Als ich jüngst im Badezimmer stand, um mein 2-stündiges Ritual zum Betreten der Öffentlichkeit zu zelebrieren, hatte ich nach dem lackieren der Fingernägel etwas Zeit, die E-Mails an meinem Rechner abzurufen. Während ich so da sitze und lese was andere mir schreiben, sticht mir die Nutzung des Kontaktformulars immer ganz besonders ins Auge, vor allem der Absender, die „Picture Puzzle Medien“ machte mich stutzig. Medienpuzzle? Ich unterbreche einen typischen Tag in meine Gothic-Alltag und öffne verwirrt und neugierig die Nachricht:
Ich möchte einen Themenvorschlag schicken. Mein Name ist Maria F. und ich bin Praktikantin bei der TV-Produktionsfirma „Picture Puzzle Medien“. Wir planen eine TV-Reportage für den Sender „Focus TV“ Faszination Leben und suchen dafür Gothic-Szenemitglieder, die sich für einige Tage im Gothic-Alltag mit der Kamera begleiten zu lassen und ein paar Fragen zu beantworten. Ich bitte um eine Rückmeldung. (6.4.2011)
Eine TV-Produktionsfirma, die Picture Puzzle Medien, die mit vertrauenswürdigen und knackigen Dokumentation wirbt, sucht den Kontakt zu Szene-Mitgliedern für einen Beitrag im Rahmen der Sendung Focus TV. Ist es eben diese Firma, die für das Format „Doku“ auf ihrer Internetseite wirbt: „Rumhängen, rebellieren, randalieren? Aufpassen, Abschleppen, Anzeigen? Picture Puzzle Medien ist in allen Bereichen von Doku(soap) und Reportage zu Hause.„? Ich entschließe mich dazu, eine Antwort zu verfassen:
Liebe Frau F.,
vielen Dank für ihre Anfrage. Ich entnehme der Tatsache, dass Sie bereits Szene-Mitglieder anschreiben, dass das Konzept der Sendung bereits steht. Für die Sendung „Faszination Leben“ suchen sie Gothic-Szenemitglieder, die sich im „Alltag“ mit der Kamera begleiten lassen.
Ich komme nicht umhin, ihnen die Frage zu stellen, wie sie sich einen solchen Alltag vorstellen? Mehrstündige Exzesse vor dem Spiegel? Rituelles Sammeln an bekannten Plätzen? Ja, auch ich neige zur Übertreibung, aber ein gebranntes Kind scheut das Feuer. Ich denke der Alltag eines Szenemitgliedes unterscheidet sich nicht großartig von ihrem, denn die meisten von uns gehen einer geregelten Arbeit nach, müssen Kochen um uns zu ernähren und schlafen bei Einbruch der Dunkelheit in ihrem Bett. Vielleicht ist die Farbe der Bettwäsche anders, das will ich nicht abstreiten.
Worum geht es also in ihrem, oder dem durch sie beschriebenen „Drehbuch“? Welche Fragen wollen Sie stellen?
Leider offenbaren sie wenig konkretes, daher wäre es schön, etwas über das geplante Script zu erfahren. Welche Seite einer Facettenreichen Szene wolle Sie zeigen? Sie werden es mir verzeihen müssen, aber leider sind Sendungen über Szenen, gerade in ihrem Kundenkreis, nicht durch gut recherchierte und vorurteilsfreie Hintergründe aufgefallen, sondern eher durch Polemik und „Zur-Schau-Stellung“ bereitwilliger Darsteller. Dabei werden Ansätze von Verstehen, Hinterfragen und Begründe zwar manchmal gestellt, fallen aber letztendlich am Schneidtisch der vermeintlichen Quote zum Opfer, oder werden in einem völlig absurden Zusammenhang aufgegriffen.
Vielleicht möchten sie ja als erste Produktionsfirma ihren Kunden einen alternative Bericht präsentieren? Das Portfolio auf ihrer Seite picturepuzzlemedien.de offenbart leider eine andere Zielgruppe, daher bin ich geneigt Ihnen zu unterstellen, das sie wieder einen von diesen Berichten drehen wollen, in dem es eigentlich um nichts geht, sondern nur Menschen zeigt, die anderes sind als die Zielgruppe für die sie senden.
Wie dem auch sein. Ich komme zu einem Ende. Ich werde mir herausnehmen, ihre Nachricht in meinem Blog zu veröffentlichen und den „Szene-Mitgliedern“ zur Diskussion zu stellen. Sollte sich wider erwartend doch herausstellen, das sie offen und mit Interesse an Hintergründe an die Sache herangehen, bin ich gerne bereit ihnen ebenso offen und unvoreingenommen zu begegnen. Bis dahin glaube ich weiter an meine Vorurteile gegenüber ihrer Produktionsfirma, während sie weiter an das Vorurteil glaube, der Alltag von Gothics würde sich von ihrem unterscheiden.
Ich verbleibe mit freundlichen Gruß
R. Forst
Ob ich eine Antwort erhalte, bleibt offen. Wie eure Meinung dazu ausfällt, wird interessant. Wer tatsächliches Interesse an einer Teilnahme an dieser Produktion hat, schreibe mir eine Email, ich werden die entsprechende Email an euch weiterleiten und so die Möglichkeit eröffnen, direkt zu antworten. Und nein, ich behalte euer gruftiges Geheimnis für mich.
