Gruftfrosch ist ein Freund von Architektur vergangener Tage. Er liebt die Ästhetik alter Gebäude und findet es schrecklich, wenn Stadtbilder durch moderne Neubauten entwürdigt werden. So wundert es nicht weiter, dass er sein Leben in Berlin noch als beruflich geschuldetes Exil-Leben betrachtet und seine Heimat eher in Städten wie Leipzig, Meißen oder Pirna sieht. Für das Juli-Thema des Gothic Friday versucht er, uns die Schönheit seiner Städte näher zu bringen und seine Lieblingsplätzen einen Raum zu geben.
Vielleicht zu Beginn gleich als Einleitung: Liebe Berliner. Bitte seid mir nicht böse, aber euer Berlin und Ich, das wird wohl keine Liebe mehr werden. Es war ein Weg, den ich auf Druck Anderer beschritt, um das weitermachen zu können, was ich einst in einer meiner Lieblingsstädte Leipzig machen durfte. Ich gehe hier in Berlin nun zwar meinem Beruf nach und habe es mit meiner Wohnung auch ganz gut getroffen, aber um wirklich die Seele baumeln lassen zu können, zieht es mich in meine Heimat zurück.
Hier habe ich alles in unmittelbarer Nähe, was ich mir gerade wünsche. Altstädte, die aus verwinkelten und verträumten Gassen bestehen und mit Häusern verschiedenster Jahrhunderte bebaut sind, dazu urige Gärten und Höfe (Meißen, Pirna), Weinberge, „raue“ Berge (Erzgebirge) oder Felsen mit wildromantischen Schluchten und Tafelbergen (Sächsische Schweiz). Der nachfolgende Bericht hat dann wohl auch etwas von einem bebilderten Reiseführer, aber sei es drum. Es sind nun mal die Orte, an denen ich mich wohlfühle.
Leider hat der Krieg und der daraus resultierende ästhetisch fragwürdige Nachkriegswiederaufbau gemischt mit so manchen heutigen Renditebau ein Bild Berlins hinterlassen, das mir nicht unbedingt zusagt. Die vielen glatten, nackten Fassaden mit ihrer Abkehr von Fassaden- und Dachgestaltung, ihrem Purismus und ihrer ausgestrahlten Strenge, empfinde ich als bedrückend, abweisend, steril und kalt. Leider ist nicht nur Berlin voll davon. So ziemlich jede deutsche Großstadt wurde damit „großzügig bedacht“ und wird es auch gegenwärtig noch (When will they ever learn? *seufz*). Vielleicht haben es mir vor allem deswegen die mittelgroßen Städte angetan, die der großflächigen Kriegszerstörung und dem darauf folgenden „autogerechten Umbau“ entkamen. Ausnahme von oben Genannten, bietet in weiten Teilen auch Leipzig, weswegen (aber nicht allein deswegen) ich diese Stadt so liebe.
Noch größere Städte in meiner persönlichen Rangliste finden sich dann allerdings eher im Ausland – allen voran Wien und Prag. Wer die beiden noch nicht gesehen hat, sollte dies schleunigst nachholen – ein Traum. Im Übrigen auch die Friedhöfe – der Wiener Zentralfriedhof – wer kennt ihn nicht? Dazu Sanierungen, die nicht ganz so deutsch, also geleckt daherkommen, was den Häusern einen gewissen morbiden Charme und Patina belassen und zudem nicht alles unter zentimeterdicker Styroporpackung begraben. Auch abseits der Touristenrouten lassen sich hier problemlos charmante Ecken finden und man muss einfach mehrfach hin, um wenigstens einen Bruchteil gesehen zu haben.
Die grünen Lungen um und in Dresden selbst, allen voran die Friedhöfe, besuche ich gern. Einen Friedhof, den Eliasfriedhof, hatte ich hier bereits vorgestellt. Leider ist dieser nur zu besonderen Anlässen geöffnet. Nicht minder schön, wenn auch weitläufiger, ist der Johannisfriedhof im Stadtteil Tolkewitz, der mich vor allem mit seinen gründerzeitlichen Grabfiguren beeindruckt. Dazu sind dort die Elbwiesen nicht weit. Sie ziehen sich wie ein grünes Band vom Schloss Pillnitz, an den Elbschlössern vorbei bis zum Zentrum mit dem berühmten Canaletto-Blick. Es ist wirklich ein Schatz, den die Dresdner da haben. Man kann dort einfach auf einer Bank sitzen und lesen, auf einer Decke in den Ferne schauen, Leute beobachten oder entlangschlendern.
