bleibt im Schatten seiner Werke, bei deinem Selbstporträt „versteckst“ du Dein Gesicht hinter einem Polaroid. Wie kommst du zu Deinen zahlreichen Fähigkeiten und wie würdest du den Menschen hinter der vorgehaltenen Fotografie beschreiben?
Marcus Rietzsch: Das Selbstporträt mit dem Polaroid (muss man diesen Ausdruck eigentlich jüngeren Menschen erklären?) ist sogar ein Kompromiss. Anfänglich verwendete ich eine Aufnahme, auf der ich mein Gesicht mit einer Hand abschirmte: „Bitte keine Fotos.“ Dabei geht es nicht um ein Verstecken, sondern vielmehr um ein Zurücknehmen der eigenen Wichtigkeit. Für mich war es immer von Bedeutung, dass die geschaffenen Werke und nicht der Mensch im Mittelpunkt stehen. Sowohl bei mir als auch bei anderen. Wobei ich denke, dass Bilder und Texte, sofern sie aus einem inneren Antrieb bzw. aus einer großen Leidenschaft heraus entstanden sind, viel über einen Menschen aussagen können.
Wie beschreibt man sich selbst? Wahrscheinlich sieht man seine eigene Person ganz anders als andere. Ich würde mich nämlich nicht als extrovertiert darstellen. Dazu bin ich oftmals doch zu sehr der typisch fränkischen Natur erlegen. Und obwohl mich viele Vorgänge auf diesem Planeten unendlich wütend machen, würde ich mich als relativ zufriedenen Menschen bezeichnen (zumindest in meinem eigenen kleinen Kosmos). Bei persönlichen Angelegenheiten bin ich größtenteils hoffnungsvoll und optimistisch, in anderen Bereichen eher pessimistisch (oder realistisch).
Und um auf den ersten Teil Deiner Frage zu antworten: Die meisten wichtigen Fertigkeiten wie das Ablichten von sehenswerten Motiven mit der Kamera oder das Aneinanderreihen von Sätzen, die vielleicht später von einigen Menschen mit Interesse gelesen werden, habe ich mir größtenteils autodidaktisch angeeignet.
Für Spontis hat Marcus – nach einigen Bitten – das Polaroid zur Seite gelegt.
Spontis: Ich schreibe nun schon eine Weile für das Pfingstgeflüster und auch wenn dieses Interview zu einer Dauerwerbesendung mutiert, halte ich das Magazin für das beste was zum und über das WGT erscheint. Als ich es erstmals in den Händen hielt, grübelte ich darüber nach, was sich hinter dem Titel „Pfingstgeflüster“ verbirgt. Klatsch und Tratsch? Unausgesprochene Geheimnisse und Legenden um das jährliche Festival in Leipzig? Oder ist es gar dem Gefühl der schwarzen Szene geschuldet, den Alltag einfach mal leiser zu stellen? Deshalb kann meine erste Frage nur lauten: Wie kam es zum dem Titel?
Marcus Rietzsch: Du hast es vollkommen richtig erkannt. Der Titel ist unserer Vorstellung von (der) Szene geschuldet. Ein gewisses In-sich-gekehrt-sein. Es ist aber auch als Gegenpol zur allgemeinen reißerischen Berichterstattung zu verstehen, die sich zumeist nur wenig Zeit nimmt und nur einen oberflächlichen Blick auf das WGT wirft. Letztendlich dürften wohl vorwiegend die Verkaufszahlen wichtig sein. Minimaler Aufwand, maximaler Absatz. Was in der Vergangenheit leider allzu oft schreiende Überschriften und Bilder leicht bekleideter Damen zur Folge hatte.
Spontis: Auch mich überraschst du jedes Jahr mit der erlesenen Auswahl an Autoren und Themen, die immer ein wenig neben dem stehen, was man – oberflächlich betrachtet – in einem „WGT-Magazin“ erwarten könnte und nichts mit der üblichen Berichterstattung über das Wave-Gotik-Treffen in Leipzig zu tun haben. Welche Idee steckt dahinter?
Marcus Rietzsch: Der Beweggrund, dieses Magazin ins Leben zu rufen, war die von Dir angesprochene übliche Berichterstattung, die das WGT und die Szene auf einen schwarz-bunten Karneval reduzierte. Mir fehlten die aus meiner Sicht spannenden und interessanten Themen und anderen Sichtweisen abseits des oberflächlichen Schaulaufens, das zugegebenermaßen durchaus auch ein Bestandteil des WGTs ist.
Spontis: In der Vergangenheit konntest du immer wieder bekannte und unbekannten Autoren, Musiker und Künstler für eine Mitarbeit begeistern. Wie wählst du die Menschen aus, die du für das Pfingstgeflüster gewinnen möchtest?
Marcus Rietzsch: Die Auswahl ist eine rein subjektive und profane Angelegenheit und unterliegt unterschiedlichen Kriterien. So kann beispielsweise die Herkunft entscheidend sein. Ich fand es spannend, die Sichtweise einer japanischen Band zu erfahren, die sich in ihrer Heimat in einer viel kleineren und komplett anderen Szene bewegen. Auch die Bedeutung für die Szene und die Sympathie können eine Rolle spielen. Und letztendlich selbstverständlich die Bereitschaft, für das Pfingstgeflüster etwas zu Papier zu bringen.
Spontis: Du bist Herausgeber der Zeitschrift, betätigst Dich als Autor, kümmerst Dich um das Layout und bist auch für einen Teil der Fotografien verantwortlich. Darüber hinaus bemühst du Dich mit einer bewundernswerten Geduld um die vielen Autoren die dem Magazin seinen subkulturellen Facettenreichtum bescheren. Die Einnahmen des Magazins decken dabei lediglich die Produktionskosten. Es geht Dir weder um Reichtum noch um Ruhm, warum machst du das alles?
Marcus Rietzsch: Um wie viel trauriger und ärmer wäre diese Welt, wenn der einzige Antrieb Geld und Ruhm wäre? In erster Linie mache ich das Pfingstgeflüster, weil es mir „Spaß“ bereitet und ich hoffe, damit auch ein Stückweit „dem Kern der Szene“ gerecht zu werden. Es erfüllt mich mit Zufriedenheit, wenn die jeweils aktuelle Ausgabe vor mir liegt und natürlich zaubern positive Rückmeldungen ein Lächeln in mein Gesicht.
