Sein Verhältnis zur Szene ist schwierig, würde ich sagen. Holly, 28 Jahre alt und aus Wien, spricht da schon von einer Hassliebe und möchte die Gelegenheit des Gothic Fridays im Dezember nutzen, dem Hass einmal freien Lauf zu lassen. Musikalisch ist er facettenreich aufgestellt, wie er mir in seiner E-Mail schreibt, hört neben Oldschool über Elektro auch Neofolk und Doom. In Wien ist er auf vielen Partys herumgekommen und hat sich, bis auf das letzte Jahr, 1 bis 2 mal die Woche in den schwarzen Tempeln der österreichischen Metropole herumgetrieben. Was er dabei an negativen Eindrücken und Gedanken gesammelt hat, schreibt er in seinem Artikel.
Wenn man sich schon seit über 10 Jahren in der Szene bewegt und das tue ich, dann stellt man irgendwann fest, dass man immer gewissen Typen von Leuten begegnet. In den jüngeren Jahrgängen befinden sich vor allem die psychisch auffälligen Teenies, die sich halbnackt präsentieren, um Aufmerksamkeit zu erhaschen und anschließend nur heiße Luft zu verbreiten, wenn sie reden. Oder die stark Alkoholisierten, die einen dann jeden Abend zumüllen mit ihren Problemen, die sie in der Schule und bei Mami und Papi haben, weil die einen ja nicht verstehen. Aber auch nicht zu vergessen sind die schüchternen, schmächtigen Jungs, die sich hinter schweren Ledermänteln verstecken, irgendwo zwischen introvertiertem Jugendlichen und instabilen Amokläufern. Die Facetten in diesem Typ an Partybesuchern ist eigentlich fast schon faszinierend unterhaltsam.
In der nächsten Generation befindet sich mehr der Anfang an den Leuten die mich in der Szene zum kotzen bringen. Ist es zuerst noch Unwissenheit und Unerfahrenheit, machen sich jetzt langsam die Geisteswissenschaftsstudenten, Psychologiestudenten, Umweltstudenten und die ewigen Studenten die nicht wissen was sie wollen breit.
Jetzt fangen die Diskussionen über Nachhaltigkeit, Gesellschaft und Kultur an. Allerdings vom Standpunkt linksradikaler hipsterester Goten die sich irgendwo zwischen Bobo-Bezirken, Mami und Papi finanzierter gedanklich in Elfenbeintürmen aufgewachsener Menschen. Diese höhere Mittelschicht die zwar finanziell zumindest nicht aus dem letzten Loch pfeift. Es aber trotzdem schafft sich über zu hohe Eintrittspreise, Getränkepreise oder Konzertpreise zu beschweren, aber man sie eigentlich trotzdem auf fast jeder Veranstaltung sieht. Das sind allerdings Personen mit denen man sich trotzdem nie gerne unterhält. Sie vertreten ihren Standpunkt so fixiert, das andere Ansichten oder Standpunkte weder wahrgenommen noch akzeptiert werden. Da reden Veganer darüber, wie toll sie ohne Auto in der Stadt klar kommen, nur um im nächsten Facebook-Kommentar verzweifelt Autofahrer zu suchen die sie von A nach B chauffieren oder sie auf die nächste Party bringen, die ja 20 Minuten von der Stadtgrenze entfernt ist.
Die anschließende Generation, entweder bestehend aus den ewigen Studenten die ihr Studium noch immer nicht abgeschlossen haben oder zum x-ten Mal gewechselt haben. Von denen man bis heute nicht weiß mit was sie überhaupt ihr Geld verdienen das sie wöchentlich versaufen oder jetzt an Kassen im Einzelhandel sitzen.
Aber wo sind die Leute auf den Konzerten? Ich weiß nicht wie es in anderen Ländern ist. Bei uns in Wien gibt es definitiv ein unterschiedliches Publikum für Konzerte und Partys. Man sieht fast nie die Leute die auf Partys zu Bands tanzen auch auf den jeweiligen Konzerten. Umgekehrt trifft man die Leute von den Konzerten fast nie auf irgendwelchen Partys. Vielleicht einmal bei großen Events, aber das war es dann auch. Nicht zu vergessen den riesigen Haufen der selbsternannten Künstler. Der ist besonders in der Szene auffallend Groß. Auffällig ist ja, das sich fast jeder für einen Künstler hält. Entweder vor oder hinter der Kamera, mit Bleistift oder Tattoomaschine, mit Nadel oder Faden oder mit Musikinstrumenten. Die Szene ist ja so toll und kreativ. Das die meisten davon nur Scheiße produzieren und deshalb damit keinen Erfolg haben, das sehen die wenigsten.