Wen es übrigens mal ins Renaissance-Städtchen Pirna südöstlich von Dresden verschlägt, dem empfehle ich das kleine Café Bohemia in der Schmiedestr 12. Die Besitzerin ist total herzig und sie bereitet alles mit sehr viel Liebe zu. Ich sitze dort in der warmen Jahreszeit recht gern. Es mutet südlich an und hat was Verschrobenes.
Unheimlich gern gemacht und in jedem Jahr wieder eingeplant sind, Besuche in Görlitz und Bautzen, wobei Bautzen nicht nur durch eine grandiose Stadtansicht von der Friedensbrücke besticht, sondern auch durch einen Friedhof innerhalb der Ruine einer im 30-jährigen Krieg zerstörten Kirche – den Nikolaifriedhof.
Zu Görlitz muss man wenig sagen. Eine Stadt, wie aus einem Guss und durch die Lage nicht so überlaufen. Einige würden sie tot nennen, mich stört das allerdings nicht. Auch hier ist ein Spaziergang über den fantastischen Nikolaikirchhof Pflicht. Um zu Berlin und mir zurückzukommen – tja. Vielleicht zeigen mir ja die Berliner Mal ein paar schöne Ecken. Ich revanchiere mich wenn möglich auch, so denn jemand mal in meiner Heimat unterwegs ist und Bock darauf hat. Einige wurden ja im Rahmen des Gothic Friday schon vorgestellt. Wenn es doch keine Liebe wird, dann ja vielleicht wenigstens ne Freundschaft? ;-P
Ich kann sehr gut nachvollziehen, was Du über Berlin schreibst. Mich kotzt dieser nüchtern-neutrale-sterile Baustil der letzten Jahrzehnte auch massig an.
Oft versuche ich mir vorzustellen, wie die Stadt heute aussehen würde, wenn es den Zweiten Weltkrieg nicht gegeben hätte. Was mich in Berlin hält, ist das Gefühl der Heimat, ein paar liebe Menschen, das viele Grün und das Wissen um viele manchmal kleine und versteckte lauschige Orte. Und die Möglichkeit, häufig ins grüne Umland zu fahren, schöne alte kleine Orte zu besuchen und fast menschenleere Landschaften zu erkunden.
Brandenburg bietet sehr viel an schönen Ecken, sogar in manchen Städten, in denen ich es nicht erwartet hätte, z.B. in Cottbus, Prenzlau, Eberswalde.
Jüterbog ist ebenfalls ein Tip, dort gibt es die meiste historische Bausubstanz in Brandenburg. Sehr schön finde ich auch Nauen, Treuenbrietzen, Dahme/Mark, Luckau (übrigens mit viel sächsichem Barock!), Templin, Angermünde, Buckow (Märkische Schweiz), Perleberg, Wittenberge (nicht zu verwechseln mit der Lutherstadt Wittenberg) …
In Quedlinburg, Leipzig, Dresden und Pirna war ich auch schon – wirklich alles sehr sehenswerte Orte. Prag und Görlitz stehen seit langem ganz oben auf meiner Liste.
Es gibt zum Glück immer noch einiges, was bewahrt und nicht „kaputtsaniert“ wurde.
Ich lese manchmal in einem Architekturforum mit, in dem immer wieder historische Fotos auftauchen und naturgemäß existiert zu Berlin einiges an Material. Ganz erfassen wird man es nie können aber der Eindruck allein genügt schon für Schmerzen bei jedem Freund vergangener Architektur. Auf Youtube kursiert auch Filmmaterial aus der Zeit um 1900, da kommen mir regelmäßig die Tränen. Auch ohne den Krieg wäre es sicherlich nicht so geblieben, weil schon zu allen Zeiten immer abgerissen und neu gebaut wurde aber vielleicht brächte man den Bauwerken eine andere Wertschätzung entgegen und wäre nicht so versessen darauf, alles mit Beton-und-Glas-Bunkern zu ersetzen.
Dabei habt ihr es -soweit ich das beurteilen kann- im Osten der Republik noch ganz gut getroffen, was erhaltene Bausubstanz angeht. Ich liebe meine schwäbische Heimat aber hier gilt Styropor vor Stuck. Das bisschen verbliebene romantische Kulisse in der Region will man dann noch mit Windkraftanlagen zupflastern (Schloß Lichtenstein) und alles andere wird sowieso bis zur Unkenntlichkeit energiesaniert. Verdammt schwer hier mit meinem vorvorgestrigen Ästhetikempfinden nicht zu verzweifeln.
