Vorwort: Das Pest-Treffen in Leipzig war eine schwarz-bunte und weitestgehend selbst organisierte lose Zusammenkunft, die das ausgefallene Wave-Gotik-Treffen kompensieren sollte. In den letzten Wochen haben wir viel über das ausgefallene WGT in Leipzig geschrieben und diskutiert. Wir haben Bilder gesehen, die uns wahlweise sehnsüchtig und melancholisch zurückließen, oder auch empörten, weil wir notwendige Pandemie-Regeln verletzt oder gedehnt sahen. Während ich durch meine Berichterstattung „aus der Ferne“ eher Veranstaltungs-Gegner zum Diskutieren versammelte, fehlte die Sichtweise derer, die wirklich dort gewesen sind und sich durchaus Gedanken über ihren Besuch gemacht hatten, fast vollständig. Karsten Diekmann schickte mir einige Tage nach dem Pest-Treffen einen Bericht, um mir – wie er sagte – andere Aspekte aufzuzeigen. Nach regem Austausch via E-Mail bat ich ihn, seinen Rückblick veröffentlichen zu dürfen, um den Daheim-Gebliebenen auch diese Sichtweise zu ermöglichen.
Das Murmeltier grüßt zum zweiten Mal
Die Vorgeschichte zum Corona-Virus zu erzählen ist müßig. Jeder weiß, was damit gemeint ist, jeder hat mit dem Virus sein Päckchen zu tragen. Die Bundesnotbremse sorgte dieses Mal im Vorfeld des geplanten – und wiederum abgesagten – WGT für eine gewisse Einheitlichkeit der Regelungen über das gesamte Land hinweg, so dass nur der bange Blick auf die Inzidenz-Zahlen in der Stadt der schwarzen Sehnsüchte, in Leipzig, blieb.
Etwa zwei Wochen vor Pfingsten sackte der Wert in Leipzig erstmals unter die 100, was die Hoffnung nährte, sich eine Ferienwohnung in Nordsachsens Metropole nehmen zu dürfen. Um uns alle Optionen offenzuhalten, aber auch Stornierungsgebühren zu umgehen, hatten wir kurz zuvor unsere Buchung im Studio44 storniert, uns jedoch an die erste Stelle einer Reservierungsliste setzen lassen, die uns eine kurzfristige Zusage ermöglichen sollte.
Am Montag vor Pfingsten war es dann klar, sogar die Inzidenz 50 lag in Reichweite, und wir machten die Buchung fix. Was uns erwarten würde, war wie im Vorjahr ungewiss. Facebook und Co. vermeldeten beabsichtigte Veranstaltungen in der Tankbar, im Hellraiser, im Pestdorf und das Viktorianische Picknick schien auch gesetzt. Aber alles wirkte irgendwie diffus, und das Pestdorf informierte am Dienstag darüber, dass das ursprünglich geplante Konzept nicht genehmigt wurde, so dass eine abgespeckte Variante verfolgt werden würde. Der Kobrakeller hatte schon vorher seine Veranstaltung abgesagt.
Wie stellt man sich nun moralisch auf? Einerseits ist klar, dass es bei Zusammenkünften solcher Art nie ohne Regelverletzungen abgehen wird. Ist es darum verantwortungslos, sich an einer solchen „wilden“ Veranstaltung zu beteiligen? Immerhin lag die Infektionslage höher als vor einem Jahr. Aber andererseits gab es auch schon 3,5 Millionen Genesene, knapp 30 Millionen Erstgeimpfte und ein breit ausgerolltes Testangebot. Und es gab Regeln. Wenn die befolgt würden, wäre das Risiko überschaubar. Dabei muss klar gesagt werden: es geht primär um das Risiko des Weitertragens der Krankheit. Heike war gerade vier Tage vorher zweitgeimpft worden, ich eine gute Woche vorher erstgeimpft. Sollten wir selbst die Krankheit bekommen, wäre zumindest ein schwerer Verlauf höchst unwahrscheinlich. Und eine von uns ausgehende Ansteckungsgefahr hofften wir durch regelmäßiges Testen ausschließen zu können. So war klar, dass wir unserer Sehnsucht nachgeben würden. Wir wollten normale Leute treffen, die auch Schwarz tragen, die unsere Musik hören und die ein Gefühl von seelischer Heimat in uns wecken sollten.
Ein Teil unserer Vorbereitung war also der Teststrategie gewidmet. Heike hatte sich als examinierte Pflegefachkraft eine Bescheinigung ausstellen lassen, dass sie als fachkundige Person Antigen-Tests durchführen kann und darf. Wir hatten Formulare entwickelt, in denen wir die Ergebnisse und die Uhrzeit der Selbsttests festhielten, die wir jeden Morgen durchführten. Außerdem hatten wir jederzeit vier Selbsttests dabei, die wir gegebenenfalls in Gegenwart von kritischem Einlasspersonal hätten zur Anwendung bringen können. Auch wenn die Test-Sicherheit der Antigen-Tests nur bei 85% liegt, gibt aber ein täglich wiederkehrendes negatives Testergebnis ein nicht ganz unbegründetes Gefühl der Sicherheit, nicht zum Überträgerkreis zu gehören.
Am Donnerstag vor Pfingsten starteten wir also in das Abenteuer unseres zweiten Pest-Treffens.