Wobei wir hier zum nächsten Punkt kommen. Die katastrophale Selbstreflexion, oder die nicht vorhandene. Aber wehe man weist eine Dame oder einen Herren daraufhin, dass er gewisse Kleidungsstücke eher nicht tragen sollte. Da kommt dann wieder die Moralaposteln, die Feministinnen. Das wäre Bodyshaming, eine Frau kann tragen was sie will, oder nicht will. Besonders schmerzhaft bei heißen Temperaturen im Sommer, wenn sowohl bei Herr und Frau die Oberteile beim Tanzen fliegen und sich dabei die angefressenen Rundungen bewegen. Toll muss man das jetzt finden, schön, sagen darf man allerdings nichts anderes, wenn man nicht anecken will. Eigentlich ist es sogar egal was man sagt, irgendwo fühlt sich in der Szene meistens irgendjemand beleidigt oder auf den Schlips getreten wenn man ihn nicht mit Samthandschuhen anfasst.Aber auch der Unwillen sich nicht ändern zu wollen, weil man mit all seinen Problemen ja so toll und individuell ist, sind ein Markenzeichen der Szene.
Die Szene und die meisten Menschen da drinnen bewegen sich im Kreis. Man kommt mit ihnen nicht vorwärts, weder in Gesprächen noch im Leben. Sie treten auf der Stelle und lassen sich zu nichts motivieren. Ich möchte meine Zeit und Kraft nicht mehr daran verschenken. Die abschließende Generation, entweder bestehend aus den ewigen Studenten die ihr Studium noch immer nicht abgeschlossen haben oder aus denen, die zum x-ten Mal gewechselt haben. Von denen man bis heute nicht weiß mit was sie überhaupt ihr Geld verdienen das sie wöchentlich versaufen oder jetzt an Kassen im Einzelhandel sitzen.Wenn man darauf achtet, stellt man irgendwann fest, wer es in seinem Leben schafft bleibt selten in der Szene. Oder geht nur noch selten fort. Denn obwohl der Großteil der Leute in der Szene eigentlich ziemlich scheiße ist, gibt es dennoch einen gewissen Querschnitt an Menschen mit denen man auch außerhalb befreundet ist. Mit denen man dann weitere Interessen teilt und auch etwas unternehmen kann.
Abschließend muss ich sagen, ich habe mich hier wirklich nur allem Negativen gewidmet. Zusammengefasst in wenigen Sätzen. Ich könnte wohl ein Buch darüber schreiben was mich stört, aber sicherlich mehr was ich eigentlich alles mag.
Kann man so unterschreiben.
Ich muss zugeben, ich tue mich sehr schwer mit Holly Sichtweise der Dinge. Ich finde diese große „Klatsche“ gleicht eher einem wilden „Um-sich-hauen“ als einer ernsthaften Kritik. Da ich nicht davon ausgehe, dass sie die Wiener Szene großartig von der Szene in den Ruhrmetropolen unterscheidet, möchte ich dagegen halten, dass mir die beschriebenen Stereotypen zwar begegnen, aber deutlich in der Unterzahl sind. Als ich zwischen 1995 und 2000 einen Ausflug in die Rave- und Technoszene gemacht habe, war die Anzahl derer, die dieser Beschreibung entsprechen, deutlich größer.
Ich sehe Hollys Meinung als sehr verbittert und verzweifelt. Als hätte er bereits vor dem resigniert, was ihn stört und als wäre er in seiner Wahrnehmung extrem Eingeschränkt. Als würde er nur darauf warten, dass jemand in sein Muster passt. Darüber hinaus erkenne ich jedoch hier und da einen wahren Kern an seinen Sichtweisen, die ich zwar nicht so rüde ausdrücken würden, deren Meinung ich aber dennoch bin. Fehlende Motivation beispielsweise.
Für mich ist die Liste der Dinge, die ich an der Szene nicht mag, deutlich kürzer als die Liste Dinge, die ich mag. Genauso wie es Holly bereits zum Ende betont:
Der Gothic Friday dreht sich jedoch um das Meckern. Das Dampf ablassen. Das Aufregen und rumstänkern :) Ich bin froh, dass einige mutig und unhöflich genug sind, das auch zu tun. Ich muss Hollys Meinung nicht teilen, seine Ausdrucksweise schon gar nicht, aber dass genug Leute da draußen gibt, denen er aus der Seele spricht, scheint unbestreitbar zu sein.
