Gothic Friday April – Spontis Top of the Goth (1)

Der Gothic Friday verlangt den Teilnehmer einiges ab, das merke ich immer daran, wenn ich selbst vor einem blinkenden Cursor sitze und darüber nachdenke, was ich schreibe und wie ich es vermittle. Aus diesem Grund war die Entscheidung, eine entspannende Runde einzulegen, nicht ganz uneigennützig. Ob ich Filme oder Musik nehmen würde, war eine Frage, die sich von ganz alleine löste, als ich nämlich während meiner Runde durch die Administrationsoberfläche des Blog „Mad World“ in einer Version von Spectra*Paris aus meinen Lautsprechern vernahm.

Schneller als ich mich versah, waren einige Cover-Versionen gefunden und beschrieben. Ehrlicherweise muss ich zugeben, das Entspannung zwar bei mir wirklich anders aussieht, aber dennoch empfand ich diese April-Runde aus Teilnehmersicht leichter als die voran gegangenen. Dafür wird mir Schwarz vor Augen, wenn ich an die Zusammenfassung denke, denn schon jetzt zeichnet sich ein neuer Teilnehmerrekord ab. Wahnsinn! Um euch aber nicht länger auf die Folter zu spannen, hier meine subjektiven Top 5 der Cover-Versionen:

  • Platz 5: Mad World (Tears for Fears – > Spectra*Paris)
    Ein gehöriges Stückchen Überwindung hat es mich schon gekostet eine Cover-Version vor meinen ultimativen Lieblingssong zu stellen. Mit Mad World schufen Tears for Fears nicht nur einen Nummer 1 Hit, sondern auch die Brücke zwischen mir und meiner ersten „Waver“-Party im hiesigen Jugendzentrum anno 1988.  Als Kirlian Camera Sängerin Elena Fossi sich mit Spectra Paris einen lang gehegten Traum vom Solo-Projekt erfüllte, war es ein kluger Schritt sich dem Song „Mad World“ anzunehmen. Zum einen ist das eine gelungene Interpretation eines Klassikers und zum anderen sorgt es auch gleich für Ohrwurm-Gefühle, noch bevor Gary Jules daraus eine Schnulze zauberte. Und auch wegen der Weiterentwicklung des Songs durch Spectra*Paris gewinnt diese Version Punkte, denn sie versucht nicht das Stück zu imitieren sondern etwas eigenes daraus zu machen.
    Tears for Fears – Mad World (1982)
    Spectra*Paris – Mad World (2007)
  • Platz 4: Tainted Love ( Gloria Jones -> Soft Cell)
    Wer jetzt was von Marylin Manson schreibt, bekommt einen Satz heiße Ohren. Dafür gibt es ein wenig Aufklärung, denn nicht etwas Soft Cell mit ihrem Marc Almond an der Spitze sind Urheber des Originals, sondern eine gewisse Gloria Jones, die Soft Cell mit eben dieser Cover-Version in den Pop-Olymp erhob. Ganz nebenbei versuchten sich noch weitere Künstler an dem Stück Musikgeschichte, darunter auch Eingangs erwähnte Marylin Manson, mit dem viele der jüngeren auch ihre ersten Berührungspunkte aufweisen. Für mich war Tainted Love aber im Wave- und Tanzflächenkracher, zu dem ich es auch heute noch auf der Tanzfläche krachen lassen – wobei meine Knochen einen nicht unerheblichen und symbolischen Anteil dazu beitragen.
    Gloria Jones – Tainted Love (1964)
    Soft Cell – Tainted Love (1981)
  • Platz 3: Land of Confusion (Genesis -> Disturbed)
    Schon damals ein großartiges Stück, das aber auch vor allem wegen seines großartigen Videos in den Köpfen einer ganzen Generation geblieben ist. Mir geht es jedenfalls so. Und trotz der poppigen Attitüde ist das Stück sozialkritisch zeitlos, die Liedzeile: „Oh Superman where are you now; When everything’s gone wrong somehow; The men of steel, the men of power; Are losing control by the hour.“ zu der der US-amerikanische Präsident Reagan in einem Superman Kostüm durch die Szene fliegt, lässt sich beliebig durch heutige Zeitgenossen ersetzen. Die Aussage bleibt die Gleiche. Was dem Stück jedoch immer noch ein wenig fehlte, war die Energie, die Kraft, die im Laufe der Jahre verblasste. Disturbed brachte verloren geglaubte Kraft zurück und erheben das Lied in einen aktuelleren Kontext.
    Genesis – Land of Confusion (1987)
    Disturbed – Land of Confusion (2006)
  • Platz 2: Here comes the Rain again (Eurythmics -> Crüxshadows)
    Fand ich damals schon toll. Regen als Thema eines Songs, dazu Annie Lennox, für die ich immer schon etwas übrig hatte, ja das passte. Nach einem Streit mit Dave Stewart um die Vorherrschaft am Keyboard stellte sich Annie Lennox traurig ans Fenster des Hotelzimmers und schaute dem Regen dabei zu, wie er gegen die Scheibe trommelte. „Here comes the Rain again, falling on my Head like a Memory…“ flüsterte sie zum am Keyboard spielenden Stewart. Daraus, so ist in einer Überlieferung zu lesen, wurde ein Jahr später der Song. 2001 nahmen sich die Dark Waver von den Crüxshadows dem Song an, ließen ihm sein poppiges Gerüst und strichen die Wände düsterer an und tauchten die Stimmung in ein Fass mit schwarzer Tinte. Und obwohl Sänger und Frontmann hinter Lennox zurückbleibt, ist die Stimmung um einiges passender als das Original.
    Eurythmics – Here Comes The Rain Again (1984)
    The Crüxshadows – Here Comes The Rain Again (2001)
  • Platz 1: Running up that Hill (Kate Bush -> Placebo)
    Wenn es einen Song gibt, mit dem ich aufgewachsen bin, dann würde dieser Song die Rangliste anführen, denn es gibt unzählige Erinnerungen, die an dem Stück von Kate Bush kleben. Ich glaube in machen Facetten ist dieses Stück düsterer als man gemeinhin annimmt, deswegen war ich auch umso überraschter, das Placebo sich des Stückes angenommen haben und daraus eine Perle gezaubert haben, die nicht allein von der stimmlichen Verbesserung lebt, sondern darüber hinaus auch durch die minimalistische musikalische Darbietung Punkten kann. Eine großartige Vorstellung, „It doesn’t hurt me; You want to feel, how it feels? You want to know, know that it doesn’t hurt me? You want to hear about the deal I’m making; You, you and me„. Augen schließen, hören, genießen.
    Kate Bush – Running Up That Hill (1985)
    Placebo – Running Up That Hill (2003)
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Wizard of Goth – sanft, diplomatisch, optimistisch! Der perfekte Moderator. Außerdem großer “Depeche Mode”-Fan und überzeugter Pikes-Träger. Beschäftigt sich eigentlich mit allen Facetten der schwarzen Szene, mögen sie auch noch so absurd erscheinen. Er interessiert sich für allen Formen von Jugend- und Subkultur. Heiße Eisen sind seine Leidenschaft und als Ideen-Finder hat er immer neue Sachen im Kopf.

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Kommentare

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Scrag!
Scrag! (@guest_14897)
Vor 13 Jahre

Ach, und für Placebo bekommt man hier also keinen Satz heiße Ohren? ;-)
Da gibts auch die wundervolle Faith And The Muse-Version von „Running Up That Hill“, schwerstens ans Herz gelegt.
Tolles Thema, spannend!

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