Spontis Wochenschau #06/2015

Mein frühmorgendlicher Selbstversuch als Smombie ist gescheitert. Bei dem Versuch, während des Gehens auf dem Smartphone komplexe Aufgaben zu lösen, meine Umgebung völlig auszublenden und wie ein Zombie teilnahmslos durch die Weltgeschichte zu wandern, habe ich gründlich versagt. Geschickt wich den Bordsteinen aus, begrüßte die Frau vom Bäcker und den Bäcker selbst, ließ den 17er Bus auf der Straße vorbei und legte die Brötchen auf den Beifahrersitz. Währenddessen habe ich dann Level 1193 des bunte Steinchen-Spiels gemeistert. Verrückt. Das Jugendwort des Jahres 2015 hat mir eigentlich zugesagt, doch die Eigenschaft mancher Jugendlicher, ihre Umwelt zugunsten einer Leidenschaft völlig auszublenden, habe ich verloren. Dabei hatte ich doch so gehofft endlich die unzähligen Menschen die ich nicht leiden kann, nicht sehen zu müssen. Was habe ich mir gewünscht nicht wahrzunehmen, wie sich Deutschland im Turbokapitalismus ertränkt und einfach mal der misanthropische Eigenbrödler zu werden, der ich als Mitglied dieser schönen Subkultur sowieso sein sollte. Kannste vergessen. Die Jugend kommt nicht wieder zurück. Was würde ich nochmal für das Gefühl geben, dass die ganze Welt gegen mich und ich gegen die ganze Welt bin. Was habe ich stattdessen? Mitgefühl, Verständnis und Einsicht! Hoffentlich werde ich schnell älter. Denn dann, so hat man mir gesagt, kommt der Starrsinn und die Gleichgültigkeit wieder zurück. Ich freu mich drauf. Blöd nur, dass man dann eine Lesebrille braucht um das Smartphone zu bedienen.

  • Was hat es mit der Gothic-Szene auf sich? | Rhein-Neckar-Zeitung
    Auch zwischen Rhein und Neckar gibt es schwarze Gestalten, die sich der Gothic-Szene zugehörig fühlen. Noire Mari trifft in Heidelberg eine Redakteurin der Zeitung und versucht, die brennenden Fragen nach dem Sinn und Zweck dieser Gemeinschaft zu beantworten. Nach einige desaströsen Versuchen der Vergangenheit endlich mal ein gelungenerer Ansatz das große schwarze Chaos zu fassen: „Gothic ist für Mari eine ganzheitliche Philosophie, die sein Leben verändert hat. Aber was genau macht Gothic aus? Diese Frage ist nicht so leicht zu beantworten, denn die Subkultur setzt sich aus diversen Splittergruppen zusammen. Sie ist keine homogene Bewegung mit allgemeingültigen philosophischen, religiösen, politischen oder ethischen Anschauungen. „Gewaltlosigkeit und Toleranz“, das betont Mari des Öfteren, seien jedoch ein starkes, verbindendes Element. Friedlich, aber auch unnahbar und wirklichkeitsfremd – so werden Mitglieder der Szene häufig von außen wahrgenommen. Gleichgültigkeit und Todessehnsucht sind ebenfalls Eigenschaften, die mit Gothic assoziiert werden. Das streitet Mari jedoch ab.“ (Danke Noire Mari)
  • Viperschwarz, denn Schwarz ist nicht schwarz genug | ze.tt
    Zwei deutsche Modedesigner haben angeblich ein Schwarz entwickelt, dass schwärzer als Schwarz sein soll. Die Gabunviper, eine westafrikanische Schlange, lieferte die natürliche Vorlage. „Nach Platts Aussagen könnte der neue Stoff um 50 Prozent mehr Licht verschlucken als andere schwarze Stoffe. Oder andersrum: Es reflektiert um die Hälfte weniger Licht als andere Stoffe. Derzeit besteht die Kollektion bloß aus einem ultraschwarzen T-Shirt, das für 98€ auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter zum Verkauf steht. Das einzige Problem bei der Abnahme ist allerdings, dass Computerbildschirme nicht in der Lage sind, ein derartiges Schwarz wiederzugeben. Erst, wenn man das Material tatsächlich vor Augen hat, erkennt man einen Unterschied.“ Blöd so ein Schwarz, mit dem man nicht bei Facebook prahlen kann.