Hört sich ja nicht gerade „seriös“ an. Eher, als wollten sie eine kleine gestellte, reißerische „Dokumentation“ drehen, um die Einschlatquoten zu erhöhen und ein paar Vorurteile unter die Leute zu bringen…
Jaja, das Spiel mit dem Feuer…
Ich weiß schon, warum ich keinen Fernseher habe ;-)
Ich behaupte, dass deine Absage hier völlig richtig ist. Solche Formate dienen in meinen Augen doch nur dazu, eine gewisse Sensationslust zu befriedigen und bieten dem Zuschauer eine äußerst willkommene Möglichkeit, seine Vorurteile weiter zu pflegen. Zugegeben: Viel verraten über die geplante Dokumentation wurde nicht, insofern ist die Einschätzung, wie die Sendung denn am Schluss aussieht, auch sehr vorurteilsbehaftet. Aber ich tippe schon darauf, dass sich Frau F. nicht noch einmal bei dir melden wird. ;)
Kann das sein, dass hier eine gewisse Ironie mitschwingt? :-)
„Als ich jüngst im Badezimmer stand, um mein 2-stündiges Ritual zum Betreten der Öffentlichkeit zu zelebrieren, hatte ich nach dem lackieren der Fingernägel …“ :-)
Ich schätze, dass die Firma eher jüngere Leute sucht, die eben keinen „normalen Alltag“ haben sondern sich den Großteil des Tages darauf konzentrieren, Gothics zu sein. Oder eben ältere Leute, die jegliche Antennen für das gesunde Maß verloren haben und dadurch möglichst sonderlich und realitätsfremd wirken. Eine ordentliche Dokumentation über die Gothic-Szene konzentriert sich auf die Musik, die Entwicklung der Szene seit den 80ern und eventuell auf Festivals und breite (sub)kulturelle Angebote wie beispielsweise Lesungen, Theaterstücke usw.
Der Ansatz kann es nicht sein, irgendwen herauszupicken und ihn im Alltag zu begleiten, um eine Szene darzustellen. Die Meinungen, Einstellungen, Vorlieben eines Einzelnen spiegeln nicht den Kern der Schwarzen Szene wieder. Selbst wir haben ja wegen der großen Vielfalt Probleme, diesen Kern – über die Musik hinaus – zu benennen. Der Gothic Friday zeigt, dass die Szene sich nicht in ein Schema pressen lässt. Der Alltag der „Gothics“ schon gar nicht. Zumal der – wie von Robert beschrieben – recht gewöhnlich sein dürfte. Schule, Studium, Ausbildung, Arbeit, Wäsche waschen, kochen, einkaufen, essen, aufs Klo gehen, Rechnungen bezahlen, schlafen.
Ich geh jetzt ins Bad, denn ich muss in zwei Stunden am Gesellschaftsleben teilnehmen und hab mir noch keine Ornamente ins Gesicht gemalt und die Fingernägel noch nicht lackiert ;-)
Und ich habe mich schon gewundert warum du in der Einleitung so auf Nägel-lackieren, Badezimmerorgien und „Gothic-Alltag“ herumreitest :D
Grandiose Antwort, kann ich da nur sagen – Volle Zustimmung in allen Punkten.
Hauptsache du machst nicht den gleichen Fehler wie ich damals und lässt dich belabern, aber da läufst du offenbar nicht Gefahr :)
Ich muss jedenfalls auch gleich unter Menschen, und ich glaube ich habe heute nichtmal Lust mich zu schminken – geschweige denn mich zu rasieren…
Sowas…
Demnächst auf RTL: „Gruft-Schrat, der neueste Trend in der Gothic-Szene. Gothic meets Rübezahl“
Solche Dinger hatte ich auch schon öfters im Postkasten. Und zwar von RTL :D
Wie ich bereits erwähnte: Wenn man etwas über das Medium verbreiten will, muss man es schon selber tun, damit es einen gewissen Anspruch hat. Aber das würden nur die wenigsten sehen wollen.
Ah, hats Dich also auch mal erwischt ^^ – bei mir flatterte dereinst eine Anfrage für Taff in den virtuellen Postkasten, man suche Frauen die kurz vor dem 30sten Geburtstag stünden um ihre Geschichte zu erzählen. Daß da mehrere Klischees auf einmal bedient werden wollten war ziemlich klar : Bioweibchen wird 30, da MUSS man doch nen Koller schieben ^^ – also, ich vermelde, auch wenn ich manchmal nicht so aussehe, ich lebe noch, hab keine bleibenden Schäden von erhalten. Und ne auffällige Grufttante wie ich hätte einen guten Freak Bonus gegeben.
Nö Danke, ohne mich.
Tatsächlich war am Ende auch ein Gruftmädel dabei. Wie überraschend *hüstel*
Mal so betrachtet – die „Berichte“ die auf den Privaten laufen, können eh immer nur in gewisse Richtungen gehen: zeigt man als Goth einen erschreckend normalen Alltag, so wird spöttisch angemerkt daß hinter der freakigen Fassade genauso stinknormale Leute sind wie die die sich vor der Glotze berieseln lassen. Das Publikum darf aufatmen.
