Interview mit einer Chronistin: Wintermute aus Berlin

Aus unserer angekündigten Artikel-Reihe „Interview mit einer Chronistin“ führte Lumina Obscura dieses mal ein Gespräch mit dem 23-jährigen Wintermute, der für ihr Gothic-Projekt Rede und Antwort stand. Der gebürtige Sachse fühlt sich im Moment in Berlin zu Hause und bewegt sich seit etwa 2004 aktiv in der schwarzen Szene, in der er eine zweite Heimat gefunden hat. Er selbst würde sich im Augenblick als Apocalyptic Folker bezeichnen, doch auf eine abschließende Einordnung möchte er sich nicht einlassen. Seinen wirklichen Namen verrät er nicht so gerne, konnte sich aber mit dem selbst gewählten Pseudonym „Wintermute“ anfreunden. Hier wird auch deutlich, dass Lesen eine ganz besondere Leidenschaft von ihm ist, denn sein Name leitet sich offensichtlich aus William Gibsons Romanreihe „Neuromancer“ ab, in der eine künstliche Intelligenz mit dem gleichen Namen eine Gruppe von Menschen dirigiert. Darüber hinaus spielt er noch mit der Gitarre, dirigiert seinen Computer und ist kulturell vielseitig interessiert. Wie er sich selbst sieht, was er von der Szene hält und welchen persönlichen Weg er in der schwarzen Vielfalt eingeschlagen hat, kann man diesem Interview entnehmen.

Wie bist du in die Szene gekommen? Wie hat es sich entwickelt?
Am Anfang über die Musik und meinen Bruder, da man in der Kleinstadt quasi allein war, hatte man nur ein paar Kassetten und CDs. Danach über einen Gothic/Esoterik Laden wo ich mich mit dem Besitzer und den Kunden angefreundet habe. Das war im Alter von 16 Jahren.

Wie stehst du zu der Gothic Szene?
Von der Gothic-Szene halte ich mal mehr mal weniger, viele Sachen gefallen mir und viele nicht. Generell halte ich nicht viel vom großen Zusammenhalt der Szene, den gibt es meiner Ansicht nach nicht. Es gibt einzelne Gruppen in Städten wo es einen schönen Zusammenhalt gibt. Beispielweise haben wir in unserer Gruppe gemeinsame Kinoabende veranstaltet oder auch einen „schwarzen“ Stammtisch jede Woche. Leider gibt es meiner Meinung nach nicht viel Nachwuchs in der Szene, der sich damit auseinandersetzt. Ein großes Problem ist für mich das Internet. Früher hat man sich mehr mit der Musik beschäftigt weil man Alben oder Kassetten durchhörte. Eine mp3 ist doch oft schon recht Seelenlos, deshalb bin ich auch Verfechter von Originalen Alben.

Wintermute
Wintermute (23), sympathischer Wahlberliner

In der letzten Zeit habe ich eine etwas negative Einstellung zur „Szene“ gefasst, da die meisten Leute die momentan in Clubs unterwegs sind, wenig mit Gothic zu tun haben. Es erinnert eher an eine Karnevalsparty oder ein „Gothic Weekend“. Ein weiterer Kritikpunkt ist die immer stärker werdende Fraktion der Neue Deutsche Härte Fans und auch der Cyber- und Hellelectro-Hörer. Diese Hörerschaft hat nichts mit dem eigentlichen Szene-Gedanken am Hut, haben mit der ursprünglichen Darkwave-Bewegung nichts gemeinsam und bringt mitunter schlechte Stimmung in die Lokale. Durch diese immer beliebter werdenden Musikrichtungen wird leider viel Untergrundmusik aber auch andere gute eigentlich bekannte Musik verdrängt und es erinnert eher an eine Metal oder Ü-30 Party.

Trotzdem fühle ich mich im großen und ganzen zu Hause. Das WGT in Leipzig bringt immer etwas gewisse Magie mit… und nicht alle Leute sind schlecht. Es ist auch ein Querschnitt der Gesellschaft und es ist ganz normal das man mit 80% der Idioten nix zu tun haben will. Das war früher mal besser muss man einfach sagen!

