Tote Hose in der Schule

Wer jetzt glaubt, in der Schule sei nichts los, der irrt. Die Punkeminenzen der Toten Hosen gaben sich auf Einladung des Magazins Spiesser an der Regine-Hildebrandt-Schule die Ehre und versuchten sich in der Rolle von Aushilfslehrern. Doch anstatt den neugierigen Schülern etwas über Musik und ein Leben als Punk zu berichten, haben sich Campino, Breiti und Andi die Religion als Fach ausgesucht. Gott und die Welt soll für die jungen Schüler nicht nur Gedankenanstoß, sondern auch Informationsaustausch sein.

Schnell wird klar, dass kaum ein Schüler an Gott glaubt, sondern die meisten den wissenschaftlichen Ansatz vertreten und einen Beweis sehen möchte. Zu aller erstaunen entpuppen sich die 3 Punks aus Düsseldorf als Missionare des Glaubens und liefern den Jugendlichen auch plausible Erklärungen.

Die drei erklären den Schülern die Bedeutung des Sonntages und führen die Jugendlichen mit geschickten Fragen nach dem Weihnachtsfest auf das Glatteis. Die Schüler verstehen, dass ohne den Glauben die Welt nicht die wäre, in der wir leben und auch heute noch ein wichtiger Bestandteil moralischer und ethischer Grundsätze ist. Kirchlicher Fanatismus, der in vielen Religionen und Epochen ausgeübt wurde, hat damit nichts zu tun.

[…] Aus diesen und anderen Gründen war die Religion keine Spielerei, sondern Notwendigkeit, um ethische Grundsätze und ein Moralgefühl zu entwickeln. Was mich auch immer nachdenklich macht: Egal wie verschieden die Kulturen sind – alle haben irgendwas, woran sie glauben. Das allein sollte einen stutzig machen, ob da nicht ein bisschen mehr dahinter steckt. Dass muss dann nichts mit evangelisch oder katholisch zu tun haben. (Spiesser Nov 2008, S.14)

Das Plädoyer für den Glauben ist jedoch eindeutig und für viele überraschend, man sollte die Allgemeinheit der Aussage so stehen lassen und nicht fälschlicherweise auf irgendeine Kirche beziehen. Gut gemacht meine Herren! Den Jugendlichen die Augen zu öffnen und trotzdem Spielraum für individuelle Entscheidungen zu lassen verdient meinen Respekt, von soviel Offenheit kann sich das deutsche Schulsystem eine Scheibe abschneiden.

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Kitty Khaos
Kitty Khaos (@guest_383)
Vor 15 Jahre

Bah, ich weiß schon warum ich die immer schon suboptimal fand -.- Ist ja peinlich…
Dann doch lieber die zum Glück nicht immer (?) ernstzunehmenden Ärzte :)
(erst ab 1:45 wirklich) gut

Naja, aber ich muss sagen, so wirklich toll kann ich das wirklich nicht finden…ich habe auch einen echt genialen Reli-Lehrer, studierter Theologe und evangelischer (!) Pfarrer, allerding kann er es voll und ganz akzeptieren, wenn man unglaubig ist oder noch auf der Suche ohne einen mit seiner Weltansicht so voll zu eiern, dass es diesen Missionars-Toutch bekommt…

Ich finde das einfach ziemlich ekelhaft, diearmen Schüler auf den Besuch freudig zu machen und dann sowas -.-
Nai Nai…

Entschuldige bitte meine Schreibfehler ich lieg schon im Bett und bin kurz vorm einschlafen… :)

Tears
Tears (@guest_384)
Vor 15 Jahre

Nicht nur, dass sie inzwischen eigentlich fast nur noch musikalischen Sondermüll produzieren, sie springen auch auf den Zug der neuen christlichen Taktik auf um in jedem Häufchen Unwissenheit gleich eine Mini-Religion zu sehen.

Ãœber die ethischen Grundsätze von Religionen will ich mich jetzt nicht auslassen, diese haben ja durchaus ihren Sinn. Dass der Rest um diesen Glaubens-Mist aber vorsintflutlich ist, das steht auf keiner der Fahnen den die „Wir sind Papst“-Idioten in den Wind halten.

Mir stellt sich nach wie vor immer wieder eine frage: Sind Menschen wirklich so großer Abschaum, dass sie ohne Angst vor einer Hölle oder Hoffnung auf irgendwelche geschlechtsneutralen Jungfrauen jedem der ihnen über den Weg läuft den Schädel einschlagen würden? Vermutlich ist die Antwort „Ja“, dann wirds aber Zeit für kollektiven Selbstmord einer ganzen Spezies.

Achja, was ist damit? Alles nur Schall und Rauch oder doch eine plötzliche Erleuchtung (für mehr Christlichkeit und beschissene Musik)?

Tears
Tears (@guest_389)
Vor 15 Jahre

Ich stelle einfach mal ganz blöd die Frage in den Raum: Weshalb muss man Werte in einem Fach mit dem Namen „Religion“ vermitteln? Ich kann mich nur auf die Erzählungen von früheren Klassenkameraden stützen, aber selbst im Fach Ethik wurde dort größtenteils über verschiedene Religionen geredet und eigentlich rein garnicht über ethische Konflikte diskutiert oder allgemein den Schülern beigebracht war eigentlich selbstverständlich jeder aus dem Elternhaus mitbekommen sollte: Eine gewisse Portion Anstand.