Leider kann man das fast so unterschreiben, wenn man die Wiener Szene auf den Pott überträgt.Obwohl hier schon eher auch die Partytänzer auf den jeweiligen Konzerten zu finden sind und umgekehrt.
Reizendes Statement. Da freut man sich ja, nicht in Wien aufzuwachsen, falls es dort Gang und Gebe sein sollte, so hart und ungeniert über Leute zu urteilen. Stereotypen machen das Leben eben einfacher (dir offensichtlich auch), und wenn du deinen geistigen Horizont damit soweit einschränken möchtest, dass du kaum noch über deinen Tellerrand schauen kannst- bitte, nur zu, scheint ja wunderbar zu klappen.
Es ist anmaßend, sich selbst die Fähigkeit zuzugestehen zu erkennen, was eigentlich Kunst ist. Genau wie die Moral wandelt sich die Kunst mit der Zeit, und wie Kant schon gesagt hat: Das Ding an sich dahinter erkennen wir sowieso nicht.
Ach, und eigentlich spreche ich so was nicht an, weil ich das geschmacklos finde, aber bevor du dich immer weiter über die geisteswissenschaftlichen Pseudostudenten aufregst, würde ich dir raten, noch einmal an deiner Zeichensetzung zu arbeiten.
Mit freundlichen Grüßen,
Eine Hipster Depri zu viel Haut zeigende Philosophie studierende Feministin (die sich nicht persönlich angegriffen fühlt :) )
„Stereotypen machen das Leben eben einfacher[…]. Eine Hipster Depri zu viel Haut zeigende Philosophie studierende Feministin[…]“
I don’t even…
@ +VLFBERH+T
Dass das von Johanna jetzt sowas von offensichtlich ironisch eingesetzt wurde, muss man dir nicht ernsthaft noch erklären, oder? ;)
(Rhetorische Frage, anscheinend nämlich schon…)
Zu dem Text kann ich Robert nur zustimmen, obwohl ich BEI WEITEM nun wirklich kein Optimist bin und selbst sehr, sehr schnell das Haar in der Suppe finde und jammere. Auf die Kritik an der Szene selbst beziehe ich mich weniger, denn ich kenne die Szene in Wien nicht und kann eine allgemeine Enttäuschung mit der heutigen Gossik-Szene absolut nachvollziehen. Von der Szene, wie ich sie mir wünsche, ist heute halt kaum noch was übrig.
Aber spätestens beim obligatorischen Veganer-Feministen-xy-Angeprangere hat man dann das Gefühl, dass hier einiges miteinander in einen Topf geworfen wird, was nichts miteinander zu tun hat.
Teilweise doch sehr krude Gedankengänge, alles über einen Kamm geschert… Fehlt eigentlich nur noch das Wort „Gutmensch“ irgendwo reingestreut, und das Stammtisch-Bingo wäre komplett.
Erfolg = Gute Kunst?
Ah, natürlich, der Vorwurf, das einem der Mund verboten wird. Klar. Also wir sind hier in Deutschland und man darf im Prinzip alles sagen, was man will ohne geköpft zu werden. Ich finde so EINIGES Augenkrebs verursachend, das glaub mal. Aber das muss man jemandem nicht ins Gesicht sagen, sondern kann darüber doch wie jeder, der eine gute Erziehung genossen hat, mit anderem hinter ihrem Rücken lästern. ;D
Denn absichtlich und konfrontal jemandes Selbstbewusstsein zu mindern finde ich tausendmal widerlicher als den widerlichsten, geschmacklosesten xtra-X-Schnallen-Latex-Presswurst-Aufzug. Da muss man sich dann auch nicht über entsprechende Reaktionen wundern.
Ja, schon schlimm, schmächtige und schüchterne Menschen sollten am besten gar nicht mehr das Haus verlassen, hm?
Sei doch einfach froh, dass du das Glück hast, zu den extrovertierten Exemplaren unserer Spezies zu gehören (sehr praktisch in unserer Leistungsgesellschaft, die einen Menschen nur nach seiner Arbeitseffizienz bewertet, was du mit deinem Hass auf Studenten ja zu unterstützen scheinst).
Und inwiefern ist das dein Problem? Gibt halt Leute, die andere Lebenskonzepte haben als man selbst, herrje. Und wenn du das nächste mal an der Supermarkt-Kasse stehst und so ein furchtbarer, furchtbarer Untermensch da vor dir sitzt, kotzt du den dann auch so an?
