Heim Herd Hund – Gothic Soap mit Luci van Org

Weil ich ein Mädchen bin!“ Auch fast 20 Jahre nach ihrem Erfolg als Lucilectric ist der Name Luci van Org untrennbar mit diesem Stück Popgeschichte verbunden. Ob wir das Lied mochten oder nicht, seine Omnipräsenz hat es tief in das gesamtdeutsche Gedächtnis gebrannt. 1999 versuchte sie es solo, betrat 2003 mit ihrer Band „Das Haus von Luci“ neue musikalische und äußerliche Pfade um dann mit Üebermutter 2007 einen Fuß in die Gothic-Szene zu setzen. Seit 2012 versucht sie sich mit ihrer neuen Band Meystersinger weiterzuentwickeln. Doch neben der Musik versucht sich Frau van Org auch als Schauspielerin, Autorin und Grafikerin. Genug Lebenslauf.

Heim Herd Hund ist eine 2011 von ZDF-Kultur ausgestrahlte Miniserie, in der Luci van Org sich in einer Art „Gothic-Familien-Soap“ versucht. Leider ist das ganze wohl im Rausch der medialen Berieselung untergegangen und so ist es Rosa Chalybeia zu verdanken, die mich auf die 6-teilige Serie aufmerksam machte. Die Geschichte ist kurz erzählt: Luci, Axel und Acht van Org spielen eine schräge Familie, die zusammen mit ihrem menschlichen Hund Rosi eine neue Wohnung beziehen. Ihre Managerin versucht Luci mit allen Mitteln zurück ins Rampenlicht zu bringen, während die Familie verzweifelt versucht, sich im echten Leben zu integrieren.

Was macht die Familie so außergewöhnlich? Der menschliche Hund, der von Knorkator-Sänger Stumpen gespielt wird, die putzende Haussklavin oder die Überzeichnung sämtlicher Klischees die man hinter eine „Gothic-Familie“ vermutet? Ungeschickt ist das Ganze nicht gemacht, alles was man Frau van Org vorwerfen könnte, parodiert sie gleich selbst. Egal ob es um Erfolglosigkeit, Marketingwahn oder „Weil ich ein Mädchen bin“ geht. Dabei lässt sich sich auch noch hochkarätig unterstützen. Manta-Manta Sternchen Tina Ruland, Supernanny Katja Saalfrank, Rod Rodriguez von den Ärzten und Thomas Rainer von Nachtmahr und viele andere bekommen ebenfalls Gelegenheit, sich selbst nicht ganz so ernst zu nehmen. Das dabei nichts ausgelassen wird, erklärt wohl die Tatsache, dass man es erst nach 22:00 in der ZDF-Mediathek zu Gesicht bekommt. Vielleicht liegt es an der Haussklavin, den eingebackenen Insekten oder Thomas Rainer als Hitler-Parodie auf der Toilette („…und unter mir die braunen Massen…“). Völlig unnötig wie ich finde, denn das alles kann man auch im Nachmittagsprogramm einiger privater Fernsehsender sehen.

Gut oder schlecht? Macht euch selbst ein Bild. Es ist unnötig, sich über die Klischees aufzuregen, denn die sind so maßlos übertrieben, dass sie sich selbst erübrigen. Wenn es ein Marketing-Schachzug von Frau van Org gewesen sein sollte, so sei er ihr verziehen, die große Portion Selbst-Ironie macht sie fast schon wieder sympathisch.

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Shan_dark
Shan_dark (@guest_28278)
Vor 11 Jahre

^^Ich find’s lustig & gar nicht so schlecht (wie ich erwartet hatte). Das Wohnungsinterieur ist genau mein fall, nur die Musik kekst (vermutlich der Grund für die Serie?). Ansonsten alles schön passend Schippe genommen :)

Axel
Axel (@guest_28279)
Vor 11 Jahre

Ach, dafür bezahlt man also die Gebühren… Naja, besser als Jürgen Milski beim Fernsehgarten, aber nicht viel. :D

tobikult
tobikult(@tobikult)
Vor 11 Jahre

Das ist an unserem fernsehlosen Haushalt glatt vorbeigegangen. Vielen Dank für die Programmempfehlung! Parasita und ich haben uns 30 Minuten lang heiter unterhalten gefühlt.

sba
sba (@guest_28286)
Vor 11 Jahre

bissken sehr scheinmilitaristisch, aber bei Individualismen kann man naturgemäß nicht alles, schon gar nicht im kleineren Rahmen, erfassen.

Irmin
Irmin (@guest_28292)
Vor 11 Jahre

War doch witziger, als ich im Vorhinein vermutet habe. Es wirkt stellenweise sehr wie eine überzeichnete Addams Family (auch, wenn ich den Film vor Ewigkeiten zuletzt gesehen habe, mag sein, dass ich mich täusche) – erstaunlich, dass das überhaupt möglich ist…

Wenn ich an einen „menschlichen Hund“ denke, ist wohl kaum einer besser für die Rolle geeignet als Stumpen, von daher eine sehr gute Wahl ;) Und durch diese Serie kann ich sogar Thomas Rainer noch etwas Positives abgewinnen, hätte ich auch nicht erwartet. „Die Uniform, der Militarismus – das ist alles Ironie, alles überzeichnet. Merkt doch jeder!“ – wie passend zu der aktuellen Diskussion hier im Blog *g*

Zur Musik: Gut, eingängig isses, gar nicht mal schlecht, aber als Hörer hat mich die „Üebermutter“ nicht gewonnen.

(Besser jedenfalls als das Stück ganz am Ende. Ja, ich mag Nachtmahr nicht.)

Ian Luther
Ian Luther (@guest_28332)
Vor 11 Jahre

Durchaus ganz nett gemacht… aber der Schwerpunkt ist mir zu militaristisch und hat nur am Rande was mit einer halloweenigen Atmosphäre zu tun. Eher für die Zielgruppe „Nachtmahr“ und „Laibach“ gedacht als für „Goths“. Eine „Gothic“-Soap ist das meiner Meinung nach überhaupt nicht. Dafür ist eindeutig zu viel Kriegsspielzeug drin.

ASRianerin
ASRianerin (@guest_28350)
Vor 11 Jahre

Ich habe das damals im Zuge eines Halloween-Gothic-Abends (kein Scheiß) auf irgendeinem ZDF-Sender gesehen und ich fand es irgendwie seltsam.
Also von der Idee her war es nett gemacht und hie und da konnte man Schmunzeln, aber wirklich lachen konnte ich nicht. Es war putzig, aber nicht komisch.
Und ehrlich gesagt gab es eine Stelle, bei der ich der Meinung war, dass es ganz abstrus wurde, nämlich als die Super Nanny dort aufgetaucht ist. Vielleicht bin ich einfach humorlos und verbohrt, aber diese Frau finde ich so unglaublich furchtbar, dass die wenigen Sympathien die diese nett gemeinte Idee aufbauen konnte, sofort verschwanden.

lost control
lost control (@guest_28412)
Vor 11 Jahre

Ha, sogar ein Duke Nukem Zitat haben’s in der ersten Episode untergebracht.
Die restlichen gebe ich mir dann wohl nach 22 Uhr?

Laura
Laura (@guest_28852)
Vor 11 Jahre

Wer ist denn bitte Rod Rodriguez? :D

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