Wie außergewöhnlich schwarze Kleidung im Sommer ist brauche ich den meisten Lesern nicht zu sagen, doch die drastische Zunahme von merkwürdigen Fragen nimmt proportional mit der Temperatur zu. „Ist dir nicht warm in den Klamotten? – Nein, das liegt an der Sonne.“ Standardfloskel in diesen Tagen. Heute war wieder so einer dieser heißen Tage und ich war mit kurzer Hose, meinem schlabbrigen Blackfield-Shirt 2008 und ein paar Rangers unterwegs bis ich einen Bekannten traf, der mir eben diese Frage stellte. Schön das ich zwischen Bekannten und Freunde unterscheiden kann und obendrein auch noch verbal bewaffnet bin. Da mit ihr auch argumentativ gerüstet seid und den Unwissenden eine Kerze in ihre Denkhöhle stellen könnt, habe ich die 3 spekulativsten Fragen zur Farbe schwarz herausgepickt:
Mit schwarzen Klamotten schwitzt man mehr?
Mit flüchtigem Blick ist es unlogisch im Sommer schwarze Klamotten zu tragen. Man unterstellt uns, wir schwarzen würden mehr schwitzen. Fakt ist, weiße Kleidung wirft das heiße Sonnenlicht besser zurück als schwarze Kleidung. Fakt ist aber auch, das weiße Kleidung das auch mit der Körpereigenen Hitze macht, schwarze Kleidung gibt die Körpertemperatur besser ab. Daher hält sich das Transpirationsverhalten die Waage, jetzt rein farblich. Größeren Einfluss hat das Material und der Schnitt. Luftige Stoffe aus Baumwolle oder Leinen eigenen sich gut im Sommer zu kühlen, so kann der Wind die Haut erreichen und es entsteht ein angenehmer Kamineffekt. Synthetische Stoffe sind Schwitz-O-Maten, sie sind nicht atmungsaktiv, werden meist zu eng getragen und fördern das Schwitzen, egal ob schwarz oder weiß. Bei den Beduinen links im Bild hat die Kleidung sogar 2-fache Wirkung. Die lange und hochgeschlossene Kleidung schützt vor Sand (Sandsturm), die weiten Kutten fördern den Luftzug innerhalb der Kleidung und kühlen so besser. Warum die Damen zudem noch verschleiert sind, brauche ich wohl nicht zu erklären.
Schwarz macht schlank?
So ist es! Die Farbe schwarz wirft nämlich keine Schatten auf der Haut, so sieht man kleine Pölsterchen und Speckrollen nicht so deutlich. Im Profil wirken Bierbäuche übrigens genauso groß, den die Farbe hat ihre Grenzen. Der Effekt kann das ein oder andere Kilo ausblenden, hilft natürlich nicht gegen starkes Übergewicht. Hier kommt dann wohl eher die Frage der persönlichen Ästhetik zum tragen. Außerdem spielt uns das Auge einen zusätzlichen Streich, denn glänzende Gegenstände wirken für uns größer, dunkle Gegenstände kleiner, deshalb machen schwarze Nylonstrümpfe ein schlankeres Bein und werden von den Frauen bevorzugt, in der Physik spricht man dabei von irgendeinem Effekt, dessen Namen ich mir nicht merken kann.
Ist Schwarz ist die Farbe des Todes?
Wieso zum Henker soll der Tod schwarz sein? Wie auch immer, der Schwarze Tod – oder auch Pest genannt – selbst wütete von 1347 bis 1353 und forderte in Europa rund 25 Millionen Todesopfer. Vielleicht nannte man ihn schwarz, weil diese Farbe für die Dunkelheit steht, für das Mystische und unerklärliche und zu dieser Zeit konnte man sich das Sterben der Leute nicht erklären, da wurden noch munter verdächtige Hexen verbrannt weil man keine andere Erklärung hatte. Die Kirche erklärte im Laufe seiner Geschichte immer wieder die Liturgische Farben, die die Farbwahl bei Festlichkeiten aller Art aufzeigt. Schwarz ist demnach die Farbe der Trauer und soll an einigen kirchlichen Feiertagen getragen werden, wie zum Beispiel Allerheiligen und Karfreitag. Na gut, wenn wir sterben machen wir die Augen zu, was wir dann sehen ist schwarz. Insofern ist der Tod vielleicht schwarz, aber wer will denn gleich so schwarz malen?
Hm, also wegen schwarzer Kleidung hätte mich noch keiner schief angeschaut, zumindest hab ichs nicht gemerkt. ^^ (Liegt wohl auch daran, dass ich doch regelmäßig mit Farben abmische). Das mit der körpereigenen Hitze und der daraus folgenden negativen Auswirkung von heller Kleidung hab ich noch nie bedacht, hat aber was für sich und erklärt sicher einiges… und der schwarze Tod – hieß der nicht so wegen der sympathischen Farbe der weniger sympathischen Beulen, die er hervorrief?