Auf zum Pest-Treffen nach Leipzig
Es war fast genauso wie im Jahr zuvor. Nachdem ich am Morgen noch meine übliche Marschierrunde absolviert hatte, wurde der Wagen vollgepackt. Wir hatten uns erneut auf einen Casual Gothic Kleidungsstil verständigt, aber wegen der schlechten Wettervorhersage waren die Koffer mit schwereren Klamotten gefüllt, so dass der Wagen kaum noch freien Platz bot. Schließlich hatten wir mit Bollerwagen und Picknick-Zubehör auch andere raumgreifende Ausrüstung an Bord, weil das Viktorianische Picknick einen Schwerpunkt bilden sollte.
Gegen neun Uhr fuhren wir los. Insgesamt waren wir zuversichtlicher als im Jahr zuvor, in der Tat bildete die Hauptsorge eher die Wettervorhersage. Ein ständiges Regenrisiko verhieß nichts Gutes. Wir ließen uns Zeit, machten Pausen und kamen um kurz vor zwei Uhr am Studio44 an. Unser Vermieter zeigte uns unsere 1-Zimmer-Küche-Bad-Wohnung in einem schönen Altbau. Die hohe, mit Deckenstuck ausgestattete Wohnung war renoviert und top ausgestattet. Ein kleiner Plausch mit dem Vermieter brachte die Erkenntnis, dass wir mit einigem Schwarzvolk rechnen durften. Hatte er mir am Montag noch gesagt, wir wären seine einzigen Mieter, so war er jetzt drei Tage später ausgebucht.
Die Lage unserer Wohnung war optimal. Wilhelm-Leuschner-Platz und Moritzbastei sind von der Riemannstraße in knapp zehn Minuten fußläufig zu erreichen, ebenso wie das Glashaus im Clara-Zetkin-Park und die Wiese, auf der das Viktorianische Picknick stattfinden sollte. Nachdem wir das Gröbste ausgepackt hatten, sollte unser erster Weg uns dann auch zum Glashaus führen, weil wir in Vorbereitung auf den morgigen Tag ein wenig die Toilettensituation auskundschaften wollten. Uns war nicht klar, wie das Glashaus, dass nur Außengastronomie durchführen durfte, mit einem eventuellen Sturm von blasenschwachen Schwarzromantikern auf die hauseigenen sanitären Anlagen reagieren würde.
In der Tat arbeitete das Café im Park mit einem Gatekeeper, der Sitzplätze zuwies. Trotzdem schien es möglich zu sein, sich Zugang zur Toilette zu verschaffen. Aber ich möchte mich nicht in logistischen Detailbetrachtungen verlieren. Das Glashaus stellte unser erstes kulinarisches Erlebnis in einem Café oder Restaurant nach über einem halben Jahr der erzwungenen Abstinenz dar. Niemand kann sich vorstellen, wie gut Heike der Latte Macchiato und mir das Schwarzbier geschmeckt hat und wie sehr wir beide unseren Zupfkuchen genossen haben.
Ich habe zu meinem Reisebericht vom letztjährigen Pest-Treffen schon die Rückmeldung bekommen, dass die kulinarischen Aspekte ein gewisses Übergewicht (man beachte das Wortspiel) in der Darstellung einnahmen. Ich kann es nicht ändern, das wird dieses Mal nicht ganz anders sein. Genüsse stehen beim WGT ganz oben auf der Agenda und wenn das kulturelle Angebot naturgemäß eingeschränkt wird, dann treten die lukullischen Genüsse als logische Folge in den Vordergrund. Nach dem Besuch im Glashaus wanderten wir durch den Park in die Innenstadt, um unter anderem zu erkunden, ob die Mephisto-Bar geöffnet hatte. Da sie in der überdachten Mädler-Passage angesiedelt ist, rechneten wir eigentlich nicht damit. Umso größer war die Freude, eines Besseren belehrt zu werden. Der „Freisitz“ des Mephisto ist offensichtlich von den Behörden als Außengastronomie eingestuft worden. Natürlich ließen wir uns nieder und genehmigten uns die nächsten Getränke. Wie letztes Jahr ließ sich der Kellner von uns berichten, welche Art von Veranstaltungen dieses Mal als WGT-Ersatz angeboten wurden.
Nach einem kleinen Rundgang durch die Innenstadt war es Zeit für das Abendessen, welches wir im Außenbereich des Alfa, eines griechischen Restaurants, einnahmen. Garnelen mit Basmati-Reis für Heike und ein Spieß mit dreierlei Sorten Fleisch, alles mit viel Knoblauch, stellten den essenstechnischen Tagesabschluss dar. Aber das Beste waren die Pommes. Echte Gastronomie-Pommes nach über einem halben Jahr. Ich war im siebten Himmel.
Danach stand noch ein wenig Kundschaften auf dem Programm. An der Moritzbastei war eine Bühne aufgebaut. Aber die dazugehörigen Leute konnten keine gesicherte Auskunft geben, was denn nun wirklich zum Thema „Schwarzes Leipzig trifft“ geplant war. Sie konnten uns weder mitteilen, zu welchen genauen Uhrzeiten etwas stattfinden würde, noch, ob DJs, Lesungen oder Konzerte anstehen würden. Wir sollten in der Folge noch mehrmals an der Moritzbastei vorbeikommen, aber jedes Mal war nichts los bzw. wirkte die Szenerie extrem unsexy. Zwei bis drei schwarze Gestalten, die auf dem Freisitz vor der leeren Bühne hockten, das alles wirkte nicht sehr einladend. Immerhin bestätigten uns die MB-Leute, dass sie unseren Selbsttest anerkennen würden.