Ist echt nicht persönlich gemeint, aber dein Text lässt dich wirklich, wie Robert schon sagt, sehr verbittert wirken. Vielleicht entspricht das nicht der Realität, aber dein Ausdruck lässt kaum eine andere Lesart zu. Dafür erscheint er zu indifferenziert und unpersönlich, was womöglich an deiner Auffassung der „Aufgabenstellung“ dieses Gothic Fridays liegt, aber naja… Man kann ja als Leser nicht hellsehen und wissen, wer und was da vielleicht noch hinter steckt.
Hast du früher „Kummerkasten“ gespielt und hast es nun satt? Oder sind die Leute auf Partys für dich „Loser“? Das habe ich zwischen den Zeilen rausgelesen.
Ansonsten finde ich deinen Text ebenfalls zu negativ und verbittert, obwohl ich mich weder von „Veganer“, „Hipster“ noch von „Bodyshaming“ angesprochen fühle.
Hallo,
gestehen wir doch bei einer solchen Themenstellung den Leuten ruhig mal zu, indifferent zu sein!?
Die Aussagen klingen auch selbst für mich als Szeneopa und ewiger Nörgler sehr ultimativ. Aber sollte es dieses Mal nicht um subjektive Betrachtungen gehen? Die Alternative wäre, dass diese Meinungen nicht mehr auf`s Tableau kommen und somit auch keine Diskussion statt finden kann. Dass sich der eine oder die andere auf die Füße getreten fühlt, zeugt ja, dass da auch ein Körnchen Wahrheit drin steckt. Lediglich die Wortwahl finde ich stellenweise unpassend – dieses halte ich jedoch der Jugend des Verfassers zu Gute… ;-)
Wartet mal ab, bis MEIN flammender Zorn über euch herein bricht! *g*
LG Jörg
Holly….. ich kenn dich lang genug, um zu wissen, wie gern du über andere lästerst, aber bei dem Text musste selbst ich schlucken.
Wenn du nicht mit den Problemen anderer zugemüllt werden willst dann tu halt nicht so, als würden sie dich interessieren? Niemand erzählt sowas, außer man gibt ihm das Gefühl, gehört und akzeptiert zu werden und ich seh dich oft genug mit Leuten freundlich reden, über die du dich immer nur beschwerst.
Es ist irgendwie auch sehr ironisch, dass du dich über Leute beschwerst, die andere Standpunkte nicht akzeptieren können, dich aber selbst im selben Atemzug über alle aufregst, die irgendwie ein anderes Leben führen als du bzw andere Werte vertreten.
Was geht es dich eigentlich an, wo andere ihr Geld herhaben? Oder wie lang jemand zum studieren oder für sonstwas braucht? Das betrifft ja niemanden, außer die Person selbst. Genauso wie, ob jemand mit seinen kreativen Projekten Erfolg hat. Wer sagt denn überhaupt, dass die darauf aus sind? Ich verrat dir was: Man kann auch Dinge aus Freude an der Sache schaffen; man wird mit der Zeit automatisch besser, muss aber irgendwo anfangen, und last but not least: Du bist weit davon entfernt, Kunstkritiker zu sein.
Genau so ein Gedankengut wie deines ist es, das die kreativen Geister ewig in verschiedensten Studien hält und ihren Platz nicht finden lässt, weil sie von Leistungsfanatikern wie dir ihr ganzes Leben lang nur hören, dass das was sie gern tun und wofür sie ausgelegt sind nichts wert ist. Die sind nicht das Problem, die wissen sich schlicht selbst nicht anders zu helfen, diese kontraproduktive Einstellung ihnen gegenüber ist das Problem.
Ich weiß nicht, wieso sich bei dir so ein Hass aufgestaut hat, aber da ist deine eigene Reflexion gefragt.
Schon klar. Nichtsdestotrotz wurden die Begriffe ja affirmativ genutzt, nicht?
Wow, toller Text…
Du musst ja viele Freunde haben…
Der ewige Student
Affirmativ in der Annahme, dass Stereotypen existieren. Was nichts neues ist, fast alles ist ein Stereotyp. Und zu allem gibt es Vorurteile und Schubladen.
Der Unterschied liegt in der Wertung, die man daraus zieht. Und der Autor präsentiert sein Denken in dieser Hinsicht vernichtend und schwarz-weiß.
Beispiel:
Inwiefern ist das Wort „Veganer“ in diesem Satz relevant? Was haben Veganer mit Autos zu tun? Geht es nicht schlicht und ergreifend darum, nebenbei noch eine spezifische Gruppe niederzumachen?