Die bläulich-schwarzen Beule kommen von geschwollenen Lymphgefäßen und sind symptomatisch für die Beulenpest, die nur eine Erscheinungsform ist. Bei Wikipedia kann man jedenfalls nachlesen, das es sich um eine Wortschöpfung im Sinne von düster und böse handelt, nicht um die Farbe.
Dass die Sache mit den schwarzen Klamotten eben nur so halb stimmt, erkennt man vor allem auch daran, dass sehr viele Wüstenvölker schwarze Kleidung tragen. Da müsste man ja eigentlich denken, dass die total verrückt sind, aber dem ist eben nicht so. :)
Interessant ist es auch mit der Haarfarbe. Im Norden blond und im Süden dunkel. Da stand wohl auch die Wärmeabgabe im Vordergrund.
Obwohl mir (dunkelhaarig) im Sommer doch manchmal der Kopf brennt.
@Konna: Obwohl ich definitiv für die Wüste nicht geeignet bin. Wenn ich 24 Stunden nichts zu trinken bekomme, werde ich unausstehlich. Ich bin so eher der nordische Typ, nicht vom aussehen sondern von der Leidenschaft. Im Umkehrschluss müsste dann weiße Kleidung im Winter besser funktionieren, da sie die Körperwärme nicht so schnell hergibt.
@funkygog: Hmm. Klingt erstmal schlüssig, obwohl es mir fast etwas zu weit entfernt scheint, man könnte den Gedanken ja noch weiterspinnen, denn warum sind die Afrikaner schwarz?
Mir fällt da grad die Geschichte beim Einkauf unseres Fernsehers mit Soundanlage ein. Der Verkäufer ließ uns die Wahl zwischen einer schwarzen und weißen Anlage. Stoffel und ich, die in entsprechender Kleidung einkaufen waren, fragten den Verkaufer mit fragenden Blick:“ War die Frage ernst gemeint?“
Wie heißt es doch so schön? Wir tragen solange schwarz, bis etwas dunkleres erfunden wird. In diesem Sinne, etwas luftigere Kleidung um die ein oder andere Speckrolle zu verstecken. *g*
Ich werde auch immer von den Farbenträgern (die meist noch mehr schwitzen als ich) belächelt und mit den Worten bedacht „was trägst du bei dem wetter auch schwarz“.
Habe die letzten Jahre die Sommermonate überlebt und werde das auch zukünftig tun.
Zu den Afrikanern, dass hat uns unsere Grundschullehrerin mal erklärt (keine Ahnung ob das stimmt) Die Haut baut mit der Zeit eine stärkere Pigmentierung zum Schutz gegen die Sonne auf, weil die Sonnenstrahlen bei dunkel pigmentierter Haut nicht so durch kommt.
Daher bräunen wir auch in der Sonne-> Schutzfunktion.
Wenn man das dann über vielevielevieleviele und noch mehr Generationen betrachtet, festigt sich diese Pigmentierung.
@Mysti: Der Verkäufer hat es doch nur gut gemeint :) Schließlich erhält die Kontrastfarbe weiß immer mehr Einzug in der Gothic-Szene und die Wände in meiner und eurer Wohnung sind schließlich auch nicht schwarz :)
@Ricarda: Klingt wirklich logisch. So etwas habe ich naaaatürlich auch gelernt. Ganz bestimmt sogar, ich kann mich nur nicht mehr dran erinnern :) Ja, die Farbenträger sind ein lustiges Völkchen. Dort hält man figurbetonte synthetische Materialien für chic, auch wenn der eigene Körper nach etwas anderem schreit. Das erinnert mich irgendwie an die 70er.
ich weiß noch. in irgend nem land ist weiß die Farbe der Trauer. ich glaub das war Asien.
Völlig richtig Äwe (was heißt eigentlich Äwe?), habe bei Wikipedia gesehen, das man Thailand in weißer Farbe trauert. Andere Länder, andere Sitten. Würde mich interessieren ob es in Thailand Gothics gibt und welche Farbe die tragen ;)
@ Robert. Äwe ist mein Spitzname. eigentlich heiße ich Ewa. Naja aber immer wenn die Jungs besoffen sind, schreien die Äwe, weil die sich nicht mehr richtig artikulieren können. und bei dem äwe sind wir nun geblieben.
ach thailand ist das also gewesen. ich glaub ich hab das bei galileo gesehn, indem es um die frage ging, weshalb dort die Waschmaschienen nicht weiß wären. Oo lustige sache.
Aber goth gibts da bestimmt auch. Womöglich mehr Visus. kA
@Äwe: Dein Spitzname oder Nickname beruht also auf deinem richtigen Namen der von besoffenen Jungs artikuliert wird? Lässt das jetzt tief blicken? :D Ich habe mir das jetzt, ein 3/4 Jahr nach deinem Kommentar nochmal auf der Zunge zergehen lassen.
Na das ist es doch wert, wenn man(n) so lange über meinen Spitznamen grübelt.