Tears
Tears (@guest_396)
Vor 15 Jahre

Nun, ich empfinde es als „Anstand“ anderen nicht den Schädel einzuschlagen, kein fremdes Eigentum zu beschädigen, nicht zu stehlen… das ganze bla… bla… dass man in den 10 Geboten findet. Aber zugegeben, das Wort ist etwas schlecht gewählt, mir viel aber spontan nichts anderes ein.

Ich habe selbst, mehr oder weniger freiwillig auch bis zum Ende der Realschule den ev. Religionsunterricht besucht. Anfangs, weil meine Eltern es so wollten, später dann mehr zur persönlichen Belustigung und weil die Ethik-Lehrerin mir mehr widerstrebt hat als den Religionslehrer mit Bemerkungen und Aktionen aus der Fassung zu bringen.

Einen Lichtpunkt hatte ich dann an der Berufsschule: Einen Religionslehrer, der weder sich selbst noch seine Religion sonderlich ernst genommen hat. Hier hatte ich die Wahl zwischen einer langweiligen Freistunde oder sehr interessantem Unterricht und einem absolut weltoffenen Lehrer wie ich ihn weder davor noch danach je wieder erlebt habe. Im Grunde zwar Off-Topic, aber immerhin auch ein Zeichen, dass ich mich mit der Thematik mehr beschäftigt habe als nur mal besoffen in einer Kirche campiert zu haben.

Nun, worauf ich eigentlich hinaus will: Ich kann absolut nicht nachvollziehen, wozu eine Religion, insbesondere wenn sie im kirchlichen Kreis und nach kirchlichen Vorgaben ausgeübt wird, gut sein soll. Allein die Frage, welcher Gott nun der einzig Richtige ist bringt doch die meisten religiösen Menschen in Erklärungsnot.

Interessant und vorallem ziemlich ausschlaggebend bei einer solchen Diskussion wäre die Frage, wie viele Straftaten aus Angst vor einer göttlichen Strafe nicht begangen werden und im Gegenzug, wie viele Straftaten (wohl meist Morde) religiös motiviert sind. Leider wird man dazu wohl kaum verlässliche Zahlen finden.

Kitty Khaos
Kitty Khaos (@guest_410)
Vor 15 Jahre

Also was das angeht, wegen dem Streit der drei großen Religionen (Christen, Judentum und Islam)kann ich nur die Ringparabel „empfehlen“ .

Ich denke dieses Thema ist zu mächtig und zu alt, als das wir hier auf eine Antwort kommen könnten.
Ich finde persönlich eine Religion an sich nicht schlimm, solange die Personen diese Religion für sich leben und keine anderen Leute da mit reinbeziehen.
Durch die Schule auf der ich bin bin ich eigentlich fast nur im Kontakt mit Christen, habe sogar eine sehr gute Freundin dorrt gefunden…
Allerdings was mich an Religionen stört, ist, dass sie sich dadurch immer alles sehr einfach machen.
Bekommt ein junger, unschuldiger Mensch Krebs so sind die Wege Gottes unergründlich…das kann es einfach nicht gewesen sein…

Über den Papst müssen wir denke ich erst gar nicht reden, rede ich hier von Christen gehe ich von solchen aus die nach der evangeelischen Lehre leben und nicht nach dieser veralteten, engstirnigen, verstopften, pädophilen, trügerischen, falschen Politiker-Religion.
Ich meine Luther hat schon um 1509 gemerkt, dass da ganz heftig was faul ist…

Werte denke ich auch nicht, dass diese über Religion vermittelt werden sollten. Man sollte generell die Fächer Religion und Ethik einfach überarbeiten und Ethik nicht als Alternativfach anbieten, sondern als normales Nebenfach, denn das sollten (!)eigentlich(!) Themen sein, die in jedermanns Alltag wichtig und bedeutend sind.
Religion sollte allerdings weiterhin jederzeit abwählbar sein.

Das ein Pfarrer nicht reflexionsfähig genug ist um zu unterrichten kann ich ansonsten auch nur bestätigen. Mein Lehrer ist da denke ich schon eine große Ausnahme.
Allerdings sind evangelische Pfarrer generell aufgeschlossener als katholische.

Tanzfledermaus
Tanzfledermaus(@caroele74)
Vor 8 Jahre

Die Toten Hosen als Verfechter des christlichen Glaubens? Das hätte ich nach ihrem Song „Paradies“ nicht erwartet!
Okay, es kann Menschen einen Halt geben und Orientierung, wenn sie glauben. Aber ich denke, in unserer heutigen Zeit ist einfach zuviel, was die Menschen früher höheren Mächten zuschrieben (Naturgewalten, Sonnenfinsternisse, Seuchen, Insektenschwärme), wissenschaftlich erklärt, auch die Enstehung des Lebens.
Da muss man schon gute andere Gründe finden, um eine angebliche Existenz einer Gottheit (ich schreibe jetzt bewusst nicht nur „Gott“) zu belegen.