Spontis: Wie hat sich das Pfingstgeflüster im Laufe der Zeit verändert und hat das Pfingstgeflüster auch Dich verändert?
Marcus Rietzsch: 2005 habe ich fast alle Fotografien selbst angefertigt, was extrem kräfteraubend war. Im Gegensatz zu dieser ersten Ausgabe zeichne ich mich nun nur noch für einen Teil der Fotoaufnahmen verantwortlich. Mittlerweile verteilt sich dies auf mehrere Fotografenschultern. Bei den Konzertimpressionen beispielsweise fangen Andreas Liem und Michael Küper die unterschiedlichen Stimmungen perfekt ein. Mein Anteil hält sich hier in sehr überschaubaren Grenzen. Und auch bei den Besucheraufnahmen, die zum größten Teil nicht im Vorübergehen entstehen, sind verschiedene Fotografen tätig, denen ich sehr dankbar bin; wird dadurch doch die Verschiedenartigkeit der Besucher – zumindest visuell – wiedergegeben.
Ich bin mir nicht sicher, ob mich das Pfingstgeflüster verändert hat. Sicherlich haben sich einige Ansichten geändert. Obwohl mir beim Fotografieren der Besucher wenig Zeit bleibt, diese ausführlich kennenzulernen, musste ich doch die eine oder andere Einschätzung ad acta legen. Hinter so mancher Fassade steckte mehr als ich dachte. Einige Besucher passten so gar nicht in die für sie ausgewählten Schubladen. Eine durchaus erfreuliche Erkenntnis. Leider verfestigte sich aber auch der Eindruck, dass die Szene in ihrer unüberschaubaren Gesamtheit nur ein Querschnitt durch die Gesellschaft ist. Mit allen Oberflächlichkeiten und biederen Ansichten.
Spontis: Nächstes Jahr erscheint hoffentlich das 10. Pfingstgeflüster. Gibt es schon Pläne und Gedanken zur Jubiläumsausgabe? Vielleicht sogar eine kleine Feier auf dem WGT?
Marcus Rietzsch: Inhaltlich wollen wir unseren Kurs fortsetzen. Es soll wieder eine vielfältige Ausgabe werden, die sich von der allgemeinen Berichterstattung abhebt und Inhalte bietet, die auch Menschen, die das WGT nicht besuchen konnten, Freude bereitet. Was eine Würdigung des Jubiläums im Rahmen des WGTs angeht, stecken wir momentan mitten in den Planungen. Da jedoch noch nichts konkret ist, kann ich an dieser Stelle leider auch noch keine weiteren Informationen geben.
Um die Geburt unserer kleinen Subkultur ranken sich zahlreiche Mythen. Irgendwann in den späten 70ern entstanden, bezeichnete man die Anhänger der düsteren Musik als „Goths“, die den Style der Bühne kopierten und den Post-Punk um einen äußerlich edleren Ableger bereicherten. In britischen Großstädten formten sich schnell subkulturelle Schmelztiegel, die den Stil aufgriffen und auslebten. 1982 eröffnete in London der Club „Batcave“, der sich zum Dreh- und Angelpunkt der dortigen Gothic-Szene entwickelt und wegen des unglaublichen schnellen Wachstums der Anhängerschaft gleich mehrfach in andere Räumlichkeiten umziehen muss. 1983 geht das Batcave mit eigenen Compilations und dem Konzept der Innenausstattung auf Tour und verbreitet den Virus einer pulsierenden, schwarzen Gothic-Szene über das ganze Land. Immer wieder wird über das Batcave, die merkwürdige Musik und die komischen jungen Leute, die in langen Schlangen auf Einlass warten, berichtet.
So zog ein Kamerateam auf der Suche nach dieser neuen, schwarzen Subkultur in den frühen 80er durch einen englischen Club (wenn ich raten müsste, würde ich auf Leeds in West Yorkshire tippen) und befragte die Anwesenden „Goths“ nach ihrem Beruf, ihrem Styling und dem Musikgeschmack. Klare Sache – so denkt man – diese jungen Leute, die die Subkultur in ihren Kinderschuhen erleben durften, sind authentisch, wahrhaftig und beneidenswert. Doch das kurze Video scheint eine andere Sprache zu sprechen: Gleich das erste Paar gibt als Antwort auf die Frage nach ihrem Musikgeschmack „Glenn Miller“ und „Cabaret Voltaire“ zu Protokoll. Offensichtlich gibt es schon mit Geburt der Szene die „Poser“, die irgendwie mit dem, was zu dieser Zeit den Musikstil „Gothic“ prägt, nichts am Hut haben. Fatal, wenn man bedenkt, dass die Musik Anfang der 80er das einzig verbindende Element der Szene zu sein scheint. Tatsächlich habe ich mir die Mühe gemacht, mich durch eine Auswahl an Liedern von Glenn Miller zu wühlen, um nur einen Hauch von dem zu finden, was ich so als „gruftig“ definieren würden. Irgendwie logisch, dass ich nichts fand, allein die Tatsache, dass der Reporter selbst gerne Glenn Miller hört, hätte mich stutzig werden lassen müssen. Ganz nebenbei: Wenn jemand etwas mehr von diesem furchtbaren Dialekt zu entschlüsseln vermag, wäre ich für ein Transskript sehr dankbar.
Die zweite Protagonistin fällt schon rein äußerlich durch das Raster, was dem Reporter vor der Kamera auch nicht verborgen bleibt, aber halten wir uns nicht mit Oberflächlichkeiten auf und gehen direkt zum Musikgeschmack. Omg! (Abkürzung für: „Oh my Goth!“) Also ehrlich, ich liebe David Bowie ja auch, aber wirklich gruftige Musik macht der irgendwie nicht und Stücke von „T-Rex“ und „Cockney Rebel“ dulde ich höchstens in Filmen über den Glam-Rock der wilden 70er. „Port of Amsterdam“ und „Blue Jean“ in einer Gothic-Disco? Unvorstellbar! Den musikalischen Kontext bekomme ich beim besten Willen nicht hin. Klaus Märkert war der letzte DJ, der mich erfolgreich mit einem Stück von Patti Smith zum tanzen brachte, ob er den Bowie auf einer schwarzen Party unterbringt? Vielleicht mit Space Oddity?