Wie würdest du jemanden “Gothic“ erklären?
Gothic ist eine Subkultur die in den 80ern begann. Es ist eine Szene ohne Namen. Es ist eine Musik (!), Kunstform und Lebenseinstellung. Vieles bewegt sich in einem unklaren nicht definierbaren Rahmen. Gothic sein gehört zu den Dingen die man schwer wissenschaftlich erklären und erfassen kann (ich verweise gern auf diverse Bücher die das ziemlich gut versucht haben -> Gothic 1/2/3 oder auch Charisma des Grabes). Aber ist es denn wichtig sowas zu erklären?

Hat die Farbe Schwarz (oder eine andere) eine besondere Bedeutung für dich?
Man könnte es mit Johnny Cash beschreiben, er trug schwarz für alle Ausgestoßenen. Schwarz ist generell eine Farbe die einen von der Gesellschaft etwas abkapseln möchte, somit auch ein Ausdruck von Freiheit. Albert Camus sagte einmal den Satz „The only way to deal with an unfree world is to become so absolutely free that your very existence is an act of rebellion.“, mit dem ich mich sehr gut identifizieren kann.

Was für Personen beeindrucken, inspirieren dich?
Früher hat mich Oswald Henke inspiriert und auch Rogue von den Crüxshadows. Heute sind es eher Leute wie Dougles P. von Death in June, David Tibet (C93) oder Kim Larsen von OTWATM.

Woher nimmst du deine Kleidung?

Obwohl er zur Wende geboren wurde, bezeichnet sich der gebürtige Sachse scherzhaft als "Ossigruftie"
Obwohl er zur Wende geboren wurde, bezeichnet sich der gebürtige Sachse scherzhaft als „Ossigruftie“

Generell Klamottenläden, Armyshops oder notgedrungener weise auch mal was aus dem Darkstore.

Hast du das Gefühl das du immer in der Szene bleibst oder probierst du aus?
Das wird die Zeit zeigen. Die Tendenz geht aber auf das „für“ immer, sprich so lange ich lebe. Aber ob ich so lange in der Szene bleibe… weiß ich nicht. Die Musik und meine Einstellung versuche ich beizubehalten.

Was für Musik hörst du am liebsten?
Neofolk, Darkwave, Industrial (richtiger), Ambient, Weltmusik, NDT, Gothic Rock, Postpunk, Batcave

Welche Bands magst du besonders?
Of the Wand and the Moon, Death in June, Sol Invictus, The moon lay hidden beneath a cloud, Zero Kama, Leger des Heils, LICTD, Dead can Dance, Siouxsie and the Banshees, Skeletal Family, Fangs on Fur, Cocteau Twins, Tropic of Cancer, Fire+Ice, Der Blutharsch, Blood Axis, SPK, Sopor Aeternus, November Növelet, Goethes Erben, Dies Natalis, Down in June, Fields of the Nephilim, Joy Division, Darkwood, Orplid, Sonne Hagal, Current 93, Coil, Forseti, In my Rosary, Kirlian Camera, Psychic TV, NON, Chiasm, Cradle of Filth(alte), Allerseelen, Tor Lundvall

Gehst du auf den Friedhof?
Ja gerne, allein nicht so oft aber mit Freunden oft um die Stimmung zu genießen oder die Architektur zu bewundern. Man sieht mehr oder weniger die Vergänglichkeit des Lebens, die ja kein Teil mehr von der westlichen Welt zu sein scheint. Man erlebt dort wundervolle Momente mit Freunden in ganz besonderer ruhiger Stimmung… sprich man kann die schnelle Welt einmal anhalten.