Der nächste Gang war der zur Sixtina, weil die Facebook-Ankündigung etwas kryptisch anmutete. Wir waren etwas überrascht, als wir feststellen mussten, dass ein anderer Laden den Platz der Sixtina eingenommen hatte. Wie wir später erfahren sollten, war der Besitzer ausgezogen und hat bis dato noch keine neuen Räumlichkeiten gefunden. Für das Pest-Treffen hatte er die alte Kutsche auf einen Anhänger geladen und klapperte diverse Schauplätze im Stile eines Food-Truck ab, nur dass die angebotene Nahrung aus Met und Met-Mix-Getränken bestand. Wir sollten der Kutsche im Rahmen des Pest-Treffens zweimal begegnen.
Inzwischen hatte sich ein guter Freund aus der Schweiz gemeldet und sich nach unseren Plänen erkundigt. Da er nicht in Leipzig sein konnte, vereinbarten wir für den Abend eine Video-Schalte, um digital auf das WGT anzustoßen. Um halb neun waren wir in unserer Wohnung und genehmigten uns im Rahmen des Google-Meetings mit ihm und einer weiteren Bekannten einen Met-Absacker. (vgl. Bild 4)
Schwarze Versammlungen
Der Freitag stand im Zeichen des Viktorianischen Picknicks und des ersten Pestdorf-Besuchs. Am Morgen läuteten wir den Tag mit einem Rundgang durch die Innenstadt ein, wo wir uns mit einem Besuch im Café Zuckerhut auf das Picknick einstimmten. Weil es nicht mehr ganz so früh war, genehmigte ich mir einen Lumumba und Heike schaffte sich mit einem Latte Macchiato eine geeignete Grundlage für das Picknick, welches ganz im Zeichen von Brot, Käse, Met und Rotwein stand. Wir hatten uns schon um etwa ein Uhr mittags ein schattiges Plätzchen gesichert. Zwar gab es Wind und Wolken, aber die Sonne ließ sich auch für längere Phasen blicken und sorgte für hervorragende Rahmenbedingungen, wenn man nicht unbedingt mit Tischdecken und anderen windanfälligen Konstruktionen zu kämpfen hatte. Mit der Musikbox unseres Sohnes schafften wir eine gemütliche Untermalung und genossen den Nachmittag. Irgendjemand muss uns dort auch heimlich beim Speisen gefilmt haben. Wir haben uns später auf YouTube wiedergefunden. (vgl. Bild 5) (vgl. Bild 6)
Und siehe da, ein Pärchen aus Niedersachsen, das wir letztes Jahr auf dem VicPic kennengelernt hatten, kam auch diesmal vorbei und leistete uns Gesellschaft. Natürlich war Corona ein beherrschendes Gesprächsthema und es wurde deutlich, dass nicht jeder zu allen Einzelaspekten die gleiche Meinung vertritt. Das soll an dieser Stelle aber nicht vertieft werden. Es war ein anregendes Gespräch und als später ein weiteres Pärchen, ebenfalls eine Pest-Treffen-Bekanntschaft vom letzten, nur aus Schwaben, hinzukam, war der Nachmittag perfekt.
Natürlich wurden auch die Veranstaltungsoptionen diskutiert. Unser schwäbischer Freund wusste zu berichten, dass Karten für die Tankbar-Veranstaltungen nicht mehr zu bekommen waren, aber dass bei den beiden Hellraiser-Events für Samstag und Sonntag wohl noch etwas zu bewerkstelligen sei. Als wir Interesse an der Sonntagsveranstaltung anmeldeten, bot er an, für uns Karten mitzubesorgen, was wir dankend annahmen.
Vom Gesamteindruck her gestaltete sich das Picknick fast genauso wie im Jahr zuvor. Nach meiner Schätzung waren etwa 800 Gothics anwesend, die sich im Großen und Ganzen an die Abstandsregeln hielten.
Um etwa fünf Uhr bereiteten wir den Stellungswechsel vor, verabschiedeten uns von den Anderen und zockelten mit unserem Bollerwagen wieder in Richtung Wohnung. Von dort brachen wir in Richtung Torhaus Dölitz auf,
Das von Wonnemond / Yggdrasil ursprünglich vorgesehene Konzept mit Einlasskontrollen, Tests und auch Eintritt für geplante Konzerte am Samstag und Sonntag war drei Tage zuvor von den Behörden abgelehnt worden. Übriggeblieben war nun ein abgespecktes Konzept mit einem Getränkestand, zwei Fressbuden (Grillfleisch und Flammkuchen) und abendlicher Musik aus der Konserve. Ein Testnachweis war nicht notwendig, Einlasskontrollen gab es nicht und die selbst auferlegten Regeln mit Maskentragen in den Schlangen vor den Ständen funktionierten nur mäßig. Alles war aber noch im erträglichen Rahmen, weil nicht viele Leute anwesend waren. Meine Schätzung ging in Richtung 700 Schwarze, die sich auf dem weitläufigen Gelände verteilten. Überraschenderweise – oder auch nicht – spielten auch dieses Jahr Nachtwindheim auf. Im Gegensatz zum Vorjahr gab es diesmal aber keine Bühne.