Ich schweife ab. Kurz bevor ich die Hoffnung aufgebe, erscheinen die 3 netten Leute vom Bild auf der Mattscheibe. Nach anfänglichen unverständlichen Geschwurbsel fallen doch tatsächlich die Namen, auf die ich seit fast 7 Minuten warte. Alien Sex Fiend, Specimen, Birthday Party und die Virgin Prunes! Hurra, die schwarze Welt der Illusionen scheint gerettet. Nicht alle Wurzeln faulen im Boden der 80er, diese drei wundervollen Menschen retten dann doch meine idealisierte Vorstellung vom England der frühen 80er. Das Beste kommt zum Schluss: „Glenn Miller? Finden wir schrecklich!“
Schlussfolgerung: Gibt es eine Szene mit äußerlich erkennbarer „Individualität“, gibt es auch Mitläufer. (Poser) Die haben mit der Musik nichts zu tun, sehen lediglich so aus als ob und fühlen sich zwischen den ganzen bösen „Goths“ vielleicht ein bisschen besonders. Die meisten von ihnen verschwinden nach ein paar Jahren und wollen auch später tunlichst nicht mehr an ihre „Jugendsünden“ erinnert werden. Auch das gefühlte Verhältnis von 2/3 Posern zu 1/3 Goths passt in mein Weltbild und lässt sich spielend auf heutige Veranstaltungen übertragen. Wenn man so möchte, sind die ganzen „Karnevalisten“, „Schauläufer“ und „Verkleideten“ über die sich die Szene so manches mal ganz trefflich echauffiert, ein Teil der selben. Und das schon seit seiner Geburt.
Gruftidame, immer noch Anfang 40, sucht auch immer noch richtige Pikes. Vor mehr als 20 Jahren zählte sie rund 25 Paar der spitzen Erkennungszeichen ihr Eigen. Mit dem damaligen formlosen Abtauchen aus der Szene verkaufte sie auch ihre Schuhe, was sich heute als “ungünstige” Entscheidung herausstellen sollte. 2012 startete “Mone vom Rabenhorst” ihre Reunion-Tour durch die Nordrhein-Westfälische Clubszene, wertete ihren Kleiderschrank wieder mit schwarzen Klamotten auf und begann einer alten Liebe nachzugehen. Den Pikes. Den richtigen Pikes natürlich, die mit Naht und Spitze. Für Spontis berichtet sie im Februar über den Kauf von Pikes anno 2013/2014, der zu einer langwierigen Odyssee mutierte. Sie kündigte an, sich der Sache weiterhin anzunehmen und sich mit ihrer legendären Hartnäckigkeit auch 2014 um den Kauf und die Fertigung von Pikes zu bemühen. Hier nun die lang erwartete Fortsetzung:
Rückblende
Wer KEINE Zeit und Lust zum Lesen hat sondern nur die aktuelle Lage wissen möchte, möge bitte gleich zum „Fazit“ am Ende dieses zweiten Erfahrungsberichtes scrollen. Wer auf Dramen steht, kann hier gerne weiterlesen. Um „Anschluß“ an den letzten Bericht zu bekommen, hier eine kurze Zusammenfassung:
Retroshu (England) hatte mich um 155 Pfund (für 2 Paar Pikes) betrogen. Der Inhaber (A. N.) hatte mich über Monate mit Mails vertröstet und hingehalten bevor der Laden dann heimlich dicht gemacht wurde, ohne, dass ich meine bestellten zwei Paar Pikes bekam. Für mich war und ist das vorsätzlicher Betrug.
Ethicalwares (England) wollte sich melden, wenn sie wieder Pikes haben. Haben sie auch brav. Allerdings hatte ich mich zwischenzeitlich anstelle für Größe 7 doch lieber für Größe 8 entschieden, so dass ich die ursprünglich bestellten (Gr. 7) dann zum anderweitigen Verkauf freigegeben hatte. Ethicalwares war also soweit vertrauenswürdig/zuverlässig und hat mir auch mein Geld zurück überwiesen.
Und zum „Richtig-ins-Thema-Reinkommen“ hier noch kurz der letzte Absatz meines ersten Berichtes: „Ich bleibe weiter auf der Suche…. hauptsächlich bei Ebay. Eine Reise nach London steht zwar auf dem Programm, aber mein Bekannter dort bestätigte mir mehrfach, daß es dort auch keine „schönen“ (!) Pikes mehr gibt. Da ich mittlerweile wieder echt viele Leute kenne, die gerne (schöne) Pikes tragen würden, frage ich mich, wie lange es wohl noch dauern wird, bis endlich wieder irgendein Hersteller auf dieser Welt sich an den Pikes-Bau macht. Es kann doch zum Beispiel auch nicht sooo schwer sein, sein vorhandenes Modell leicht umzugestalten… !? Auf jeden Fall bleibe ich an der Sache dran und versuche demnächst weiterhin, mit Herstellern in Kontakt zu treten und irgendetwas in dieser Richtung anzustoßen. Ist doch eigentlich voll die Marktlücke im Moment!“
Gesagt – getan!
Wie der Zufall es wollte, bekam ich Mitte Februar 2014 über einen alten Bekannten die Kontaktdaten eines langjährigen Schuh- und Kostümherstellers (Mittelalter, Renaissance, etc.) zugespielt. Nachdem ich dem Herrn eine E-Mail mit dem aktuellen Pikes-Problem (inklusive Spontis-Link) geschrieben habe, rief er mich sofort zurück. Ergebnis des Gespräches: Hochgradiges Interesse! Nicht unbedingt in erster Linie wegen dem Geschäft (er und sein Team haben mit seinem aktuellen Lieferprogramm genug zu tun) sondern auch, um einfach mal den armen Gruftis aus der Misere zu helfen.
Für die ganze Arbeit und die Kosten, die man mit der „Erstschuh-Herstellung“ hat (Entwicklung, Bau von Holzleisten in jeder Schuhgröße = enormer Zeitaufwand), muss man schon ein bisschen irre sein. Ich war mir jedenfalls nach dem Telefonat und dem weiteren anschließenden Schriftverkehr sehr sicher, einen „ausreichend Irren“ für den Pikes-Bau gefunden zu haben. Wir einigten uns darauf, daß ich ihm alles, was er benötigt, zur Verfügung stellen sollte. Zeichnungen, Beschreibungen, Unmengen von Fotos – und auch Original-Pikes als Anschauungsobjekte bzw. zur Obduktion.