Gehst du oft in Clubs?
Ich gehe gerne in Berliner Clubs, wie dem Duncker, Blüthenrausch, Flowers of Romance oder Death Disco, aber meist bin ich mit Freunden zuhause. Ich gehe nicht gerne alleine in Clubs, da ich ungerne Leute anspreche um mit ihnen in Kontakt zu kommen und letztendlich kann ich meine Musik auch zu Hause besser und billiger bekommen. Es ist schwer geworden eine vernünftige Party zu finden, bei Neofolk-Partys bin ich meist zufriedener als bei normalen Gothic Partys, von den sogenannten „Industrial Partys“ ganz zu schweigen. Aber in Berlin kann man Dank der Vielzahl wirklich nicht meckern, da ist für alle was dabei.

Was denkst du bei den folgenden Aussagen?

Ich habe den Eindruck, dass diese ganze Gothic-Sache zeitlich begrenzt ist und ihrem Ende entgegengeht. […] Es scheint eine Renaissance für dunklere, theatralischere Musik zu geben, aber ich glaube nicht, dass sie sich uns als in dem bekannten Sinne von »Gothic« präsentiert. 1

Ob an diesem Niedergang der Gothic-Kultur all die unzähligen Neuerscheinungen schuld sind, die den Markt überschwemmen… ich weiß es nicht. […] Da ich selbst nicht in Clubs gehe, kann ich nicht einschätzen, was sich im Dark-Wave- und Gothic-Genre alles ereignet hat und welche Musik von den DJs gegenwärtig bevorzugt gespielt wird. Doch wann immer man mir berichtete, wie die Abende verliefen, musste ich fast jedesmal erfahren, wie furchtbar ernüchternd und langweilig es gewesen sei. Anscheinend liefen die ganze Zeit meist neuere Sachen, die einfach nur schlecht waren und man direkt dankbar wurde, sobald sich ein altes Sisters-Stück eingeschmuggelt hatte. 2

Neue Generationen kamen und alte verschwanden. Das Problem an dieser Sache ist, dass das heutige Publikum einfach nicht mehr die Wurzeln der Schwarzen Szene kennt. Auf den größten Teil der Leute wirkt Gothic Rock, wie zum Beispiel von Christian Death, Screams for Tina, Mephisto Walz, The Sisters of Mercy oder Fields of the Nephilim, angestaubt und langweilig, wohingegen sie sich dann bei den wöchentlichen Club-Veranstaltungen ihre Köpfe zu Moonspell, Type O Negative und Crematory schütteln. 3

Wenn man sich heute in vielen Clubs bestimmte Songs wünscht, dann wirst du oft dumm angeguckt. Ich habe manchmal das Gefühl, dass man, wenn man sich der ursprünglichen Bewegung zugehörig fühlt, heute sehr verloren ist. […] Und zwei Stunden lang Gestampfe mit verzerrten Vocals würde mich wahnsinnig machen. Ich meine, es hat in der Steinzeit mit solchen stumpfen, hämmernden Klängen angefangen und jetzt sind wir wieder dort angelangt. Das spricht doch Bände. 4

Die Aussagen sind prinzipiell richtig. Doch jede Generation muss die Musik und die Subkultur neu erfinden. Das war schon immer die Aufgabe, man soll sich nicht ins gemachte Nest setzen sondern muss aktiv mitgestalten. Diese Lethargie ist der Krebs in der momentanen Szene. Außerdem wirken die Aussagen auf mich wie nach dem Motto „Früher war alles besser!“.
Aber für jeden ist die Gothic Szene etwas anderes, man sollte da auch nicht so viel hinterhertrauern, es ist der lauf der Dinge. Irgendwann implodiert es und entsteht erneut, vielleicht in anderer Form. Schade ist es nur um die gute Musik. Ich habe es lieber wenn es etwas kleiner ist, man sich dafür aber besser untereinander kennt.

Einzelnachweise

  1. Douglas Avery, ehemaliger Schlagzeuger der Band „London after Midnight, 1996[]
  2. Anna-Varney Cantodea, Sopor Aeternus, 1996[]
  3. Thomas Thyssen, Journalist und Szene-DJ, 1997[]
  4. Tilo Wolff, Musiker, ehemaliger DJ und Labelinhaber, 2005[]
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kara ben nemsi
kara ben nemsi (@guest_31632)
Vor 11 Jahre

schönes Gespäch, das stellt Szene dar wie ich sie kenne, kannte, erlebte.