Die Atmosphäre war angenehm, wir genehmigten uns eine Flasche Met und rundeten den kulinarischen Teil mit Currywust und Pommes ab. Nachdem wir uns gute zwei Stunden im Pestdorf aufgehalten hatten, gingen wir zufrieden in unsere Wohnung zurück. (vgl. Bild 8) (vgl. Bild 9)
Begräbnisrituale mit der Dolmengöttin
Für den Samstagmorgen hatten wir uns vorgenommen, eine Reminiszenz an unsere Hochzeitsreise vor zwölf Jahren zu zelebrieren. Wir fuhren mit dem Auto etwa eine Stunde nach Langeneichstädt, um die Dolmengöttin zu besuchen. Die Dolmengöttin ist eine Stele mit Steinritzungen, die im Zusammenhang mit einem Dolmen (jungsteinzeitliches Großsteingrab) gefunden wurde. Das Ensemble wurde erst 1987 entdeckt, nachdem Bauern beim Pflügen einen Deckstein des Grabes angehoben hatten. Der Dolmen und die Stele stehen auf einem von einer Hecke umzäunten Gelände, welches von der Eichstädter Warte, einem mittelalterlichen Meldeturm, überragt wird. Der Besuch des Steinzeitgrabes war insofern anders als normale Besichtigungen, als dass wir die Bekanntschaft einer Gruppe von Menschen machten, die zum örtlichen Förderverein der Stätte gehörten.
Wir trafen acht bis zehn Personen an, die einen Pfingstbrauch ausübten, der angeblich schon im Mittelalter praktiziert wurde, dann vergessen wurde, aber in den 1950er Jahren wiederbelebt wurde. Sie pflanzten zwei Birkenbäume oben auf die Warte. (vgl. Bild 11) Diese beiden Bäume – einer für das Oberdorf, einer für das Unterdorf – verbleiben bis September auf dem Turm, also grob gesprochen für die Dauer der fruchtbaren Ackerperiode.
Zwei ältere Vereinsmitglieder erzählten uns, dass sie sich noch gut erinnern konnten, wie der Dolmen entdeckt wurde, und wie der Grabungsleiter, ein gewisser Herr Dr. Müller aus Halle, die Dolmengöttin auch als Fruchtbarkeitssymbol deutete und diese in Zusammenhang mit dem alten Pfingstbrauch brachte. Es war höchst interessant und spannend zu hören, wie rührend sich die Bewohner um die Warte und das Grab kümmern und wie sie sich mit der Vereinsgründung das Recht sicherten, dies auch tun zu können, obwohl eigentlich Landesbehörden den Daumen auf diesen historisch bedeutenden Denkmälern haben. Einer der beiden Männer berichtete davon, dass er eine Fremdenführer-Weiterbildung gemacht hatte, und dass die Behörden danach trachteten, dass die Eichstädter auch die anderen Sehenswürdigkeiten der Himmelswege erklären können. Die Dolmengöttin steht nämlich in einer Reihe mit der Himmelsscheibe von Nebra und dem Observatorium von Goseck, die nicht weit entfernt entdeckt wurden. Aber mit einer gewissen Chuzpe haben sich die Langeneichstädter ihre Selbstständigkeit bewahrt. Die Inklusion der Dolmengöttin in die Himmelswege hat für ein deutlich erhöhtes Besucheraufkommen gesorgt, trotzdem wird auf Eintritt an der Grabstätte verzichtet.
Wir haben auch erfahren, dass jedes Jahr zu Pfingsten ein kleines Volksfest auf der Wiese stattfindet, um das Baumaufbringen zu feiern und weitergehende Informationen für Besucher bereitzustellen. Leider ist Corona zweimal für den Ausfall der Festivität verantwortlich gewesen. Trotzdem reifte in uns der Gedanke, diesem Fest irgendwann einmal an einem normalen Pfingstwochenende beizuwohnen.
Wieder zurück in Leipzig nahmen wir im Café Zuckerhut ein verspätetes Frühstück ein. Heike gönnte sich neben dem üblichen Latte Macchiato eine Tomatensuppe, während ich mich mit einem Schwarzbier und einem äußerst energiereichen Mampfkuchen stärkte.
Nachdem wir die Eindrücke am Steinzeitgrab verarbeitet hatten, widmeten wir uns moderneren Aspekten der Begräbniskultur. Zum ersten Mal in unserer WGT-Historie beehrten wir die Leichenwagenschau am Südfriedhof mit unserer Anwesenheit. So ist auch dies ein Zeichen von Corona, dass man ein reduziertes Angebot mit Dankbarkeit annimmt. Und wenn man zwanzig Jahre lang stets „Besseres“ vorhatte, als schwarz getunte Bestattungskutschen zu bewundern, so darf man sich auch mal belehren lassen. Denn auch wenn sich mir persönlich die ästhetischen Seiten und Aspekte des Automobils im Allgemeinen nicht wirklich erschließen, so gab es doch ein paar interessante An- und Umbauten an den Kombis zu bestaunen, die im Schatten des Völkerschlachtdenkmals Aufstellung genommen hatten. Ob es die roten Vorhänge oder dem Sensenmann nachempfundene Accessoires und Zierfiguren waren oder einfach der ansonsten erkennbare Aufwand, der mit viel Liebe zum Detail in die geräumigen Fahrzeuge gesteckt wurde, anerkennenswert sind die Mühen der Besitzer allemal. (vgl. Bild 12)
Außerdem begegnete uns hier die Sixtina-Kutsche das erste Mal im Rahmen des Pest-Treffens. Das zweite Mal sollte später am Tag im Pestdorf sein. (vgl. Bild 14)
Danach ging es wieder ins Pestdorf. Anhand der Eindrücke vom Vortag mit dem limitierten Speisen- und Getränkeangebot setzten wir diesmal auf Selbstversorgung. Ausgerüstet mit Campingdecke, Met, Baguette und Käse gingen wir den Nachmittag in heidnischer Atmosphäre an. Ein kurzes Gespräch mit der anwesenden Waldträne enthüllte, dass wir leider einen Auftritt des Duos verpasst hatten. Die Sängerin war ohnehin nicht ganz glücklich mit dem Auftritt gewesen, weil es nur mit Stimme und Akustik-Gitarre schwierig ist, gegen den Lärmpegel einer großen Besucherschar anzusingen. Da hatten es Nachtwindheim deutlich einfacher, die auch am Samstag ihre Auftritte zelebrieren durften. Mit Schalmei und Trommel lässt sich eben signifikant besser Lärm machen, auch wenn es unplugged ist.