Letzteres war das größte Problem. In zahlreichen Grufti-Gruppen auf Facebook fragte ich Ende Februar 2014 nach alten, kaputten Pikes… aber keiner wollte sie hergeben. Lieber sollten sie auf Regalen oder in Vitrinen stehen… aber doch bitte nicht grausam obduziert werden!? Mir war das bewußt, daß alte, über zwanzig Jahre alte Pikes voller Erinnerungen nicht einfach so abgegeben werden, aber ich gab die Hoffnung nicht auf. Irgendwann erreichten mich dann großzügigerweise doch zwei Paar. Ich sammelte Unmengen von Fotos der Schuhe meiner Bekannten, fotografierte meine eigenen Schuhe oder suchte noch im Netz nach Bildern. Verschiedene meiner Modelle malte ich grob ab, mit exakter cm-Beschreibung der Sohle und der Höhe und versah die Entwürfe auch schon mit ersten grundsätzlichen Verbesserungsvorschlägen.
Foto 1a: Pikes Ausmessen morgens um Fünf nach der Disco in der goldenen Möwe
Foto 1b: Akribisch wird jedes Detail der Pikes erfasst und notiert
Foto 2: Am 7. März 2014 ging ein ungruftig buntes Paket auf die Reise zum Schumacher
Foto 3: Am 10.04.2014 überrascht mich dieses Foto auf meinem Handy. Meuchelmord eines Pike-Paares.
Foto 4: Geburt eines neuen Paares Pikes, erstmal in Form von Holzleisten.
Pikes Prototypen
Am 12.05.2014 erreichten mich Bilder der ersten beiden Prototypen, erstmal auf heller Ledersohle gefertigt (weil halt gerade vorhanden, sah ein bisschen komisch aus). Die schwarze Gummisohle sollte dann bei der Produktion folgen. Auch die Schnallen waren – weil Nebensache, es geht ja erstmal um die Grundform des Schuhs – nur in „sparsamer“ Ausführung vorhanden. Aber die ersten beiden Bilder waren vielversprechend und gaben Hoffnung. Es gab eine Version mit und eine Version ohne Mittelnaht. Und zu meiner Freude sahen sie nicht so aus wie die aktuell überall erhältlichen Cowboystiefel-Pikes von Boots & Braces oder Demonia.
Allerdings kam nun dem Pikes-Neubau leider das mittelalterliche Sommergeschäft des Schumachers in die Quere, welches grundsätzlich natürlich erstmal Vorrang hatte. Somit lag das Pikes-Projekt erst einmal einige Zeit auf Halde und konnte nur sehr begrenzt weiter bearbeitet werden, es geht aber jetzt zum Herbst weiter, wurde mir zugesagt. In der Zwischenzeit tröstete ich mich über Ebay weltweit mit diversen Paar Pikes, die ich für mich, meinen Gatten oder Freunde ersteigerte. Also, falls Euch mal wieder bei Ebay Schuhe vor der Nase weggeschnappt wurden….. ;-)
Foto 6: Erster Prototyp mit mittiger Naht und 3 Schnallen
Foto 5: Bild vom einem Prototyp. Hier noch mit heller Gummisohle und einfachen Schnallen.
Weiterhin bietet The Clash aus Chemnitz gerade Pikes im Old Style an, allerdings nur bis Gr. 42, (das heißt für Leute bis Gr. 40 bei normalen Schuhen). Die Qualität lässt leider zu wünschen übrig. Sehr dünnes, einfaches Leder, billige Schnallen. Sie könnten auch noch etwas spitzer sein. Wer es wirklich so gar nicht mehr pikelos aushalten kann, könnte hier zugreifen.
Foto 7: Pikes von „The Clash“(Mitte und Rechts) im Vergleich mit dem Original (links).
The Gothic Shoe Company
Parallel zu der Eigeninitiative in Sachen Pikes-Neubau gab es dann Anfang April 2014 – wie aus dem Nichts aufgetaucht – einen neuen Pikes-Hersteller auf dem englischen Markt: The Gothic Shoe Company. Nicht nur ich, sondern auch einige andere Leute waren sich mehr als sicher: Da ist wieder Retroshu/Winklepickerstore/Broguestore etc. …. am Werk. Ich konnte es nicht fassen. Taucht mit meiner Kohle ab und erscheint dann wie aus dem Nichts mit einer anderen Firma inklusiver neuer Homepage (hat anfangs sogar einen falschen Inhabernamen angegeben), einer Facebookseite, bei Ebay, Amazon und in allen sonstigen weltweiten Shops? Das wollte ich so gar nicht auf mir sitzen lassen.
Ich schrieb GSC per Mail an, hielt mich aber erstmal zurück mit meinen wirklich zahlreichen Beweisen (in Form von Screenshots etc.), sondern konfrontierte GSC mit einigen spannenden Fragen und ganz klar der Ansage, dass ich wüsste, wer hinter GSC steckt. Völlig entrüstet antwortete mir jemand, der mir eigentlich auch namentlich schon von Retroshu bekannt war, nämlich der Sohn K. von A. N. Grundaussage war in etwa, er wüsste nicht, was ich meine, er hätte mit Retroshu nichts zu tun. Nachdem ich dann die ersten kleinen Beweise per Mail geschickt habe, bekam ich keine Antwort mehr. Mehrere weitere E-Mails meinerseits blieben ebenfalls ignoriert. Ich schien ihm wohl doch unangenehm zu sein. Na prima. Öffentlich Spammen über Facebook wollte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, das wollte ich mir als „letzte Maßnahme“ vorbehalten.