Ich kann dich absolut verstehen ich bin in Berlin aufgewachsen und hasse es manchmal so sehr.
Leipzig ist großartig und Wien sowieso. Da will ich unbedingt nochmal hin und Prag wäre auch toll.
Ansonsten planen Theresia, eine Freundin und ich nochmal zum Selbstmörderfriedhof zu fahren. Wenn, du willst nehmen wir dich mit. Ich denke, dass geht in Ordnung.
Stimmt in Berlin gibts wenig aber es gibt ein paar Ecken, die Klosterruine und das Nikolaiviertel oder die Köpenicker Altstadt und natürlich Spandau. Es wurde bekanntlich fast alles zerstört und nicht wieder aufgebaut und jetzt wird alles nur noch zugebaut mit Glas und Beton für Touristen was echt schade ist. Kreuzberg war mal eine echte Lieblingsecke nun stehen da kaum noch Altbauten alles schnieke und neu und teuer. Selbst in Schöneweide wird nun alles neu und schön und teuer es ist zum heulen.
Noch ein paar schöne Ecken in Berlin: das Schöneberger Südgelände (Mix aus Natur und verwildertem Eisenbahngelände), die Friedhöfe in der Bergmannstraße und am U-Bhf Mehringdamm, der Südwestkirchhof in Stahnsdorf, die Altstädte von Köpenick und Friedrichshagen, die Zitadelle Spandau, die Volksparks Rehberge und Jungfernheide, die Murellenschlucht an der Waldbühne, der Comeniusgarten, die Gärten der Welt, der Grünzug im ehemaligen Luisenstädtischen Kanal, die Gebäude rund um das ehemalige Luisenbad im Wedding (mit Innenhof), die Gartenstadt Frohnau… das sind zumindest die, die mir spontan noch einfallen.
Es gibt im Internet Seiten zu jedem einzelnen noch so winzigen Kiez in Berlin (und anderen Städten), auf denen straßenzugweise und Hausnummer für Hausnummer die denkmalgeschützten Gebäude aufgelistet werden, häufig auch mit Bild und Zusatzinfos. Da finden sich so einige Perlen an alten Gebäuden, allerdings sind auch z.T. hässliche Nachkriegsbauten mittlerweile denkmalgeschützt… Ich hab hier tagelang gestöbert und mir alles Sehenswerte in Google Earth eingezeichnet, zum „Abklappern“. Zum Beispiel gibt es rund um den Savignyplatz etliche wunderschöne Altbauten mit viel Schnörkel, bei denen auch die Eingänge und Flure z.T. wahnsinnig aufwendig gestaltet sind. Mit Marmor, Gewölben, Malereien, Statuen, Schmiedeeisen… Prunkvoller geht es wohl nur noch in Schlössern ;-)
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Liste_(Kulturdenkmäler_in_Berlin)
Ich werde es versuchen >:[ … nein, Spaß beiseite, ich kann Dein Urteil leider nachvollziehen, kann aber die schon genannten Argumente nur wiederholen: Köpenick, Spandau und Co. sind dann doch wunderschöne Teile dieser ziemlich kontrastreichen Stadt :]
Was Dein Urteil über ach so chice moderne Architektur angeht, bin ich absolut d’accord. Hin und wieder frage ich mich, was zukünftige Kulturhistoriker und Archäologen über unsere Zivilisation denken mögen, wenn diese einfallslosen, langweiligen, minecraftesken Gebäude zu Ruinen geworden sind?! Mystik wie eine gotische Kathedrale oder Erhabenheit wie ein römischer Tempel werden sie wohl nicht hervorrufen …
PS.: Deine genannten Städte sind wunderschön !
Liebe Ebenfalls-Berliner, wie wäre es denn, wir machen ein lokales Minispontistreffen und besuchen hin und wieder mal zusammen unsere Lieblingsorte in dieser schrägen Stadt? Und danach lecker Essen oder einen guten Kaffee? Oder Rotwein? Soll ich mal koordinieren?
-> Stefan, Kathi, Caro, Pest, Wölfin, mmh? :)
Auf dem Selbstmörderfriedhof liegt übrigens auch die gute NICO, auch wenn sie keine derartige war.
-> Gruftfrosch: für den nächsten Trip in mein geliebtes Görlitz würde ich mich gern vormerken lassen:)
Sehr gerne, gute Idee, allerdings bin ich gerade zeitlich erstmal eine Weile verhindert.