Soul262
Soul262 (@guest_31634)
Vor 11 Jahre

Irgendwie ein typisches Gespräch mit einem jungen Goth, wie es auch vor 20 Jahren hätte sein können. Die Antworten sind für mich wie eine Zeitreise. Ist es wirklich jetzt geführt worden? ;-)
Die Oberflächlichkeit der meisten Szenegänger beklagend, 80% als Idioten bezeichnen, die Clubs mit ihrer Musik kritisieren und dem „Früher“ hinterher trauern – Antworten wie aus Kleinanzeigen meiner verstaubten Zillo-Magazine im Bettkasten.
Kurios, dass über Generationen hinweg viele Szenegänger sich einerseits heimisch in der Szene fühlen und doch mit vielem nichts anfangen können und einen Verfall der Werte fühlen. Dazu passend herausgesucht fand ich die vier Zitate mit ihrem zeitlichen Ursprung am Ende des Interviews. Zumindestens Thomas Thyssen und Tilo Wolff haben trotz ihres damaligen Pessimismus‘ der Szene nicht den Rücken gekehrt.

Ich bin gespannt, wie es in der Interview-Reihe weiter geht. Heute war es jemand, der auch optisch im Kern der Szene steht. Mal sehen, ob es auch Interviewte geben wird, die nicht wie Gothic aussehen und trotzdem Gothic leben.

Ian Luther
Ian Luther (@guest_31637)
Vor 11 Jahre

Jau. Es ist en vogue über die Szene zu meckern, statt mal nachzuforschen, ob es irgendwo oder gar in der Nähe etwas gibt, was zu einem passt. Und die Zeit wandelt sich, Menschen ziehen fort und Cliquen lösen sich auf. Das ist vollkommen normal. Ich gewöhne mir langsam ab alles schwarz zu sehen, denn dem Internet sei dank findet man auch so die passende Gesellschaft, auch wenn man vielleicht in seinem eigenen Kaff als einziger Schwarzkittel versauert. Und ich sag dennoch „Goth is what you make ist“. Ein Tipp von mir: Nicht immer das eigene Wunschdenken auf die Szene projizieren – selber machen! Auch wenn man Gefahr läuft, dass einen die restlichen Goths nicht mehr leiden können, denn was will man da erwarten? Irgendwie sind da eh alle gegen alle, wie DAF es schon gesungen haben.

mela
mela (@guest_31639)
Vor 11 Jahre

Es ist en vogue über die Szene zu meckern, statt mal nachzuforschen, ob es irgendwo oder gar in der Nähe etwas gibt, was zu einem passt.

Danke, du sprichst mir aus der Seele. Eben das versuche ich so einigen Meckerheinis schon länger zu erklären. Vergebens. Da wird dann lieber gemeckert und gemeckert, aber um’s Verrecken keinen Handschlag getan.

Ich finde es ein wenig tröstend, dass aber nicht alle jüngeren so sind und es vor allem auch noch „Nachwuchs“ gibt, für den die schwarze Szene eben keine illustre Wochenendparty ist.

Wintermute
Wintermute (@guest_31640)
Vor 11 Jahre

Nene, ich bin echt (inklusive Interview) und aus diesem Jahr ;) hihi

Das „meckern“ ist ja auch viel auf Veranstaltungen bezogen außerhalb von Berlin… in Berlin hat man viele schöne Parties :)

Ian Luther
Ian Luther (@guest_31641)
Vor 11 Jahre

Ich finde es ein wenig tröstend, dass aber nicht alle jüngeren so sind und es vor allem auch noch “Nachwuchs” gibt, für den die schwarze Szene eben keine illustre Wochenendparty ist.