Ich ließ wieder einige Zeit verstreichen und beobachtete derweil aufmerksam die GSC-Facebookseite, in der munter neu gebaute Pikes aller Art im exakten Retroshu-Style vorgestellt und verkauft wurden. Als GSC auf seiner FB-Seite schrieb, er freue sich über viele zufriedene Kunden und er will alle glücklich machen, platze mir wohl dezent der Kragen! Unter einem seiner Fotos fing ich an, öffentlich zu kommentieren. Ich bezog mich auf seine angeblich zufriedenen Kunden und dass ICH schon seit September 2013 (mittlerweile ein knappes Jahr) auf meine Lieferung warten würde! Natürlich wurden meine Kommentare sofort von GSC gelöscht aber ich bekam dann nach der dritten Löschung eine PN von ihm, was denn das soll. Solche Anschuldigungen hätte er ja schon mal bekommen …. und er wüßte so gar nicht was ich meine….. blablabla….. und somit hatte ich aber endlich wieder das, was ich wollte: Seine Aufmerksamkeit! Unter anderem hatte ich übrigens in meinen Kommentaren geschrieben, daß mich bei FB zu blocken keine Lösung für dieses Problem jetzt sein wird!
Nun denn, kurz und schmerzlos meinerseits bekam er nun sämtliche gesammelten Stalker-Werke. Ungefähr 15 Screenshots mit etlichen Beweisen, dass das komplette ehemalige Retroshu-Team nun das GSC-Team ist. Meine Forderung habe ich auch gleich ganz klar definiert: Ich will meine Kohle wieder! Eine „Drohung“ legte ich auch gleich mit bei: Sollte er sich nicht rühren, würde ich diese unbequemen Informationen in den gefühlten hundert Grufti-Gruppen bei FB verbreiten. Bei etlichen Gruftis hatte Retroshu nämlich so gar keinen guten Ruf hinterlassen. Mit den Hinweisen, daß der Personenkreis, der diese Schuhe kauft, sehr klein ist und vor allem: Jeder jeden kennt – teilweise weltweit, setzte ich dem ganzen dann noch das Krönchen auf. Das hatte dann wohl gesessen. Ich bekam sofort eine völlig überraschte E-Mail, daß er ja keine Ahnung gehabt hätte, was da so alles im Internet über RS und sein Team zu finden sei…. und plötzlich gab er zu, daß er der Sohn von A. N. ist, sich nun als junger Unternehmer mit dieser neuen Firma GSC selbständig gemacht hätte und er quasi ohne die „Altlasten“ einen Neuanfang mit zufriedenen Kunden machen wollte. Gleichzeitig bot er mir sofort an, mir für mein an Retroshu gezahltes Geld 2 Paar Pikes nach meinen Wünschen zu schicken. Da ich mir dachte, besser diese Pikes als nichts, gab ich ihm dann die exakte Bauanleitung inkl. Fotos (Old Style, flach, spitz und mit Naht etc.), also genau das, was ich eigentlich vorher mit A. N. vereinbart hatte. Er sagte definitiv, das sei kein (!) Problem für ihn, mir diese Schuhe genau so zu bauen. (Übrigens hat er auch ein Foto mit diesem Old Style auf seiner FB-Seite, das gab mir zusätzlich Hoffnung.)
Jegliche Mails – seit der „Enthüllung“ bis zum (etwas verzögerten) Versand meiner Schuhe, wurden übrigens SOFORT beantwortet. Ach ne, geht doch! Warum nicht gleich so? Am 04.09. 2014 erhielt ich die Trackingdaten für die Lieferung, die dann ordnungsgemäß am 10.09.2014 bei uns eintrudelte. Die Schuhe waren aber zu meiner Enttäuschung, wie ich mir aber schon insgeheim gedacht hatte, im Retroshu-Style gebaut.
Foto 8: 2 Paar Pikes von der Gothic Shoe Company sind endlich eingetrudelt.
Meine waren zwar, wie gewünscht, mit Naht, vier großen Schnallen und aus Wildleder, jedoch NICHT flach und spitz. Schade. Sehr schade. ABER: Die Qualität ist wirklich erste Sahne! Super verarbeitet, tolles Leder, stabile Schnallen, echt TOP. Da kann man nicht meckern! Diese Pikes nehme ich jetzt fürs Büro. Die Pikes für meinen Gatten waren ebenfalls wie gewünscht mit vier großen Schnallen und aus Glattleder, aber leider auch nicht spitz und flach. Ich machte dann ein paar Vergleichsfotos (GSC-Pikes und meine Old Styles) und schickte sie an GSC und bat um Stellungnahme. Da sagte er mir dann, daß schon mehrere Kunden nach diesem Old-School-Style gefragt hätten und er würde definitiv NÄCHSTES JAHR mit dem Bau dieser Serie beginnen. Soso! Also: Es gibt zusätzliche Hoffnung aus England ab nächstes Jahr, durch einen hochmotivierten Jungunternehmer. Mal sehen, ob er wirklich Wort hält und auch, ob er sein neues Geschäft im Griff hat und die Kunden besser pflegt als sein Vorgänger. Im Moment sieht es danach aus.
Foto 9: Gut zu sehen, dass die neuen Pikes vorne deutlich runder geraten sind.
Foto 10: Die Pikes aus Glattleder sehen ganz ähnlich aus, rechts daneben die Original Pikes meines Gatten
Foto 11: Die Pikes haben einen kleinen Absatz und sind nicht ganz so flach wie die Originalen links im Bild.
Fazit (aktuelle Old-School Pikes Lage) Stand Ende September 2014
Ein deutscher Schumacher arbeitet nach wie vor an dem Pikes-Neubau-Projekt. Da das ganze neben dem normalen Geschäft läuft, dauert ein Ergebnis nach wie vor noch.
The Gothic Shoe Company will ab nächstes Jahr Old Style Pikes bauen, hat aktuell nur den alten “Retroshu-Style“ im Programm.
Gerüchten zufolge will ein deutscher Shop ab Herbst Pikes anbieten, rückt aber aus Geheimhaltungsgründen noch nicht mit Infos raus.
Ethicalwares hat aktuell welche (vegan!), hauptsächlich für Damen, im Programm.
Pennangalan hat aktuell nur 6-Schnaller bis Größe 7.
The Clash in Chemnitz hat aktuell nur 6-Schnaller bis Größe 42.
Bei Ebay – weltweit – kann man nach wie vor private Schnapper machen (wenn ich nicht schneller bin ;-) )
Nach wie vor gibt es Cowboystiefel-Pikes bei B & B und Gummistiefel-Pikes bei Demonia.
Das war das Neueste von der Pikes-Front! Bald geht’s weiter! Vielen herzlichen Dank an dieser Stelle an Gothmum für die Hilfe bei der Beweisbeschaffung GSC/RS!