Mitte August würde aber passen.
Was Görlitz betrifft, da melde ich mich auch mal an :-)
Es leben so viele bei und in Berlin. Ich komme mir als NRW-ler fast schon minderwertig vor. Ich hoffe, ich verpasse nicht zu viel, aber ich muss sagen, dass ich mich manchaml getrieben fühle, dieses Berlin für eine unbestimmte Zeitspanne mitzuerleben.
Exakt. Als wäre es ein Wettrennen um die äußerlich anspruchsloseste Form. So inspirationslos und kopiehaft. Es wirkt auf mich so, als wäre Detailverliebtheit und künstlerische Begabung ein abzulehnendes Relikt aus einer antiquierten Zeit. Ich bin mir jedoch sicher, dass sich zukünftige Generationen für solche Auffassungen schämen werden.
Vermutlich werden sie feststellen, dass es sich bei diesen Fassaden des 21. Jahrhunderts um nichts weiter handelt, als Nachkriegs-Brutalismus in glattgeputzter, ultraweißer Variante.
Ich lese immer wieder „Selbstmörder-Friedhof“. So etwas gibt es? Und dann liegt dort auch noch Nico? Das wäre insgesamt einen Besuch wert.
Lieber Gruftfrosch, das ist eine sehr schöne Auswahl an Städten, die du hier aufgezählt hast. Gerade Bautzen und Görlitz, die ja wirklich fast um die Ecke liegen bei mir. Deine kleine Auswahl Bautzenbildern: herrlich! Kleiner Tipp an alle, die es interessiert: der etwas klobige Turm im ersten Bild von Bautzen, die alte Wasserkunst, ist echt einen Besuch wert. Ich selbst war dort schon einige male drin und von oben hat man eine tolle Aussicht auf die Stadt. Was Görlitz betrifft: steht auf dem Plan für die nächsten tage ;)
Wien… ch muss leider zugeben, dass ich dort noch nie war. In Salzburg war ich ein paar mal, aber auch das ist schon wieder Ewigkeiten her… Und Prag… achje, Prag… 20 Jahre ist es her, dass ich dort war. Das muss echt mal wieder geändert werden.
Zu Berlin halte ich mich mal besser zurück. Oder doch nicht? Auch dort war ich schon lange nicht mehr, um genau zu sein, seit 2004 nicht mehr. Aber gerade bei dieser Stadt empfinde ich es nicht als den größten Verlust. Auch wenn es dort schöne Ecken gibt, wie in den Beiträgen von Kathi und Tanzfledermaus zu sehen.
So viele schöne Orte, die auf einen Besuch warten. Da hab ich ja was vor.
Ganz lieben Dank für deine Eindrücke. Für August werde ich einiges davon in meine Reiseliste aufnehmen, denn ich werde drei Wochen im Osten verbringen. Dem Café Bohemia in Pirna werde ich auf jeden Fall einen Besuch abstatten, als Genießerin sind mir solche Tipps sehr wertvoll.
Was Berlin betrifft hätte ich die Bergmannstr., die Tanzfledermaus bereits erwähnte, vorgeschlagen. Ich kenne sonst keine schönen und erholsamen Plätze in dieser Stadt, obwohl ich die ersten dreißig Jahre meines Lebens dort verbrachte.
Auch danke an Heiko für den Tipp mit dem Turm.
Wow, erst einmal vielen Dank für das umfangreiche Feedback.
@Tanzfledermaus: Faszinierend, ich hatte mit heftigstem Protest der Berliner gerechnet, die „ihre“ Stadt aufs Deutlichste verteidigen. Danke für die Tipps, auch was die Städte in Brandenburg betrifft. In Cottbus war ich neulich erst. Der Marktplatz ist wirklich niedlich. Bezüglich Luckau und sächs. Barock: In Goyatz am Schwielochsee (wo ich kürzlich urlaubte), las ich, dass dort mal die Grenze Preußen-Sachsen verlief, bis diese heutigen südbrandenburgischen Gebiete nach der Niederlage (Sachsen stand wie immer bei kriegerischen Auseinandersetzungen auf der „falschen“ Seite, also bei Napoleon) 1813 an Preußen fielen. Man erkennt aber am Baustil auch noch deutlich den sächs. Fachwerkstil. Das finde ich interessant.
@Julius: Ich auch. Besser man lässt es, sich vor Augen zu führen, wie manch Ort vor der Zerstörung mal ausgesehen hat und wie es heute aussieht. Man könnte schier verzweifeln.