Bei einem Verdauungsrundgang über das Torhaus-Gelände lernten wir ein Pärchen aus Erfurt kennen, mit denen sich ein anregendes Gespräch ergab. Sie konnten von zahlreichen Festival-Erfahrungen berichten und legten uns ein polnisches Dorf-Festival sowie eine schwarzromantische Silvesterveranstaltung im Harz ans Herz. Das hörte sich extrem spannend und verlockend an und es ist fest bei mir eingeplant, mich über die Kreuzmühle im Harz kundig zu machen.
Mittlerweile war es auf dem Gelände recht voll geworden. Es gab zwei neuralgische Punkte, an denen sich die Leute ballten. Vor den beiden Fressbuden und vor dem Pavillon, in dem die Musik aus der Konserve aufgelegt wurde. Aus den Lautsprechern tönte 1980er Jahre Postpunk und New Wave. Masken schienen mittlerweile ein Fremdwort zu sein und die Abstände waren trotz des Merchandising T-Shirts, auf dem „Dead“ vom Zillo zur Einhaltung ebendieser aufrief, immer kleiner geworden.
Wenn man das alles beobachtet, ist man hin- und hergerissen. Es waren vielleicht doppelt so viele Leute anwesend wie am Abend zuvor. Da hat man Verständnis, weil man ja selbst auch diese Bedürfnisse hat, aber auch Sorge, was nach Pfingsten wohl mit den Inzidenzen passiert. Und ganz egoistisch denkt man bei sich, dass einfach zu viele Leute da sind, nur sich selbst zählt man nicht zu denen, die „zu viel“ sind.
Wir verließen jedenfalls um kurz nach acht Uhr die Veranstaltung und ließen den Abend in dem kleinen Burger-Restaurant Oskar ausklingen, von dem aus wir es nur noch ein paar Schritte weit bis zu unserer Wohnung hatten. Der Außenbereich des Oskar (heißt ähnlich wie unser Kater, nur wird der mit c in der Mitte geschrieben) war angenehm, weil ein paar Heizstrahler für entsprechende Wärme sorgten. (vgl. Bild 16)
An dieser Stelle noch ein paar Worte zum Wetter. Im Pestdorf mussten wir auf unserer Campingdecke zwei sehr kurze Regenschauer aussitzen, was sich mit Einklappen der Decke und Aufklappen eines Regenschirms ganz einfach bewerkstelligen ließ. Ansonsten drohten dunkle Wolken zwar über das gesamte Wochenende gelegentlich mit Regen, ließen uns aber größtenteils verschont.
Schwarzkittel und ein echtes Festival
Am Sonntagmorgen wollten wir Schwarzkittel besichtigen, und zwar die, die braungestreifte Kinder haben und unter der Erdoberfläche nach Nahrung wühlen. Gemeint sind also die Wildschweine im Connewitzer Wildpark. In der Erinnerung an alte Leonardo-Zeiten machten wir uns also auf den Weg und wanderten im Schatten der Bäume vorbei an Bärlauch-überwucherten Flächen, bis wir das Wildschweingehege erreicht hatten, wo sich uns zuerst der putzige Anblick einer Bache bot, die ihre Frischlinge säugte. Später konnten wir noch ausgiebig einen abseits nach Nahrung suchenden Keiler beobachten. Es hat eindeutig etwas Beruhigendes, diesen Tieren bei ihren Aktivitäten zuzuschauen. (vgl. Bild 17) (vgl. Bild 18)
Dann ging es ins Mephisto, wo wir uns für den Rest des Tages stärkten. Ich bewies Nerven und gönnte mir trotz der lebenden Exemplare, die wir kurz zuvor bewundert hatten, einen Wildschweinbraten, während Heike sich eine Schokotorte aussuchte. (vgl. Bild 19)
Danach besuchten wir den Alten Johannisfriedhof, den wir im Vorjahr das erste Mal für uns entdeckt hatten. Da vor einem Jahr ein Teil abgesperrt gewesen war, der dieses Jahr aber wieder geöffnet war, konnten wir einen bisher unbekannten Abschnitt erkunden, der mit dem Grab Ludwig Schunckes, eines mit Robert Schumann befreundeten Komponisten, die letzte Ruhestätte eines halbwegs prominenten Künstlers aufwies. Andere prominente Gräber sind die der Brockhaus-Familie und jenes von Herrn Schreber, der die Kleingärten erfunden hat. (vgl. Bild 20)
Dann wurde es langsam Zeit, in Richtung Hellraiser aufzubrechen. Ein Kulturzentrum weit draußen im Osten von Leipzig, bezeichnenderweise in einem Vorort mit Namen Engelsdorf. Engelsdorf scheint geprägt von Industriebrachen, von denen eine auch dem Hellraiser Heimstatt bietet. Die „Karten“, die unser schwäbischer Freund für uns hatte hinterlegen lassen, waren noch da. Eigentlich waren es nur Bändchen, die wir umgelegt bekamen, nachdem wir das erste und einzige Mal unseren Testnachweis zeigen mussten. Bändchen! Im hässlichsten Pink, das man sich nur vorstellen kann. Aber immerhin, nach anderthalb Jahren des Darbens, gab es echte Festivalbändchen. (vgl. Bild 22)
Das Corona-Hygiene-Konzept wurde im Hellraiser definitiv stringenter umgesetzt als im Pestdorf. Die Besucherzahl war limitiert, es gab Tische und Bierbänke mit festen Plätzen. Die Besucher waren angehalten, die Maske aufzusetzen, wenn sie vom Tisch aufstanden. Es wurde zwar später im vorderen Bereich getanzt, aber auch wenn sich nicht alle an die Regeln hielten, so war doch zu beobachten, dass etwa 90 Prozent der Tanzenden Maske trugen.
