Ich bin ja immer auf der Suche nach den Quellen der Vorurteile und nach den Subkulturen der Neuzeit und immer wieder fasziniert, was sich so alles entdecken lässt. Fußball ist ja bekanntlich der Deutschen liebster Sport, unzählige Anhänger in allen Jahrzehnten sprechen eine deutliche Sprache. Fußballfans werden sie genannt. Sie stehen treu zu ihrem Verein, fiebern, zittern und feiern in alle Lebenslagen. Sie tragen das Geld in die Kassen der Vereine und sorgen erst für die typische Stimmung in einem Stadion, die wirklich atemberaubend ist, davon habe ich mich selbst einige male überzeugen können.
Natürlich gibt es auch eine dunkle Seite des Fußballs, die mit den Hooligans und der dritten Halbzeit ihre Höhepunkte feiern. Klar das dieser „Trend“ aus dem Mutterland alles Szenen, aus England stammt, in denen die Hooligans schon in den 70er ihr Unwesen trieben. Ziel dieser Fans: Adrenalin aufbauen und auch gleich wieder abbauen, körperlich. In der dritten Halbzeit trifft man sich mit rivalisierenden Hooligans aus anderen Städten und kloppt sich auf die Mütze. Meist außerhalb des Stadions. Das es sich dabei nicht immer um hirnlose Volltrottel handelt, habe ich gelernt. Manche machen das ganz bewusst und haben auch noch Spaß dran.
Es gibt spezielle Konstellationen in der Bundesliga, die besonders prickelnd sind, gerade weil sie in der Vergangenheit immer wieder traurige Höhepunkte setzen. Borussia Mönchengladbach gegen den 1.FC Köln beispielsweise, oder auch Borussia Dortmund gegen Schalke 04. Von diesem Ruhrpottderby handelt auch die Dokumentation „…die sind eben so“ aus dem Jahre 1983.
Zwischen Krawallen und Schlägereien in beiden Lagern zeigt man auch Fanclubs beider Seiten, die in ihren Vereinsheimen ihre Meinung zum Besten geben, die mit Verlaub gesagt, sprachlos macht. „Das ganze blau-weiße Getümmel„, so ein Fan von Dortmund über Schalke, „sollte man einfach ausrotten.“ Und ein Schalker Fan meint: „… das Emblem, der Totenkopf mit Stahlhelm, soll ein bisschen an die SS erinnern, da wir politisch fast alle total rechts gerichtet sind. Wir hassen Ausländer wie die Pest, weil sie zu viel hier sind und wollen den dicken Mecki hier machen, genau wie die Dortmunder.“
Sollte man sich auf der Zunge zergehen lassen, ich kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Offenbar ist zwischen Fußballfanatismus, Hooligan und Rechtsradikalismus ein schmaler Grat. Diesen Eindruck hinterlässt der Film jedenfalls. Das stimmt natürlich nicht, nichts kann man pauschalisieren und es handelt sich um Einzelfälle… Heute ist das wohl richtig, doch wie war das 1983, als der Film entstand? Wussten die Protagonisten des Films welchen Stuss die von sich geben?
Die beiden Dortmunder, die mit einem Glas Bier vor dem Union Jack posieren geben dann auch folgendes zum Besten: „Wir stehen zu den Nazis, weil die Nazis Power gemacht haben und die Borussen Front macht genauso Power! Und deshalb stehen wir zu den Nazis, das ist die Macht. Und da wir die Macht sind, stehen wir zu den Nazis…“ – Die Schalker posieren gleich in der Gruppe und rufen „Sieg Heil!„. Man sieht den hauptsächlich männlichen Mitgliedern an den Gesichtern an: Sie wollen provozieren und reflektieren nicht unbedingt ihr Gegröhle, fast so wie die Punks es Ende der 70er schon mal gemacht haben. Jugendlicher Leichtsinn? Ich freue mich auf eure Kommentare.
Das ist echt der Hammer … ich bin entsetzt. So blöd kann man doch nicht sein … es geht hier nur um Fussball *kopfschüttel*.
Mich würden 2 Dinge interessieren: 1. Denken, handeln und sprechen die Fans heute auch noch so? 2. Warum wenden sich die Vereine und Fussballer nicht an die Fans bzw. gehen massiv an die Öffentlichkeit? Mir ist nichts bekannt das z.B. der Vorstand eines Vereins sich in den Medien gegen solche Schwachköpfe äussern. Es gibt soviele Aktionen warum nicht auch wenn es um so ein Thema geht?
Ich denke nicht das es reicht, wenn Vereine gegenüber den Zuschauern bei Verdacht von Gewalt ein Stadionverbot aussprechen … ein Ansatz aber eben nicht genug. Hier müssten die Promis mal den Mumm haben und sich äussern … wo ist den hier die sogen. Vorbildfunktion?
