Matrix 4: Resurrections – Waren Trinity und Neo nicht eigentlich tot?

Am 23. Dezember kommt der vierte Teil der Matrix-Trilogie in die Kinos. Ihr merkt schon, hier stimmt etwas nicht. Was das sein könnte, soll dieser Artikel aufklären. Der kürzlich veröffentlichte Trailer und die dazugehörige, und fast schon ikonische Webseite, haben den glimmenden Hype, der seit dem Leak eine Maskenbildnerin im April rauchte, vollends entfacht. Die Trilogie, die den schwarzen Trenchcoat in den 2000ern zum wichtigsten Teil des Szene-Outfits erhob, war eine inhaltliche Spiegelung unserer Subkultur, weil sie eine scheinbar wilde Collage an philosophischen und theologischen Elementen in einer dystopischen Parallelwelt vereint. „The Matrix“ ist einer der Orte, an dem sich ein Grufti am wohlsten fühlt. Ob mit der roten oder der blauen Pille könnt ihr euch aussuchen.

Allerdings hat dieser Hype einen Schönheitsfehler, denn eigentlich sterben Trinity (etwa 30 Minuten lang in den Armen von Neo) und Neo selbst im letzten Teil der Trilogie. Naja, Neo wird von Smith kopiert und löscht ihn und sich damit aus, erfüllt den Deal mit den Maschinen und rettet die Menschheit. Ist das tot? Wie kann es also einen vierten Teil geben, der wieder Keanu Reeves und Carrie-Anne Moss zusammen auf der Leinwand zeigt? Und überhaupt, ist das nicht wieder alles Geldmacherei?

Ein wenig Licht ins Dunkel brachte Regisseurin Lana Wachowski in einem Panel auf dem internationalen Literaturfestival in Berlin. Der hatte man „jahrelang LKW-Ladungen mit Geld vor ihr Haus gefahren„,  um sie zu einer Fortsetzung der Trilogie zu überreden, doch erst ein tragisches Ereignis in ihrer Familie brachte sie dazu, Neo und Trinity wieder auf die Leinwand zu bringen.

Erst starb mein Vater, dann ein guter Freund von mir und dann meine Mutter. Ich wusste wirklich nicht, wie ich mit dieser Trauer umgehen sollte. Ich hatte das noch nie so nah erleben müssen und obwohl ich natürlich damit rechnete, dass meine Eltern starben, war das eine sehr harte Zeit für mich. In dieser Zeit ja mein Gehirn meine Vorstellungskraft in Gang gesetzt. Als ich eines Nachts weinte und nicht schlafen konnte, explodierte diese ganze Story in meinem Kopf. Da ich weder meinen Vater noch meine Mutter bei sich haben konnte, waren plötzlich wieder Trinity und Neo in meinem Kopf, zwei der wichtigsten Charaktere in meinem Leben. Es spendete mir Trost, diese beiden vor mir zu haben.

Es ist genauso einfach, wie es sich anhört, ergänzt Wachowski. Wenn zwei Menschen sterben, bringt man einfach zwei Menschen wieder zurück. Das fühlt sich einfach gut an.

Das ist es, was Kunst zu erschaffen vermag, was Geschichten auslösen können: Sie spenden uns Trost

Sie bespricht sich mit ihrer Schwester Lily, mit der sie stets zusammenarbeitet und mit Freunden und lässt den Entschluss wachsen, die Angebote der Filmstudios anzunehmen. Im Verlauf kommt nicht viel über den Film heraus, wohl aber über die Entstehung der Filme und im Dezember erscheinenden „Fortsetzung“, wenn man davon sprechen kann.