Hmmm… ich würde ergänzen: „nicht nur“ eine illustre Wochenendparty :-)

Marcus
Marcus (@guest_31653)
Vor 11 Jahre

@Ian Luther: Du hast schon einmal in einem anderen Beitrag von Deinem Eindruck, dass „alle gegen alle“ seien, geschrieben. Würdest Du das etwas näher erläutern? Bezieht sich diese Aussage auf die einzelnen „Subsubkulturen“ oder auf die Menschen selbst? Weder das eine noch das andere könnte ich jedenfalls aus meiner persönlichen Erfahrung bestätigen.

Ian Luther
Ian Luther (@guest_31655)
Vor 11 Jahre

@Marcus: Ich stelle das natürlich besonders auf diesen Wochenendpartys fest, wo es en vogue ist, generell über die DJs, die Klamotten der anderen und besonders über die Musik zu meckern. Und natürlich über „Normalos“ und andere Subkulturen. Aber auch unter Musikern und DJs sind ständig irgendwelche Fehden, der eine kann nicht mit dem anderen und darum haben die Freunde des einen aus Prinzip Probleme mit denen des anderen. Manchmal erinnert mich das ganze an einen Kindergarten. Vielleicht lebe ich aber auch in der falschen Gegend. Ich würde mir jedenfalls ein bisschen mehr Zusammenarbeit statt persönliche Streitereien wünschen. Und ich sage immer und immer wieder: Wenn man die Szene oder deren Musik ändern will, muss man halt selbst was in die Hand nehmen. Aber ich spreche damit stets gegen die Wand.

Ian Luther
Ian Luther (@guest_31656)
Vor 11 Jahre

Und generell dieses Gejammer von wegen: „Ich werde nicht akzeptiert, keiner kann mich leiden“, „das ist gar nicht Gothic“ und „ich bin so viel besser als der Rest der Gesellschaft und wer nicht so ist wie ich, ist doof“… und dann die Leute, die denken, sie müssten verkleidet und zum Philosophieren in die Disco gehen und alle ganz hochnäsig anschauen. Das ist nicht das, was ich unter Gothic verstehe. Als ob Spaß auf der einen Seite verboten und auf der anderen Seite inflationär wäre. Was ich vermisse, ist ein wenig Respekt und Ehrfurcht voreinander und keine Szenen-Eliten, die letztlich genauso sind wie die verhassten Techno-Karnevalisten.

Alva Katharina
Alva Katharina (@guest_31660)
Vor 11 Jahre

…man könnte das „Gestern“ auch einfach mal in der Schublade lassen und sich an dem erfreuen, was Gegenwärtig ist.
Als „Junggruftie“ ist es für mich natürlich interessant, sich mit den Wurzeln alldessen auseinanderzusetzen, trotzdem turne ich lieber durch die Szene, wie sie hier und heute ist und (er)finde dabei meine Nischen. Den letzten Absatz finde ich persönlich sehr gut. Ich hab keine Lust nach dem vermeintlichen Glanz der „Altvorderen“ zu leben und zu streben, dafür finde ich die jetzige Szene viel zu spannend. Sie bietet viele Gestaltungsmöglichkeiten.
…und während woanders verbissen diskutiert wird, wie es denn nun früher überhaupt eigentlich war und man noch versucht zu rekonstruieren, was denn nun auch tatsächlich besser war, gehe ich erstmal eine Runde tanzen, empfinde Freude und halte Schwätzchen mit meinen schwatten Schässelchen ;)

shan_dark
shan_dark (@guest_31663)
Vor 11 Jahre

Schön. Viele wahre, sehr gut gewählte Worte. Bester Satz für mich: „Aber ist es denn wichtig sowas zu erklären?“

Grinsen musste ich bei „Industrial (richtigen)“. Traurig, aber man muss es heutzutage dazusagen.