Paradox finde ich das solche Fans eindeutig Naziparolen, etc. in den Mund nehmen, auf der anderen Seite allerding einen Spieler aus dem Ausland vergöttern. Badelsals hatten 1991 in ihrem Programm eine Parodie auf diese Hooligans, was nicht nur äussert amisant sondern auch absolut den Nagel auf den Kopf trifft.
Mein Vater war aktiver Fussballer und ein eingefleischter HSV Fan … was hat er immer mitgefiebert … geschimpft auf den Schieri, gejubelt ohne Ende wenn Tore fielen, aber er hätte niemals im Leben einen Menschen wegen eines Fussballspiels verletzt oder beleidigt … DAS sind wahre Fans alles andere ist KRANK.
Ich mag Fußball nicht. Macht mir keinen Spaß. Und das kollektive Sportfan-Denken „WIR haben gewonnen“ geht mir auch auf den Geist.
Das ist eben meine subjektive Haltung – wer anders denkt ist mir trotzdem herzlich willkommen.
Aber all das ist hier eigentlich ÃœBERHAUPTnicht das Thema, denke ich.
All das Hooligan-Gefasel von Zusammenhalt erinnert mich stark sowohl an Bundeswehr-Werbung, als auch an hirnlose Neonazi-Sprüche. Keiner der drei Parteien will ich einen Zusammenhang mit einer der anderen unterstellen. Aber es ist durch soetwas eben offensichtlich, dass es sich um nichts handelt als Phrasen und leere Worthülsen, die eher als Legitimation des eigenen Schaffens herhalten als sonstwas.
Das ganze braune Gefasel nehme ich denen so wenig ab wie jedem anderen selbsternannten Neonazi. Aber Argumentationen wie „Mir haben die auf’s Maul gehauen als ich ein Kind war, und deshalb sind das alles Schweine und kriegen jetzt von mir auf’s Maul“ muten in meinen Augen tatsächlich reichlich faschistisch an, obwohl sie garnicht in dem pseudo-braunen Kontext gemeint waren und dies dem Herrn selbst vermutlich garnicht bewusst war.
Unterm Strich denke ich:
Das Thema ist eher Gewaltbereitschaft unter perspektivlosen und/oder gelangweilten Jugendlichen, und für mich steht fest:
– „Neonazis“ sind unreflektiert, wollen provozieren und prügeln, haben aber keine Ahnung von rechter Politik
– Hooligans sind unreflektiert, wollen provozieren und prügeln, es geht es aber kein Stück um Sport.
Steffi: Ich hoffe ich habe auch deutlich gemacht, das ich die Dargestellten Fans für eine Minderheit halte und die breite Masse der Fussballfans friedlicher Natur sind. Das Problem mit der Vorbildfunktion der Prominenten ist wohl, das eben diese Fans auch meist die treusten sind und man sich nicht die „Kunden“ vergraulen möchte. Aber ich gebe Dir recht, zumindestens klare Stellungnahme oder Meinungsäußerung sind mehr als erwünscht. Vor allem zu solche Hirnis wie in dem Video. Gewalt hat in keinem Stadion was zu suchen, scheint aber dank hohem männlichen Anteil und dem Einfluss von Alkohol wohl unausweichlich. Und die dritte Halbzeit, also wenn sich Hools nach dem Spiel irgendwo abseits auf die Murmel klopfen, wenn es Spaß macht, sollen sie doch.
Karnstein: Ich glaube zunächst einmal sollten wir Hooligans und Neonazis trennen. Die beiden Gruppen über einen Kamm zu scheren, wie in dem Video dargestellt, ist blöd. Ich halte Neonazis für wesentlich gefährlicher als die Hools, die sich in der Regel nur mit „Gleichgesinnten“ oder mit der Polizei kloppen. Neonazis pauschalisieren anhand ethnischer Merkmale. Das Prügeln ist wohl eine Form der Bewältigung von perspektivlosen, gelangweilten und (ich ergänze) schwachen Persönlichkeiten. Provozieren wollen wir doch auch irgendwie. Wir unterscheiden uns äußerlich und ganz bewusst von der Bevölkerung und kehren das unbeschwerte, fröhliche und farbige ins dunkle schwarz. Und ich unterstelle jetzt einfach mal, der provozierenden Wirkung sind sich die meisten bewusst und wird dementsprechend auch genutzt.
in österreich gibts das ja traurigerweise auch, was ich bei der ‚qualität‘ unseres fußballs ja jetzt wirklich nicht nachvollziehen kann.
@Paleica: Vielleicht ist es genau diese Qualität, was die Fans so kompensieren ;) Aber richtig, ich glaube das ist auch ein internationales Problem, das es genauso in jedem Land mit entsprechenden Fussballvereinen gibt. Gerade bei der letzten EM war der Fokus ja auf Österreich und die Schweiz gerichtet. Wenn die Fäuste fliegen braucht man keine Sprache mehr.