Ist ja eigentlich kein Wunder, weil die EBM-Fraktion noch nie große Probleme damit hatte, Gasmasken und ähnliche Utensilien zu tragen. Und das gilt nicht nur für CyberGoths, die jedoch langsam auszusterben scheinen. Nachdem zu Beginn eine Stunde lang die gesammelten Werke von Project Pitchfork aus der Konserve tönten, ging es endlich mit der ersten Live-Band namens Gimme Shelter los. Objektiv betrachtet nichts wirklich Tolles, handwerklich akzeptabler Synthie-Pop a la Frozen Plasma. Aber endlich wieder mal elektronische Livemusik. (vgl. Bild 23) Danach kam Unterschicht, deutsche Todeskunst mit verzerrter männlicher Stimme und weiblichem Begleitgesang getreu dem Motto: BlutEngel meets Waldgeist. Es war einfach schön, lustig und plakativ, böse gemeint und gut gemacht. (vgl. Bild 24) Der Headliner Painbastard war dann sicherlich die professionellste Band, die Performance war solider AggroTech und lud zum Tanzen ein. (vgl. Bild 25) Aber ehrlich gesagt haben wir von Painbastard am wenigsten mitbekommen, weil wir einerseits mit unseren jungen Tischnachbarn immer besser ins Gespräch kamen und weil unsere schwäbischen Bekannten zur letzten Band auch auftauchten.
Irgendwann in der Pause zwischen Unterschicht und Painbastard trudelten die ersten Posts aus den sozialen Medien ein, dass das Ordnungsamt das Pestdorf heimgesucht hatte und die Hälfte der Leute weggeschickt hatte. Ich greife an dieser Stelle etwas vor, weil ich mir am nächsten Tag die vielen widersprüchlichen Kommentare etwas genauer zu Gemüte geführt habe. Die Einlassungen waren sehr unterschiedlich. Einige Anwesende hatten gar nichts bemerkt, andere meinten, die Leute wären freiwillig gegangen. Alle bestätigten eine offensichtliche Nachlässigkeit beim Tragen der Schutzmasken, was aber wohl nicht dazu führte, dass die Veranstaltung komplett aufgelöst wurde. Die Reaktionen in den sozialen Medien reichten von „Richtig so“ bis „Behördenwillkür“ und ließen auch eine gewisse Schärfe in der Tonalität nicht vermissen.
Aber zurück zu unseren jungen Tischnachbarn, einem Paar aus Leipzig, sie vor neun Jahren aus Brandenburg zugezogen, er vor vier Jahren aus Badem-Württemberg, beide etwa dreißig Jahre alt. Die beiden äußerten sich sehr reflektiert zu allen möglichen Themen, sei es zu Corona, zur Leipziger Gothic-Szene mit elitehaftem Dünkel oder Hintergrund-Infos zu den Live-Bands, die auch allesamt aus Leipzig waren. Am ergiebigsten war allerdings der Austausch über das Bierkonsumverhalten der Menschen. Als gelernter Brauer war mein Gesprächspartner immerhin vom Fach und hielt mir den Spiegel dahingehend vor, dass der normale deutsche Bierkonsument nicht sehr experimentierfreudig ist. Er hatte sehr scharf beobachtet, dass ich mir während des Konzert-Abends ein Schwarzbier nach dem anderen geholt hatte.
Nach Painbastard ließen wir den Abend noch etwa eine dreiviertel Stunde im Hellraiser ausklingen, bevor uns die beiden Schwaben, die mit dem Auto nach Engelsdorf herausgekommen waren, zu unserer Wohnung zurückchauffierten.
Hochleistungs-Chillen
Für den Montag war kaum etwas an Aktivitäten angekündigt. Lediglich die Moritzbastei und das Pestdorf wollten am Nachmittag etwas anbieten. Wir beschlossen daher, den Morgen im Clara-Zetkin-Park mit einem zweiten Picknick zu begehen. Bei Rotwein und Keksen mit Frischkäse beobachteten wir allerdings keine Gruftis, sondern bunte Menschen. Zwei kleine Jungen beschäftigten sich mit einem Spielzeug-Segelflugzeug, vier junge Leute spielten Frisbee und eine Sonnenanbeterin machte im Beisein ihrer Freundin ein paar Yoga-Übungen. Die Sonne brannte vom Himmel und auch wenn wir im Schatten saßen, machte sich der Wein doch schnell bemerkbar.
Nach etwa zweieinhalb Stunden gingen wir den Stellungswechsel an und nahmen uns das Pestdorf als nächsten Ort zum Faulenzen vor. An der Straßenbahnhaltestelle lernten wir einen weiteren jungen Leipziger Gothic kennen, der uns auf der Fahrt erzählte, dass er mit elf Jahren durch seinen Opa zur schwarzen Szene gekommen war. Bisher hatten wir ja nur mit schwarzen Eltern zu tun, aber die Tatsache, dass es jetzt eine Enkelgeneration gibt, macht die eigene Vergänglichkeit nochmals bewusster.