  • Another London Music Venue under Threat | Ouijabe
    London war in den 80ern das pulsierende Goth-Zentrum der Insel. 2015 steht die Stadt vor dem Trümmerhaufen der Szene. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn für eine Erweiterung der U-Bahn sollen die legendären Clubs „The Astoria“, „The Intrepid Fox“, „Metro’s Sin“ und auch das „Slimelight“ zum Opfer fallen. Damit wäre der letzte der alten Kultstätten endgültig geschlossen. Es bleibt fraglich, ob sich London je wieder zu einem Zentrum der schwarzen Subkultur mausern kann. „I am sure that many others have fond memories of what is possibly the worlds most famous goth club, which is why we really should try and put a stop to the demolition of yet another iconic music venue in London. Soon there will be nothing left! More recently Madame Jojo’s in Soho closed it’s doors for good, and despite uproar in the community, the protests were ignored.
  • Die PTA mit der schwarzen Seele | Apotheke Adhoc
    Claudia Knaus ist eine Pharmazeutisch-technische Assistentin mit einer schwarzen Seele, so jedenfalls die Apothekenseite. „Seit 13 Jahren ist Knaus nun schon in der Schloss-Apotheke, wo sie auch ihr Praktikum absolvierte. Am Anfang mieden einige Kunden sie noch. Sie hielten sie für eine Anhängerin des Satan-Kultes, zumal sie sich in ihrer Praktikumszeit auch in der Apotheke noch auffälliger kleidete. „Die Kunden dachten dann, ich hätte ihre Arzneimittel verhext“, erzählt Knaus heute. So extrem verkleidet würde sie heute nicht mehr in der Offizin arbeiten. Damals bekam sie hingegen schnell Spitznamen wie „die Leiche“ oder „Teufelsanbeterin“.“ Ihr Traum, so gesteht sie der Redakteurin, sei es, einmal auf dem Titel der Apotheken-Umschau zu sein. Komischer Traum für einen Grufti, aber mein Goth, jedem das Seine.
  • Warum versammeln sich Krähen um ihre Toten? | Schemenkabinett
    Die Natur ist immer noch voller Geheimnisse. So wie das der Krähen, die sich um ihre toten Kamerade scharen. Katharina und Parm vom Schemenkabinett haben sich der Ikone der Szene-Tiere angenommen: „Verschiedene Arten von Rabenvögeln zeigen ein ungewöhnliches Verhalten, wenn sie einen toten Artgenossen erblicken. Sie versammeln sich in der Nähe des toten Körpers und beginnen laut zu rufen, ähnlich wie sie es auch tun, wenn sie auf einen potentiellen Fressfeind, wie eine Eule, treffen. Doch was ist der Grund für dieses Verhalten der Vögel?
  • Die öffentliche Abtreibung der Jex Blackmore | Die Welt
    Jex Blackmore ist die Sprecherin der Vereinigung Satanic Temple, in ihrem Blog Unmother erzählt sie von der Abtreibung, die an Thanksgiving stattfand. Ein Haufen von Tatsachen, die allein schon für übersteigertes Interesse sorgen dürften. Ihr Umgang mit dem eigenen Körper beschäftigt Amerika: „Das uneingeschränkte Bestimmungsrecht über den eigenen Körper gehört zu den sieben Prinzipien des Satanic Temple, der sich selbst als das Ergebnis einer „natürlichen Evolution“ des Satanismus begreift. Satan dient hier nicht als Gottheit, sondern als metaphorische Figur. Ein Verfechter persönlicher Freiheit, der gegen „kontraproduktive“ traditionelle Normen rebelliert. Einer der wichtigsten Grundsätze der Gemeinschaft ist die Überzeugung, Glauben müsse sich an ein aktuelles wissenschaftliches Verständnis der Welt anpassen. Niemals umgekehrt.