Da ich bis zur 6. Klasse auf einer evangelischen Schule war, kam ich im Schulalltag mehr als normal mit Religion in Berührung. Unklar ist mir allerdings, warum meine Eltern, die beide nicht religiös sind, mich ausgerechnet dort anmeldeten. Okay, mein Vater ging schon dort zur Schule, aber er hatte selbst wenig gute Erinnerungen daran! Nun ja. Religion (anfangs hieß es noch „Christenlehre“) war bei uns Hauptfach, konnte natürlich nicht abgewählt werden. Besuche von Gottesdiensten mit der Klasse gehörten ebenso dazu wie tägliches Singen christlicher Lieder. Als Grundschulkind fand ich es normal und beschäftigte mich sogar in meiner Freizeit mit meiner Kinderbibel, die ich zur Taufe bekommen hatte. Allerdings hatte sie für mich schon den Status eines Geschichten- bzw. Märchenbuchs.
Wir hatten eine coole Religionslehrerin, die den Unterricht mit viel Humor und lustige Anekdoten „würzte“ – zum Beispiel liebte sie es, Zeugen Jehovas herein zu bitten und sie dann geschickt im Gespräch zu verwirren. Sie brachte uns viel zum Lachen und vermittelte alles weniger dogmatisch. Ich fand die Frau total klasse.
Als ich einmal freiwillig nach der Schule zu einem Erntedank-Gottesdienst gefahren bin – da muss ich 10 oder elf Jahre alt gewesen sein und hoffte auf ein schönes feierliches „Fest“ – stellte ich für mich persönlich fest, dass ich all das nicht wirklich glauben kann, dass es wirklich wie Märchengeschichten auf mich wirkt, was die Bibel und die Pfarrer erzählen.
Später, in der Mittelstufe auf einer anderen „normalen“ Schule, gab es wahlweise Religion oder Philosophie zu belegen. Aus einer gewissen Neugier wählte ich Religion, auch weil ich damals sehr mit Sinnsuche und quälenden Gedanken an die Endlichkeit unseres Daseins beschäftigt war. Es stellte sich jedoch raus, dass ich auch weiterhin keinen Zugang zum Glauben finden konnte. Es war einfach nicht in mir drin. Also wechselte ich ein halbes Jahr später zu Philosophie, die mich mehr ansprach.
Als wir dann in der Oberstufe in Politik-Wirtschaft mal einen Aufsatz schreiben sollten zum Thema Religion und Politik, hab ich mich so richtig darüber ausgelassen, wie Religion (egal welcher Richtung) leider häufig von religiösen und weltlichen Mächtigen dazu missbraucht wird, Meschen zu manipulieren und für eigene Zwecke vor den Karren zu spannen. Damals hab ich auch eine „1“ für diesen Aufsatz bekommen. Das war schon mehr mein Thema: kritische Auseinandersetzung.
Damit kein falsches Bild entsteht: ich bin nicht generell intolerant gegenüber Religionen.
Solange jemand in seinem Glauben einen guten Halt findet, Anders-/Nichtgläubige nicht verurteilt oder zu missionieren versucht, ist es für mich völlig okay.
Gar nicht gehen für mich allerdings alle fanatischen Strömungen. Die Christen waren früher auch nicht besser als z.B. jetztige religiöse Kriegsführer, man denke nur an die Kreuzzüge und Hexenverbrennungen. Da war nichts mit der propagierten „Nächstenliebe“!

Ich frage mich, wozu in der Schule überhaupt Religion gelehrt werden „muss“. Meiner Meinung nach macht es zwar Sinn, mal einen Ãœberblick über die Religionen der Welt im Unterricht zu behandelt. Aber davon nur eine einzige im Unterricht zu vermitteln, ist denke ich überholt. Vermutlich gibt es das heute auch so nicht mehr bzw. nur in streng katholischen Gemeinden oder auf speziell religiös geprägten Schulen.
Den christlichen Glauben als solchen nicht annehmen zu können, heißt ja noch lange nicht, ein schlechter Mensch ohne Werte zu sein. Man kann auch gänzlich ohne Religion ein guter Mensch sein und wissen, was man seinen Mitmenschen nicht „antun“ sollte bzw. was man generell nicht tun sollte (Sachbeschädigung usw.).
Das hat für mich überhaupt nichts mit religösen Werten zu tun, sondern eher „Was du nicht willst, was man dir tu, das füg‘ auch keinem andern zu“.

Zurück zu den Toten Hosen: die fand ich eigentlich mal ganz cool, auch viele Texte von ihnen sprechen mich sehr an. Aber ich hab auch schon lange nicht mehr verfolgt, was sie heute so machen. Schade, dass sie die Schulstunde nicht für ein anderes Thema genuztzt haben, z.B. Toleranz gegenüber Leuten, die anders denken und sich anders kleiden. Das wäre nach wie vor aktuell und gerade für Jugendliche wichtig. Nicht nur, um andere in Frieden zu lassen, sondern sich auch zu treuen, das eigene zu leben.

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