Mögliche Zwischenüberschrift: Das merkwürdige Bekleidungsverhalten spätsommerlicher Großstadt-Bewohner. Ende August ist es nicht wirklich spätsommerlich, eher kalt und ungemütlich. Ich gestehe: Am 28. August habe ich die Heizung angemacht, es ging nicht anders. Gut, ich bin jetzt auch kein Maßstab, sondern eher ein Weichei, das im Bett die Wärme der Partnerin sucht, anstatt gesucht zu werden. So kam es auch, dass ich an diesem Donnerstag auf das Thermometer blickte und mich bei nachmittäglichen und ziemlich unsommerlichen 14 Grad für ein langärmliges Oberteil und eine leichte Übergangsjacke entschied, um Orphi Eulenforst, die mit einem leichten Rollkragenpullover und Mantel auf mich wartete, abzuholen. Doch was war das? Der Blick aus dem Seitenfenster des Autos offenbarte merkwürdige Gestalten. Da standen jungen Menschen mit Flip-Flops, Hot-Pants und Sommerkleidern an der Ampel neben einem Paar mit Pullover und Trenchcoat und wunderten sich offensichtlich nicht über die Anderen. Ich schon. Natürlich schlug ich mich moralisch auf die Seite der hoch Geschlossenen, während ich das junge Volk für die Unangepasstheit verspottete. Wie läuft das bei denen vor dem Kleiderschrank? Ach, heute ich ein August-Tag, es muss Sommer sein, ich nehm die Hotpants und das Spaghetti-Top! Ob man sich dann draußen weigert den Fehler einzugestehen oder man durch die Sonne im Herzen den Körper aufheizen kann, ich weiß es nicht. Wie läuft das bei mir vor dem Kleiderschrank? Ich gucke auf das Thermometer, schaue aus dem Fenster und kombiniere so, dass ich für die aktuelle Witterung und kommende Eventualitäten, die ich dem Wetterbericht entnehme, gerüstet bin… Scheiße, schießt es mir durch den Kopf, bin ich ein Spießer. Irgendwann habe ich auch Multifunktionsjacken mit Bärentatze an der Kleiderstange hängen. Eine gruselige Vorstellung! Auf dem Parkplatz des Supermarktes schmeiße ich die Übergangsjacke rebellisch in den Kofferraum und setze mich nur mit dem langärmligen Oberteil der Witterung aus. Ha! Obwohl ich ein wenig fröstel, fühle ich mich moralisch besser und allzu weit bis zum Eingang ist ja auch nicht.
6 Gründe den Teufel anzubeten | VICE
Es gibt Dinge, die können wir vom Teufel lernen: „Wenn eine mythische Figur heute noch für so ziemlich alles Üble verantwortlich gemacht wird, dann ist es der Teufel. Der Teufel bringt uns in Versuchung, vom Teufel besessen machen die Menschen böse Dinge. Wegen dem Teufel oder um vor dem Teufel zu bewahren, hat man früher Leute verbrannt oder grausamen Exorzismen unterzogen. Früher war der gehörnte Gott etwa bei den Kelten eine Fruchtbarkeitsgottheit, ähnlich wie Pan, Venus, Bacchus oder Dionysos. Alle diese Götter sind in unseren guten Luzifer Morgenstern eingeflossen. Seine Bestandteile sind also viel eher „horny“ als böse. Gleichzeitig fällt auf, dass z.B. der christliche Glaube gar nicht mehr so christlich ist wie ursprünglich gedacht: Was einmal eine kleine, pazifistische, jüdische Sekte im alten Rom war, ist heute eine weltumspannende Moral-Lobby, die einen Hauptteil ihrer Energie darin investiert, die Welt möglichst vom Fortschritt abzuhalten und Anderen vorzuschreiben, wie sie ihre Sexualität zu leben haben.“
Die Turborentner der Jugendkulturen | Werturteilsfrei
Tobikult, das digitale Auge, ist einem Schnappschuss vom Amphi-Festival auf den Grund gegangen und stellt in seinem Blog die „Turbojugend“ vor: „Dieses Wochenende trifft sich die Weltturbojugend in Hamburg zu ihrem jährlichen Familientreffen. So sehr sich die älteren der Schwarzen Szene beizeiten schwertun mit den optischen und musikalischen Vorlieben des Szene-Nachwuchses, so sehr freuen sie sich, dass es weiterhin auch eine düstere Jugendkultur gibt. Das ist bei der Turbojugend etwas anders gelagert. Hier suggeriert der “Familienname” junges Gemüse, in Wirklichkeit aber altert das weltweite Punkrock-Netzwerk schneller als eine Banane in der Sonne.„
The inexplicable World of Asian Hitler chic | DangerousmindsWo wir gerade bei Subkulturen sind. In den Ländern, in denen Cosplayer sehr aktiv sind, breitet sich zur Zeit ein ganz neuer Style aus. „Hitler Chic“ ist die asiatische Antwort auf unsere Vergangenheit, auf Verbote von Symbolen und faschistische Ideologien. Sie ignorieren einfach alles und schmücken sich ausgelassen mit allem, was hierzulande ganz böse ist. „The concept of “Asian Nazis” is, of course, an extremely WTF??? proposition from the very start. It’s not really easy to figure out why such a subculture exists, exactly, but certain factors—low intelligence on the part of the participants, an affinity for militarism in general and naturally, you’d think, good old-fashioned anti-semitism—would obviously come into play.“ Möglicherweise eignen sich entsprechende Regionen als Urlaubsziel für braune Randgruppen, um endlich ausgelassen ihren ganzen Stolz zu präsentieren.
