Noch 44 Tage: Doku Countdown zum WGT – Wave Gotik Treffen 2007

An Ostern ist das WGT schon verdammt nahe, aber auch irgendwie noch verdammt weit weg. So unwirklich erscheint mir das in den letzten Wochen vor Pfingsten immer, dass es bald wieder soweit sein sollte, dass ich es mir nicht wirklich vorstellen kann. Gleichzeitig verfalle ich in dezente Planungspanik. Ist die Campingausrüstung noch in Schuss? Brauche ich noch etwas? Lässt sich die Schlafstätte noch optimieren? Hab ich genug tragbare T-Shirts, Hosen, Röcke, Blusen, Cardigans? Genug warme Klamotten, wenn es durchgehend kühl bleibt? Genug zum wechseln, wenn wir bei 30 Grad im Schatten durchgekocht werden? Was ist eigentlich mit meinen Schuhen? Überleben die 5 Tage Dauerbelastung? Hab ich überhaupt genug Zeit neue einzulaufen, wenn ich doch noch welche ersetzen muss? Aber geübt wie ich bin, schiebe ich diese Frage immer schön in den Mai um dann in Aktionismus zu verfallen, obwohl ich doch eigentlich alles habe. So hab ich genug Zeit für das nächste Video des Doku-Countdowns als kleines Special zu Ostern. Noch 44 Tage.

Der Festivalbericht zum Jahr 2007 stammt vom CarpeNoctemTV. 2004 bis 2010 waren die Macher*innen viel unterwegs. Vor allem auf dem Summer Breeze, aber auch auf dem Mer’a Luna. Mehr Informationen außerhalb des YouTube Kanals finden sich leider nicht, aber das Team hat es geschafft, einen kurzweiligen Einblick in das Festivalgeschehen und eine gute Mischung aus sehen, hören, erläutern und ausleuchten zu geben.

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Ãœbrigens gab es in diesem Jahr zum letzten Mal den Sampler: Silberling – Künstler zum Wave Gotik Treffen als Beilage im Pfingstboten. Etwas ganz Besonders in diesem Jahr muss auf jeden Fall die Eröffnungsveranstaltung am Völkerschlachtdenkmal gewesen sein. Mit einer Lichtinstallation untermalt von den Klängen von „In The Nursery„, die Stücke von Grieg, Liszt, Mahler und Wagner interpretierten.

Auffällig für mich, vermehrte Besucher in Uniformen. Wurden Uniformen in dieser Zeit so langsam zur Mode in der Szene? Hat man sie in den vorherigen Videos gar nicht wahrgenommen, sieht man nun immer wieder Kleidung im militärischen Stil. Dabei wurden Elemente oder ganze Uniformen von Künstlern der Szene schon lange aufgegriffen. Diskussionswürdig ist das alle mal.

Klar hält die Kamera auch hier vornehmlich auf die aufwändig gestylten Besucher drauf. Vielleicht entspricht das meiner selektiven Wahrnehmung, aber irgendwie scheint mir das Gesamtbild bunter und krasser zu werden. Unter den sich Abgrenzenden versucht man noch weiter sich abzugrenzen. Hier finden wir dann auch einen Hinweis auf die „True“ und „Untrue“ Debatte, die zumindest für mich zur damaligen Zeit unglaublich präsent war und eigentlich auch heute noch genau so hochgekocht wird wie damals.

„Was ist das für ein Helm?“
„Das ist ein GSG9 Helm. Von der Polizei.“
„Wie bist du denn an den gekommen?
„Ebay“
„Ebay. Kein C&A Grufti, sondern ein Ebay Grufti“

Erinnert ihr euch? Damals als H&M und C&A Kleidung, die man als Gothic-angehaucht bezeichnen konnte verkauften und massenweise Teenager ihr Taschengeld für diese Klamotten ließen? Nein? Nicht schlimm. Zwischenzeitlich wurde das Geld auch mal bei XtraX und EMP gelassen. Heute sind es Killstar oder Restyle. Kann man machen, muss man nicht. Wäre aber auch mal ein Gedankenspiel wert, wie solche Shops, die Bekleidungskultur „der Szene“ verändern oder wie sie mit dem ästhetischen Geschmack in Beziehung stehen. Ändert sich die Mode, weil sich der Geschmack ändert, oder ändert sich der Geschmack, weil sich die Mode ändert und das entsprechende Angebot da ist?