Die (selbstreferenzielle) Benennung von Stereotypen ist zunächst nicht mehr als das. Jemand ist schwul, es gibt einen schwulen Stereotyp: Was davon zutrifft, hängt von ihm ab, was du daraus für eine Wertung über ihn ziehst, hängt von dir ab. Jemand ist ein Grufti, es gibt einen Grufti-Stereotyp: Was davon zutrifft, hängt von ihm ab, was du daraus für eine Wertung über ihn ziehst, hängt von dir ab, usw. …
Mir scheint das alles komplexer, als es kategorische Bewertungen zulassen.
Kognitiv iSv der geistigen Verarbeitung existieren diese, natürlich. Ganz grundlegend arbeitet der menschliche Geist heuristisch, ohne derartige Kategorisierung wären wir gar nicht handlungsfähig. Wir ziehen dauernd Schlüsse aus unvollständigen Informationen, dazu gehört eben auch, dass man aufgrund weniger oder mehrerer Merkmale einen Menschen kategorisiert; das fängt bei der Kleidung an (welche sehr aussagekräftig ist, Semiotik und so…), geht über Verhaltensweisen als Indikatoren des sozioökonomischen Status und endet nicht zuletzt dabei, wo man sich mehr oder weniger offensichtlich einer politischen Ausrichtung oder Ideologie anschließt.
Ich sehe das auch nur als ein Rund-Herumhauen. Bin selber aus Wien, ein Stückchen älter als 28 (bin 40), kann ich vielleicht deshalb den Post nicht verstehen.
Habe in der Szene auch meist nur mit Leuten meines Alters oder darüber zu tun.
Und habe noch nie eines dieser von dir angesprochenen Vorurteile zu tun.
Mein einziges Problem ist, dass es vermehrt elektronische Musik spielt, aber das wars auch schon.
„Denn obwohl der Großteil der Leute in der Szene eigentlich ziemlich scheiße ist“
Das habe ich noch nicht erlebt, eher das Gegenteil.
Ich finde es übrigens sehr gut, dass sich hier andere Stimmen aus Wien melden. Das zeigt doch, dass nicht alles so schlecht und „scheiße“ sein kann, wie es Autor Holly empfindet. Möglicherweise gibt er der Szene ja nach über einem Jahr wieder einmal die Chance, ihn von einem anderen Gesicht zu überzeugen.
@+VLFBERH+T: Welche Sprache muss ich eigentlich bei Google-Translate einstellen? Irgendwie wird Dein Kommentar nicht korrekt übersetzt. :-)
Für mich ist wichtig, das man eben diese Muster, die man meint bei seinem Gegenüber oder seinem Umfeld zu sehen, überdenkt. Oft genug liegt man trotz Einschätzung von Kleidungsstil, politischer Ausrichtung, Ideologie und Weltanschauung letztendlich falsch. Die eigenen Stereotypen sollten meiner Ansicht nach ständig in Frage gestellt und überprüft werden. Das mag anstrengend klingen, schützt aber vielleicht vor der Form von Resignation, die Holly ausstrahlt.
@Mourant: Schwarz-Weiß ist in diesem Gothic Friday die Devise! :-) Es geht doch genau darum, dass man seine Schubladen offenlegt, seine Kategorisierung darlegt und das, was einen vermeintlich nervt, einfach mal in den zwei einfachen Farben darstellt. Durch die Kommentare und die Beiträge der Anderen kommt man schließlich auf die Fehlerhaftigkeit der eigenen Gedanken. (Oder auch nicht) Präsentiere Deinen geistigen Ist-Zustand!
So, jetzt haben sich ein paar Kommentare angehäuft und ich versuche darauf zu antworten.
Eins vorneweg, wie Robert bereits geschrieben hat, der Gothic Friday hat es erlaubt Dampf abzulassen. Das Dampf heiß ist und man sich damit verbrennen kann sollte jedem klar sein.
Wer erwartet hat das jetzt überall drinnen stehen muss „wir sind alle ein bisschen doof aber sonst haben wir uns alle lieb“ der lebt scheinbar auf einem Ponyhof. Ich habe die Samthandschuhe schon lange gegen die Boxhandschuhe ausgetauscht. Die Szene neigt dazu hinterrücks immer am lautesten zu reden. Die Meinung bekommt selten jemand gerne ins Gesicht gesagt.