Gräber, Gruftis und Kajal: Das Gothic-ABC | NDR
Anlässlich des Mera Luna Festivals 2014 hat der NDR eine Handvoll Kameraleute und Journalisten nach Hildesheim entsandt, um einzufangen und zu dokumentieren, was los ist auf diesem merkwürdigen Flugplatz. Zum Auftakt – und für die, die immer noch nicht wissen wer die scchwarzen Gestalten sind – hat man sich ein nicht ganz ernst gemeintes ABC ausgedacht: „G wie Grufti – Im deutschen Sprachraum heißen Gothic-Anhänger umgangssprachlich „Gruftis“. Alternativen sind Bezeichnungen wie „Schwarze“ oder „Waver“. Gängig sind außerdem „Endzeitromantiker“, „Schwarzromantiker“ oder „Batcaver“. Der Name Grufti bezieht sich auf den Begriff Gruft (siehe „F wie Friedhof“) – was anfänglich bei den Anhängern eher negativ aufgenommen wurde. Inzwischen bezeichnen sich Szeneangehörige aber durchaus salopp selbst als Gruftis. Länderübergreifend ist der Begriff „Goths“ üblich. In der DDR wurden die Anhänger des Gothic auch als „Ghouls“ oder „Darks“ bezeichnet.„
Dubai: Einreiseverbot für deutschen Piercing Rekordhalter | Welt „Die Telekom beschäftigt einen berühmten Mann: Rolf Buchholz, Informatiker, 52 Jahre alt, aus Dortmund, 453 Metallteile am Körper. So steht es im aktuellen Guinness Buch der Rekorde. Rolf Buchholz ist der Mensch mit den meisten Piercings auf der Welt. Knapp 170 Stäbe und Ringe trägt der Dortmunder nach eigenen Angaben in seinem Gesicht, allein 94 davon an der Lippe. Außerdem befinden sich einige Schmuckstücke an seinen Brustwarzen, im Bauchnabel – und etwa 270 im Genitalbereich.“ schrieb die Welt vor einer ganzen Weile in einem Porträt über ihn, jetzt haben die Grenzbeamten in Dubai ihm die Einreise verweigert, einen wirklich Grund nannte man ihm nicht. „Die Airportbehörde habe das Einreiseverbot mit „Sicherheitsbedenken“ begründet, teilte der Klub Cirque le Soir mit. Doch Buchholz sagte unter Berufung auf Flughafenmitarbeiter, die Beamten hätten sich gesorgt, er treibe Schwarze Magie. Eine offizielle Begründung habe er aber noch immer nicht bekommen. „Sie sind freundlich, aber niemand beantwortet deine Fragen“, sagte Buchholz.„
Amphi, Mera Luna und Blackfield im Vergleich: Sind Szenefestivals besser als ihr Ruf?| Sparklingphotos
„Schon seit einigen Jahren werden die Rufe derjenigen, die sich abwechslungsreichere Line-ups bei den Szenefestivals wünschen, immer lauter und mehrstimmiger. Selbst das Wave-Gotik-Treffen in Leipzig kann sich dieser Tage nicht mehr den „kommerziellen Szenegrößen“ verschließen und bietet seit einigen Jahren auch einige Bands auf, die man bis dato eher beim M’era Luna, Amphi oder Blackfield Festival erwartet hätte. Trotzdem besitzt das WGT dank vieler Spielstätten mit stark variierendem Ambiente noch immer das mit Abstand facettenreichste Programm der Szene, so dass ich mich entschlossen habe, dieses bei meinem Vergleich außen vorzulassen. […] Konzentrieren wir uns also einmal auf den Vergleich der drei (abgesehen vom WGT) großen Festivalvertreter der Szene (Amphi, Blackfield und M’era Luna Festival) und mit der Frage: Werden die Festival-Line-ups von Jahr zu Jahr langweiliger?„
Gothic Festival Mallorca 2014 | Crowdfunding
Das die Lieblingsinsel der Deutschen nicht nur viel Sonne, Strand und Urlaubsstimmung zu bieten hat, wissen aufmerksame Leser bereits seit diesem Artikel in einer älteren Wochenschau. Für das Festival, das Anfang November bereits zum 4. mal stattfinden soll, suchen die Macher rund um Beatrice de son Bages noch ein wenig finanzielle Hilfe. Mittels Crowdfunding möchte man die notwendigen Auslagen aufbringen: „Wir bitten Dich um Unterstützungen dieses Projektes, damit teilweise die Spesen und Unterkünfte für die eingeladenen Künstler aufgebracht werden können (Finanzierung der Werbung, Unterkünfte der Künstler, Locations, Bereitstellung der Technik und Instrumente, Fahrtkosten, eventuelle „Gagen“ etc.). Der kleinste Betrag kann entscheidend sein. Wunderbar wäre es, wenn so viel Geld zusammen käme, damit auch die Arbeit der Künstler finanziell gewürdigt und die Locations bezahlt werden können.„
Amphi 2014 – Reflektionen eines 80er Jahre Relikts | Gothmum
Mutti, oder besser gesagt Gothmum, hat die Sicherheit der eigenen vier Wände verlassen, um an ihrem Geburtstag sich und ihrer Tochter ein ganz besonderes Geschenk zu machen: Den Besuch des zehnte Amphi-Festivals in Köln. Nachdem sie bereits von beidenTagen ausführlich schrieb, hat sie sich darüber hinaus zu einer Reflektion hinreißen lassen: „Einiges fand ich 80er Jahre Relikt, da ich nun über den rostigen Gitterzaun des heimischen Friedhofs blickte, sehr befremdlich. Die Szene, die ich in Erinnerung habe, hat sich doch sehr verändert, zumindest optisch.Einige Besucher trugen kunstvolle Verkleidungen und aufwendige Kostüme, als seien sie einem Fantasyfilm entsprungen oder hätten sich auf dem Weg zum nächsten LARP verlaufen. Andere schmückten ihr Haupt mit in Streifen geschnittenen Mülltüten, Absperrbändern und Gartenschläuchen und waren wie schrille Paradiesvögel oder Sahnetörtchen in Weiß und Pink oder sonstwie bunt gewandet. Äääääh…schwarze Szene? Schwarz? Diese dunkle Unfarbe?„
David Bowie in Berlin | Der schwarze Planet
Herrje, was wäre ich gerne dort gewesen. In David Bowies umfangreichen Lebenswerk (das glücklicherweise immer noch wächst) gibt es für nahezu jeden Musikliebhaber gewisse Schnittpunkte. Darüber hinaus hat er eine unnachahmliche Ader für den Zeitgeist, den er in immer neuen Verwandlungen spiegelt. Hach. Der David. Glücklicherweise hat Shan Dark es geschafft die Retrospektive in Berlin zu besuchen und hat viele Eindrücke und Informationen mitgebracht. „David Bowie hat viele künstlerische Facetten und Rollen – der Mann ist das Paradebeispiel für Selbstinszenierung im gehobenen Stil. Für mich ist er trotzdem immer ein Gentleman, das liegt vielleicht auch an dem Engländer, der er ist. Der Gentleman steckt in all seinen Bewegungen und Gesten. Selbst als Außerirdischer in “Der Mann, der vom Himmel fiel” kommt er für mich gut situiert rüber. Bowie ist kein Rebell wie später ein Billy Idol, sondern eben gehobene Avantgarde. Bowie war ganz anders in seiner Radikalität gegen ästhetische und gesellschaftliche Konventionen. Nicht rockig-rotzig (wie Idol), sondern eher schräg-intellektuell-theatralisch. Seine schrille Andersartigkeit zeigte sich in der Musik, der Mode, im Schauspiel. Ob auch in seinem Leben, das lässt sich nur mutmaßen.“ Chapeau, jolie rousse!