Natürlich, letztendlich soll dabei auch Geld eingenommen werden und Regisseurin Lana Wachowski hat sicherlich nicht einen nur Film gemacht, um ihre Trauer zu verarbeiten. Eine Fortsetzung der legendären Matrix-Reihe, die vor 20 Jahren zeigte, wie man sich eine Welt in einer dunklen Zukunft vorstellt, war für die Produktionsfirma von monetärem Interesse. Blenden wir den Franchise-Gedanken und gut bezahlte Stars einmal aus, bleibt die Quintessenz solcher Filme:

Uns für eine Geschichte visuell und akustisch für knapp 2 Stunden in einer andere Welt zu katapultieren. Eine Geschichte erzählen, die möglicherweise unsere Fantasie anregt, uns nachdenklich macht oder einfach nur unterhält. Und bis zu einem gewissen Grad gehört da auch eine Regisseurin dazu, die mit Trinity und Neo ihre Trauer verarbeitet hat. Das ist Teil der Geschichte. Tod, Trauer und die Matrix. Wenn das mal nicht Gothic ist.

Ob man allerdings eine fulminante Trilogie, wie die Matrix sinnvoll weiterführen, ergänzen oder neu erzählen sollte, werden wir im Dezember entscheiden. Es bleibt allerdings fraglich, ob der Film wieder für neue Bekleidungsstandards in der Gothic-Szene sorgen wird. Wir bleiben gespannt.

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Adrian Stahl
Adrian Stahl (@guest_60439)
Vor 3 Jahre

Der erste Matrix-Film ist mein absoluter Lieblings-Film, ich hab den damals in einer Mitternachts-Premiere im Kino, im nächsten Kaff hier, gesehen, ausser meiner Freundin und mir waren vielleicht noch 3-4 weitere Zuschauer drin – ich denke mal, die schnarchzapfige Gesellschaft hier konnte sich auf den zugegeben verwirrenden Trailer keinen Reim machen.
Ich auch nicht so recht – damals war ich jedes Wochenende im Kino, viel Auswahl an Freizeitaktivitäten gabs ja nun nicht, es sei denn man stand auf prollige Bierzelt-Besäufnisse …

Allerdings hat mich das eher neugierig gemacht denn abgeschreckt, und nach dem Film war ich dezent durch den Wind, ich glaub ich hab sogar vergessen beim Rückweg an der Ampel bei grün dann loszufahren, wenn meine Begleitung nicht was gesagt hätte :D

Und ich muss zugeben, der Film hat danach sehr schnell auch meinen Kleiderschrank umgekrempelt, bis hin zu dem maßgeschneiderten Ledermantel, den mir meine Oma geschenkt hat – damals vom Schneider, ich hatte da erst angefangen mit dem Nähen, da wäre nur Murks rausgekommen …

Und irgendwie war das dann auch so der Schubbs, den Plan, irgendwas kampfsportiges anzufangen, endlich mal in die Tat umzusetzen. Passt übrigens hervorragend zu Ballett, auch wenn ich dann immer komisch angeschaut werde wenn ich das sage …

Die Sequels fand ich nicht mehr so gut, die Optik mag gepasst haben aber inhaltlich hat mir da sehr viel von dem gefehlt was den ersten Film so herausragend gemacht hat.

Insofern bin ich auch irgendwie skeptisch, auch angesichts des nicht enden wollenden Reboot-Wahns, der seit vielen Jahren schon, meistens absoluten Schrott aus einst großartigen Filmen oder Serien macht – einige Ausnahmen ausgenommen natürlich, von „Dune“ habe ich jetzt auch schon viel Gutes gehört – und die Story gehört auch zu meinen absoluten Favoriten.

Ich wäre geneigt, mir auch die neue Matrix mal wieder im Kino anzutun, gesetzt dem Fall ich krieg hier jemanden überredet – wie gesagt hab ich aber auch Angst ob das Endergebnis wirklich dann was taugt, ich denke das Potential für ne richtig gute Folge-Story wäre da, ebenfalls aber auch das, es so richtig gut in den Sand zu setzen. Irgendwo jedenfalls ist mein Ledermantel noch, und meine Neo-Sonnenbrille genauso …

BTW, als vor einigen Jahren rauskam, daß „Matrix“ im Grunde eine Coming Out Story ist, hat das nicht nur mich – ein weiteres mal – ganz schön „getroffen“, persönlich, weil – das gab eine weitere Sichtweise auf den Film und damit auch auf einen selbst, und wieso einen das Ding, aufgrund der eigenen Geschichte, dann so nachhaltig erwischt hat.