Oder: die beobachteten Subjekte sind so durchgeknallt daß sich der geneigte Zuschauer mal schön aufregen kann.
Wahlweise auch in Verbindung mit SM-Praktiken, weil Grufties tragen ja Lack – und so …
Die Wahrheit liegt meist immer irgendwo – daneben.
Nein, man kann keine Doku über die „Szene“ drehen, sofern es nicht zufällig eine Musikdoku über Cure und Siouxsie ist, als Urkeim des ganzen, heute kann man wenn dann nur Menschen als solche zeigen die sich irgendwie zur Szene gehörig fühlen, aber ohne schnippische Off-Kommentare und geschickte Zusammenschnitte des Bildmaterials die die Tatsachen verfälschen. Die Filmteams an sich mögen auch nette Leute sein, aber das Produkt was gesendet wird ist von den Machern nach bestmöglichster Verkaufbarkeit zurechtgeschnibbelt.
Schade daß der Konsument sich dem Umstand nicht bewusst ist. Oder das unbewusst wohl auch oft nicht will.
Angebot regelt halt leider die Nachfrage – ein Teufelskreis.
Der Ausweg?
Schönes Antwortschreiben, Robert :)
Bravo bravisimo!!
Offensichtlich erwischts wirklich jeden mal. Ich hatte letztens eine Anfrage – ganz seriös über XING – im Postkastl, ob ich net bei einer ORF-Talkshow mitmachen will. Thema: Leute mit auffälligem Kleidungsstil. Ich kenn die Talkshow und meine Reaktion war auch ein deutliches Danke aber nein Danke.
Allerdings würd ich jetzt zu gern die Reaktion der Medientante auf Dein Antwortschreiben sehen. *eg*
Ein Freund von mir musste vorhin grinsend als ich ihm den Artikel zeigte: „Ach ja, die kenne ich, die machen so Hartz-4-TV“ – er ist Filmemacher und kennt sich aus in der Fernsehbranche.
Wenn man irgendwann mal etwas einigermaßen Aussagekräftiges über „die Szene“ in einer Reportage sehen will, da waren wir uns einig, dann muss man das selbst machen. Als professioneller Dokumentarfilmer mit Szenewurzeln wäre er in meinen Augen dafür auch die einzig geeignete Person, aber mal ehrlich:
Wer braucht denn so eine Reportage? Wem will man denn zeigen: So ist die Szene wirklich?
Und wenn man das seriös und repräsentativ rüberbringen wöllte müsste man ohnehin bei Adam und Eva anfangen und alle einzelnen Strömungen irgendwie darstellen, damit auch niemand sagen kann „der spricht aber nicht für mich“ – da müsste das Urgestein, das 1982 schon im Batcave gesessen hat und behauptet „Gothic ist Musik und Klamotten – war nie mehr und jeder der was anderes behauptet ist ein Poser“ genau so zu Wort kommen wie die Reifrockdame die am liebsten nur möglichst originale Gothic-Literatur, wie auch der XtraX-Blutengel-Nachwuchsgrufti der einem vielleicht was über Weltschmerz erzählen will ohne zu wissen was das eigentlich ist.
Und wenn all diese Stimmen und diverse andere dann vielleicht nach zweieinhalb Stunden ein halbwegs repräsentatives Bild der „Gothic-Szene“ rübergebracht haben…
… dann gibt es IMMER noch jemanden dem es nicht passt.
Also pfeif doch was drauf…
Mich nerven ja schon die unsäglichen WGT-Berichte der Unterschichtensender jedes Jahr. Leider werden die doch wieder irgendwelche „Szenegänger“ finden, die sie in ihrer unseriösen TV-Scheiße verwursten können. Nach dem Motto „15 minutes of fame…“ und dann wird es wieder die „Szenegänger“ geben, die die Ausstrahlung in allen Foren verkünden …“ey, in Hartz4-TV kommt heute was über Gruftis“.
Ich möchte diesen mitwirkenden „Szenegängern“ gerne mal im RL begegnen und ihnen mal ein paar mittelalterliche Rechtspraktiken angedeihen lassen. Gothics sind das definitiv keine :-(
Nunja, wer weis, wie diese belogen wurden. Vielleicht waren auch einige in einer finanziellen Notlage. Zumindest glaube ich, dass diese beiden Punkte im allgemeinen Menschen dazu verleiten bei „HartzIV-Fernsehen“ mitzumachen.
Aber wo wir schonmal beim Thema Grufties im TV sind:
Spooooooonti? Wo bleibt das Finale zum Grufti-Internat? *g*
Bei manchen beiträgen gibts aber auch keine bis kaum Gage, bei denen wo es welche gibt, da mag es für einzelne Protagonisten schon auch die finanzielle Notlage sein, solche Geschichten habe ich auch schon gehört.
Problem ist halt daß man mit Vertragsunterzeichnung oft die gesamten Rechte an die Produktionsfirma und Sender abgibt, bei manchen Formaten verpflichtet man sich, sich ans „Drehbuch“ zu halten, weil sonst keine Kohle, und wenns allzu rund und harmonisch läuft, dann wird so lange drangsaliert bis den Mitwirkenden mal was rausrutscht oder gar der Kragen platzt. Und was läuft dann später im Fernsehen?