Joy Division: Here are the young man | Youtube
Gab es mal als Videokassette, die im Laufe der Jahre x-fach kopiert und weitergereicht wurde. Darauf enthalten sind teils sehr seltene Aufnahmen aus dem Apollo Theatre in Manchester (27.10.1979) und aus dem Effenaar in Eindhoven (18.01.1980) – Auch wenn die Aufnahmen teilweise sehr matschig sind, für Fans ein Muss.
www.youtube.com/watch?v=bE6GulUal_I
1988: Patricia Morrison im Interview | Youtube
Für viele ist sie das Gesicht der Sister of Mercy, obwohl sie nur von ’86 bis ’89 in der Band war um den Bass zu bedienen. Aber keine sah je wieder so gut am Bass aus wie sie!
Es ist irgendwie ein spannendes Gefühl bei etwas dabei zu sein, dass sich vielleicht einmal als die Geburtsstunde eines legendären Festivals entpuppt. Genau vor einem Jahr hatte ich dieses Gefühl: Auf dem ersten Young & Cold Festival in Augsburg. Okay, das klingt dem ein oder anderen jetzt vielleicht etwas zu dick aufgetragen und sicher war das kleine Festival auf dem der ein oder andere war, genauso toll und umwerfend. Die gemeinschaftliche Kernaussage aber bleibt: Leidenschaftliche Veranstaltungen, die keinen Wert darauf legen reich & berühmt zu werden und etwas für die Szene tun wollen, sind etwas großartiges. Entsprechend froh war ich natürlich, als die Pläne für das diesjährige Fortsetzung immer konkreter wurden. Offensichtlich hat das „Erwachen“, von dem einer der Organisatoren im letzten Jahr sprach, stattgefunden, denn bereits 2013 konnte man wegen des bregenzten Platzangebots in der Ballonfabrik nicht alle Ticketnachfragen erfüllen. Die Augsburger Kantine, an dem am Samstag auf zwei Bühnen die Bands auftreten werden, soll der gestiegenen Nachfrage Rechnung tragen. Die Verkaufszahlen sprechen bereits für sich: Der Freitag, der immer noch in der Ballonfabrik ausgetragen wird, ist bereits ausverkauft, doch für den Samstag, an dem viele bekannte und unbekannte Wave-Bands auftreten, gibt es noch Karten.
Grund genug mit Marcel, einem der Veranstalter, nocheinmal ein kurzes Interview zu führen um herauszufinden, wie sich das Young & Cold 2014 präsentieren wird und wo die Reise des Non-Profit-Festivals hingehen soll.
Die Zutaten sind simpel: Man nehme Chelsea Boots, oder ein bisschen Creepers-Feeling, vielleicht hier und da einen Hauch Cowboy-Stiefel und die legendären Pikes-Schnallen. Für die Heel-Fans gibt’s dann einen entsprechenden Absatz, 5 Schnallen und Golfer-Fransen. Fertig ist der aktuellste Schuh-Trend in der Modehauptstadt jenseits des Ärmelkanals. Das ganze wird entsprechend aufgekocht, mit dem Designer-Label Toga Pulla versehen und bei Fenwick’s in London für rund 300 britische Pfund unter die Modebewussten gebracht.
Toga Pulla ist ein japanisches Modelabel der Designerin Yasuko Furuta, gegründet 1997 in Tokio. Die Marke ist bekannt für avantgardistische Designs, die traditionelle Elemente mit moderner Mode verbinden. Besonders berühmt sind die innovativen Schuhe, wie Stiefel, die sich in Slingbacks verwandeln lassen. Die Kollektionen zeichnen sich durch ungewöhnliche Schnitte, ausgefallene Materialien und kreative Details aus. Toga Pulla hat sich international einen Namen gemacht und wird in renommierten Boutiquen weltweit verkauft. Die Marke steht angeblich für Experimentierfreude, Stilbewusstsein und eine Ästhetik, die Grenzen der konventionellen Mode neu definiert. Nun ja, oder sich seine Ästhetik zusammenkopiert.
Dieses Gefühlserlebnis kostet 890 britische Pfund, wurde von Tabitha Simmons „entworfen“ und von Carmen im Londoner Kaufhaus Selfridges gesichtet und fotografiert.
Tabitha Simmons, eine britische Designerin, begann ihre Karriere als Model, wechselte zum Styling und landete schließlich beim Schuhdesign. Simmons‘ Designs, oft als innovativ gepriesen, scheinen jedoch mehr dem Instinkt als durchdachter Strategie zu folgen. Ihre Kollaborationen, wie die mit der Marke „Coach“, zeigen zwar Kreativität, wirken aber mitunter überteuert und elitär. Trotz ihrer Beliebtheit bei Prominenten bleibt unklar, ob ihre Designs wirklich bahnbrechend sind oder nur geschickt vermarktet werden. Simmons‘ Fokus auf Luxus und High Fashion lässt Fragen nach Nachhaltigkeit und Zugänglichkeit offen. Ihr Erfolg scheint teilweise auf Networking und Prominenten-Endorsements zu basieren, was die Authentizität ihrer Marke in Frage stellt
„Kein Mensch kauft heute mehr Schuhe, um seine Füße warm und trocken zu halten, sondern wegen des Gefühls, das er mit diesen Schuhen verbindet: Man fühlt sich darin männlich, weiblich, naturverbunden und geländesicher, “anders”, kultiviert, jung, elegant oder “in”. Der Kauf von Schuhen ist zum Gefühlserlebnis geworden. Heutzutage verkaufen wir eher eine Gefühlswelt als einfach nur Schuhe.“ (Francis C. Rooney)