  • Stehen sie mal gerade! | Die Zeit
    März 1989 – Immer mehr Jugendliche wollen in der DDR auffallen und die Obrigkeit provozieren. Der Staat reagiert von hilflos bis hart auf diese Querulanten. Eine schöne und zugleich tragische Geschichte aus den letzten Tagen der DDR: „Niemand im Haus hätte etwas bemerkt, hätte es nicht in der zweiten Etage einer Ostberliner Altbauwohnung von der Decke getropft. Die Frau holte den Hauswart, und beide klingelten in der Wohnung ein Stockwerk höher. Niemand öffnete. Die Polizei, herbeigerufen, brach die Tür auf. Im Zimmer wuchs saftig grünes Gras, und mittendrin stand ein Sarg – als Schlafstatt eines Grufties. Die Tropfen in der Wohnung drunter stammten vom Wässern des Rasens. Eine für Ost-Berlin so exotische Privatinszenierung, daß sie gern weitererzählt wird. An den Anblick von Punks und Skinheads im Straßenbild hat sich der DDR-Bürger gewöhnt. Grufties sieht er seltener. Was sie zusammenhält, erzählen allenfalls jene, die früher einmal dabei waren.“ (Danke Marlene Dunklewelle)
  • Endlich amtlich: Grabsteine dürfen fotografiert werden | Lawblog
    Nochmal Glück gehabt, Gruftis! Grabsteine dürfen fotografiert und im Internet ausgestellt werden, so hat ein Gericht in Mettmann entschieden: „Eine Frau hatte dagegen geklagt, dass der Grabstein ihrer Eltern bei genealogy.net zu sehen war. Auch über die Bildersuche bei Google war das Foto zu finden, wenn man den Namen der Verstorbenen eingab. Das Amtsgericht Mettmann erkennt jedoch keine Rechtsverletzung. Das postmortale Persönlichkeitsrecht werde nicht verletzt, weil das Bild der Grabsteine nur die Personendaten wiedergebe. Eine nähere Aussage oder gar Wertung, wer die Verstorbenen waren, sei damit nicht verbunden.“ Danke an Irmin.
  • Den Tod üben – Learn to be dead for the Day | MailOnline
    Südkorea hat die zweithöchste Selbstmordrate der Welt. Immer mehr Menschen erkranken am Stress ihrer Leistungsgesellschaft an Depressionen, deren einziger Ausweg der Freitod zu sein scheint. Bis zu 40 (!) Menschen bringen sich dort täglich um, weil sie sich dem Druck der Gesellschaft nicht mehr gewachsen fühlen. Jetzt gibt es in den dortigen Schulen den ultimativen Selbstversuch. Tod für einen Tag. Mit schlafen im Sarg, Abschied durch die Liebsten und Sterbebild. Das soll mögliche Kandidaten für den Selbstmord abschrecken. Na, ob das klappt? „Sitting between rows of coffins, with pens and paper littering small desks, the students listen as the head of the centre, former funeral company employee Jeong Yong-mun, explains that the problems we face in life are a part of life. They are told they must accept them and try to find joy in their hardships. Among the students are teenagers who can’t cope with exam pressure in school, parents who find themselves useless after their children have left home, and the elderly terrified of being a financial burden on their young families. 
  • Terror and Wonder: The Gothic Imagination | Necroweb
    Drüben bei Necroweb hat man das Buch zur Ausstellung von Dale Townshend gelesen und fragt sich, wo denn der Zusammenhang zwischen „Gotik und Gothic“ ist und warum die morbiden und abseitigen Themen nun schon seit 250 Jahren für Aufsehen sorgen: „Nur warum sorgt so etwas für Faszination? Für viele Menschen regen diese Extremdarstellungen nun mal die Fantasie und Kreativität an. So kann ein Skelett auch mal Trost schenken, wobei man auch von dargestelltem und realem Tod unterscheiden muss. Denn wer will schon sehen wie echte Menschen sterben? In einem Splatter-Film geht das aber absolut in Ordnung und dient nicht nur Unterhaltungszwecken. Man darf eben Realität und Kunst bzw. Unterhaltungskunst nicht gleichsetzen. Und was hat nun Gotik mit Gothic zu tun?“ Das Buch, so Necroweb, soll helfen genau diese Frage für sich zu beantworten. Wenn man dann will. Ich packe es mal auf den Spontis-Wunschzettel.
  • 80s Goths spied dancing in their natural Habitats | Dangerous Minds
    Übersetzt: Goths aus den 80er beim tanzen in ihrer natürlichen Umgebung beobachtet. Im Grunde ein Paradoxon, denn um zu filmen braucht man Licht und im Licht tanzen Gruftis nicht. Also die Echten jetzt. Die warten nämlich auf Dunkelheit, viel Nebel und das richtige Stück. Drüben bei Dangerous Minds gibt es ein paar Videos zum staunen
  • Satan, Luzifer, Beelzebub | ZDF Info
    Es gibt keine Beschreibung des Teufels in der Bibel – und doch machen wir uns eine Vorstellung von ihm. Kunsthistoriker Alastair Sooke zeigt, wie Künstler ihn im Mittelalter gesehen haben.
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