Alleine in Dresden: Dass aus DEM hier, DAS hier wurde. Unfassbar. Auch Berlin beitet da „beeindruckendes“ Material.
Leipziger Straße: Früher und heute
Etliches hat man im Eifer nach dem Krieg noch gesprengt und abgerissen, wie die Fischerinsel – schlimm.
Diese Styropordämmgeschichte vor allem an Alt- oder noch schlimmer Fachwerkbauten macht auch wieder nur die Industrie reich. Ökologisch nachhaltig und für die Substannz gut ist DAS – neben der ästhetischen Katastrophe – nicht.
Kathi: Gerne, wenn es sich ausgeht (mein Dienstplan ist da leider immer so ne Sache), begleite ich euch gerne.
@Verrückte Wölfin: Ich muss zugeben, nach Spandau und Köpenick hab ich es noch gar nicht geschafft. Hörte aber, dass es da recht schön und angenehm ist. Ne Tour dahin werde ich mal verfolgen.
@Tanzfledermaus zum Zweiten: An ein paar Orten war ich schon, wie auf dem Friedhof am Mehringdamm oder auf dem Südgelände, aber klar, bei der Größe von Berlin, da MUSS es auch noch entdeckenswerte Orte geben. Danke für die Ergänzung. Ich habe auch so einen Wälzer, wo die verschiedenen Stadtteile mit ihren Sehenswürdigkeiten vorgestellt werden. Ich musses mal angehen und mich eben notwendigerweise durch die „urbanen Wüsten“ zu den Rosinen durchkämpfen ;).
Pest: Tja Pest, was würden sie wohl sagen? Vielleicht gar nix, weil diese Gebäude gar keine so lange Haltbarkeit (mehr) aufweisen und das auch gar nicht sollen. Rendite mitnehmen und fort damit! Repräsentanz, wozu denn? Regionaltypik, Kultursensibilität, Ensemblefähigkeit, ach iwo? Wegreißen, bevor’s ne Ruine wird. Diese Teile altern ja nicht mal in Würde, sondern sehen meist nur schäbig aus. Das Wegreißen wäre ja – jetzt mal nicht unter resourcenschonender Hinsicht betrachtet – gar nicht mal so schlimm, wenn nicht meist was ähnlich Hässliches oder gar Hässlicheres nachkäme, was den absurden Reigen von Neuem eröffnet. Man wünscht sich dann – schon teils im Bau – den Tag der Beseitigung einher.
Satoria: Das is ne echt dufte Idee. Ich bin dabei. Gerne. Muss sich doch machen lassen die Ur-Berliner mit den scheuen Zuzüglingen zusammenzubringen. :)
ColdAsLife : Ja, das Berlin aus Touri-Sicht mag ein Anderes sein als ein Berlin, in dem man lebt. Das ist legitim und verstehe ich vollkommen.
„Exakt. Als wäre es ein Wettrennen um die äußerlich anspruchsloseste Form. So inspirationslos und kopiehaft. Es wirkt auf mich so, als wäre Detailverliebtheit und künstlerische Begabung ein abzulehnendes Relikt aus einer antiquierten Zeit. Ich bin mir jedoch sicher, dass sich zukünftige Generationen für solche Auffassungen schämen werden.“
Das wäre zu hoffen, denn dies würde eine kritische Reflexion und eine Möglichkeit, sowie Willen (auch bei den Entscheidungsträgern) zur Besserung, ergo Änderung umfassen. Ich sehne dies herbei, ganz ehrlich.
@Heiko: Jepp, ein Glück, dass hier so viele Perlen nur einen Katzensprung entfernt sind. Den Tipp mit dem Turm der alten Wasserkunst kann ich nur bestätigen: Bild 29 ist übrigens von dort aufgenommen. Viel Spaß in Görlitz!
@Gabrielle: Ich wünsche dir viel Spaß, schöne Eindrücke und gute Erholung. Vielleicht ergibt sich ja mal eine Rückmeldung diesbezüglich?! Würde mich interessieren. Ich freue mich auch über Tipps von Besuchern der hiesigen Gegend. Manchmal gehen diese doch mit offeneren Augen durch die Region als man selbst (Betriebsblindheit).
