Autoren non Grata? – Christian von Aster und Lydia Benecke nicht mehr Teil des WGT

Die Autoren Christian von Aster, der 21 Jahre fester Teil des WGT-Programms war und Lydia Benecke, die ebenfalls zahlreich im Rahmen des WGTs zu sehen gewesen ist, machen in diesem Jahr ihr eigenes Ding. Unter dem Motto Wissenschaft trifft Freundschaft (WTF) findet heute und morgen ein dicht gepacktes Programm voller Vorträge und Lesungen zahlreicher Autoren statt, die spannender nicht sein könnten. Im offiziellen Programm des Wave-Gotik-Treffens erscheinen sie nicht mehr. Wie kommt das?

Großes Fragezeichen: Noch mal Eintritt?

In den Statements der beiden Autoren und auch in einem ausführlichen Artikel von David Gray in der Leipziger Zeitung ist zu lesen, dass man es sich dieses nicht leicht gemacht hat, ein eigenes Festival zu veranstalten. Vielen Besuchern Leipzigs ist allein die Tatsache, neben einem WGT-Ticket auch noch für die Lesungen bezahlen zu müssen, ein Dorn im Auge. Sie sind es gewohnt, mit dem Bändchen kostenlosen Zugang zu allen WGT-Locations zu erhalten. Dieser Luxus geht allerdings stets zulasten der Veranstalter von „Nicht-WGT-Veranstaltungen“, die dennoch im Programm auftauchen wollen. Denn die müssen die Kosten für Technik, Bühne, Räumlichkeiten und Personal selbst zahlen, das WGT zahlt dafür nicht.

Nach einigen Location-Patzern der WGT-Orga in den vergangenen Jahren, von denen Lydia Benecke und Christian von Aster auch betroffen waren, hat man in den sauren Apfel gebissen, den Kupfersaal in Leipzig gemietet und eine eigene Veranstaltung erstellt, die logischerweise finanziert werden muss. Und das geht, wie Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen, nur mit einem entsprechenden Eintrittsgeld. Im Artikel der Leipziger Zeitung heißt es:

Dass man von Aster und später auch Lydia Benecke zum WGT 2018 in den zwar zentral gelegenen, aber nur mit 250 Plätzen ausgestatteten Blauen Salon im Central-Kabarett eingebucht hatte, war von den Veranstaltern mindestens unbedacht, wenn nicht fahrlässig. Quer über den Markt vorm Alten Rathaus zog sich damals die Schlange der Leute, die keinen Platz mehr zu den Veranstaltungen der beiden im Blauen Salon gefunden hatten.

Um den Geldbeutel der WTF-Besucher zu schonen, haben sich die Macher allerdings viele Möglichkeiten einfallen lassen, die Lesungen einzeln, thematisch sortiert oder tageweise zu besuchen, je nachdem, was für den Einzelnen interessant erscheint. Allerdings sind das nicht die einzigen Gründe für ein eigenes Festival.

Autoren non Grata – Christian von Aster auf dem WGT unerwünscht?

In einem Statement äußert sich Christian von Aster auch zu dem Fragezeichen, das in den sozialen Netzwerken rege diskutiert wird, warum er nicht mehr Teil des offiziellen WGT ist:

Ich persönlich war 21 (!) Jahre lang jedes Jahr Teil des WGT und durfte dort Lesungen veranstalten. 2020 ließ das WGT mich wissen, dass es mich nach all der Zeit in jenem Jahr nicht buchen würde (was ich übrigens bis heute nicht verstanden habe).

Screenshot vom gesamten Statement
Screenshot von Christian von Asters Statement bei Facebook

Nicht nur er versteht diese Entscheidung nicht, auch vielen andere Leser des Statements nicht, denn von Aster gilt als einer der erfolgreichsten Autoren in der Gothic-Szene, dessen Lesungen im Rahmen des WGT stets gut besucht waren. Offensichtlich wurden ihm und auch Lydia Benecke „vonseiten der WGT-Veranstalter mitgeteilt, dass man sie nicht zum WGT buchen würde.“ Die Gründen bleiben unbekannt. Ob es möglicherweise am Location-Mangel liegt, an einer grundsätzlichen Umorientierung des Wave-Gotik-Treffens oder an einem imaginären „Nasenfaktor“, sind reine Spekulationen.

Ich wünsche allen Autoren und allen anderen Beteiligten einen vollen Kupfersaal und riesigen Erfolg mit ihrer Veranstaltung, dem WTF-Festival, die ein enorm wichtigen Beitrag zur kulturellen Vielfalt der Szene beiträgt und hoffentlich in den folgenden Jahren wieder stattfinden wird. Die Zukunft einer schwarzen Zusammenkunft in Leipzig zu Pfingsten bleibt damit aussichtsreich, denn mit derart engagierten Menschen lassen sich viele Dinge erfolgreich stemmen.

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Kommentare

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Durante
Durante(@durante)
Vor 2 Jahre

Da könnte – möglicherweise(!) – durchaus im Hintergrund auch Politik eine Rolle gespielt haben. Insbesondere Lydia engagiert sich ja u.a. gegen Rechtsextremismus und sog. „braune Esoterik“ (hat auch schon genug Drohschreiben aus der Ecke bekommen), und auch Herr von Aster macht bei aufklärerischen Projekten wie z.B. den „Ferngesprächen“ mit… und dass die derzeitigen Veranstalter des WGT wohl wiederum gewisse Verbindungen in die braune/rechtsesoterische Ecke haben ist jetzt auch absolut nichts Neues.

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