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Tanzfledermaus
Tanzfledermaus (@guest_57906)
Vor 4 Jahre

Schon seltsam, seit dem 18. April, was bald 4 Wochen her ist, gab es keine neuen Bandankündigungen mehr. Im Moment sind es nach wie vor 160 Bands, sonst waren es doch immer über 200. Nicht, dass ich ein derart riesiges Programm unbedingt bräuchte – man wird von der Masse an Möglichkeiten ja eh immer schier erschlagen – aber ein wenig wundern tut es mich ja doch. Findet da etwa eine Gesundschrumpfung im Programm statt? ;-)

Sylvia_Plath
Sylvia_Plath (@guest_57911)
Vor 4 Jahre

@Caro: Du hast Recht, es könnte tatsächlich sein dass sich das Band-Angebot auf dem WGT gesund schrumpft.

@Federflausch: Ich nehme Bezug auf deine letzten beiden Sätze. Ich denke, die Sache mit den neuen „Bekleidungswellen“ ist eine Mischung aus deinen zwei Thesen. Es kommt durch Internethypes immer wieder zu Vermischung der Bekleidungsstile und Symbole der Szene, was an sich nichts Schlimmes ist. Gleichzeitig werden durch neue Angebote von Kleidung, Schmuck etc. erst neue Bedürfnisse nach angesagterer Kleidung geweckt. Der Geschmack ändert sich quasi durch die neue Bekleidungsquelle.
Oder der Mensch geht eben selbst auf Suche nach neuer Bekleidung, weil sich sein Geschmack verändert hat.

Robert
Robert(@robert-forst)
Admin
Vor 4 Jahre

Ich bin auch der Ãœberzeugung, dass es Leipzig immer mehr an adäquaten Veranstaltungsorten mangelt, an denen man Konzerte mit mehr als 100 Besuchern abhalten könnte. Zum einen fänd ich daher „weniger“ Bands (wenn bei 160 davon überhaupt sprechen darf) besser, um einfach mehr Luft an den vorhandenen Standorten zu schaffen und zum anderen kann das natürlich auch die Qualität erheblich steigern. Möglicherweise – und das wäre die schlimmere Alternative – hat aber wieder der ein- oder andere Standort abgesagt oder ist weggefallen und die Veranstalter waren einfach gezwungen das Line-Up zu verkleinern.

Tanzfledermaus
Tanzfledermaus (@guest_57914)
Vor 4 Jahre

Auf Monkeypress.de stehen ja noch eine ganze Menge Bands in der inoffiziellen „Warteschleife“. Allerdings hab ich darunter kaum was Interessantes für mich entdecken können, handelt es sich hier doch zum größten Teil um Bands aus dem zweit- und drittklassigen Elektro- und Synthpop-Bereich. Ich habe auch das Gefühl, dass im Gegensatz zu den letzten beiden Jahren, die ich zuletzt beim WGT war, wieder vermehrt auf das Elektro-/Industrial-„Pferd“ gesetzt wird. In den Vorjahren gab es – soweit ich mich richtig erinnere – prozentual mehr Postpunk, Gothrock und Wave sowie Minimal Acts als in 2019. Aber ich komme trotzdem auf ca. 30 Bands, die ich mir gerne ansehen würde, hinzu kommen noch einige „vielleicht“-Kandidaten. Langeweile dürfte es also auch diesmal keine geben. 2018 habe ich es gerade mal geschafft, insgesamt 16 Bands zu sehen, 2017 waren es sogar nur 12.

Tanzfledermaus
Tanzfledermaus (@guest_57921)
Vor 4 Jahre

@ Robert: Vielleicht hat es auch mit dem in diesem Jahr wieder parallel stattfindenden Stadtfest zu tun, das ja bestimmt auch einiges an Locations belegt und zudem auch noch einige zusätzliche Ãœbernachtungsgäste anzieht. Da bleibt für Bands nicht mehr so viel Platz in den Hotels, an reinen WGT-Pfingstwochenenden wird es in Leipzig ja auch schon sehr eng mit Ãœbernachtungsmöglichkeiten, sofern Zelten nicht in Frage kommt…

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