Als Ergänzung: Auch Lebanon Hanover gehen mit dem Zeitgeist ins Gericht
https://www.youtube.com/watch?v=76uJUwJpUzs
„Why not reinventing something from the past, something combining, nature and art.“
„Dear unimaginative architects, disturbing our vision, ruining all work of precision, making us travel through tastelessness, tastelessness.“
Fall Industrial Wall
Gruftfrosch, tatsächlich bin ich durchaus Kampfberliner und immer bereit, meine Stadt mit Worten zu verteidigen, aber man muß doch schließlich auch kritischen Blicks durch die eigene Welt gehen ;] … und wenn keener meckert, verändert sich doch nischt!
Tja, das ist die nächste Frage. Es ist ja nicht nur Berlin. Solch seelenlose Eintönigkeit muß man öfters ertragen. Man fühlt sich gar nicht mehr wie in einer alpenländischen oder rheinischen Stadt, man erkennt gar nicht mehr die kulturellen und architektonischen Unterschiede. Eine Hansestadt hat nun einmal ein anderes Flair als eine Bergbaustadt. Aber wie Du schon sagst … Gesichtslosigkeit ist eben in. Hauptsache billig. In jeglicher Hinsicht.
Lieber Gruftfrosch,
die Stadt Pirna ist wunderschön. Ganz lieben Dank für den wetvollen Tipp. Nachdem ich auf der Festung war, die ich vermutlich wegen ihrer Geschichte sehr bedrückend empfand, machte ich mich auf zum Cafe. Die idyllische Stimmung dort schenkte mir innere Ruhe und die nette Besitzerin bezauberte mit ihrem Charme. Es lohnt, sich auf der Homepage über die Öffnungszeiten zu informieren, weil das Cafe zurzeit nur an manchen Wochenenden geöffnet ist. Warst du schon einmal im Landschloss Zuschendorf? Dort werden unzählige Bonsais ausgestellt, in den Glashäusern wachsen ebenso viele Kamelien und Azaleen. Im weitläufigen Park stehen Hortensien und überall immer wieder Bonsais. Das Schloss strahlt eine ganz besondere Stimmung aus.
In Dresden besuchte ich den Johannisfriedhof. Niemals zuvor habe ich so schöne Statuen gesehen, die mich innerlich so berührten. Bautzen konnte ich nur ganz kurz besuchen.
Görlitz erlebte ich im Baustellenchaos und zwischen Altstadtfestsperrungen, als ich zu einer Lesung fuhr. Leider blieb weder Zeit für die Stadt noch für den Friedhof, den ich wenigstens ganz kurz besuchte, weil ich an seiner Mauer parkte.
Auch wenn die Zeit nicht reichte um alles ausführlich zu erkunden, scheint es mir, deine Heimat ist wunderschön.
Lieben Gruß
Gabrielle
Hallo Gabrielle,
du warst also dieses Wochenende in Görlitz? Interessant, ich denke, mit der Lesung meintest du die von Oswald Henke Freitagabend im Jugendkulturzentrum Basta. Tja, falls du die meintest, ursprünglich wollte ich die auch besuchen, nur hat mir am Freitag nach der Spätschicht einfach die Energie gefehlt, noch nach Görlitz zu fahren. Also wenn es diese Lesung war, mich würde interessieren, wie sie war. Selber war ich erst den Tag darauf in Görlitz auf dem Altstadtfest. An sich fand ich es ganz schön, aber die gerade gegen Abend hin immmer mehr anschwellenden Menschenmassen waren doch sehr belastend.
Den Friedhof habe ich am Monatsanfang besucht, ich kann nur sagen, dass er sehr schön ist. Ob nun der alte Nikolaifriedhof mit seinen vielen verwitterten alten Grabmälern, oder der städtische Friedhof, beide sind den Besuch definitiv wert.
Pirna werde ich selbst bei Gelegenheit einen Besuch abstatten.
Zu Dresden: wenn noch jemand hier vorhat, demnächst nach Dresden zu fahren, am zweiten Septemberwochenende wird der Eliasfriedhof zum Tag des offenen Denkmals für Besucher geöffnet. Selber werde ich es an diesem Tag wohl nicht schaffen, für einen späteren Besuch merke ich ihn mir aber auf jeden Fall vor.
Hallo Heiko,
du liegst mit deiner Vermutung richtig.
Wer Oswald kennt weiß, dass er die Kommunikation mit dem Publikum sucht. Es war meine erste Lesung mit ihm, seine humorvolle Art überraschte mich. Für den Fall, dass das Publikum während des Lesens in eine Depression rutscht, wurde ein Gast als Beobachter abgestellt, der zur Aufmunterung Seifenblasen machen musste. Gelesen hat Oswald 2,5 Stunden, die viel zu schnell vergingen. Es ist absolut lohnenswert ihn auch mal lesend zu erleben. Am 29.10. hättest du Gelegenheit in Bayreuth.