Dann hält die Zuschauerschaft einen für den größten Psychopathen der Welt, was bei den Drehs aber wirklich abgegangen ist bzw wie die Leute im wirklichen (mit Betonung auf „wirklich“) Leben aber so sind – egal. Konsument kriegt das was er sehen will. Na dann basst ja alles ^^
So gesehen sind die Medientypen auch arme Würschtln, die müssen ja den Laden auch wirtschaftlich am Laufen halten, und wenn sich Mist gut verkauft, produziert man halt Mist. Traurig aber wahr. Wie ich sagte – ein Teufelskreis.
Ich wäre auch gespannt auf eine Antwort von Puzzle Pictures, auch wenn ich ebenfalls annehme daß diese ausbleiben wird, es wäre theoretisch gesehen aber schon interessant mit den Vertretern dieser Berufssparte mal bissl quatschen zu können – und das ist in dem Fall nicht zynisch-boshaft gemeint sondern sachlich-neutral.
Ich warte – und krame sicherheitshalber inzwischen mal das Nähzeugs vor :D
Dazu findet man hier https://massengeschmack.tv/ bei „Hirn zu verschenken“ etwas.
Soviel ich weis, hat der Fernsehkritiker auch öfters Personen interviewt die bei sowas mitgemacht haben und die haben dann erzählt mit welchen Methoden da gearbeitet wird. Allerdings habe ich auf die Stelle nur das gefunden.
Im allgmeinen ist FKTV ein gelungenes Format.
Der Fernsehkritiker selbst war ja auch lange in der Branche tätig, aber ihm wurde es dann auch zu bunt. Er prangerte dann öffentlich die GEZ was dem NDR gar nicht passte (ob er selber ging oder „gegangen wurde“ weis ich nicht) – seit dem macht er FKTV.
Definitiv die richtige Antwort. Diplomatisch, hinterfragend, kritisch und nicht ohne einen Anflug von Bissigkeit. Eben treu dem Spontis. Wobei es andererseits auch einmal interessant wäre, das Gesicht des Redakteurs zu sehen, wenn dieser erfahren muss, dass der portraitierte Alltag des vermeintliches Goth-Quotenbringers ebenso »belanglos« ausfällt, wie der des Apothekers von nebenan oder der Grundschullehrerin von gegenüber.
Wenn dann der erhoffte Marktanteil der Sendung vor dem inneren Auge untergeht und sich dieser zähneknirschend fragt, warum er nicht selbst noch ein paar Stereotypen-Momente mit ins Drehbuch einfließen lies.
Lebt man doch wie jeder andere auch…nun denn, werde ich mich mal aus dem Sarg erheben und meine Sklavin im Lackkorsett von der Kette nehmen, damit sie noch die Fenster putzt und aufwäscht. Schließlich kommen zu meinem verwilderten Herrenhaus, mit der Familiengruft, heute noch ein paar Jünger zu besuch. Um die Friedhofbeutestücke von Gestern Nacht aufzuteilen sowie im Tierheim noch eine schwarze Katze auszusuchen. Bat mich doch die Grundschullehrerin von gegenüber um ein kleines Ritual…Doch wie gesagt, der alltägliche Trott. Belanglos und gewöhnlich, wie nicht anders zu erwarten.
Vielleicht sollte ich mich da bewerben wie ich beim Umkraut jäten unverständliche Beschwörungen murmel, die Regenwürmer um guten Mutterboden bitte und bei Vollmond nackt meine Kräuter ernte ;)
Sehr gute Antwort Robert.
Guldhan … Köstlich!!!
Hartz-IV-TV ist aber kein schöner Ausdruck für den ganzen TV-Müll. Damit wird doch einigen Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen keinen Job mehr finden, aber durchaus etwas im Köpfchen haben und ihre „freien“ Nachmittage nicht vor der Glotze verbringen, unrecht getan.
Auch bei der Aussicht auf einen seriösen Beitrag wäre ich nicht annährend ausreichend exhibitionistisch veranlagt, um mich von einem Kamerateam im Alltag begleiten zu lassen. Mich würde schon einmal interessieren, wo da die erzählenswerte Geschichte gesehen wird. Glauben die Produzenten wirklich, dass Anhänger der „schwarzen Szene“ so komplett andere Lebensgewohnheiten haben? Aber mit einem vorgegebenen Skript lässt sich ein gewöhnlicher Alltag natürlich beliebig „aufmotzen“. Es muss ja schließlich nicht die Wirklichkeit gezeigt werden. Wer will die schon sehen?
Es gäbe sicherlich viele interessante Themen und Projekte, über die es sich zu berichten lohnt. Aber letztendlich entscheidet der Konsument. Und dieser scheint in der Mehrheit kein gehaltvolles Programm zu wünschen. Traurig aber wohl wahr.
Ich bin froh, eure Kommentare zu lesen, weil es für euch nichts besonderes ist, Gothic zu sein. Ich kenne da ein paar Leute, für die Gothic reine Selbstdarstellung ist, um zu sagen „Ich bin anders, ich bin besser“, aber das auch allein durch ihre Kleidung zeigen. In diesen Leuten steckt kein Funke Persönlichkeit. Ich hab Gothic immer anders verstanden, als diese Leute es versuchen, mir weiszumachen.