Jedenfalls erreichten wir das Pestdorf etwa um halb zwei und siehe da, es war ähnlich überschaubar gefüllt wie am Freitagabend. Der Musikpavillon war abgebaut (es war nicht klar, ob ohnehin geplant oder als Folge der Ordnungsamts-Aktion vom Vorabend), die Fressbuden und der Getränkestand machten Restverkäufe.
Wir breiteten unsere Campingdecke aus, packten unseren Met aus und gönnten uns einen (recht kleinen) Flammkuchen. Nach etwa anderthalb Stunden war zu beobachten, dass die beiden Essensstände quasi ausverkauft waren, und der Getränkestand bot nur noch Kirschbier an. Als auch dort nichts mehr aus der Zapfleitung kam und schließlich sogar die Dixie-Klos um etwa vier Uhr abgebaut wurden, war klar, dass nicht mehr viel passieren würde, so dass auch wir uns langsam auf den Heimweg machten.
Nach insgesamt über fünf Stunden Essen, Trinken und Faulenzen in der Sonne war aber immer noch ein abschließendes Abendessen beim Italiener mit Tagliatelle und Tortelloni sowie Panna Cotta drin. Kugelrund rollten wir zurück in unsere Wohnung. Einen so chilligen und faulen Tag hatte ich lang nicht mehr. Der Tag war so angenehm ereignislos, dass ich noch nicht einmal dazu kam, ein Foto zu machen. Da war einfach kein Motiv, welches sich aufdrängte.
Was sonst noch war und was bleibt
Der Dienstag nach der Ankunft und der Morgen danach wurden von mir dazu genutzt, diesen Text niederzuschreiben. Es bleibt festzuhalten, dass es wieder ein wunderbares Erlebnis war und dass sich die Reise gelohnt hat. Im letztjährigen Fazit hatte ich angedeutet, dass uns nur eine Apokalypse vom Trip ins schwarze Leipzig abhalten würde und diese Apokalypse ist letztendlich nicht eingetreten. Die Leipziger Presse berichtete wie gewohnt recht positiv auf den Einmarsch der Schwarzen, schreibt sogar von etwas Normalität zu Pfingsten. Auch die Stadt an sich reagiert positiv, was sich an den angelegentlichen Erkundigungen der Kellner und einiger Passanten im Clarapark ablesen lässt. Auch die Teile der Wirtschaft, die ihrer Geschäfte nachgehen durften, stellten sich auf uns ein, wie die Sargtörtchen beim Leipziger Großbäcker Lukas zeigen. (vgl. Bild 29)
Natürlich ist Corona allgegenwärtig und die Balance zwischen schlechtem Gewissen, Verantwortungsbewusstsein und einem starken Drang nach Normalität und wiederzuerlangenden Freiheiten mit entsprechender Bedürfnisbefriedigung muss letztendlich jeder für sich ausmachen. Wir können für uns sagen, dass wir uns gut vorbereitet hatten, uns soweit wie möglich an die Regeln gehalten haben (was zugegebenermaßen einige wenige Male nicht der Fall war), aber Extremsituationen auch aus dem Weg gegangen sind.
Ich weiß nicht, ob wir damit Neid oder gar Hass schüren, wie es in den sozialen Medien häufig passiert. Aber die Anteilnahme unserer Freunde, die sich während des Leipzig-Aufenthalts bei uns auf den verschiedenen Kanälen meldeten, hat uns signalisiert, dass sie sich mit uns gefreut haben.
Dabei ist uns voll bewusst, dass unsere besten Freunde, die zu Hause geblieben waren, selbst einen sehr tiefsitzenden Blues schieben. Bei allen hängt neben dem Nicht-Besuch eines „profanen Festivals“ viel mehr vom WGT ab, mal wirklich viel, mal weniger. Und das möchten wir nicht verdrängen, sondern unserer Hoffnung Ausdruck verleihen, dass es nächstes Jahr (und vielleicht auch schon eher) wieder etwas wird mit einer Zusammenkunft.
Wir haben uns bemüht, ebenso wie letztes Jahr mit keinen besonderen Erwartungen nach Leipzig zu kommen. Wegen der Inzidenzen war dieses Mal ja auch erst deutlich später klar, dass wir überhaupt fahren durften. Trotzdem hatten wir natürlich im Hinterkopf, dass irgendetwas schon gehen könnte, was sich dann ja auch bewahrheitete. Eigentlich hatte sich der Trip mit dem Besuch im Glashaus am Donnerstagnachmittag schon gelohnt, und alles, was danach kam, war Zugabe. Sogar das Wetter hat letztendlich mitgespielt und vielleicht schaut die Göttin doch ein wenig auf uns.
Ich sitze hier am Mittwoch und schaue mir nebenbei die neuen Inzidenz-Zahlen an, die überall rapide sinken und tröste mich, dass wir hoffentlich keinen Schaden angerichtet haben. Wir haben zumindest niemanden angesteckt, weil jetzt auch der siebte Test innerhalb von acht Tagen negativ war. Und ich möchte irgendwann auch einmal wieder einen Tag erleben, wo ich nicht über diese Pandemie reden muss. Am besten schon auf dem Festival Mediaval in Selb mit dem Zieltermin September.