Da sich aber besonders viele echauffiert zu Wort gemeldet haben, muss ich davon ausgehen bei vielen einen wunden Punkt gefunden zu haben. Auch Mr.Niles ist das nicht entgangen und ich bin, froh sehr geteilte Meinungen zu sehen.
Wie +VLFBERH+T auch schon geschrieben hat. Schubladen denken ist normal. Ich habe mir nur erlaubt, jetzt etwas über ein paar Schubladen zu sagen. Dinge die mich vereinzelt oder angehäuft stören oder mir negativ auffallen. Nicht nur mir, sondern auch einigen anderen.
Aber selbst wenn ich 100 Dinge an einer Person habe die ich nicht leiden kann, heißt das noch immer nicht das ich die Person deswegen weniger mag oder ich mich deswegen nicht mit ihr Unterhalte.
(Nilum, das haben wir gestern glaub ich lang genug besprochen)
Vielleicht kommt aber auch einmal ein Thema, warum ich bei meiner Abneigung dennoch gerne in der Szene bin ;)
@Robert, ich mag deine kühle, rationale Betrachtungsweise. Erst vor einigen Monaten durfte ich an einer Diskussion Teilhaben, das die Jogginghose ein fester Bestandteil der Rave-und Technoszene ist. Damit haben sich Besucher bzw. ein DJ einer Veranstaltung damit gerechtfertigt auf einem „Gothic Ball“ diese getragen zu haben.
Ob mich das verbittert oder verzweifeln lässt, da bin ich mir selbst noch nicht sicher. Aber ich bin eher der Typ der mit Popcorn dasteht und sowas be-und entgeistert beobachtet.
Der Verfall übt ja doch auch eine gewisse Faszination aus.
@Mourant, ja ich habe einen Stereotypen gebastelt und die angriffsfreudigsten Typen genommen, bewusst. Denn das sind üblicherweise jene die sich als erstes zu Wort melden und keinen Spaß verstehen, wenn es um ihre Ansichten geht.
Ein tatsächliches Beispiel: Ich stehe an der Bar und muss mich vor einem Jesusverschnitt neben mir rechtfertigen, warum ich mir einen Eistee und keinen Alkohol bestelle. Die einfachste Antwort die mir die meisten Diskussionen erspart, ich bin mit dem Auto hier. Fängt diese mir unbekannte Person an mir vorzuwerfen, dass ich mir das als in Wien fortgehender nicht erlauben dürfe. Wir haben ja so tolle Öffis und überhaupt habe ich kein Recht dazu Platz für mein Auto zu beanspruchen. Das diese Person dazu jetzt kein Veganer sein muss ist mir bewusst, allerdings wäre es auch nicht verwunderlich gewesen.
Was mir besonders aufgefallen ist, in welche Schublade DU mich steckst. Ich habe wesentlich mehr Respekt vor jedem Kassierer als vor einem Philosophie Studenten. Ich kann dir auch sagen warum.
Bei uns ist die Sonntagsöffnung ein sehr heißes Thema. Ich bin sehr froh, dass die Gewerkschaften sich sehr gut dagegen stemmen. Aber ich höre nur aus Studentenkreisen „wie geil es wäre am Sonntag nach dem weggehen um 14 Uhr noch einkaufen gehen zu können“, das sind allerdings nicht die Personen die selbst um diese Uhrzeit jemals arbeiten würden. Nein, lieber lassen sie das, wie du sie bezeichnet hast „Untermenschen“ machen. Man selber muss es ja nicht.
Diese Schicht an boboesken Hipstern habe ich gemeint. Vielleicht habe ich mich zu ungenau ausgedrückt. Aber das musste ich klar stellen.
Nochmals, ich verachte den Studenten, dessen Studium ich die Daseinsberechtigung abspreche. Das ist meine persönliche Meinung und Ansicht zu einigen Studiengängen.
Aber um deine Schublade noch ein bisschen zu füttern, ja ich hab auch eine handwerkliche Ausbildung. Müsste dir ziemlich gut ins Weltbild passen oder?
Erfolg ist nicht unbedingt gleich gute Kunst. Ich habe einem gewissen Herren von Nachtmahr vor etlichen Jahren die Meinung zu seinem Projekt gesagt. Erfolg hat er damit, trotzdem find ich diese Art von Kunst Scheiße.
Ebenso empfinde ich einen Strich auf der Wand nicht als Kunst. Vielleicht ist es aber auch die Kunst des Künstlers, dem heutigen Betrachter, jenes als Kunst verkaufen zu können? So wie einst in der Geschichte „des Kaisers neue Kleider“ bin ich hier vielleicht nur ein dummes kleines Kind das es einfach nicht erkennen kann.