Wir könnten ja einen eigenen Film drehen. Den Spontis-Gothic-Dokufilm. Dort gibt es dann einen netten, wahren Einblick hinter die Kulissen.
Stoffel pflanzt Hexenkräuter, Karnstein macht Musik und dreht Literaturfilme, Guldhan sitzt am Dichter-Schreibtisch, shan dark besucht düster-schöne Reiseziele, Marcus macht Fotos, Rosa schneidert Kleider, Simone tanzt, Schmetterding bastelt Computerschmuck, ASRianerin (endlich mal richtig geschrieben) hilft bei der Tafel, Grabesmond stellt ein Musik-Programm für den DJ-Abend zusammen und und und… zum Schluss der Doku treffen sich alle bei Roberts „Spontis-Family-Picknick“ auf dem WGT – in der Sonne + Lachen und Spaß – und gehen anschließend gut gelaunt zu den jeweils favorisierten Konzerten.
Das wäre ein Schock für die Medienwelt. Das wahre Gesicht der Gruftis – und warum opfern die keine Meerschweinchen und gucken NICHT depressiv aus der Wäsche? Das können keine Gothics sein… ;-)
Vielen Dank für eure zahlreichen Kommentare, es hat mich sehr gefreut, dass wieder so eine aufschlussreiche Diskussion zu Stande gekommen ist.
Natürlich wäre ich froh eine Antwort zu erhalten, schließe mich der breiten Meinung aber an und glaube, das da nichts weiter kommen wird, denn es findet sich mit Sicherheit jemand, der zur gewissen Art von zur Schaustellung seiner Alltags bereit ist.
Machen wir uns nichts vor und die meisten von Euch machen das auch nicht, wo ein Markt für billige Unterhaltung ist, wird auch billig bedient. Solche Berichte, Artikel, Serien und Sendungen wird es weiterhin geben, so initiativ und kritisch man auch darüber berichtet.
Leider ist auch das Fernsehen mit Bildungsauftrag, dass sich durch unsere Gebühren finanziert, auch nicht daran interessiert entsprechend hintergründe Berichte zu produzieren, was ich persönlich für besonders schade halte. Und wenn ein junger Filmemacher an diese Sender herantritt und mit einer fertigen Dokumentation die nicht nur Hintergrund und Information bietet sondern auch Unterhaltung, hat man oft genug überhaupt kein Interesse daran, das zu senden. (Es gab da mal einen Fall von einem Filmemacher, der über Rollenspieler berichten wollte, hatte ich auch hier im Blog)
Ein, jemand erwähnte es bereits, Teufelskreis.
Doch all das ist kein Grund zu resignieren, denn es ist durchaus möglich eine breite und durchaus interessierte Masse zu erreichen, dazu muss man nur die „Altbackenen Wege“ verlassen. Das Internet ist immer wieder Quell solcher Underground-Kultur die Filme und Dokumentation über Dinge machen, die noch zu keinem Sender durchgedrungen sind.
Und tatsächlich würde auch ich einem solchen bemühten und talentierten Filmemacher jede Hilfe geben die zur „Wahrheitsfindung“ notwendig ist. Orphi hat den Inhalt einer solchen Dokumentation bereits umrissen. Ganz realistisch gesehen ist ja auch gar nicht möglich die Szene als Ganzes zu erklären, sondern lediglich ein zeitgemäßes Abbild zu erstellen. Früher war früher, heute ist heute. Ein allumfassende Erklärung halte ich nach heutigen Gesichtspunkten für schlicht unmöglich.
Bleibt das Netz, das letzte Refugium schwarzer Seelen, die andere auf breiter Ebene erreichen wollen. Und ja, es geschieht bereits. Nicht nur bei Spontis, sondern auch auf den vielen anderen Blogs, die nicht immer schwarz aussehen, aber schwarz sind.
Die Szene in der Szene ist bereits da. Und vielleicht ist es auch besser so, wie es ist. Ich muss nicht von jedem verstanden werden, schon gar nicht auf den Kanälen, die o.g. Firma repräsentiert ;)
@Robert: „…wo ein Markt für billige Unterhaltung ist, wird auch billig bedient.“ – Wie wird die Existenz eines solchen Marktes ermittelt? Durch Einschaltquoten. Und ob diese Auswertung der Sehgewohnheiten einiger Fernsehzuschauer (habe da die Zahl 2000 im Hinterkopf) nun wirklich repräsentativ ist, möchte ich zumindest hinterfragen. Werden hier beispielsweise auch die Menschen erfasst, welche ganz gezielt und selten fernsehen?
Ich denke fast, dass eine gehaltvolle Dokumentation über die schwarze Subkultur nur von Menschen, die sich in dieser Szene zuhause fühlen, gestaltet werden könnte. Zumindest müssten „Insider“ in den Entstehungsprozess involviert sein. Aber wer „braucht“ so eine Dokumentation? Muss „Außenstehenden“ die Szene erklärt werden? Wie viele Menschen gibt es, die es interessiert, was sich hinter der Oberfläche dieser Szene verbirgt? Letztendlich würde sich so eine Dokumentation wohl eher die Szene selbst ansehen. Dies aber sicherlich mit großer Freude.