Ich hoffe es wird mir nachgesehen, dass ich so vom Thema abweiche.
Liebe Grüße
Gabrielle
Ich sehe es dir jedenfalls nach. Im Nachhinien find ich es schon schade, dass ich freitags nicht mehr gefahren bin, aber leider war ich von der Arbeitswoche wirklich zu kaputt. Immerhin hab ich dank dir jetzt eine kleine Vorstellung davon, wie es gewesen sein muss.
Danke für deine Rückmeldung Gabrielle. Es freut mich, dass es dir so gut gefallen hat. Ja, der Sonnenstein hat ein dunkles Geschichtskapitel hinter sich. Die in Pirna ansässige Aktion Zivilcourage hat im Gedenken für jeden dort in der Nazizeit umgebrachten Menschen ein Kreuz auf die Pflastersteine der Stadt zeichnen lassen. Diese Spur der bunten Kreuze zieht sich vom Marktplatz bis zur Festung(!) hoch, was deren ungeheuerliche Anzahl unterstreicht. Hast du sie entdeckt?
Schloss Zuschendorf mit dem Park kenne ich sehr gut. Schön, dass du es auch dorthin geschafft hast. Es liegt ja ein bisschen abseits der Stadt.
Satoria hatte mich auf die Lesung in Görlitz aufmerksam gemacht, was sich vortrefflich hätte mit einem Gang durch Stadt und Friedhof verbinden lassen hätte können, ja wenn mir der Dienstplan und am Samstag ne Hochzeit keinen Strich durch die Rechnung gemacht hätten. :(
Etwas blöd, dass du ausgerechnet den Altstadtfestrummel erwischt hast. Für gewöhnlich geht es in Görlitz weit ruhiger zu.
Heiko, wenn du den Eliasfriedhof am ToD (hach, ich liebe diese Abkürzung ;)) nicht schaffst, hast du am Wochenende darauf noch einmal die Chance, zum Tag des Friedhofes am 18.09..
https://eliasfriedhof.de
Als ich vor 3 Jahren in Pirna war, hab ich mich schon gefragt, was es mit den vielen bunten Kreuzchen auf sich hat – Danke für die Erläuterung!
Der Ort hat mir auch sehr gut gefallen, bin während einer Wanderreise durch die Sächsiche Schweiz dort aufgeschlagen und war angenehm überrascht.
Gut zu wissen, dass in Görlitz gerade viel gebaut wird, dann verschiebe ich meinen geplanten Aufenthalt nochmal (Mist, eigentlich wollte ich schon im Frühjahr 2015 hin, was aber durch diverse Lokführerstreiks vereitelt wurde und ewig freie Tage und das nötige Reisegeld hat man ja leider nicht immer)
Ja die Kreuze waren mir aufgefallen, sie haben mehrmals meinen Weg begleitet. Ich fand auch die Gedenktafel.
Es freut mich, dass sich hier noch mehr Oswald Fans tummeln. Vielleicht sieht man sich in Erfurt.
Liebe Tanzfledermaus,
deinen Tipp den Stahnsdorfer Friedhof zu besuchen habe ich auch befolgt. Einige Bilder findest du hinter dem Link.
Liebe Grüße
Hallo Gabrielle,
ich schaue mir die Fotos gerne an, wenn mein Internet wieder richtig funktioniert. Da hab ich schon seit einiger Zeit Ärger. Es freut mich aber, dass der Tip auf Interesse gestoßen ist. Wie hat Dir der Friedhof denn gefallen?
Um nochmal auf den Vorschlag in Kommentar Nr.7 zurück zu kommen: ein Berliner Spontis-Leser-Treffen wäre doch wirklich mal nett.
Fragt sich nur wann und wo. Wer von euch möchte denn noch dabei sein und habt Ihr Vorschläge?
Ich habe mal ne Rundmail losgejagt, Tanzfledermaus. Ich finde die Idee nämlich immer noch gut. Danke für’s erinnern. :)
@ Gruftfrosch und Tanzfeldermaus: Hey, Ihr wollt das noch, ach das ist toll;) GF, hast Du Herrn Forst per Mail zu den Mailadressen angefragt, ist Dein Kommentar so zu verstehen?
Ich will das immer noch. Aber eine Fußverletzung hat mich etwas immobil werden lassen. Ist wer von Euch Anfang Okt. auf der schwarzen Party in Oschatz?