Glaub mir, Extrovertiertheit kann man erlernen. Zu diesem Typus habe ich eine besondere Verbundenheit. Leider ist es auch oft der Typ der sich nicht helfen lassen möchte. Auch muss ich zugeben, dass mir mittlerweile die Zeit und Kraft dazu fehlt mich um Sonderfälle zu kümmern.
Vielleicht macht mich das zu einem dieser bösen elitären Gruftis, die lieber in ihren Runden bleiben.
Aber ich kümmere mich nun lieber um mich selbst. Hier möchte ich auch zu Sylvia_Plaths frage anknüpfen. Ja ich empfinde den Anteil an „Losern“ in der Szene recht hoch. Aber es sind nicht nur „Loser“ sondern eben oft viele die den Anschluß nicht gefunden haben und dann oftmals hier die letzte Chance sehen. Nicht jeder kommt wegen der Musik.
@der.ewige.student, tatsächlich bin ich selbst überrascht das dass der Fall ist. Scheinbar mögen viele Leute Querulanten wie mich?
@udspauth, ich schätze du wirst wohl eher nur mit den Altgruftis zu tun haben? Ich habe nämlich nicht nur eine Nachricht von Menschen bekommen die sich darin erkannt haben und gefragt haben ob ich sie gemeint habe.
Ach Holly v.v Man kann Leuten schon die Meinung ins Gesicht sagen, die Frage ist wie. Und bei diesem empörten Roundhouse-Kick durch sämtliche Kategorien, die irgendwie mit der Szene zu tun haben (Oder nicht einmal) ist es kein Wunder, dass die Leute entsprechend reagieren…
Ich kann nach 7 Jahren teilweise intensiver Aktivität in der Wiener Szene auch kaum einen deiner Punkte nachvollziehen. Vielleicht bin ich mit 4 Lebensjahren weniger auch schon die nächste Generation, aber das einzige hier, was auch mir unangenehm aufgefallen ist, waren die reihenweise aufploppenden „Models“, welche mit der Zeit immer mehr Kleidung abgelegt haben, und das ist subjektiv schon lange stark im Rückgang. Künstler fallen mir spontan 3 ein und die sind gut. Dass die Szene insgesamt eher links und gesellschaftskritisch ist, dürfte angesichts der Ursprünge eigentlich niemanden wundern und die Studentensache ist imho komplett out of context. Ich kenne glaub ich mehr ITler in der Szene als Philosophiestudenten, insgesamt mehr Berufstätige als Studenten. Und dass sich irgendwer wegen eines Studiums super-erhaben vorkommt ist mir auch kaum je untergekommen, da halte ich gerade die in der Szene noch für angenehmer als die außerhalb, in keinem Fall aber für schlimmer.
Ich hab nach deinem Text hier eine Weile überlegt, was ich geschrieben hätte, hätte ich hier auch einen Dampf-ablass-Artikel eingereicht. Ich hab mich in der Vergangenheit sehr viel aufgeregt, über schlecht gewählte Locations, defekte und nie reparierte Belüftungen, 1000fach ausgelutschte Playlists und ab und an auch über zu viele „Szenetouristen“ oder komische Neuzugänge. Aber das ist selbst für mich schon so ausgebrannt, ich hätte im Endeffekt überhaupt keinen Artikel geschrieben. Umso mehr hat es mich überrascht, hier so einen Ausbruch von dir zu lesen, ich kenn dich eigentlich gechillter, und dann noch die angesprochenen Themen… Du kannst natürlich denken, was auch immer du willst, du kennst vl auch andere Leute als ich. Ich poste das hier hauptsächlich auch nur, damit die deutschen Kollegen auch eine andere Ansicht aus Wien haben.
Ich finde es schon sehr anmaßend von dir, zu behaupten, dass es Studienfächer ohne Daseinsberechtigung gibt. Noch anmaßender finde ich die Tatsache, dass du einfach völlig undifferenziert eine ganze Menschengruppe aufgrund ihrer Berufswahl verurteilst. Ach nein, du schriebst „verachtest“. Noch besser.
Stell dir vor, es soll Menschen geben, die für ihr Studium deshalb länger als der Durchschnitt brauchen, weil sie nebenbei arbeiten gehen, um sich ihr Studium überhaupt leisten zu können. Man munkelt auch, dass nicht jeder Mensch schon in der Schule genaue Vorstellungen von der beruflichen Zukunft hat, vielleicht falsche Entscheidungen trifft und deshalb den Studiengang wechselt. Manch ein Lebenslauf ist eben etwas verzweigter.