@Marcus: Vielleicht wäre dies tatsächlich für die meisten Sender uninteressant, würde es eine solche Dokumentation geben. Es geht auch nicht um das brauchen, sondern um das Gefühl, das es sowas überhaupt gibt. Etwas, worauf man sich beruft, worauf man verweisen kann: „Seht her, so sieht es aus. Wenn ihr wirklich ein Stück begreifen wollt, dann schaut das.“
Das fehlende Interesse stört mich nicht, vielleicht ist das ja auch ganz gut so. Das Gefühl der Existenz eines solchen Berichtes würde mir fast reichen :) So könnte man genüsslich bei der nächsten Anfrage darauf verweisen: „Was ist die Gothic-Szene?“ – „Haben sie denn nicht die Dokumentation -Schwarz ist die richtige Dunkelheit- gesehen?“ – „Nein!?“ – „Dann recherchieren sie bitte, bevor sie Fragen stellen, die sie sich hätten selbst beantworten können.“
Oder so :)
Die letzten Jahre habe ich schon so einige Dokumentationen gesehen.
Sowohl über Emos wie auch über Gothic von den Sendern: RTL, RTL2, Pro7, Kinderkanal, ja ihr lest richtig.
Wie man sich es natürlich denken kann waren all diese Berichte entweder nur oberflächlich, voller klischees oder beides.
Gutes Beispiel für die Oberflachlichkeit wäre hierbei Kika meiner Meinung nach, derer Bericht über Gothic ist noch nicht allzulang her.
Ein Beispiel für Klischees hätte ich bei RTL von einem Bericht über die Emo-Scene.
Die meisten Sender wollen zum Teil nur Einschaltquoten, intressant soll es sein das Leute einschalten der Rest ist egal.
Es ist einfach die Tiefe und Wahrheit die in diesen Berichten fehlt.
Wäre nur mal 1 Sender dabei der eine gute Dokumentation über Gothic machen würden, wäre es zumindest mal ein Anfang.
Der Mensch ist zum Teil dumm geworden und glaubt alles was im Fernsehn kommt, anstatt mal darüber nachzudenken und Leute aus dieser Szene zu befragen.
Vielleicht sollten wir wirklich mal selbst eine Dokumentation auf die Reihe stellen :-)
Mit schönen Grüßen an alle verabschiede ich mich für diesen Tag
Eben in einem „schwarzen“ Forum gelesen:
„Hallo liebes Forum und liebe Community,
Wir, Maxi, Ludwig & Mathias, sind Studenten der Kommunikations- und Medienwissenschaften an der MLU Halle. Als Abschluss unseres Studium haben wir uns einen Dokumentarfilm vorgenommen…und hier kommt ihr – vielleicht, hoffentlich ;) – ins Spiel…
Thema soll im allgemeinen das WGT sein. Nähere Synapsis ist aber eher das Spiel mit Identitäten, Persönlichkeit und den Diskrepanzen zwischen Alltag und Fantasie, Hobby, ‚Freizeitpersönlichkeit’, Vorurteile, Stereotype und das Spiel mit ihnen.
joa, und dafür suchen wir einen Protagonisten, jemanden, der Lust hat, sich begleiten zu lassen, uns mitzunehmen, Einblicke zu geben und bestimmt auch selbst neue Eindrücke zu bekommen.
Ideal wäre jemand, der ein relativ ‚normales’ Alltagsleben führt, vielleicht im Büro arbeitet, etc…denjenigen würden wir gerne ein wenig in seiner Routine begleiten um danach sozusagen die Metamorphose beim WGT zu dokumentieren…“
Warum muss ich jetzt wohl zwangsläufig an Karneval denken?
Warum kommt nicht einmal jemand auf die Idee, die »nähere Synapsis« einer Doku auf die »Diskrepanz zwischen Alltag und dahingehender Fantasy der anderen« zu legen.
[…]Ideal wäre jemand, der ein relativ ‚normales’ Alltagsleben führt[…]
Zu schade, ich hätte mich fast beworben. Doch was erwarten die? Dass nur jeder 10te nicht im Service eines Swingerclubs oder im Bestattungsdienst arbeitet. Oder dass sich die breite Masse nur faul in den Nachtschatten legt?
Je mehr ich so etwas lese, desto stärker zweifle ich an meinem Szenebild. Ist man womöglich selber der, der zu sehr projiziert und sich irrt. Vielleicht sollte ich dahingehend noch einmal meine Freizeitpersönlichkeit fragen. Vorausgesetzt sie rede wieder mit mir.
@Lord Toxic: „Der Mensch ist zum Teil dumm geworden und glaubt alles was im Fernsehn kommt, anstatt mal darüber nachzudenken und Leute aus dieser Szene zu befragen.“ Ganz deinem Nick nach: Das sollte man so manchem als Gift in die Venen spritzen.
@Marcus: Ja, deine Karneval-Gedanken kann ich nachvollziehen. Dennoch liegt in der Anfrage Potential, vielleicht sollte man Maxi, Ludwig und Mathias auch unterstützen in ihrem Vorhaben und ihre Sicht erweitern. Ich denke wenn sich jemand wirklich von dem einfangen lassen kann, was Gothic in „unseren“ Augen ist, dann unverbrauchte und Querdenkende Studenten, auch wenn das jetzt vielleicht ein wenig zu optimistisch klingt und nicht unbedingt zutreffen mag.