Der Autor: Karsten Diekmann ist langjähriger WGT-Fahrer, arbeitet freiberuflich als Autor, Coach, Ghostwriter und Texter. www.der-textschoepfer.de
vielen dank Robert für dein Vorwort, ich habe tatsächlich gedacht, bei dein erste Beitrag; wenn das hier, die gängige Meinung ist beim Spontis, dann war das jetzt das letzte mal das ich deine Community und damit diese schöne Website besucht habe. Ich hatte ein wunderbare Zeit in Leipzig, getestet und getoastet, getanzt und gelacht. War einfach glücklich. Für mich gibt es noch ein viel schlimmere Pandemie die jetzt um die Welt grassiert; die der Angst. Und danke Karsten Diekmann!
Es wäre sehr schade, wenn du eine kritische Berichterstattung, die ja durchaus auch mal sein darf, zum Anlass nimmst, spontis den Rücken zu kehren. Immerhin hat Robert sich wie immer sehr diplomatisch und keinesfalls feindselig ausgedrückt. Und auch die kritischen Kommentare sind ja keine gewesen, die andere beleidigt haben oder sonstwie unsachlich gewesen wären. Da sollte man schon sehr gut unterscheiden, finde ich. Was in anderen sozialen Medien und Plattformen abgeht, ist deutlich krasser und spontis hat es nicht verdient, wegen eines kritischen Berichts mit denen in einen Topf geworfen zu werden…
Ich möchte dir absolut beipflichten. Und unterstreichen, das Robert gerade schwierige Themen mit Feingefühl und Diplomatie total gut handhabt. Deshalb mal so zwischendurch: Großes Kompliment an Spontis!
Zumal ich überhaupt nicht den Eindruck habe hier gäbe es eine vorherrschende „Konsensmeinung“. Ganz im Gegenteil, man merkt auch hier wie heterogen die Szene ist. Man muss es aushalten können das Menschen verschieden sind. Wichtig ist der Respekt im Umgang miteinander und das wird bei Spontis immer großgeschrieben.
Die „Lager“ die sich im Laufe der Pandemie gebildet haben, sind tatsächlich sehr ausgeprägt und in gewisser Weise verfeindet. Das muss nicht sein. Wir müssen – egal von welcher Position aus – aufpassen, dass wir uns nicht in extreme Positionen begeben, von der aus jede andere Meinung oder Handhabung ausgeschlossen wird.
Weder die, die tun als gäbe es kein Corona und auch nicht die anderen, die sich auf das gefühlte Ende der Welt vorbereiten, sollten unsere Sichtweise lenken.
Ich habe versucht aus meiner Sichtweise Verständnis aufzubringen, um sich endlich wiederzutreffen und zu feiern, was auch durchaus geklappt hat. Ich verurteile niemanden, der zum „Pest-Treffen“ gefahren ist, im Gegenteil. Allerdings habe ich trotzdem kritisch gesehen, dass einige Besucher so wenig Eigenverantwortung gezeigt haben und nicht die einfachsten Schutzmaßnahmen, wie das Tragen einer Maske, befolgt haben. Das finde ich auch einfach unhöflich denen gegenüber, die versucht haben, Vergnügen und Schutz unter einen Hut zu bringen.
Karsten hat mit seiner Sichtweise und Handhabung glücklicherweise eine Lücke geschlossen, die ich hinterlassen habe. Denn ich war nicht dabei und nicht mittendrin, konnte also schlecht mitreden. Er zeigt wie man durchaus Vergnügen und Schutz unter einen Hut bringen kann, ohne andere in Gefahr zu bringen.
Er äußert sich in seinem Beitrag dazu auch sehr reflektiert und selbstkritisch, was ich absolut gut finde.
Wir dürfen die Pandemie nicht damit enden lassen, liebe @linnepop , dass wir auf zwei Seiten eines Flusses sitzen, über den es keine Brücke gibt. Das wäre eine Folge der Pandemie, die man nicht mit Impfstoff eindämmen könnte.
Hallo lieber Robert, danke für dein Antwort. Ich habe mit ´gängige Meinung´ gemeint, die die vorallem unter dein Artikel geschrieben worden sind. Da bin ich erschrocken wie teilweise heftig reagiert wurde, wie du sagst, dass sich hauptsächlich Veranstaltungsgegner geäussert hatten. Ich habe da die Vertretung der andere Seite sehr vermisst.. und bin deswegen dankbar für diese zweite Beitrag von Karsten Diekmann, der wie ich Vorort war.
Ich finde dich sehr reflektiert und offen für alle Seiten, und bedanke mich für die tolle Leistung, die mich inspiriert!
Ehrlich zugegeben bin ich zur Zeit etwas rebellisch, weil ich auf viele Social Networks so überspühlt werde mit negative Äusserungen,(ua. bzgl. das Pesttreffen etc.) Erst habe ich mich gar nicht getraut meine Meinung dazu zu sagen, eben weil es soviel Kritik gab:
Alle sind Unveratwortlich, Unverschämt etc etc.
.In mir brodelt es und fühle mich oft machtlos, dass einfach gefühlt fast alle Menschen wie Roboter befolgen was die Regierung sagt und meint.
Ich bin kein Komplottdenker und bin auch nicht der Meinung das es kein Corona gibt. Ich wünsche mir nur das mehrere Menschen kritisch sind und nicht nur ihre Angstgefühle folgen und bloß sich so schnell wie möglich Impfen lassen wollen; weil erst dann die Welt wieder in Ordnung sei.
Und sehr gerne, wenn es für nicht-geimpfte auch ein Platz gibt aufs WGT nächstes Jahr, treffe ich dich gerne ;)