Durante
Durante(@durante)
Antwort an  Adrian Stahl
Vor 3 Jahre

Die Sequels fand ich nicht mehr so gut, die Optik mag gepasst haben aber inhaltlich hat mir da sehr viel von dem gefehlt was den ersten Film so herausragend gemacht hat.

Reloaded und Revolutions sind meiner Meinung nach maßlos unterschätzte Filme, auch inhaltlich. Jedem der sie eher in negativer Erinnerung hat UND sie seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hat, kann ich nur empfehlen ihnen (jetzt vor Teil 4?) nochmal eine Chance zu geben (manchmal verändert sich der Blick auch mit den Jahren).
Ich HOFFE auch inständig dass Teil 4 nach Revolutions spielt und keine Form von „Reboot“ wird (die ständigen Reboots/Remakes/das retconning/… in Hollywood nervt mich als Fan diverser Franchises inzwischen maßlos, und die Matrix-Trilogie ist für mich sowieso heilig 8) ).

Adrian Stahl
Adrian Stahl (@guest_60453)
Antwort an  Durante
Vor 3 Jahre

Ich würde nicht sagen daß sie mir direkt negativ in Erinnerung sind, aber sie fallen eben im Gegensatz zum Original schon ab, bei den Sequels erscheint mir der philosophische Unterton oft etwas zu konstruiert, und das Special Effekt-Gewitter dafür umso vordergründig.

Sicher hat der erste Film den Vorteil der Überraschung gehabt – bis dahin hat man nichts in der Art auf dem Bildschirm gesehen, und die Trailer haben die Verwirrung auch unterstützt, bei den Sequels wusste man wo man sich befindet, daß die Macherinnen da eins draufsetzen mussten war logisch, ich empfand es eben stellenweise als etwas zu arg übers Ziel hinausgeschossen. Wie gesagt, das macht die Filme für mich jetzt nicht zwingend komplett schlecht, nur eben nicht ganz so gut wie den ersten.

Was den Reboot-Wahn angeht, gehts mir wie Dir, es nervt einfach und – wie gesagt – kommt selten was gutes raus, da zumindest mit Lana Wachowski einer der Macherinnen am Werk ist, ist das schonmal etwas gutes – hätte komplett jemand anderes übernommen, dann wäre ich mir sicher gewesen daß da nur Murks raukommen wird.

Durante
Durante(@durante)
Antwort an  Robert
Vor 3 Jahre

Meines Erachtens steckt in Teil 2 eigentlich sogar mehr Philosphie als in Teil 1. In letzterem ist es (abgesehen von zahlreichen kleineren Anspielungen (Buchtitel usw.) und kurzen Szenen („Hättest du die Vase auch zerbrochen wenn ich nichts gesagt hätte…?“), die aber keinen unmittelbaren Einfluss auf die Handlung haben, fast nur die eigentliche Grundidee (die natürlich faszinierend ist, keine Frage). In Teil 2 stehen z.B. Charaktere unmittelbar für philosophische Prinzipien bzw. Weltanschauungen (Merowinger=Kausalität&Determinismus, Smith=Bestimmung/Schicksal, Neo=Freier Wille). Das kann man aufgesetzt/erzwungen finden, das sehe ich durchaus ein, aber mir hat der Symbolismus gefallen. Und die Idee am Ende von Teil 2 den Helden/den Auserwählten/die Prophezeihung so komplett zu demontieren fand ich in so einem „Mainstream-Film“ damals grandios (Die „Rebellen“ sind nur tolerierter Teil des Systems? Genau das ist es doch was mit alternativen Subkulturen wie den Punks/Goths/… im Rahmen von Kommerzialisierung auch immer passiert ist).

Durante
Durante(@durante)
Antwort an  Adrian Stahl
Vor 3 Jahre

Keanu Reeves hatte das immer zur Bedingung gemacht für sein Mitwirken bei einer evtl. Matrix-Fortsetzung: Nur wenn die Wachowskis auch beteiligt sind (gut, jetzt ist es halt nur eine von beiden). Sehr sympathisch wie ich finde.

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