Guldhan: Gute Idee :) Das wäre auf jeden Fall etwas, was mich vor die Flimmerkiste locken würde, auch wenn ich mir fast sicher bin, das es dort wohl niemals zu sein würde. Ich hoffe du hast den Streit mit deiner Freizeitpersönlichkeit bald beigelegt, seine Meinung würde mich interessieren.
Auch putzig.
Wenns denn eine objektive Doku wäre die man erwarten könne, etwa wie damals „Menschen Hautnah“ mit Erik und Elena – nicht daß ich dann bereit wäre selbst aktiv zu werden – nö ;) aber es wäre mal Aussicht auf eine gute Doku.
Die Anfrage klingt aber auch wieder nach der Masche *guck mal, die sind genauso blöde langweilige Normalos wie alle anderen auch!*
Wenn wir für einen Job bunte Verkleidung tragen müssen, weils eben anders nicht geht, ändert das doch nichts an dem was wir denken, fühlen, „wir“ sind keine anderen Personen oder legen uns eine „Freizeitpersönlichkeit“ (was für ein fürchterliches Wort, nebenbei bemerkt) zu – auf Einzelne mag das zwar zutreffen, aber die sind doch nicht repräsentativ *find* und die sollten einem eher leid tun wenn da so wenig Selbstbewusstsein da ist daß man mit den Klamotten gleich noch die Rolle wechseln muss!
Ich mein, klar fühl ich mich im Reifrock anders als in Strassenklamotten, is ja auch logisch, bei dem Ding muss ich anders manövrieren *frech grins* – aber mal ernsthaft, ob ich jetzt mit Augenbrauenglatze und löchriger Superschlabberhose daheim an der Nähmaschine hocke, in Pikes, Bauhaus Shirt und Hosen einkaufen geh oder vollgekalkt in den Düsterschuppen zum Tanzen gehe – Rosa bleibt Rosa, mit allen Meinungen, Ansichten, Schrulligkeiten und so weiter ….
Warum kann ne Doku nicht mal alle Facetten des finstren Lebens zeigen? Bisschen mehr Einsicht in das was „wir“ denken, statt sich nur immer drauf zu versteifen daß wir ja alle auf Lack und Leder stehen, ergo unalltägliches Liebesleben haben müssen, ausgenommen unter der Woche, da sitzen wir im rosa Hemd brav im Büro. Und zum WGT wird mal ordentlich karnevalistische Party gemacht samt Rudelshooten. Bevors wieder ins unspektakuläre Alltagsleben geht. Klar, für viele Grufties mag das Job-Leben genauso unspektakulär sein wie für Hans Meier nebenan. Das ist ja auch weder verwerflich, noch finde ich daß es Grund ist auf „uns“ mit dem Medien-Finger zu zeigen als angeblicher beweis dafür daß unter der schwarzen Wochenend-Maske der gleiche Hans Meier sitzt der sich nach Feierabend Talkshows reinzieht und fest davon überzeugt ist daß das die absolute Realität ist was da gezeigt wird.
„Anders sein“ ist primär eine Kopfsache. Klamotten und Make-Up ein optionales Ausdrucksmittel dieses Umstandes. hab auch schon mit knüllebunt angezogenen Hippies erstklassig über Gott/h und die Welt philosogeschwafelt, schlimmer noch, ein Hippiemädel war eine enge und sehr gute Freundin von mir weil wir einfach sowas von auf einer Wellenlänge waren.
Nein, ich hock nicht im Büro mit rosa Hemd, ich latsch wenn ich Bock drauf hab im Tournürenrock oder im Korsett durch die Stadt oder geh so in die Schule. Bin ao auch in die Arbeit gegangen wenn ich Bock drauf hatte. Zumindest das hat dort aber auch keinen gestört. Müsste ich, wäre ich auch zu „Corporate Goth“ Klamottage für einen Job bereit, aber wenn alles hinhaut kann ich fröhlich weiter rumspinnen wie ich mag *g*
Aber Äusserlichkeiten machen einen nicht zu einem anderen Menschen. DAS sollte man in einer Doku zeigen. Und nicht hämisch drauf rumreiten daß die ach so schrillen „Gothic-Fans“ (noch so ne saublöde Bezeichnung) in „seriösen Jobs“ dann lächerlich normal aussehen.
Zefix, ich gesteh, ich hab mich grad ein wenig aufgeregt *lach*
Zu Robert:
[…]Ich hoffe du hast den Streit mit dei¬ner Freizeitpersönlichkeit bald beigelegt, seine Meinung würde mich interessieren.[…]
Diese warf mir nur unschöne Bezeichnungen an den Kopf, die ich zur Wahrung der FSK-Einstufung lieber nicht in diesem Blog zitieren möchte. War wohl etwas empört darüber, dass sie von mir über Jahrzehnte hinweg ignoriert wurde.
Zu Rosa Chalybeia:
Was für untrue Utopien werden denn hier verbreitet. Ich bin schockiert. Habe ich doch noch immer die Worte wahrer Schwarzkittel aus meiner vergangenen Forenzeit im Kopf.