Der Kern der Szene wird der Kern der Szene und somit bestehen bleiben. Egal, ob jung oder alt. Die, die nur Party ohne Tiefgang wollen, werden auch wieder verschwinden und etwas Anderes/Neues ausprobieren. Und zwar von selbst, ohne dass man sie herausdiskutieren muss. Übrigens: es gibt auch Ältere, die in der Szene herumturnen und keinen schwarzen Tiefgang haben. Kürzlich mal so festgestellt. Da haben manch Jüngere mehr, und wenn es nur Enthusiasmus ist. Aber um das „mehr“ und ums Vergleichen geht es auch gar nicht, sondern nur darum, dass man sich von dem seelisch/innerlich ernähren kann, was man für sich selbst aus der ganzen dunklen Seite zieht. Vergleiche (mit Anderen über true/untrue/jung/alt/erfahren/newbie etc.) sind etwas, was dem Wesen der schwarzen Szene zutiefst widerstrebt – aus meiner persönlichen Sicht. Wir sind ja hier nicht bei „mach’s mit, mach’s nach, mach’s besser“ – falls das noch jemand kennt ;) (@Kara Ben Nemsi: Ich wette, Du bestimmt!)

@Alva Katharina: „schwatte Schässelchen“ hehe :) heißt das „schwarze Schätzchen“?

Irmin
Irmin (@guest_31851)
Vor 11 Jahre

@Ian:

Es ist en vogue über die Szene zu meckern, statt mal nachzuforschen, ob es irgendwo oder gar in der Nähe etwas gibt, was zu einem passt. […] Und ich sag dennoch “Goth is what you make ist”. Ein Tipp von mir: Nicht immer das eigene Wunschdenken auf die Szene projizieren — selber machen!

Einerseits stimme ich dir zu, ich halte auch nicht besonders davon, um des Meckerns Willen zu meckern (zumal, wenn es aus einer die Vergangenheit glorifizierenden Perspektive geschieht). Andererseits ist selber machen im Zweifel aber auch leichter gesagt als getan. Die richtige Musik dürfte wohl jeder für sich finden, dafür gibt es nun wirklich genug Möglichkeiten. Bei Veranstaltungen finde ich das schon etwas schwieriger. Im Zweifel hilft mir eine Veranstaltung (oder ein Club, oder was auch immer), die genau meinen Geschmack trifft, aber am anderen Ende Deutschlands stattfindet, auch nicht weiter. Fürs selber machen braucht man auch ne gewisse Anzahl Leute, die erst mal gefunden sein will. Klar, möglich ist das wohl meistens schon. Aber ich würde es nun niemanden zum Vorwurf machen, wenn man bedauert, dass in der eigenen Umgebung nicht so viele (oder überhaupt keine) interessanten Sachen stattfinden.

Zum Artikel: Dass Wintermute nicht aus einer „Früher war alles besser“-Perspektive argumentiert, sieht man doch ganz gut an seinen aufgelisteten Künstlern: Relativ neue Bands (OTWATM), Klassiker (Siouxsie) und welche, die sogar Generationen überspannen (DCD, Di6) – und selbst richtigen Industrial gibt es heute noch ;)

Ian Luther
Ian Luther (@guest_31894)
Vor 11 Jahre

Irmin: Stimmt, allein kann man sowas nicht wuppen. Andererseits kann man aber auch Musik machen, malen, schreiben, Filme drehen. Irgendein Steckenpferd hat ja jeder. Mir geht es auch nicht darum, Disko-Abende zu veranstalten, sondern einfach ein Austausch von Gleichgesinnten. Das geht auch, wenn man am Gesäß der Welt lebt. Wozu hat man Email, Motzbook oder Spontis? :D

Sándor de Lacroix
Sándor de Lacroix(@sandordelacroix)
Vor 9 Monate

Ach der gute Wintermute, Jahrzehnte nicht mehr gesehen. Die Suche nach meiner Lieblingsband „In my Rosary“ auf dieser Seite führte mich hier her. Diese Band war auch der Anlass 2011 einfach ins kalte Wasser zu springen, damals Trisol zu kontaktieren und diese Band (jetzt unter I-M-R aktiv) zu buchen.

Für alle, die es interessiert und falls es die Netiquette erlaubt, hier ein Videobeitrag über dieses Event, meine 1. GET DARK, auch der Wintermute ist dort im Publikum zu sehen. :) https://youtu.be/-H23bdiqKqQ

Letzte Bearbeitung Vor 9 Monate von Sándor de Lacroix

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