Ich hätte Ideen (wie immer:), Stefan, wollen wir uns mal kurzschließen?
Super, das rollt ja ganz fix an :-)
Hallo Tanzfledermaus,
mir gefiel der Friedhof sehr. Da ich wusste, dass er sehr groß ist und meine Zeit begrenzt war, hatte ich mir am Eingang ein Foto vom Wegeplan gemacht. Das war gut so, denn sich nur nach der Himmelsrichtung zu orientieren wäre gewagt gewesen. Zuerst war es, als ginge ich in einem Park spazieren, bis ich die ersten Grabmale entdeckte. Je tiefer ich in den Friedhof kam, umso verwilderter war er. Die Wege zu den Grabstellen waren teilweise komplett zugewachsen, sodass ich mit meinen Sandalen nicht in deren Nähe konnte. Ich drang so weit in die „Wildnis“, dass ich die von Wildschweinen umgegrabenen Grasschollen sah und machte ganz schnell kehrt. Im Umkreis der Kapelle wirkte der Friedhof aufgeräumter, gepflegter, das war nicht so meins. Am meisten gefiel mir der Urnenhain. Kleine, dicke Grabsteine und Kreuze in gepflegter, verwilderter Umgebung, die sich auch vom nahen betrachten ließen. Der Einfall der Sonnenstrahlen sorgte für eine besondere Stimmung.
Vermutlich ist es vorteilhafter den Friedhof, sofern man dort Fotos machen möchte, im Herbst oder Frühling zu besuchen, wenn das Laub an den Bäumen nicht so dicht ist und die Sonne tief steht. Obwohl mein Besuch dort an einem klaren Sommertag war, waren die Lichtverhältnisse sehr schlecht.
Hallo Gabrielle, da ich nicht bei Facebook bin, kann ich die Bilder leider nicht anschauen, weil dafür eine Anmeldung erforderlich ist. Aber Deine Zeilen beschreiben den Eindruck vor Ort sehr schön. Ich war lange nicht mehr auf diesem Friedhof, bestimmt drei Jahre nicht, und werde bestimmt auch mal wieder hinfahren. Da warte ich aber lieber noch ein bißchen, bis die Herbstfärbung in vollem Gange ist. Oder mal im Winter, bei Schnee, wäre auch reizvoll, zu der Jahreszeit war ich nämlich noch nie dort.
Lieber Robert,
die Idee ist ganz wundervoll. Leider fehlt mir die Zeit dazu. (Ich schreibe schon seit zehn Tagen an meinem Beitrag für den GF.) Außerdem würde es nur ein Artikel mit viel Bewunderung für, aber wenig fundiertem Wissen über diesen Friedhof werden. Ich schicke dir gerne die Bilder.
Liebe Tanzfledermaus, vielleicht magst du einen Artikel schreiben, dann erfahre ich auch mehr über den Friedhof.
Liebe Grüße
Hier klicken, um zu den Bildern vom Stahnsdorfer Friedhof zu gelangen, die Gabrielle gemacht hat.
Den Artikel zum Friedhof könnte ich schreiben, es gab sogar schonmal einen Fernsehbericht dazu, den man vielleicht noch irgendwo abrufen kann.
Ein paar Bilder hab ich auch noch zu bieten. Da ich bald für eine Woche Familienbesuch bekomme, könnte es aber ein bißchen dauern, bis alles soweit ist.
Falls demnächst jemand den Stahnsdorfer Friedhof besuchen möchte, sei er vorgewarnt, dass da aktuell immense Schäden durch Wildschweine entstanden sind und der Friedhof infolgedessen an manchen Tagen geschlossen sein wird, damit dort Jagden stattfinden können:
Ich habe jetzt den Bereich „Friedhöfe“ ersonnen. Darin findet ihr nicht nur die Bilder, die Gabrielle vom Stahnsdorfer Friedhof zur Verfügung gestellt hat wieder, sondern auch Bilder von vielen anderen Friedhöfen, die auch als Beiträge hier auf Spontis vorhanden sind.
Gute Idee, Robert, dann findet man sich schnell zurecht, wenn man bestimmte Bilderbeiträge (nochmal) schauen möchte.
Ich hab den Artikel über den Stahnsdorfer Artikel nicht vergessen, kann aber gerade nicht so viel tippen (Sehnenscheidenprobleme), daher dauert das leider noch etwas.
Du hast absolut Recht. Tolle Städte hast du da vorgestellt und die Fotos, superb! danke schön.