All die alltagsgeknechteten Seelen, die sich nicht entblödeten in dahingehend thematisierten Kategorien Sätze zu schreiben wie: […]Ich arbeite im Pflegedienst und muss den ganzen Tag Weiß tragen, ihr wisst gar nicht wie sehr ich darunter leide[…]
Und derartiges sollten in Dokumentationen wirklich einmal verarbeitet werden. Nicht diese Kaltschnäuzigkeit, sondern wirklich das physische wie psychische Leid, dass einen Vollblutgoth beim Körperkontakt mit dem unschwarzen Alltag widerfährt.
[…]Aber Äusserlichkeiten machen einen nicht zu einem anderen Menschen. DAS sollte man in einer Doku zeigen. Und nicht hämisch drauf rumreiten daß die ach so schrillen »Gothic-Fans« (noch so ne saublöde Bezeichnung) in »seriösen Jobs« dann lächerlich normal aussehen.[…]
Doch Ernst bei Seite. Dir kann man nichts anderes als Recht geben. Die Äußerlichkeit ist Mittel zum Zweck. Mal selbstbestimmt und mal angepasst. Das Abbild, aber nicht der Kern. Zwar ist es diesem unterworfen und wandelbar, aber kann nicht grundlegend verändert werden.
Ich trug während meiner Ausbildung GaLa-Bau-Grün, als Zivi Hellbau, zu höheren Anlässen Anzug, am Rechner Assi-Punk, beim Waldlauf Turnschuhfraktion, in der Einkaufspassage wohl Neonazi und als Dozent trug ich Anstand (Im Sinne großer Modehäuser mit zumeist zwei Buchstaben und dem Kaufmanns-Und dazwischen). Und es brachte mich alles weder um, noch um den Verstand. Müsste ich dahingehend immer eine »Freizeitpersönlichkeit« zu Rate ziehen, so wäre ich ein Fall für die Psychopharmaka, Diagnose: Dissoziative Identitätsstörung.
Und wenn es der Arbeitgeber abverlangt, werfe ich mich ebenfalls in »Corporate Goth« ohne lange darüber zu diskutieren. Egal ob es für mich dämlich aussieht oder nicht, aber wenn der Ersteindruck gewahrt werden muss bleiben die Hosen eben ausserhalb der Stiefeln. Aber wahrscheinlich sind wir ohnehin anders. Schon alleine aus der Tatsache heraus, dass wir der Büroarbeit frönen. Am Ende noch der relativ normalen…
Da fällt mir was auf was ich verdrängt habe – die psychischen Schäden waren wohl zu groß!
Da hat mich n Doktorand während meiner Studienzeit in der ich einen HiWi Job am Lehrstuhl Polymere Werkstoffe hatte, doch tatsächlich dazu gezwungen, PE-Granulat zu sieben. Nachdem ich mit der Rüttelmaschine fertig war, war ich nicht mehr schwarz, sondern mit weißem Staub überzogen. Überall.
Es lies sich zwar oberflächlich leicht ausklopfen, aber irgendwie hatte ich den Eindruck daß ich für alle auf der Strasse schneeweiße Klamotten hatte. Hab mich immer wieder abgeklopft, aber es half nichts!
Auch Waschen war erfolglos, auch wenn meine Mitmenschen bestätigten daß alles wieder schön schwarz war – ich konnte ihnen nicht glauben!
Ich begann zu glauben daß der bösartige Doktorand (der erschreckende Ähnlichkeit mit Agent Smith aus „Matrix“ hatte) das alles aus vollem Bewusstsein gemacht hat, und daß es womöglich kein normales PE-Granulat war, sondern irgend ein neuartiges hochgeheimes Bleichmittel aus dem Vatikan das uns Teufelsanbeter zum Guten bekehren sollte. Womöglich war da auch Weihwasser drin! ja bestimmt, denn als ich das Shirt wieder trug juckte es mich ganz grässlich an den Armen, wir saßen doch eigentlich nur ganz gemütlich nachts bei Kerzenschein am Fluß unten in einer lauen Sommernacht. Man bot mir nach den ersten Beschwerden zwar Mückenschreck-Lotion an, aber was soll Insektenschreck denn bitte gegen einen christichen Fluch ausrichten?
Beleidigt zog ich von Dannen und verschanzte mich sicherheitshalber in den schwarzgestrichenen vier Wänden.
Ich verbrannte die verfluchten Kleider in einem schwarzen Ritual bei dem zwei Schmeißfliegen geopfert wurden.
Danach wurden die tragischen Augenblicke scheinbar von nem ganz harmlosen Tag im Labor verdrängt wo nach Arbeitsschluß mit den Normalos vom Lehrstuhl noch n Kaffe getrunken wurde und blöd rumgewitzelt wurde.
Kein Wunder daß das suspekt ist – die obig ausgeführte Geschichte muss also unbestreitbar die absolute Wahrheit darstellen!
Huhu Fernsehen! Meine tragische Geschichte muss unbedingt dokumentarisch nachestellt werden! Weil ich will irgendwie ins Fernsehen und so …
@Rosa
Ich glaub, du musst noch an der Stelle mit dem Ritual arbeiten. Zwei Schmeißfliegen reichen da nicht – viel zu harmlos! Da sind die Zuschauer der Daily Soaps, Reality TV Sendungen und Casting Shows ganz andere Bilder gewohnt. ;-)