Es tut mir wirklich aufrichtig leid für dich, dass du scheinbar so viele schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht hast, die dich haben so werden lassen, wie du in deinem Text wirkst. Jeder Mensch hat Schubladen und Vorurteile, wie du schon gesagt hast, ich kann mich da auch nicht ganz von frei machen. Dennoch bin ich der Meinung, dass man stets versuchen sollte, unvoreingenommen auf Menschen zuzugehen. Du wirst dich wundern, wie häufig man seine Schubladen im Kopf danach neu sortieren muss. Dass man dabei manchmal auf Menschen trifft, die dem Vorurteil genau entsprechen ist natürlich auch klar, doch das sollte einen nicht aus der Bahn werfen. Ich hoffe für dich wirklich, dass du es schaffst, vielleicht doch ab und zu über deinen Schatten zu springen.
Dass Schubladen normal und ein Stück weit nötig sind, ist mir bewusst und ich mache mich dessen auch oft genug „schuldig“. Aber wenn man schon so weit reflektieren kann, zu dieser Einsicht zu kommen, kann man sich doch auch bemühen, darüber hinaus zu wachsen und wenigstens zu versuchen, die Leute und die komplexe Welt, in der sie aufgewachsen sind und leben, etwas differenzierter zu sehen. Oder was ist dein Vorschlag? Zurücklehnen und sagen „Das ist halt so, pff.“? Damit macht man es sich ziemlich einfach und rechtfertigt seine eigene Oberflächlichkeit und geistige Faulheit.
Beispeil: Ich hasse Nike-Schuhe, diese unfassbar häßlichen, geschmacklosen Drecksteile, das Emblem des zeitgenössischen Konsumfaschismus. Ich kann sie nicht mehr sehen… Aber ich weiß gleichzeitig, nicht jeder, der Nike-Schuhe trägt,ist dumm. Vielleicht einige, vielleicht viele, vielleicht sogar die Mehrheit. Aber selbst dann wäre es mir zu simpel, mich der Gleichung „Nike-Schuhe = Idiot“ zu ergeben, nein. Große Vorsicht, ja – aber kein endgültiges Urteil, so einfach es auch wäre.
Seltsame Annahme, aber so kann man sich natürlich alles schön reden. Es kommt Gegenwind = Ich habe Recht. Interessanter Gedankengang, und wieder so bequem. Wenn ich mir die Welt ansehe, bist du mit dieser Einstellung in guter Gesellschaft. Du beschwerst dich über mangelnde Reflektion in der Szene. Man sollte immer bei sich selbst anfangen. Zweifle an dir selbst, ich mache es pausenlos.
Ja, hast du. Und ich denke, wenn dein Artikel inhaltlich etwas ausführlicher gewesen wäre (wie dein jetztiger Kommentar), hätte es auch nicht so viel Gegenwind gegeben.
Kannst du mir auch nur eine einzige Stelle nennen, an der ich dich in eine Schublade gesteckt habe? Ich habe dir (zugegeben, provokante) Fragen gestellt, die in Bezug auf deinen Ausdruck absolut gerechtfertigt waren. Und hast du meinen letzten Abschnitt überlesen? Hier nochmal:
Fand ich eigentlich sehr wohlwollend und fair von mir, da ich dir zugestanden habe, gar nicht so oberflächlich und infantil zu sein, wie dein Text es erahnen lässt. Aber wenn das nicht reicht…
Wie gesagt, hab dich an keiner Stelle in ´ne Schublade gesteckt. Aber ich denke, man kann schreiben, was man will. Sich ungeachtet von Argumenten und Tatsachen als Märtyrer der freien Sprache und Opfer der Heuchler zu sehen, scheint einfach so verführerisch zu sein.
Übrigens habe ich studiert und mache jetzt trotzdem eine handwerkliche Ausbildung. Nur um mal in Relation zu stellen, wie furzegal es mir für die Bewertung deines Artikels war und ist, was du beruflich machst oder nicht machst. Ich halte mich und mein Weltbild für (verhältnismäßig) ambivalent und offen. Ein Grund, warum ich mich aus Internetdiskussionen in der Regel raushalte. Zu zeitraubend, lebensfremd, unfokussiert, missverständlich.
In diesem Sinne…
*löscht fürs erste wieder das Licht und zieht gaaaaanz langsam den Sargdeckel hinter sich zu…* ;)